Pester Lloyd - Abendblatt, November 1862 (Jahrgang 9, nr. 252-275)

1862-11-21 / nr. 268

. Freitag, 21. November. Hr, 268. He, 1862, (Die einzelne Nummer Fortet 3 Er. ő. X.) ’ Abendblatt­es Pester Lloyd. St. Paris, 18. November. Man hört fortwährend allerlei erzählen von entdedten und unentdedten Kom­­plotten; die meilen dieser Gerüchte tragen den Srem­­del der Erfindung deutlich genug , indes­st es eine That­­sache, daß mehrere­­ Verhaftungen vorgenommen wurden — man sagt 44, Auch die Studenten fangen wieder an sich zu rühren. Gestern eröffnete Profesor Roger, ein Leibarzt der Kaiserin, — der gegen den bisherigen Gebrauch von Staats wegen zum Dekan der medizinischen Fakultät er­­nannt und nicht von den Professoren gewählt worden — die Berlefungen der Ecole de Médecine; er konnte aber seine Rede nicht zu Ende bringen, weil die Zuhörer einen gewal­­tigen Lärm erhoben und sich verschiedene Exzesse erlaubten. Ein Höllenlärm brach Ins, als in Folge des Drängens und Tobens die Büste des Kaisers zu schwanfen anfing und von Roger vor einem ominösen Sturz bewahrt werden mußte. Es fanden einzelne Verhaftungen und fihlleptish die Räu­mung des Saales statt. Heute sollen in der Rec­eschule ähnliche Szenen vorgefallen sein. — Herr Nigra hat allen Mitbewerbern in Ermpiègne den Rang abgelaufen, indem er der Kaiserin zu Ihrem Namensfeste das ungweifel­­hafe schönste Bouquet überreichte. » In Mom ist die Stimmung-fett demankreich sich für eine unbestimmte Verlängerung des Status quo entschie­­den-eine sehr gespannte.Der neue französische Gesandte hat bereits die Instandlegung seiner Appartements befohlen ; zur glei aber sandte er die Weisung , im Gesandtschaftshotel Gemächer für eine hohe Persönlichkeit vorzubereiten. Wer dieser Besucher sein soll, weiß man noch nicht­s im Publikum vermuthet man in ihm den Kriegsminister, Marshell Nan­­ton. Ein extravaganteres Gerücht aber will willen, die Kaiserin selbst wolle eine Pilgerfahrt nach Nom unter­­nehmen. Im gestrigen Ministerrathe hat man sich mit dem Redaktionswechsel von „La Presfe“ beschäftigt. Man will von Girarpin nichts willen, eben so wenig wie von irgend einer anderen Persönlichkeit, die mit dem Yalalk Royal in Beziehungen steht. = Aus Siebenbürgen geht dem „Orfag“ aus glaubwürdiger Quelle die Mittheilung zu, daß auch in dem Klausenburger, Ober- und Unter. Alben der Komitate die Ein­­berufung der Kommissionen bevorsteht. Die Obergespane ha­­ben eine Berordnung erhalten, welcher zufolge sie die Komi­­tatsbeamten noch vor der Kongregation befragen müssen, ob sie im Interesse der Regierung sommen wollen oder nicht, v und die verneinend antwortenden Beamten sollen durch an­dere erfegt werden. In Folge heffen wollen einige Beamte abdanfen , andere sind dagegen der Ansicht, sich in die Bera­­tbung der Regierungsverordnungen einzulassen, und zu Ende der Gíbungen den Weg der Repräsentation einzuschlagen. Die Majorität sehetnt sich für die legtere Ansicht zu entschei­­den. — Aus Kecssemét wird demselben Blatt gefährte­­en, daß dort der Obergespans-Stellvertreter des Pester Ko­­m­tates am 18,5. mit vielen Mitgliedern der befisenden und intelligenten Klasse eine Ko­nferenz gehalten habe, damit er af Grund ihrer M­ünsde den städtischen Magistrat als den Magistrat einer Fön, Treistadt vollkommen new, organisire und amtliche Stellen mit den möglichst fühigen Individuen beseße. Politische Standschau, 21. November. Wie­­ aus Paris berichtet wird, ist die Eröffnung­ des Boule­­vard Brince-Eugene aus dem Grunde auf ven z. b. verschoben worden, weil man dem Herzog von Leuchtenberg, Enkel des Prinzen Eugen,­­ Zeit Yaffen will, aus Gt. Wetersburg dahin zur Feier zu kom­­men. Napoleon beabsichtige nämlich, ihn als den von ihm parronirten Kandidaten für den griechischen Zichron vor­­zustellen. — Nach einer Pariser Korrespondenz des „Bild." spricht man in dortigen politischen N Kreisen, von, einem Briefe der Prinzgeffin Charlotte, Ur­mahlin des Erzherzogs Zerbinand Mar, an ihren Vater, den König Leopold, in welchem sie ihren Schmerz darüber­­ausbrüden sol, das der Name ihres Bruders, „des Gr­af­fen von Flandern, unter den Banbivaten auf den griechischen Königsthron genannt wurde. “ „Städtischerweise,” fügt die Prinzessin bei, „wissen wir, was wir von biesen erfundenen Gerüchten zu Halten haben. Was meinen Gemahl betrifft, so­ brauche ich Ihnen von nicht zu sagen, mag man nicht an ihn denkt, und wenn man je an ihn denfen würde ( doch nein, der Gedanke If zu peinlich), als daß ich auch nur einen Augenblick bei demsel­­ben verweilen möchte.“ Derselbe Korrespondent berichtet weiter : Der General Bourbakfi hat von zahlreichen Frie­­chen die Einladung erhalten, sich an die Spike der Bewe­­gung zu fielen und bis zu dem Augenblick, wo die Natio­­nalversammlung und die Großmächte eine­ Entscheidung ge­­troffen haben würden, die Leitung Griechenlands als General und als Präfident zu Übernehmen. „Meiner Treu, tch nehme an,” schrieb der General im Schergn dieser Tage einem seiner Freunde: „Ich bin so gut wie ein Anderer und wenn es einen Krieg gegen die Türken gibt, so bin ich Dabei, denn ich habe noch eine alte Abrechnung mit ihnen.” Der­ Rater des Generals, einer der Bertheidiger Misfolnight’s, wurde nämlich von den Türken nach der Einnahme dieses Planes getödtet. Der General, dessen Kandidatur noch keineswegs ernsthaft zu nehmen ft, erfreut sich in der französischen Ar­­mee einer solchen Popularität, daß sein Name in mehreren Soldatenliedern vo k­ommt. Aus Athen vom 4. November berichtet ein Kor­­respondent der „U A. 3." : Der königid batrische Besandte, Graf v. Hompeld, kündigte durch den Minister des Aeußern der pro­­visorischen Regierung an, daß er von Sr. Majestät dem Kö­nig Otto Bolmasor erhalten habe, das bewegliche Eigen­­thum des Königs und der Königin zu verlangen und in Empfang zu nehmen. Nach dreimaligen Berat­ungen ent­­schloß ich die Regierung , die Kleidungen und Möbel der Majestäten und ihres Gefolges herauszugeben, verweigerte aber hartnädig die Herausgabe der Schriften, und Altert­ü­­mer betseiben. Die Zeit der Nedergabe wurde auf den 28. Oktober um 3 Uhr Nachmittags feigefegt. Zu dieser Stunde verfügten sich die Gesandten Englands, Branfreichs und Ruß­­lands, dann die Sekretäre der österreichhsschen Gesandtschaft und der österreichhische Konsul und der bairissche Gesandte als Bevollmächtigter des Königs in den königlichen Palast. Von Seiten der prosisorischen Regierung waren drei Stellvertre­­ter vorhanden. Nachdem der Gesandte Baterns seine Voll­­machten den Stellvertretern mitgetheilt hatte „­ begaben sich sämmtliche Anwesende in die Privatzimmer, des Königs, um die Uebergabe sofort zu beginnen, aber der Grsandte Balerns bemerkte, daß die Uedergabe mit dem Privatsekretariat des­­ Königs beginnen müse,. Da Inder die Regierungsabgeordne­­­­ten den Auftrag hatten, nichts von der Korrespondenz des

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