Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 225-251)
1861-10-25 / nr. 246
SEES: den. Es ist Pflicht ihrer Kollegen, das zu fordern, woferne sie nicht selbst geben wollen. Ein eineitliches Ministerium ist vor Allem nöthig zu einem einheitlichen Oesterreich.” “ Unser X,Korrespondent fehliehbung fängst, das Staatsministerium denke an seine Transaktion mit Ungarn; wir glauben es ihm gerne, — mit solchen Anschauungen ist jede Transaktion unmöglich. „Sarg.“ bringt ein interessantes Schreiben über die trvaufde serbischen Verhältnisse; dasselbe lautet : Es ist bekannt, daß bisher sowohl die Kroaten, als auf die Serben in der Hauptfrage,ä nämlich hinsichtlich des fühflautischen Neides übereinstimmten,, und einander applaudirten ; jeßt aber, wo die Frage zu reifen beginnt, wo schon von der Dynastie, ihrer Religion und Referenz die Rede ist, gerathen die bisherigen Parteigenossen immer weiter auseinander. Denn die Kroaten wollen ihr neues dreieiniges Königreich nicht bis auf die zur ungarischen Krone gehörigen drei Königreiche und auf österreichische Provinzen beschränken, sondern auch auf Bosnien und andere, zum türktischen Reich gehörige Provinzen ausdehnen; und da in diesem,. , auf solche Art groß zugeschnittenen Reiche das katholische Element ein großes Webergewicht über das griechisch-nichtuntrte Element besäße,, so wünschten sie einen römisch - katholiischen, und in Agram residirenden Monarchen. Die Serben wollen aber die von durchaus nichts wissen. Sie wünschten nämlich außerhalb Kroatiens, — weil die Kroaten behaupteten, das es in Kroatien nur Kroaten gebe, — ein Neid von geringerer Ausdehnung, in welchen das serbische Element gesichert wäre, irgendwo weiter unten, den mit ihnen derselben Religion angehörenden Bulgaren zu Liebe mit der Nefiden, Belgrad zu gründen; und da sie fünf Millionen zählen und schon zwei Fürsten haben, so hätten, sie es nicht nöthig sich In Servatien inforporiren zu lassen, in jenes Kroatien, welches Tatholish ist, und welches, wie sie jagen, ohne ihrer Sprache nicht einmal schreiben künnte. Außerdem sind Kroatien, Dalmatien u. f. mw. ihrer Ansicht nach arm; sie würden fetteren Boden finden. Da ferner Kroatien farbolisch ist, so künnte es leicht eine Beute feiner Nachbarn , der Italiener, Franzosen oder Deutschen werden, wie dies schon unter Napoleon dem Großen geschah ; ja unter dem Einfluß des Katholizismus konnten sie sogar ihre Nationalität verlieren, wofür das bald deutsch gewordene Böhmen ein Beispiel liefert, mit einem Wort, sie fürchten den Katholizismus als einen großen Faktor. Da nun dies die Anschauung der in Ungarn Lebenden Serben über das gemeinschaftliche Froatische, dreieinige Königreich ist, so können sie sich mit den Kroaten nit Definits vereinigen, und sie versprechen nur dann die Politik der Kroaten zu unterfragen, wenn bdiese Legieren ihnen das Komitat Sprinten, und die ganze flavontsehe und kroatische Militärgrenze übergeben, sic 'elbst aber nur Dalmatien und die übrigen unfruchtbaren Gegenden behalten würden. So stehen, wahr und offen gesagt, die Dinge zwischen den beiden Part tefen. Indem aber unsere Serben den Servaten gegenüber socharfe Prätentionen formuliren, ist es natürlich, daß sie auf ein Königreich Groß- Serbien spernliren. Da is nun die Frage, ob unsere Serben im Fürstzentrum Serbien gerne gesehene Säfte wären, und ob die Regierung des gegenwärtigen Fürsten von Serbien die obigen Tendenzen trebt? Ich sage fühn Nein; denn nach dem Borangeschickten ist die Legitimität gegenüber der Krone beg b. Stephan, und die Integrität derselben für Serbien gegenwärtig eine Lebensfrage; denn Serbien mag nicht nur nicht das Zustandekommen eines kroatischen dreieinigen Königreichs, sondern ein solches wäre ihm sogar gefährlich, und bei den Belgrader Serben sind daher das historische Net und die natürlichen Grenzen, mit Einen Wort: bientegrität der Krone des ich, Stephan das Pofingstwort ; ja man hört dort nit einmal das Wort Slovene gern. Die Absichten der Regierung des Fürsten Michael bewegen sie zwischen spezifischen und