Pester Lloyd, Juni 1862 (Jahrgang 9, nr. 126-148)

1862-06-01 / nr. 126

Mir ersuchen unsere geehrten Herren Po­st-Pränumeranten , abläuft, ihr Abonnement je zeitiger erneuern zu wollen, indem sonst, wenn die Pränumerationen spät einlaufen, leicht ohne unter Berfhulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können- Die Pränumerationspreise sind, mit Postversendung : siebenmonatlich 14 fl. TO fl., viermonatlich 6 fl. 70 Er., dreimonatlich 5 fl., einmonatlich 1 fl- 70 Er.; — für Best:Ofen: siebenmonatlich 10 fl. 60 Er. , viermonatlich 6 fl. 10 Er., Dreimonatlich 4 fl. 50 Er., einmonatlich 1 fl. 60 Er. Die Beträge sind in frankiscten Briefen einzusenden an das Ex­peditionspareau, deren Pränumeration mit Ende Mai Berichtigung Mehrere Zeitungen Haben nach einer Korrespondenz des "Zoot Tanuja" berichtet : Daß Gr. Erzellenz der Statthalter während der rechten Rundreise in Nyirhätor die Einberufung des ungarischen Landtags in nahe Auesicht gestellt hätte. Von wohlunterrichteter Seite erfahren wir nun, daß Se. Erzellenz weder in Nyírbátor nom anderswo bíró erklärt habe, wohl aber hat und da die Bemerkung einfließen [er , dog zur Erfüllung des allgemeinen und auch seines Wunsches, den Landtag bald eröffnet zu sehen, jeder Ungar selbst am mei­ten dadurch beitragen wird, wenn er der Negierung und ihren Organen die Ueberzeugung einflößt , daß der Landtag für das Reh vor Erfolg sein werde, da er weder im­­Interesse des Einzelnen no des Ganzen liegen kann, das dem Zufalle zu überlassen, was nunmehr über die Zukunft des Landes entschin­­den sei. Diesen geeigneten Zeitpunkt wird wohl die Regierung Sr, Majestät am besten zu wählen willen und jever royale Ungar möge denselben in erfprieglicher Thätigfett vertrauenstoll abwarten , ohne si durch die Ungeduld derjenigen tere machen zu lassen, die zwar am Tautesten nach dem Landtage rufen, aber am wenigsten zur Ermöglichung der Einberufung desselben bis­­her beitragen mochten. Note der NRedakation: „Ale jene Journale, weile die hiemit berichtigte Angabe nach unserem Blatte mit­­gespeift hatten, werden erfuhr, nunmehr auch tiese Bes­äätigung In ihre Spalten aufzunehmen.“ Zus TEE EEE EEE Eine ungarische Broschüre. 14 . Wien, 29. Mai. Seit einigen Tagen erregt in bissigen ungarischen Kreisen eine Broschüre große Aufmerk­­samkeit, welche unter dem Titel : „A magyar nemzeti po­­litika helyes iránya" (Der richtige Weg der nationalen un­­garischen P­olitik bei Geroly erschienen ist. Sie beginnt mit einem offenen Brief an den Grafen Apponyi, in welchem der Juber Curiae aufgefordert wird, doch der Animalte ein Ende zu machen, bag die Leute von einem S Koalitionsministe­­rium Apponyt, Nyárt , Majláth , Tipa foredhen, und ih an die Spige einer konservativen Partei zu fielen. Der Berfaffer entwirft sodann a­nafen das Programm dieser Partei. Er anerkennt die Rechtsgiltigkeit der Gesehe von 1848, obwohl er, in die Beweils derselben eingehend, nahe daran if, sie für illegitim an­erklären. Er wünscht auch die präzise Anerkennung der Rechtskontinuität und fegt auseinander, daß Se. Majestät die Derwirkungstheorie des Hrn v. Schmerling sich nicht angeeignet habe, da er in dem a. b. Handfoßreiben vom 5. November von schwebenden Bragen spricht, welche durch die Verständigung mit dem ungarischen Reichetage ge­­lös werden sollen. Der Verfasser bemerkt weiter, das Herr v. Chmerling „wie man sagt” „durch die Berwirtungstheorie gewaltig gewtrt fet und die erste beste Gelegenheit ergreifen werde, um diese Theorie zu verwirken‘. — Mit der Anerkennung der Rechtskonti­­nuität sei jedoch die Ausführung der 1848er Gefege, namentlich die Ernennung eines Ministeriums, nicht verbunden. Der Berfaffer ist prinzipiell