Pester Lloyd, Mai 1862 (Jahrgang 9, nr. 100-125)

1862-05-28 / nr. 123

Die Franzofen in Mieriko. R.r. Weit, 27. Mai. Je länger ber Kaiser Napo­­lon seine merikanische Expedition fortseßt, desto mehr sieht er sich vereinsamt und auf seine eigenen Kräfte, ja sogar auf seinen eigenen Beifall besprängt. Zuerst verschwand die Täuschung, als ob sin großer, Achtung gebietender Theil der Beölferung sich erheben und für die in den Tuilerien aus­­gefonnenen Pläne wirfen werde; die monarchische Partei auf die man zählte, hat die jet das Geheimni ihres Daseins streng zu bewahren gewußt, und die Franzosen haben seine Anhänger außer einigen Abenteurern, welche sie selbst als wenig beliebten Einfuhrartikel an das Land fechten. Dann wichen Spanien und England, die Vertreter­ dieser Mächte fanden, das man eigentlich nach Mexiko gekommen sei nicht um Suarez zu sürzen, sondern mit ihm zu unterhandeln, und sie schlossen einen Waffenstillstand, noch ehe es zu einem Gefechte gekommen war. Endlich aber mißbilligt die öffent­­liche Meinung in Frankreich selbst, so weit ihr zu reden vere gönnt It, mit seltener Einstimmigkeit ven sonderbaren Kettege­­zug. Die Liberalen meinen daß die Aufrichtung eines Thro­­nes zu Ehren der Legitimität sich weder mit den Grund» lagen von 1789 recht zusammenreimen lasse, noch überhaupt eine passende Aufgabe für einen Bonaparte sei. Die Alert falen finden, wenn der Kaiser die Expedition damit recht­­fertigt, daß er der katholischen Kirche gegen die Verfolgun­­gen der jebigen merikanischen Regierung beistehen will, so habe er ja, ohne über den Ozean zu gehen, ganz in seiner Nähe die schönste Gelegenheit, seinen Eifer für diese Kirche zu bethätigen. Jene Leute aber, welche sich zu seiner poli­­tischen Partei bekennen, sondern nur die materiellen S Interes­­sen in Betracht ziehen, befürchten in der Expedition ein schlechtes Geschäft, bei dem man nie auch nur seine Auslagen bezahlt erhalten möchte. Es ist wahrscheinlich daß das lei­­tere Argument bald mit großem Nachdrude geltend gemacht werden wird, wenn der gefeßgebende Körper in der Des­rothung über das Budget an diesen Posten kommt, und nach rechnet wie viele Hunderte von Millionen ver Krieg Teffen mag, der eine Million Franken Entschädigung (so hoch bes­­ läuft sich die wahre Forderung Frankreichs) hereinbringen soll. Die legten drei Monate gingen verloren über dem mißglücten Bermudy , England und Spanien von dem Bert­trage von Soledad wieder abmwendig zu machen. Spaniens Benehmen ist sich gleich geblieben, es vollzieht den Rückzug, welchen es Ion durch jene liebereinkunft ankündigte. Wie aus dem jüngst veröffentlichten Briefe des monarchischen Agenten Hidalgo hervorgeht , beabsichtigte Spanien von An­­fang an eine wirkliche Restauration in Merito, d. h. die solle Wiederherstellung der spanischen Herrschaft,, oder min­destend die Aufrichtung eines Thrones für einen dur Ge­burt oder Heirath zur königlichen Familie gehörenden Prinz­­en. Der Kaiser der Franzosen mag beim Abschlusfe des Bündnisses das Kabinet von Madrid über seine Absichten im Dunkel gelassen haben, als man si aber in Madriv überzeugte, daß er keineswegs geneigt sei , dem Ehrgeiz des Hauses Bourbon den Weg zu bereiten , so war es auch mit der Allianz vorüber. Weniger konsequent scheint das Benehmen Englands. Auch England hat durch den Vertrag von Soledad Franf­­rei und seinen Plänen auf Merito den Roden gewendet, und beharrt auf seinem damaligen Entschlusse. Aber während vor drei Monaten der französische Ehrgeiz mißbilligt wurde, der weit über die Absichten und Bestimmungen des Londo­­ner Vertrages hinaus in der Umstaltung der Republik zu einer von Frankreich mehr oder weniger abhängigen Monar­­chie seine Befriedigung suchen, gibt seit Großbritannien dem Unternehmen seinen Beifall , und scheint «8 für ein wün­­chensmwerthed Ereigniß zu halten, wenn Stanfreih , aller­­dings ohne britische Hilfe, der Anarchie ein Ende magst. Indessen läßt sich diese scheinbare Sinnesänderung leicht er­­klären. Englands Interessen in Merito sind aus Schliefern finanzieller Art. Britische Unterthanen sind die Eigenthümer der großen Bergwerke im Lande, in britischen Händen befinden sie gegen 300 MIn. Fred. der merk­anischen Staatsschuld und fast der ganze auswärtige Handel der Republis. Die Untertha­­nen der Königin Viktoria brauchen also Schus in Mex­ko, die Staatsgläubiger verlangen Erfüllung der von der Ne­publis übernommenen Verpflichtungen, und Beides kann nur eine Dauernde und kräftige Regierung schaffen,, die sie bis­­her dem Lande nicht zu Theil geworden ist. Wird nun eine solche N­egierung durch französische Bajonette und auf Krank­­reichs Unforten eingefest, so hat England alle Ursache zu­­frieden zu sein, und wird sich wenig fümmern , ob dadurch den Kleinkalen oder den Liberalen in Mertfo die Herrschaft und diesem oder jenem europäischen Prinzen ein Thron ver­­schafft wird. Die Besorgniß aber vor einem großen Macht­­zuwachs Frankreiche, welche noch vor einigen Monaten vor Befriedigung Großbritanniens über­ die Intervention uad Gegengewicht halten mochte, kann fest als erhoben angese­­hen werden. Der amerikanische Bürgerkrieg geht schnell seinem Ende zu. Bald werden die Franz­oten in Merito der neubefestigten Union gegenüberstehen, welche die Errichtung einer Regierung in Mexiko unter europäischem Schuge weder um ihrer Prinzipien noch um ihrer Interessen willen dulden kann. Die zahlreiche und krieggeüibte Armee des Nordens könnte nach vollendeter Unterwerfung der Sklavenstaaten seine bessere Verwendung finden, ald in dem Kampfe um Merito, von dem die Union bereits die Hälfte weggenom­­men hat, und den Rest als ihren v­orbehaltenen Befik an­­ficht. für die britische Politik aber künfte 8 sein günsti­­geres Ereigniß geben, als einen Krieg zwischen Frankreich und Nordamerika, wo diese beiden Staaten, Englands Ri­­valen Died= und jenseits des Ozeans, einander gegenseitig schwächen. Zur A Justizpflege. UT, Ueber die Protofolfierung öffent­­lier Öefeltfäaften E. Seft, im Mai. Der XVIII. Gefegartifel som 9. 1840 bestimmt im §. 2, was Krivatare, Die vermöge richter­­lichen Urtheilen von der Betreibung des Handels ausgeschlos­­sen wurden, Senfale und Iene, die wegen verübten Betruz­­es eine Strafe erlitten, nicht öffentliche Gesellschafter einer Firma sein dürfen. Mit Hinweisung auf diese Gese­­tesstelle wertet nun das MWechselgericht Jeden, der nicht selbst ein Handlungsbefugnis bef ist und um die Protokollirung als öffentlicher Gesellschafter einer Firma einschreitet, an, vo­rh­erfi nacßzu messen, daß die in der genannten Ce­fepesízelle spezifizirten Hindernisse bei ihm nicht vorhan­­den sind. Mit welchen Schwierigkeiten ein solcher Nachweis ver­­bunden ist, läßt sich leicht wenden. Die betreffende Handels­­kammer und das Senfalengremium muß um die Ausfolgung des Zeugnisses, daß man nicht Senfal set, angehangen, — das Strafgericht muß um die Ausstelung des Zeugnisses, daß man nie wegen verübten Betruges eine Strafe erlitten, ersucht, — und vom Zivilgericht muß die Ausfertigung de Zeugnisses, daß man nicht Kridatar war­nt­, erbeten werden. Hält man endlich den — sehr häufig vorkommenten — Fall vor Augen, daß der Dat­steller sich erst einige Jahre in dem Orte aufhält, wo er als öffentlicher Gesellschafter protokol=­iert werden will, so erhöhen sich diese Schwierigkeiten um das Doppelte, weil er dann dieselben Ausweise auch von seinen Heimat­behörden beibringen müßte, um seine Qualifi­­kation gehörig darzuthun. Demjenigen, der in der möglichst freien Bewegung des Hanveld den wahren nationals ökonomischen Fortschritt erblicht, drängt ei von selbst die Frage auf, ob denn das Gefes ín der That den Rahmweis d­ieser­ negati­­ven Eigenschaften vom Bittsteller fordert ? Wir finden eine solche Forderung weder in der genannten noch in irgend einer andern Gefekeöstelle, würfen somit diese Lüde des Ger fees mit Hilfe der gefeglichen Auslegungsregeln ausfüllen. Die Worte des Gefeges: „Mitglieder .... können nicht sein“ involviren noch bei Weitem nicht die Fortles­rung, die daselbst bezeichneten negativen Eigenschaften von vorn­herein nach­weisen zu müssen. Die Interpretation des Wechselgerichtes erscheint uns nicht als die richtige aus nachstehenden Gründen : 1. Ber stößt sie gegen den juristischen Grundtag , af jeder Mensch so lange für brav zu halten ist, bis nicht das Regentlicchkeil nachgewiesen wird. Man muß also von Sever, wer sich als öffentlicher Gesellschafter protofoll­­en Yaffen will, voraussehen, er sei sein Kripatar, sein Betrüger , so lange nicht das Gegentheil nachgewiesen erscheint. 2. Negative Eigenschaften sind in der Regel kein Gegenstand des Beweises. Eine Ausnahme von Dieser Rege kann nur dann stattfinden, wo das Gefeb 28 au­s­­brüchlich vorschreibt. Dies ist vorliegend nicht der Fall. Die Bestimmung des Gefebes , daß ein Betrüger nicht öf­­fentlicher Gesellschafter sein dürfe, enthält nicht zugleich Die Borschrift, daß man das Gegentheil nachwer­fen müsse. Hieraus folgt nur, daß, wenn dies amtlich bekannt if, die Protofollirung verweigert, oder wenn es später be­kannt wird, wie Protofollirung gelöset werden müsse­n. Der Nachweis simmticher Ausschließungs­­gründe ist geradezu unmöglich. Die zitirte Gewebes­­stelle bestimmt nämlich ferner, daß außer den genannten Per­­sonen jeder öffentlicher Besellschafter sein kann, wer w­ech­selrechtliche DBerpflichtungen eingeben kann. Die Konsequenz der gegnerischen Ansicht würde nun zu der Kos T­ 0 ze SSIRRERE­S] Behauptung führen, daß man auch dies nachweisen müsse. Es läge somit dem Bittsteller auch der Nachweis ab, das er weder vem Priesterstanne irgend­einer Religion angehöre, noch ein Droendgeistlicher, noch eine im aktiven Dienste ster­bende Militär­person sei denn alle diese Momente schliefen die wechselrechtliche Verpflichtungsfähigkeit aus). Wie viele Behörden müßten nun ihre Zeugnisse dem Bittsteller zusom­­men lassen, und mit allen piefen Zeugnissen wäre erst noch immer nichts beiwiesen ; denn wir fragen beispielsweise, wie viele Ordensvorsteher müßten eigentlich ihre Zeugnisse abz­ieben ? (denn nur diese Fannen mit Bestimmtheit wissen, ob jemand eine Ordensperson It.) Man sieht somit, wohin die gegnerische Ansicht, konsequenz verfolgt, führt. Diese Argu­­mentationen lassen das Verlangen : „von vorn­herein na­hz zumweu­fen, daß feines wer in der zitirten Gefegeestelle spezifizirten Hindernisfe der Protokollirung als öffentliche Ge­­sellschafter entgegenstehen, als ein unbegründetes erscheine ; vielmehr muß der Nachweis des zurückgelegten 20. Lebens­­jahres allein, oder — wenn man es schon ganz strenge neh­­men will — in Verbindung mit einem allgemeinen Sitten­­zeugniß vollständig zur Erlangung der Protokollirung als öf­­fentlicher Gesellschafter genügen. un­d Pest, 27. Mai. Der leitende Ausschuß des unga­­rischen landes agrifulturvereting hielt gestern eine Lisung, um jene Anträge auszuarbeiten, welche der nächsten Generalversammlung unterbreitet werden sollen. Mach dem Herr. Csengeri, den bereits vollendeten Theil der in Sachen des ungarischen Eisenbahnwesen und im Auftrage der staatswirthschaftlichen Sektion verfaßten Dent­­schrift vorgelesen, kam ein für unsere wirthschaftlichen In­­teressen sehr wichtiger Gegenstand, nämlich die Wein­­frage, zur Berathung. Herr Hollan Erne stellte näme­lich in dieser Sache einen formellen und fachmäßig motiser­­ten Antrag. An die in diesen Blättern mitgetheilten Borz­schläge anknüpfend, welche Mr. Dunlop vor einigen Tagen in den Spalten der „ZTimes“ gemacht hatte, forderte der Antragsteller von Berlin auf, die Sache als eine Lan­­desangelegenheit