Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1862 (Jahrgang 9, nr. 1-25)

1862-01-13 / nr. 9

­chen Kronländer befigt, — auf sich genommen, die Budgets der drei Hofkanzleien, d. h. Kroatiens,­­ gens zu prüfen. Zu einer solchen Arbeit wären sonst 15 bis 20 Männer erforderlich, deren jeder den einen oder den andern Zweig der Verwaltung des einen oder des andern Landes so gründlich fennt, daß er die Bedürfnisse desselben zu beurtheilen im Stande ist. Wenn hier diese große Arbeit einem einzigen Mann zuge­wiesen wird, so kannen wir nichts Anderes vorausfegen, als daß er sich mit derselben nicht Slasoniens und Siebenbär­­­ ernstlich beschäftigen wird , sondern daß seine Aufgabe bies in der Stylisirung jener Erklärung besteht, mit welcher die Kommission die Eröffnung machen wird, daß sie über jenen Theil des Budgets, welcher sich auf die Länder der ungari­­schen Krone bezieht, gar nicht berieth. Ein solches Verfahren würde jener Erklärung des Staatsministeriums entsprechen, das sich die Krone bezüglich der Länder jjenseits der Keitha, welche im Reichs­­sath nicht vertreten sind, das­s Verfügungsrecht vorbehalten habe. Es scheint jedoch, daß die Budgetkommission die Sache anders auffaßt. Wenigstend erzählt man in glaubwürdigen deutschen Kreisen, daß Herr Wentsch, in seiner Eigenschaft als Berichterstatter, den siebenbürgischen Hofkanzler besuchte, der sich vollkommen bereit erklärte einen Hofrath zu entsenden, der der Kommission Die gewünschten Aufklärungen ertheilen würde, Ich weiß nicht, ob Herr Wenisch auch den frontischen Hofkanzler schon besucht hat, so viel ist aber gewiß, daß an die ungarische Hofkanzlei noch nicht die Reihe­ genommen ist. Sc­hließlich mweist der Korrespondent nach , daß Dieses Verfahren der Budgetkontmission mit dem Umstand, daß der Reichsrath noch immer nur der „engere“ Neichsrath sei, nicht in Medereinstimmung gebracht werden kann, da weder das Oktoberdiplom, noch die Federkonstitution dem engeren Neichs­­rath das Necht ertheile, die obersten Negierungsdirasterien der Länder der ungarischen Krone zu interpelliren. Der mit der Ernennung der neuen Beamten des Mit­­tel -Szolnoter Komitates betraute Herr Georg BÍSÉt hat, wie man dem , A­fald" schreibt, dieses Amt nur unter der Bedingung übernommen, daß es ihm gestattet sei, die Beamten aus der Neihe der ansehnlichen Grundbe­­siger zu wählen. — Aus Klausenburg wird dem „M. D.” geschrichen, daß von der Stofkanzlei aus immer­ mehr deutlich geschriebene Berordnungen an das Gubernium kom­­men, so daß dieses immer mehr deutsch wird, „bis es heute oder morgen eine wahre Statthalterei sein wird.” — Demselben Blatte wird eben daher gemeldet, daß Baron Bornemiße, Nagy Elek, Baron Kemény Dominik und Graf Bethlen Gá­­bor ihre Stellen beim Gubernium niedergelegt haben. Aus Benetien sind folgende Mittheilungen ein­­gelaufen : Se, Majestat sollen dem Bernehmen nach dem FZM, Ritter 9. Benedef die Summe von Einer Million Gulden zur Errichtung eines großartigen Militär- Hospital­s für Lombardo-Benetien überwiesen haben. — Aus Verona vom 11. wird von einer großartigen D­e­­monstrattion berichtet, welche am 10. Abends bei der Durchreise Sr. Majestät des Kaisers von Manta nach Ben­nedig am Beroneser Bahnhofe Porta Nuova vorgenommen tt. Alle Dienstfreien Truppen Beronas und der Umgebung, etwa 20.000 Mann, begaben sich, nach Meldung der „Deft. Korresp.“, aus eigenem Antriebe nach dem Bahnhofe, nah­­men ihren Plan zu beiden Seiten der Bahn, auf den Dächern und Gittern der Bahngebäude, auf den Wagnons, auf Bän men 2c, und brachen bei Ankunft des­­­aiserlichen Zuges in ungeheueren Jubel aus. Subelnd durchzogen sie sodann Die Stadt bis zum Ponte delle Naye, N Taut dürfte ein Politische Rund sehen, 13. Jänner. Der Wort­ der Altenfrüde uns heute uag damit, im „Trent*“- Konflikt Abends zu gehen, unseren Lesern noch für jedt begnügen einige thatsächliche­­ Details und die Urtheife der Journale die Budgets Ungarns,­­ London mitzutheilen. Was zunächst das Saftishe in Herryort und betrifft, erfahren wir Sulgendes : Masonım StiperT wurden sammt i 98 den Gefretűven am 27. Dezember befreit, ER de ER der „Amerifa“, welche am 1. 