nicht gegen ein Ministerium, er glaubt jedoch, hat ein solches nur nach der Revision der 1848er Gefege, und nachdem man darüber ins Reine gelommen, daß sich diese Institution mit der ungarischen Munizipalverfassung vertrage, ernannt werden könnte. Leöteres stellt indessen der­­ Verfasser entschieden in Abrede, indem er sich darauf beruft, dass Deät fon im Reichstage von 1848 fi über die Komitate beklagte, und Nyart die Regierung that : „Wir sind der Komitatsomnipotenz schon ein wenig auf den Namen getreten”. Die Brohüre Fulminirt in zwei Borfáslagen : 1. Die ge­meinschaftlichen Angelegenheiten sollen in einem Reichsrathe behan­­delt werden, welcher 126 Mitglieder zählt. Zwei Drittel dízfer Mitglieder sollen die Landtage entsenden, ein Drittel die Krone frei aus den Großgrundbesigern des R­ec­hes ernennen. Von dem auf Ungarn entfallenden Kontingente sollen zwei Drittel vom Unterhaus und ein Drittel vom Oberhaus gewählt werden. Dieser Reichsrath, den der Berfaster „Reichs-Senat“ tauft, würde mit dem Monarchen auf dem Wege der Reichsregierung verkehren, in welche, dem 17. 6.­A. 1790 gemäß, auch Ungarn in entsprechendem Verhältniß er­­nannt würden. — Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten, welche der Reichssenat zu behandeln hätte, müßten, namentlich auf dem ungarischen Reicstage, vorerst genau präzisirt werden. Der Reichs­­senat hätte Indessen­al in diesen Angelegenheiten nur prin­­zipiell zu entfeiden, die Anwendung und Ausführung müßte dem ungarischen Reichstage und der ungarischen Regierung zusom­­men. In diesem Kapitel kommt der Berfaffer auf den Reicsrath au­fprechen und glaubt, sobald die Landtage wieder einberufen were ben, „werde Ge, Majestät in die angenehme Lage gelangen, dieter S Institution, welche der Majorität der Völker des Reiches nicht zu­­sagt, ein Ende zu machen und damit die Regierung von einer „gro­­ßen Berlegenheit“ zu befreien.” — An einer anderen Stelle drüht sich der Berfaffer über den Reicherath in folgender drastischen Weise = : „Die ungarische Berfaffung steht auf viel festerer Grundlage er; auf die Eingebung des Herrn Staatsministers entstandene Sp weit der unwesentliche Inhalt der Flugschrift, deren Neinertrag dem Szechenyi-Monumente gewinmet is. Zwei Umstände verleihen der Brodüre eine höhere Bedeutung und bestimmten und, die Aufmerksamkeit ihrer Leser auf dieselbe zu lenken: 1. daß man sich in hiesigen ungarischen Kreisen ernstlich mit der Absicht beschäftigt, eine Konferenz­ , wie die vorerwähnte, möglich zu machen, und 2) daß,­­ wie es scheint, im Einklang hiemit, einige der hervorragenden Mitglieder der Reichsrathelinien unter sich lebhaft die Frage erörtern, ob es nicht angezeigt wäre, Se. Majestät zu bitten, daß er den Reichsrath für nych­" erkläre und ihn beauftrage, die Federverfassung einer Resigion zu unterziehen? Hiedurch würde einerseits eine neue Ostroytrung, zu welcher alle Verhältnisse unverkennbar hin­­drängen, zu der sich aber der Kaiser gewiß nicht herbeilaffen wird, überflüssig gemacht, andererseite manche Schwierigkeit beseitigt, welche, eben weil eine Umpftroytzung der Leberver­­fassung nicht zu hoffen ft, wer Verständigung mit Ungarn im Wege steht. Gemeiß ist, was der Neichsrath, im Interesse des Neiches, wie in dem der eigenen Existenz, seine vernünf­­tigere und nüslichere Arbeit thun könnte, als diese. Der Neichsrath kann ih. nicht verhehlen, mag, wenn er auseinan­­dergeht, ohne Die Verständigung mit Ungarn in die Hand genommen zu haben, dies die Landtage thun werden und ihm leicht das Heft aus den Händen nehmen künnten. Hinzufügen muß ich jedoch, daß, nach Allem, was ich höre, beide Freen, wenn sie fünfretere Gestalt­­ gewinnen sollten, in