Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1860 (Jahrgang 7, nr. 101-125)

1860-05-01 / nr. 101

91 von­ sich reden machen sie führt den Titel: „Die neue Karte von Europa“. Schon seit Monaten, — schreibt man dem „Bortsehritt” aus Paris, — hat About den Gegenstand seiner Arbeit mit den Kaiser Des » dem Kaiser und dessen Sekretär Herrn Mocquard durchgesprochen ; und, wer Zeit die dieselbe ist, gerade wie fei­­begselben Berfaslers wor­­ausftätlich nur der Verläufer einer Haupt- und Staatsbro­­fure aus der Feder des Reichsbrodgurenf­reibers. " Abgese­­hen davon, daß schon Ihr­­ bloßes Erscheinen eine Beleidigung für das , sehr shwade‘ Europa if, wird — wie sich’s vor selbst versteht — der Ton von Herrn About’s Sırift alle bisherigen Schriften Dieses Hofpamppletisten noch an breiter Darstellung übertreffen, obgleich stetem Keine leichte Aufgabe tt. begehrt dies nach nicht dem bisher Gelet­­bite so weit, „Die. neue Karte von Eu zopa” im Zintegespräch mit verschiedenen hohen Hersonen ent­­wickeln zu lassen. Der Korrespondent des«Nord«weiß bereits Näheres über deanhalt der Brochüre zu melden.Nach einer üppi­­­gen Mahlzeit im Hotel Louvre treten ein französischer Offizier, ein englischer Kaufmann,ein römischer Mönch,ein piemon­­tesischer Unteroffizier,ein Tü­tke,ein Russe,ein Preuße­,ein Amerikaner,ein Oesterreicher und ein Neapolitaner zu einem Kongreß zusammen,um den Occident und Orient zu ordnen. Der römische Mönch tritt bereitwillig nicht n­ur die Romagna, sondern den ganzen Kirchenstaat an Sardinien ab und instal­­litrdenspapst in Jerusalem.In Oesterreich wird die Na­­tionalitätenfrage praktisch ausgeführt.England githorf11, Malta,Gibraltar,der Verfasser sagt nicht wem?,und nimmt dafür Egypten.Die europäische Türkei mit Kleinasien und Konstantinopel bildet ein großgriechisches Königreichz Nuß­­land erhält ganz Mittelasien.Preußen annextra­m Namen der Nationalsouveränetät die kleinen deutschen Staatenz und Stanfreth Rheimnpro­­singen, weil es sich zu stark fühlt, um irgend jemanden zu fürchten, und mit der Ehre zufrieden is, bag ein 10 gro­­ßer, den Weltfrieden sicher ftelender Art unter feinem Bor­­fige zu Stande gekommen, Herr About warnt per­ Vorrede die Kefer, sie solen sich ja übrigens in davor hüten, Diese Kantaste für eine offiziele Arbeit zu halten. Die Mitglieder Corps Legislatif Paris deren Ertrag ein großes­­Rachiichten sind heute­ eingelaufen Aus London wird geschrieben : Eine Anordnung des Obersi­ämmereramts, der zufolge die gestellten Offiziere der Freimilligenforps Sofe künftig nur als Gentlemen, vfangen einen unangenehmen Eindruc­k hervorgebracht, tich, den Freiwilligenkorps, eine blieben auf angefhworen, daß den­noch­ immer. mindestens bei unter den betreffenden Korps wohlfeile der Königin vor­­Die ‚Times‘ findet dieses Hofedift sehr aimperlich und ungerecht, wenn ab­­gesehen davon, daß­ einer, unter Georg III. erlassene, Par­­namentsafte zufolge, Freiwilligen-Offiziere den Offizieren des stehenden Heeres gleichgestellt werden müssen, sei Berfügung. Durch­ den Zinsenzuschlag 25,000 8. es unpoli­­Anerkennung ein­­zu­verfügen, nachdem sie in wenig Monaten 124,000 Mann mit einem Kostenaufmande von anderthalb Millionen 8. St. aufgebracht, und nachdem die Offiziere Geld und Zeit dem Staate freiwillig geopfert hatten. — Ein dem Parla­­mente vorgelegter Ausweisgrnber Prisengelder enthüllt die gewiß merkwürdige Thatsache, daß eine Masse von Prisengeldern nie einfassirt werde. Von 1809 bis 1859 verschiedenen Militärinstituten davon nacheinander 675,396. 