zu betrachten, und die Vermittlerrolle zwis­cen dem ungarischen Weinproduzenten und den englischen Konsumenten zu übernehmen. Bei einem Jahre habe die Ausfuhr der Landesproduste durch die Eröffnung des See­­weges einen erfreulichen Aufschwung gewonnen, und es ist natürlich, daß auch der Wein von ihm gebühren den Rang unter den Exportartikeln einnehmen müsse. Der Antragsteller habe deshalb schon im vorigen Jahr mit dem Herrn Bízez präsidenten von Kortsmies darauf bezügliche Bespre­­chungen gepflogen, und in Folge mehrerer das Wesen des Gegenstandes betreffenden Studien habe er fr über denselben ein fertiges Sinnheil gebildet. Der Export des Weines habe, ob­­gleich die bedeutendsten Hindernisse des Ber­ehts beseitigt seien, dennoch nicht jenen Aufschwung genommen, den man zu erwarten berechtiget war. Die Ursache dieser Erscheinung sei aus einem einfachen Vergleiche des Weines mit dem Ges­treive am leichtesten zu finden. Der Ausfuhr des Segteren haben si mit der Eröffnung des Seeweges Millionen an Kapital und Tausende an­­ vermittelnden Händen zugewendet, während sich mit dem Weinexport höchstens 5—6 Firmen beschäftigen, und das ganze auf diesen Produktionszweig ver­wendete Kapital sich blos auf einige Hunderttausende belaufe. Neben den Borsschlägen,­ die ss auf die Verbesserung der Weinpflege und Weinmanipulation beziehen, möchte Herr v. Hollán die Aufmerksamkeit des Vereins auf die Hebung des ungarischen Weinhan­dels senfen, worin er den sichersten Faktor des Erfolges erbliche. Diese Ein­­wirkung nach oben würde gewiß einen heilsamen Einfluß auf die unterst­en Schichten der Produktion ausüben. Die Sache des ungarischen Weines sei gewonnen, wenn er gel­angt veimfelben ven englischen Markt zu erobern. Im weiteren Verlaufe seines Vertrages bewies Herr . CH. zur Anführung zahlreicher statistischer Daten die außerordentliche Konsumtionsfähigkeit Englands. Da er sich jedoch nicht der Hoffnung hingibt, wer ungarische Weinhandel könne durch ungarische Kapitalien allein zur wünschenswer­­then Höhe gebracht werden, so gehe sein Antrag dahin, die reiche Kapitalöfraft Englands diesem Zmede dienstbar zu machen ; es werde hier nicht schwer fallen, da sich für jenes Unternehmen, welches ven Vorzug der Rentabilität befite, leicht Die hiezu nöthigen Kapitalien finden. Es müsse daher auf englische Handelsleute derart gewirkt werden, daß sie sich hier Keller anlegen, den Wein selbst nach der Lese ein­­laufen,, der ihre Leute den Anforderungen der englischen Konsumenten gemäß manipuliren lassen und die Expedition nach dem Markte der Konsumtion selbst besorgen. Die Schwierigkeiten, die sie etwa hierzu lange als Fremde finden konnten, müßte der Agrikulturverein in seiner Eigenschaft als Vermittler beseitigen. Die Zuziehung fremder Kapitalten sei schließlich aus dem Grunde unumgänglich, weil der Wein nur für einen massenhaften Export die berechtigte Zukunft erobern könnte. 70 bis 80 Eimer, die in den englischen Dods anlangen,, vermögen keine Beachtung zu erringen, während eine großartige Schiffsladung von 500.000 Eimern sehen dur ihre Quantität die Aufmerksamkeit der Konsu­­menten in Anspruch nehme. So würde der Wein mit der Zeit von England den Weg nach dessen Kolonien finden und sich zur Bed­eutung eines Welthandelsartikels empor­­schwingen. Die Anträge des Herrn v. Hollán fanden in der Ver­­sammlung den lebhaftesten Anklang und es wurde auch eine von dem Herrn Vizepräsidenten v. Bortizmtes gestellte Motion : der Verein sole sich die Einsammlung möglichst ausführlicher und gründlicher statistischer Daten bezüglich der Weinfrage angelegen sein und eine genaue Produktionsmappe (borászati térkép) anfertigen lassen, von dem Ausschufse angenommen. Nach der Art und Weise Indeß, in welcher der Vortrag des Herrn v. Hollän aufgenommen wurde, darf man sich der gegründeten Hoffnung hingeben, der Verein werde im