Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 225-251)
1861-10-01 / nr. 225
Dienfag, 1. Oktober. Nr. 225. (Die einzelne Nummer hostet 4 fr, 5. W.) — eft, 1861. bendblatt a ester Lloyd, G. Wien, 30. September. Der Hofkanzler Graf Forgsch ist mit dem heutigen Frühtrain von Berlin zurückgekommen, und wurde um 12 Uhr von Sr. Majestät in einer Audienz empfangen. Die Konieftur eines Hiesigen Blatred, daß Graf Forgac sich min aus den Grunde absentirt hätte, um der an ihn gemachten Zumuthung , das siebenbürgische Landtagseinberufungsreskript zu Fontrafigniren , zu entgehen, ist völlig aus der Luft gegriffen, da eine solche Zumuthung an ihn gar nie ergangen. "Auch die Gerüchte, das der Hofkanzler wieder auf den Statthalterposten in Prag zurüc-kehren werde, dürften irvig sein, denn soeben bat Graf Forgb noch den legten Transport Effekten, welche er in Prag zurückgelassen hatte, hierher bringen lassen. In den heutigen Reichsratbefigungen des Herren- und Abgeordnetenhauses erschien auf der Journalistentribune an der Seite des Kern Garnier-Pages derfaiserlich französische Staatsratb Yangueronnisre, eine schöne Mannsgestalt von imponirender Haltung und einnehmenden, geistsprühenden Gesichtszügen. Sagueronnisre bleibt heute und morgen in Wien und begibt sich mit dem morgigen Abendtrain nach Pest, wo er mehrere Tage zu verweilen gedenkt. Er reist in Begleitung einer retzenden Dame. — Wie ein in der Nacht aus Wien ungzugegangenes Telegramm meldet, ist der königliche Kommissär für das Pester Komitat bereits ernannt, und zwar in der Person „des vormaligen Arader Komitatsvorstandes Hofbauer, der im Laufe des heutigen Tages oder morgen hier eintreffen wird. Der amtliche „‚Singöny‘‘ schildert die Ereignisse vom legten Sonntag und erzählt dabei über das Zusammentreffen des Majors, welchr das in das Komitatshaus eingerüdte Militär kommanderte, mit Nyáry Folgendes: Nachdem der Major die Thore zu schließen befohlen hatte, ließ er den Kastellan und durch diesen den ersten Bizegespan rufen. Nyáry leß dem Major sagen, wenn er von ihm etwas wünsche, so möge er sie zu ihm bemühen. Hierauf ging denn der Major hinauf in Nyay's Wohnung, Herr Bizegespan, redete er ihn an. Sie wollen hier heute Nachmittag, um 5. Uhr eine Konferenz halten? — Sa, antwortete Nyary, und morgen eine Generalkongregation. — Ich bin lieber „geriet, dies alles zu verbinden. — Wie ich sehe, haben Sie Ihre Leute im Komitatbaufe schon aufgestellt, der Gewalt gegenüber haben wir seine andere Waffe, als unsere Sefege, diese sind aber weder Bajonette noch Kugeln. Das wiffen Sie, Herr Major. — Mit vielen Worten verbeugte ich der Bizegespan höflich und verlieh den Major, der Berügungen traf, daß sich sofort Levermann aus dem Komitatsaufe entferne, der nicht darin wohnt. Den Rattonnements unserer heutigen Morgenbläter über die Auflösung der Komitatsfommilion und Abanfang des Beamtenkörpers entfernen wir. Folgendes Nano price sich folgendermaßen mit: Das eiter Komitat hat heute weder eine Nomination noch eineneamtenkörper mehr. Eine halbe Million Menschen blieb bne Administrationsbeamten und ohne Richter. Und nachdem ie Dinge so weit ‚gediehen sind, Häpt‘ sich ermessen, welche roße Erbitterung unter uns herrschen muß und wie sehr ale Spregeln der jesigen Negierung mit dem im Widerspruche eben, was die öffentliche Stimmung der Nation gefeglich eint. Wochenlang konnte man für das Pester Komitat icht einmal einen königlichen Kommissär finden, und regten plöglich die vielen Aemter in den tiefen Zweigen der frentlichen Verwaltung, der Polizei und der Rechtspflege berreßt werden. Jeder Augenbild gefährdet Bermödgen, feßt Hnteressen auf das Spiel und kann die Basis der öffentlichen und individuellen Sicherheit erschüttern. Als der Beamtenfürper des Pester Komitates sein ferneres Verbleiben im Amte mit den Verpflichtungen