Pester Lloyd - Abendblatt, März 1861 (Jahrgang 8, nr. 50-71)

1861-03-26 / nr. 70

Dienslag, 26. Män. 9, 70. (Die einzelne Nummer Fortet 3 fr. 5. W.) Def, 1861. Abe esser Lloyd, KH Wien, 24. März. Sie quälen den mwadern „Sürgeny”, der mit guten Nachrichten gewiß nicht Hinter den­ Berge hielte, vergebens mit ihren Interpellationen. In der Politik sind immer die Glück­cisten auch die Mittyeilsamsten, und so fommt es, daß man sich heute in deutschen Streifen umthun muß, wenn man etwas Über ungarische Angelegenhei­­ten erfahren wil. In diesen Kreifen ist man nämlich sehr mohlgemuth , man bildet sich ein, einen Steg erfochten zu haben, wenn man Bay und Szecsen überstimmt hat — man hat seinen Sinn für die richtige Erkenntnis der Dinge, Ge­­stern scheinen die abschwebenden Schwierigkeiten ihren Höhe­­punkt erreicht zu haben; man sprach Dason, das Graf A­p­­sony t abgedauft habe oder abbaufen werde. Die Beschlüsse der Suder-Eurial­onferenz waren von den deutschen Ministern einstimmig verworfen worden. Aber selbst diese einmüthigen Anstrengungen scheinen bei dem Monarchen nicht den gemeinsch­­ten Erfolg zu erzielen, und ich höre, daß Graf Apponyi denn doch heute Abend oder morgen Früh nach oft zurücreift, was ohne die Sanktion der Sucer - Eurialdeschlüsse wohl saunt geschehen dürfte,­­ in Wien,25.März.Ich setze meine Tagsbulletins fort und hoffh Sie werdenes nicht als ü­bertriebenen Korres­spondenteneifer betrachten,wenn ich Sie von der Bewegung des Sekundenzeigers an der Uhr der Ereignisse unterhalte.Es gibtmeiner Ansicht nach Pkomente,welchen der Gang der Dinge nicht weniger interessant ist,als das Ereigniß selbst, das zu Tage gefördert wird.Ein solcher Moment scheint mir der jetzige,in welchem die Zentralisationsidee hinter den Kons­lissenb öffentlich ihren letzten Kampf kä­mpft. Was die Situation der letzten Stunden­ seit Absen­­dung nä­mlich meines jüngsten Briefes—charakterisirt,das ist die«bessere Stimmung.«Bei ihnen dabeim wird man das »bessere Stimmung«höchstwahrscheinlich mit»Na­esemmi, fogdmegjöl«übersetzen,und es ist das ganz richtig bei Leus­ten,deren Maß und Gewicht in politischen Dingen Tonnen und Zentner sind.Aber bei unebier geht man noch mit der Goldwage herum,und da ist,,bessere Stimmung­ ein schmei­­wiegendes Ding.Der bedeutsamste Ausdruck dieser neuen Nuance ist,daß Se.Majeste­it der Kaiser große Interesse für die Reise nach Ungarn an den Tag legt und sich gerne und lebhaft darüber unterhält-Es ist das in der That sehr wichtig!Die Reise des Kaisers zur Eröffnung des un­­garischen Parlamentes,ohne vorhergegangene Einladung in alt-konstitutioneller Form,tuieich sie in meinem vorletzten Briefe gezeichnet,bedeutet die Zuversicht,daß das Land volle Befriedigung erhäilt,bedeutet mindestens die Annahme aller Anträ­ge der Hofkanzlei.Sie können sich denken in welch’aufregender,peinlicher Spannung sich unter diesen Ver­­hältnissen AllelekstUden­ wie den entscheidenden Kreisen mehr oder weniger nahestehen.Man sagt mir namentlich,daß Graf Szeesen sich förmlich aufreibe.Er arbeitet die Memoran­­den,Remonstrationen und Vorträge zur Unterstützung der Wünsche des Baron Way schockweise,dabei finden tä­glich Kon­­ferenzen statt,welchem­ mit der kurzen Unterbrechung,die das Diner erfordert , von 12 Uhr Mittags