Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1858 (Jahrgang 5, nr. 25-47)
1858-02-26 / nr. 46
EUR ' , ‚Pest, 1858. Abendblatt des Pester Lloyd. Freitag, 26. Februa. Nachricht verbreitet, irrt worden. Mr. AG. "Wolitische, Rundschau, 26. Feber. Die Heutige Morgenpost brachte uns Feine Nachricht von politischer Bedeutung. — In Konsantinopel kam: 20. 9. Ahmet Fetht Pasha, Großmeister der Artillerie, gestorben, an seine Stelle wurde Mehmed Rudhi Palha ernannt. Mehmed Djihemil Bey ist von Paris daselbst eingetroffen. Das von uns nach der»Presse«mitgetheilte Gerücht, daß Har Drouin de l’Huys in besonderer Mission wegen VorVerhandlungen für die Pariser Konferenzen nach Wien kommen werde,erscheint,wie die,,Oest. Ztg.·'berichtet,mindestens verfrüht,weil man annimmt, daß der kürzlich von Paris in Wien eingetroffene Botschafter,Baron v.Bourqueney,für jede der obschwebenden Fragen ausreichende Informationen mitgebracht hat. In Genua hatte sich in den sethten Tagen die Mazyzimi fer in London inhal- Der „Cattolico” beeilte sich zu erzählen, daß der berühmte Verschwörer seinen Verwandten gemeldet habe, er befinde sich frisch und wohl. Der „Borriere Mercantile" ist nun ganz skandalisirt und fragt, ob denn der „Battolico“ mit der „Stalin del Popolo" Bruderhaft geschlossen. Die , Gazzetta VT. di Venezia” Härt nun die Sache auf. Maszini hat eine einzige Schwester, verheirathet an einen Millionär,, Kaufmann in Genua ; “das Paar ist sehr fromm und gläubig, au) im politicis ganz, den been hingegeben, welche der „Cattolico“ vertritt, und Daher mit dessen Leiter, dem Marchese Brignoli, auf dem freundlichsten Fuße. fürbung aber hängt sie mit Leib und Seele an ihrem Bruder und er an ihre. Er lebt in sie sein ganzes Vertrauen und hatte es bisher nicht zu bereuen. Sie ihrerseits verhehlt ihre Zuneigung zum Bruder ihren Freunden nicht, (der Prozeß beweist, daß er dort Absteigequartier nimmt), aber äußert zugleich ihre Zuversicht ihn zu befehren. An diese Schwester hat er telegraphirt und sie hat es dem , Cattolico" mitgetheilt. — Ein belgisches Blatt meldet gleichzeitig, daß Mazzini auf ganz vertrautem Fuße mit Gibson steht. Aus Rom vom 20. wird telegraphirt : Der rühmlich bekannte Bildhauer Albacini ist gestorben. Die neuen Kardinäle werden im Konsistorium am 15. März ernannt, man nennt : Mertel, Milett, Antonucci und zwei ihanische Bischöfe. Der Auditor der Nota, Giammeli, ist zum Nuntius in Neapel bestimmt. Wir haben vor Kurzem, nach der „D. A. 3.", son.einem gräßlichen Verbrechen berichtet, welches in Jaffa gegen eine deutsch-amerikanische Kolonistenfamilie verübt worden war. Die Einzelheiten, schreibt jebt derselben Korrespondent, welche über jene Untat nachträglich in das Publikum drangen, sind wahrhaft haarsträubend. Die mangelhafte Organisation der Polizei und die Bestechlichkeit der hohen und niedrigen Beamten schien den Berbrechern, über deren Personen anfänglich vollkommenes Dunkel herrschte, Straflosigkeit zuzusichern. Nur über Eins konnte man nicht zweifeln, daß die Thäter Mohamedaner sein. Es fahren si indessen aus einigen Andeutungen zu ergeben, daß Die moralische Urheberschaft nicht bei den rohen Raubmördern zu suchen sei, und die öffentliche Meinung bezeichnete einen Finanzschreiber der Lokalregierung, einen unirten Griehen, als den Mann, der, unter Vorspiegelung großer Belohnung und unter Anregung ihrer Sinnlichkeit, die fünf Berbrecher zur That gedungen. Die Sache schien um so wahrscheinlicher, als der Gärtner Dieses Mannes, durch welchen die Anwerbung geschehen sein mußte, Die Flucht ergriffen hatte. Diesen Mann aufzufinden,, wurden nun alle möglichen Anstrengungen gemacht, aber erst nachdem durch den preußischen und amerikanischen Konsul ein B Verhaftsbefehl gegen seinen Herrn erwirft worden war, gelang es, ihn aus feinem Bersted in den Dünen südlich von Jaffa hervorzuholen. Der Berliner Korrespondent des "Tagesb. at B." berichtet unterm 23. d.: „Denken Sie "sich: Haffenpflug is unter die Staatsrechts- Literatoren gegangen! Herr Wagener hat ihn mit der Bearbeitung sammtlicher Staatsrechts- und einiger Kriminalrechtlichen Artikel seiner neuen Encyfiopädie aufgenommen, welche die Gesellschaft „aus der Bekrumpfung des Brochausihen Liberalismus" retten sol. Er soll zwei nicht ganz unbedeutende Gelehrte der „Kreuzzeitung”, welche plöblich zu Apostaten an ihrer Partei geworden sind, erleben, nämlich die Professoren Stahl und Hirsc,. — So wird unsere Staatsrechtsliteratur eine wesentliche neue Bereicherung erhalten. Auch für die theologischen Artikel des Wagener’schen „Staatsund Gesellschaftslektons” soll eine nicht minder interessante , Fürheffliche Persönlichkeit gewonnen worden sein: Herr Billmar, der ung ohne Zweifel seine Teufeldivisionen aufs Neue umständlich erzählen wird. Einer aus Prag der , Dreffe" zugegangenen Mittheilung zufolge, ist das Anerbieten der Kreditanstalt,n Reichenberg Borsähüffe auf Wonaren zu geben, in einer zu Reichenberg stattgefundenen Versammlung aus dem Grunde abgelehnt worden, weil die Geschäftesindung nicht von der Art sei, um ihre Beseitigung mit so hohen Opfern zu erlaufen, wie sie Die Kreditanstalt Durch ihren Besollmächtigten verlangte. Die Anstalt hatte sich nämlich erboten, Borz fchüffe auf fertige Waaren bis zu drei Viertel ihres M Werbes gegen dreimonatliches Accept zu geben; dafür wurden 6 vet. Zinsen, Y, pCt. Provision, ferner Lagerzing und Affecuranzgebühr gefordert. Die Hilfe der Kreditanstalt schien Den Neidenberger Industriellen um diesen Preis nichts weniger als Fonvenabel, sie wurde deshalb entschienen abgelehnt. Gewise Ereignisse, welche sich am 3atchingsdienstag in Bergamo zutrugen, schreibt man der „Ir. 3." aus Venedig vom 11. Seber, werden einigen piemontesischen Journalen Anlaß zu den übertriebensten Schilderungen und Schlußfolgerungen gezben. Darum wird es nicht überflüssig scheinen, eine flüchtige Darstellung des Sachverhaltes zu geben. Der Bischof Speranza hatte sich veranlagt gefunden, Die Troß ihrer Parteis _ % . _