Pester Lloyd, Januar 1862 (Jahrgang 9, nr. 1-25)

1862-01-01 / nr. 1

Mn T­ B I. Die Bronumerart von Berren Bo ft: Pränumeranten, deren Pränumeration m­it Ende bh. 3. abläuft, ihr Abonnement je A op ne unter Berfhulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten gieglt einlaufen, leidgt­iger erneuern zu wollen , indem. font Fönnen. Den hiesig é 1t pl. t. Pränumeranten senden wir bei Ablauf ihres Abonnements die Pränumerationsscheine in’! Haus, wir er Erpenerung der Pränumeration n­ich­t in unser Bureau zu bemühen. Die Pränumerationspreise sind, mit Postversendung : ganzjährig 20 A, halbjährig 10 fl., vierteljährig 5 fl., zweimonatlich 3 fl. 10 Lr., einmonatlich 1 “zo fl für Best-Do­sen: ganzjährig 18 fl, halbjährig 9 fl., vierteljährig 4 fl. 50 Er., zweimonatlich 3 fl. 20 Er., einmonatlich 1 fl. 60 Er. Die Beträge sind in frankieren Bi einzusenden an das Expeditionsbureau, daher dieselben, fich­ ­­­­ era nn Pr­ ee ren Je ee EEE EUERRIERER x zt .­­ Ungarn und das Defizit. Weit, 31. Dezember. Die Birements in dem franzö­­sischen Budget haben in der besten Zeit die Aufmerksamkeit der Finanzwelt erregt. Man spendete, wenn nicht der Solidi­­tät. Doch mindestens dem Scharfsinn Fouly’s Beifall, welcher­en Mittel gefunden, den ganzen parlamentarischen Einfluß, den man von der Simanzreform erwartete, Durch eine einfache Umschreibung wieder aufzuheben; man braucht nur, zu irgend­einer beliebten Ausgabe die Summen zu verwenden, welche die Abgeordneten für einen­ ganz anderen Zweck bewilligt haben und das Problem ist gelöst. Die „Donauzeitung” hat diese sinnreiche Erfindung um einen ‚großen Schritt weiter gebracht, Zould hat Die Umschreibung der Einnahmen erfun­­den. Die „Donauzeitung“ erfindet die Umschreibung des De­fiits. Alle Welt ist überzeugt, was das Defizit ver ‘öster­­reichischen Finanzen von einem zu großen Armeestande her­­rührt, welcher wieder in einer falschen auswärtigen Politik seinen Testen Grund hat. Die „Donauzig.” macht eine Um­schreibung und das Defizit liegt nicht mehr im Militäraufs­tand, sondern darin, Dag Ungarn zu wenig besteuert it. Dieses Journal äußert in einem von und bereits ausführlich wiedergegebenen Artikel wie folgt : —­­» »Esse«is­t uns nicht schwer,ziffermäßig nachzuweisen,daß die stärksten alle unserer finanziellen Leiden ganz anderswo als in un­­serer auswärtigen Politik liegt.Sie liegt nicht seit gestern oder heute,sondern seit Dezennien in dem Verhältnisse zu Un­garn.Die ungarischen Landet­ lagen zur Bedeckung d­er Staatszen­­ ttralauslag­en nur beiläufig 56 Million cn­ Gulden­ bei.Im Verhä­lt­­nisse zu dett deutsch-flavischen Ländern­ wu­rde die mit sie entfallende Tangent d­OB Millionen betragen.Noch weit schlimm­er stand es v­or 1848.Danagls betrugen die Zentralausgaben 160 bis 200 Pu­l­­liozden Gulden jährlich,und Ungarn steuerte höchstens 25 bis 30 Millionen summagummarum dazu bei Ansehen über Anleth MußteU gemacht werden,um die Ausfälle zu decken.Oester­reich trug alle Lasten einer euro­p­äischen Großmachtstellung,und ungarn genoß auf den daraus entspringenden Schub und Vortheil, aber zur Set­­zung eines entsprechenden Beitrages ließ es sich nie vermögen. In Ungarn also Liegt die Summe all­ unserer Schwierigkeiten, der all­­gemeinen politischen zuverlässige, der finanziellen nicht minder gewiß. Das is, was Wir­­ diesmal be­werfen wollten, und woraus gewiß manche wichtige Folgerung abgeleitet werden kann.­­ Die Berechnungen der „Donauztg.“ sind in ihrer Grundlage falsch und in ihren Konsequenzen unlogisch. Von den Verhältnissen, nach welchen sie den, Ungarn gebührenden Antheil ver­öffentlichen Lasten bemißt , ist das eine, der Flächenraum des Landes, am Maßstab ver Steuern geradezu widersinnig. Der Boden ge­­währt ohne menschliche Arbeit seinen Ertrag und kann daber an und­ für sich seine Steuer­ zahlen.