Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1859 (Jahrgang 6, nr. 25-47)
1859-02-23 / nr. 43
fbendblatt a: Pester Lloyd. Mittwoch, 23. Februar. Mr. 18. eft. 1859. Y Wien, 22. Feder. Das Steigen der Devisenfurfe ist eine Erscheinung, die Niemanden, der den Gang der Börsengeschäfte aufmerksam verfolgt, überraschen Fan. Die Wiener Börse hat nämlich in den legten Tagen Eoloffale Posten von Staats- und Industriepapieren aufnehmen müssen. Das Ausland, welches unsere Papiere auf den Markt bringt, verlangt nun als Nembours entweder effektives Silber oder Desifen. Ob nun Silber oder Desifen hinausgeschickt werden, so steigt da der Kurs der Devisen, während sich im gleichen Verhältnisse der Werth des Papiergeldes vermindert, was in fo lange ,als die Papierwährung nicht die alleinige gefegliche Baluta ist,als eine Anomalie betrachtet werden muß, indem die Bant zur Stunde doch, noch die Verpflichtung, hat, ihre Noten in Silber einzulösen. Der Silberbedarf für das Ausland ist eben ein so großer, daß diejenigen, welche es benöthigen, sich das Agio gefallen hafsen müssen. „und tant man Die Bankı in solchen außerordentlichen Zeiten auch nicht verhalten, den auswärtigen Papierbefigern ihre Keller zu öffnen. Es is jedenfalls, traurig, daß, wir nach so großen Opfern, heute fast wieder so weit sind, wie im Jahre 1356, und wäre es im Interessen der Banknotenbefiger, gewiß besser gewesen, wenn die Bank ihre Baarzahlungen no nicht aufgenommen hätte. Die Borsicht der Bankdirektion ‚. Die, ‚den auswärtigen und inländischen Arbitrageurs so unbequem geworden, erweist sich heute als eine sehr Löbliche, obgleich das bekannte Leipziger Haus P.. trob aller Restriktionen im Berlaufe weniger Monate einige Millionen Gulden in Silber aus der Bank geholt. Heute ist ein Herr Gold, einer der tonangebenden Bouliffiers, „ausgeblieben.“ Dies veranlaßte einen bekannten Witbold zu folgendem guten Wite +: „Es ist, doch mermwürdig, daß vo. L.d gefallen, während die übrigen Devisen gestiegen.“ Politische Rundschau, 23. Feber. Gestern solltem die Konferenzen wegen der Doppelwahl Evuiza’s beginnen; es scheint jedoch, daß die Berathungen’aufs näcfte Woche verschoben worden sind. Wenn wir, überdies gestern , gestüßt auf Den neuesten Artikel des „institutionnel", Die DVermuthung © ausgesprochen, man merdet bei der Konferenz der „Legalität“ Rechnung tragen , so haffen die heute reingetroffenen Berichte, das Gegentheil vo rausseßen: man wird, heißt es, die Interessen der „höheren Politik“ über den Geist und Buchstaben der Augustkonvention fegen. Der Pariser Korrespondent der „Kreuzztg." “will“auch bereits missen, Daß das Petersburger Kabinet erklärt hat, „man dürfen welches auch immer die endliche Entscheidung der Konferenz sein möge — auf seine Mitwirkung am Zwangsmaß regeln gegen die Donaufürstenthümer nicht zählen.“ Bon Dieser Erklärung, meint aber Der Korrespondent „ bis zu Der andern — bietet noch nicht paffend wäre — Das es sich Zwwangsmaßregeln widerlegen würde, gibt es nur einen Heinen Schrittv — Was die neuesten Bufureffer Briefe über die Vorgänge, melde Die Wahl Conza’s daselbst begleiteten, "berichten, wird zwar an den Konferenzansichten wenig ändern; gleichwohl dürfen wir sie, als charakteristisch für die dortige Situation, nicht mit Stillsfchweigen übergehen. So wird der "Temesv. 