Pester Lloyd, Januar 1863 (Jahrgang 10, nr. 1-25)
1863-01-13 / nr. 9
. Die siebenbürgische Eisenbahn. 2 Wien, 11. Jänner. Eine verbrennenpften Fragen it für Ungarn im gegenwärtigen Augenblicke die Frage der Zinsengarantie für ve Grofwardein Klausenburger Eisenbahnlinie. Ich habe mich speziell über diese Srage bei einer hervorragenden Persönlichkeit des Finanzministeriums danach erfundiat, welche Stellung zu derselben das Finanzministerium einnehme. Denn da die Frage eine Finanzfrage it, so wird In diesem Punkte, der" Finanzminister "seine Anträge stellen. Ich, kann, Ihnen melden, dab das Finanzministerium Die prinzipieller Frage, ob überhaupt die Zinsengarantie des Staates für jene Linie zu bemwilligen sei, bejahen.D entscheiden und beziehungsmeise seinen Antrag in dieser Richtung stellen werde. Bon Wiener Blättern wurde der Zweifel ausgesprochen, ob die Regierung bei dem bestehenden Verhältnisse, zwischen den beiden Reichshälften und bei der Nichtanerkennung der Federverfallung von Seite Ungarns und Siebenbürgens sich "veranlagt jeden merve, eine Beihilfe aus Reichsmitteln für das Unternehmen zu bewilligen. Einen anderen Standpunkt habe ich bei meinem Gewährsmann wahrgenommen.Dieser wies darauf hin,daß auch die Westbahn,die Theißbahn,die böhmische Westbahn u.s.w.mit Mitteln»gebaut worden sind,für welchem Staat die Zinsengarantie geleistet habe, daß zur Bezahlung der garantirten Summen, ebenfalls der ganze Staatsonfurríre, ohne bag, zmíischen Ungarn und ven übrigen Ländern ein Unterschied gemacht, werde, daß ‚also Ungarn auch zur Subventionirung der nicht - ungarischen Verkehrsunternehmungen beisteuere.. Es sei daher nicht mehr als billig , da der Staat und beziehungsnwerte Die weltliche Reichshälfte auch die Subventionirung der ungarischen Verehrsunternehmung mitheifte. Denn teilweise zahlt sich ja Ungarn mittelst der Steuerleistung ‚selbst die garantirten Summen. Dahei die entschieden ‚ver Garantirung zugeneigte Position des Finanzministeriums. Weniger entschieden hat sich Der erwähnte einflußreiche Beamte des Finanzminsteriums über die Art, wie die Zinsengarantie, und die Sartoren, Durch welche dieselbe zu bewilligen wäre, ausgesprochen. Ich glaube entnommen zu haben, mag das Finanzministerium wenig geneigt sei, ohne Mitwirkung "des Reichsrathes vor" und, daß man sich gerne auf das Votum des eichsrathes fügen möchte. Denn nicht, als ob die Regierung besorgen würde, daß der Reichsrath nicht zustimmen würde, sondern deshalb, "weil die Uebernahme einer Zinsengarantie, die Belastung des Burgers in sich fehlöffe und die Regierung gerade im solchen Fragen vorsichtig zu Werte gehen muß. “Denn der Reichsrath hat bereits die konstitutionellen Befugnisse in Finanzfragen ausgeübt, so daß sie Repenten trägt, ohne sein Votum irgend eine von Staatsschag belastende Entscheidung zu treffen. Ich vermuthe, daß man geneigt sein wird, Die Frage, sowie die des Budgets, , dem Reichsrathe, auch wenn er nicht Der gesammte gemorden ‚sein wird, vorzulegen, wann Ob der Punkt, daß die Linie Großwardein-Klausenburg allein , mit. Ausschluß " der Linie Arad-Hermannstadt, Fongeffronirt werden soll, einen Einfluß auf die Entscheidung über, das Konzessionsgesuch üben werde, kann ich nicht sagen, da meine Besprechung mit meinem Gemwährdmanne zu einer Zeit gepflogen wurde, in welcher diesfalls Reventen noch von seiner Seite erhoben worden waren. Uebrigeng beschränkt sich meine Information einzig und allein auf vier Ansschauungen des Finanzministeriums und auf den rein finanziellen Theil. Es ist selbstverständlich , daß diese Anschauungen ‚sich modifiziren können, dass die Beschlußfassung "bey Ministerrath8 ‚auch in anderer Weise ausfallen künne. Ich habe nur gewacht, Dag eine Mittheilung über die vor""Täufigen Dispositionen des Finanzministeriums bei der Wichtigkeit der Frage von Interesse sein m werde. *) P. Wien, 11. Jänner. Die ungarisch-siebenbürgische Eisenbahndeputation hat hier sämmtlichen Ministern ihre Aufwartung