­­ Die „Donau­­zeitung” möge nachfragen, ob Dalmatien mit 222 Quadrat­meilen wirklich zweihundert und mehrmal soviel Steuern zahlt, als die eine Quadratmeile welche man Wien nennt. Wenig besser ist der andere Maßstab, die Bevölkerung der verschie­denen Theile der Monarchie. Braucht man noch lange zu erinnern, wa es viele Grade der Wohlhabenheit gibt und dak nicht Die „Seele" Steuern bezahlt, fordern der Geldbeutel ? Wenn es möglich wäre, Steuern nach der bloßen Kopfzahl anzulegen , so dürfte man­ sich wahrlich mit der Entwerfung eines Bungets und D Vertheilung­ der Steuern nicht so viel Mühe geben. Der Finanzminister würde z. B. im Oesterreich folgendes Einnahmebu­dget abfas­­sen: „Es sind für 1862 350 Millionen herbeizuschaffen . Desterreich hat 39 Millionen Menschen, ich beantrage vaher das Sinanzapfel . Einziger Artikel. Jede Serie,in Desterreich bezahlt 10 fl.“ , din wir uns auf diesen ungeeigneter Maßstabder Bvölkerung einlassen,so geschieht es nur,weil dic,,Donau­­zeitung«auch dann noch im Unrechte istk und nur dux schcn­c höchstwillkürliches Schalten mit den Zahlen zu dem sJi­sul­­tate,gelangen konnte,daß Ungarn­ nun so viele Millionen zu wenig an den Staatslasten trage.Man erschrickt beinahe, wenn man in der,,,Donauzeitung«liest,Ungarn zahle statt 109 Millionen nur 56 Millionen­,d.h.fast nur die Hälfte seiner Schuldigkeit.Doch­ darüber kann sich der Lesekn ruhigen. Borerst ist das­­ Verhältniß der Bevölkerung festzus­­tellen. Nach der festen Zählung kommen von den 35 Mil­­lionen Einwohnern Oesterreichs auf Ungarn (mit Kroatien, Slavonien und Siebenbürgen) 12.700.000. Ungarn hätte also nach der Kopfzahl 36 pEt. aller Steuern zu tragen. Die „Donausctg.” hat aber eine Quote von 42 pCt. aus­genommen. Zweitens würde es nach Der Darstellung vor nD.­3." Scheinen, als ob Ungarn nur 56 Millionen beitrüge, während es mit Einrechnung der Kosten seiner eigenen Ver­waltung in ver That. 83 Millionen steuert. Drittens sind die Zolleinnahmen, wie wir­ aus den Gesammtsummen ver „DB schliegen müssen, nicht von der ganzen­ Staatsein­­nahme in Abzug gebracht ; wahrscheinlich hat sie vie , D.­3." jenen Kronländern zugerechnet, wo sie eingehoben werden. Nun hat aber Ungarn die einzige ausländische Grenze gegen die Türfer.­­ Hier werden nur die mäßigen­­ Eingangszölle für Nothprodukte, und die ebenfalls niedrigen Ausgangszölle für Kunstwaaren erhoben, während über Die deutsche Grenze gerade jene Waaren eingehen, welche am Zolle den größten Theil liefern, nämlich Kolonialwaaren und Manufaste in der Einfuhr Man Fann also jenen Theil des Zolles, wel­­cher an der­ türkischs ungarischen Grenze eingehoben wird, nicht ohne weiteres dem. Beitrag­ Ungarns zu den Zollein­­fünften­ von Oesterreich gleichstellen. Dagegen finden wir die Einnahme aus dem­­ Verlaufe der Tabakblätter an das Aus­­land dem ganzen Reiche zugerechnet, während sie doch größ­­tentheils, wenn nicht ganz aus der ungarischen Produktion her­tammt. Endlich muß man nicht, wie die „Dy.”, die von dem Herrn Finanzminister veranschlagte Ziffer von 354 Millionen ‚als die Ausgabe von 1862 zu Grunde legen,­ sondern die von demselben berechnete voraussichtliche E­­innahme der ganzen Monarchie mit 296 Mill. Denn das ganze Reich hat sich eines Defizit von­ 58 Millionen Schuldig ges­macht, und wir können Die Leistungen der einzelnen Kron­­länder ja nur nach einem wirklichen, nicht nach einem fikti­­ven Makstabe mit­einander vergleichen. Sonst würde, wenn z. B. in der Berechnung des Defizits für 1862 sich, wieder wie bei jenem von 1861 ein­ Strtium von 69 Mill. finden sollte. Das minus Ungarns noch fiel höher