Interesse der Hebung des Weinhandels bei diesem ersten Schritte nicht stehen bleiben, sondern an die Förde­rung dieser Angelegenheit mit jener Energie geben, welche v an dem ersten Antragsteller ver­gestrigen Strrung den Ber­­tretern des Vereines mit so entscheidenden Gründen and Herz gelegt wurde. R. Wien, 26. Mai. In den entscheidenden Kreisen scheint man sich der Besorgniß hinzugeben, daß die Frage der Anerkennung des Königreiches Italien durch Rußland und Preußen neuerdings wieder in den Borbert­grund treten wird. Das Petersburger Kabinet sol sich seit einiger Zeit günstiger für Italien äußern und glaubt man, daß auch Preußen mit der Anerkennung Italiens nicht soz gern s werde, wenn dieselbe einmal von Rußland ausgespro­­chen worden it. — Die Antwort Preußens auf die ben französisch - preußischen Zollvertrag behandelnde österreichische Denkschrift ist bereits hier über­­geben worden , und hat, da sie sehr nachdrüchlich gehalten it, in Wien sehr unangenehm berührt, insbesondere, da zu gleicher Zeit auch von Frankreich aus neuerdings D Vorstel­­lungen gegen die feindliche Haltung gemacht werden, welche OÖesterreich in dieser Trage beobachtet. Daß dadurch die Bez­­iehungen zu Preußen und Frankreich nur ungünstiger fi gestatten müssen,, Iegt auf der Hand und ist es Paz her auch begreiflich,, daß man in allen vorurtheils­­freien Kreisen die Haltung der kaiserlichen Regierung, welche ihren Grund weit weniger in nationalökonomischen als in politischen Ursachen hat, sehr bedauiert. — Große Bestürzung hat in den hiesigen entscheidenden Kreisen ein Bericht des Fürsten Metternich über die Intentionen der französischen Negierung in Bezug auf die römische Trage gemacht. Wie es Scheint, wird in der That eine Art Ultimatum in Rom überreicht werden , dessen Aufnahme dann über die weiteren Entschlüsse Frantreichs entscheiden wird. Da jedoch die Gurte auch fest sich nicht entschließen wird, den veränderten Umständen Rechnung zu tragen und nachzugeben, so wird die französische Regierung­­ ihre Truppen aus Rom zurückgiehen und in Civitavecchia konzentriren. Der Entschluß des Kö­­nigs Stang II. ein anderes Asyl aufzusuchen, steht mit dieser neuesten Wendung In der tämlschen Frage jedenfalls im Zusammenhange. — Die Instruktionen für die Gesandten der Mittelstaaten, um den Konferenzen Über dad N formprotekt beizumahnen, werden im Laufe der Hamm Tag hier erwartet. 2. Agram, 25. Mai. Herr Eugen Kyaternis antwortet in einer zum hier erscheinenden Blatte „Nase gore list” erschienenen Beilage betreffs seiner ihren Lesern bekannten Angelegenheit sowohl dem Redakteur von „Oft u. Wet" als aus der „Aaramer Zeitung.” Im Kiefer seiner Antwort geht er dem Herrn Dr. v. Italac .In nicht sehmeichelhaften Ansprüchen feharf zu Leibe und erklärt denselben nach längeren Auseinanderlegungen all Menegaz­ten, während er sich selbst zu einem aufrichtigen Patrioten stempelt. Auf die bekannte briefliche Korrespondenz zwischen ihm und dem Minister des Auswärtigen Grafen Nedberg übergehend , sucht Herr Konternis seinen Patriotismus im glängenpften Lichte vorzustellen und sagt wörtlich : „Ich bin laut Entfejernung der kroatischen Negierung schon seit 27. Feber d. 3. als Ausländer erklärt worden, und als solcher konnte ich mich nach den bestehenden österreichischen in­­ternationalen Beziehungen an seine andere Macht außer an den österreichischen Minister des Aeugern wenden, ebenso wie ich mich, einen Tag später (am 5. März dieses Jahres) als Ausländer an den Ban von Kroatien brieflich gewendet habe. Den Refurd an Se. Majestät von König gegen die Entsher­ung des Hofpilasteriums wollte ich und werde ich Die Schlacht bei Neimorleand. Die dürftigen Nachrichten , welche man bisher von der Eroberung der südlichen Handelsmetropole hatte, waren gerig­­n­et, den Eindruck zu machen, als ob dieser Sieg mit großer Leichtigkeit und geringen Opfern