Pester Lloyd, November 1861 (Jahrgang 8, nr. 256-280)

1861-11-01 / nr. 256

«Telegr.Yeka«wie de­s MeskerzRos)d. Wien,31.Okt.Se-Eminenz der Kardinal Primad hatte ·.­um ein Uhr eine halbstiinvidhludienz bei Sr.Maj­estät.Da Der Hofkan­zler mit kaiserlicher Zustimmung 11ichtzlegig rut war, verlor der Empfang den althergebrachten strengen Charakter bes audiendum verbum und war eine einfache Audienz. Der Primas reist morgen nach Gran zurück. Die Entscheidung der Krootischen Frage wird Samstag erwartet, una, Zur Reisi in Wien, 30. November. Unser erlauchter Fürst- Primas bekommt hier von den zentralistischen Journalen viel Ditterfeiten zu hören , was Völkchen hier vergißt, was es auch heute kaum noch machen dürfte, wenn ihm ungarische Hände, unter welchen auch die des Primas waren, den Maul­­forb nicht abgenommen hätten. Den Groll ver Sournale konnte der erlauchte Kirchenfürst indessen eben­so ruhig hin­­nehmen, wie der liebe Mond gewisse ird­ische Demonstrationen hinnimmt ; aber leider muß ich bestätigen, daß auch in hohen Kreisen große Gereiztheit gegen den Fürsten herrscht. Es ist TIhatsache, daß son gewisser Seite her, deren nähere Be­zeichnung ich mir ersparen kann, der Antrag gestellt wurde, den Fürst-Primas seiner hohen kirchlichen Würde zu entber­ben und in ein bescheidenes Kloster zu verweisen ; zum Glacke jedoch wendete sich Se. Majestät der Kaiser von solchen Vorschlägen entschienen ab. Man macht es hier dem Kirchenfürsten zum Vorwurf, daß seine Antwort auf die Anfrage der Hofkanzlei die schärfste unter allen sei, welche die Obergespane ertheilt ; noch größere Erregung als der Inhalt des Briefes hat jedoch die Veröffentlichung des Briefes erzeugt. Graf Forgad) lud den Fürsten im Namen Str. Majestät des Kaisers Sonntag Abends auf telegraphischem Wege ein, „möglichst bald“ hier in Wien einzutreffen. Dem Telegramm folgte ein Schreiben des Hofkanzlers, in welchem der peinliche Einpruch geschil­­dert wurde, den die Antwort des Kirchenfürsten und die Publikation versellen auf ven Monarchen machte. Der Pri­­mas kam gestern Abends in Wien an und sofort begab sich Graf Forgad zu ihm, was ich zur theilweisen Berichtigung einer Notiz der „Presse” erwähnt haben will. Da Se. Ma­­jestät heute nicht in der Stadt ver­weilte, — der Kaiser wohnte der Fortlegung der Proben bei, welche mit der Bez­schießung des Thurmes zu Nothneuffens stattfinden — so mußte die Audienz des Primas auf morgen verschoben wer­­den. Se. Eminenz bewüste die Muße, um den Brief­ des Hoffanzlers in würdiger Weise zu beantworten. Ich konnte Ihnen über beide Briefe Manches mittheilen, aber — da ich die Situation in der Nähe renne — halte ich es für patriotischer, wenn sich die ungarische Preffe nicht weiter in die häflige Sache mengt, und ven Konflikt verbittert. Ist doch die Preffe Ungarns mit Recht stolz auf ihren politischen Charakter, der sie hoch über Die Prefse anderer Mänver er= hebt, warum sollte sie nicht in so empfindlichen Verhältnissen, wie Diejenigen es sind, welche die Niederkunft des Primas veranlaßten, das journalistische Interesse dem politischen und terordnen ? Vielleicht will­­ es Gott, daß die Begegnung zwischen dem Kaiser und dem Kirchenfürsten, so schmerzlich auch die Veranlassung zu derselben ft, gute Früchte trägt. Der „Wanderer” hat gestern das­ grauenvolle Wort ‚„Kriegsgerichte" ausgesprochen. Leider scheint er diesmal nur zu gut unterrichtet. Die Einführung der Kriegs­­­­gerichte in unserem Baterlande gehört allerdings zu dem Systeme des Tages und bezügliche Vorträge liegen aller­­dings Sr. Majestät dem Kaiser vor, wenn auch Dieselben bis zur Stunde noch nicht die allerh. Sanktion erhalten ha­­ben. Welche Vergehen oder Verbrechen von Kriegsgerichten zugewiesen werden sollen, kann ich im Augenblick noch nicht sagen, ich vermuthe jedoch aus verschiedenen Anwentungen, daß ihr Wirkungskreis auf jene Demonstrationen ausgedehnt werden sol, durch welche künigliche Kommissäre oder sonstige ernannte Beamte verhöhnt oder beleidigt werden. Wahr­­scheinlich hängt mit der Absicht auf Einführung der Kriegs­­gerichte Die Reise des Grafen Apponyi nach Wien zus­­ammen. Bis jest hat der Herr Luder Curiae seine Der­­ission noch nicht eingereicht und, wie ich höre, dürfte er sich nur dann zum Nied­ritte entschließen, wenn auch die Rechtspflege in einen prosisorischen Zustand gebracht werden oder die Frage bezüglich des Stempelgefälles in Justizsachen nicht zu einer befriedigenden Austragung gelangen sollte. Heute hatte Se. Erzellenz in fetter Beziehung eine lange Un­terredung mit dem Herrn Finanzminister. Die „Wiener Korrespondenz” bringt