Pester Lloyd - Abendblatt, März 1858 (Jahrgang 5, nr. 48-72)
1858-03-26 / nr. 69
Schellpfeifendruf von Emil Müflfer. Dorstkengaffe Mr. 12, — Berlag der Peter Moybgesellschaft, wir’menichidee-Vermuthung erwehren,daß die Mächte, gegen welchef ein Streben vorzugsweise gerichtet ist,den Erzverschwörer endlich in seinem wahren Licht erkennen,als eine unermüdlichen und brauchbaren Verbündeten,der ihnen werte und theuer sein muß.Wo könnte,falls ein zufälliger Schuß oder der Strangien erlangen und unedlen Laufbahn ein Ende machte,wo könnten dann jene Mächte hoffen,einen Verschwöster zu finden,der so ganz gemacht ist,seine eigenen Komplotten vereiteln,der Jedem alles Nähere darüber vorerzählt,der Job während seine eigenen Reihen dezimirt,indem er die besten Köpfe und Arme,über die er verfügen kann,auf verlorene Posten schickt,der seiner eigenen Sache so vier Schmach und Unglück zuzuziehen und seinen Feinden so viele Triumphe als möglich zu verschaffen weiß? Mo anders könnten sie einen Gegner finden, der so viel Absehen vor der Freiheit wie vor dem Despotismus einzufldfen im Stande ist, der von der konstitutionellen Monarchie Pemont ebenso sehr gefürchtet wird mie von Rom und Neael? Wo fänden sie einen Mann, der aller Welt rund heraus in durchbohrende Verachtung für das Talent und den Reichthum, der mit ihm die Einheit Italien versehnt, zu erkennen gibt, und der alle Italiener von Talent und Vermögen als Monarcisten, Moderantisten, Literaten, Lauwarme u. |. h, der nunztrt. So oft das Nationalgefühl anfängt zu Kraft und Geltung kommen zu wollen, steht Maszini schlanfertig da und fegt ihm Durch. irgendein unglückliches und unwahnsinniges Unternehmen einen Dämpfer auf, so oft er den Anschein hat, das die freien Sinstitutionen bei der Meinung Europas einn wenig in Gunst kommen, da tritt Mazzini vor um zu zeigen, daß die gefährlichsten Anschläge si unter dem dedenden Schilde jener Freiheit vorbereiten hasfen, und um Europa den Glauben beizubringen, daß es, wenn nicht selbst für die Freiheit reif, einen Kreuzzug gegen die Freiheit überall, wo sie nom lebt, veranstalten muß. Mach einem allgemeinen und satyrischen Referat über die Schrift fehliert die „Times“ mit den Worten : „Wie Tange wird Mazzini sich’s geduldig sagen Yaffen, daß Männer ihr Blut vergosfen für ihn, der mit dem eigenen Blut zu geizen weiß? Er ruft die jungen Männer Italiens auf, ernstlich, eifrig und dringend fordert er sie auf, ihm zu folgen. Aber damit sie ihm folgen künnen, müßte er voran gehen. Er fehlde keinen Pifacane mehr auf seine gefahrvollen Botschaften aus. In der Slugschrift, Die wir besprochen haben , hat er seiner Weisheit im Rath ein unsterbliches Denkmal gefest. Set möchten mir auch von feiner Tapferkeit im Felde etwas zu sehen bekommen. Ein sechsundzwanzig Sabre Tanges Verschhwörungsspiel, während befsen das Blut wie Wasser getroffen ist, ohne Daß, unseres Wissens , dem Erzverfechtvörer ein einziger Art persönlichen Muthes nachgewiesen werden konnte — etwas mehr als das ist nöthig um die Welt zu überzeugen, daß die Einheit tatens mehr als ein Traum ist, und daß Ihre Verfechter etwas mehr als heißtöpfige Deflamatoren sind , deren patriotischem Tapferkeitsprang ihrer Vorsicht genau die Mage hält.“ Aus Paris wird geschrieben : Eine Ordre des Generals Espinaffe an die Präfekten besimmt Die den Marschällen,, welche die fünf großen Komman 098 führen, schuldigen Ehrenbezeugungen. Ueberall auf ihrer Reise in den Orten haben die Maires mit ihren Unterbeamten die Marschälle in deren Absteigequartier vor ihrem Eintreffen zu erwarten. Die Präfekten müssen mit dem ganzen Beamtenkorps in voller Uniform sich zu dem Marschall begeben und ihm ihre Aufwartung machen so. Der Repräsentationsaufwand der Marschäle ist auf 100.000 Fr. bestimmt, da sie zugleich Senatoren und Großfreitide der Ehrenlegion sind, außerdem den glänzenden Marschallsgehalt haben, und der Stab der Kommandantschaften auf einen sehr glänzenden Fuß eingerichtet werden wird, so werden sie die Mittel haben, um ihre hohe Stellung in Äußerst glänzender Weise zu vertreten. — Die