Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1862 (Jahrgang 9, nr. 149-175)

1862-07-15 / nr. 161

(Die einzelne Nummer Zoftet 4 Er, ő. WB.) un s ET NOTT ·Abendbläik-Etess Meist-insect DieniiagIZHnii. Nun-II Vet, 1862, Sz. Waris, 12. Suli. Die Katfertn tft von Bourges nach St. Cloud zurückgekehrt, während der Kat­­fer seine Reise bis Vichy fortgefegt hat, wo er gestern Abend angelangt ft. In Vichy wird übrigens auch stark Politik ge­­trieben­erden, und zu diesem Anrede werden ss zahlreiche Diplomaten dort versammeln. Die auswärtigen Angelegen­­heiten dürften dabei in erster inte stehen, wenn auch manche sonderbare Sch­wärmer auf nochmalige liberale Ueberraschun­­gen hoffen. Ritter Emanuel hat sich beeilt, in einem eigenhändigen Briefe dem Rat’er für seine persö­nliche und diplomatische Intervention behufs der Anerkennung von Seite Ruslands seinen Dant auszusprechen ; der unerwartete Entschluß der Berliner Regierung aber ist kaum der französischen Vermittlung zuzuschreiben. Bei der bevorstehen­­den­­ Vermählung des Königs von Portugal mit der italienischen Prinzesin Pia wird auf speziellen Wunsch des Kaisers auch der Prinz Napoleon zugegen sein. Die Lague k­onnte sie’she Journalistis und das neue Blatt „La France” haben wirklich einen goldenen Boden ; 11/ MIN. Tres. sind gezeichnet, 1 Mill. realisirt, und man hat ausgerechnet, daß die noblen Aktionäre insgesammt eine Summe von 300 Mill. Fres. repräsentiren. y. Zurin, 10. Sult. Mit der päpstlichen Re­gierung wird die unsere eine Art Prozeß beginnen, welcher vielleicht nicht ohne Einfluß auf die römische Frage bleiben dürfte. Die Eisenbahn von Neapel nach Ceprano ist nämlich nahezu vollendet, der Zweig von Ceprano bis Rom aber ist von vollkommen fertig und würde bereits dem Betrieb übergeben sein, wenn die päpstliche Regierung es gestattete. Aber eine Eisenbahn von Rom aus nach einem Orte außerhalb der Grenze scheint im Batifan eine so höchst bedenkliche Sache, daß man das Recht der Eisen­­bahngesellschaft, welche die ganze Linie von Rom bis Neapel übernommen, vergißt. Und doc ist der Konzessionsvertrag amotschen der päpstlichen und der ehemaligen neapolitanischen Regierung abgeschlofsen worden, an deren Stelle fett die italienische getreten. Lestere kann natürlich nicht allein die sipulirte Zinsgarantie übernehmen, wenn die Linie nicht bis Rom fortgefest­et, und sie wird daher den Forderungen der Eisenbahngesellschaft, die in diesem Augenblick bei den römis­­chen Gerichten anhängig gemacht sind, diplomatischen Nade druch geben. 2 Mien, 14. Juli, Bezialih der ungarischen H­ypothefenbank wurde Ihnen bereits gemeldet, daß die Statuten derselben vom Finanzministerium bereit an die ungarische Hoffanzler zurückgelettet worden sind. Es ist dies erst über Urgirung von Seite des Herrn Bizefanzlers 9. Ká­­rolyt gesciehen und es sind die Aftenstüce damals sogleich dem Herrn Hoffanzler nach Gács nachgeschickt worden. Leider hat, wie wir fest erfahren, das Finanzministerium so viele Be­merkungen und Ausstellungen beigefügt, daß dadurch die Ange­­legenheit neuerdings verzögert wird, neue Besprechungen und Schreibereien nöthig werden dürften. Wir glauben zwar nicht, daß dem Vorgeben des Finanzministeriums eine prin­­zipielle Gegnerlast gegen das Projekt innewohne, aber es ist hoch zu bedauern, daß eine so wichtige Landesangele­­genheit wegen minder wichtiger Bedenken so sehr verschleppt wird. Die Hofkanzlei wendet der Angelegenheit fortgefegt die gleiche Aufmerksamkeit und Förderung zu. Dem Briefe eines in der derzeitigen Administration Serbiens horanestellten Mannes entnehme ich, daß man in Belgrad entfehloffen ist, nöthigenf als eher die Stadt den türkischen Bomben preiszugeben, als auf eine