Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1859 (Jahrgang 6, nr. 141-164)

1859-07-15 / nr. 151

Recht,bei dem Abschlusse des Friedens mitzuwirken,gewahrt haben.Nochmehr:auf die in dieser Beziehung von Frank­­reich gegebenen ZUsagen hatkad J.Russell sich berufen, als er inper NorthszUsv lebhaften Erörterungen im un­­terhause führte,Preußen die Neutralität anempfahl.« Hingegen schreibt man der Berliner»B.u.H. Z.«­aus Frankfurt: »Man behauptet,Graf Walewski habe in seiner Note den übrigen Mächten die Zusicherung ertheilt, daß sie ihren gebührenden Antheil an der Ordnung der italienischen Streit­­punkte erhalten seien. Man sollte doch nicht Übersehen, daß Frankreich, mit Oesterreich einig geworden, es in den Hän­­den hat, diesen Antheil abzumesfen. Eben die Ma­lenstu­de Note ist es, die bereits das Maß dieses "gebüh­­renden Antheils" fesstellt: „Die Regierung des Kaisers, sagt die Note vom 20. Lunt, wird im geeigneten Augenblick nöthigenfalls selbst die Mächte zur Theilnahme auffordern, damit sie alle mit ihr zusammen­wirfen, um der Rege­­lung d­ieser Frage ihre Anerkennung zu geben. In diesem Sape, vor der Schlacht von ©olfe­­tino geschrieben, ist das Programm Franfreihg für den Frie­­denskongreß gegeben. Man wendet ein, Preußen und Eng­­land haben von den Erklärungen der französischen Regierung At genommen, Lord Sohn Ruffel habe, eben auf die von Frankreich gegebenen Zusagen gefragt, Preußen die Neutrali­­tät anempfohlen. Allein man kann nicht mehr hin, als Trankreich beim Wort nehmen , und so weit die Erklärungen der französischen Regierung offen Liegen, hat sie nichts wei­­ter zugesagt, als daß die Mächte eingeladen werden sollen, die Ordnung der Dinge gut zu heißen, welche Tranfreich fest­­gestellt haben wird. Schlimm, daß es so ist, aber es ist so, NRüdblide auf das, was geschehen und nicht zu ändern ist, sind müßig, unterlassen wir je." Ein Pariser Korrespondent vom 11. b. berichtet: Die Rückkehr Louis Nappoleons nach Pa­­ris wird schon am Donnerstag, am Tage der St. Eugenia (!), erwartet. Er kommt inkognito an, d. h. er begibt sig auf der Ringbahn direkt nach St. Cloud. Die Katerin geht ihm bis nach Lyon entgegen und wird ihn gleichfalls nach Plom­­bisres begleiten. Dem Pariser Publikum, sagt man, wird er sich erst seit dem festlichen Einzuge der Italienischen Armee öffentlich zeigen. Der Rückzug der französischen Truppen aus der Lombardei wird nach erfolgter Ratifikation des Friedensvertrages stattfinden,­­ was indeß schon in wenigen Tagen erwartet wird. Auf die Stimmung in Preußen fuht die „Berl, Birf, 3." beruhigend einzumirken, indem sie sagt: Es heißt sich künstliche Hirngespinnste schaffen, wenn man gleichzeitig wiederum die Befürchtungen aussprechen hört, es künnten auf einer Seite irgend­welche Hintergedanken ge­­gen Preußen vorliegen; wenn auch vielleicht hier und da eine Berstimmung über das preußische Verhalten vorwalten sollte, so wird es doch ganz anderer Momente, als sie schon fest vorliegen, bedürfen, um dieser Versti­mmung praktische Folge zu geben, und alsdann wird jedenfalls Preußen klar bewußt, und mit Entschiedenheit die Konsequenzen seines gegen­wärti­­gen Verhaltens zu vertreten wissen. Unserer Meinung nach darf man auch nicht einen Augenblick daran zweifeln, daß die Kriegsfrage für fest definitiv erledigt ist und Daß es sich bei dem Kongresse und allen weiteren Schritten nur noch um die Erfüllung von Förmlichkeiten handeln kann. Wir können es billig dahingestellt sein lassen, ob der Friede ein sogenann­­ter „fauler“ ist oder nicht, jedenfalls ist es ein Frieden, und wenn alles das, was in Europa „faul“ ist, auch den Krieg zur nothwendigen Konsequenz haben sollte, so würde derselbe allerdings permanent sein müssen. Weiteren Berichten entnehmen wir : Die „Bank und Handelszeitung” läßt sich aus Grant­furt Folgendes berichten: „Nach verläßlichen Berichten aus Paris it in Italien ein gegen das Leben des Kaisers der Franzosen gerichtete Komplot entdeckt, bei welchem eine hochstehende Persönlichkeit kompromittirt sein sol. Graf Walewsfi und Herr Troplong haben über die einzuhaltenden Spritte vielfach berathen und sind schließlich zu dem Beschlusse gekommen, die ganze Angelegenheit so viel als möglich zu vertuschen. Es wird damit­ ohne Zweifel namentlich die Noth­­­­mendigkeit gegeben sein, jene hochstehende Persönlichkeit zu pardonairen."