gemacht, (mit Ausnahme des Herrn v. Plener, „der abwesend ist), und bei allen freundliche Aufnahme und ‚tröstliche Erwiederungen gefunden. Der Herr Kriegsminister sprach sich in warmen Worten für das Projekt aus. Der Herr Staatsminister war liebenswirbig und zuso kommend und erklärte auf das Verbindlichste seine Sympathien für die Bitte der Deputation, wenn er auch als Verfassungsminister par excellence aus seinen Reventen sein Hehl machen konnte. Die Deputation war von seinem Entgegenkommen recht angenehm berührt. Mittlerweile hat das vereinigte Komite den Au $shuf fonstituirt , welcher hier die Angelegenheiten der Bahn vertreten und wahrnehmen soll. Lin venfelben wurden gewählt : Graf Franz Zichy als Präsident, Baron Sennyei, Graf Edmund Zichy, Fürst Paul Esterházy junior, Herr 9. Urmenyi, die Grafen Toldalagi und Dominik Bethlen, Herr Roth, Hofrath Der siebenbürgischen Hofkanzlei, und Herr Manger. Der Ausschuß oder wie der offizielle Titel heit, „das Subsomite‘ , hielt jüngsten Donnerstag seine erste Sigung und in verselben gab Graf, Franz Zichy eine Erlärung ab, welcher sich unter dem lebhaftesten Beifall sofort das gefammte Komite, einmütbhig anschloß. Der Inhalt dieser Erklärung "vom Herrn Ausschußpräsidenten war im Wesentlichen folgender : Das Haus Bischofheim u. Hirtch habe sich erboten, mit ihm in Verbindung zu treten und gemeinsam mit ihm die erforderlichen Fonds in der Voraussegung einer zu erzielenden entsprechenden Staatsgarantie herbeizuschaffen. Es sei in der Natur der Sache gelegen, was ein Bankierhaus bei einem derartigen Anerbieten von der Absicht geleitet werde, ein Inflatives Geschäft zu unternehmen, und eben so natürlich, bag ver Theilnehmer und beziehungsweise Mitkonzessionar an einem solchen Geschäft auch: an dem Gewinn Theil habe, Ansich sei gegen eine solche geminnbringende Betheiligung gewiß nichts zu erinnern. Der Lohn, wen jemand für seine Bemühungen auf dem Felde der Industrie finde, werde heutzutage, wo die entscheidende Bedeutung der legteren in so hohem Grade gewürdiget werde, als eben so ehrenlos angesehen , wie irgendein anderer. Prinzipiell würde also Redner seinen Anstand nehmen, sich in der beantragten Weise an diesem Unternehmen zu betheiligen, wohl aber verböten ihm dies im vorliegenden Falle Rücsichten anderer Art. Es handle es um ein Unternehmen, von dessen Ausführung die Zukunft, die national-ökonomische Emiitenz ‚zweier ton verabhängen. Es sei daher patriotische Pflicht eines Seven, in einer Weise vorzugehen, melde Das Zustandekommen des Unternehmende um feiner selbst willen vor allem ins Auge faßt. Eine wesentliche Beringung für das Gelingen des Unternehmens sei die Gewährung einer Staatsgarantie. Wer für eine felderwirfen wolle, müsse vor Allem gegen von Berdadt vollkommen sichergestellt sein, eigene pefuniäre Interessen zu verfolgen und dies nicht allein der Staatsverwaltung gegenüber, mit welcher bei viefem Anlasse veritate Fragen politischer und legislativer Natur zur Sprache kommen können, sondern auch gegenüber dem Lande , wessen Vertrauen für ein erfolgreiches Wirken unerläßlich sei. Nedner sei aus diesen Gründen entschlossen, jede Betheiligung an dem Gewinne abzulehnen, und so eine vollkommene Freiheit der Aktion zu bewahren, die er als Vorbedingung eines erfolgreichen Wirkens für unerläßlich erachte. Je gesagt, fand diese Erklärung den lebhaftesten Beifall von, Seite der übrigen Komitemitglieder ; dieselbe wurde zu Protofol genommen, und der gesammte Ausschuß erklärte seinen Beitritt zu Derselben. | *) Die in Angelegenheit der Großmwardein - laufenburger Eisenbahn anmetende ungarische Deputation, — Ieien wir im „Wdr.’