gegen das Vaterland und mit der Ehrfurcht vor den Gelepen für nicht mehr vereinbar hielt, war er gleichzeitig von jener tiefen Mederzeugung durchdrungen, daß er, wenn er die Mafregeln der Negierung durchführen hälfe, das Komitatssystem, dieses durch Jahrhunderte ängstlich bewachte Kleinod unseres Landes, wertelos machen und wenn auch nicht zum Gegenstande der Verachtung, so doc zum Gegenstande des Impifferentismus und der Impopularität erniedrigen wide. Durch sein Zurüchtreten wollte er daher jene altererbte Institution vertheidigen, welcher treu zu dienen seine Pflicht und sein Stolz war. — Es ist nicht unsere Absicht, In Augenblicken sow so großer Tragiweite ein strenges Urtheil über die Fehltritte zu fällen, welche die Negierung begangen, und welche diese unerfreuliche und trostlose Krise ganz unwdthig und mit hochmitthigem Yeichtsinne heraufbeschworen haben. So viel ist aber gewiß, daß das Vorgeben des Pester Komitates nicht ohne Einfluß auf die Verfügungen der übrigen Subsditionen bleiben wird. Wir stehen daher auf jenem Grenzpunkte, von welchem aus es nur mehr Ein Schritt bis zu dem eingestandenen und auf Militärgewalt sich fräsenden Absolutismus ist, der seit einigen Wochen bereits so kräftig wurde, daß er sich schon nennen und in seiner wahren Gestalt auftreten kann, vM. Dr. Sagt: Die Komitatskommission war von der bevorstehenden Auflösung amtlich noch nicht verständigt worden, und alles was sie darüber wußte, hatte sie mir aus den Mittheilungen der Zeitungen erfahren. Sie wollte sich daher in der bevorstehenden Sigung vom Inhalt der Auflösungsverordnung Kenntnis verschaften, welcher zufolge , da die Wirksamkeit des Obergespan-Stellvertreters aufgehoben wurde, ein tün. Kommissär aber die der bekannten Shftruktion gemäße Leitung des Komitates noch nicht übernommen hatte, — im Interesse der Rechtspflege, der öffentlichen Sicherheit und der im Komitat befindlichen Waffen solche Versügungen notbiwendig geworden waren, hinsichtlich welcher Der Beamtenkörper, welcher seine Richtung, seine zu befolgenden Borfchriften nur von der geieglichen Kommission erhalten kann, nicht selbstständig handeln und , besonders während der Zeit des bevorstehenden Chaos, die Verantwortlichkeit nicht übernehmen konnte. Die Kommission wünschte nicht, dem Willen der Gewalt sich zu widerlegen , sie wollte nur ihren Beruf erfüllen und bevor sie abtrat, dafür sorgen, daß das Chaos, welches notwendiger Weise eintreten wird, womöglich Eleiwer jet. Zum Widerstand besigt sie nicht die physische Macht. Ihre Waffe ist nun das Gere, von welchem dies Gewalt behauptet, daß es ungiftig it, und nur die geießliche Konstitution it es, worauf sich Die Kommission berufen kann ; diese haben wir aber nach der moralischen Welterzeugung und nach der Rechtstheorie „der Negierung verwirft. Die Kommillion, sagen wir, wollte nicht deshalb zusammenkommen, um M Widerstand zu leiten, was die Kraftentwickung der Gewalt gerechtfertigt hätte. Jedenfalls hätte sie aber gegen jenen Zustand protestirt, in welchem das Necht, das Geieg nur ein disfretionäres Geichent der Gewalt ist. Sie hatte, so wie das Rechtsbewußtsein jenes Ungarn dagegen protestirt, und sich gegen jenes Verfahren verwahrt , welches böcstens aus den gegenwärtigen politischen Konjunkturen den Muth fafsen konnte, solglos und uneingedent der möglichen Ereignisse, der Zukunft, an die Stelle der sanftionirten Gefege, der durch Eide bekräftigten Konstitution den Bingelwillen zu fegen. Die Kommission konnte ihren Beruf nicht erfüllen , nachdem aber die Komitatskommilsion aufgelöst wurde, konnte auch der Beamtenkörper nicht mehr in jener Steilung bleiben, welcher er durch das öffentliche Vertrauen berufen malnbe.te - Kommission, und der Beamtenkörper vereint Bilbehi das Komitat, da der Beamtenkörper die, Richtung seines Berfahrens allen von