deutschen Negierungstreifen auf Widerstand floßen dürften. Dan sieht nämlich in diesen Streifen in der Konferenz eine Konstituante, in der Negition der Federver­­fassung aber das Aufgeben des einzigen­­positiven Bodens, welchen der Gedanke ver Neid­everfaffung befigt.. Man ist in diesen Kreisen fortwährend der Ansicht, daß, mas aufge­­schoben noch nicht aufgehoben sei, und daß si schon der geeignete Moment finden werde, um in Ungarn die geberz verfaffung durchzuführen. Ich muß mich damit bescheiden, Ihnen alled das als Beitrag zur Kenntnis der Situation zu signalisiren. IL X. V. Berlin, 30. Mai. Die Bildung einer äußer­­ten Linken im Abgeordnetenhause ist im Werden bez griffen und die Vorberathungen der Anresfe in den Straf tionsfigungen der Fortschrittspartei haben Den Anstoß gege­­­­ben. Die Führer ver­alten Demokratie Walde, Schulze­ = ien, 30. Mai. Die hier erschienene ungar­is­che Broschüre verdient eine besondere Beachtung. Die Bedeutung der Schrift wird schon daraus erhellen, daß man den Hofrath von Ziedenyt als den D Verfasser verselben bezeichnet. Bon unterrichteten Personen höre ich die Berfin­derung, daß die ungarische Hofkanzlei derselben nicht fremd ist und man will Regierungsideen — ich will nicht sagen ein Programm — darin finden. Auch begünstigt man von Seite der ungarischen Regierungstreife Die Verbreitung der Brochüre in einer Welle, welche einen leifen Zusammenhang immerhin vermuthen läßt. — Der Finanzausschuß beschäftigte ss auch heute mit der Diskussion über das Kriegsbunget. Die Arbeit des Finanzausschusses ist in diesem Punkte nichts als eine fortgefegte Abschwächung des Sektionsberichtes zu Gunsten der Regierung. Alle etwas schärferen Stellen wer­­den auch geschieden. « EEE en me ee T dad Gros der liberalen Sra­tionen hervorgegangen war. Die Ablehnung des Andreßentwurfes Twesten’s und die Annahme des Sybel’ s­­chen hat unter den radikalen Elementen Erbitterung erregt, und da voraussichtlich ihre Amendements in der Minorität bleiben werden, so wird die Spaltung vielleicht schon in die­­ser Session zur Ausführung kommen. Die Amendements der demokratischen Braktion der Fortschrittspartei im Abge­­ordnetenhause beabsichtigen in erster Linie den Sturz des Min­­steriums­. Der darauf bezügliche Parfus in der Adresse soll worthun, daß die Männer, welche mit der erdrühenden Majorität des Hauses und dem Programm des Königs von 1858 in schroffem Widerspruche stehen, nicht das Vertrauen der Rollevertretung haben Fannen. Ein anderes Amendement wird sich gegen die allgemein gehaltene Bes­chränkung des Armeebungers in der Sybel’schen Aoresse richten, deren alte Royalitätsphrasen der jungen Fortschritts­­partei nicht genügen. Sie will hervorheben, daß die Rück­sicht auf Die Sicherheit des Staates das Festhalten des alten Landwehrfs fremnd nach Scharnhorst’­ Plan fordere, um zu­gleich die nöthige Wehrkraft und die Verminderung der Aus­­­aben für das Heer zu erreichen. Es soll ausgesprochen werden, daß Die Bevorzugung des Heeres unnatürlich ist und das eine W­olfsbewaffnung zu schaffen sei, die uns in den Stand seßt, zu jener Zeit ein großes Heer zu v­ersammeln. Ein stehendes Heer, wie es der Garnisonsdienst bedingt, sol für die gewöhnlichen Verhältnisse genügen und die zweijäh­­rige Dienstzeit gewährt ven großen Vortheil, 60,000 Metrut­ten mit denselben Kosten zu erziehen, welche 40,000 in drei Jahren erfordern... . . Der Wunsch der demokratischen Par­tei geht sichtbar dahin, mit der Noreffe eine " Botschaft" an die Krone zu erlasfen, wie die englische Parlamentsgeschichte es oft genug Darthbut, und eine wahrscheinliche neue Auflö­­sung herbeizuführen, die von „Legitimisten von 1848" eine verstärkte Wiederkehr