3." aus Bukarest vom 14. b. geschrieben : „Die erste Absicht der konservativen Majorität war, am 5. d.M. gar nicht zur Sttung zu kommen, also in Masfe auszubleiben. In der Nacht vom 4. auf den 5. jedoch hatte sich eine doppelte, verschiedene Thätigkeit in den Lagern der Konservativen und der Liberalen entfaltet, und während beide Theile debattirten, sah man die Boten zweiter hiesigen Konsuln in der größten Bewegung und Thätigkeit. Von beiden Herren nämlich wird auf das bestimmtester versichert, daß sie von Haus aus als entschiedene Gegner der Kr Hpfpodaren Strbey und Bibesco auftraten, und das sie nichts unterließen, dieselben zu desarputren und bei den Parteien zu diskreditiren. Ihr Man ging nämlich dahin , nachdem sie die erwähnte Absicht erreicht, einen Kandidaten vorzuschlagen, der seiner Partei angehöre, und hierzu hatten sie den Katmafam und Kollegen Mano’s und Balbany’s, den Justizminister S.PHrLippeseH ausersehen. Um seine Wahl durchzufegen, bedienten sich jene Konsuln zweier Mittelspersonen; gegenüber der konsersativen Wartet des Finanzministers Barbu 61 § 5 rdíit; gegenüber der Liberalen des Prinzen Demeter [. Diese Sendlinge jedoch reufferten schlecht. Während die Konservativen, und zwar die einen auf Sturbey, die anderen auf Bibeeso bestanden und von einem Dritten nichts wissen wollten ,,agitirte Demeter Ghifa zwar bei den Liberalen dafür, das Fürst Stirbey und Bibecco , „diese Repräsentanten des Korrumpirten Bojarenthums“, unmöglich würden, dann aber, statt treu seiner übernommenen Mission Philippesto in Vorschlag zu bringen, hielt’er es für zwecmäßiger, si selbst vorzuschlagen. Der heftige Widerstand jedoch, "auf den ‚feine — obgleich in der jüngsten Zeit mit" den rotheften Liberalen scheinbar gemeinsame Sache machende — Persönlichkeit stieh, überzeugte ihn bald, Daß auch er eine Unmöglichkeit sei. Nun 9014, einem — seinem ehrgeizigen , weniger patriotischen als Tanfaroncharakter entsprechenden — Gefühle und son der rücksichtstoten Absicht geleitet , daß , wenn er nicht Fürst werden könne, eher sein Fremder als Stirbey oder Bibelfnes werden solle , nahm er plogiisch für die Union das Wort und schlug den Moldauer Edátzá vor. Der liberale Klub nahm diesen Vorschlag Demeter Shifa’s mit Enthusiasmus auf. First Alexander. Shifa half mninder mit. Der Pöbel, der vomnächst die Metropolie umringte, war per Mann mit sechs Zwanzigern von ihm bezahlt. Sein Plan war, die Wahl überhaupt unmöglich zu machen, einen Skandal herbeizuführen. Die Versammlung zu sprengen und später als „Netter des Landes“ aufzutreten. Die" Kiv nefersattisen, von der Stimmung des liberalen Klubs unterrichtet , verloren alsbald den Muth. Ihren ersten Ente fchlug , In Maffe von der Strung auszubleiben‘, wollten sie schon realisiren, hätten nicht der russische und preußische: Generalfonsul sie davon abgebracht , um m wenigstens den — wie die, Konsuln glaubten — immer noch möglichen Philippesco durchzufegen. So erfohten sie denn, »die vermuthige Schaar der Konsersativen. "Schon auf dem Wege zur Metropolie jedoch vernahmen sie bedrohliche, Gerichte von einer „bevorstehenden Resolution”, falls sie sich nicht dem Votum "der Liberalen anfehe fen. "Dies ı genüigte, um plöglich dem Enthusiasmus, für Bouza Raum zu gönnen, für ihn patriotische Freudenthränen zu inergießen, Küffe mit den Männern von 1848 zu wechseln! Ein Bericht der „Def Core.” us Batat velt vom 17. d. Tautet: Ungeachtet der Ernennung des neuen Ministeriums, in dem Herr Brattano bekanntlich eine Stelle gefunden hat, sucht die Frühere Katmafamiie doch auch das Aus der der Gewalt festzuhalten, indem sie Yogischer Weise ihre Gewalt nur in die Hände eines legalen Fürsten niederlegen zu dürfen erklärt. Bei der Beschaffenheit der Wahl desbersten von 13 a, die bezüglich der Walachei von der Härte nicht unangefochten bleiben kann, hat diese Argumentation siel für sich... Neben der Kaimakamie gehaltet und waltet auch die neue Regierung, zumeist jedoch auf dem Gebiete von Reformen und Projekten untonistisch - radikaler Färbung. Daß jedoch im Ganzen dieser Zustände eine rechte Ordnung nicht herrscht, bemeist der Umstand, daß das Besoldungsbudget nicht legal autorisirtest, daß somit alle Zahlungen bis zur Herstellung einer festen anerkannten Autorität in Form von Borschüffen geschehen. Die Partei BG hin, die ‚aus besonderer, Abneigung gegen Die Anhänger Bibescos sich ursprünglich der Verfürperung