Pester Lloyd - Abendblatt, September 1859 (Jahrgang 6, nr. 190-214)

1859-09-16 / nr. 202

reich,zurückberufen werden und den toskanischen Thron bestei­­gen können. . In Rom gilt es nun als gewiß,daß zwischen­­ der Regierung von Frankreich und dem Hofe von Rom ein „tiefes Zerwürfniß besteht. Das Kabinet der Tuilerien erklärte dem heiligen Vater durch seinen Gesandten,, hab es nicht nur In­ten Legationen nicht interveniren werde, sondern daß Die Wünsche dieser Bevölkerungen hinsichtlich einer unab­­hängigen Verwaltung ihm legitim erscheinen und es demnach Se, Helligkeit bitten müsse, auf seine Rechte auf diese Pro­­vinzen zu verzichten. Die Absicht der französischen Negierung war, ihre Truppen Anfangs des Winters zurü­czuziehen. In­folge lebhafter Vorsttellungen wurde die Frist bis nach Ostern verlängert. Der Papst sol erklärt haben, eher wieder nach Gaeta zu gehen, als den Romagnolen Konzessionen zu machen. — Am 15. August bereitete sich in Rom eine Demon­­tration gegen Napoleon vor. Als General SpoHon es erfuhr und die Namen der Haupträdelsführer ihm hinterbracht wurden, ließ er diese Herren zu sich kommen und bedeutete ihnen, daß er bei dem geringsten Bersuche von Unorönungen militärisch einschreiten und sie dem Kriegs­­gerichte übergeben werde. In Folge Dieses Avertifsements blieb Alles ruhig. An sonfigen Nachrichten liegen und heute vor : Aus Paris wird berichtet: Cs if Befehl ertheilt worden, die Hafeneingänge der französischen Seestädte auszubaggern und Festungsunwerse zum Geschute der legteren zu errichten. In Havre arbeiten vier Baggerm­a­­schinen und auf den umliegenden Höhen werden Forts ange­­legt. Alle Punkte der Cherbourger Rhede sind fest mit dem Arsenal in telegraphische Verbindung gebracht wor­­den. Neberhaupt sollen längs der ganzen Ostküste Telegra­­phenlinien angelegt werden. Von der Regierung sind Sadı- Tundige nach dem rothen Meer gescnket worden, damit sie sicher die Lage und die militärischen Verhältnisse der Insel Perim genaue Erfundigungen einziehen. Der Antrag, die Zahl der Generale der Armee zu vermehren, damit eine größere Anzahl von Befehlshabern herangebildet werde, soll von dem Kaiser angenommen worden sein. Ein Telegramm aus Konstantinopel von­ 7, meldet : Der Sultan entging am verfroffenen Sonnabend einer drohenden Lebensgefahr Ein englischer Dam­­pfer trieb zweimal mit solcher Heftigkeit gegen die Kaiserliche Barfe an, daß Hieselbe nicht ohne Anstrengung gerettet wurde. Der Kapitän, angeblich ein Sonter, ist verhaftet worden, Sir Bulwer hat die strengste Untersuchung des beflagensmwerthen Borfalls angeordnet. — Das Fatferl, Szade, welches die Er­­nennung des Herrn Eduard Zohrab zum türkischen Ge­neralfonsul in Rom genehmigte, war auf dem Punkte zu erscheinen, als, nach Meldung des ‚‚Univers‘‘, Herr v. Zhouvenel Sza Halda ein Schreiben des Kardinals Anto­­nelli mittheilte, worin Degterer den b. Stuhl entfuldigt, den Repräsentanten einer nicht-christlichen Macht in Rom als Residenten nicht zulassen zu künnen. Der telegraphischen Nagridht von der Gefangen­­nehmung Shamyl’s gehen Berichte der russischen Blätter voraus, welche die Lage desselben als eine verz­wei­­felte fildern. Nach den legten Siegen der Ruffen seien ihm nur noch wenige Dorfschaften und Stämme treu geblieben; seine persönlichen Anhänger fingen ,an ihn zu verlassen und die zu den Ruffen haltenden Bergvölfer begannen, ihn einen Rebellen zu heißen. Gegenwärtig berge er sich mit wenigen Genossen in den Wäldern von Nudida und Sfchtatalia, aber auch hierhin verfolge ihn schon Linte und Mill. Der Bana­­tismus sei gefunden , die leibliche Noth aber so sehr gestiegen im Gebirge, daß die gegenwärtige Kleinmüthigkeit der Cin gebornen sich leicht erkläre. Selbst wenn je sich je wieder ermuthigen sollten, dürfte es ihnen schwer werden, die großen Bortfapritze der Ruffen wieder