Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1858 (Jahrgang 5, nr. 1-24)
1858-01-29 / nr. 23
Schnellpfeifenbruch von Emil Marter, Dorotteagasse Ru12, Verlag der Perlen Voydgefenichak, Lord Oberhofmeister und Lodeizes Oberlämmerer kehrten damit in Begleitung der Yaufen und Trompeten nach dem Berlamin- Yungoladte (Presence Chamber) um den Zug des Bräutigams nach der Kapelle zu führen. Der Bräutigam trug preußische Generalsuniform und die Insignien des schwarzen Apfelordens, er wurde zu seinem Gige zur rechten Seite des Altars geführt, trat bis zum Fuße des Altars, niete Bier nieder und nahm dann seinen Sig ein. Der Lord Oberhofmeister und der Bize-Oberjämmerer verliefen alsdann un wieder die $agelle, um die somalische Braut zu derselben abzuholen. Als das Schmettern der Trompeten, das Wirbeln der Pauken den Brautzug verkündete, erhoben sich alle Anmwetenden. Geführt wurde der Zug durch den Marquis von Abercorn , Oberkammerherr Er. Königlichen Hoheit des Prinzen Albert, des Königlichen Gemahls, durch den Lord Oberhofmeister und den Bize- Oberkämmerer. Ihnen folgte Die Prinzep Royal zwischen ihrem Vater und Sr. Majestät dem Könige der Belgier. Acht unverheirathete Töchter von Herzogen , Marquis und Grafen trugen die Schleppe der Braut. Das Braustfleisdh der küniglichen Braut bestand, in einer Robe aus weißem Moide antique mit drei Falben aus Horizonteigen, der hekümmliche Brautanzug offer Bräute der königlichen Familie Englands an ihrem Bermählungstage. In den Seiten waren in durchbrochener Arbeit die Wappenzüge der drei Reiche , die Rose,, das Kleeblatt (shamrock) und die Distel äußerst Fünftvoll eingewirft. Weber jeder Falbel waren auf der Berberseite des Kleides Kränze von Orange- und Miyrthenblüthen , welche Teptere befanntl in Deut fchland: der Bräute Schmud sind; jeder Kranz endigte in Bouquetten,, aus denselben Blumen gebildet , so aufgesteht, das das ganze Kleid mit Blumen durchmirft schien. Dieser Blumenschmud endigte am Gürtel mit einem reichen Bougquette. Die mehr als drei Yards lange Schleppe mar auch aus weißem Moirée antique mit zwei Reihen Honttonfeigen belegt und über fdet mit Kränzen und Bouquets gleich dem auf dem Schafe des Kleides. Ihre künigliche Hoheit wurde zu ihrem Sige Links vom Altare, in der Nähe des Shronfiges der Königin geführt. Der Prinz-Gemahl und der König der Belgier nahmen Sige von vothem Sammt ein in der Mitte des sogenannten haut pas, während der Prinz von Preußen und die Prinzessin von Preußen rechte dicht hinter dem Bräutigam ihre Site hatten. Die Anzüge der Brautführer waren nach einer Zeichnung der küniglichen Braut selbst ausgeführt. Sie bestanden aus weißen Glace-Böden ganz mit sechs tiefen Fal deln in Tülle beliedt, über welche eine Zunica von Türe fiel, eingefaßt mit Fülle in Krausen und an jeder Seite mit einem aus roten Rosen und weißer Haideblüthe gebundenen Straufe aufgestedt. Die Taille war mit Draperten aus Tue befegt mit bangenden Schleifen aus demselben Stoffe mit Tüle-Kraufen. Ein Bouquet derselben Art zierte den Gürtel und war auf jeder Schulter befestigt. Außerordentlich reizend war der Anzug. Die Haideblüthe war nach einem Bouquet modellirt, welches ihre königliche Hoheit bei einem Ausfluge in die Berge von Balmoral in Schottland gebunden hatte. Die Prälaten und Geisflichen, welche die eheliche Einsegnung begehen sollten, hatten schon früh ihre Lage hinter dem Geländer des Altares eingenommen. Es waren als Primas von England der Erzbischof von Canterbury, der Bischof von London als Dekan der Küniglichen Kapelle, der Bischof von Orford als Großalmosenier, der Bischof von Ehester, der Dekan von Windsor als Hofkaplane Ihrer Majestät der Königin und Dr. Weslen als Subdefan der Königlichen Kapelle anwesend. Sobald Braut und Bräutigam ihre Pfläge eingenommen, führte die Künigliche Kapelle einen vom Prinzen Albert selbst gemählten Choral aus den Jahre 1599 aus, der in seiner Einfachheit von gar überraschender Wirkung war. Die Firchliche Trauung begann mit folgender Ansprache des Erzbiscofe von Canterbury an Die Versammlung : „Seliebte Zuhörer! Wir sind hier im Angesichte Gottes und im Angesichte Dieser Gemeine versammelt, um