verspricht. — Unter den wenigen Freun­­den des Ministeriums befragt man sich bitter über die Rück­­sichtslosigkeit, mit welcher die Minister von den Abge­­ordneten behandelt werden. Im Sigungssaale sowohl, wie in den Kommissionsfigungen , stellen sich Gruppen Abgeord­­neter mit den Rüden gegen die Portefeuilleträger der preußi­­schen Krone und ergehen sich in lauten Reden und Geläch­­ter, während jene sprechen. Niemand grüßt die Minister, zum weni­gsten ihre früheren Kollegen : Schwerin und Patow. Bergebend bemühte sich Herr v. d. Heydt, den Beifall des Hauses bei Vorlage der liberalen Gefege und Mairegeln in der Testen Sikung. Kalt und stumm blieb Alles, und als er mit triumphirender Miene den französisch-preußischen Han­­delsvertrag dem Hause vorlegend auf dieselbe verachtende Stille stieß, da ließen seine Züge mehr als das bittere Ge­­fühl der Enttäuschung fehen. Zur Situation : „Patrie und­­ Pays vom 28. Mai Abends bestä­­tigen, daß der Divisions-General und Adjutant des Kaisers, General Montebello, zum Oberbefehlshaber des französischen Oisupationskorps in Nom ernannt if und in Kurzem auf seinen Posten abgeht. Liegt nun schon hierin ein Dementi gegen die allzu günstige Auslegung des Ni­chtrittes Goyon’s. Indem man ihm, troß der beabsichtigten Berminz derung des Oisupationskorps, einen Divisions- nicht einen Brigadegeneral zum Nachfolger gibt, so wäre es um so bez­­eichnender, wenn wirklich, wie „Pays“ versichert, gleichzei­­tig der Bruder des Generals, Herzog v. Monte­bello, Lavalette als Gesandten ablösen sollte. Herzog hat vor mehreren Monaten den Gesandtschaftsposten von St. Petersburg verlassen,­ weil er das dortige Klima nicht vertragen konnte, und befindet sich In Paris. Wir wis­­sen nicht, ob er in Rom eine „angenehmere Temperatur“ finden wird. Sicher aber würde seine Ernennung für Staz lien ungünstig gedeutet werden. Zwischen Goyon und Java­lette ständen dann die Sachen ganz gleich , und man künnte nicht sagen , daß der eine mehr als der andere den Deban­­ten des Kafferd repräsentirt hat. — Der „Hamb. B.­H." werden über die römische Politik des Tuilerienfabinetes interessante Mittheilungen aus Wien gemacht, bei denen man jedoch die rege Phantasie ihres Korrespondenten in An­­schlag bringen muß. Derselbe schreibt unterm 27. Mai: Auf Grund der neuesten Erklärungen, welce Graf Rechberg vor einigen Tagen gelegentlich der Diskussion des Armeebudgets im Finanzausschusse des Abgeordnetenhauses Über den Stand der italie­­nischen Frage gegeben hat, und welche dahin lauteten, dag eben ein Wendepunkt in dieser Angelegenheit einzutreten im Begriff sei, so wie, dag der Minister bes Reutern durch Verhandlungen dahin zu gelangen die Aussicht habe, von Italien aus für längere Zeit seine Störung des Friedens besorgen zu müssen, ist man an vielen Orten der Niederzeugung, daß das Zullerienkabinet­tieher Näheres über seine Intentionen bezüglich der in der römischen Brage in Kürze beabsichtigten Schritte mitthellen wa Mnd mehreren heute uns zusommenden Winten haben wir Grund anzunehmen, bat das Wiener Kabinet den in Paris protestirten Modus, den Italienern mit ihrem Gefchret um Rom für einige Zeit den Mund zu flopfen, ohne dabei dem Yapfte und der weltlichen Macht desselben besonders wehe zu thun, weder bekämpft noch verwor­­fen haben dürfte. Wenn auch zwei italienische Regimenter neben vier französischen Regimentern, unter dem allein maßgebenden Ko­­mando eines französischen Generals oder gar Marschalis, in Zukunft in Rom garnisoniren sollen, so ist zwar damit den italienischen Wünschen fak­tiv Genüge geleistet, aber in einer Weise, daß die italientfösen Ultranationalen über diese Gefäligkeit Napoleon’s III. weit eher