Pester Lloyd - Abendblatt, November 1859 (Jahrgang 6, nr. 241-265)

1859-11-09 / nr. 247

. v­ (Die einzelne Nummer fostet 3 Fr. 5.) SER rise­ne Nr. 247. Pest, 1859. A­bendblatt as Pester Lloyd, "Mittwoch,9.Novemb. sind eingelaufen : Y, Wien, 8. November, In der Feier, melde eftern die Concordia" im Theater an der Wien zu dren Schü­ler’s veranstaltete, bildete die Rede Scäufelin’s den Glanzpunkt. Sie brachte auf alle Anwesenden einen mächtigen Eindruck hervor und zwar nicht bloß wegen des warmen Freiheitsgefühles , das sich in ihr aussprach, sondern weil Schufelfa die volksthümliche Bedeu­­tung Sciller’s sehr geistreich erfaßte und mit Rücksicht auf die zahlreichen, nichtdeutschen Theilneh­mer der Festvorstelung die Universalität Schillers besonders betonte. Die Rede Schufella’s is ein Ereigniß für Wien, das an eine solche Sprache seit Sahren nicht gewöhnt, einzelne besonders zündende Stellen der Rede enthusiastisch aufnahm. Schufella wurde am Schluffe seiner dreiviertelstündigen Rede mit einem wahren Beifallssturm überschlittet. Politische Nundschan, 9. Novemb. In Parma und Bologna, — wie unsere Nahtvepefehe ferner anneh­­men läßt, auch in Modena und Togiana, — haben die revolutionären Versammlungen einhellig den Prinzen von Carignan zum Regenten von Zen­traltitalien proklamirt und ihm dieserhalb die An­­nahme der betreffenden Bollmachten zugedacht, ein neuer Beleg, das Piemont, indem es in die Unterzeich­­nung des Züriher Friedensvertrages gebilligt, von sei­­nen Bestrebungen in Zentralitalien nit abläßt. Die Art, wie die Z Turiner Blätter den Brief Louis Napoleon’s kommentiren, läßt vollends nicht den geringsten Zweifel hierüber : Die ministeriele , D pinton­e" sagt, daß, wenn die farbinische Regierung die im Briefe Napoleon’s an Viktor Emanuel ausgesprochenen Ansichten getheilt hätte, der Sriebe schon geschlossen und es nicht nöthig gewesen wäre, Drei­verträge abzuschließen. Septeres Austrittsmittel wurde ergriffen, weil der sardinische Bevollmächtigte egen folgende 3 Punkte protestirte: 1, die estauration der Fürsten s 2. Aufforderung an den Papst, Meforiten zu bewilligen. 5. Verbindlichkeit, den Italienifen Bund zu fordern. Da Stanfreid und Oesterreich in Vollzie­­hung der Präliminarien von Villafranca Diese drei Bestim­­mungen in den Vertrag aufnehmen wollten, so mußte ein be­­sonderer Traktat zwischen diesen beiden Mächten, dann ein zweiter zwischen Brantzes und Piemont in Betreff der Ab­­tretung der Lombardei, und ein dritter der drei Mächte ge­­schlossen werden, in welchem Oesterreich diese Abtretung an­ erkennt. In den zwei Verträgen, welchen Piemont betritt, ft von Zentralitalien und dem fta­lenischen Bunde nicht die Rede. — Dem „Diretto“ zufolge lasse sigh Die Ant­­wort Bitter Emanuels an Napoleon in folgenden Worten zusammenfassen: Wenn der Raffer der Granzofen dur die Ovation von Villafranca gebunden ist, fo It es der König von Sardinien dur die Wünsche der Völker. An Detailberichten bezüglich Italiens Aus Turin vom 6.v.wird berichtet:Graf Cas­cour isthieber zurückgekehrt.Auch in Adriam­om­egliano sind etliche Verhaftungen vorgekom­men welche an einen Zusammenhang mit den revolutionären Verzweigungen in Mittelital­en hindeuten.