Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1862 (Jahrgang 9, nr. 100-124)

1862-05-28 / nr. 123

d mit die im JahrelsöZ außer Wirksamkeit gesetzte Be­fassung vom 5.Jänner 1831,vorbehaltlich derjenigen zunächst auf verfassungsmäßigem Wege zu­ vereinbaren von Abänderungen, welche zur Herstellung der Uebereinstimmung mit den Bundess­gesetzen erforderlich sind,wieder in Wirksamkeit trete. Man sieht,daß der Liberali­smus der preußischen­ Regierung noch weit hinter dem Bundesbeschlusse zurück­­bleibt,da in letzterem die Rechtsbeständigkeit der seit 1852 erlassenen Gesetz-und die Unwirksam­keitjpso fach oder angeblich bundeswidrigen Bestimmungen der Berfaffung von 1831 ni­cht ausgesprocen wird. In Betreff der Turhessischen Argelegenheit auf dem Bundestage wird ferner der , Berliner Allg. Big.’ von „gut unterrichteter Cette" gemeldet, daß der Kur­fürt in einem Brief an Se. Majestät den König we­­gen der seinem Abgeordneten zugefügten Beleidigung Satisfaftion angeboten und sich zur Entlassung der beiden Minister, die jenem­it beiwohnten (Abee und Giddáus) bereit erklärt haben sol. Das gouverne­­mentale Organ findet, daß Preußen bei einer solchen Sachlage eigentlich nichts mehr fordern könne und spricht dabei das naive Bedauern aus, daß die Regierung nicht pleich vom Anfang die Sache auf die Epibe getrie­­ben habe. Nach der " Gazette de France" hätte der römische Stup­ an das Kabinet der Tuilerien eine Erklärung ergehen lassen, des Inhalts : „Demonstrationen werden von der päpstlichen Rente­­iung mit ihren eigenen Mitteln unterbrücht erben; sollte die französische Negierung dies verhindern wollen, so würde der Papst öffentlich erklären, er fühle ih­m­­ mehr frei, und würde Rom verlassen. Für den Fall, das man die Abreise hindern wollte , se­ion ein Bischof , dessen Namen Pius IX. allein kennt, beauftragt, im Angesichte der christlichen Welt sich über die Lage des Bapstes auszusprecgen.“ Wenn an dieser Erklärung etwas Mares ist, so zeigt sie die Besorgniß der römischen Regierung vor einer Erhebung ihrer Unterthanen zu Gunsten Viktor Emanuel’s. Dahin dürfte auch folgende Mittheilung der „Schariffchen fort“" zielen : Zu Turin gewinnt die Ansicht immer mehr Raum, die Tranzosen würden die Provinzen Mar­i­­tima und Campagna näcstens räumen und sich auf die Begehung Roms und seiner Umgebung beshrän­­fen. Man halt die Drohung des Papstes, abzureisen, blos für einen Schreckhuß gegen Stantreich,, u. a. um fp. mehr, als der Gesundheitszustein des heiligen Diaters ihm eine längere Seereife geradezu unmöglich machen wille. Ueber den Tiroler Dutch berichtet die eben genannte Korrespondenz : Wie unser Turiner Korrespondent uns unterm 24. b. M. meldet, beginnt es in Betreff der Vorgänge zu Bergamo und Brescia Ücht zu werben. Das Ministerium hat volle Gewißheit, hab Mazzini in Mailand gewesen und der beabsichtigte Putsch Lebigli von seinen Anhängern ausgehebt worden se, Garibaldi sei oferdings damit einverstan­­ken gewesen, habe sich jdoch jeder thatfächschen Mitwirkung enthalten. Die Regierung scheint von ihrem ursprünglichen Plane die zumeist Kompromitiirten vor den Senat au fliehen wieder abgegangen zu sein, da sie si­chozu nicht für Fark genug­ hält. Garibaldi hat dem Adjutanten des Königes Ber­neral Lanfront zu Treecorre sein Ehrenwort gegeben ohne Genehmigung der Regierung nichts unternehmen zu wollen. Es zerfäh­rt in Turin das nicht unwahrsceinliche Gerücht, der König, werde am 1. Juni fur Teter des Statuis für die an den Zerfällen zu Bergamo und Brescia Betheiligten eine allgemeine Amnestie erlassen, Hebrigens sol­len jebt Cattabeni aus Mangel an Beweis entlassen werden. Den Pariser Blät­­tern wird aus Wien telegraphirt, in Folge der von der italienischen Regierung getroffenen Verfügungen seien alle außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln an der Grenze öster­­reichlscher­seits eingestellt worden. Aus Paris, 25. 