.. — begab sich , nachdem " sie dem ungarischen Sofranzler Srafen Sorgád ihren Dank für dessen patriotische Vermittlung und Mitwirkung im Namen der Schweszerländer ausgesprochen, auch die siebenbürgische Hofkanzlei. An Se. Erzellenz den Grafen N ár 948069 wurde die Bitte gerichtet, seine Theilnahme der Unternehmung angedeihen hafsen zu wollen. Der siebenbürgische Hofkanzler hob índessen die Schwierigkeiten hervor, auf welche die Bitte der Deputation stoßen müsse ; es twäre eben gut, bemerkte Se. Erzellenz, wenn der volständige Reichsrath beisammen oder wenn mwentaftens Thon Siebenbürgen im Retherathe vertreten wäre. Bercheldent- List, wide hierauf von Seiten der Deputation erwidert , man habe eben die Hoffnung, daß die Gnade Sr, Majestät Mittel und Mege finden werde, um Über diese Schwierigkeiten hinwegzukommen. Nackblicfe auf das Jahr 1862. II. R—r Belt, 13. Sűnner. In Deutscheland wurde Das" Jahr" bezeichnet Durch verschiedene Bersuche,, das Gleichgewicht zu verändern , welches die Bundesarte "und die Ereignisse seit 1815 hergestellt haben. Auf das preußische Unternehmen, für den Zolverein einen freikändlerischen Handelsvertrag mit Frankreich abzuschließen, antwortete Oesterreich mit dem Antrage des Eintrittes aller seiner Länder in den deutschen Zollverein. Preußen erklärte sich entschieden dagegen, und die Mittelstaaten nahmen Partei, theils für die eine, theils Für die andere Großmacht. Von beiden Seiten war es offenbar, daß politische Gründe den Ausschlag gaben; man hielt den Anflug Oesterreichs für seine Industrie so nachtheilig, daß sein Antrag anfangs nur Ungläubige fand und dagegen hätte. Preußen, wenn es ihm wirklich um dag öfonomische Gedeihen des Zollvereines zu thun war, don Eintritt des Kaiserstaates nur mit Befriedigung aufnehmen können. In Kurheisen kam es zu einem neuen Konflikt zwischen dem Herrscher und dem Wolfe, und Preußen beeilte sich, als Schüßer, der Wolfsrechte drohen aufzutreten. ‚Aber nicht ihm, sondern Oesterreich gelang es, don Kurfürsten zu vermögen, daß er wieder der Stimme des Rechtes und der Berznunft Gehör gab. Die Bemühungen Berlins, bei vieler Geegenheit sich ven unwohlfeilen Ruf des Liberalismus zu erwerben, hatten keine andere Wirkung, als das Gelächter aller Parteien über eine Regierung, welche in Kassel Dag verdammte, was sie denselben Augenbht in Berlin bat. Am unglückkcsten war der jüngste Einfall Preußens, gegen die sogenannten ‚Würzburger Vorschläge” aufzutreten, nach welchen Delegirte der deutschen Landesvertretungen dem Bundestag zur Seite stehen, ein Bundesgericht geschaffen und Kommissionen zur Ausarbeitung einer gemeinsamen deutschen Gesettgebung gebildet werden sollten. Der von Preußen angegebene Grund, wak diese Konzessionen für das Bedürfnis der deutschen Nation zu gering wären, kann es nicht von dem BVerbachte reinigen, auch die geringsten Konzessionen zu heuen, und wenn jene Vorschläge an Preußens Widerstand scheitern, so hat es sich eben vapur des einzigen Beinweifes für ihre Unzulänglichkeit beraubt. Im Innern wurde aber der Widerspruch zwischen dem König und der Nation offenbar, welchen man seit Jahren mit mehr Eifer als Gefehrt zu verleugnen gesucht hatte. Freilich brauchte er feiner scharfen Augen, um in der Beibehaltung von Ministern wie Simons und v. Room, und des ganzen Treffes von Manteuffel’schen Kreaturen in der Verwaltung schon gleich anfangs den Widermillen gegen das konstitutionelle Regiment zu sehen. Wenn Schleinik , der Minister der neuen Wera, bei einer gemissen Gelegenheit sagte : „Gerade, weil die gesammte Presse diese Maßregel verlangt, sol sie nicht geschehen”,, wenn Wilhelm I. in der Königsberger Rede die Kammer zu Seinem Nathe, ihre Deputirten bei der Krönung aber unter seine Räthe und Hofleute herabseßte, so konnte man willen, was noch weiter von einer Negierung zu erwarten, der seine auswärtige Berzwidelung Zurückhaltung oder Besorgniß einflößte. Was seitdem geschehen i it nicht das Zeichen einer Systemsänderung; die Reaktion hat nur ihre wahre Sprache angenommen, und ihre rechten Werkzeuge an die rechte Stelle gelebt. Noch besteht die Verfassung formell, und das Ministerium überläßt es seiner Avantgarde, der „Kreuzzeitung” und dem Wolfsverein, von der Nothwendigkeit eines Staatsstreiches zu reden. Aber diese Verfassung wird praktisch