uns wichtige Nach­­richten bezüglich der Wiedergeburt der Wojwo­dina. Sie ist unstreitig sehr gut über die Absichten iit ihrem Lager unterrichtet. Ich kann Ihnen jedoch andererseits ver­­sichern, daß die Frage im Ministerrathe noch nicht zur Sprache gekommen is. Der Wunsch,­­die serbischen Brüder zu befriedigen, ist unstreitig der lebhafteste in Ungarn, nichtö= destoweniger muß man die Meinung, daß diese Befriedigung nur durch den ungarischen Reichstag im Einvernehmen mit der Krone gesihehen künne, auf das Entschiedenste festhalten. Dies ist auch der Standpunkt des Grafen Forgad in der Sade und ich kann auf das bestimmteste meine neuliche Mittheilung wiederholen, das Graf Forgad es zu einer Kabinetsfrage machen würde, wenn das Ministerium sich entz­uchlossen zeigen solte, in Angelegenheit ver Serben ohne Einvernehmen mit dem ungarischen Reichstage vorzugehen. Unser Berfaffungsleben, sol, wie die „N. Nachrichten” wissen wollen, in der nächsten Zukunft vom nachfolgenden ministerielen Programm seine Richtung erhalten: Man ist — heißt es — wie es scheint, von dem ersten furid­­sen Anlauf zu einem „energischen” Auftreten wieder in so weit ab­­genommen, daß man möglicft „versühnlich” zu Werke geben will. Jeder Anschein eines positiven Belagerungszustandes soll vermieden werden. Dagegen sucht man die Administration vollständig wieder in die Hände der von der Regierung ernannten Beamten zu legen, deren Aufgabe es sodann sein wird, eine Art von K­ommissio­­nen wählen zu lassen, welche als konstitutionelle Körperschaften in den Komitaten und­ Munizipien fungiren sollen. Unter der Leitung der Administratoren, ft. Kommissäre und Kommissionen denkt man sodann die Neuwahlen zu einem Landtage nach einem oktroyir­­ten Wahlgefege auszuschreiben, welcher Landtag bis zum Februar zusammentreten sol. Dies im Wesentlichen das Programm, welches sicherem Bernehmen nach) ín den Ministerkonferenzen diskutirt wird und zum größeren Theile­fon angenommen if, Sm , Raple" seien wir über die Lage der­treffe: Bevor man wo immer die im Jahre 1860 vor sich gegangene Veränderung wahrnehmen konnte, waren wir Schriftsteller die ersten, die wie die Lerche den milden Hauch des Frühlings, den ersten Son­­nenstrahl­haut begrüßten. Dann konstituirten sie nacheinander die einzelnen Munizipien, gleichsam als Organ der öffentlichen Mei­­nung zweiter Instanz. Endlich trat der oberste Kasfationshof der öffentlichen Meinung, der Reichstag, zusammen. Und melden Weg befolgte die Auflösung und Zerstörung ? Denselben, nur rückwärts. Das erste Opfer war der Reichstag. Diesem folgten die Munizi­­zipten, deren Thätigkeit fest ganz eingestellt is. An wen wird jegt die Reihe kommen? — Das ist nicht schwer zu errathen. As Fürst Epterbuzy seine Hauskapelle entließ, komponirte der betrübte Haydn eine Symphonie, gegen deren Ende ein Musiker nach dem anderen sein Instrument und seine Noten unter die Achsel nahm, seine Kerze ausblies und sich entfernte. Den legten Ton hatte der Baßgeiger, dann Bites auch der feine Kerze aus, und ging fort. Wird der greife jegt nicht die Rolle des Baßgeigers zufallen Auf den Für­­sten machte jene Symphonie einen so tiefen Eindruck, daß er sein Orchester zurückrief, und jegt fehrieb Haydn eine andere Symphonie, bei deren Anfang die Musiker in umgekehrter Dronung , der Bar­­geiger voran, hereinsamen. Wenn heute oder mergen auch wir ge­nöthigt sein werden, zu verflummen und unser Licht auszublasen, so wird bald die Zeit wiederkommen, wo wir es­ wieder werden an­­zünden können. Dies zum Trost für­­ uns Alte. Unser Wiener Korrespondent hat zuerst die bevorstehende Veröffentlichung einer­ aus dem 3. 1844 datirenden Dent Schrift Metternich’s über Ungarn angekün­­digt; wir finden dieselbe heute vollständig in der „Pr.“ ab­­­­gebracht, lassen aber hier vorläufig blos die einleitenden Jet­­en folgen, weil eben sie am entschiedensten warthun, wie him­­melweit das Vorgehen des jebigen Staatsministeriums von den Ansichten des einstigen Staatskanzlers abweicht : Borlängst, — beginnt Metternich, — war die Borfrage aller Fragen die: Ob die nothgedrungene Umwandlung der ungarischen Zustände von Seite der Negierung auf die Grundlage der bestehen­­den Berfaffung oder auf jene der reinen Monarchie zu fußen sei? Der König hat sich für die erstere in dieser Rich­­tungen erklärt und hieran hat er, meiner vollen Meberzeugung ge­­mäß, recht und Flug gehandelt! Gesehliche Begriffe und Formen, welche Jahrhunderte durclebt haben, haffen si durch Mechtang­­sprüche nicht erlöschen. It eine Lage auch auf das erswie­senste der Umwandlung besbirffts, so bieten