Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1863 (Jahrgang 10, nr. 1-25)

1863-01-15 / nr. 11

«­ er Lloyd. ‚Donnerstag, 15. Inner. Nr. 11. Vet, 1863. (Die einzelne Nummer Koftet 4 Er, 6. XB.) re * bendblatt al­­ s Prinzen Napoleon dementich Aber G. K. $arid, 12. Jänner. Heute Schlag ein Uhr hat der Kalser im Louvre den geießgebenden Körper eröffnet. Dasselbe Zeremontel , derselbe offizielle Zudrang des diplo­­matischen Korps und der andern N Rotabilitäten von Paris, dieselbe Wolfsm­enge und derselbe militärische Apparat. Von den großen Eingängen war nur ein einziger dem Publikum geöffnet ; man wollte offenbar ein zu großes Zuströmen der Bolfsmasfen verhindern. Sie haben seinen Begriff davon, welche Menge von Polizeiagenten auf dem Kartouffelplas und in dem Hof des Louvre aufgestell war; man sah fast mehr Polizeisergeanten als Bürger der guten Stadt Paris. Noch nie hat ein Souverän einen solchen Aufwand von Vor­­sichtsmaßregeln gemacht. Ganz Paris spricht davon. — Die „Dpinion nationale” hat alle Gerüchte von der Neffe des selbst wenn in der That die Reife jegt unterbleiben sollte, was trob der „Dpinion nationale” noch gar nicht, so gewiß if, so war sie Darum Doch nicht weniger vor einigen Tagen fest beschlossen. In seinem Halle aber wird der Prinz sich an der Diskussion im Senate betheiligen. Man versichert, Herr v. Rapalette werde im Senate auftreten, um die S Politik der „SFrance” zu bekampfen.­­ „ Bum Schluffe non eine Heine Anekdote aus dem rech­­ten Aufenthalte des Kaisers zu Compiègne : Leder der ein­­geladenen Gäste empfing Dort täglich vom Zeremonienmeister eine An­werfung,­ worin ihm die Dame bezeichnet wurde, der er seinen Arm anzubieten hatte, um sie in den Speisesaal zu führen. So erhielt Mr. de Lacy eines Tages die Anwet­­fung auf den Arm der Mad. de Bertrany. Er näherte ich ihr. „Wer find Sie” ? fragt Krau­t. Persigny, in vom Kopf bis zu den Füßen mesfend. „Ich bin de Sacy, Mitglied der französischen Akademie und Directeur des „Journal des Debats”. „Ich kenne Ste ni­, denn sie wurden mir nicht vorgestellt”, antwortete die Frau des Ministers. „Madame, ich habe den P Befehl erhalten Ihnen meinen Arm zu reichen”, „Dann nehmen Sie meinen Arm, aber geben werde ich ihn Ihnen nicht.“ Und so geschah es aug. Die Kaiserin, welche die Aufregung im Saale bemerkt hatte, fragte Herrn Lacy, der bei der Tafel neben ihr sah, um die Ursache. Herr Lacy gab den Vorfall zum Besten, worauf die Kaiserin mit erhobener Stimme erwiderte: „Oh! ı’y fa tes’ pas zitent om, car elle est toqude,“ (Machen Sie sich nichts daran, sie hat einen Sparren), 1 Se. Exzellenz der Super Curiae, Graf Appo­­nyi, ist gesterm Morgens von Wien hier eingetroffen. — In den heutigen Morgenblättern begegnen wir zwei interessanten Artikeln. In Wiener zentralistischen Jour­­nalen verlautete jüngst, das Staatsministerium wäre der Einberufung des ungarischen Reichsta­­g­e­s nicht abgeneigt ; Graf Forgád aber sei dagegen, er, — meinte wer inspirirte , Botdhafter" in einem heftigen Artikel, — sei der „Artman“, Schmerling der Dimuzd Ungarns , von anderer Seite wieder ward geltend gemacht, die Stimmung in Ungarn sei einem erfolgbringenden Reichstage noch nicht günstig genug. Was nun die Stimmung hierzulande betrifft, so analysirt dieselbe Baron Kemény im heutigen „Naple“ folgendermaßen : Wie die Stimmung bei uns ist? Die Beantwortung­­ hängt davon ab, was gefragt wird, und was man über die Stimmung wissen soll. Wenn man nach einer revolu­­tionären Tendenz forscht, so künnen wir es aufrich­­tig sagen, daß derjenige von einem großen Irrthume befan­­­­gen ist, der bei uns eine revolutionäre