genü­gende Sa­­tisfaktion zu verzichten. Diese Nachricht charakterisich die ent­­schlossene, sie leicht eraltigte Stimmung in Belgrad und ganz Serbien. Man warfonnirt dort so: Das Wohl einer Stadt ist dem Wohle des ganzen Landes untergeordnet, K. K. Wien, 14. Stil. Wie uns aus Prag ge­schrieben wird, wurden sämmtliche dort verweilende Reich8­­räthe von Seite des czechischen Klubbs telegraphisch nach Wnien berufen. Dem Bernehmen nach handelt es sich um eine Berathung, wie die Partei sich der etwaigen Einbringung des Budgets für 1863 gegenüber verhalten solle. Es betet, man habe beschlossen, auf einen solchen Alt der Negie­­rung mit einer Verwahrung oder mit einem förmlichen Pro­­test zu an­­worten. = Der Wiener Korrespondent des „Hirn­“ macht heute folgenden Vorschlag zur Lösung : Der neue ungarische Reichstag wird einberufen und er­­öffnet ; vieleicht werden bald nachher auch die Landtage der übrigen, im Reichsrathe nicht vertretenen Länder eröffnet ; statt der Landtage der übrigen Länder aber ist gegen­wärtig der Reichsrath versammelt. Auf Grund der Fatserlichen und bezugs­weise der fünfglichen Proposition wird auf dem Land­­tage oder den Landtagen der zur ungarischen Krone gehören­­den Länder über das Verhältnis dieser Länder zum Ge­sammtstaat berathen, und inwiefern sich dies auf eine Abän­­derung der Teherverfassung bezöge, würde es auch vom Reichs­­rath berathen. Während dieser Verathungen und Verhand­­lungen würden die Landtage der zur ungarischen Krone ge­hörenden Länder als ein Theil des Reichsrathes betrachtet werden, da ja ohnehin aus der Mitte derselben die Abgeord­­neten für den Reichsrath gewählt werden müßten. Inwiefern aber der ungarische Reichstag mit dem Reichsrath, als mit einer gleich­­berechtigten Körperschaft unmittelbar in Berührung käme, wäre diese nur eine auf diesen Fall bezügliche und ausnahmsmeise Berührung, und sobald dann die Webereinsti­mmung bezüglich des Ausgleiches über die angeblichen gemeinschaftlichen Sin­­tereffen zu Stande küme, würden bei Reicherath für die durch ihn vertretenen Länder, der ungarische Reichstag für Ungarn und die übrigen Landtage für ihre Länder den betreffenden Sefegentwurf zur allerhöchsten Sanktion unterbreiten. Auf diese Weise wäre es möglich, sowohl die Federverfassung, ohne daß ihren gegenwärtig bestehbenden Vorschriften zuwider die konstitutionellen Prinzipien verlegt würden, abzuändern, als auf die auf der Basis der Rechtskontinuität zu bemwirkende Wiederherstellung und inw­eferne es für nöthig erachtet würde, die mit den I Interessen der Gesammtmonarchie und respektive der übrigen Länder in Uebereinstimmung zu bringende Modifika­­tion der ungarischen­­Verfassung so viel möglich ohne Bei­­legung irgend­einer Partei durchzuführen. Die Diskussion des Wiener Herrenhauses aus Anlaß des Budgets der drei Hofkanzleien Liegt uns zur Stunde nur sehr unvollständig vor, weshalb wir den Bericht über dieselbe dem Morgenblatte vorbehalten müssen. Politische M Rundschau, 15. Juli. Die nun von Seite Rußlands und Preußens erfolgte Anerkennung des Königreichs­ Italien gibt der „Opin­ nation." zu folgenden Betrachtungen Anlaß, das französische Blatt sagt : Bis jest ist das Königreich Italien anerkannt worden von vier Großmächten, von Schweden, Dänemark, Holland, von der Schweiz, Belgien, Portugal, Griechenland, von der Türkei, von sammtlichen amerikanischen Staaten, von Tunis und Marokko. Ohne Zweifel wird das Kabinet von Turin bald auch dur­chie kleineren deutschen Staaten, die unter preußischem Einflusse leben, anerkannt sein, und dann bleiben " nur Oesterreich, Bozern, Württemberg Und das über katholisge Spanien zurück. Genug, von den 275 Millionen der europäi­schen Besäl­erung, wovon 125 