Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1860 (Jahrgang 7, nr. 101-125)

1860-05-23 / nr. 119

Mittwoch, 23. Mai, Nr. 119. eft. 1860. (Die einzelne Nummer Eostet 3 Er. 5. W.) bendblatt as Pester Lloyd. # Meder die am 22. in Wien stattgefundene En­t­­büllung des Erzherzog Karl­ Monumen­te 8 bringt der „Wanderer“ folgende Schilderung : Bereits am frühen Morgen sammelten sich Schauluftü­ge in der Nähe des abgef­lossenen Seftplages , auf den Bastelen und dem Burgthore. Das Plateau des Iehreren war um 6 Uhr schon von Neugierigen , zumeist aus dem jugendlichen Theile der Bevölkerung bestehend, gefüllt. Auf den beiden Abdachungen des Burgthores hatten mehrere Photographen mit ihren Ap­­paraten Porto gefaßt. Die um das Monument im Halbkreise herumlaufenden Tribunen waren mit Laubguirlanden und Kränzen, die Hofloge selbst reich krappirt und von Außen ebenfalls mit Kränzen und Blumen geschmückt. Das Monu­­ment selbst war durch einen auf vier hohen mit weiß-rothen Wimpeln gezierten Matten aufgezogenen Vorhang, den oben­dingsherum österreichische Wappen einräumten, den Bliden der Zuseher entzogen. Um 10 Uhr waren die Tribunen ber­­eits gefüllt und boten mit den prachtvollen Toiletten, welche die sehr zahlreich versammelte Damenunwelt zur Schau trug, einen sehr freundlichen Anblick, während die auf dem Plabe um das Monument versammelten Offiziere in allen möglichen Uniformen dem ganzen Bilde eine kriegerische Staffage ver­­liefen. Punkt 11 Uhr erschien Se, Majestät und ber­­ichtigte die vor dem Sentiergarten aufgestellten Truppen, während sich ihre Majestät die Kaiserin und die hohen Herr­­schaften in die Hofloge verfügten. Als sich Se, Majestät in die Hofloge begab, brachten demselben die am linken Flügel in den Tribunen aufgestellten Veteranen ein dreimaliges Hoch. Nunmehr wurde das Zeichen gegeben, die Vorhänge fanfen herab und der Kanonendonner verkündigte diesen feierlichen Moment weit hinaus. Die Gesangvereine begrüßten das Mor­gument mit einem dreimaligen Hurrab. Hierauf wurde das Tedeum abgefangen und von dem Kardinalerzbischof unter zahlreicher geistlicher Assistenz die Einweihungszeremonie ber­gangen. Nach der Firchlichen Zeremonie wurde vom Männer­­gesangverein in Verbindung mit dem akademischen Gesang­­verein und in Begleitung von Blasinstrumenten die fr­­iefe deterlichkeit von 3. ©. Seidl verfaßte und von Joh. Herbed, Ehermeister des Männergesangvereins, komponirte Hymne vorgetragen. In kräftigen und schwungvollen Askorben bringt die Hymne die Begeisterung für den Helden Desterreichs zum Ausbruch. Nach vollendeter Hefer empfing der Kaiser in der Hofloge die Herren Serntorn, van der NUN und Kram­er, und sprach denselben in freundlichster Weise seine Anerkennung für die gelungene Herstellung des Monumentes aus. Den Schluß des Festes endlich bildete das Defiliren der Truppen, vor Sr. Majestät dem Kaiser, der sich vor dem Monument aufgestellt hatte, die Archeren-Leibgarde an der Spike, in der bereits gestern aufgezählten Ordnung. Heute wird der große Zapfenstreich um 9 Uhr Abends mit einer Militär-Musikkapelle aus der Getreidemarktkaterne nach dem Monumente auf den äußern Burgplas ziehen. Die Neuaktion des „Delejtü“ hat die zweite schriftlige Berwarnung erhal­­ten. Der betreffende von dem genannten Blatte mitge­­theilte Erlaß lautet : An den Herrn Sriebrich Pettt Wohlg,, Redakteur des ,, Delejtü"". Die hier unter dem Titel ‚‚Deleitü‘’ erschei­­nende Settschrift bringt, in ihrer am 15. b. M. ausgege­­benen 20. Nummer, Seite 159 die Mittheilung , daß der für das Temeser Banat zum Reichsrath ernannte Grundbe­­fer Andreas Mocsonyi diese Berufung nicht angenom­­men hätte. Abgesehen von der Grundlosigkeit dieser Mitthei­­lung überschreitet das genannte Blatt mit der V­eröffentli­­hung