steigen , und es 296 Mill. wäre gar nicht abzusehen, wo die Grenzen zu stehen sind. Hienach finden wir : Die Einnahmen für 1862 betragen diesen ab die in der Ministerial­­vorlage abgezogenen B Zentrals einnahmen, welche sich nicht auf die einzelnen Kronländer repara­tiven lassen 10 — bleiben 286 Mill. son welchen auf Ungarn 36 pCt. oder 91 Mil. kommen. Da nun der wirkliche Beitrag Ungarns 83 MiN. ist, so bezahlt­ es nicht 53, sondern nur 8 Millionen weniger als es nach Verhältniß seiner Bevölkerung zahlen sollte. Selbst diese geringe Differenz dürfte verschwinden, wenn man die wahre Zollabgabe des Landes nach der Menge der auslän­­dischen Waaren die 68 „verzehrt und nach dem M Werthe von Ungarn zur Ausfuhr liefert, endlich von Gewinn durch den Verlauf als Tabarg an das Ausland, in Anschlag bringt. Aber wir gehen weiter. Eben dadurch,­ daß Ungarn auf den Kopf so viel­ Steuern bezahlen muß, als der Mert der Monarchie, it es gegen andere Kronländer im Nadje theil, weil seine Einwohner im Durchschnitt weniger Einkom­­men besagen, als jene der deutlichen Provinzen. Zu diesem Beweise wollen wir keine andere Duelle gebrauchen, als die von der f. Kt. Staatsverwaltung selbst veröffentlichten fati­­stischen Daten. Die Regierung berechnete im vorigen Jahre die Miethzinse der steuerbaren Häuser im der Monarchie ohne Ungarn, Tirol und Venetien (in welchen­­ beiden Prü­­fungen der Betrag nicht bekannt it) also für 19 Millionen Menschen, auf 83 Millionen, 0. b. 4 fl. 33 fl. für den Kopf, in den ungarischen Ländern aber auf 25 Millionen oder blos 2 fl. für ven Kopf; das Einkommen aus Gewer­­ben und anderen Berufsarten in der Monarchie ohne Un­­garn auf 712 Millionen (28 fl. 48 fl. für ven Kopf), in Ungarn auf 274 Millionen (21 fl. 60 fl. für ven Kopf). Wo, sol also Ungarn bei geringerer Steuerkraft van Geld zu höheren Steuern finden ? Die „D.­3.” dürfte sonach einfe­­ben, 006 Ziffern etwas hartnädiger Natur sind und sich nicht so Leicht vreben und wenden lassen wie politische Rechte und Grundfäße der Berfaffung. Die Proflamirung der Union der Donau­­fürstenth­ämer, 22 Bujavest, 11/23. Dezember. Der gestrige Tag war für uns ein sehr­ bedeutender und durfte wohl für die Zukunft ein noch viel bedeutenderer werden. Gestern nämlich seilas, wie Sie Durch den Telegraphen gewiß schon erfah­­ren haben werden, unser Ministerpräsident in der Kammer­­ folgende, von den Ministern b­ei de­r Fürstenthümer fontras signirte fürstliche Proklamation: ‚Rumänen ! Die „Union“ ist eine vollendete Thatsache} Die­ rumänische Nationalität ist begründet ! Dieser große Alt, der Wunsch der vergangenen Generationen, einstimmig ausgesprochen von den ge­­ießgebenden Körpern, mit Wärme auch Unsererseits herbeigerufen (chiamat), ist nunmehr anerkannt von der hohen Pforte, sowie von den garantirenden Mächten, und einregistrirt in den Almnaleit der Nationen. Der Gott unserer Väter ist dem Lande beigestanden, er war úu­t und. Er hat unsere Anstrengun­gen gekräftiget, er hat die Nation auf den Weg einer glorreichen Zukunft geführt.‘ In den Tagen des 5. und 24. Jänner 1859 habt Ihr, Ru­­mänen, Euer Vertrauen in Euere Auserwählten­ gefeßt, Ihr habt Euer Hoffen in einem einzigen Fürsten vereint. Euer Auserwählter gibt Euch heute ein einiges Numanten. Ihr steht das Baterland, Ihr werdet es auch zu kräftigen wissen. Hod Rumänien !” Darauf wurde­ ein zweites fürstliches Dekret verlesen, das die Kammern von hier und Jaffy vorläufig prorigirt und sie bei de i Buflureft vereint auf den 24. Jän­ner, den Jahrestag der Doppelwahl, einberuft. Nach Beriefung­­ dieser beiden hochwichtigen Staatsoosumente bestieg Herr Catardji , der bedeutendste Nenner und Führer der Bojarenpartei, die Tribune und hielt eine