diese Begriffe und Formen der reformirenden Gewalt ‚eine feste und zugleich die sicherste Grundlage durch­ ihren bitorischen — einen dam­­it zu erregenden Werth. Dies aber selbst beiseite gefegt, so wäre das Unternehmen der Umwandlung eines konstitutionellen Verhältnisses in ein absolutes ein in unserer Zeit unausführbares. Indem von der Wahl der Richtung des Unternehmens, Un­­garn einer bisfern Zukunft entgegenzuführen — weil dieselbe ber stimmt ausgesproc­hen ist — nicht mehr die Rede zu sein vermöchte, so besoßränft sich die zu lösende Aufgabe auf die Durchführung des Unternehmens. Hiezu gehört die deutliche Bezeichnung des von der Negierung gewählten Ausgangspunktes und die richtige Wahl der Mittel zum Zweckk. Der Ausgangspunkt bildet die im Sinne der Wahrheit aufzufassende Berfafsung. In ihr müssen die Rechte der Krone herausgesstoben, und von hiezu geeigneten Werkzeugen vertreten werden. Es gibt Stimmen, welche behaupten, die anger­erbte Verfassung bietet nicht die zur Durchführung des Wertes ber nöthigten Mittel. Dies selbst angenommen (obgleich mein Gefühl sich dagegen sträubt), so würde der König in dem Mißlingen des Bersuches dennoch eine Grundlage in der Kraft finden, welche ihm der umgekehrte Gang zu bieten nicht vermöchte. Schlachten müssen regelgerecht eingelettet werden. Das Heer muß in die Borhut, den schlagfertigen Körper und die Neferve gegliedert sein. Die N­­e­ferve (in dem in Frage flehenden Unternehmen die salus publica als ultima ratio)­­ muß nicht in die Avantgarde, noch in das Haupttreffen verwicelt werden, sie halte sich gerüstet, aber ruhig, und warte den Moment ab, in dem sie sich zu zeigen berufen wäre. So dachte Fürst Metternich, — wie ganz anders denft aber hierüber das derzeitige Staatsministerium ! Die Königsberger Rede. ‚Rede eine so große Bedeutung zuschreibt. B­­r Peft, 31. Oktober. Die Festlichkeiten in Kö­­nigsberg sind zu Ende, das fette Geläut ver Gloden hat ausgeflungen, die Neffe von der Krönungsfrant nach Berlin, ein Triumphzug durch das ganze Land, ist vollbracht. Die schwarzen und die rothen Maler , welche heimatlos umher=­chwirrten, haben ihren Hort auf der Brust der Glücklichen gefunden. Die Menge hat sich verlaufen und das alltägliche Leben tritt wieder in seine Nechte. Zehn Millionen Gulden soi die Krönung dem Staate gefoftet haben, ungerechnet die Ausgaben der Städte, Korporationen und Privaten. Wie mißmuthig man auch sonst­eftrechnungen anzusehen pflegt, so glauben wir doc nicht, daß die preußische Nation in bíei fem Falle den Aufwand bereut. Sie hat bi­seßt so gut Haus gehalten, daß sie schon die Ausgabe machen konnte. Aber ein anderes Soll als das der verwendeten Summen droht die Erinnerung an das Zest zu verbittern. Preußen kam nach Königsberg mit einer Berfaffung, welche als unver­­brüchlicher Vertrag die Nechte des Königs und jene des Bolfes bestimmen sollte ; und er kehrt zurück mit einer Bert­faffung, wo der König seine Macht unmittelbar von Gott herleitet, und dem Parlamente nur erlaubt, ihm Rath zu ertheilen. Was sollte die Berufung erklären, daß Preußens Kö­­nige ihre Krone von Gott empfangen ? Daß sie diese Krone nicht der Wahl des Volkes verdanken ? Alle Welt weiß es. Soll sie ein Anspruch der Demuth sein, ein Bekenntniß, daß sie die Krone durch Gottes Gnade erhalten haben? Ganz richtig, aber darin hat der König von Preußen vor Dem letz­ten seiner Unterthanen nichts voraus. Alles was wir haben und was wir sind, das haben wir und sind wir f von Gottes Gnaden. Also wozu Wahrheiten verfünden, die De­dermann rennt ? Es ist nicht ohne Grund, daß man der küniglichen Worte haben oft Fürsten und Bölfer einander mehr entfremdet als Thaten. Bei den Iesteren ist es leicht Entschuldigungen zu finden, man weiß, daß ein Congerain nicht ven hundertsten Theil heffen wissen oder prüfen kann, was seine Beamten in seinem Namen thun, man­ weiß, wie der wohlwollendfte Fürst der absichtlichen Irreführung seiner Umgebung ausgefest ist, deren Sinteresse oft genug verlangt, dasn nicht gut regiert werde. Aber ein königliches Wort fällt nie unbeachtet zur Erde. Das Bolt ficht die Neve seines Herrschers als den eigensten Auspruf seines Innern an, es hält seinerseits treu an dem Spruche, daß man ein Fürstenwort nicht wenden und nicht veuteln müsse. Der unmittelbare Vorgänger Wilhelm I. — ein Fürst, wie wenige des Wortes mächtig — hat sich mehr durch seine Reden als durch irgend­welche seiner Regierungs­­handlungen gefehndet. „Ich und mein Hans, wir wollen dem Herrn dienen” und „niemals soll ein Blatt Papier zwischen mir und meinem D­olfe sein” Tief tiefere Spuren in dem