MI. Katholiken sind, haben mehr als 200 Millionen, m worunter 75 Mil. Katholiken das Königreich Italien anerkannt, mit der V­oraussicht,­ daß es unsermeidlich Rom zur Hauptstadt haben werde. Was Spanien betrifft, so bemerkt der Turis ner Korrespondent der „Patrie” : Mod­ht Spanien zurück. Aber seit mehreren Mo­­naten Laßt Marshall DD­önner deutlich merken, daß er nur auf die Gelegenheit wartet, um Italien anzuverkennen , da übrigens der diplomatische Bruch vom Z Turiner Hofe ge­­hab, in Folge der Uneinigkeit über die neapolitanischen Arm­m­e, so müffe jegt Italien den ersten Schritt thun. Bei diesem Berhältuns zwischen beiden Ländern wird es nicht­­ mer sein, ein vollkommenes Einverständniß herzustellen, sobald alle Großmächte das Königreich anerkannt haben. Wenn wir gestern schon auf die Möglichkeit hinge­­wrefen haben, daß Frankreich in der russisch-preußischen Anerkennung ‚ eine Unterstützung finden werde für seine bieherige Politik gegenüber von Ro­m, so bestätigt uns heute die „Patrie“ selbst Darin, indem sie ihren S­eader mit den Worten shlieft: Eine Folge der neuen Anerkennung muß sich in Star­k­en selbst zeigen. Die öffentliche Meinung verlangt, daß die S Halbinsel einsehe, wie der Triumph Pflichten auflegt. Die z Zustimmung Rußlands zu den Begebenheiten, die seit 1859 bis 1862 stattgefunden haben, verbindet Italien noch mehr als jemals, seine Gefhhde den allgemeinen Grundfüßen re­­gelmäßiger Staaten zu unterwerfen. Indem Italien in die große europäische Völkerfamilie eintritt, muß es ihre­ Gefege annehmen, sie heißen : Ordnung und Einheit. Das heißt wohl mit­ anderen Worten, das für den Moment gegen Rom Nichts unternommen werden darf. — „Temps“ geht weiter und tadelt überhaupt die rus­­sisch-französische entente cordiale., Rusland, meint es, werde weder in Rom, noch in Schleswig-Holstein dem von Frankreich anerkannten Prinzipe. des allgemeinen Stimmrechtes Geltung verschaffen, wenn daher die , Ha­lle" behaupte, Frankreich und Rußland hätten sich bezüg­­lich beider Fragen geeinigt, so habe gewiß Ersteres Sep­­terem Konzessionen gemacht. Im Gegensabe zu dieser Allianz belobt es die französiich-englische, von der es hervorhebt : Die englische Allianz, welche durch dieses neuerliche Einverständnis mit Rußland nothwendiger Weise gelodert wird, hat den Vorzug, daß sie Niemanden bedroht und aller Welt Vortheil bringt. ‚Sie stellt offenbar die größte Summe von Macht vor, welche je vereint war, aber sie enthält keine Drohung, weil auch­ die allerengste Verbindung niemals Branfre­d und England verhindern wird, eines das andere zu überwachen, ihm das Gegengewicht zu halten, ihm entge­­gen zu treten, und weil keines von beiden Ländern je daran denken Fann, die Allianz im Interesse seines eigenen Eprges­­ses auszubeuten, indem sie jeden persönlichen und eigenmäßi­­gen Zivwed ausfließt, dient diese Allianz nothgedrungen nur dem Frieden, der Freiheit und der Zivilisation. Das gibt ihr in unseren Augen ihren Werth’ und läßt uns Allem mit­­trauen, was­ sie abzu ihm wäschen vermag. In Wien wird no "immer als bestimmt, ver­­sichert, die Anerkennung des Königreichs Italien Durch Rußland sei, Groß aller gegentheiligen Erklärungen Rat­­taszvó, erst erfolgt, nachdem Viktor Emanuel sich ver­­pflichtet, den status quo auf der Halbinsel zu respektiven: „Of und Wert" geht aus Belgrad vom 7. d. M. folgende Korrespondenz über das Verhalten des österreichischen­­ Generalkonsulatsverwesers wäh­­rend des Bombardements zu, welche das Blatt zu dem Innere mittheilt, damit die kaiserliche Negierung erfahre, wie die Haltung ihres Vertreters in Serbien aufgefaßt werde, und­ die erzählten Thatsachen dementiren Tonne:

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