ergrei­­fende Medie, in der er die Bedeutung des Amtes der Union­­ bervorhob, zur Einigkeit mahnte und mit einem Sludie ge­­gen alle Diejenigen schloß,, die es in der Zukunft versuchen sollten, die Union zu zerstören. Eine allgemeine Begeisterung ergriff die Versammlung und alle Deputirten unterschrie­­ben die stante pede von den Demokraten rebigirte Dant­adreffe an den Fürsten. Sie lautet folgendermaßen : „Ew. Durchlaugt! Die Rumänen erhoben Sie auf den Thron der Moldau und Walachei mit dem Wunsche, daß Sie sie vereini­­gen mögen. Ew. Durchlaucht hat buch erhoben den Thron Rumä­­niens. Wir, die Repräsentanten eines Theiles dieses sehtönen Ru­­mantens, das heute offiziell seinen Play eingenommen hat unter den herrfhenden Rattoren (nazim­ili dominiöre, so viel als fronseräne Bölfer) Europa’s, Fommen und Yegen zu den Füßen Eueres Thrones unsere­ Huldigung und Erfenntlichkeit dar; wir beglücwünschen Sie und bitten Gott, daß er. Sie lange kräftig erhalte auf diesem Thron, der von nun an nur auf den bei­­den von fünf Millionen Rumänen zertrüm­­mert werden kann.” Während vieler ganzen feierlichen Sisung läuteten Die locken der Kathbedrale und die Militärbanden spielten vor dem Sisungsfanle den Uniong-Marsch. Abends war Die Stadt beleuchtet. — Es ist überflüssig, Ahnen erst die Wich­­tigkeit und Tragweite dieser beiden Affenfuüche hervorzuhes­ben, ich komme vielleicht nächstens auf eine Analyse dersel­­ben zurück. Für jest nur noch so viel: Alle hiesigen Ko­n­­sular- Agenten bereiten einen Kollektivprotest vor gegen diese „Proklamation” der Union pure et simple, ohne des darauf bezüglichen Yerman’s und ver Klauseln, die er enthält (bívs für Die Lebenszeit Couza’s, die Einführung von zwei Provinzialstam­dtagen und eines Senats), zu er­­wähnen. Man fügt hinzu, der Fürst ín Diesen Konsulars­protest mit einem energischen Protest seinerseits beantworten. „I tiendra ferme" , sagte mir heute Einer, der in solchen Dingen kompetent ist. Sie sehen, es bereitet sich­ für Die Herren Diplomaten eine neue „Stage“ vor. Seit dem­ Erscheinen der russischen Note ún der Suttorm­a=-Affaire gewinnt jede neue Meldung in dieser Frage an doppelter Bedeutung. E3 Liegen ung­un heute zwei neue Mittheilungen in dieser Frage vor. Wir geben der offiziören den Vorrang. Die inspirirte „Wiener Korr.” sagt nämlich bezüglich des etwaigen Wiederaufbaues der Batterien wurdy Vufalosie : Wie wir erfahren, weiß man hierüber hier an maßge­­bender Stelle noch nichts. Eine Meldung auf gewöhnlichen Wege kann noch nicht eingetroffen sein, und eine telegraphische Anzeige, von FZIM. Mamula etwa, ist nicht eingelangt. Die Frage übrigens, was österreichischer­seits zu geschehen hätte, falls der Häuptling aus der Herzegowina sich angetrieben füh­­len dürfte, seine Demonstrationen fortzulesen, scheint uns sehr einfach zu beantworten. Man mi­rde solche Demonstrationen eben nicht Dul­den und den „Befestigungen” Des Insurgenten­­führers wäre in ihrer erneuten Gestalt das nämliche Schicsal vorbehalten, Das ihnen in der ursprünglichen Anlage bereitet worden. Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß sich die ‚Österreichische Regierung hiebei von einer, übrigens gar nie nicht vorhandenen, Parteinahme gegen die bosnischen Sinfur­genten oder gar von Sympathien für­­ Die Pforte bestim­­men laßt." . Man wird nach dieser offiziösen Erklärung Die Mich­tigkeit Teicht bemressen, welche ver­­folgenden Meinung zul fommt. „Dit u. West“ berichtet nämlich unterm­ 30. Deze­mber: „Wie wir telegraphisch aus sicherer Duelle erfahre haben die Hergegowiner vorgestern (Samstag)’ an der­ richtung neuer Batterien in der Suttorina zu arbeiten an? fangen.” Es geschah dies, nachdem früher — wie dem „Wan­­derer” aus