Pester Lloyd - Abendblatt, August 1861 (Jahrgang 8, nr. 175-199)

1861-08-01 / nr. 175

, Fonnerfag, 1. Augnft. Jr. 178. (Die einzelne Nummer Foflet 3 Fr. 3. WM.) Def. 1861. Abendblatt des­ ­ Gegen die Beschlüsse des Zsurogz-S­.-Martoner Siraventongreffes haben, wie bekannt, mehrere von den nördlichen Komitaten in ihren an den Reichstag gerich­­teten Adressen Protest erhoben. Es lieht uns nun eine solche Adresse vor, diejenige nämlich, welche das Sohler Komitat in ihrer am 27. 9. M. abgehaltenen Stongregation beschlosfen. Es heißt daselbst : „Wir wünschen also von Herzen, und sind fest davon überzeugt, daß sich Das geehrte Repräsentantenhaus über die Rechtegleichheit der nationalen Sprachen in einer solchen Rich­­tung aussprechen möge und erde, welche der Ausbildung jeder nationalen Sprache eine gesicherte Zukunft bieten wird, welche den Aegierungen jedes patriotischen Herzens, in­n wel­­cher Sprache immer dies gesichehe, ohne Parteilichkeit den freiesten berechtigten Raum zugestehen wird, daß Sedermann von den Karpathen bis zur Adria sein körperliches und geisti­­ges Wohl in diesem gesegneten Lande am feitesten begründet sebe, daß seine Neigungen nirgends anders hin sich wenden, und daß­ Sedermann ausrufe: A nagy világon e kival, u. f. w. Indem aber das erhabene Prinzip der Rechtsgleich­­heit seine Erflusivität zuläßt, so erkennen es die 90.000 fla­­vischen Bewohner des Sohler Komitates für ihre heilige­npflicht, jeden Berfuch streng zurückzumelsen, welcher den Titel der Gesammtmeinung der einen oder anderen Nationalität usurpirend fi) bemüht, unser fett einem Sahrtausend ‚durch die Begeisterung und mit unserem Herzblut erhaltenes Vater­­land nach Volksstämmen zu theilen, dasselbe in einzelne von dem Geist Falter Abgeschlossenheit durchdrungene Nationali­­tätsgebiete zu zersindeln, und dadurch das ganze Land wahn­­sinniger Weise wieder unter das kaum abgeschlittelte Joch der Wiltir zu bringen.’ An die rumänisch­e Nationalität richtet der Held der italienishen Unabhängigkeit das Wort. Sjoseph Bart­hayodt äußert sich nämlich dem ,,P. N. zufolge in einem Schreiben an die Gräfin Doria v’Sftria geb. Ghyfa folgen­­dermaßen : . Es gibt so viele Gründe der gegenseitigen " Zuneigung zwischen dem rumänischen und italienischen Bolf, daß Sie es natürlich finden werden, wenn ich dur Ihre Vermittlung Ihren braven Landsleuten einen Rath zukommen lasse, mel­­det, wie ich glaube , im I Interesse unser Aller liegt. — Un­­arn befindet sich gegenwärtig in einer sehr schwierigen Lage. tiefe Nation, mit der wir vermöge seiner Brüderlichkeit auf den Schlac­htfeldern der ‚italienischen‘ Freiheit eng verbunden wurden, verdient vorzugs­weise die Willwirrung der Völker des östlichen Europa, denn ihre Sache ist eine gemeinsame. Die Serben. Die Kroaten, die Dalmatiner schließen sich den na­­tonalen Wiünschen der Ungarn an ; die Rumänen sollten dag­­e thun, und ich vertraue fest darauf, daß es Ihrem hohen influß auf Ihre Landsleute gelingen wird, daß das brüder­­liche Band geträstigt werde, welches hinfort die im Dosten­twohnenden Ftämme mit ihren Brüdern im Mittelpunkt und im Westen Europa’s verknüpfen wird. — Die durch die Ty­­rannen gegen einander gereizten Belfer haben die Markt der­­selben gegründet. Werden sich die Völker den Geseben Christi und der Menschheit angemessen einander verstehen und lieben, so werden sie jene Träume verwirklichen, in denen wir uns immer twiegten. — Joseph Sartbaldi, Ueber das im Neutraer Komitate angewen­­dete Repressivsystem seien mir in der „­Preßburger Zeitung“ Folgendes : Sicheren Nachrichten zufolge soi der in der Steuer­­renitenzfrage mit ausgedehnten Bollmachten nach Neutra entsendete 1. Kommissär, Johann Halzl, daselbst mit großer Strenge