—Der Hauptzweck der Einbe­­rufung vettostanischen Nationalversamml­­er­us soll dieherbeischaffung von Geldmitteln für—die Rüstungen sein.Die im Strafgesetzbuche vorgenommenen Rei­­­­­formen beziehen sich auf die Abschaffung der T­odesstrafe : fü­r politische Verbrechen,Abschaffung der Stmfe für Gottess­lästerung,Kehrtei,Selb­stmord u.a.m. Gegen Rom soll Louis Napoleon wieder günstiger verfahren,er soll den König von Piemont haben wissen las­­sen,da«s er die Verletzung des Papstes durch die Revolution nicht länger dulden werde.Piemont werde sich gezwungen sehen,seine im Heere der Liga dienenden Offiziere zurück zu- Umlande französischertruppen würden dem­­nächst Bologna besetzen,wohin ein französischer Diplomat abgehe,um den­ Diktator zum­setzen.Hiemit im Einklange läßt die französische Regierung in Pakt­ verbrei­­ten,daß die Verfolgung gegen Montalembert nicht deshalb eingeleitet worden,weil er für den Papst,sondern weil er gegen den Kaiser gesprochen. Eine sehr interessente Korrespondenz geht der»Schles. Z.«aus Warschau­ zuz man schreibt ihr nämlich unterm4.d.: Ueber den Aufenthalt des Kaisers in Kamie­­niec podolski erfährt man nachträglich Folgendes: Der polnische Adel von Podolien hatte beschlos­­sen,,dem Kaiser eine Adresse zu überreichen-worin uns gefählt Nachstehendes gesagt ward:IJ Der polnische Adel halte es für seine erste­ pflicht­ dem Kaiser bei dieser Gelegen­­heit für die zur Ablösung der frühern Lasten»erthellte Erlaubniß Dank abzustattenz 2)inbek Ueberzeugung,daß der Kaiser die verschiedenen Provinzen seines Reiches zu demeeck bes reise,um die wahren Bedürfnisse der Unterthanen kennenzu lernen,nehme der Adel eeinen Anstand,die schmerzlichen Wunden des Landes vokllymbhoe zu stellen und ihm darzulegen, daßO die römisch-katholische Religion die ihr­ gebührenden Rechte nicht genieße,b)die polnische Sprache aus Schulen und Gerichtssälen ausgeschlossen und bei Rechte einer leben­den Sprache beraubt sei,c)die Aemter,welche nach dem Gesetz von durch den Adel erwählten Beamten verwaltet wer­­den sollen,mit Personen besetzt seien,die von beerne ers nannt werden.Man beschloß,den Generalgouverneur,Fürsten­ Wassylczykow,durch die Adelsmarschälle von dieser Adresse vorher inmmntniß setzen zu lassen.Dieser erhob mannigfache Einwände bedrang schließlich unter Drohungen daruf,die Adresse nicht zu überreichen.Einige Stunden nach dieser un­­terredung tmf der Kaiserin Kamieniec ein.Die Marsche­ille hielten es nicht für angemessen,die Adresse bei der allgeme­i­nen Empfangsvorstellung zu überreichen und beschlossen,für den nächsten Tag eine Privataudienz nachzusuchen. Am Abend besuchte der­ Kaiser den vom Adel veranstalt­teten Ball,und nachdenn er sich wieder entfernt,versammelte der Generalgouverneur die Marschälle und mehrere andere Edelleute in einem­ Nebensaal und theilte ihnen in trocknet Kürze mit,daß die beabsichtigte Adresse unloyal sei,da eine solche nur aus dem Wahlkreise hervorgehen könne,die Wahs len aber noch nicht begonnen hätten. „Sie haben um eine Audidienz nachgesucht” — fügte er dann hinzu — „und Sie werden dieselbe morgen um 10 Uhr haben, aber nur damit Sie dem Koiser für die zum Ball angenommene Einladung danken können, Sie werden baufen und nichts weiter, Für die Nederreihung der Adresse wird es zu spät sein, Ich werde den Monarchen von den Inhalt derselben unterrichten und er wird sie nicht annehmen.” Als sich die Marschäle am nächs­­ten Tage zur Audienz einfanden, webete sie der Kaiser mit erregtem Tone folgendermaßen an : „Wann sind die Wah­­len bei Ihnen 2?" — „Morgen , allergnädigster Herr.” — „Ich weiß, daß Sie die Absicht Hatten , mir eine Adresse zu bet­reiben , aber Ihre Berathungen sind ungefeglich. Das sind Machinationen. Vergefsen Sie nicht, daß dies hier ein ruf­­fisches und fein polnisches Land is, und bedenken Sie, daß eg mir hundertmal angenehmer ft zu Toben und zu ban- Be

Next