Paris geschrieben wird . Die europäische Roma­mission son Mostar Lula Bufalovie zu bewegen vermocht, die Batterien auf dem neutralen Gebiet der Sutterina nicht wieder herzustellen. Sollte Bufalovie sehr ganz auf eigene Faust gehandelt haben ? In der englisch-amerikanis­ch­en Streit: frage brachten „Times“ und , Morn. Chronicle" gestern- g­e­­­mäßtigt­e­ Leitartikel und betrachten alles bis fest­ge­schehene C bezieht sich auf Die neuesten Newyorker Nachrichten­ als nicht maßgebend. Hatten diese Blätter­ bereits irgend Kunde von in Washington gefaßten Beschlüssen? St Haris bildete die Kaffation des über Mirds gefällten Urtheils der zweiten Instanz die Tagesfrage. Diese Entfeheidung, wird berichtet, erregt um so größeres Aufsehen, als, wie man vernimmt, der Kaffationshof das Urtheil des Arpvelhofes in ziemlich scharfer Weise besprechen soll.» Schon der erste von Mires geltend gemachte K­affationsgrund wurde­­ als hinreichend zur Umfragung des Urtheils anerkannt. ‚Er bezog es auf die Weigerung des Gerichtshofes, die von Mires verlangte Gegenerpertise zu gestatten. Es­ wird baz durch die ganze Basis des Prozesses und sicherlich nicht zum Nachtheil der Sache des Herrn Mires verändert. Die übri­­gen Raffationsgründe,, die in dem Vertrage des Berichter­­statters,­ des Raffationsrathes Plougsulm, zum Theil auch als, gerechtfertigt anerkannt worden waren, wurden, da die Raf fation schon aus dem ersten hervorging , nicht weiter in Ber­tracht­­ gezogen. Vom Peter Komitat veröffentlicht der „Dirndl“ einen interessanten Bericht, dem S­tölz­ Folgendes entnehmen : In der am 2. b. HM. Bei offenen Thüren abgehaltenen Konferenz der Vetter Kontu­tutsbeamten wurde vom ersten Dizege: fpan Herrn Binzenn Benyov ty Ber Antrag gefällt, dab es w­ünschensmwerth wäre bezüglich der Form der Erledigung jener Ge­genstände, welche früher zur Kompetenz der Partikular- und Ge­neralkongregationen­ gehärtent, erst bestim­mtes Verfahren festzuseßen, respektive bei Sr. Hoc­h geboren den Herrn Obergespanstellvertreter in Borschlag zu bringen, was dem 3wed auch vom konstitutionellen Gesichtspunkte aus am besten entsprechen würde. Nach eingehender Berathung gelangte die Konferenz zu dem Beschluß, bag b Digung jener Gegenstände, die früher zur Kompetenz Ber­gationen gehörten, in der gegenwärtigen ausnahmsime wohl dem Präsidenten allein zustände. Daß es aber­­­ wäre, wenn birselben nicht bios bush den Präsidenten im Kollegiallwege erfehigt würden, zu welchem Behufe Komitatsbeamten zu einer gemeinschaftlichen Sagung, versammeln , und über die Erledigung der fraglichen Angelegenheiten durch Stim­­menmehrheit entscheiden würden. Diese Form empfehle sich Hauptsäch fich dadurch, daß die vorliegenden Gegenstände in allgemeiner Beksamm­­lun­g eingehend von allen Seiten beleuchtet würden, daß si dieses Ber­­­fahren den konstitutionellen Formen am meisten nähert, und daß eitte soldhe Bersammlung die Grenzen unserer Ausnahmszustände doch nicht über­schreiten würde, da eine Bersam­­l­ung der Komitatsbeamten noch seine Partikularkongregation sei. . Der Präses dieser Versammlung­­­ wäre der Obergefrat , oder in dessen Verhinderung der erste und eventuell auch der zweite Bizegespan , die übrigen ordentlichen Mit­­glieder wären zwei Gerichtsbetriger,, zwei Notare, ein Komitatssts . Kal­­ett ‚Stuhlrichter, ein Suraffor, und in getsiffen, die An­we­­senheit von Sachserständigen erfordernden Fällen, der Komitatsarzt, der Rechnungsführer und der Komitatsingenieur. Außerdem stand es auch den übrigen Beamten frei in der Versammlung zu erschei­­nen, in der sie Sit und Stimme­ hätten, ja auch den untergeordne­­teren Angestellten stünde,es frei als Zuhörer anwesend zu sein, um mit der Leitung der Öffentlichen