Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1860 (Jahrgang 7, nr. 26-49)

1860-02-15 / nr. 37

(Die einzelne Nummer Fortet 3 Br. 6, XB.) Pest, 1860.­­­ ­ Abendblatt as Pester Lloyd. Mittwoch,15.Februar. Mr. 87. Politische Nundschau, 15. Februar. Die näch­sten Tage dürften uns manche Enthüllung in der it­a­­lienischen Frage bringen, nachdem Lord Ruffel in der Unterhausfisung vom 13. b. die Diese Frage be­­treffenden Diplomatischen Aftenfunde mit getheilt hat. Im derselben Gítung, — berichtet ein Te­­legramm, — forderte Lord Palmerston Kinglate auf, sei­­nen Antrag bezüglich der Abtretung Sapyoyens zu verschieben, bis die Regierung in Der Lage sein werde, diesen Gegenstand vollständig zu besprechen. Kinglafe entgegnete jedoch ,­­er glaube, das Datum für die Ver­­einigung Savoyens mit Frankreich sei spätestens der 20. Februar. Würde sein Antrag vertagt, so würde die Diskussion einem fait accompli nachfolgen. Der Antrag Kinglafe’s ward gleichwohl auf unbestimmte Zeit vertagt. — Interessant ist es, daß Die englische fran­­zösischen Unterhandlungen der legten Zeit in Peters­burg auf entschiedenes Mißtrauen stoßen. So bemerkt die „Nordische Biene” : , wenn man die Ere­ignisse der legten Mode betrach­­tet, so möchte man sagen, daß das heutige Europa Mittel­­asien zur Bett des babylonischen Thur­mbaues noch übertrifft. In den Jahren des Thurmbaues war nur Sprachverwirrung, in den europäischen Kabineten aber­ sehen wir Verwirrung der Speen, Wehren, Prinzipien, Wünsche, alles dieses ist in seinen Folgen weit schlimmer als der Thurmbau. Der Chro­­nist hat die schwere Aufgabe, auf die Heuchelei, Schwachher­­zigfett, Unmissenheit Hinzuweisen, welche die öffentliche Mei­­nung zu verblenden suchen.” Damit wird der Enthusiasmus der Engländer über Napoleon’s Handelspolitik gegettelt. Diesem lebteren geht es übrigens nicht besser. „Das Leben der Menschheit ist­, so heißt es an einer anderen Stelle, „eine lange Reihe von Anner­onen. Cyrus annerirte Affen an Persien, Alexander Persien an Macedonien, CAsar Gallien an Stalien, Karl der Große Stalien an Gallien, Napoleon hate Europa an Frankreich zu anwerb­en und endete damit das ihn Europa an die Felsen von St. Helena anwerk­te. In der spanisch-marosfanischen An­gelegenheit liegen uns im französischen „Moniz­­ierre” folgende Berichte vor : O’Donnell an den interimistschen Kr­iegsministen Tagers vor 7 Tetuan, 5. Fe­­ber. Ich habe die Festung Tetuan aufgefordert, si zu er­­geben und ihr 24 Stunden Bedenkzeit bewilligt. I­n der gestrigen Schlacht wurden dem Beinde eine Fahne, und, nicht wie ih­­m, Erzellenz gemeldet 7, sondern 8 Kanonen abge­­nommen. Die eroberten Lager sind 5 an der Zahl. Wir haben 800 Lagerzelte, jedes für 25 Mann, gefunden , nur von dem höchstgelegenen Lager hat der Feind einige Zelte mit sich nehmen können. Er hat gleichfalls feine Kamele und Geräthschaften aller Art in unserer Gewalt gelassen. Derselbe an denselben Hauptquar­­tier von Tetuan, 6. Seber. Die syantssche Fahne weht auf den Werfen von Z Tetuan. Die vollständige Zer­­sprengung und Auflösung der feindlichen Armee durch die vorgestrige Schlacht , die unter den Mauern und Angesichts der Stadt geschlagen ward, haben Tebtere in die größte Verwirrung gestürzt. Die beiden Brüder des Kaisers haben die Stadt ohne anzuhalten Durdeilt, ív grof war ihr Schreden. Diese Lage der Stadt hat ihre natürlichen Folgen nach fi gezogen, und gestern früh kam eine Deputation zu mir, die meine Gnade anflehte, ohne sich jedoch noch, im Hinblick auf den Widerstand­ der ärgsten Tanatifer, für einen friedlichen Einzug der Armee verborgen zu können, nunmehr forderte ich sie auf, sich zu