Pester Lloyd - Abendblatt, November 1858 (Jahrgang 5, nr. 251-274)

1858-11-08 / nr. 255

span. Mr. 255. Pet, 1858. atz «bendblatt des sdcfter-Lloyd. Montag, >. Novemb. B Politische Murasthan , 8. November. Die gute angenommenen preußischen Blätter bringen sie bereits Nachrichten über die Installirung en neuen Min­­steriums, sowie über die ufnahme, Die dasselbe bei dem Publik­um und der­ Presse efunden. Schon am 5. Vormittags wurde der Fürst vo­o­enzollern in dem Palais des Prinzen von Reußen auf Die Verfassung beeidigt Der Schwur folgte, laut dem amtlichen Protokolle, in nachsehen­­er Weise : Er wurde dem Fürsten die Formel bes Eides hin vorgelesen : „Ew. Hoheit schwören zu Gott, dem AL-­ächtigen und Allwissenden, daß Sie Seiner Majestät dem KH- ge­treu und gehorsam sein und die Berfassung alwisfenhaft vbachten wollen.” Dabei wurde bemerkt, daß der Eid, unter Erhebung der Schwurfinger , durch Aussprechen der Worte­­ (Bor- und Zuname) schwöre es, so wahr mir Gott helfe !” leisten sei, wobei es ihm anheimgestellt bleibe, am Schluffe e Seinem religiösen Bekenntnisse entsprechende Bekräftigungs­­ziel hinzuzufügen. Der Fürst leistete hierauf den Eid, indem , unter Aufhebung der Schwurfinger der rechten Hand,­­die idesworte aussprach : „Sh Karl Anton Fürst zu ohbenzollern-Sigmaringen schmöre es, so ahr mir Gott helfe und Sein heiliges Evangelium !" Das er­biesen feierlichen Aft aufgenommene Protofol ist von Sr­ niglichen Hoheit dem Prinzen-Regenten Allerhöchst eigenhändig zogen und sodann von den andern Anwesenden unterzeichnet wurden. Noch an demselben Tage unterzeichneten die Mit­­ieder des neuen S Kabinets das aufgestellte Pr­o­­ra­mom und wurden sodann spät am Nachmittage in orpore von dem Regenten empfangen. Herr v. Auer­sz­ald wird, wie die „Kreuzzeitung” Hört, als Stellver­­eter des DVorfichenden fungiren und mit der besonderen Erwartung des Staatsfenates, des Archivs und der Gent­alstelle für Preßangelegenheiten betraut werden. Zum Gbächtnis des 26. Oktober wird eine Medaille wngeführt, deren Hauptseste den Prinz - Negenten , Die erfassung beschwörend, darstellt. Die Rüdseite zeigt nun gelfen im Meere, ü­ber welchem der preußische Adler webt. Die Umschrift lautet : „Liebe des freien Manns Liebe des Baterlandg — Sichern der Herrscher Thron Wie Fels im Meer," Die Gefühle, mit denen das Bolt dies Ende der ville begrüßt, werden unsere Leser am besten aus den Orten eines Berliner Korrespondenten entnehmen, wel­­er der „Wer.­3." Schreibt : Wir haben­­ also ein freisinniges, aus altpreußischen und beralen Elementen gemischtes Ministerium, und ob etwas wei­­t rechts ob Yinis — unter den zukünftigen Ministern ist Kein nziger, an dessen Berfaffungstreue und Gehm­­­am gegen­ das Gefett der mindeste Zweifel wäre, bei em diese beiden wesentlichen Bedingungen nicht im vollsten ade vorausgefegt würden. Urtheilen Sie, ob man sich bar­ber ‚freut, zu treuen Grund hat. Den scheidenden Ministern sagt ‚ein satt der preußischen Hauptstadt in folgender Weise ter eiwohl : € s it nicht einmal Ehrgeiz zu nennen „ wenn jemand arníidtő verfolgt, aló ím Amtezu bletben; mit tie geringer Ehre es auch set. Wenn die sept abtretenden Minister in einem bestimmten Zeitpunkte neue Grundlage und Richtungen mit alten vertauscht hätten, um auf dem neuen Wege ein neues Ziel zu verfolgen, so hätte man zu ihrer Ent­­schuldigung erinnern können, daß schon mancher staatsmännische Name von nicht verächtlichem Klange einem Beflger mit