Angelegenheiten bekannt zu werden... Diese Sigungen sollten jeden Donnerstag stattfinden und nöt­i­­genfalls auch an den folgenden Tagen fortgelegt, die Protokolle aber, wie dies auch bei den Songregationen der Fall war, viertel­­jährig der Statthalterei unterbreitet werden. Die Erledigung im Präfmvialmeg sollte nur bei jenen Angelegenheiten stattfinden, welche seinen Aufschub meiden können. Heute am 31. Dezember sollte, wie „Id. tar.” aus Wien erfährt, der zum Obergespann-Stellvertreter des Zas Iner Somitates ernannte Herr Nov­as von Amtseid in Die Hände Sr. Hoheit des­ Erzherzogs Rainer ablegen. — In firdlichen Kreisen, — schreibt der Korrespondent, — bat 88, wie­ ich höre, ein besonderes Interesse erregt, daß Ge. Maz | | TZugesfragenm x Erle: | | __ d. * - "7 | # i ] ) Es « \ an Ei —­­ Defitter Briefe (Die Sylvesternacht — Das Lab) 1892 — Ein Rudicl­t auf d­as vergangene Jahr — Politik und Nationalökonomie — Architektontiäe Veränderungen­­— Kunst und Literatur — Die Tragddie des Lebens und der Bühne — Todten­­sch­au — 10.000 Kalender umsonst — Ein memento für die Rauder,­ 2­ „Die Jahre fliehen pfeilgeschwinn!" Wäre es aus Der Literaturgeschichte nicht bekannt, daß Schiller das Lied von Der Glofe im Spätherbste seines poetischen Schaffens gedichtet, diese wenigen Worte vielleicht verriet­en es. Für den Süng­­ing, den noch Das Land der Verheißung mit feinen goldenen Ufern blinkt, hat die Zeit einen trägen Gang­­­pfeilgeschwind hingegen fliehen Die Jahre demjenigen, der die trügerischen Versprechungen des Jünglingsalters ‚hinter sich Hat, Der auf dem lachenden Antlibe des Neujahrsmorgens „die Schlänglein der Satyre” aufzuden sieht. Für Ersteren sind die Sabre die Staffeln zu dem Tempel des Nahmes oder zur behaglichen Behaurung des erwünschten Lebensgrackes, dem Anderen bedeu­­ten sie die eilenden Eisenbahnstationen zur geheimnißvollen Pforte des unausbleiblichen Lebensziels. . Der Mensch ist in einem ewigen Kampfe mit den wechselnden Zufälligkeiten der Zeit, drum pflegt er­ auch ihre Truppe . Das heranbrechende Jahr, machend und nicht schlafend zu erwarten. Die Spylve­­tternacht ist nichts Anderes als Die große Kriegsbereitschaft der Ervenfahne gegen die heranziehenden Widerwärtigkeiten des neuen Jahres. Und gibt es gegen das Mißgeschhc eine wirk­­samere Waffe, als das Vergnügen ? So möge denn um die zwölfte Stunde Der Becher des Frohfiung gefüllt werden, und wer es nicht über fi bringen kann, dem­­ herankommenden Gatte Heiteren Muthes in das Auge zu schauen, ver­gebe sich zum Griegermahl, in welches auf den überwundenen Fährlichkeiten des bestandenen Jahres fredenzt wird. Unsere Theater haben in ihrer heiteren Auffassung des Lebens auch dem Jahresmech­­sel die tiefere philosophische Bedeutung abgelauscht, indem das Volkstheater in Ofen die „Sploesternacht”, die städtische Bühne „Einen Zur will er sich machen“ und Das „Nationaltheater“ „Die luftigen Weiber von Windfor” zur Aufführung bringen. Und wenn das scheidende Jahr auch mit verfinstertem Sonnen- Hide von uns geht , so freuen wir dennoch die Blüthen des Srohsinns auf seine Bahre, und wir geben uns der Hoffnung bin, daß die Saat zu unserer Aller Freunde aufgehen werde. Wir glauben dies um so zus ersichtlicher, als das Jahr 1862 die Fehler seines Vorgängers gut zu machen und die Spuren der uns zugefügten Unbill zu verwischen hat. Das scheidende Jahr hat mit Versprechungen begonnen und mit Enttäuschung geendet, es hob mit Organisationen an, um mit der Desorganisation aufzuhören, es trug die Bürgfehaften Der fung im Gesicht, feh­ing jedoch die Auflösung zurück. Nur einen Gewinn künnen wir aus der Bilanz unserer Erlebnisse ziehen, es sind dies die­­ Lehren, die als ein Vermächtniß des