täglich verlegt, durch Sonhismen wird ihre Berentung immer mehr abgeschwächt, so das ihr endliches Bestehen oder Fallen kaum einen merslen Unterschied in dem öffentlichen Lerben Preußens nach sich ziehen kann. Die Berfassung muß, ‚wenn sie bleiben sol, zum weichen Ruhefiffen ministerieller Willkür, die Kammer zur camera obscura merken, in der nur so viel Licht ist, als man durch Die Feine Spalte an der Wand hineinlaffen will. In viesem Augenblickk sind alle Liberalen Preußens, darüber einig, von der bevorstehenden parlamentarischen Session nichts zu hoffen, man ist nur noch darüber im BZreifel, ob der Konstitutionalismus zum langsamen Hinsiechen oder zum schnellen Tore durch einen Staatsstreich verurtheilt wird. Unter vielen Verhältnissen ist denn auch den Drohungen Preußens mit Austritt und Krieg gegen den deutschen Bund sein vernünftiger Sinn beizulegen. Wenn Preußen heute den Bund verläßt, so folgt ihm Niemand als die kleinen Enklaven, welchen dann der Zusammenhang mit Deutschland materiell unmöglich wird ; wenn Preußen gar gegen Deutschland Krieg beginnen will,so wird es seinen Alliirten haben als vier Staaten Stolberg-Wernigerode und Neumied,, welche, es unlängst, vielleicht, vorsorglich , in seinem eigenen Gebiete geschaffen hat. Zu hoffen, daß etwa das Wolf sich irgendiwo erheben merve, um, preußische Annexionen zu befördern und ihr engeres Vaterland, mit einer Bismarck’schen Verwaltung zu beglücen, hat halten, wir selbst, das Sonferministerium in Berlin für zu Flug. Während ‚Preußen seit vierzehn Jahren nur gegen die freiheitliche Strebung von 1848 zu bekämpfen ‘vermeinte, hat er. auch Die zweite Spee dieses Jahres, das preußische Kaiserthum, todtgeschlagen.. Hätte, sich Preußen zur Aufgabe gestellt;; den Widersinn verdeutlichen, Einheit unter preußischer Herrschaft, praktlich zu beweifen, so konnte es sich nicht anders benehmen, als es sich benommen hat. Noch 1849 war das Preußenthum der Liberalen, hieb- und schußfest, wie man nach den „Rettungen” in Baden und Sachen sehen konnte , stieß Srießrich Wilhelm IV. die Kaiserfront zurück, so brachte man ihm die Union entgegen, und hatte man die Gothaer bei dem Dreikönigsbündnig zur Thür hinaus gejagt, so kamen sie durch das Fenster der freien Konferenzen wieder herein. Aber endlich ging doch die Geduld zu Ende. Preußen hat die Gothaer, ab absurdum, gebracht, und Heinrich v. Gagern, seinen festen Ritter, vertrieben. No auf der Leipziger Versammlung hatte, wer , faisermacher" die Auszeichnung, unter ‚siebenhundert Anmesenden, allein an die Eroberungen, Bismarc’s, zu glauben und die Verdienste der zweiten preußischen Kammer zu verrennen. Aber zulegt Fam der Tag, wo... auch er sein, pater peccavi rufen mußte, zu spät, für seinen Ruf, doch zeitlich genug um Preußen den legten Nest von Ansehen zu nehmen. Iest wird sein Don Dulrote mehr ausziehen, und Riefen, Maultiertreiber und Windmühlen herausfordern, von Reizen der unvergleichlichen Dulsinen von Toboro zu huldigen. — So hat denn, auch die österreichische Regierung, welche vor allen durch die preußischen Nützungen bedroht wird, auf das Waffengeflirr. in Berlin mit, einer bedeutenden Nevuftion der Militärausgaben für 1863 geantwortet. Wir glauben, die Regierung in Preußen rüstet nicht gegen das Ausland, welchem sie nichts weniger als furchtbar ist, sondern gegen das eigene Volf, wenn dieses einen Staatsstreich nicht mit der bis fest erprobten Geduld aufnehmen sollte. Wohin wir bliden,, wir müssen gestehen, daß die Zeit ernit it. Das Jahr 1862 hat nur wenige von den Hoffnungen erfüllt, welchen man sich bei seinem Begine hingab. Es hat der Freiheit mehr genommen als gegeben, und sein Anzeichen scheint uns von seinem Nachfolger etwas Besseres zu versprechen. Dennoch haben wirseine Ursache ung der Befzagtheit hinzugeben ; für jeden tiefer Biidenden enthält selbst Das verfloffene Jahr mehr als eine beruhigende Erscheinung. Als der Tag von Aspromonte den Aufschwung Italiens lähmte, da fehten