dop­­peltem Gesicht angehört habe. Aber seine alte Fahne fortwerfen, um seine neue zu wählen, sich blos auf eine furchtsame Ver­­theidigung Schritt für Schritt einrichten, die alten Freunde und die alte Freundschaft ohne Zorn in den Adern verunglimpfen lassen und das beifende Lob der ehemaligen Gegner ertragen, daß die Abtrünnigkeit täglich vollkommner werde. Eine solche Schlaffheit ist jeder Rechtfertigung haar, von welchem Stoffe und Gepräge die­­­sen Minister sein werden, das konnte man sich seit acht Tagen zu prophe­­zeiten getrauen­; man konnte es, weil heute alle Preußen von Throne bis zur Hütte Davon derdrungen sind, wie Minister nicht beschaffen sein sollen. Ein Kabinet hoffen wir zu erhal­­ten von festen, geraden, zuverlässigen Männern, die niemals ge­­warnt haben. Preußen wird sich um die Welt ein B Verdienst erwerben, wird den oft angezweifelten Glauben wieder zu Ehren bringen, daß im staatlichen so gut wie im bürgerlichen Leben die Geradheit die erste Pflicht und Tugend des Mannes sein muß. Wenn unsere neuen Minister Fundige Steuerleute sein werten, so soll es uns dreifach willkommen sein; die erste an sie zu stellende Bedingung aber ist, daß je so gut den Degen vor ihre staatsmännische Ehre halten wie vor ihre bürgerliche. Durch ihre Vergangenheit müssen sie alle als Befenner von Grundfägen bekannt sein : wenn ihre Grundfäge einfeltig und berriselt sind , so werden sie an den Gehegen und Einrichtungen des Staats eine Schranke finden; so d­arf aber müssen sie sein, um dem Ausland­e Achtung abzundm­igen und es zu üiber­­zeugen, daß Beftigkeit der Staatsleitung in Preußen vorüber­­gehend fehlen konnte, aber nicht ausgestorben ft. So groß ist Die Abneigung gegen das Kabinet Manteuffel in seiner Gesammtheit; so mächtig regt sich die Publizistik, daß selbst das­­Verbleiben im Amte die Theilnehmer der abgetretenen Regierung nicht vor An­­griffen zu [hüten vermag — wie denn die ‚Berl. Börl. 3tg." über Herrn v. b. Heydt schreibt : Wir nehmen für heut­e einen Anstand, es offen auszus­­prechen, daß uns bis jest noch jedes­­ Verständniß­ fehlt, wie nach den bisher Fundgegebenen Grundlagen der Männer, die bis­­her als Kandidaten für die Neubildung des Ministeriums ge­­nannt wurden, ein­e Zusammenwirkten derselben mit dem bishe­­rigen Herrn Kandelsministers möglich sein sol, und eins von beiden kann nur der Fall sein, entweder muß der Herr Kan­­delsminister 9. b. Hey­dt Behufs seines Eintritts In Dieses neue Ministerium einen guten Theil seiner­ bisherigen Verwal­­tungsgrundlage aufgeben oder der ganze Ministerwechsel, wie er sich jegt­eben verbreitet, verliert für eine der wichtigsten Faktoren des Wolfslebens, nämlich für die kommerziellen und industriellen Verhältnisse, volständig seine Bedeutung, und es würde damit die Freudigkeit in hohem Grade getrübt werden, mit der man bisher auch in diesen Sreifen den sich baknhre­­enden Systemsmwechsel begrüßt hat. Allen diesen­­ Anfeindungen gegenüber wäre es un­­gerecht zu verschweigen, daß Herr v. Manteuffel den Augenblick seines Scheinens noch durch einen Charat­­terzug zu adeln wußte, der ihm alle Ehre mat. " Er hat nämlich eine seiner Iehten. Amtshandlungen sein Taf­­elz­ien, für mehrere derjenigen Beamten , die sich während­ seiner langjährigen Amtsthätigkeit besondere er ert­orben haben, von dem Prinzregenten Gnadenbezeigun­­gen zu­ erbitten,­ die denn­ auch, ohne Weiteres bei worden sind, d gt x c

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