Gemüthe der Unterthanen zurück, als die Berliner Maier­­eignisse oder die politischen­­ Verfolgungen der Reaktionspe­­riode. Und der Instinkt des DWolfes traf hier das Nechte. Wie unkonsequent auch die Handlungen Friedrich Wilhelm IV. sein mochten, in seiner Rede blieb er sich gleich, und alle moralischen und politischen Niederlagen Preußens währ­­end zwanzig Jahren lassen sich auf das Programm zurück­­führen, welches der königliche Mund bei serschienenen Gele­genheiten aussprach. Wilhelm I. kann aber nicht einmal jene mildere Beur­­theilung erwarten, auf welche sein Bruder einen billigen An­spruch hatte. Was man dem poetischen Gemüthe, der reli­­giösen Ueberspanntheit, der Erziehung Friedrich Wilhelm IV. zu Gute hält, weffen Jugend in die höchste Blütenzeit der Romantik fiel,­st man weniger geneigt, bei Wilhelm I. zu entschuldigen, welcher sich gerade durch seinen nüchternen Sinn und durch sein Verständniß für das wirkliche Leben­sortheilhaft vür seinem Bruder auszeichnet, und dem über­­dies das Beispiel desselben als belehrende Erfahrung vor­­liegt. Auch hatte Friedrich Wilhelm IV. die gewichtige Ent­­schuldigung, daß er als unumschränfter Fürst von Thron bez stiegen. Auf der höhíten Stufe menschlicher Größe sich Schranken gefallen zu lassen, wenn man die Krone im Voll­­gefühl unumschränfter Macht ererbte, dies scheint die Kräfte der menschlichen Natur so sehr zu übersteigen, daß die Ge­­schichte keinen Monarchen rennt, wer mit einer abgedrunge­­nen Konstitution gut regiert hätte. Aber Wilhelm I. mußte von Anfang, daß er mit einer Verfafsung regieren müsse und er hat den Eid auf diese Verfassung lange vor seiner Krö­­nung geleistet. Er kann also nicht das Bem­auern um die einst besessene absolute Gewalt sein, welches seine Worte entschuldigt. Sobald der üble Eindruck der Königsberger siehe­kundbar wurde,hat man es nicht an den üblicheneschöni­­gungen fehlen lassen.Da h­ieß es,1na 11 dürfe danob­en Wilhelm I.«keine politische Bedeu­tung beilegen,der König habe nicht ein­ Programm seiner Regierung aufstellen,sondern nur seinen persönlichen Gefühlen einen Ausdruck geben wol­­len.Wir glaubet­ nicht,daß Jemand diese Ausflucht einer ernsten Prüfung werthhalten wird.Die Krönung wurde von den Liberalen mißbilligt,daß man sie beschloß,war ein offenbarer Sieg der Junkerpartei,obgleich diese es für gut fand,ein wenig zu schmollen,weil man nicht eine ganzmit­­telalterliche Erbhuldigung daraus machen, und von den bei dieser Gelegenheit herabfallenden Gnaden ihren Mitgliedern nicht viel zuwenden wollte. Die Zeitumstände gaben dem Afte noch eine besondere Bedeutung und man wies offen genug darauf hin, daß Königsberg eine Entschädigung für Sompiegne sein sollte. Die ganze prachtvolle, feierliche Hand­­lung konnte ihre Erklärung nur von der Person erhalten, welche dabei zu sprechen allein befugt war. Und man will jemandem weis machen, daß Wilhelm I., auf den Thron ge­­­­­stiegen um dem ganzen Ende sichtbar zu sein, mit der Krone geschmüct, die ihn aus dem ganzen Bolfe hervorhebt und rennbar macht, in einem feierlichen Augenblicke, wesgleichen er nie mehr erleben wird, als ein bloßer Privatmann ges­­prochen habe. Keinen großen Werth haben die Konjekturen über den eigentlichen Sinn der Worte „von Gottes Gnaden", die man so erklären will, waß sie auf die Rechtsbeständigkeit ver Bei­­faffung gar seinen Bezug haben sollen,. € s it, da so Ans­greifern und von Vertheivigern der Königsberger Rede viel Gelehrsamkeit zusammengetragen worden, welche in einer Schulstube fortrefflich Play finden würde. Da hat Eimer ges­tunden, der Anspruch „von Gottes Gnaden“ schreibe sich von der Salbung her, welche ehemals bei katholischen Fürsten die Krönung begleitete, und für Wilhelm I. als einen­ protestan­­tischen und ungesalbten König habe das Wort gar seine Be­­deutung. in anderer will beweisen, daß, wenn der König sagte, die Kammern würden ihm rathen, so biete das, sie haben das Rede zu beschliegen Wir glauben nicht, daß diese Versuche zur philologischen Lösung einer po­ litischen Frage stel­­lnd machen werden. Es ist nicht die Frage, was diese oder jene alte Formel einmal bedeutet hat, oder was sie möglicher­weise bedeuten kann , sondern was sie wirklich bedeutet. Der Sprachgebrauch ändert sich, aber die Interessen und Neigungen der Menschen bleiben. Die Päpste haben den Titel "Knecht der Knechte Gottes" ge­­führt, zur selben Zeit als sie den Anspruch machten, die Fürften der Fürsten zu sein. Das Wort Marschall bedeutet nach unbestrittener Etymologie Pferdenrecht. Wenn indessen ein Zuschauer der Königsberger Feste von Marschall