s­cheinenden Jahres an uns gelangen, die aber leider eben so oft unbeachtet zu bleiben pflegen, wie das verhängnißvolle An­­erbieten der cumätischen Sybille an den ftoigen Tarquinier. Möchten doch diese Lehren von den Führern der Nation be­herzigt und die weisen Nachschläge der Führer von den Maffen befolgt werden. Gerade im Laufe des Jahres, dem wir viefen Nachruf Schreiben, hat ein Mann, weifen maßlosen. Ehrgeiz Das Verhängniß in die beschränkte Wirkungssphäre einer kleinen Provinzstadt zurückgeworfen, und der mit dem Stachel der Ber­­bitterung in der Brust über seine Lebensschicfale brütet, der­­selbe Mann hat vor der Politik der Rache gewarnt. Wohin soll es auch führen, wenn die Jueen, die zur Herrschaft gelan­­gen, stets nur ihre zerstörende Kraft zur Geltung bringen ? Wenn wir zu den praktischen Errungenschaften des abge­­laufenen Jahres übergehen , so Dürfen wir sehen aus dem Grunde Feiner so reichen Ausbeute wie ehedem ge­wärtig sein, weil sich Die ganze Thätigkeit Der Nation in der, wenn auch vergeblichen Lösung Der schwebenden politischen Fragen Tunzen­­tritte. Die auf dem Felde der Nationalökonomie angeregten Speen konnten jedoch nur in seltenen Fällen bis an das Sta­­dium reeller Ausführung gebracht werden. Der Reiseverein des Grafen Eduard Széchenyi hat eben­so wenig die Schwelle des praktischen Lebens überschritten, wie das Projekt der Bor­denfredhtbant und der ungarischen Nordbahn. Hingegen hatten sie wieder jene Unternehmungen, welche dem Gefühle der Na­­tion nahe stehen, der ungeschwächten Tcheilnahme zu erfreuen und reichlich floffen Die Spenden für das Szöchenyimonument, das Vetöfidentmal und den Ankauf der Markösischen Bilder. Eine größere Veränderung als je zuvor hat die äußere Phosisgnomie unserer Stadt erfahren: Durch die zahlreichen Privatbauten, welche in diesem Jahre ihren Abschluß erhielten, und durch welche die Leopoldstadt, der jüngste und glänzendste unserer Stadttheile, dem gänzlichen Ausbau nahe gebracht ist. Ein minder regeres Leben entfaltete sich auf dem Felde der öffentlichen Architektur. Die Kettenbrüde, das mächtigste Bau­werk der beiden Schmetterstädte, trägt nun auf Den Granit­­blöden der Löwenpiedestale in goldenen Kettern die Geschichte ihrer Entstehung. Zwischen dem Ofner Brüdentopfe und dem breg­­seitigen Portale des Tunnels erhebt sich das Dofner Sparkassa­­gebäude, zwar Hein in feinen Dimensionen , aber wirkam durch Die Harmonie , die er sowohl in Bezug auf den Styl als auf das Materiale zu den anliegenden Bauten verräth. Von dem Redoutengebäude, einer werdenden Zierde unserer majestätischen Donaufronte , tritt und bereits durch seine For­­men imponirend der in Haustein gebaute­­ Risalit entgegen, welcher bestimmt ist den Balkon des Saales zu tragen. Die nun vollendete S Kommerzialbank bildet Die freundliche Haupt­­fronte des’ neuerstandenen Häuservieredes, welches­ den Joseph­­von dem Theaterplabe feheivet. Dagegen ist das freilich ext spät begonnene Gebäude der Dampfschifffahrt kaum aus dem Dunkel des Grundbaus an das Tageslicht gestiegen. Der Pa­­last der ungarischen Afapemie wird, wegen der, wie wir hoffen wollen, nun beendeten Fehde , ob Gothis oder Renaissance, erst im nächsten Frühjahr in Angriff genommen, die Leopold­­sränter Basilifa aber starrt und mit ihrem rothen Marmorfodel und ihrem weitausgedehnten­­ Gemäuer noch immer unvollendet entgegen, ohne stille zu stehen schleibht der Bau nur träge vor­­wärts , und in diesem Jahre konnte erst die Einweihung der Sakristei vorgenommen werden. Auf dem Himmel der Kunft und Der schönen Literatur sind, in diesem Jahre, wo das Firmament seine Kriegsfahne, den Kometen, ausgesteht, seine neuen Sterne aufgegangen. Das Rolfstheater in Ofen hat seither das