vorgehen. Man spricht, der Komitatsausfchus wäre bereits aufgelöst, und der Obergespan Graf Ludwig Skárolyi von seinem Amte suspendirt. Lebteres dürfte nicht ganz richtig sein, da die Obergespan fast sein Amt, sondern eine Würde ist, von welcher man allenfalls en­th­o­­ben, aber nicht suspendirt werden kann. Lene, melde Halzl’s , Persönlichkeit rennen, zweifeln nicht im geringsten, daß er bei seiner Mission viel Energie entwickeln, aber auch vielleicht des Guten zu viel thun werde. Freilich hindern ihn seine Bollmachten nicht, ein ziemlich unbeschränktes Verfahren zu beobachten, und es wird ihm zu seinem geringen Verdienste angerechnet werden, wenn er diese heimliche Affaire glücklich zu Ende bringt. Die größten Schwierigkeiten werden sich in der neuen Bewegung der Aemter ergeben, wozu Halzl kaum die nöthige Anzahl einheimischer Beamten finden dürfte; auch Die vorgeschriebene Refrutirung aus den benachbarten Komitaten wird kaum das erwünschte Resultat liefern, abgesehen davon, daß sie ein beweifliches Präzendenz für ähnliche zu erwartende Fälle bietet. In schlimm die Dinge sind, die hier erzählt werden, so träumen Die zentralistischen Organe Wien’s von noch ganz anderen Maßregeln der Strenge. So will die „‚Konft. Korr.‘” gehört haben, der ungarische Hoffanger merke in einer der nächsten Ministerkonferenzen wegen des Fortganges der gegen die Peter Stadtrepräsentant eingeleiteten Un­­tersuchung interpetlert, und ihm die rascherte Erledigung dieses Prozesses anempfohlen werden. Gleichzeitig will man die Ko­­mitate auffordern, bei den Steuererolationen thätig mitzu­­wirken (!) und die renitenten Kongregationen auflösen. Einer der Landesautonomie nahetretenden Verfügung des Staatsministeriums tritt der Landesausschus von Doberdfferret in mehreren in seiner Lagung vom 17. d. M. einhellig gefaßten Beschlüssen entgegen. Wie wir einem Telegramme aus Triest entnehmen, hat der dortige Gemeinderath beschlossen, in einer Adresse an Se. Majestät den Kaiser gegen die Entscheidung des Staats­­ministers v. Schmerling in der Unterrichtssprache zu protestiren und um die Bestätigung seines eigenen (des gemeinderathlichen) Beschlusses über die Unterrichtssprache zu bitten. “ Wien, 31. Juli. Bekanntlich ist gegen die Redak­­tion der ,„.Presse vor Kurzem eine strafgerichtliche Unter­­suchung wegen eines über die Angelegenheiten Ungarns ver­­öffentlichten Artikels eingeleit­t worden. Das Ergebnis der Untersuchung war jedoch nicht genügend, um einen Aufragebe­­schluß wegen Majestätsbeleidigung zu rechtfertigen, und wurden dieselben daher in der ersten Instanz aufgelassen. In­folge erneuerter Reklamationen ist die Untersuc­hung jedoch gestern i­ieder­ aufgenommen worden, und zwar mit einer Strenge, die allgemein überrafft hat. Der verantwortliche Redakteur Herr Miller erklärte sich zwar sofort als B­erfaffer des intri­­minirten Artikels, allein man schenfte ihm jedoch seinen Glauben und verlangte von ihm den Namen des eigentlichen Berfaffers. Da Herr Miller jedoch bei seiner ersten Auslage verblieb, so wurde­ gestern um 6 Uhr Abends eine Hausunter­­suchung in der Druderei der ‚­Pfeffe‘ vorgenommen und die noch vorräthigen Manuskripte mitgenommen. Es ist begreiflich, daß diese Strenge gegen sein Blatt, | I | , ' das die gegenwärtigen Soeen der Negierung in Eifer vertritt, allgemein auffällt und hat die Redakt bereits in einer Eingabe an den obersten Susfizie­rung gegen dieses Verfahren eingelegt. y. Turin, 27..Juli. Der Sieg, den das Königreich Italien in dem außerordentlich günstigen Erfolge der Anleihe davongetragen, wird nicht verfehlen, das Vertrauen Europas auf die Fertigkeit und Dauerhaftigkeit unserer neuen Zustände in bedeutendem Moße zu erhöhen. Man bedenke, was es sa­­gen Will, daß