erlangt worden sei. Erst sehr erfährt man, daß ihm eine Schlacht im Mississippi voranging. Sechs Tage und fünf Nächte lang mwährte der Kampf um die den Zugang von New Orleans vertreidigenden Torts Jadson und Philipp. Nicht blos die zähe Tapferkeit der Nebellen, sondern auch die Umwaffe neuer sinnreicher Kriegsvor­­zichtungen, welche sie zu Hilfe genommen , febten den Muth, die Ausdauer und Geschiclichkeit der Bundesstreitkräfte auf eine furchtbare Probe. Es war eine Schlacht nicht blos von Schif­­fen gegen Schiffe, oder von Schiffen gegen Forts, sondern von Hölgernen Schiffen gegen gepanzerte S Kanonenbote, gegen Wid­­der, Brander, Höllenmaschinen, Sperrfetten, masserte Batterien und was sonst für seltsame B Vorrichtungen angebracht waren, um die große Schlagader des Südens zu fchnben. Und alle diese Hindernisse überwand — nicht ohne schwere Opfer — die siegeszuversichtliche Beharrlichkeit des Nordens. Die Sperrketten wurden unter dem mörderischen Reuer der Forts zerrissen, der eiserne Widder oder die Ramme , von welcher die Rebellen ähnliche B Vollbringungen wie die des , Merrimac" hofften, in den Grund gebohrt, zehn feindliche Kanonenbote wurden zerstört, die Forts zum Schweigen gebracht und was Alles ohne die Hilfe der neuen Panzervorrichtungen. Was zunächst die Stärke der in Aktion gekommenen Bundesmac­ht betrifft , so bestand diese aus 6 S­riegsfehnluppen (Korvetten), 16 Kanonenboten und 21 Mörser-Schoonern. Einige Segelfahrzeuge, die sich im Hintertreffen hielten, dienten nur zum Transport von Kohlen, Munition, Proviant Jc, Ic. Unter vielen Mühseligkeiten gelangte diese Flotte über die Leichte Misissippi-Darre. Am 18. April lag sie endlich 3 Meilen je der Zurts Sadson und Philipp im Drifsifippi vor nier. Die Schiffe lagen in parallelen Linien, an der Außen­­seite die Korvetten und Kanonenbote , inseits, an den Daum­­sümpfen und zum Theil selost am (westlichen) Ufer des Stro­­mes befesligt, die Mörser-Schooner. Der Strom is an dieser Stelle etwa 3000—3500 Fuß breit und die Geschwindigkeit der Strömung 5 Meilen per Stunde. Von den Forts strom­­abwärts etwa 8 Meilen weiter erstreckt sich auf dem linken Ufer ein dichter, ungefähr 150 Fuß breiter Waldsaum. An einer Stelle, wo der Strom eine fdjivadje Krümmung macht, hatten die Rebellen diesen Waldsaum in einer Strecke von 1000 bis 1200 Fuß abgehauen, um von Fort Jadson aus die noch unterhalb der Krümmung liegenden Schiffe bestreichen zu Fün­­nen. Hinter der Waldung erfliedt sich ein undurchpringlicher Sumpf. Das östliche Ufer it unbewaldet, eine morastige Fläche. Die Mörsershuoner wurden durch die Waldungen fat ganz verbedt oder wenigstens blieben duch vom Bort Jadson aus nur ihre Masten fichrbar und diese umkleidete man mit Zannen- und Cypresfenziweigen, so daß sie aus der Entfernung nicht von den Bäumen zu unterscheiden waren. Die weihm­ätg­­mäßige Ausschuädung der Schuoner machte von Matrosen große Treube, ubfhon, der vielen Alligatoren wegen, das Fällen der Bäume ohine gefahrlose Arbeit war. Nur sechs Schooner wur­­den am östlichen Ufer aufgestellt, um das Fort Philipp zu bes­chießen. Diese wurden auf andere Weise verkleidet. Man be­­hängte ihre Rümpfe mit Schilf, Binsen, Wassergras, Lianen, so daß sie aus einiger Entfernung aus der sie umgebenden tros­sigen Sumpfvegetation nicht heraus zu erkennen waren. Früh am Morgen des 17. trieb ein mit brennenden Scheitholz beladener Brander mit der Strömung herab, doc wichen ihm die Schiffe [előt aus. Andessen diente er als War­­nung und es wurden auf allen Schiffen die Löschgeräthfchaften für den Fall in Bereitschaft gerecht, daß noch mehr solche un­­gebetene Säfte herankommen sollten, und Bote mit Enterge­­rärhsehaften ausgefest, um sie abzulenken. Zu gutem Glüce , denn bald erfehlen ein zweiter Brander. Die Lorchbote runerten furchtlos an ihn heran, griffen ihn mit Yangen Halın und