unzufrieden zu sein, als sich zu beglücwünigen Ursache haben. Mit der Zeit kann freilich, wenn schon eine Heine italient­­re Garnison in Rom Fuß gefaßt hat, die Sade ein anderes Ge­­sicht bekommen. Fürs Erste jedoch, und wohl für längere Bett Hin­­aus, wird sich Stalien mit einer solchen Lösung der römischen Frage, die wohl ein paar Batailone Bilter Emanuels, nicht aber diesen legieren selbst nach Rom bringen dürfte, zufrieden geben müssen, was Desterreich anbelangt, so kann ihm eine solche Lösung der rö­­mischen Frage, wenn Biltor Emanuel und Rattarsi sich mit dersel­­ben zufrieden geben, schwerlich anders als Konveniren, und zwar um so mehr, wenn es sich bestätigt, was si noch weiter für Oesterreich daran knüpfen son. Wie man uns nämlich gleichzeitig mittheilt, son Frankreich für die eventuelle, wenngleich auch nur stilsehweigende Zustimmung des Wiener Kabinets zu diesem Lösungsproteste, wel­­ches die Existenz des Papst­es und bes erh so ji unge­­fährdet läßt, seinen ganzen Einfluß verheißen Haben, um jeden mög­­licn Konflikt wegen Benetiens zwischen DOesterreich und Italien, so weit es das Septere angeht, zu verhindern. Diese legtere Eröff­­nung Seitens des Tuilerienfabriets soi es namentlich sein, welche die Basis der fegten Mittheilungen des Grafen Rehberg im Bi­­nanzausschusse des Abgeordnetenhauses gebildet hat. Daß an dent von uns so eben auseinandergefegten Sachverhalte irgend­etwas Po­­sitives sei, dafür barnt uns nicht nur die Zuverlässigkeit der Quelle, aus welcher uns die betreffenden Andeutungen zugehen, sondern auch verschiedene andere Subizien. In Italien dauert die Aufregung wegen der Strenge der Negierung gegen die Aktionspartei fort. „Bopolo d’Italia" bringt einen in sehr bitterem Tone ges­paltenen Bericht über das in Neapel vorgefallene. Demselben zufolge handelte es sich blos um eine friedliche Demonstration zu Ehren Garibaldi’s und der in Bergamo verhafteten Anhänger des­­selben — später hörte man aber allerdings auch die Rufe : „Nie­­der mit Rattazzi !" Die Nationalgarde schritt ein, einige Bürger, darunter Fra Yantalen, (Baribaldi’s Kaplan) suchten die aufge­­regte Menge zu bespwichtigen, und das Ganze hatte keine weiteren ernstlichen Folgen. — Wir haben gemeldet, daß die vierte Legion der Nationalgarde in Neapel aufgelöilt wurde. Die Veranlassung dazu war ein Brote der Offiziere dieser Legion gegen das Auf­­treten der dritten Legion am 20. Mai. General Lamarmora ant­­­wortete auf den Protest jener Herren mit einem Auflösungsdefreie, Nicotera kündigt in einem von den Blättern veröffentlichten Schreiben seinen Austritt aus der Nationalgarde an, „weil dieselbe am 20, das schmählichste Verbrechen begangen, nämlich ihre Bajon­­nette gegen ein harmloses Bolt gekehrt habe, welches seine Liebe für den Helden Garibaldi Zund gab." — 184 florentinische Bürger haben sich durch folgende mit ihrer Unterschrift versehene Erklärung den Gerichten selber benutzegt : „Die unterschriebenen italienischen Bürger halten es für ihre Pflicht, zu erlären, daß sie nicht allein mit der Absicht, sondern dur wirfliche öffentliche Handlungen an den Plänen des Generals Garibaldi und seiner verhafteten Waffen­­gefährten Theil genommen haben und sich daher als Schuldgenosfer‘ und Mitfe guldige Tonstituiren.” Die deutschen Nachrichten bringen wenig Be­­merkenswerthen. Ueber die Ministerfrise in Heffen schreibt man aus Raffel, 27. Mai: Von drei Seiten sind gleichzeitig Hebel annefest gegen die Minister Bolmar Jc., von der Gemahlin und den Söhnen des Kur­­fürsten, von den militärtigen Sorgen und von der Diplomatie. Der Frau Fürstin werden die Wetterwalfen doch nachgerade­zu drohend, um mit dem hohen Gemahl anzurathen , die Minister