legttimen Grenzen, sie sind auf ein, auf den Trimmern des türkischen Reiches aufzubauendes serbisches König und aus Diesem Grunde geshab von Belgrad aus viel, sehr viel, ja wird noch täglich datet daß die in Ungarn lebenden Serben die RR. 8 s ABA Tipfett nicht überschreiten und auf diese Art den Kroaten nicht hilfreich an die Hand gehen mögen, und daß si die Evakation der Serben regte, ist nur diesen Bemühungen zu daffen. Allerdings aber sind die Serben fett langen Zeiten sehr alamirt, und die konservativen Belgrader Ansichten verbreiten sie nur schwer, da der große Haufe unwisfern ist. Von nicht geringerem Interesse ist ein Bericht aus Beröczet im ‚„M-Drp.”: Das Komitat Veeöcze,—schreibt man näm diesem Blatte, — hat in seiner am 15. b. und an den algenden Tagen unter dem Borfibe des Herrn Obergespans Sidor Stroßmayer abgehaltenen Generalkongregation auf Grojanovics Antrag, tras aller Gegenbemühungen des Dobergespans, mit großer Stimmenmehrheit den Beschluß gefagt, daß es im Protokoll sein Mißtrauen gegen das pros.troatische Kön. Spfdifastertum und gegen den pron.-Ernatisschen kön. Gtatthaltereirath ausspreche, da die genannten Difasterien durch ihre, z. B. bezüglich der Steuern und der Stempelgebühren erlassenen Verordnungen, eben wärend der Dauer Der Bischof des Landtages, die Konsttution verhöhnten. ‚Obergefran kämpfte, wie erwähnt, heftig gegen die Fasung dieses Beischluffes. Aber die große Majorität des Komitates wollte auch bei dieser Gelegenheit ihr Festhalen an der Konstitution aussprechen, und sich mit ihrem Beto dem Proteste Ungarna anschliefen, Damit sie auch dadurch der Sintereffeneinheit Ausdruck gebe. Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, verlieh der Obergespan Effegg ; das Komitat feste aber seine Berathungen fort, — während welcher, unter Anderem, der Antrag des ersten Bizenotars ehrlich, daß das Komitat in einer an de, Majestät zu richtenden Adresse sein tiefes Bedauern über die Ereignisse in Ungarn aussprechen möge, einstimmig angenommen wurde. „In unserer gegenwärtigen Lage, — fügt "M. D." dem Bericht hinzu, — konnte es für Ungarn seinen größeren Trost geben, als dieser neue Ausdruch der Liebe unserer Brüder jenseits der Drau, dieses sehene Zeichen unserer Interesseneinheit. Wir nehmen es als das Pfand einer sehöneren Zukunft an, und erfennen in diesem Ereigniß die segnende Hand Gottes, Es sehe das brave Berdeze !” Politische Mundrehan, 25. Oktober. Aus der polnischen Hauptstadt liegen ungang heute zwei, die Situation charakterisirende Korrespondenzen vor, sie datiren beide vom 21. Oktober. — Der einen begegnen wir in der „Sählef. Stg.”, sie lautet : Die Iyraeliten hielten vorgestern ihre Hauptsynagogen wirklich getroffen. Die Evangelischen, welche das Beispiel der katholischen Geistlichkeit ebenfalls nachahmen wollten, erhielten jedoch vom Konsistorium den Bescheid, daß seine Veranlassung vorliege, die Kirche zu schließen, und mußten deshalb die ihrige gestern öffnen. Es fand der Gottesdienst in gewöhnlicher Dröhnung statt. Bei den Kathbolisschen Kirchen hatten si des Morgens mehr oder weniger Leute eingefunden, um ihre Gebete zu verrichten ; auf die Weisungen der Polizei jedoch, welche sich, auf die Tags vorher bekannt gemachte Warnung fügte, 300 in sich, überall zuric und kam es nirgends zu einem Konflikte. — Das offizielle Organ theilt heute einen Finanzabschluf des Königreichs mit — eine lebhaft zu begrüßende Neuerung, die das größte Interesse zu gewähren geeignet ist. Nach dem Ausweife der Finanzen des Königreichs beim Antritt der Statthalterschaft von Seiten des Fürsten Gortschafoff folgt die Darlegung des Standes der Finanzen beim Scheiven des Fürsten aus den Amte im laufenden Sabre. Es ergibt sich hieraus u. a., daß unter Gortschafoff , dessen Redlichkeit und Uneigennügigkeit übrigens stets anerkannt war, die verfügbaren Fonds des Fiskus um mehr als 72 Millionen Rubel Silber fliegen, die von Pasklewitsch übernommenen Defizite fi nicht wiederholten, vielmehr im Legten Jahre von 68 Verwaltung 1,600,000 X, ©, mehr eingereich gerichtet; ő