Mac-Mahon verlangt hätte, er solle ihm Kraft seines Titel das Pferd halten, so dürfte der Herzog von Magenta vielleicht doch nicht gefolgt haben. Der König von Preußen hat zu seinen Zeitgenossen gesprochen. Er konnte also nur in dem Sinne reden, welchen die Anwesenden seinen Worten beilegen mußten. Die Zeitgenossen aber verbinden mit der Krone von Gottes Gnaden den Begriff, was Der Herrscher der Nation unverantwortlich sein will; unverant­­wortlich nicht nur für sich, sondern auch in der Person jedes Dieners, der auf seinen Befehl handelt; daß der Fürst glaubt, der einzige Bewahrer der höchsten Gewalt zu sein, wer eine Nationalvertretung neben sich bestehen läßt, so lange es ihm gefällt, und sie nach Belieben beseitigen kann. Mit dem König von Gottes Gnaden verbinden wir nothwendig den Begriff einer Berfaffung von Königs Gnaden. Und diese Auslegung ist durch Karl X., Ferdinand VII, Don Miguel, die Bourbon von Neapel und so viele andere Fürsten unseres Jahrhunderts zu sehr sprastisch erläutert worden, als Daß noch eine andere Plab finden künfte. Was nun auch in Königsberg gesagt worden sein mag, wendet man endlich ein, bedeutet nicht viel. Das kon­­stitutionelle System hat fest in Preußen nichts zu fürchten. Lesteres glauben wir auch, ohne darum den leichtfertigen Trost anzunehmen. Wir wollen nur eine Thatsache bemer­­ken, über welche man ganz leise hinnweggeschlüpft ist. Man weiß, daß die Königsberger Nede früher einer reiflichen Bet­rathung unterzogen wurde, ehe der König sie sprach. Doc­­h­ Niemand darauf gefallen, die Träger aller Verantwort­­lichkeit in einem konstitutionellen Staate, die Minister, wegen der omiidsen Worte anzugreifen , offenbar, weil man nicht glaubt , daß ihre Ansicht den Ausschlag gegeben hat. Es scheinen daher die konstitutionellen Einrichtungen in Preußen noch nicht so fest begründet , daß man über die persönlichen Ansichten des Souverains all etwas Gleichgiltiges hinnweg­­gehen konnte. Die Hoffnung einer liberalen Entwicklung liegt diesmal nicht in der Negierung, sondern in der allge­­meinen Lage Europas , in der Erwartung einer liberalen Majorität der preußischen zweiten Kammer und einer gründ­­lichen Reform des Herrenhauses, in dem Geiste, wer jett die deutschen Kleinstaaten v durchmweht, und bei dem Rufe Preus­sens, aber nicht eines Preußens von Gottes Gnaden folgen wird. Es wird die ernste Aufgabe des nächsten preußischen Parlamentes sein, die konstitutionellen Einrichtungen so zu festigen, daß man die Königsberger Nede als ein Stück des Krönungsornates ansehen könne, Der abgelegt und bis zum näcsten Regierungswechsel aufbewahrt wird, nachdem er einige Stunden die Augen Aller auf sich 309. Die Beleuchtung der Ervatif die ungarischen Beziehungen wird von Soannoyid im "M. D." eifrig fortgesekt; jede Zeile verräth das Streben, die obwaltenden Mitver­­ständnisse zu beseitigen, die Ausführung der der; Jahrhun­­derte einander freundlich gesinnten Nationen herbeizuführen. Zu demselben­­wede erachten wir es für unsere Pflicht, dem Berfaffer in seinen wesentlichen Argumenten zu folgen, um den Leser mit denselben vertraut zu machen : — Als Haupthinderniß der Vereinigung , beginnt Ioannovich, werden von vielen die 1848er Gefege betrachtet, welche, meinen sie, auch­ die im Jahre 1848 geschehene Vosreifung hervorgerufen. Das­­selbe werde auch in der neuesten Adresse des Frontischen Landtages , es sei aber Leicht zu beweisen, daß bisher Die „ungarische entralisation“ nicht besteht und demnach auch keine die Selbststän­­digkeit und Nationalität des dreieinigen Königreichs gefährdenden Pläne in Ungarn weder im Jahre 1848 befanden, noch jegt im Schilde geführt werden. Bis zum Jahre 1848 sei Stavonien am gemeinsamen ungarischen Reichstage Komitatweite, Kroatien aber kofleftiv als Land vertreten gewesen. Als die 48er Geleggebung das Volksvertretungssystem eingeführt, habe Kieselbe auch die Landtags­­vertretung der regna socia, auf die damals gesechlich bestandene, durch keinerlei Protest oder Einwendung erschütterte Grundlage ba­­firt, sei daher bona fide vorgegangen und habe nicht im mindesten daran gedacht, damit die Selbstständigkeit Kroato-Slawoniens zu ge­­fährden, Slavonien von Kroatien loszureißen oder die Rechte und den Wirkungskreis des Kronto-flavonischen Landtages zu verkürzen. Der Munizipelorganismus sowohl in administrativer als jurisdiktio­­neller Beziehung, der Wirkungskreis der Banaltafel, die Würde des Banus sei auch nach den 48er Gefegen in dem vorigen Zustande verblieben. — Wo ist also die Spur der ungarischen Zentralisation und der die Selbstständigkeit Kroatiens gefährdenden Pläne hat die ASer Geießgebung eine unabhängige und verantwortliche Regie­­rung für Ungarn und die Eroatisch-slavonischen Königreiche geschaf­­fen, könne nicht als gefährliche , Zentralisation" angesehen werden, da die jebige Lage der Errato-flavonischen Königreiche, sowie auch Ungarns am besten darüber Aufschluß zu geben vermag, in welchem Maße die Kolegialregierung die Selbstständigkeit und Freiheit eines Landes zu befhusen im Stande sei.