­­ Der Berner Bundesrath hat befehloffen, die eidge­­nössischen Truppen im Kanton Tessin zu entlassen , es bleibt nur eine Wacht für die österreichischen Schiffe zurück. In Wien begleitet der „BEsfrd." den Friedens­­abschluß mit folgenden Betrachtungen : „Ich fühle tief, wel’ schwere Prüfung gerade jebt der Krieg für mein Reich tít, das auf der Bahn geordneter t ne­uerern­mwiclung fortschreitet, und für diese der Tortdauer des Friedens bedarf.“ Mit diesen Worten, aus der Fülle des tiefbewegten Herzens gesprochen, nahm unser Kaiserlicher Herr das Schwert zur Hand , ... Seht, Wo die Waffen ruhen, senkt sich der Blick neuerdings nach Innen, und treten die katferlichen Worte, deren wir Eingangs gedachten, abermals in ihr Recht und in ihre volle Geltung. Selbst in den Kriegslärm hinein drängten sich von vielen unberufenen, aber auch von manchen berufenen Stimmen Wünsche und Zur­eicherungen für diese innere Entwicklung. Und fürwahr, der geregelte Fortschritt, das „Vorwärts“ in allen Verhältnissen des Lebens und der Gesellschaft gehört zu jenen Gedanken, bei welchem das Herz jedes Mannes höher schlägt in freudi­­ger Erwartung, Wohl Iegen auf der Bahn des staatlichen und sozialen­ Sortichritts viele Schwierigkeiten, die zu über­­­wältigen, viele Hemmnisse, die zu befestigen, viele Verfu­­gungen, die mannhaft zu bestehen sind ; aber siegreich überwindet sie alle, wer nie das rechte Ziel des Lebens, mie die legte Aufgabe des Staates aus den Augen verliert, und Scotterreichs Völkern und Staatsmännern sind beide scharf und Kar vorgezeichnet in den denkwürdigen Worten, welche ihr Herr und Kaiser vor drei Jahren, am 18. Juni 1856, gespro­­chen : „Mein Wunsch und Streben geht dahin, daß die Mir anvertrauten Völker die Güter des zeitlichen Lebens haben, ohne Die ewigen zu verlieren.” Berner wird aus Wien geschrieben: Die eiserne Krone der lombardischen Könige, weldhe von Monza nach Verona gebracht wurde, wird wahrscheinlich zur Auf­­bewwahrung in die Schabkammer Fommen, Schnellpfeifenbruch von Emil Müller, Dorotheagafe Nr. 12, — Verlag der Peter Lloydgesellschaft. Telegraph. Depetche b. „Pe­ter Lloyd“. Wien, 15. Zug. Graf Cavour hat seine Entlassung eingereicht, weil, wie die „Opinione” meint, die Friedenspräliminarien dem kaiserlichen Kriegsmanifeste nicht entsprechen ; dieselbe wurde vom Könige angenom­­men und Graf Arese zum Minister ernannt. Die preußische Regierung hat ihren, unterm 4. Sult bei der Bundesversammlung gestellten Antrag zurück­­gezogen. * Wien, 14. Sult. Das große Ereigniß der Woche hat bereits seine Wirkung gethan, das Geschäft an der Börse nimmt daher wieder seine normale Haltung an. Ein nicht unbeträchtlicher Theil der Kaulisse, von der Ansicht ausgehend, daß die Zeit der großen Schwankungen vorüber sei, ist ber­­eits aus der Spekulation getreten, viele werden durch die glühende Sonnenliege vom Besuche der Börse abgehalten. Die Börse trug daher heute vom Beginn bis zum Schluß einen sehr ruhigen Charakter. Anfangs war die Tendenz eine vorwiegend flaue, befestigte sich aber später, so daß Kredit, welche im V­orgeschäft auf 208 zurückgegangen waren, tie» der bis 213 stiegen. Nordbahn schwankten z­wischen 1820 und 1830, Staatsbahn zwischen 274 und 273. In National wurde 78,50, in 5pEt, Metalliques 73,50 gemacht. Fremde Wechsel stellten sich abermals etwas billiger. Die Namberfe schloß fest : Kredit 213, Nordbahn 1820, Staatsbahn 274, Baufaktion 898, Dampfschiffaktion 442, 5pCt,­ Metalliques 74, National 78,50, ungar. Grundentla­­stungen 68,80, Kreditlose 95, Augsburg 101, London 117,50, Münzdukaten 5,50, Silber 16. Verantwortlicher Redakteur: Karl Weisskircher,

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