das goldene Zeitalter der Reaktion wieder gekommen, aber mitten im Säbel darüber erfuhr man, daß die nationale Spee in Griechenland einen unblutigen und daher um so größeren Sieg errungen hatte. Mehr aber als einzelne Ereignisse tra8 die innere Richtung der Zeit, welche die Hoffnungen aller Freigesinnten neu beleben muß. Die Freiheit wird in Europa von zwei Feinden bedroht. Auf der einen Seite stehen die alten Zustände, die in jeder Revolution besiegt, bei jeder Reaktion sich wieder einschleichen. Gegenüber ist die Willkürherrschaft in Paris, die vemokratische Despotie , welche alle liberalen Speen ergreift um sie zu fälschen, und Ale im Namen Aller unterbrüft. Aber die Anhänger der Restauration finden fest sein anderes Heil als in Napoleon ; die älteste Legitimität sucht die Gunst der jüngsten Usurpation und von Neapel bis nach Berlin, von Deutschland bis Mertro fehen die Reaktionäre in Napoleon II. den Erwählten, nicht ‘des Wolfes sondern ver Beziehung, welcher im neunzehnten Jahrhundert ein neues Mittelalter begründen sol. Napoleon aber, der Mann der Alten helfen soll, wie st e8 mit ihm bestellt * + ein Vertrauen auf sich, selbst it geichtwingen, er fühlt vas 1812 des zweiten Kaiserthums, er sieht den schmellenden Haß der mißbrauchten Nationen und sucht Hilfe von außen, er sucht sie bei jener Reaktion, melde gesteht, daß sie ohne ihn vernichtet sein würde, Welchen größern Zroil Tünnen wir erwarten, als vas alle Feinde vor Freiheit an sich selbitiere werden und ihre Schwäche berennen ? CIPWraa, 11. Jänner. In der morgen 12. Jänner abzuhaltenden Eigung des Landtags wird eine von den Abgeordneten der nationalen Partei unterfertigte Apreffe an Seine Majestät den Katfer um Amnestirung sämmtlicher bereite verurtheilten und aller solcher Journalisten, die in Preßprogesse vermittelt sind, dem Präsipium überreicht werden. Es sind nicht blos die böhmischen, sondern alle österreichischen Journalisten, die jenes Schieffal getroffen, in der erwähnten Aoreffe inbegriffen. Wenn auch vielleicht die Stylisirung ver Aoreffe eine Debatte „veranlassen sollte, so glaube ich Doch zu seinem Zweifel berechtigt zu sein, waß selbe, wenn nicht einstimmig, so doch mit eminenter Majorität angenommen wird. — Unter den vielen Anträgen, die dem Landtage unterbreitet werden sollen, verdient jener des Herrn Zupangty, Bergmerfsbefiser in Refonit, erwähnt zu werden, welcher die Errichtung einer Tanpmwirtsschaftlichen Xanpes- Borschupfaffa fordert, und wobei ausschließlich auf den Kleingrundhefiger Rücksicht genommen werden soll. . Der Antrag geht dahin, es solle der gesammte „unprodustise” Gemeindebopen, den man in Böhmen auf 90.000. Meyen Ihäsen kann, der aber nur der Katastralbenennung nach „unpropuftip“ ft, veräußert und das gesammte Kapital "der Landesraffa. als Fond zugewendet ‘werden, wer so eine Höhe von über drei Millionen erreichen dürfte. ms! · % Klaas P. Bufureft, 7. Sänner. Wiemwohl ich für meinen Theil, die Ueberzeugung habe, daß es die Türfei unmöglich auf einen Zusammenstoß mit unseren Truppen ankommen,lasfen wird, so.muß ich Ihnen, doch ganz objeftin. berichten, daß sich, bier ‚die Befürchtung, die Pforte werde unser Territorium mit Militärgewalt betreten, um sich der etwa noch vaselbst befindlichen, für Serbien bestimmten Waffen zu bemächtigen, noch immer erhält. Ia selbst die fürstliche Regierung glaubt daran, und wahrscheinlich wird sie hierin von den Berichten unseres Agenten in Konstantinopel unterstüßt. Herr Negri, so heißt unser Stambuler Agent, scheint dem diplomatischen Spiele der verschiedenen Gesandten und Botschafter in Konstantinopel ‚nicht Faires Blut entgegenzufegen; er läßt sich Befürchtungen und Besorgnisse einreden, und berichtet sie getreulich ,bieher, wo sie natürlich Glauben sinnen müssen. Und so wird. von Konstantinopel, aussen Seite welcher Großmacht dies anzunehmen ist, brauche ich nicht wohl erst zu sagen) eine Spannung zwischen unserer Regierung und der Pforte geschürt, welche jeden