­­ Hinsichtlich der Sprachenfrage sei zu bemerken,daß in ungarn auch vor 1848 die amtliche öffentliche Berathungs-und legislatorische Sprache die ungarische gewesen,aber eben der§.2 des Gesetzartikels 16,1848,wonach die rezxna so eia daheim sich ihrer Muttersprache zu bedienen ermächtigt wurden,und welcher 5.auf den Antrag des kroatischen Deputirten Bunjik zu Stande gekommen und die Thatsache,daß die kroatischen Mitglieder sowohl des Ober-als des Unterhauses im Jahre 1848 ungarisch ges­­prochen,obwohl dieselben im Sinne des 1844er Gesetzes noch latei­­nisch hätten sprechen können,widerlege am gründlichsten die Behaup­­tung,daß die 4sechsetze die Nationalität der regva socikivets setzen und gefährden.Die 48er Gesetze seien vom ersten bis zum letzten mit Wissen und Einwilligung der kroato-slavonischen Depts­­­tirten zu Stande gekommen und hätten die erwähnten Deputirten hinsichtlich der Reichstagsspaache oder­ auch hinsichtlich der Vertre­­tung Kroatiens auf dem ungarischen Reichstage nicht nach Wahlbe­­zirken,sondern als Land,ihre Stimme erhoben­,ihre Einsprache wäre nicht ohne Erfolg geblieben. Zur Beleuchtung der Situation diene am meisten auch die Thatsache, daß in dem gegen die A8er Gefete geführten Kampfe der Landtag der regna socia auf demselben Boden steht mit seinem gefährlichsten Feinde, dem Wiener Zentralismus, dessen sämmtliche sonstigen Bestrebungen der Landtag bisher angegriffen, wur den einen, aber gefährlichsten Plan dieses Feindes nicht, welcher darin bestehe , daß nach Vernichtung der 48er Gefege an der ungarisch­­froatischen Konstitution und gefeslichen Autonomie bald ein Ende gemacht werde. „Wir geben es zu”, sagt Spann,, „daß die 1848er Gesege, so wie sie sind, mit den gegenwärtigen Gefühlen, Neigun­­gen und Plänen der Nation des dreieinigen Königreiches nicht in Allem übereinstimmen , daß vielleicht diese Gefege, nachdem sich Die Verhältnisse geändert haben, ebenfalls abgeändert werden müssen, und dem, glauben wir, stehen keine ernstlichen Hindernisse im Weg. Als der ungarische Reichstag in seiner zweiten Adresse erklärte : „daß es hinsichtlich der Aufrechthaltung oder billigen Abänderung des Verbandes nicht an uns fehlen sol,” hat er mit diesen wenigen Worten Alles gesagt. Wenn daher dieser Verband in wechselfetti­­­­ger Medereinstimm und Abgeänßert werden sollte,­­0 Hersteht es sich son serbit, daß mat nur die 1848er Sefege, sonderm auch alle unsere übrigen Gefege zu dem Awed­dergestalt geändert werden müß­­ten, damit sie mit dem rinzip des abgeänderten Verbandes in Einklang stünden. Aber eben weil der ungarische Reichstag Alles gethan hat, was zur Beschwichtigung auch der übertriebensten Be­­fürchtungen bienen kann, verstehen wir die bei jeder Gelegenheit er­­weusen, gegen die 1848er Gefege gerichteten Proteste nicht, melde die, auf unsere Bereinigung gerichteten Bestrebungen durchaus nicht ber fördern, sondern im Gegentheil zerstiören; denn sie geben unserem gemeinschaftlichen Gegner, — der fremden, Zei­trak­tgtion, — eine gefährliche Waffe in die Hand, und unterstlügen tan in der ‚Ausfüi­e­rung seines Hauptplanes, mermer, sie gesagt, darin besteht, Daß durch die Ungiltigkeitserklärung der Gefege von 1848 die stärffte La­­vantie unserer gemeinschaftlichen Konstitution und unserer gefeglichen Autonomie vernichtet werde. Denn wie immer wir all darü­ber denken mögen, so kann doch nicht geleugnet werden, daß die Na­­tionalität, — und dies ist ja der größte Schag eines mit Selbst­­bewußtsein begabten Volkes, — jedt, wo wir einer nach Zentrali­­sirung strebenden Gewalt gegenüber stehen, nur Kant gesichert ist, wenn das konstitutionelle Leben, wenn die Freiheit den vollständigsten Sieg erringt, und wenn die geiegliche Selbstständigkeit des Landes vor Atem gegen die von Seite der Zentralisation drohenden Gefahren sichergestellt wird. Nun unterliegt es aber keinem Zweifel, daß gegen derartige Gefahren jene Gefetel des Reiches des 4. Stephan als sicherstes Schild dienen, welche, indem sie jede fremde Einmischung unmöglich machen, die Garantien der Selbstverwaltung, Fraft des großen Schenkungsbriefes der Gleichheit vor dem Gefes, zum unveräußers­lichen