fallen zu las­­sen , die Söhne vollends sprechen geradezu, die fanatischen Erzeilen- Der Die athletischen Spiele in England. *) I. Das ECridetsp­iel, In den Krätzchen des­­ Turf/ Haben die Engländer vorzugsweise die Entwickklung des Pferdes vor Augen, mit der Buchsjagd sind sie vor Allem bestrebt, ihre Hunderace zu vers­­vollkommmen. Ein Ensemble nicht minder beachtenswerther Spiele und Uebungen hat sich die phofische Erziehung des Menschen zur Aufgabe gestellt. Die Leibesübungen sind nicht nur eine Zerstreuung für Die Angelfahren, sie sind eine Nothwendigkeit für die Race und das Klima. Die Statistik belehrt uns, daß in den Städten und Sieden Großbritanniens, wo die Reizmit­­tel der Oymmastit mehr oder minder vernachlässigt werden, was dort die Bevölkerung sich vermindert und begeneh­rt, m während sie im G­egent­eile zunimmt und sich entfaltet aller Orten, wo die männlichen Vergnügungen in Ehren gehalten werden. Diese Anfigt findet sich vollkommen Durch die Geschichte bestätigt, und seit den ältesten Zeiten blühen auf dem Boden Englands die Pchüsengenossenschaften, und alle Spiele der Kraft und Ge­­wandtheit, als wollten die Einwohner pur ihre moralische Energie und dur den angestrengten Gebrauch ihrer Glieder den verderblichen Einfluß eines feuchten Himmels paralysiren. Das Erziehungssystem is vollkommen auf diese Beringungen der Race und des Landes berechnet. Zu Eton, Westminster, Harrow, Rugby, Winchester und in allen großen Schu­­len . Englands hat man sich vorzugsweise befleigiget , die Sunktionen des Geiles mit den Funktionen des Körpers in Einklang zu bringen. Die Söhne Mirions bezeugen eine mittelmäßige Achtung für jene Embryone der Wissenschaft oder der Philosophie, bei welchen die frühzeitige Entwickklung des Gehirns einigermaßen auf Kosten der übrigen Organisation erreicht wird. In der Jugend siehen sie ein richtiges Gleichge­­wht zwischen den Exerzitien des Geistes und jenen des Körpers, und sie neigen sich noch eher zu jenen Säuglingen hin, die eine Art von Eifer dafür an den Tag legen, was man die Religion der Muskeln (muscular religion) zu nennen wagt. Heißt es nicht, so sagen sie, sich gegen den Schöpfer vergehen, wenn man lediglich die eine Hälfte unserer Natur: Fultivirt ? In einigen öffentlichen Schulen, welche von den Löhnen der Mittel- und der arbeitenden Stoffe besucht werden, hat man sogar seit einiger Zeit eine neue Methode eingeführt. Die Zög­­linge widmen dem Studium lediglich die Hälfte des Tages, während die andere Hälfte vollständig mit Spielen und gymna­­stischen Uebungen ausgefüllt wird. Nach den Parlamentsberich­­ten schreiten die Schüler, welche nur einige Stunden in der Schule zubringen, viel rafker fort, und haben einen viel rege­­ren Geist, aló jene, Gern ab ihm wibken, welche den ganzen Tag sich bei ven Bn- Sie erhalten außerdem physische Fähigkeiten, deren Vorzüge die Engländer, die vor allem frenge Rechner sind, zu prägisieen versuchten. Und sie brachten auf diese Weise heraus, daß die durch dieses Erziehungssystem gewonnenen Kräfte in Bezug auf die Arbeit, einer Vermehrung der briti­­sen Bevölkerung um ein Fünftel gleich­samen. Den Werth der Arme vermehren, ohne Die Zahl der Mäuler zu verviel­­fachen, wer hübscher Gewinn! Zerner hat man in den Läden und Magazinen die Bemerkung gemacht, mag ein Angestellter, dem man einige Muß erfunden gönnt, um si ber Erholung und den Leibesübungen zu widmen, in der Folge mehr mora­­lische Energie entwickelt, und in derselben Zeit zweimal so viel arbeitet wie der Andere. Das ist aber bei weitem noch nicht Alles. Die Engländer schreiben die Erfolge ihrer Staatsmän­­ner, Generäle und Touristen der von ihnen auf der Universität beobachteten