man versichert, ist die Kompagnie der Hundert Garden, die den persönlichen Dienst bei Kent Kaffer und der kaiserlichen Familie versah, aufgelöst worden. Dieselbe wird neu formirt werden und soll in Zukunft eine Garde von 400 Mann bilden. Obgleich dieselbe auch ferner nur aus Unteroffizieren besteht, so werden die Mitglieder derselben doch ihre Vorrechte, die sie bis fest besagen, verlieren. Es scheint, daß diese Berechte keinen guten Effekt auf die Armee machten und man die neue Garde viel strenger halten wird , um Eifersucht zu vermeiden. Nach dem „Court, de Marf.” wurden am besten Freitag wiederum vierzehn Personen , die von dem Sicherheitsge gegent worden sind, nach Stora (Algerien) ágas 2 1vat in Rheims wurde dieser Tage wiederum ein Mann wegen Verbreitung falscher Nachrichten und Beleidigung des Kaisers zu 4 Monaten Gefängnis und 500 Fr. Geldstrafe verurteilt. An sonstigen politischen Nachrichten wird telegraphirt : London, 24 Mär. (Offtstele Leberlandpost. Der gefangene Bizekönig eh trt nach Kalkutta unterwegs. Die Bevollmächtigten Amerikas und Russlands haben gemeinschaftlich mit den Westmächten Forderungen «abgesendet »und erwarten die Antwort Chinas für die Mitte März. Kopenhagen, 23 März. Nach der „Berling’schen Zeitung” wäre die jüngst abgegangene Antwort der Regierung Äußerst versöhnlich; der Finanzausschuß beantragt solche Abänderungen im Budget, welche außerordentliche Steuern für die Herzogthümer nicht erforderlich machen würden. Briest, 24. Mär. Hier eingelangten Nachrichten zufolge ist ein türkisches Schrauben-Linienschiff und eine Schraubenfregatte mit 3500 Mann theils Infanterie theils Säger und 20 Pferde an Bord unter Kadri Palıha gestern in der Bucht von Kiet eingelaufen. Ein drittes Schiff soll nachkommen. « Aus Montenegro und aus Bosnien liegen uns einige Korrespondenzen vor,hier können wir indeß nur noch den Bericht der»Agr.Z.«Von der montenegrinischen Grenze ddto 11.d.folgen lassen: « Ein montenegrinischer Hirt aus dem Dorfe Limniani sah von seinem Standorte aus einen wohlgekleideten und gut bewaffneten Türfen gehen, den er hinter einem Felsbloch versteckt zu töbten beschloß. Der Türfe war einer der reichsten und einflußreichsten Bewohner des türkischen Ortes Tudjemitt, der nichts fürchtend friedlich seines Weges durch die einsame Gegend ging. Als er sich dem Montenegriner näherte, schoß dieser ihn aus seiner langen Flinte nieder, beraubte ihn feinere Kleider und schnitt ihm den Kopf ab, der nach Cetinje geschickt wurde. Als dieser Vorfall in Tudjemik befannt wurde, verfügten sich 25 Türfen eines Morgens nach Limnjant und rächten ihren Glaubensgenossen dadurch, daß sie 5. Montenegriner tödteten, von denen Dreien die Köpfe abgeschnitten wurden, und so viel Vieh als sie nur konnten, wegführten. Die Montenegriner hatten keinen Widerstand geleistet, doch steht zu erwarten, daß in Kurzem eine starre montenegrinische Expedition gegen Zudjemik ziehen und diesen Akt blufig rächen werde. Stationaltheater. „Ejszak Csillaga", Oper in drei Aufzügen. Peiter deutsches Theater, „Sherefe Krones”, Genrebild in drei Aufzügen. Stadttheater in Ofen, „Brammtna”, * Wien, 24. März. Fortgefechte belangreiche Verläufe in Streditastien brachten an der heutigen Börse die Kurse aller Effekten. 5pCt, Metall, und Nationalanleihe um 1 pCt, billiger, neue Lose mit 1023, —103 gehandelt, Wechsel und Komptanten bei ehrennachen Geschäft unverändert. Die Abendbörse eröffnete mit fteigenden Kursen, die sich aber nicht behaupten konnten und gingen Kreditaftien auf 245, Staatsbahn auf 3001, zurück. Nach dem Eintreffen der günstigeren Pariser Kurse trat eine Befseiung ein, und man notirte schließlich : Kreditaftien 248, Nordbahn 188, Staatsbahn 302. Für die Nationalbant i aus Hamburg eine zweite Silbersendung von 5 Millionen Mark Banco eingetroffen. Paris, 24. März Schlußfurfe : 3pCt. Rente 69.75; 44pCt. 93.50 ; Staatsbahn 737; Credit Mobilier 807 ; Lombarden 6215 Orientbahn 475. Unbelebt, ziemlich. fest: London, 24 März, Schlußkonsols 97; Lombarden 10%. Verantwortlicher Nebatteur : Karl Weißkircher,