Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-23 / nr. 117

Montag, 23. Mai. Jr. 117. eft, 1859. bendblatt as Pester Lloyd. Telegraph. Depesche 0. „Pester Lloyd“. 22. Mai. Die Mission des Grafen Mün­­ter nach St. Petersburg ist verschoben worden. — Preu­­ßische Blätter enthalten offiziöse Erklärungen, in welden der Protest Preußens gegen die von Hannover ge­­forderte, motisire Aufstellung­ eines Observationskorps Oesterreichs Plan beabsichtige die Zusam­­eines großen­ Heerkörpers in Grsüddeutschland ; Preußen dagegen werde immer gegen einen­ Angriffs­­krieg des deutschen Bundes sein, obwohl es die Kriegs­­Ebenso hat aber an Preußen Frankreich gegen­­über das Versprechen jeder Neutralität abgelehnt, jedoch die ansprüchliche Zusicherung gegeben, ohne Provokation seine gegenwärtige Haltung nicht zu ändern. Die An­­des hannoverschen Antrages wäre daher die Argste Bmeideutigkeit gewesen. Politische­­ Rundschau, 23. Mai. Die Bewe­­gungen der Diplomatie sind in diesem Momente von hervorragendem Interesse, sie hat über die Möglich­­keit der Loyalisirung des Krieges und über die Stellung, melche die verschiedenen Großmächte einem allenfallfigen allgemeinen Kriege gegenüber­ einnehmen werden, Ent­­scheidung zu treffen. Am­­deutlichsten erscheint zur Stunde die Absicht Rußlands; es will die Sardo-Fronten mit den Oesterreichern den Streit allein auskämpfen las­­sen und das Dazwischentreten seiner anderen Macht dul­den, erhebt aber Deutschland das Schwert, dann will es auch das feinige aus der Scheide ziehen. Das nun Deutschland zu thun gedenkt, darüber lügt sich bei dem­ vielköpfigen Charakter desselben nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit urtheilen­; denn noch ist die Einigkeit des Willens nicht hergestellt. Wir müssen uns daher darauf beschränken, die bezüglichen TIhatfachen aneinander zu reihen . Baiern sendet, nach den „Mainz, Spurn,”, im Laufe dieser Woche 25.000. Mann Kerntruppen zum Schuge der bayeriischen­ Grenze gegen Branfreich in die Rheinpfalz ; das „Dresdn, Sp wrn,“ dementirt die Nachricht von einem Sonderbündnisse zwischen Bayern und Sachsen; der Vertreter Stanfreichs, in Hannobver sol, wie aus Paris berichtet wird, wegen der Haltung Hannovers auf dem Bundestage, sich zurückziehen; die Marschbereitschaft der pe­uts­­chen Bundeskonttimgente,­­ heißt es In einem Berliner Schreiben, — ist nicht ganz genügend, namentlich Sol das­ Bundeskontingent eines: Derjenigen Staaten, welcher zu den ungeduldigsten gehört, in Betreff seiner „Marsch­­bereitschaft”, wenn man unter diesem Worte nicht blos die Gestellung von Mannschaften,­ sondern auch eine den gegen­­­wärtigen Zeitverhältnissen entsprechende Ausrüstung verste­­hen will, noch sehr vieles zu wünschen übrig lassen. In Preußen wird bei der Kavallerie und­ Artillerie die Einstellung der Land­wehrmannschaften binnen kurzem vollendet sein. Von einer Mobilmachung der­ fibrigen Landwehr ist vorläufig noch Feine Nede. „Das Aussprechen des schwer­wiegenden Wortes „Mobilmachung”, söreibt ein Berli­­ner Korrespondent, ist gleichbedeutend mit „Vorwärts”, wie jeder klar erkennt, der da weiß, was es sagen will: die preuß­ßische. Landwehr verläßt Familie, Haus und Hof, um für das Baterland einzutreten. Dann hat das Rathen ein Ende und es beginnt Das Thaten.” Ein Leader der „Nation.