Augenblick recht beweifliche Dimensionen annehmen kann. Der schriftliche Theil verbürkert ein Pulverfaß, man kann mit dem Heuer nicht genug sorsichtig sein. „Wie gesagt also, fürchtet man hier,eine türkische, Invasion. , An der Donau sind gegen 10.000 Mann rumänischer Soldaten Tonzentrirt, und vor Kurzem sind aus ak nn mezaz I Zageswenigkeiten. Heft, 12. Jänner, c. Die große feierliche Sieung der ungarischen Akademie wird nicht, wie es anfangs angezeigt war, am 15., sondern Samstag den 17.0. M., Vormittags, um 10 Uhr, im Prunfsaale des Nationalmuseums stattfinden. Für die dahinkommenden Damen werden diesmal keine Eintrittskarten ausgegeben. Doc sind wie bisher die zwei ersten Ontierien für dieselben reservirt. Unter den Mitgliedern, Die bei Dieser Gelegenheit Vorträge halten, wird auch Se. Erzellenz der Erzbischof Lonosics genannt, meldet dem verstorbenen Direftionsmitglied der Afapemie dem uber Curiae Georg Majláth eine Centrede mwinmen m wird. * Herr Damiron sol, die Munde des genannten Künstlers selbst „Sürgsny“ aus dem erfahren haben 10, geneigt, sein, im ungarischen Nationaltheater zu irgend einem mohlthätigen Zmwede aufzutreten. Er würde sich dabei der polnischen Sprache bedienen, und hat den 5. Alt: der „Ahnfrau” als zu diesem Zwec paffenn bezeichnet. Ueber die Reise, welche im vorigen Jahre von den Herren Akademitern Franz Kubinyi, ISpolyt und Henselmann nach Konstantinopel und Athen unternommen wurde, wird im Laufe dieses Jahres eine mit Bildern illustrirte Beschreibung erscheinen. Der nach Paris abgegangene Herr Henselmann «veranlaßt‘ soeben ‚dort die Kieg nothwendigen Holzschnitte. " Derselbe hat auch gegenwärtig die Aufgabe, mehrere bei den Ausgrabungen in Stuhlweißenburg aufgenommenen Photographien in Paris Lithographien zu Taffen. *z Es zirkuliren bereits die Namen derjenigen , welche aus Anlaß der diesjährigen feierlichen Sihung zu Mitgliedern der ungarischen Akademie gewählt wurden. Unter Denselben befindet sich auch Herr Adolph Erfösny, von seinem verdienstvollen Wirken auf dem nationals öfonomischen Felde bekannt. c. Im Hiesigen Armenkinderspitale‘ wurden wieder von einem Freunde der Leidenden Menschheit zwei Betten gestiftet, und awar auf den Namen der verstorbenen Frau Adele Begh. 1" Ge Majestät Hat zur Unterflügung der Abgebrannten in Bag» Ktralyfalsa 600 fl zu spenden geruht. * 7 Im Interesse des unwohlthätigen Zweckes machen mir wiederholt auf das am Mittwoch Nachmittag 4 Uhr im £ 109bjaale stattfindende Konzert aufmerksam. Karten sind in den Kunsthandlungen , von Treiblinger und NMNózsavölgyi zu haben. * Die Direktion des Nationaltheaters hat, wie, den" mittheilt, fon mit dem größten Theil der betreffenden Künstler die Kontrakte geschlossen und dabei das System der Spielhonorare eingeführt. * 7 Borgestern Abends hat die zweite Liedertafel des jungen Gesangsvereines „Pesti Unio" im Saale der hiesigen Schießstätte stattgefunden. Der geräumige Saal und weilen Nebenlofalitäten boten den Anmefenden kaum genügenden Raum und die Keistungen der „mirfenden“ Mitglieder legten ein sehr günstiges Zeugniß für die Thätigkeit des Keiters , des Herrn Professor Wühler, und für die Fortschritte der Sänger, ab. Die erste Nummer des Programme war Kölle se 18 „Hymnus" , der zum Schluß auf allseitiges Verlangen wiederholt wurde, doch haben Die „mirkenden” Mitglieder auch sonst mit dansensunwerther Bereitwilligkeit die Genüsse jenes Abende wurch die Wiederholung "einiger Programmnummern "vermehrt. Die einzige Unannehmlichkeit verursachte der ungeheure Tabaksranch, der im Saale beinahe unoffendicht war, obgleich Das Publikum der auf dem Programme ausgesprochenen Bitte , vor 10 Uhr Abends nicht zu rauchen, beinahe auf die Minute entsprochen hatte. * Außer den in 2 Verzeichnissen schon,namhaft gemachten Menschenfreunden‘, haben noch beim Olfner Frauenverein folgende Wohlthäter Neujahrmunich-Enthebungsspenden gezeichnet : Herr Johann Kehler, f. Tt. Finanzrath. Gabriel Judjfovícz u. Frau, Franz