ergeben, wobei ich ihnen zur Ausgleichung aller Schwierigkeiten 24 Stunden zuge­­fand. Heute Morgens erfuhr ic) , die von den kaiserlichen Truppen verlassene Stadt werde geplündert und sei seit dem Beginne der Nacht das Opfer der brutalsten Erzeffe. Darauf bin beschloß ich, mich ihrer sofort zu bemächtigen. Das Korps des Generals Rivs ft ohne Widerstand eingezogen : es hat das Schloß und die Zitadelle, die Forts und Die übrigen Punkte belegt. Die Stadt hat die Truppen, die ihr Ordnung und Ruhe bringen, mit Genugthuung und Ver­­trauen begrüßt . Die Soldaten gaben eben­so merkwürdige Beweise von Mäßigung und Disziplin, als sie in 20 Käm­­pfen leuchtende Beispiele von Begeisterung und Schmung aufgestellt hatten. Der Pas ist flarf; wir haben hier viel Artillerie gefunden; doch bin ich im Mugenblide außer Stande, die Zahl der Gefechte genau zu berechnen. Madrid, 7, Teber Um 6 Uhr Morgens kündigten Artilleriesalven der Bevölkerung von Madrid die Einnahme Tetuan’s an. Snlöslich wie Durch einen Zauberschlag war die Stadt beflaggt ; sie legte ihre Festgewänder an und die Be­geisterten Einwohner eilten auf die Straßen, um ihre Mat, die Königin, die ganze künigliche Familie, die spanische Ar­­mee, die Gräfin von Xucena und den General Zabala leben zu lassen. Einen Aigenbis zählte man auf dem Schlof­­plage über 40.000 Leute, welche die Nationalfahne trugen. Man warf den Truppen Blumen zu, und die volsthümlichen Zurufe übertönten die Banfaren der Militärmufil. Am Mit­­tag zeigte si die Königin Isabella II. mit dem Prinzen Alphons, der die Uniform eines Liniensoldaten trug, auf dem Balkon. Nunmehr steigerte sie die Begeisterung bis zum wahrhaften Wahnsinn. Die Königin ward von einer tiefen Aufregung ergriffen. Die Bevölkerung war nicht weniger bewegt. Aller Herzen verstanden sich gegenseitig und ver­­schmolzen In einander In dem Einen und nämlichen Gefühle der Dinterlandsliche und der Bewunderung für die tapfere spa­­nische Armee. Die den Marosfanern abgenommenen Fahnen wurden auf einen Wagen gelegt und in den Strafen von Madrid herumgefahren. Die Soldaten der Bejagung ver­brüderten sie mit dem Bolfe und drückten dabei ihr Bedauern aus, die Gefahren ihrer Waffenbrüder nicht getheilt zu haben. Das diplomatische Korps und die hohen Würdenträger des Staates kamen, ihrer Maj, ihre Glühkwünsche abzustatten. Die Pilgerfahrt der Königin nach Atucha war ein wahrhafter Triumphzug, an den ihre Maj, und die Stadt von Madrid noch lange Zeit gedenken werden. Unsere Armee In Tetuan hat in Bezug auf die Achtung der Personen und des Eigen­­thums die strengsten Befehle erhalten. Diese Befehle werden ausgeführt werden : die legte Depesche des Oberkommandi­­renden bürgt dafür. Ansänsigen eingelaufen : Don Ancona erhält die „Opinione‘‘ eine Korre­­spondenz, die von dort vorgekommenen ernsten Nubhestö­­rungen spricht. Der Bischof von Ancona hatte, zur Beschwörung der Gefahren, melde der katholischen Kirche und dem römischen Stuhle droben,, ein dreitägiges Bittgebet angeordnet. An der Seite dieses Pastoralschreibens ward jedoch ein heimlich gedruckter Aufruf an allen Strafenecen angeschlagen, der die Anconitaner einlud, an dem Trivium theilzunehmen, und zu Gott zu beten, „damit er in die Seele des Papstes den Friefen einziehen lase, auf daß dieser die neuen Triumphe erkenne, welche Die Religion aus der heiligen Vermählung mit einer weisen Freiheit gewinnen werde.“ M Während der zwei ersten Tage genügte die Aufstellung weni­­ger Mannschaft, um die Nähe aufrecht zu erhalten; nicht so am dritten Tag, wo gewaltige Masfen der Kirche zuströmten. Nachrichten sind heute

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