des Unionsprinzipes in der Person Enuza’s angeschlossen hatte, ist in neuerer Zeit wieder unechlüffig geworden,und das immer lebhafter auftretende Gerücht, daß die Pforte dem neugewählten Fürsten die Investitur versagen will, bestimmt sie eine ‚Haltung anzunehmen, welche jenem nicht günstig it. Doch gehen wir zur bedeutsameren, zur italiesnischen Frage über, und zwar zunächt zur Turiner Senatsfigung vom 17., in welcher, wie bekannt, Das Anleensprojekt pinstutirt wurde. Der Saal war übervoll, die Diskussion mwährte jedoch nicht lange und führte nur einen Redner der OOpposition ein, den Marquis Brignole Sale, der, die Gründe des Grafen Solaro della, Margarita von Neuem entwickelte . Auch er, erklärte er, wäre bereit, diese und noch größere Summen zur Verfügung der Regierung zu stellen, menn wer sich überzeugen könnte, daß Oesterreich die Absicht Habe, einen Aggressivkrieg zu beginnen. Die Truppenvermehrung in der ombardei entstand aus den revolutionären Schisten eines Theil der dortigen Bevölkerung , und wenn die Garnisonen in anderen Theilen Italiens verstärkt wurden, so geschah es auf das Begehren der betreffenden Staaten. Er bedauert die Einmischung der piemontesischen N Regierung un die inneren Verhältnisse anderer italienischen Staaten. Diesest ist nichts Anderes als Provokation. Wird aber so in unserer Seite die Achtung vor den Verträgen aus den Augen gefest ,so wird unsere’ schöne Halbinsel, Die wir alle glitlich sehen möchten, dur die Sinuasion ultramontaner und überseeischer Mächte zum Scauplat eines furchtbaren Kampfes werden , uns, aber das nom. Dichter prophezeite Schreifal bleiben, „daß, der mit fremden Armen kampft, stets dienen muß, Sieger oder besiegt.“ Die anderen Redner unterstütten insgesammt Die Regierungsvorlage , am energisierten sprash, selbstverständihh Casoar. Nachdem er,wie in Der Deputirtenkammer, zu demonstriren gesucht, Die österreichischen Rütungen dienten nicht blos Der Defensive, sondern auch Der Offensive , , fuhr er gegen Brignole gewendet fort : Sind wir Schuld an dem abnormen Zustande Staliens?. Welchen Akt der Feindseligkeit haben, wir gegen die andern Regierungen Italiens begangen ? Sind, wir es, Die unverschämte Drohungen an sie gerichtet haben ? Nein, meine Herren! Wir haben uns darauf beschränkt, in unserem Lande ein politisches System aufrecht zu erhalten, und dem von jenen Staaten befolgten diametral entgegengefegt ist. Darin besteht unsere Herausforderung , und ich weiß in Der That nicht, welche Ankllage der ehrenmerthe Senator Brignole sonst gegen uns vorbringen könnte. Der sicherste Beweis dafür, daß unsere Politik keine pronozirende gemesen ist, siegt darin, daß man die revolutionäre Partei in Italien sich beruhigen und den Einfluß der extremen Männer in demselben Maße abnehmen sah , in welchem jene Politik auf der Halbinsel besser bekannt und gewürdigt ward, in welchem sie mehr und mehr Zutrauen einflößte. Niemand wird, denke ich, diese unbestreitbare Wahrheit bestreiten : alfe Welt wird, wie ich hoffe, zugestehen, daß zu den Erfolgen der seit einem Jahrzehnte von den Ministern des Königs Victor Emanuel eingeschlagenen Politik die Konzentrirung der Italiener um das Banner einer gemäßigten nationalen Meinung gehört, St das nun, meine Herren Sernatoren,ft das, ich frage Sie, eine Politik der Prospration ? (Lebhafter Beifall.) Die Politik Piemonts ist, also niemals eine Herausforderung gewesen ; aber sie ist, das gestehe ich ein, die Duelle großer D Verlegenheiten für Oesterreich und für diejenigen Staaten, welche seiner Politik blindlings folgen, gewesen. Diese Schwierigkeiten sind die Ursache des Antagonismus, der sich zwischen den Systemen der hier in Rede stehenden Länder erhoben. Dieser Antagonismus brachte ung 907 einigen Jahren dahin, daß wir von Seiten Oesterreichs eine grausame Beleidigung hinnehmen mußten, indem mir eine »