der Kommission empfängt, und einzig im Sinne des Gefeges zu fungiren berufen ist. Nachdem diebieberige Kommission aufgelöst wurde , so wäre der Beamtenkörper der neu, aber nicht im Sinne des XVI. GM. 11848 zu bildenden Kommission und dem an der Spigerberfelden stehenden königl. Kommissär untergeordnet worden, welche nicht im Gefäß ihnen Ursprung haben. Hätte der Beamtenkörper nicht abgedanft , so wäre er genöthigt gewesen , Me Richtung und die Vorsschriften solcher Organe anzunehmen, welche mit dem XVI. $.A. 1848 in Widerspruch stehen. Diese Oründe befragen den Beamtenkörper Des Pester Komitates ," seine Nemter niederzulegen. .. ,,M.Sand«ist ebenfalls dersn sich,daß der Beamtenkörper,der sein Mandat von der Kommission erhielt...nach der Auflösung derselben in natürlicher Konsequenz wahbanken mußte.Jetztkaktik die Regierung,—heißt es am S Muß des Artikels,——--nicht mehr zu ihrer Methodec;Zög·ekne ihre Zuflucht nehmen;jetzt beißtrstbsthocapgbicssbaz jetzt muß sie dar nachgreifrit,wozu sie Lust gezeigtxs aber in ihrem grossen Eifer hätte sie bei dem Mangel an bereitwilligen, pflichtschuldigst gebotsanken Vollstreckungstreckzeugen kaum«"ent-» scheiden were Schritte wagen können. ,,P.—Hirni"k«sagt im Gegentheilx So»wie»tysiseo« niemals anerkennen werden,daß der Protestdeprivmttgte zum triftigen sssrunde für die Auflösung der«Kommi«ssiyft»«hies nen könnez ebenso wenig felmc wir durch die Suspkxksihxxphekordnung die Abdankttng der Beamten veranlaßt ohngena fertigt.Da sind die Städte Pest und Stuhlweißenburg sorich daru wurden die Komissionen suspendim Hätten uuaf die Magistratualen recht gethan,wenn sie jene:’«Suspension»"w-gen abgedankt und ihre Mitbürger im Stich gelassen hätten ? In der Abdanfungsurkunde erklärt der V Beamtenkörper, des Pester Komitates, daß er nicht zum Werkzeug ungefeglicher äwede werden wolle. Das soi, das darf er auch nicht khin. Wird denn aber das Publikum gegen Ungefeblichkeiten besser gefphgt sein, wenn die Konstitutionelen Beamten dasselbe ganz der Willkür oder der Noth Preis geben ? Aus den Munizipien Liegen uns heute folgende Mittheilungen vor : j . Der städtische Magistet zu Stuhlweißexnbyæscg bat,——nebst der Bestimmung,daß die Fachkommisionen" fokxabbekten und die in den Wirkungskreis derssteneralvesammlung gehörenden Gegenstände in voller Rathzsiwnzzytks handelt werden sollen—der1Veschlußziefaßt:ngchtziszhkk volleRatl)und jeder einzelne Beamte für sein gsmxesmstisches Wirken verantwortlich sind-kakkn kein Beamter,den Phäses einbegriffen,auf den Befehl des Kommissärs irgends eine Veksordnung vollziehen und kein amtliches Geheimnisßingzshßkfer -Hinsicht bewahr,sondern er möge zu wastmme.zs».uxtd.-,sei es die geringfügigste Angelegenheit,vorschenk"kö.n.««Kv"-xkz"tt.tsfä"k aufgefownst werdlich so hat(«1)dies sofort dem Präfenäsmelden,und dieser ist verpflichtet sogleich eine Meinung des Magistrats abzuhalten,wo in der Angelegntheit ein«Beschluß gefaßtt wird. ».Das Neuann Komitatssatbrfchkvssenx,HCB«ko vtepte Einnischung der Domestik als teuerverbietende Statthålitereverordnung eine Repräsentation an Schlafskkstsäk zurichten·,1c11v darin ausgesprochen,daß·feineRithe.de-ZGI« setze jadir-Grundsätze zu den eigenen Willen,Sr.Maiestät umgeben»in dem Bestreben Allerhöchst dieselben vynde anizle ver Aussohnung zu entfernen,und so die Dynastie und bie Nn-stiopteniu’sluglückzustürzm »Das k.k.Ehrberufungsreskript,—«IVk-Ten withim.,Kolosv.K'o"zl.«—ist,sicheremnternehmentmchtskm Gulseruium eingetroffen.Das Dokument ist in faste der Sprache-abgefaßt-datirt vom i m September und soll ImhtÆ jentlichen Folgendes enthalten” : ‚Um über jene boch unwichtigen Modifikationen zu berathen, welche Fraft des ausgesprochenen Prinzipes der „Meihtsteinen bezüglich der Religion, der Ed der laffen in den Gefegen und ustitutionen Dieses Großfürsten- ...».«s; -