Pester Lloyd - Abendblatt, August 1862 (Jahrgang 9, nr. 176-199)

1862-08-01 / nr. 176

4 Er. 5. Hb.) Dell, 1862. Freitag, 1. Augus. Sir, 176. (Die einzelne Nummer hostet bei Gelegenheit der ersten Berathung einen Protest ad referendum zu Protofolf gegeben haben, St. Parid, 29. Juli, Die Vorgänge und die Stim­­mung in Italien einerseits und die Freundschaft mit Rußland andererseits, das mit einem Male für das neue Königreich ganz begeistert that, werden in die römische Brage bald wieder einiges Leben bringen. Die wuffische Alb­anymant unzweifelhaft Fortschritte und man erwartet in Bälde einen wichtigen offiziellen Akt, der sie der Welt als vollendete Thatsache präsentiren wird.­­— Sin den offiziellen Kreisen glaubt man hier in allem Ernste an einen Invasions­­sphud Sartballet’s. Der General soll bereits mehrere Schiffe zu seiner Verfügung haben. Auch an Beld sol es ihm nicht fehlen, obwohl man nicht weiß, welches seine Hilfsquellen sind. Der Kaiser ist in hohem Grade aufge­­bracht Über den Nebner von Palermo und Marsala, mas allerdings erklärlich genug ist — Der französische General onful son Palermo hat einen langen Bericht hier eingesandt. y. Turin, 27. Zul. In Rom ist man in der Um­­gebung des Pas­sies wegen Garibaldi in Angst. Se, Hellig­­fett geht nit nach Gaftel Gandolfo, um nicht den gefürchte­­ten Freischaren in die Hände zu fallen. Am wenhaften läßt sich Franz II. anfechten. Obgleich General Durando noch vor Kurzem die Entfernung des Erfőligs gefordert und ob­­gleich die französische Regierung auf diese Forderung hin versprochen,­ das sie nochmals thun werde, was in ihren Kräften siehe, so macht der päpstliche Gast dennoch nicht im mindesten Miene, sich anderswohin zu menden. Vielmehr richtet er sich erst recht häuslich ein und beaufsichtigt in eigener Person die Instaltrung der Archive seines König­­reiche im Palast Barnese. Aber noch mehr ; im linken Flügel des Palastes hat er sammtliche Ministerien in bester Form etablirt, und man karnt in großen Buchstaben auf den Thi­­sen die Anschläge sehen . Ministerium des Innern,, der Po­­rtzet a. fe­w. — Frankreich und Rußland, und, wie einige verfidern, auch Preußen, sollen in der That die Absicht ha­ben, der Kurie gemeinsam in aller Splennität Nachgiebigkeit anzurathen. Auf einen Erfolg eeines Schrittes kann man freilich nicht rechnen. — Die Hihe Tít fest hier so uner­­träglich , Daß es täglich schwierigern wird, Senat und Kam­­mer in der gefehhlichen­ Zahl zusammen zu bringen, So wird der Schluß der Seffion sich nicht über den 15. August hin­­aus nersteben Waffen, was zur Folge hat, Daß mehrere wich­­­­tige Gefeh­vorlagen nicht erledigt erben künnen, R Wien, 31, Jut. Die Radprichten aus Konstanti­­nopel über die bezüglich der serbischen Angelegenheiten statt­­findenden Konferenzen lauten nicht­ weniger als günstig. Das russische Kabinet ist dadurch bag sein Antrag, auch die montenegrinische Frage bei der Ruferenz zu verhandeln, ab­­gelehnt wurde, sehr erbittert und DH der vuffisce Gesandte Die Angabe, daß Herr v. Profesh der Pforte den Antrag gemacht habe, dem zu befürchtenden Ausbruge­s in Bosnien mittelst einer Ofsupation dur österreichische Truppen vorzubeugen, wird von den hiesigen offiziösen Or­­ganen als Erfindung bezeichnet. Es ist indessen sicher, daß Herr v. Hühner nach Konstantinopel gesendet worden war, um ss mit der Pforte über diejenigen Maßregeln zu ver» fändigen, welche für den Fall, als der Aufstand in der Her­­zegowina auch Die angrenzenden Provinzen ergreifen mlürbe, in Anwendung zu bringen wären. Ebenso weiß man, dag diese Mission einen guten Erfolg gehabt, d. hh. zu einer Ver­­ständigung geführt hat, s. Das Wiener Abgeordnetenhaus sol heute schon seine Schlußfisung halten. Ein Berichterstatter des „DM, CC," will wissen, daß die solnischen und czechischen Abgeordneten „die ernste Absicht hegen, nach der Befragung in den Neidhsrath für heuer nicht mehr zurückzufehren.’ — An der Beschlußfähigkeit des Hauses , fügt die „Pfeffe” be­­ruhigend hinzu, würde hiedurch nichts geändert, da befannt­­(ich die Anmwesenheit von hundert Abgeordneten genügt, und die lette Wahl des Ftnanzausschusses, trug Der zahlreichen Beurlaubungen, Die Anwesenheit von 126 Mitgliedern , die sich an der Budgetdebatte betheiligen, Konstatirt hat, Die Antwort der beiden Abgeordneten Brt­nzy und Rehbauer auf die Einladung zum deutschen Borpar­­lamente beantragte bekamntlich anstatt der großen öffent­­lichen Versammlung,, eine aus hies 50 Mitgliedern bestehende und geheim berathende, hierauf bezüglich bemerkt­e di­e festas „Reform“: ; Es ist ein Heinmüthiges Geständniß, daß man sich fürchte, Das gute natürliche und Historische Recht Oesterreichs in einer „Versammlung von Hunderten” gel­tend machen zu können. Das ist doc eine überaus merkwür­­dige, ja fast unglaubliche Aeußerung von Seite zweier Män­­ner, die ja doch von Daheim ebenfalls für eine Versamm­­lung von Hunderten gewählt sind ! Wenn sie nun behaupten, eine so große Versammlung sei für einen „rußigen, Leiden­­[haftslosen und gründlichen Meinungsaustausch“ nicht geeignet, so kann man wahrlich nicht begreifen, wie diese nämlichen zwei Herren eg wünschen und hoffen können, daß das öster­­reichische Parlament durch den Eintritt der Ungarn, Sroaten Je. ebenfalls zu einer Versammlung von­ Hunderten werde ; jn konsequenter Weise müßten die beiden Herren behaupten, daß überhaupt alle Parlamente nichts taugen. . . . Sie machen den höchst furchtsamen Borschlag. Die deutsche Frage vorerst in einer gebet­men vertraulichen Versammlung von fünfzig auserlesenen Köpfen zu berathen. Das it ein ganz unglücklicher Borfchlag. Wer sol diese fünfzig aus­­fucren, die natürlich, wenn sie den Herren Brinz und Rege­bauer entsprechen sollen, ganz ruhige, Leidenschaftslose gründ­­liche Doftrinäre sein müssen ? Und wenn foldje fünfzig fifd- ]

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