die ersten Finanzmänner aller ausländischen Pläge, obwohl die Bedingungen ihnen erst nach erfolgtem Engagement mitgetheilt werden sollten, dennoch ohne Zaudern der Aufforderung unserer Regierung nachgekommen sind und das Doppelte des verlangten Nominalwerthes gezeichnet ha­­ben. — Das Tagesgespräch bildet noch immer der Brief San Martino’s und die Folgen, die sich für das Ministerium und namentlich für Minghetti, daran knüpfen werden. Man bes­zweifelt seinen Augenblick, hat San Martino dem leßtgenann­­ten Minister den Todesstoß gegeben , selbst wenn sich die In­stenlationen Cialdini’s auf’s Blänzendste bewähren. Iin diesem alle hat sich der ehemaligei Generalstatthalter gewaltig kom­­promitirt, für die Stellung des Portefeuilles Mingbett­’s aber werben Cialdinis Erfolge dennoch zu spät kommen. » « Aus Rom treffen wichtige Nachrichten ein.Die Zu­­stände sind so vollständig unerträglich geworden-daßselbst das Nationalkomité sich außer Stande fü­hlt,das Volk von einem unüberlegten Ausbruche abzuhalten.Herr von Merode wünscht nichts sehnlicher als eine solche Emeute,er provozirt sie mit allen Mitteln und seine Sbirren gehen täglich""wei­­­ter in ihrer herausfordernden Unverschämtheit.Dievours ironischen Werbungen werden offen und in einem Um­­fange betrieben,daß man die Banditen nach«Tausen­­den zahlen muß.»Der Platz Farnese ist vollgepfropft von Bauern­ und allem möglichen Gesindel-welches man für den Dienst der Reaktion aufgerafft hatz sie erhalten täglich 6 Catlinix andere öffentliche Werbebureau’s sind am Pia dk Marmo und auf dem Campo de Fort. Ich könnte eine Menge spestellster Eingelgeiten anführen, um die rastlose Shätigkeit der Reaktion zu bemeisen, die unter den Augen der Franzosen und mit offener Unterfrügung ver päpstlichen Negierung be­­trieben wird. Und woher kommt das Geld­ vom Peterspfen­­nig, der aber nach den neuesten Mittheilungen ein sehr dehn­­barer Begriff is. Römische Agenten verlaufen in ganz Europa zu Spottpreisen die Eoupong der fonforipirten Schuld und­ fehlten das Geld als Peterspfennig nach Rom; in den legten Tagen hat eine geheime Emission neuer Konsols im Betrage von 53.200,000 Frei. fritt gefunden, von denen unter anderm der Banquier Tommaffini für 3 Millionen, die eine Hälfte zu 45, die andere zu 5507 getauft hat. Antonelli hat mit rührender Sorgfalt gegen die italienische Anleihe prote­­sirt, so weit sie ehemals päpstliche Staaten­ belaste, wie w­ür­­den sich diese Provinzen wundern, wenn sie das finanzielle 208 theilen sollten, in welches die väterliche Negierung ihnen jei bereitet. Die Staatsgelder werden für jeden Preis ver­schleudert oder mit Hypothesen belastet. So kommt der wirk­­liche Peterspfennig ein. — In Bezug auf die Waffenauslie­­ferung ist der wahre Sachverhalt folgender: Der Erkünig hat durch einen fiktiven Verkauf jene Waffen dem­­päpstlichen Go­u­vernement übertragen. Darauf gefragt hat Merode von der französischen Behörde die Auslieferung der 35.000 Flinten und 40 Kanonen Goyon haben nicht gewagt die Waffen General Widerstand zu leisten. So sind denn in die Hände der Bourbo­­nisten gewandert,, Es wird aber von glaubunwürdiger Seite ver­­sichert , daß der französische Geschäftsträger dinal Antonek­ eine höchst peremptorische Note seiner Regie­­rung über diese Angelegenheit verlehen habe, und vom 31. , pays" und „Constitutionnel” bringen Aufklärungen über den Streit zwischen Migr. Me­ro­de und General GoYon. Merode wollte einen römischen Soldaten nicht auslie­­Soldaten verwundet der Papst und Kardinal. Antonelli es ber­aus fern, welcher hatte, wiewohl gefordert und der Engelsburg Suli erfahren die Policiice Nundjehan, einen­ französischen Agenten des so eben dem Kar­­l. Augus. Aus Pa­­­mir telegraphisch : -

Next