Eigent­um von 15 Millionen Staatsbürgern machen. Und weil wir, die Söhne Ungarns, diese Gefege mit demselben Stolz die unseren nennen, wie die Engländer ihre Magna Charta und ihre Reformgefege, wie die Franzosen die Prinzipien der Resolution von 1789, so hofften wir noch vor einem Sabre, daß der heiligen Fahne jener unserer Geseße, als dem Symbol des Sieges der Boltsfreiheit, auch die Kroaten folgen würden. Wir täuschten uns ; "aber in un­­serem Schmerz hierüber gereicht es uns zum Zrost, daß unsere kroa­­tischen Brüder nur gegen diejenigen der gedachten Gesebe Einwen­­dungen machen, durch welche sie ihre Nationalität gefährdet glauben , diese aber ist Die ungarische Geseßgebung in jedem Augenblic bereit auf der Grundlage der Gerechtigkeit und Billigkeit abzuändern. Wir beabsichtigten nicht in dieser Abhandlung auf die Ver­­gangenheit zurückzugehen; ober ein Punkt der Adresse des dreiei­­nigen Königreiches bietet uns Gelegenheit, aus der Vergangenheit Argumente zum Beweis belfen zu schöpfen, daß unsere Erratischen und flavonischen Brüder auch für die Zukunft keine Ursache haben, gegenüber den Ungarn für ihre Nationalität Befürchtungen zu hegen. Der hierauf bezügliche Punkt der krontischen Adresse lautet : „So lange das dreieinige Königreich, von seinen altererbten Nechten nichts fahren Lassend, im engeren staatsrechtlichen Verbande mit Ungarn die Garantien der Aufrechthaltung der gemeinschaftlichen Konstituion und seiner eigenen­­ nationalen Freiheit suchte, bedrohten es von Seite der gerade damals in Ungarn aufgetauchten zentralisirenden Bestrebungen große Gefahren. Diese Bestrebungen waren für das dreieinige Königreich um so gefährlicher, weil sich daraus nach und nac und in fortwährendem Wachen die­dee der ungarischen na­­tionalen Oberhoheit ent­wickelte. Diese Erscheinung rief Reibungen zw­ischen Ungarn und zwischen dem dreieinigen Königreich hervor, welche Legteres, hinsichtlich seines Fortbestehens Befürchtungen ber­gend, fest alle seine Bestrebungen dahin richtete, daß er mit dem Bruderreiche seine frühen staatsrechtlichen V­erhältnisse wieder her­­stelle.” — Sene Worte: „das dreieinige Königreich suchte im en­­geren staatsrechtlichen Verband mit Ungarn die Garantien der Auf­­rechthaltung der gemeinschaftlichen Konstitution und seiner eigenen nationalen Freiheit”, bispenfiren und von der Beweisführung, heffen, das, wenn der Meid­ungskreis des erwähnten Königreiches in der Selbstverwaltung und Gesettgebung zu Ende des vorigen Jahrhun­­derts eingeschränkt wurde, diese Einschränkung nicht mit Zwangs­­mitteln, die Ungarn angewendet hat, sondern mit der Einwilligung, ja auf den eigenen Wunsc des dreieinigen Königreichs dur»­geführt wu­re. Wenn dann später, in der ersten Hälfte dieses Jahr­hunderts, das dreieinige Königreich inmitten der in der Adresse er­wähnten N­eibungen Alles versuchte, um „seine früheren staatsrecht­­lichen Verhältnisse wiederherzustellen’, Ungarn aber hierin nicht ein­willigte, so fann man dies, unserer Ansicht nach, unmöglich unga­­rische Zentralisationsbestrebungen nennen, Ja es spricht sogar in diesem Hal selbst der Umstand für uns, den auf die Froatische Adresse erwähnt, indem sie sagt : „denn die Stände des dreieinigen Königreiches h­offten nach der zehnjährigen Unterdrückung durch die Willkürherrschaft Joseph’s LI., in dem engeren Verband mit Ungarn eine größere Garantie für die Aufrechthaltung ihrer altererbten Konstitution zu finden, besonders weil sie überzeugt waren, daß sie fig mit vereinter Kraft den Angriffen der absolutistischen österrei­­cfchen Politik erfolgreicher wurden widerlegen können.” Indem daher die ungarische Geiesgelung einerseits der Ausdehnung der ohnehin großen Dezentralisation widerstrebte, achtete sie andererseits jenes Maß von Autonomie, welches das dreieinige Königreich in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts besaß, und welches, wenn es ges­ringer als das frühere Mal von Autonomie war, diese Verringe­­rung auf den eigenen Wunsch des Königreichs erfahren hat. Die in der Adresse erwähnten Reibungen zwischen den szívet Ländern ente fanden zur Zeit, als die Ungarn nach der­­­erdrängung der latei­­nischen Sprache stufenweise Die ungarische zur Stellung der diplo­­matischen Sprache erhoben. Diese TIhatsache ermwedte, sehr nature­gemäß, auch in der Frontischen Nation den Drang nach Ausbildung der eigenen Sprache, zugleich aber auch Befürchtungen und Eifer­­sucht gegenüber der ungarischen Sprache. Reibungen sind in einem solchen Fall unvermeidlich , und wir ziehen es nicht in Zweifel, das bie und da das den Kroaten gegenüber beobachtete