6. von Newport abgegangen tt, heute in Liverpool erwartet, — In London brachten am 8. 9. der , Globe" und , Gun" in ihren dritten A­usga­­ben folgende Mittheilung : ,,A1­swär­tiges Amt,8.Je«inner 1862.Bald nach4ichr«Nachmittags ist auf dem auswärtigen Amtebeute eine vom 28.Dezember datirte Depetche Lord Lyons’ eingetroffen-welche die Anzeige enthält,daß die Regierung der Vereinigten Staaten eingewilligt hat,ihm die vier Ge­­fangenen wann und wo es ihm beliebt,auszuliefern.«« Die d«e Depesche war«d­urch die»City of Washington«, die am 28.Amerika verließ,nach England gebracht.Was die Depesche,die Rothschild empfing,betrifft,und welche mit der am 27. abgegangenen , Jura" nach Europa gelangte, so hatte dieselbe ihre volständige Begründung. Sein amerikanischer Agent, der im Voraus wußte, was die Wa­­shingtoner Regierung thun würde, hatte sie ihm am 26. De­­zember zugesandt. Rothfchtled war also besser unterrichtet, als die Regierungen Englands und Frankreichs, Gehen wir zu den Journalstimmen über, so Liegen und über die Nemwyorfer Blätter folgende Telegramme vor: 27. Dezember. Der „Nemyorf Herald“ argumen­­tirt, der Bundesregierung könne aus der Festhaltung der Ge­­fangenen sein Vortheil erwachsen, durch ihre Auslieferung werde England und Frankreich jeder Vorwand einer Einmt­­fung benommen. Der Sturm, so fügt dasselbe Blatt hinzu, mag vorüberziehen, doch wird Amerika die ihm von England angethane Beleidigung heimzuzahlen wissen. — Die „Nemw­­sort Times“ ist der Ansicht, daß „solange die Aufständi­­[hen von Amerika als Rebellen, von England als Kriegfüh­­rende angesehen werden, fehltehlich doch ein Vorwand zu einem Kriege auftauchen müsse." — „Newport Herald” meint, das Bolt werde sich in die Herausgabe der Herren Mason und Stichell als in eine durch die Lage gebotene Nothwen­dig fest fügen, sich aber die Hoffnung künfziger Rache bewahren. 28. Dezember Morgens. Die Herren Mason und Stidell sind von der Regierung in Freiheit gerebht wor­­den. Sämmtliche hiesige Zeitungen veröffentlichen folgendes Telegramm aus Washington : Die Herausgabe der Herren Mason und Stichell wird als eine politische Nothiwendigkeit längs der Hüfte besser als im Westen und im Innern des Landes gewürdigt werden. Auf die aberbautreibende Bevölkerung der Union wird dieser Schritt des Präsidenten ohne Zweifel einen tiefen und anhaltenden Eindruck hervorbringen. Am östlichen Rande der atlantischen Abdachung dagegen wird seine Erklärung, daß er nicht zwei Kriege zu gleicher Zeit führen künne, als Rechtfertigung seiner Politik aufgenommen worden. Aus den Londoner Stimmen heben wir­ insbesondere die , Times" hervor, sie sagt : Wir atbmen auf und danken dem Simmel. Es ist ein großer Sieg, obgleich wir nur der Gefahr entronnen sind, Siege erfechten zu müssen. Wir stehen blos wo wir fanden, ehe wir eine so große Beleidigung erfuhren. Wir haben blos für eine Weile den Mebermuth eines Nachbars gedämpft, der ein Vergnügen daran fand, uns fortwährend zu reizen, bis er sich zulegt mehr erlaubte, als zu ertragen is. Es gibt andere Nationen, die selbst heutzutage es mit ihrem Weltruf unvereinbar gefunden haben würden, nach erlittener Ge­walt­­that so viel Geduld und Langmuth wie wir an den Tag zu legen. Wäre dasselbe Spiel mit Frankreich versucht worden, so halten wir es für fraglich, ob man den Beleidiger so wach­­tlätig behandelt oder so bereitwillig seine späte und verdrof­­fene Entschuldigung angenommen hätte. . . Wenn ein fran­­zösischer oder englischer Kapitän, während die beiden Natio­­nen auf dem jenigen Fuße zu­einander stehen, irgend einer tollen Laune zu fröhnen oder von fr­­ieden zu machen, einen seeräuberischen Angriff gegen die fremde Flagge beginge, so wirde weder die eine noch die andere Regierung abwarten, ob aus der Sache nicht irgend ein lumpiger Gewinn heraus _

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