Pester Lloyd - Abendblatt, September 1861 (Jahrgang 8, nr. 200-224)

1861-09-27 / nr. 222

,,Ost und O­st««melberg In der siebenbürgischendof­­lanzler werden gegenwärtig die Instruktionen für den königlichen Kommissär ausgearbeitet. N­ Ueber den gestrigen Straßentumult, den teil in­folge der zufälligen Abwesenheit unseres Lokalreferenten­­ : Im Morgenblatte nur kurz erwähnen konnten, entnehmen wir , Naple" und "M. D." nachstehende Einzelseiten Vormittags um 8 Uhr begaben sich einige Finanzwáchh­rer unter militärischer Begleitung in jenes Durchhaus der H­atvanergafse, welches der neuen Weltgafse gegenüber in die Kohlbachergafse Führt, und dessen beide T­hore vom Militär befegt wurden. Die Nachricht, das es sich um eine Tabars­­fonststation handle, verbreitete sich in der Stadt, und bald waren große Menschenmassen zusammengeströmt. Eine aus jenem Haus eben ausziehende Frau sprach einige Worte flüsternd mit dem das Thor belegt haltenden Korporal, wodurch sie beim Publikum in den Berdacjt kam, sie sei die Denunziantin, auf deren Angabe rebt die Haussuchung vorge­nommen werde. Bei der herrsohenden Geretztheit begnügte man sich nur mit Schimpfiworten, sondern es kam zu Schlä­­gen und die Frau wurde bis zur Sporergasse verfolgt, wo sie von zwei Sta­dttrabanten in Schug g­nommen und auf das Stadthaus geführt wurde. Um 10 Uhr wurde endlich ein, mit Tabak beladener Wagen beim hintern Shore des be­­festen Hauses hinausgeführt, um in die Karlskaserne trans­­portirt zu werden. Die Haltung des zusammengeströmten Publikums wurde aber d­rohender, das Andrängen heftiger,­so daß das Militär vor Aller Augen seine Gewehre lud, und dem­ Huparisen Haus endlich vom Kolben Gebrauch machen mußte. Da eilte aus dem hinteren Thor der Karlskaterne eine Kom­pagnie Infanterie der bedrängten den Tabak esfortirenden Abtheilung zu Hilfe, das Boot wich hierauf zurüc und zerstreute sig. Bei der Kaserne wurden auch seiner drei Personen verwun­­det ; zwei Israeliten, Bretschneider und Beldmann, erhielten Ba­­jonettstie, und Kaufmann Gruber eine Kopf­wunde. Bei der Zerstreuung und Verfolgung der Zuschauer eilten mehrere Individuen in ein nahes Haus und schlugen den offen stehen­­den Thorflügel zu. Ein Soldat, der ihnen nachfegte, kam da­­dur­­t zwischen beiden Thorflügeln einigermaßen in die Klemme. Kolbenstöße erhielten Yeider auch ganz unbetheiligte Personen, so unter Anderem ein Arzt, der der Karlskaferne entlang zu einem Kranken eilte. Es sollen auch V­erhaftungen vorgefallen sein, und Stadthauptma­nn Thal begab sich sogleich in Die Kaserne, um ihre Sache ins Neine zu bringen. Nun gestrigen Abendblatt ter „Wien. Ztg." Seien wie : Laut einer heute Morgens um 91­, Uhr eingelang­­ten telegraphischen Divefche aus Kepthely, ist der Pastenzug Nr. 105 Heute Magte dur Kepthely Durch­­gefehren und mit dem Zug Nr. 104 zwischen dem Wind­­terhaus Nr. 87 und 88 zusammengestofßen, der Art, daß die zwei Maschinen unbrauchbar geworden ; der­ Zug Nr. 105 Liegt größtentheils zertrümmert — schnell Xerzte, indem mehrere Todte und gefährlich Berleste — (lautet der Schluß der Depesihe.) Politishe Nundfehan, 27. September, Da unser Sz.»Korrespondent den offiziösen Ursprung der Bro­­chüre über Die dem Papst angebotenen Barantien bestätig, wollen wir dem Leser eine nähere Angabe des Inhaltes dieser wichtigen Schrift mittheilen, Die ung von einer anderen Seste zugeht : Die weltliche Gewalt, welche in vergangenen Zelten eingefegt wurde, um die Unabhängigkeit des heiligen Stuhles zu sichern, jeßt aber dem Zwecke ihrer Einfegung nicht mehr entspricht, ist und bleibt abgeschafft. Die persönliche Sicher­­heit des Papstes wird der Finslichen Loyalität ©. M. des Königs von Italien anvertraut und die Unabhängigkeit des b. Sıufles unter den Schuß der Mächte gestellt. Die Person­­ des Papstes ist heilig und unverlegt­, eben­so die Personen der Kardinäle. Die Befigungen, welche den Kirchenstaat GEL­ genießen die Breißeiten und Chorrechte, die dem diplomatischen beten und das Patrimonium St. Petri, sind den M­űascjen und Abstimmungen der Bevölkerung gemäß dem Königreiche Italien einverleibt. Rom, die Hauptstadt Italiens, bleibt die Residenz des Papstes. Se. Helligkeit wird die päpstliche Gew­alt ausüben und im Befuge aller Ehrenrechte bleiben, melche ihr bis fest auflanden. Die Gesandten der Mächte bei Gr. Heiligkeit und jene Sr. Heiligkeit bei auswärtigen Mächten Korps gebühren. 