Verfahren bezüglich der Art und Behandlung fehlerhaft und taktlos war. Wenn aber die Ungarn sei mit Bezug hierauf fallen : , Homo sum­ nihil humani a me alienum esse puto", so können unsere Brüder jen­­seits der Frau, ohne ungerecht zu sein, ausrufen s „Iliacos intra muros peccatur et extra ziehen wir übrigens eine Parallele zwischen jenen beiden Theilen der Eroatischen Brudernation, deren einer unter der unga­­rischen Krone, der andere aber in der Militärgrenze, unmittelbar unter Herrschaft der Österreichischen Negierung lebte. Die Ersteren haben ihre nationale Sprache ausgebildet, ihre Literatur entwicklt, von der jeder Unbefangene nur rühmend sprechen kann. Es ist wahr, daß dies ein unbestreitbares Verdienst der Nation selbst ft; diese Thatsache legt aber zugleich dafür Zeugniß ab, daß Ungarn die Bee­rh­ebungen des Bruderlandes nicht hinderte. Der Zustand der Mi­­litärgrenze ist Lebermann bekannt. Jeder dort mahnende Gerbe­r oder Kroate, der sic in die Kreise der Intelligenz hinaufsumpfte, eignete sich deutsche und nicht flasische Bildung an. Die Bildung der unter dem Schuße der ungarischen Krone lebenden Südflaven ist dagegen eine slayische Bildung. Nicht nationale Suprematie­nf es, wonach das­ magyarische Element strebt ; die Ungarn wollten nicht eine „fouveräne Nation“ sein; sie begnügen ss mit der Rolle der Treitenden Nation, mit jener Rolle, die sie auch sehr inne­haben, und welche durch das vor Kurzem von ihnen selbst proklamirte Gefäß der Nechtegleichheit durchje aus nicht ausgeschlossen wird; denn auch unter Gleichberechtigten muß es einen Führer geben. Die Ungarn haben bis jegt nichts ge­than, wodurch sie ihre berechtigten Ansprüche auf diese Rolle ver­­wirkt hätten, und da sie mit der Fahne der Freiheit in der Hand immer in der vordersten Neihe stehen, so sind sie es werth, Brüder ! dag Ihr ihnen folgt.” n . Es liegt auch ein weiterer Artikel des Herrn Ioanno­­sich vor, auch diesen werden wir nächstens unseren Lesern vorführen. Die „Zuriner Enthüllungen‘“ gewähren Durch ihre neuesten Mittheilungen einen Einblick in Die eigentlichen Gründe , die den Kaiser Napoleon zum Frieden von Cillafranca veranlaßt haben :­rankreich,, Heißt es, war nit allein überzeugt, daß Ruf­­land die Schwächung Oesterreiche in Italien vollkommen in seinem Interesse finde, sondern es hat ihm auch die Macht zugetraut, Preußen von der Theilnahme an dem Kriege zu Gunsten Oester­­reichs zurückzuhalten. Am 6. Juli 1859 überbrachte aber Graf Shumwalom im Lager von Baleggio dem französisgen Kaiser ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers Alexander. Ohne gerade Partei für Oesterreich zu ergreifen, erklärte Kaiser Alexander in seinem Briefe, daß es genüge, Defterrete zum Rüld­­zuge von dem piemontesischen Gebiete gezwungen und ihm Die Lom­bardei bis zum Mincio entrisfen zu haben. Der Mincio müsse die neue Grenze zwischen Stalien und Oefterreich bilden. Rußland habe Preußen nur dadurch zurückhalten und an dem Einschreiten mit Ge­sammtdeutschland verhindern künnen, daß es­­ versprochen habe, die vereinigten Heere würden am Minc­o stehen bleiben. Der Uebergang über diesen Fluß würde nun Preußen und mit ihm ganz Deutsch­­land zum Handeln bringen, und ein Angriff auf Benedig würde dieselbe Wirkung haben. Er, Mlerander , würde in diesem Falle nichts gegen Preußen und Deutschland thun, sondern sich neutral verhalten. Rußland fürchtete, durch die Betheiligung Deutschlands am Kriege selbst in einen solchen vermiittelt zu werden, und einen Krieg wollte und konnte es nicht aufnehmen. Und noch am selben Tage fehidte Napoleon General Fleury mit einem an den Kaiser Franz Joseph gerichteten Briefe nach Verona, der­­­eiterem den Waffenstillstand antrug. Auch ein psychologischer Grund mochte mitwirken. Die fran­­zösische Polizei wollte nämlich während des Feldzuges eine große italienische Berchwörung gegen den Kaiser Napoleon entdeckt haben. Garibaldi mit einem Kern von Freiwilligen sollte das Herz dieser Bershwörung bilden. (2) Die Bersciworenen mollten weder ein starres Piemont, noch irgend­welche Unterhandlungen mit dem Papste, die sie für offenen Verrath erklärten. Der Plan wäre ge­­wesen, den Kaiser im Lager selbst zu ermorden. Die Berichte dieser Berfehndlung kamen der Kaiserin als Regentin zu; sie sandte sie sofort durch den Sohn des Staatsrathspräsidenten Baroche in’s Hauptquartier und fügte ein eindringliches Schreiben an den Kofser hinzu, das ihn beschwor, dem Kriege so bald wie möglich ein Ende zu machen und zurüczukehren­. Im Hauptquartier wurden sofort die

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