Gewohnheit zu, nicht nur den Willen, sondern auch die Muskeln durch athletische Uebungen abzuhärten. Das Ioeal der britischen Erziehung besteht demnach darin , einen starren Geist in einem starken Körper zu entwickeln. Die Engländer haben übrigens ihre eigene Gymnastik, welche durch ihre Sitten und Erwohnheiten und vielleicht auch durch die Gefege ihres Klimas geheiligt is. Das nationalste ihrer Spiele ist das eple Eridet­­ Schlagballspieh. Man hat dide und gelehrte Bücher über die Spiele der Griechen und Römer geschrieben, warum solten die Zerstreuungen der moder­­nen Völker nicht ein ähnliches oder noch lebhafteres Interesse bean­­spruchen dürfen, besonders wenn diese Unterhaltungen, wie in England, die Hauptzüge des nationalen­ Charakters abspiegeln ? Eines Tages langte ich zu Deal an. Zu meiner großen Ueberraschung fand ich das Innere der Stadt ziemlich belebt ; ich sage zu meiner Ueberraschung, denn der größte Theil der alten englischen Städte, welche die Küsten von La Manche um­ faumen, sind von einer Bevölkerung von Silbern und Fahnen Piloten bewohnt, melde Das ganze Jahr im Schatten ihrer Nepe verschlafen, in einem Frieden, von nichts geflört als durch die Windstöppe und die Stürme des Dyeans. Am anderen Morgen gewährte ich von meinem Hotel eine Mustibande, die sich gegen den Hafen bewegte, und Der eine Gruppe von Neu­­gierigen und Slindern folgte. Die Luft war gleichsam von einem Braufen der Freude erfüllt. Der Hafen selbst bot ein unerwartetes Schauspiel. Die flaggengeschmücten Schiffe waren von Menschen besät, die Zelte und Körbe mit Lebensvorräten mit sich führten. Auf die Trage, was­­ diese Zurüstungen zu berenten hätten, erhielt ich zur Antwort, man werde heute eine Bridet-Partie machen. „Aber wo­h” fragte ich weiter. „Auf den famdfen Sandbänten von Goodwin"” antwortete man mit einer gewissen Emphase. Und in der That auf diesen gleichsam in der Mitte der See befindlichen Sandbänten, welche von jeder Bewegung des Meeres von der Bluth bepecht wurden, ging das fühne Spiel vor sich. Eilig wurden die Zelte gepflanzt und die Widets (die Ballgestede) in die Erde befestigt. Diese Widets bilden gewissermaßen die­ Basis des Binderspieles , sie haben die Form eines großen dreiarmigen Rostes, die Oeffnun­­gen sind groß genug, um den Ball paffiren zu Hafen. Die Strategie des im Üb­rigen sehr komplizirten Spieles besteht hauptsächlich in dem Angriffe und der­­ Vertheidigung dieser Widets. Man greift Dieselben an, indem der Ball nach ihnen m­it der Hand geworfen wird (bowling), man vertheidigt sie, indem man denselben Ball mit dem hölzernen Kolben zurück­­schlägt (batting). Die Spieler waren in zwei Lager getheilt elf gegen elf; sie trugen weiße Beinkleider und Slanellemben von ver­­schiedener Farbe, und nahmen, je nach der Rolle, die sie durch­­zuführen hatten, ihre Positionen ein, in einer Arena, die man Briderfield nennt. Der Eine hatte die Funktion den Ball dar­­zureichen (bowler), der an­dere, mit dem Holzkolben bewaffnet, bat genannt, mußte ihn zurücksclagen,, und wieder Andere waren bemüht, den feindlichen Ball, der flets nach einem der Widers geworfen wurde, von seinem Ziele abzubringen. Das Interessantefie bei diesem Spiele war , bag jeder der Kämpfer einen gewissen Stolz; darein febte, flets den Aufersten Nand, der das ganze Fahr Hindusch von den Wogen bedschten Sand­­bant zu beitreten. Es war ein der See gebotener Trob. Die Breude hatte auf diesen Stätten, welcher der Schauplat so vieler Schiffbrüche gewesen , ihren Gipfelpunkt erreicht. Bier und Liqueur flossen in Strömen, als das Fest durch ein Zei­­chen der Matrosen unterbrochen ward. Man mußte aufbre­­chen, denn das Meer trat wieder seine Herrschaft an: „Macht hurtig , riefen die Schiffer , denn die Flut wartet nicht." Im Nu waren die Zelte abgestect,. Die Widets vom Boden befreit, Alles Vief nach den Kähnen — kurze Zeit noch, und die heran­­eilende Flut verwirrte von den Sandbänten die Spuren des bewegten Seiles. Auf dem Schiffe erzählte man von einem enge­lichen Offizier, der bei einem Cridetiefte,, weil er zu tief in das lag­geyhant, auf der Sandbant eingeschlafen,, und im Augenblicke des Aufbruches von seinen Gefährten vergessen wor­­den war. Er wurde nur durch einen Zufall gerettet, indem der Saláfer von den Piloten eines frandenden Fahrzeuges in dem Augenblice erfannt wurde, als die Hoflut bereits seine Ruhe­­stätte zu verfäßlingen drohte. Uebrigens muß man nit der Meinung sein, daß die Bridletspieler stets einen so erzentrischen Ort, wie die Sandkante den Goodioin, zum Schauplabe ihrer Thaten wählen. Diese Unterhaltungen finden vielmehr auf jenen ebenen, mit kurzem Grate bewegten Slächen statt, deren es in England so viele gibt und oft in den Abendstunden verkündet Das trodere Geräusch des mit den Kolben in die Lüfte geschlagenen Balls dem Rei­­senden die Nähe eines Dorfes. Bald begegnet man wieder auf einer Wiese einer Gruppe freudig aufgeregter Jungen, welche von den Fesseln der Schule befreit , sich in der Vertheidigung ihrer Widers üchen, mit dem Muth und dem Eifer eines an der Bresche flehenden Soldaten. Das Criclet ist aber nicht, wie bei uns das Ballspiel , ein Monopol der Knaben und Schüler. Der Arbeiter schwingt am Sonnabend Nachmittag den Kolben und sicher ist dies für ihn eine gesündere und honet­­tere Duelle der Erholung als die Kneipe. Jedes Alter und alle Klassen der Gesellschaft liefern diesem Nationalspiele par excel­­lence ihre Champions. Im Sommer gibt es feinen Rasen in der Umgebung Londons, den nicht Die Zu­tritte der Crideters stampfen würden. Trotzdem aber gibt es Mittelpunkte, welche Die Elite der Liebhaber besonders anziehen. Die kampsesten in Lon­­don sind „‚Lord’s Cricket ground in Saint­ John’s Wood’, das Terrain, auf welchem sich die Ballschläger aus den Kreisen der einen Lorpfehaft tummeln, und ‚„‚Sennington Dval', wo sich der Surrey Klub vereinigt. Lord’s Cricket ground hat, so einfach er an aus­­siegt , nicht selten die Mitglieder der hohen Aristokratie, Bis­chöfe und Generäle versammelt , und er war der Schauplan von Kämpfen und Thaten , welche die Journale der Zeit ver­­herrlichten, und deren Andenken in dem Gewächtnisse der Stei­­ner fortlebt. Das Notizbuch und den Bleistift in der Hand haben hier die Liebhaber mit eben so viel Kenntnis und Fre­­izeit ge­wettet , als Die Betters der Pferde auf der Halde zu Byfom. Diese Wetten der Crideters haben sogar mitunter zu Ränten und zu einer sehr verwerflichen Striegslift Anlaß gege­­ben. So gelang es einem dieser Strategen einen der geschich­­terten Spieler dadurch von seinem Posten wegzubringen, indem er ihm ohne den mindesten Grund sagte, das seine Trau­fe eben gestorben sei. Ein batsman, der durch eine eben­so un-­­vorhergesehene Nachricht in feinen Zunftionen geslört wurde, begnügte sich damit auszurufen : , Das­st ein Unglück für, mich , und ich bedauere sie von ganzem Herzen ; aber in des‘ Himmels Namen, konnte sie nicht warten, bis die Partie been­­det is. In den schönen Sommertagen findet man auch oft fine Frauen auf Lord’s Bridet, die über­ die Zwischenfälle des Spieles nicht selten ein recht gefhites Untheil in der Hand haben, doch stehen sie in dem Verdachte, der Grazie und Ele­­ganz der Bewegung mehr Beachtung zu identen, als dem reellen Wissen der Spieler. “Nach Esauiın’s Mitthellungen in der „Revue des deux Mondes, *

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