8. zugewiesen werden konnten. Außerdem wurden nachträglich 724,814 an Verwandte ausgefolgt , und befinden sich zur Verfügung im Staatsfhage. Der­ ,‚Constitutionnel’ berichtet Folgendes über die Verwendung jder Summen, welche den einzelnen Ministerien, von­ den 45 Millionen zu­ öffentlichen Bauten 1c. haben se­ien zu sagen, „‚question romaine“ selbst feine. Ideen über eine Subskription die noch vor Ende mahlenden Fest geben diese Wette werden sollen, angestellt hat 415,500 Bon An nicht ab­ 5 Der Berfaffer geht von der Grefsion wollen. — den 2,800,000 Fr. in » Deputirten von Nizza und Sa­­werden, bewilligt worden sind, ministeriums sind 100,000 Sr. des Staatd­­zu Aufmunterungen für Künst- erwartet sonfigen : Offiziere, £, dem Staatefhage war diese Summe zur fo­ler und Söriftsteller, 500,000 Sr. für die Bauten an der Fatferl, Bibliothek, 1.000,000 Fr. zur Erhaltung der bisfertigten Denk­­mäler in den Departements , und 1.200,000 Sr. zur Innern Dekoration der neuen Ausrebauten bestimmt. Die 2.50 .000 Sr. des Ministeriums des Innern sollen zu Telegraphenbauten dienen, darunter eine unterseetierte Linie nach Korsica. Das Marineministerium wird 1.000.000 Fr. zur Anfertigung neuer Gefolige für die Küstenbefestigungen, 1.400.000 Sr. zur Ver­­bindung der Arsenale von Brest und Cherbourg mit den außen liegenden Bahnhöfen, und 300.000 Fr. zur Errichtung von 130 Telegraphenposten an der Küste verwenden. Das Ministe­­rium des Unterrichts bestimmt 1.000 000 Fr. zur Unterstübung der Gemeinden beim Bau von Schulhäusern, 85.006 Fr. für die Stem­mwarten, darunter 45,000 Fr. zur Anfertigung eines Silberspiegelteleskops von 80­ Zentimeter Durchmesser , 150,090 Fr. für die Bibliotheta, 50,00%. Sr. für eine wissen­­schaftliche­ Mission nach China und Japan, 25,000­­ Fr. für die Karte von Gallien, und 25,000. 87. für den Anlauf einer paläontologischen Sammlung ; enolich sind 2,000,000 gr. zum Ausbau von Kirchen und Pfarrhäusern ausgefeßt. Die 23,000,000 Fr. des Ministeriums für­­ öffentlie Bauten werden auf die verschiedenen Kapitel des gewöhnlichen Bud­­gets vertheilt. Das algertige Ministerium wird die ihm be­­willigten­ Gelder hauptfähig zu Hafenbauten benugen. Aus Bufurest vom 24. wird berichtet: Der Ce­r­­traldhof ín FSokfhant is nunmehr volständig zur­­ammengetreten. Das Ministerium des Sinnern hat ein forme­risches Projekt in Betreff der L­andeseisenbahnen ausarbeiten lassen, meldes i nunmehr nach der vollgogenen Vollständigkeit der Kammer, derselden zur Einsicht und Drufung unterlegt werden sol. In Wiesbaden hat die zweite Kammer nach einer sehr erregten Debatte am­ 5. 9.M. beschlossen : 1) die Regierung zu ersuchen, son dern Abschlusse eines Konkordats oder einer derselben Ähnlichen Konvention mit dem bischöflichen Stuple abzusehen; 2) das Verhältniß zwischen Staat und Kirche durch eine im Sinne voller Glaubens- um Gremwissensfreih­eit gehaltene Gefeges-D­orlage zu regeln; 3) der Regierung zur Erwägung zu geben, ob nicht ein (prostfortsches) Abkommen mit dem bischöflichen Stuhl d­ie Befesung der katholischen Pfarrstellen zu tret­­en sei. In Berlin beabsichtigte HeKzeugzeitungs­­partei eine große Kundgebung des Landes, eine Mo­n­­strepetition gegen das Judenthum in Szenen zu feßen und, um dieselbe dem Regenten schmadhafter zu machen, eine Petition zu­gunften der Militärvorlagen daran zu hän­­gen. "in allen Theilen des Landes "waren die Ihrigen auf das Eifrigste für diese Demonstration thätig. Doch entsprach der Erfolg keineswegs den Erwartungen. Gleichwohl wurden beide Adressen dem Prinzregenten überreicht ; über die Auf­­nahme wird der „Weserzeitung“ folgendes berichtet: „Am verwichenen Samstag erbat sich und erhielt eine Deputation konservativer Vereine Audienz beim Prinzregenten, um die Wünsche der Sunferpartei in Betreff zweier Punkte, der Gletch­­fellung der Suden und der Heeresvorlagen, vorzutragen. Die Herren, an deren Shige Graf Botho Stolberg und Kerr 9. Sanden standen, wünschen, daß in Bezug auf die Sudengefegge­­bung auf das Jahr 1808 zurückgegangen, daß den Suden nicht allein die Anstellungsfähigkeit im Staatsdienste, sondern an die Berechtigung, Grundbesis zu erwerben, abgesprochen werde, wodurch die so miüßigen Fragen, die das Recht jübischer Outsbesiger auf Die Kreisstandhaft, von selbf . versch­winden würden. Dagegen ertheilen sie der Krone ihr Lob für die Er­­weiterung des Heeres, welche ja so vielen junferlichen Söhnen ein weites Beld der Carriere eröffnet. Der Prinzregent be­­dauerte, daß in Bezug auf die Stellung der Suden im Staate der Wortlaut der Berrafung so unzweideutig sei, daß ein Rücktritt in der Gefeggebung ganz unmöglich werde. Heber­­dies habe ja