diesen Mann und dieses Weib im heiligen Ehestande zusammenzufügen, mehr ein ehrenvoller Stand ist, von Gott eingefeßt in der Zeit da der Mente noch unschuldig war, und ein Zeichen der verheimnißvollen Verbindung aniicgen Christus und seiner Kirche. Diesem heiligen Stande hat Christus Zier und Schönheit verliehen durch új Keletssel und durch sein erstes Munder zu Sana in Galiläa, und der heilige Paulus empfiehlt ihn, als ehrengott unter allen Menschen, und deshalb fol.fid. Niemand undorfiätig, geiätsinnig oder frevelhaft zu ihm entschließen, um Menschlichen ,elüften und Begierden zu fröhnen, gleich dem unesernünftigen Vieh, das seinen Beistand hat , sondern ehrfürchtig, vernünftig, nüchtern und in der Furcht Gottes, die Ursachen gehörig erwägend, um. berentwillen ihn Gott verordntet hat. Zupörderst ward er zur Zeugung von „Kindern iie die in der Furcht und Zucht Gottes und zur Ehre seines Heiligen Namens aufmachten sollen.. Zum zweiten ward er eingefegt als ein Heilmittel gegen die Sünde und zur Vermeidung des Lasters, auf das Personen, welche nicht die Gabe der Enthaltsamkeit befssen, heirathen und sich als unbefleckte Glieder des Körpers Christi erhalten mögen. Zum dritten warb er eingefegt zur gegenseitigen Gesellschaft, Hilfe und Tröstung, die der Eine dem Anderen bieten soll in Freude wie in Leid. Zu diesem heiligen Stande sollen die hier anmetenden Beiden nunmehr zusammengefügt werden. Darum, wenn irgendwer gerechte Ursache zeigen kann, weshalb sie nicht gefehmägig verbunden werden können, so spreche er jegt, oder fweige Kinfihre, auf fpurtáebán aj gi - Sid an das Brautpaar mendend, sprach hierauf der Erzbischof: j „Ich serlange und fordere son Euch Beiden, so wahr’ Ihr dereinst am Tage des Gerichts, wo sich die Geheimnisse aller Herzen enthüllen, Rechenschaft abzulegen haben merdet, daß, wenn Einer von Euch ein Hindernis weiß, weshalb Ihr und ehelich verbunden werden könnet, Ihr es fest bekennt. Denn feld versichert, daß alle jene, so anders miteinander verbunden werden, als Gottes Wort es gestattet, nicht Durdy Gott verbunden sind und da ihre Ehe ungefeglicht. »« Die hierauf erfolgte Antworts und umarmung des Braut-» paars ward bereits im Morgenblatte angeführt,—alsdannj sang der Chor den 67.Ysalmaeus misqristor,und,nachd’sm der Bischof von London die üblichen Gebete gelesendetthkilistete das Halleluja aus Händel’s Messias den Schluß des Gottesdienstes.Unter den Klängen von Mendelssohn’s Hochzeitssmarsch verließ der Hof alssbald dieskapelle,«damit das neuvermählte Paar und die Zeugen sich im Thronsaasle ins Registerbuch eintragen. Aus Wien vom 28. d. wird geschrieben: Der Ball, welcher gestern in den prachtvollen Salons des Herrn Baron Sina gegeben wurde , zählte zu den glängendsten des Karnevals. Man empfing bei 200 Gäste, darunter die sämmtlichen Finanznotabilitäten der Residenz, viele Mitglieder des hohen Adels und des diplomatischen Korps. * Die Wiener Börse vom 28. 9. eröffnete im Bargesdhaft : Kreditaktien 238 ° ,, Staatsbahn: 30875, Nordbahn 17945. Die Börse zeigte sich bei stillem Gehaft in allen Spekulationspapieren fester und Hef namentlich in der zweiten Börsenhälfte eine günstigere Tendenz wahrnehmen, Wechsel und Metalle fast unverändert. Die Prolongation war leicht. Schließlich notirte man: Areditastien 240, Nordbahn 181, Staatsbahn 309/,, Theißbahn 100%, , Silber 6. London, 27. Jänner. Schluftonfoll 94',. Waris, 27. Jänner. Schluß. IpEt. Rente 69.30 ; 40,pCt. 94.90 ; Staatsbahn 742; Credit Mobilier 950; Lombarden 640; Orientbahn 486. = Die Disfontherablegungen dauern noch immer fort: In neuester Zeit hat Wie vannover’she Bant den Wechselpisfont auf HpEt.,. den Zinsfuß für Darlehen auf 6 pEt., die Lübecer den Wechseldistont ebenfalls auf 5, und die Waarenvorfußfafa in Antwerpen von Zinefuß auf AY,pEt. herabgefest. — Aus Marseilde werden die Fallimente von drei sehr bedeutenden Häusern gemeldet. .. Conte filsaine, Christovuloe, Homfy freres. Die Zahl der in Dänemark ausgebrochenen Konfurse beträgt nach der „Slensburger tg.” 150, darunter 4108 Kaufleute, die übrigen Fabrikanten und Gutsbesißer sind. . Verantwortlicher Redakteur: Karl einkircher. ] unn ." . " :