Keller und Familie, Alexander "Schiffner, Lupmig Kimnad) senior, Katharina Michalousty, Tf, Tf, Obristlieutenants ® Witwe, Gerentfer, Privatier, Ktralosits' Flor,, Meßger, Kaderfeldwebel, Pitsch, Beldmebel, Joseph Reichenwallner, Theresia , Blesia, Agathe Blaha, Magdalena Barnat, Sigmund Kin, "Anna " Brof, Karoline Eiwöt, Anna Wolf, Johann Pratschka, Rosalia Kovacits, Katharina Edermann und Jarob Knop, womit die Gesammtsumme sich mit 1250 fl. 15 fr. bes ziffert; ferner wird von Seite des genannten Vereines dánzend zur Kenntniß gebracht, daß demselben im vorigen Jahre an besonderen Beiträgen und zwar zur Armenbetheilung folgende Beiträge, zugegangen sind : § Bon Ihrer Exzellenz der Frau: Beretnevorsteherin Gräfin Julie Forray-Brunssik,40 fl., von der Frau Baronin Katharina v. Mudnyánffy- Bőrös 100. fl, von der Frau Baronin Susanne 9. Der- Uczy,gebornen Gräfin Kuni 5 fl, von der Ausschußfrau Anna 9. Majlath 50. fl, von der Frau Julie v. Estvös, geb. Gräfin Batthyangi 12 fl., vom Herrn Michael Kornberger 4 fl., von der Ofner Sparkasse-Direktion 100 fl., dann von den Sat Iotis’fhen.Erben 10 fl. 50 fl. und aus der Wolf Boskomwis’fhen Verlassenschaft 2 fl. 10 fl, ferner von: der. Ofen-Neustifter Gemeindevorstandschaft zu. Gunsten der. dortigen: Kleinfinderbewahranstalt 42. fl., endlich für das Christinenstadter Stechenhaus , in: Barem: von Ihrer Majestät der Kaiserin, Elisabeth 63 fl., von der Frau, Gräfin. Sulie Torray- Brunspit 5 fl, von der Frau Baronin Malyine 9. Redl, gebornen Gräfin Szecsen auf Winterholg 30 fl., und von Herrn Anton 5. Ebner 21 fl, dann in Naturalien von Herrn Barbers Söhne 3 tr. Kohmeht, von den Herrn Brüder tuczenbacher 4 Klafter weiches Brennholz, vom Herrn Bürgermeister Ladislaus v. Paulonics und dessen Gattin einen Eimer Wein. + In Arad bemerkte ein Bewohner der abgelegenen Drezßgaffe an einem ber Tegt verflossenen Tage, daß ein vere vächtiges Individuum um seinen Garten herumschleiche, weshalb er die Nacht über machte, um jeden Diebstahlsversuch vereiteln zu können. An folgenden Tage bat er einen seiner Freunde, einen ehemaligen Soldaten, daß er die Not bei ihm zubrin. Dieser ging darauf ein, und als sie im Laufe der Nacht ein verdächtiges Gerausch hörten‘, gingen sie hinaus um in verschiedener Richtung nachzusehen, ob nicht Diebe eindringen wollen. Der Hauseigenthümer war mit einer Pistole, sein Freund mit einer Flinte bewaffnet. Nach einiger Zeit sah der Hauseigenthümer im Dunkel der Nacht ein Imdividuum der Gartenmauer entlang schleichen, weshalb er hineilte und seine Pistole auf den Verdächtigen abfeuerte, der jedoch Niemand andere war , als der ebenfalls nach Dieben spähende Freund des Haugeigenthümers. Wie „Alfold“ am Schluß dieser Mittheilung sagt, ist Hoffnung vorhanden, daß der Vermundete am Leben bleiben werde. + Der Lugoser Gesangsverein zählt gegenwärtig 178 Mitglieder, und belegt ein Vermögen von 2222 fl. In der Gesangafchule des Vereins werden 34 Böglinge und hievon zehn unentgeltlich unterrichtet. + Die „Matra” erzählt, dag dieser Tage der Stuhlrichter D. zwischen Sváb um Napdujfalu. am hellen Mittag von einem Wolf angefallen wurde, den seine Schüffe nicht trafen, und den er nur nach einem Tangen Kampfe mit seinem Gewehrfolben erschlagen konnte. + Sn Torda wurde bei der legten Wahl des Kasinopräsidenten der Komitatsadministrator Zü sich gewählt. Im Folge dieses Resultates , wdessen Duelle die Höflichkeit mehrerer Bürger und Beamten war, die bei der von den Kasinomitgliedern sehr Shmwah besuchten Wahlversammlung die Majorität erhielten, traten mehrere Mitglieder aus dem Kasinoverein aus. Um daher das Fortbestehen dieses geselligen Vereins nicht zu gefährden, hat Herr Zulich, wie dem „Korunf“ geschrieben tird, die Erklärung abgegeben, daß er für das von Den Votirenden ihm geschenkte Vertrauen danke, und dieses Ehrenamt in der nächsten Generalversammlung niederlegen werde. + Der Raaber Kefeverein hat dem , Győri Közlöny" zufolge den Beschluß gefaßt, ein