Unerhörteste an Novi­­täten geleistet, aber unerhört wenig vermochte fi über dem Wasser zu erhalten, und erst gegen den Schluß des Jahres ist Dobras , Sz. Sítván" als eine ehrenrettende That über die Bretter­ gegangen. Bedeutenderes als im vezirirenden Drama, wurde merkwürdiger Weise auf­ musikalischem Felde ge­­leistet. In dieser Zeit der Disharmonie, wo das Ohr an den schrillen Ton Ffaben musikalischer Er­ektorationen gewöhnt war, wurde Das Opernrepertoire des Nationaltheaters mit zwei klin­­genden Tonbouquets, Erkel’s „Banf-Ban’ und Mofunyts , Szép­hlon“ bereichert. Die Tragödie des Schicsals war indes weniger müßig, wie der Griffel der tragischen Muse, und die Geschichte hat jene Reime in sich aufgenommen, aus welchen dem Dichter künftiger Generationen Die Grundideen tragischer Produktionen aufgehen werden. Neben dem Grabeshügel des Parteiführers, den die tädtliche Kugel am B Vorabend des parlamentarischen Kampfes getroffen, zeigt Die Toptenshan Des vergangenen Jahres auf drei noch frische Gräber, in meiden eben so viele­­ Bewohner des heimischen Parnasses von den Kämpfen des Ver­benc ausruhen: Szemere Pal, Bachot Sander und Saroffy­­ Gyula. Der erste, ein Zeitgenosse Kazinczy’s, drücke im hohen­ Alter sein müdes Auge zu, während der Geist des zweiten in der Nacht des Wahnsinns erlosch, und Saroffy Gyula nur iun einigen Monaten die Heimkehr von seiner Internirung im Budweis überlebte. Die Jurisprudenz verlor in­ dem greifen Georg v. Majláth, dem Vater des lebten Iavernicus , einen ihrer vornehmsten Vertreter, während die Wissenschaft in Horky, der Verein der hiesigen Aerzte in Brunner und dem Doulisten, Szabó, der Handel und Die Industrie in Liedemann und Fehr herbe Berluste zu beklagen haben. Wir ruhen vergebens nach einer heiteren Wendung, und­ unsere Jahresreine nicht, Das Auge auf die Todtenhügel gez­­ichtet, abschliegen zu müssen. Vielleicht ruht in­ den verborge­­­nen Falten des Schicsals für uns eine glückliche Bescherung,­­ von der wir bis jebt noch keine Ahnung haben, vorläufig­­ aber vermögen wir auf fein anderes Neujahrsgefhent hinzu­­weisen , als auf die 10.000 Berlefungstalentyeg, welche Heut. Herzbergmorgen in der Brückgasse unentgeltlich. Die Kalenderliteratur , Die es bei’ und zu einer Mannigfaltigkeit gebracht, und Die zu einer so feststehenden­tischen Rubrik geworden, daß Herr Girofuti sich veranlaßt fan den Titel eines „naptärasz” anzunehmen, hat nun eine neue­ Variante erhalten, und Der s. g. „billigste Kalender“ ist durc­h­ einen»Gratiskalender«»in dere Schatten geste­llt.Ein weitere­­ Befderung, welche Die ausgedehnten Kreise Der­ Raucher bedient,­­ ist Die­­ bevor­stehende Erhöhung Der Zigarrenpfeife: Noch is" hierüber auf offiziellem Wege nichts bekannt geworden, aber die 7 Freunde des duftenden Krautes eilen heute eifriger denn je nach,­­ der „Trafis”, um ihre Borräthe zu besorgen, und Dann ge­trost der heranziehenden Theuerung entgegenzusehen. Für die­ Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses spricht auch ein Prä­­­ferenzfall des vorigen Jahres, das sich gleichfalls mit einen, Heinen Erhöhung der Zigarrensteuer eingestellt hat. Wir hegem"' übrigens noch unsere gel in den Zweifel-daß­ d­ie«Gefahr auch­»f"««x in Wirklichkeit eintreten werde,wir durften es"jedochtttel)zu11terg,s­taffen sie zu signalistren, und wir waren hiezun um.so mehr ver-, 2 pflichtet, als gerade bei uns die Tugend oder Die Untugend ves­­ Raudeng so weit in alle Schichten der Bevüs­erung gedrungen, daß, wie man erst neulich allen Ernstes berichtet, ein Range in. Raab die Steinkinderbewahranstalt mit dem brennenden Glimm= - - stengel im Munde betrat. ] "l­nci­­­e. ·­­­nd —­­

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