bugfitten ihn aus dem Wege. Am Charfreitage früh begann das Bombardement. Von den 14 Schoonern am Westufer lag der vorderste etwa 9000 duh vom Fort Jadson, die übrigen 13 ale in Dänfemarsch­ Inte dahinter , die jede Schooner am östlichen Ufer 12,000 Fuß vom Fort Philipp. Orgen 9 Uhr Morgens eröffnete Fort Sadson die Kanonade. Die erste Nutwort erfolgte von dem den Mörserschornern um einige Schiffe längen vorausgefahrenen Har­monenbote , Divadco." Die Mörserbote flimmten dann ein . Anfangs langsam, dann allmälig regelmäßiger, bis jedes im Durchschnitt alle fünf Minuten eine Bombe warf. Während der ersten anderthalb Stunden feuerten die Forts 80 Schuß. Die vom Fort Sakson flogen meist über die Masten der Mör­­sersgonner hinweg und fielen etwa 500 Fuß von den am Ost­­ufer legenden ins Wasser. Bald aber wurden die Schüffe ge­­nauer und Kugeln fielen in Menge dit an ven 6 Schuonern ein, so daß diese über und über mit Wasser und Schlamm be­­bedt wurden. Da die Gefahr, in welcher sie sich befanden, außer Bergábtnis zu dem durch sie zu erlangenden Bortheil stand, so wurden sie am Abend hinweg und nach dem Westufer hinü­ber beordert. Nicht ein Mann auf ihnen war verwunde. — Die Korvetten nahmen während des Bombardements Hinter den Mörserschoonern,, außer Schulweite von den Borts, Stellung. Neue Brander treiben den Fuß herab ; sie werden wie die ersten unschädlich gemacht und aus dem Wege geräumt, ohne daß nur das Bombardement inzwischen eingestellt wird. Das Feuer aus den Mörsern war prägiter, als man hätte erwarten dürfen. Es sei hier erwähnt, bag jede Bombe ge­­falt 215 Pfund wog , die Pulverladung 15 bis 20 Pfund, die Länge des Zünders auf eine Wurfzeit von 45 Gefunden berechnet. Dast jede fiel in die Forts oder fast dicht daneben. Gegen 5 Uhr Nachmittags fliegen im Fort Ladson Flammen­­fäulen auf und von da bis zur Nacht stellten die Forts ihr Sruer ein. Im Ganzen warfen die Mörsershuoner 1500 Bom­­ben, die Kanonenbote mi­ndestens 500 der „Dmasco“ allein 100 eiszöllige. Während des Tages brachte der Dampf- Aviso „Saron" die Meldung, daß General Buttler mit 8000 Mann auf Transportfchiffen im untern Steome sei, bereit die Forts zu befeben, sobald fe­st ergeben haben würden. Diese Truppen waren am 16. April von Ship Island abgefahren und waren am folgenden Tage am Dag 4 VDutre angelangt. Wie das Bombardement am Freitag begonnen hatte, so warb es fünf Tage lang fortgefebt , gelegentlich unterbrochen von der Durch Brander hervorgerufenen Aufregung. Am Sonn­­abend ward einer der Schooner durch eine Rollkugel getroffen und vertant, ohne, daß jemand dabei verunglückt wäre. Der ganze Verlust der Mörserflotte während des sechstägigen Bom­­bardements befand aus 1 Todten und 6 Verwundeten,, doch mitten die Leute sehe nur die unausgerechte Anstrengung und Ersgatterung. Im der Osternacht sprengten einige SKanonen­­bote die gerade oberhalb der Slußfrümmung gezogenen Eolossa­­len Sperrketten. Al­­s am Mittwoch noch immer seine Hoff­­nung zeigte, Die Tortd durch Das bloße Bombardement zur Uebergabe zu zwingen, beschloß der die Striegsschiffe befehli­­gende Commodore Tarragut, in der folgenden Nacht an den Forth vorüberzufahren. Es ward 3­ Uhr Morgens (24. April) , ehe die zu diesem tollfühnen Unternehmen bestimmten Schiffe sich in Bewe­­gung febten. Es waren folgende : 1. Abtheilung, unter Com. Sarragut und speziell gegen dort Sakfon bestimmt : Dampflorvetten , Hartford", ,‚‚Broof-­lyn’’ und ‚„Richmond‘ ; Kanonenboote „„Scei­to‘, ‚‚Iroquots’’, „sKennebee‘‘, ‚„Pinvla’’, „Itasca” und ‚‚Wingna’. 2. Abtheilung, unter Kapitän Bailey, gegen Fort Philipp: Dampfforvetten ‚‚Dentacola’, ‚Mississippi’ ‘, ,Dneida‘’’ und „Barana’’ ; Kanonenbote , Ratagdin", , Kineo", ‚Wiffaht­­con’ und ‚„Cayuga‘. 