bis 2 Uhr nach Mitternacht dauern.Die Bewegung in den höchsten Kreisen erinnert ganz an die Tage vor dem 20.Oktober.Da Graf Szecsen aus diesen anstrengenden Arbeiten seit dem Beginne des Reichsrathes nicht herausgekommen ist,so ist es sehr er­­klärlich,daß ihn jetzt schon manchmal die Kräfte verlassen und ereeschöpft hinsinkt.Als er vorgestern Nachts von einer Ministerkonferen­z heimkehrte,erlitt er einen so heftigen Anfall von Magenkrampf,daß man für sein Leben bangte.Trotzdem begegnete ich gestern Mittakg dem Grafen bereits auf dem Wege von der Hofkanzlei in’s Staatsministerium.Graszecsen ist nämlich überall eher,als in seinem Bureau zu finden.Erhält die Konferenzen in Permanenz,er führt unausgesetzt die Amts­­handlungen zwischen der Hofkanzlei und dem Staatsministerium dem Erzherzog Rainer und dem Monarchen."Jhxn ist,durch die leitende Stellung,welche er im Reichsrathe eingenommen,die undankbare Rolle des Vermittlers zugefallen,und Sie dü­rften aus meinen Mittheilungen über die Situation ersehen haben, daß er unterselben schwer zu tragen hat. In dem heute hier eingetroffenen»Sii­gony«finde ich einige Mittheilungen über die Angelegenheit Asbeth’s. Einer Bestätigung bedürfen die Angaben dieses Blattes nicht, doch erlauben Sie mir hinzuzufüigen, daß Se. Majestät den jungen Asbeth zwar Äußerst gnädig empfangen und angehört, aber dabei doch die Bemerkung gemacht hat: „‚Ihr Vater hat sich schwer vergangen !’’ Es fallen damit die Hoffnungen, melde man auf die Gnade des Monarchen fest, nicht im Geringsten gestört werden 5 ich hörte im Gegentheil von Den verschiedenstert Seiten versichern, daß Se. Majestät allen exzessiven Vorgängen in unserem Diaterlande die mildeste und beglitigendste Auffas­­sung entgegenbringtz5 es scheint jedoch aus den angeführten Worten hervorzugehen, daß ihr Monarch sich durch die Art und Weise, die Ashöth den Obergespan Gnzsdu begrüßte, ernstlich verlegt fühlte, N · R-Wien­,25.März.Rußland hat hier amtlich erklärt,daß es mit den Vorgängen in der Herzegowina nichts zu schaffen habe und die ganze Erhebung entschieden mißbillige.Rußland soll in der That diesmal nicht mit nur Spiele sein und schreibt man den Aufstand hauptsä­chlich der Thätigkeit französischer und italienischer Agenten zu.Dies stimmt mit der schon früher gemachten Angabe,daß Rußland die Lösung der orientalischen Frage vertagt zu sehen wünscht­­da es sich noch nicht hinlänglich stark fühle,um diese Aufgabe zu unternehm­en.Im Falle aber,daß die Vorgänge in der Herzegowina und in Montenegro mit Italien und Frankreich in Verbindung stehen,und dem­nach ebenso wohl ge­­gen Oesterreich wie gegen diesoforte gerichtet sind,darf man sich auf eine der erbittertsten und blutigsten Kämpfegefäße machen.Die Mahnung Rußlands an die Montenegriner,sich an der Erhebung nicht zu betheiligen und ruhig zu bleiben. Sie haben im Ge­­gentheile das Plateau von Bihor besetzt und dadurch die Verbindung mit Serbien hergestellt.Ebenso haben sie bei der­ Bettreibung der Türken in Suttorina eifrig mitgewirkt und sich zu diesem Ende mit den Uskoken«vereiniget. .ist von diesen nicht berücksichtiget worden. =Im Memor­andum Franz Deåtseep suchen z­ir folgenden­ Druckfehler zu forrigiren:—Jndersiinsten |

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