9., wird geschrieben : Dem Bernehmen nam Bereitet die französische Regie­­rung ein Rundschreiben bezüglich der merikanischen Angele­­genheit vor, das jedoch erst abgesendet und veröffentlicht wer­­den sol, wenn die Armee sich in der Hauptflucht Mexikos selbst befinden wird. In diesem Aktenfuüche fallen die Var­­theile einer Dauernden und zuverlässigen Regierung in Mexiko, besonders vom handelspolitischen Standpunkte, entwickelt werden. Es ist offenbar, wenn Frankreich dies auch­ in dem genannten Aftenflüche niet­ragen wird, dag der Kai­­ser auf der zum Durchstich bestmmten Landenge Mit­telamerikas, ebenso den französischen Einfluß festlegen will , wie in Egypten wegen der Landenge von Sue Es liegt diesem Plane der Gedanke zu Grunde, England nicht ausfstießlich im Resit des Welthandels zu lassen. Ob der Plan dann noch den M­eiteren Hintergebanten birgt, mittelst fester Stationen in Mittelamerika den ehemals französischen Zbetl von Haiti wieder zu­ erobern, mag vor der Hand dahingestellt bleiben. Hier in Yarıs hat die merikantische An­­gelegenheit im Augenblick jede andere in den Hintergrund gedrängt, und die Stellung Englands und Spaniens zu leere­selben ist fortwährend Gegenstand der lebhaftesten Erörterun­­gen. Um die Propaganda für die Kandidatur des Erzber- 4008 Terdbinand Mar­no wirksamer zu machen, wird der früher von dem englischen Admiral Dunlop am Ausschiffen verhinderte mer­kanifge General Miramon nach Merito zurückkehren. Eine besondere Schwierigkeit bietet aber die offizielle Nichtigkeitserklärung des Londoner Vertrages dar, und sie wird daher wahrscheinlic gar nicht zu Stande kommen. Der Beitrag wird einfach ad acta gelegt werden, von Eng­­land sind unzweideutige Anzeichen da, daß es gute Miene zum bösen Spiel macht, und Spanien ist von den großen Einflüssen, die Frantreich daselbst hat, ganz abgesehen, außer Stande, allein feindseliger Weise gegen Frankreich zu Handeln. (Eingesendet.) Schon am 1. Juni erfolgt die Ziehung der sehr beliebten 1839er (Rothschild-) Lore mit Haupttreffe­n von 200,000, 40,000, 10,000, 8000, 7000, 6000 u. f, mw. Diese sind gegen Angabe billigst zu haben bei Anton Herzberg, Wed­elstube, Er der Brüd- u. Wienergasse. RE Empfehle 1839er, Kredit- und Dampfläu­flote für alle drei. Ziehungen nur 5 fl. * Wien, 27. Mai. Die heutige Barbörse eröffnete in Strebstafiten mit 215.30 und hob sich, der Kurs berfelden bis 216,50, Nordbahnaktien wurden­­ 2101—2107­­ abgegeben. Die Börse verlief in guter Haltung. Namhafte Deckungen in Krebitaktien hoben den Kurs berfelden auf 217,80, Nordbahn­­aktien wurden mit 2102--2113 umgefegt. Der Schranken war fest. Staatsfonds wurden [4 pet­ iheurer bezahlt, National 84,30, Metalliques 71. In Bankaktien wurde 844, in Dynam­­­kampfsgnfah­ren 438 gemacht. Junge Bahnen waren­ eben­­falls fett; Karl-Rudwigbahn, die von­ nun an exklusive Disi­­bende, elso mit Abzug von 7 fl., gehandelt werden, hielten si bei 230.75— 231, Desiren und Baluten eine Kleinigkeit tilliger als gefiern 5 fonton 132, Napoleonsb’or 10.52, Ediuf der Börse fest : Kreditak­ien 217.10, Mordbahn 2110, Staatsbahn 264, Bankaktien 838, ungar, Grunbend­, 73,25, London 132,15, Silber 130,50, Verantwortlicher Redakteur : Karl Weißkircher,­­ Schnellpfessendrud von Emil Müller, Dorotheagaffe Nr. 14, Pe, 1862, — Verlag der Weller Lipplegesellsiaft,

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