Partei entdecken zu können glaubt. In dieser Beziehung also ist die Stimmung gut Wenn das Festhalten an der pragmatischen Sanktion, wenn die Achtung der Rechtsfontinuität in Verbindung mit dem Streben nach nothwendigen Reformen nicht als Fehler angerechnet wird — dann ist die Stimmung bei uns gleichfalls gut. Wenn man die Frage stellt , ob wir die gemeinsamen Angelegenh­eiten negiren ? so können wir ganz einfach darauf antworten, daß diese Ne­­gation ein Negiren der Gesebe von 1848 wäre, welche die­­selben ganz ausdrücklic erwähnen, und ein Desavoutren der Adressen des jüngsten Reichstages , welche zur Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten eine Methode­­ bezeichnen, die ein richtiger Ausgangspunkt, und auf gefeslihem Wege weiter ent­wickelt werden kann. Wenn Ihr Buch erfundigt, ob die Modifizierung einiger Punkte der 1848er Gefege auf dem nächsten Reichstage zu hoffen ist, so antworten wir darauf: Wenn die Regierung taktioll verfährt, wenn die zur Aufreizung der Gemüther führenden Verfügungen sorgfältig vermieden werden, wenn die Nation von gefeglichen Boden gesiltert sieht und wenn die Berwir­­tungstheorie zu Rauch und Dunst wird, fo tt die gefegliche Erläuterung, Abänderung und Detailierung einiger Punkte der 1848er Gefege möglich. Wenn ihr ferner fragt, ob Un­­garn dafür Sympathie empfinde, daß auch jenseits der Leitha konstitutionelles Leben Herrsche und daß dasselbe in seinem eigenen­­ natürlichen Kreise sich erfolgreich entwickeln könne und erstarre , so kann unsere Antwort von der besten Stim­­mung Zeugniß ablegen. Die Ungarn waren immer Freunde des Konstitutionalismus, und obgleich wir uns nicht rühmen können, daß die österreichischen Zentralisten uns gegenüber einen besonderen Zartsinn manifestirten, und obgleich. Der alte Absolutismus nie solche Forderungen an uns stellte, als der neue Österreichische Konstitutionalismus , so würden wir dennoch jene Bestrebungen zurückwerfen, die uns je in eine Lage bringen könnten, in welcher die jenseits der Leitha wohnenden gegen uns dieselben Klagen erheben könnten, Die sie regt von uns hören, Auch dies ist ein Zeichen der­­ guten Stimmung. Wenn ihr aber fragt, ob wir in Die Federseh­­­assung eintreten wollen, sei es um sie umzugestalten,­ sei es um sie zu denaturalisiren und zu stürzen , so­ müssen wir in dieser Beziehung gestehen , daß hie zu sehr wenig Aussicht vorhanden ist , und folglich ist vom Standpunkte der­ Zentra­­liisten die Stimmung bei uns eine [Klechte. Wenn sie blos deshalb einen Reichstag wollten, damit diese Thatsache fonstatirt werde , tr. halten wir dafür, daß der Reichstag überflüssig is. Und wenn ihr, fehlte sich Das gegen­wärtige Prostfortum zu dem 3wede zu­ beseitigen wünschen folstet, damit an die Stelle desselben, der sollen Geltendma­­chung der Einheitstendenz zu Liebe, ein anderes Provisorium organisirt werde, so sagen wir euch, thut Dies nicht, denn in dieser Hinsicht is, die Stimmung bei uns ebenfalls [he­bt, indem sie das gegenwärtige Prostfortum jenem anderen Mer­chenbuhler gegenüber hartnädig vertheibigt." Gy das , Naple". — Den zweiten beachtenswerthen Artikel finden wir im „Süggetlen”. Derselbe wendet sich zunächst gegen die Art, wie der „Botsch­“ die Rolle „des Staatsministeriums und jene der Hofkanzlei charakterisirt, und sagt :­­ Cs war im Jahre 1861 nach Christi Geburt, da gab es einen ungarischen Reichstag. Derselbe hat so viele Sünden begangen, daß nur Gott der Herr ihm verzeihen kann; aber er hat auch ein großes Verdienst. Als nämlich die Luft wieder mit revolutionären Seen geschwängert war

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