in Del gemaltes Bildnng Des Ps zu taufen und, mit demselben den Leserant des Bereins zu schmücen, C.Quartettproduktion.Zu den erfreulichsten Regungen unseines musikalischen Lebens zählt unstreitig das Entstehen neuer Quartettvereine,deren wir in dieser Sation mehrere zu registriren haben.Der neueste u und jüngste Quartettverein,,bestehend aus den Herrnn Louis v.Waefelghem(1.Violine),Pischinger - (2.Violine)-Panhang(Viola)und Kauders(Violoncell) hielt antvorien Sonntag im Musikvereinssaale seine Antrittsoder Jungferede—und wenn man von einem ersten Athleten berechtigt ist,auf Talent und Befähigung zu schließen,so folgt das Urtheil nur zu Gunsten des neuen Eines aus.Dieybbenannten Herren haben vor einem vorwiegend musikalisch gebildeten Auditorinumglücklich jene Feuerptsode bestanden,der sie ich durch denBokstrag des überaus schwierigen und herrlichen F-durs Ouartettes von Beethoven(on.59)unterzogen hatten.Wir fanden vor Allem jene einheitliche Klangwirkung und jene Reinheit des Zusammenspiels,welche die Grundbedingung jeder Quartettproduktion bildet.Man fühlte das Vorhandensein gleichartiger Elemente und brauchte ob dem Gelingen dieser oder jener schwierigen Stelle nicht besorgt zu sein,sondern konnte sich mit einem gewissen Sicherheitsgefühle dem Genuß der Meisterwerke hiheben. Was wir nächst der Reinheit an diesem Quartett vornehmlich noch hervorheben möchten,das ist das Vermeiden jener beiden Streichi instrumente ii allzu häufig vernehmbaren Holztone und das Produziren und Bilden keiner,unvermischter Klänge.Daß der neue Quartettpereintrachten werde, sich in Bezug auf Nuancen und insbesondere hinsichtlich der Wahl bewegterer Tempi stets mehr und mehr zu verontkommmen, dies dürfen wir nach dem eben gehörten fleisigen Vorträge wohl annehmen. Neben der guten und entsprechenden Bewegung der Mittelstimmen ist der virtuose und dabei empfundene und edle Vortrag der ersten Violine durch Herrn Louise. Wa er selgdem bestens hervorzuheben, tote nicht minder der schöne, ausdruckslose Ton und der Hinfderiieh belebte Vortrag des Vio-loncelisten Herrn Kauders. Die Benannten hatten vornehmlich in dem schönsten und poetischsten aller Adagiose des obigen Quartetts Anlaß, jenen Grad von musikalischer Empfindung zu entwickeln, der von musikalischer Handwerkerei „stemlich ferne liegt, und geeignet war, uns in den tiefen, unerschöpflicen Born des Beethoven’schen Genius, welcher vor unseren Augen, gleichsam zu einem Weltmeere aufschwillt, mit ganzer Seele verrenten zu kannen. Das im unmittelbaren Zusammenhange stehende Theme russe und Finale litt einigermaßen an der beinahe physischen Unmöglicheit die Instrumente so lange Zeit im heißen Saale in stets reiner Stimmung zu erhalten. Die Aufnahme war nach jedem Sale eine sehr antivkrte, und fanden die Quertettisten auch nach dem abgerundeten Vortrage des Mozart’schen D-dur-Quartetts eine verdient beifällige Auszeichnung. Bereichert wurde das Programm überdies durc den Lievervortrag des trefflichen Tenoristen Herrn Louis Braun, welcher das „Herz am Rhein“ von Fadca , und den „Wanderer“ von Hölzl, mit dem volften Aufgebote seines ‚wohllautenden Organes sang. Herr Braun wurde stürmisch applaudirt und wiederholt gerufen. Der Vortrag von Beethovem schwungsoller Sonate in C-moll für Piano und Violine gewährte den Herren Ludwig v. Barody und Waefelghem Gelegenheit, ihre schon bekannten Vorzüge zur Geltung zu bringen. Die Wahl eines gemäßigten Tempos im ersten Tag, Scerzo und Finale, mochte wohl zugunsten der Deutlichkeit und größeren Verständlichkeit stattgefunden haben, und blieb der Aufführung im Ganzen das Verdienst einer virtuosen und sicheren Bewältigung der technischen Schmierigkeiten. Beide Künstler, wurden unter lebhaften Akklamationen hervorgerufen. Ein trefflicher BereichHaß Peterer. Flügel that auch diesmal seine guten Dienste. Wir hoffen, Daß der neue Quartettverein nach so günstigem Erfolge fs zur Fortlegung feiner Produktionen veranlaßt sehen’mird, gen möge, —