3. Abteilung : Dampfkanonenboote ‚‚Harriet Lane’, ‚Bestfield‘‘, „Omnasco’’, „Miami, ‚„‚Clifton und ‚‚Sadson’ und die Orgelkorvette ‚Portsmouth‘. Kaum war das vorderste der Schiffe in Schußweite, als beide Hort ihr Teuer auf dasfelbe konzentrirten. Bald ant­­tworteten ihnen die Breitseiten der Schiffe und für die in eini­­ger Entfernung zurückgebliebenen Berichterstatter höste sich bald das Ganze in ein grauenhaftes chaotiges Gewirr von Don­nernden Erplosionen, Rau und Bexerschein von Geschoffen und Brandern auf. Von diesem Höllischen Wirrsaal ein genaues Bild zu geben, würde selbst Denen unmöglich sein, die sich an Bord der in Aktion befindlichen Schiffe befanden, denn fast jedes der­­selben wußte aufr eigene Tauft fi durchämpfen. Dabei kamen die merkwürdigsten Episoden vor. Der Panzerwidder ‚‚Manaf­­fas" fuhr auf den ,‚Miftifippi‘ es, indem er einen Brander vor sich her flieg. Der „‚Miffiffinpi,‘ dem Brander ausweichend, fuhr fest und die dem Feinde zugeführte Seite gerieth in Brand. Unter unsäglichen Anstrengungen wurden die Blammen gelöscht und durch einige Breitseiten der für unüberwindlich gehaltene Panzerwidder in den Grund gebohrt. Die glänzendsten Thaien verrichtete bie , Baruna." Gie selbst ward in den Grund ge­­bohrt, aber erst nachdem sie 6, fage jede Nebellen Kanonenbote vernichtet hatte. Sie fuhr mitten in ein Wespennest von Mer billenboten, von denen mehrere zugleich, iie mit Eisen ausge­ fütterten Buge als Widder benugend, sie niederzubohren such­­ten. Sie flioß ihre Breitseiten rechts und links ab, und als sie endlich, ide Dee sehen unter Wasser, die septe Salve abge­­feuert hatte, verfant sie zugleich mit ihren Gegnern. Drei Mann waren an Bord der " Baruna" getö­tet, sieben verwun­­det worden. von großem Nahen war es den Kriegsfiffen, daß sie die Stellen ihrer Wandung, hinter welchen si die Dampfına­­feinen befanden, dicht mit feineren Unkerketten behängt hatten. An dieser neuen Art von Schuppenpanzer prallten die schwer­­ften Kugeln aus den feindlichen Positionsgeschüben voll­ommen harmlos ab. Der Gesammtverlust an Tobten und Verwundeten auf der Bundesflotte betrug etwa 125 Mann. Um den Preis wur­­den alle feindlichen Kanonenbote bis auf zwei zerstört und fünf Korvetten nebst neun Stanonenboten gelangten an den Borts vorbei in das bis nach New Orleans offene Fahrtwasser. Den Befehl der vor den Forts M­adson und Philipp zu­­rückgebliebenen föveralistischen Schiffe hatte Kapitän Porter, der Kommandeur der Mörserflottille, übernommen. Die beiden Forts­kapitulisten am 28. April, die Bejagung erhielt günstige ehrenvolle Bedingungen , bag sie si überhaupt zur Kapitula­­tion entschloß, dazu wirkte vorzugsweise der Umstand mit, daß ingieisehen auch General Buttler oberhalb Hort Philipp mit sei­­nen Truppen Porto gefaßt hatte. Während auf Kapitän Por­­tere Flaggenschiff, „Harriet Lane“ , gerade die Kapitulation unterzeichnet wurde (die Befehlshaber der beiden Forts waren General Duncan und Oberstlieutenant Higgins ; beide haben nach dem Zeugung Porter’s in dem­ mehrtägigen Sümpfe die größte Bravour gezeigt), hätte dieses Schiff nebst den übrigen föperalen leicht eine Beute des Feuers werden können. Weiter oben im Fluß lagen nämlich unod ein paar feindliche Dampfer und das große Widdershff. Die Mannschaften der ersteren hatten das mehrere in Brand gestellt und ließen es nun auf die Bundesschiffe, obgleich Porter die Waffenstillstandeflagge aufge­zogen hatte, lostreicen. Zum Glück erprobb­te es früher und beschädigte nur den Feind. Diese feindlichen Dampfer­­ wurden dann später auch genommen ; ihre Begabungen mußten sich be­dingungslos ergeben und werden in strengem Gewahrsam ge­­halten. — Fort Zadson ist übrigens fast ein einziger Trüm­­merbhaufen. Nicht weniger als 1800 Bomben sollen in ihm und über ihm erprobb­t sein. Zwei Tage früher als diese beiden Forts wurde auch das Heine Fort Liningston (Hinter Jadson) zur Nedergabe gezwungen. (Wel.­3)

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