dieser Nachricht, welche der politischen­­ Tagesge­­­­f­ichte angehört, gleichzeitig zerlton,. Nachdem die Zeitschrift „„Deleitit‘“ mit Beständigkeit eine der kaiserlichen Regierung und der staatlichen Einheit des Reichs feindselige Richtung befolgt, und diese ihre Ten­denz an durch die Veröffentlichung der ndcherwähnten Nade nicht bewiesen hat, wird Sihnen auf Grund des Erlasses der b. f.f. Temespärer Statthaltert vom 8. b. M., Zahl 1679 eln. nach $, 22 des Preßgefebes im Namen der bh. Statthalterei hiermit die wette schriftliche Derwarnung ertheilt, welche an der Spike der näcsten Nummer des „Deleits" abzu­­druden is, Zemespär, 19. Mai 1860, Der Tf. f, Polizei- Direktor tetfer" Politishe Rundidban, 23. Mai. Es unter­­liegt nun seinem BZreifel mehr, Daß die sizilia­­nische Insurrefltion siegreiche Tortschritte ge­­macht; unser vorgestriges Telegramm, wornach in den Kämpfen vom 15. und 16. d. bei Monrenle die könig­­lichen Truppen unterlagen, erhält nämlich nur eine Depesche der gestrigen „Times“ mehr denn eine Bestäti­­gung : „Die königlichen Truppen bei Palermo wur­­den Durch die Garibaldianer volständig berputirt," — meldet das Cityblatt; das Tautet beflimmt und bemeist, daß der für Garibaldi unglückliche Ausgang des Gefech­­tes bei Balatafimt von Feiner Entscheidung ge­­wesen is. — Nach einem andern Telegramm aus Men pel vom 19. d. wird die Zahl der mit Garibaldi verei­­nigten Eingeborenen auf mehr als 6000 Mann geschrägt. — Ueber die Affaire dt Marsala wird der , 6. di Milano” aus Genua berichtet: Der Kommandant des englischen Kriegsschiffes, welches fi bei Marsala einmischte, war derselbe Paynter, dem un­­längst dafür, daß er in Ugorno die sardinische Flagge zuerst salutirt hatte, der St. Moriz- und Lazarusorden verliehen worden war. Dieselbe Korrespondenz erzählt, wie es bei der Landung zuging. Kaum hatten die beiden Dampfer Gari­­baldi’s die egadischen Sinfeln verlassen, so wurden sie von wei neapolitanischen Fregatten bemerkt, welche auf die Lagd wachten. Die Dampfer hatten jedoch, da sie 11 Meilen pro Stunde zurücklegten, bedeutenden Vorsprung, und so gelang es, die Kanonen, welche Tür rím Fort Orbitello genommen, eine Stunde früher ans Land zu schaffen, als die feindlichen Seiiliüge ihr Feuer eröffnen konnten. Als man jedoch hierauf zur Ausschiffung der Mannschaft schritt, waren die beiden neapolitanischen Kriegsschiffe schon so nahe gekommen, das sie die beiden Dampfer leicht beschießen konnten. Da befahl Ga­­ribaldi Brito, der noch das Steuer des „Lombardo“ führte, befsen Bemannung und Kanonen sich bereit, am Lande ber fanden, dem Beinbe­fed entgegenzufahren, wie wenn er ernten wollte . Biró gehorcete , der „Lombardo“ aber fand bald unter dem feindlichen Feuer, so daß die wenigen Personen, die sich an Bord befanden, sich durch Schwimmen retten mußten. Als hierauf die Neapolitaner ihr Feuer gegen den „Piemonte“ richteten, gab das englische Kriegsschif die Bek­­annten Signale, in deren­ Folge die Neapolitaner ihr Feuer einstellten und Garibaldi’s Schaar sich gerettet sah. Der Be­­jogung von Marsala warf sich ban die von Carint befehligte Kompagnie entgegen. Nachrichten zufolge, welche der ‚‚Sourdain‘ über die Landung Garibaldi’s gebracht, hatte ein Theil der Freiwili­­gen die Tracht der englischen Matrosen angelegt, und mit Hilfe dieser List sei es ihnen gelungen, unbehelligt ans Ufer zu gelangen. Ein englisches Schiff, das sich eben in den Gewässern von Marsala befunden hatte, solten der Ausschif­­fung englischer Matrosen einige Wahrrcheinlichkeit zu geben. — Kon­­! Marfala fol vom Bombarbement ber neapolitaniide Fregat- || auch die Ihm ertheilte " EN EEESEEERERENESONBIBEEITRENETPBSSSEESEESSEERESEEEn mn sense |

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