schon Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1813 den Suden solle Gleichberechtigung verheißen, und es sei traurig genug, daß dieses küniglihe Wort vierzig Jahre lang uneine gelöst geblieben sei. Was aber die­ Heeresreform betreffe, so sei wohl zu bedenken, daß ihre Durchführung unwesentlich son. dem Schiefale der Grundsteuersorlagen im Herrenhause abhänge. Er vertraue der Einsicht dieses legislativen Faktors, daß die Steherstellung der Mittel zur Wehrhaftmagung Preußens nit an dem Eigenzug einiger grundbefigenden Adeligen scheitern werde. Die Deputation der konservativen Vereine "soll nicht sehr befriedigt aus dem Palais des­­ Regenten ge­­schieden­ sein. Aus Wien vom 30. April wird uns geschrieben : Der f. £. Gesandte Herr Graf Emerich Szechenyi wird Morgen Abends nach Neapel abreisen. —­ Der Lega­­tionssekretär Steibere­r, Brud ist heute von St. Peterss­burg, die Generale der Kavallerie Graf Haller 9, Hal­lersee und Bürst Franz v. Liechtenstein sind von Merz bier angekommen. — Dagegen ist Baron Hühner nit in Wien eingetroffen. — Vor einigen Tagen — berichtet die „Auf, Korresp.‘” — wurden In Dem hier anhängigen U­n­­terfähren­spyrogesse auß mehrere Armeelie­­feranten aus U­ngarn als Zeugen vernommen. Mar fonstatirt mit großer Befriedigung, daß der ungarische Handel bei den Lieferungen für die Armee die Hände rein behalten hat. — Mit dem morgigen Tage tritt auf der Kaiserin E­li­­sabeth-Bahn eine neue Tahfordnung in Wirksam fest. Wiener­ Blätter berichten: Der patentirte Sental Moise Liebmann Leni­st in Triest am 28. Morgens verhaftet worden; in Grab ist am 27. Abends auf dem Bahnhof eine von Wien nach dem Süden durchreisende Dame festgenommen und ihre Habseligkeiten polizeilich mit Beschlag belegt­­ worden. Unterm 29, 9. M. wird dem „Wand.“ aus Grab berichtet : Heute Früh wurde am hiesigen Bahnhofe ein Herr mit zwei Damen und einem Diener, welche mit dem Triester Züge hier­durch nach Wien reisen wollten, von der Sicherheitsbehörde ange­­halten, und nachdem ihre Papiere und sonstigen Habfe­ Yigkeiten in Beschlag genommen worden waren, sehten sie mit demselben Train in Begleitung eines Kommissars die Reise nach Wien fort. Sogleich auf dem Bagnyore, nacht dem Kieser Borgang von Dem an einem Sonntagmorgen dort sehr zahlreichen Publikum war bemerkt worden, ver­­breitete sich das Gerücht, d­ieser Herr sei einer der Di­rektoren des österreichischen Lloyd in Triest. — In Tre­viso sind der gewesene Kaffier der T. T. Provinzialfi­­nanztalfe, Johann Bardjenis, 70 Jahre alt, und der Liquidaturstanzellift bei derselben Kaffe, Heinrich Platte, 28 Jahre alt, nach einer Amtsveruntreuung von 11.000 fl. flüchtig geworden und werden fte brieflich verfolgt. * Wien, 30. April. Die heutige Barbörse eröffnete in Folge auswärtiger Kaufordres in ziemlich günstiger Stim­­mung, Kreditaktien stiegen bis 187,30, Nordbahn wurden bis­­ 1989, Nationalanleize bei reger Nachfrage big. 79,50 begehrt. Die Börse blieb in vertrauensnaserer Haltung. Die Nad­­sit, das die Ernennung der Mitglieder für den verstärkten N Reichstag erfolgt sei, und die ge­­rüchtweise Mittheilung der­ Namen für die einzelnen Kron- Yänder waren die Motive dazu. Man handelte Nationalan­ Yeihe bis 79,65, Bp&t, Metalliques bis 69,60, Westbahn bis 185, Banfaftten wurden mit 862, Dampffehiffaktien mit 446 bis 448, Estompteaftten mit 573 bezahlt, Kreditaftien bewegten sich zwischen 187,10 und­ 187,90, Nordbahnartten zwischen 1986 und 19­9, Staatsbahnartten zwischen 278,50 bis 279, Desiren und Komptanten verfolgten ihre rückgängige Bewe­­gung und wurden um %ı pCt. ‚billiger abgegeben. Grundent­­lastungsobligationen zeigten seine bemerkenswerthe Verände­­rung, Anlebenslose wurden besser bezahlt. Neues Anleben mit 93,50 gesucht. Börsenschluß fest + Kreditaftien 187.90, Nordbahn 1985, Staatsbahn 278.50, National 79.60, ungar. Grundentlastungen 72,75, Augsburg 112,50, London 131,25, verantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher. Schwellpfeifendruch von Emil Müller, Dorotheagaffe Nr. 12, Veft, 1860, — Berlag der Pester Lepydgesellschaft,

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