rückgängig zu machen. — Eine Marseiller Depesche meldet: Um die Ch­inesen zur Rai­­son zu bringen, werden die Weltmächte mindestens zwei Jahre sie befliegen müssen. — In Spyanten hat man berechnet, daß die auf Grund des Arrangements mit dem päpstlichen Stuhle zu verkaufenden geistlichen Güter folgenden Werth repräsentiren ; die des regulären Klerus 566,570,902 Realen. Die Berliner Wahlbewegung briint die Agitation für die deuts­che Bundesr­form () den Vordergrund, den dem verpflichtet, den Verfennen Preußens Klärung des sieben Punkten preußischen der umgeht, 3. Wahlbezirkes, die fich in Belfast abgehalten werden wird. Die Aus schließt mit Nahmort: „Als preußische Männer fühlen wir ung des Eisenachher Programms noch folgende Erklärung anzuschließen: Wir erachten die Her­­stellung der deutschen Einheit, Macht und Freiheit für die Le­bensaufgabe Granzes und glauben, Zahl der Unterschriften, wird der daß ein Verfall Wir sind des­­halb bereit, mit Hab und Leben für alle Schritte der preußi­­sen Regierung einzustehen,, welche zum Zmede haben, eine starre und freie Gesammtverfassung Deutschlands herzustellen.” Zur Vermehrung die Er­­stwählern zugesandt. — In Magd­er­burg greift die Agitation gleichfalls um sich. Den Berliner Freunden der „Evangelical AL Stamnce‘ ist aus England die Mittheilung gemacht wor­­den, daß von derselben am 20. Sept. eine Jahresversamm­­lung Mitthei­­lung erhellt ferner, daß die ‚‚Evangelical Alliance‘‘ mit dem Gedanken Protestantistirung Ir­lands mit den umfassendsten Mitteln vorzunehmen, nament­­lich eine wirks­ame Propaganda dafür zu gründen. Ueber, den Brand Des Salzburger Domes wird der „Wien, 3." unter gestrigem Datum tefegeaphirt . Der Dom, welcher soc­ben restaurirt wurde und am 15. Oktober eröffnet werden sollte, steht seit heute Früh um 4 Uhr in vollen Flammen. Dachung und Kuppeln stürzen nach und nach ein. Die beiden Türme, deren Zugänge gleich vermauert wurden, hofft man zu retten, ebenso Das Mauerwerk, das dar massive Ge­­wölbe geflüste Schiff und den Unterbau der Kirche. Telegraph. Depesche D. „Pester Lloyd.“ Wien, 16. September, Der König von Piemont antwortete den Dep­utirten, welche ihm das mondenesische und parmesa­­nische Annexationsperret überbrachten, in freundlicher sympathiscer Weise: er werde ihre Wünste bei Europa, insbesondere bei Napoleon vertreten. — Der Dombrand in Salzburg ist getötet. * Wien, 15. September, Die Borberie war heute ziemlich flau gestimmt : Skrebstartien gingen Anfangs von 206,30 auf 209.39, Mittags wurden sie mit 206,30 bis 204,50 verhandelt und schlossen 205.20. In Nordbahn war das Ge­schäft ganz unbedeutend; sie wurden mit 1800 bis 18.3 bez­­ahlt, hoben sich aber zum Schluffe der Börse rasch auf 1820, Staatsbahn hielten ss auf 260,80 bis 261,20, National wurden mit 77,80 gegeben, während Metalliques und mehrere Gattungen Grundentlastungen gesucht und etwas höher als gestern bezahlt wurden, 1839er Lofe wien um 1 p01, während 1854er Lose um den gleichen Betrag fi hoben. Banfaktien, Essompte- und Lloydak­ien wurden 1—2 fl. höher als gestern bezahlt, Donaudampfschiffe waren mehr ausgebo­­ten und mit 441 zu haben. Fremde Devisen waren durchge­­hends um 4 bis 144­ pCt. höher; auch Baluten blieben etwas steifer. Die Nachbörse verlief in ziemlich fester Haltung. Um halb 2 Uhr notirten : Kredit 205—205,20, Nordbahn 1815 bis 1816, Staatsbahn 261— 261.50, 5pCt, Metaliques 73,10, National 77.70, ungarische Grundentlastungen 71.50­, Augs­­burg 104,75, London 122,50, die des weltlichen Klerus 1,993,967,571 Realen. l Die Erklärung des bekannten Eisenacher Beischlüffen anfaliert, berfelden­au nothwendig zur Folge au den die Schwächung verantwortlicher Redakteur: Karl und haben muß, den Weisskircher, v Scheffpfeffendrud von Emil Müller, Dorottengafe Nr. 12: — Verlag der Petter Lieydgesellcaft, e ER NEN N ee

Next