­Ztg." Täßt aber Teider vermuthen, daß nach der gegenwärtigen Stimmung des Berliner Kabinets diese „Thaten” nicht in Medereinstim­­mung mit Oesterreich erfolgen sollen! — Dasselbe Iasfen die folgenden Zeilen errathen, die wir der: „Berliner Bör.­3." entnehmen; mir seien nämlich in dem genann­­ten Blatte unterm 21. 5. : Es war heut hier eine Menge von Gerichten verbrei­­tet, denen zufolge angeblich in den neuesten Tagen Momente eingetreten sein sollen, die eine aktivere Betheili­gung Preußens an den gegenwärtigen Kr­iegsere­­gnissen als wahrscheinfic­h erscheinen lassen. Bald wollte man die Herkunft des preußischen Ge­sandten am Pariser Hofe in diesem Sinne deuten, bald sollte preußischer­seits die bestimmte Erklärung abgegeben worden sein, daß das eventuelle Niederschreiten des Ticino durch fran­­zösische Truppen als ein Kriegsfall durch den gesammten deutschen Bund werde angesehen werden, bald sollten endlich preußischer Seits Aufklärungen in Paris verlangt worden sein über die Bedeutung einiger Stellen in der Proklamation des Kaisers Napoleon, ja die Gerüchte dehnten sich bereits so weit aus, daß man von einer in den nächsten Tagen bevor­­stehenden Mobilmachung der gesammten preußischen Armee sprach. Alle diese­ Gerüchte beunruhigten heut die Fünfmän­­nischen­ Kreise in beträchtlichen Maße und waren unter An­derem wohl auch die hauptsächliche Veranlassung, weshalb an der heutigen Börse die preußischen Effekten in einer so rapi­­den Weise fielen. Uns wird von kompetenter Stelle nun aber die bestimmte Bereicherung, daß in der Haltung der Preußi­­schen Politik feinerlei Renderung eingetreten sei, ‚und daß auf nicht der entfernteste Grund vorliege, eines die­­ser verstehend angedeuteten Gerichte für begründet zu halten, und es wird uns hinzugefügt, daß noch immer der Eintritt derjenigen Eventualitäten in wetter­ferne liege, unter denen allein die preußische Regierung zu einer aktiven Thet­nahme am Kriege entschlossen ist. Aus Paris vom 19. wird geschrieben : Man erwartet schon in einigen Tagen eine neue Kundgebung des „Moniteur" über die Beziehungen zu Deutschland und Preußen; man wird noch einmal den Versuch machen, Deutschland über sein wahres Interesse zu belehren und es der herzlichen Freundschaft Frankreichs zu versichern. Herr de Lagueronniere hat den Auftrag, eine solche Ma­­nifestation auszuarbeiten, vor­ ihrer Veröffentlichung wird sie jedoch die Reise nach den Alpen zu machen haben, um die kaiferliche Genehmigung zu erlangen. In London hat der ministerielle "Morning Herald" vom 20. einen äußerst heftigen Artikel gegen ‚Frankreich und Piemont gebracht, so das Persigny sie veranlaßt sah , wegen der gegen den Beherrscher Stanfreichs geführten Sprache zu reflamiren. Gleiche­zeitig wird dem , Nord" telegraphirt. Die öffentliche, Mei­­nung in London wäre sehr aufgeregt in Folge der Ge­rüchte . Die über die Tendenzen der englisch-preußischen Politis­ca selbst zirkulierten. Vom Kriegsschauplase liegen und heute folgende Nachrichten vor : Der „Montteur“ vom 22. enthält einen Bericht über das Gefecht bei Montebello und fügt bei, der Kaiser Napoleon habe sich nach Boghera verfügt, um die Selpspitäler zu befit­gen, wo den österreichischen "Berlin, wird, menziehung bereits haft sind, nahme vollzogen am Rhein hat und die N Rheinfestungen armirt |

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