5 « Der Papst behält feine Propaganda , feine Poeniten­­tiaria und feine Archive. Die Güter und Paläste des heil. Baters in der Stadt und auf dem Lande sind steuerfrei und genießen die Erterritorialität. Die Kirche und der Pag von St. Peter, die Paläste des Vatikan sammt den zugehörigen Gebäuden gehören Sr. Heiligkeit und ihren Nacfolgern. Der heil. Stupl erhält als eine Art Zehent seiner ehemaligen Be­­figungen eine ewige Nenze von . . . . . im Obligationen der italienischen Nationalfuld. Jede Macht wird eingeladen, dem heil, Stuhle eine Rente unter dem Titel: Pfennig des heiligen Petrus nach Verhältniß der­­ Katholischen Repöt­­terung ihrer Länder zu bestimmen. Es wird an den Bapst die ergebenste Bitte gerichtet werden, er möge die Kardinäle unter allen Nationen, womöglich im Verhältnisse der Stärke der katholischen Mitglieder detreiben, auswählen. Jede Nation wird jedem aus ihr hervorgegangenen Kardinal eine Mente von . . . ausfegen. . Jedes katholische Bolt wird dem Papste eine bestimmte Zahl Ehrenwachen feiern. Die MBaden wer­­den von den päpstlichen Gesandten oder Regaten ausgetunt und von der betreffenden Nation unterhalten. Bei einer Ge­­leisvacanz darf weder eine Volfsmenge noch eine Truppe, mit Ausnahme der Ehrengarde , sich dem Bonclave bis auf eine Entfernung von . . . nähern. Ge. Maiestät der König von Italien übernimmt im eigenen und im Namen der Nation, welche ihn erwählt hat, gegenüber den fremden Regierunge und Nationen die feierliche D Verpfligtung, die Person de Papstes zu frügen. Über die Unabhängigkeit des heilige Stuhles zu wagen und dafür zu sorgen, daß die Mese Unab­hängigkeit betreffenden Barschriften eingehalten werden. Der Pariser „Zemps” befürwortet eine Verständi­­gung Oesterreich­s mit Italten Cs heißt Dar­­über in einer Wiener Korrespondenz dieses Blattes: Eine Anerkennung der vollendeten Tharsachen kann no einige Zeit verzögert werden, sie muß aber unabweisbar ein­treten. Die Regierung weiß zu gut, daß sie nur um diese Hrets die Allianz mit England erlangt, eine Allianz, a der man allerhöchsten Orts, wie die Reise des Erzherzog Momimilian beweist, ungemein zu halten scheint. Auf Diese Grundlage sind in Betreff des Portefeuilles des Auswärtige Unterhandlungen z­­ischen Graf Rechberg und Graf Menns­dorf-Pouilly eingeleitet worden. Dur seine Yami­llenverbindungen s&ennt Graf Mennsdorf, der ein Better die Königin Viktoria und Schwager der SKeoburger ist, zur Berwtrk­lichung der gewünschten Allianz sehr geeignet. Die Sache ist 1 Gange.’ Nach allen erfreulichen Aussichten, welche das Schrei­ben eröffnet, feltert es mit folgender pessimifiischen Wen­dung : „Wenn aber unsere Hoffnungen getätig­t werden sol­len, wenn Oesterreich sich in seiner traditionellen Dolltis un­verbesserlich zeigen sollte, wenn es seinen täglichen Beispre­chen untreu werden und die in einer Stunde der Verz­weiflun heraufbeschworene freisinnige Bewegung erfinden wollte, dan freilich fiehen wir in die Kriensteompete und verlangen 99 Srank freich, daß es das unvollendete Werk von Soife sing zu gutem Ende führe.” Bon Buizot wird eine Schrift angekündigt „Stalten vom politischen Gesichts­gunst’, worin die Erhaltung der weltlichen Ma des Papstes im Interesse der Religion verlangt mir Guizot führt als Minister bekanntlich den Zunanten , de protestantische Sefuit‘. Von der Korrespondens Napoleons I, welche b Kaiser veröffentlichen lást, sind feit neun Bände fertig , zehnte ist unter der Presse. Der „Montteur” theilt heute el Yaar Proben mit, 3. 5. vom 19. Brumeire VIII. (10, No 1799), am Zage nach dem Staatsstreicje , mit welchem va Konsulat begann „im Namen der Konservativen, befpligende hd | : : !

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