Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1863 (Jahrgang 10, nr. 1-25)

1863-01-29 / nr. 23

Die Ausrü­hrer führten in der Nacht ihre Getödteten und AN­oda­tas fort; mit Waffen in der Hand wurden 40 Leute­­ ergriffen. Aus dem Gouvernement Lub­lin hat man folgende Nachrichten erhalten : Vom 22. bis 23. Jänner überfielen um 4 Uhr Früh Empörer den Artillerie-Park in Lubartom, wurden aber durch die 9. Kompagnie des Regiments Wolo­­godzia vertrieben, 70 Mann wurden ergriffen. Vom Militär wurden verwundet : Der Kommandirende der Kompagnie, ein Gendarmen-Offizier und mehrere Soldaten. Der bewegliche Park Nr. 2­ in Kodnie wurde auch überfallen, und der Kommandirende dabei gefangen. Ihnen zu Hilfe sandte man 2. Komp. Infanterie. Im Dorfe Butomwo "wurden den 22." Abends 20 bewaffnete Aufrührer ergriffen, aber eine her­­beigekommene Bande nahm sie wieder zurück. Gegen sie wur­­den Ulanen entsandt. Sin der Stadt Radzyn überfiel um Mitternacht eine Bande Uebelthäter die Quartiere des Mili­­tärs ; dabei wurden vom Militär 5 getö­tet, 7 verwundet ; unter legtern befindet si der Kommandirende der Brigade, GM. Kannabi , und der Kommandirende der Batterie, Oberst Meibaum ; aber die Aufrührer wurden zurückgetrieben. Im Dorfe Stoff, 31% Werft von Siedlec, warf sich eine bewaffnete Bande auf die dort stehende 10. Komp. des Ko- Bromssischen Regim. Infanterie, der größere Theil derselben befand sich zugleich mit dem Kommandirenden der Kompagnie auf der Wache in der Stadt. Die Soldaten vertheidigten figg hartnädig, und 3 im Hause Eingeschlossene verbrannten die Uebelthäter nach der verzweifeltsten Vertheinigung zugleich mit dem Hause. Zur Hilfe herbeigekommenes Militär trieb die Empörer aus dem Dorfe, die auf vorbereiteten Fuhren entflohen. Vom Militär wurden 7 getöbtet, 10 verwundet, von den Aufrührern 5 getöbtet, 5 V­erwundete ergriffen und außerdem noch 55 gefangen. Man nahmn auch 3 Wagen Sen­­sen und Waffen. In Lufom überfielen um 2 Uhr Nachts die Aufrührer in der Zahl von 300 zu Fuß und "0 zu Pferd die dort stehende 5. und 8. Kompagnie des Kostromykischen Reg. Infanterie, tö­teten die Schu­owachen und fehoffen auf das Militär. Die Kompagnien fanden nahe an der Mauer des dortigen Klosters. Dean hat ihnen eine Rotte aus dem Dorfe Mroczet zu Hilfe gefhicht. In Biala ergriff der Kommandeur der 2. reit. Artill.-Brig, GM. Mamajem, nachdem er von dem Zusammenlaufen eines bewaffneten Hau­­fens Kunde erhalten, bet­reiten Vorsichtsmaßregeln. Als die aus 450 Leuten befiehbende Bande davon erfuhr, ris sie aus. Man ergriff 2 Leute, welche sich bei den Wagen befanden und 9 Bewaffnete. Im Gouvernement Warschau näherte sich eine be­­waffnete Bande Radpomsk (vom 22. bis 23. Jänner) in der Absicht, die dort stehende Kompagnie des Regiments Wi­­tebsf anzugreifen. Der Kommandeur der Kompagnie hat aus Radomsk sieben bewaffnete Aufrührer , die von Bauern er­­griffen worden, gefilk­t. Ein Kommando des ersten Sappeu­r- Bataillons, aus 2 Unteroffizieren und 28 Mann bestehend, die den 23, von Groje nach Mogilnica und Blendom marfehirten, wurde von einem bewaffneten Haufen angegriffen. Drei Mann sind ziemlich schwer verwundet worden, zwei Unteroffiziere leicht und von einem weiß man nicht, wo er hingeratben. Nach den ersten Schüffen der Sappeure zer­­streute fi der Haufen, man nahm eine Britfehre mit drei Doppelflinten und fand noch eine auf der Chausfee. Die in der Britfehre gewesen, hatten sich geflüchtet. Dasselbe amtliche Blatt veröffentlicht an seiner Spike: „Se­­hön. Hoheit der Statthalter des Kö­­nigreiches geruhte am 13. (25.) Jänner folgenden Ta­­gesbefehl an die Armee zu erlassen : „Nach dem allerhöchsten Befehle Sr. Tr. ft. Mojestät : Die mit den Waffen in der Hand ergriffenen Rebellen sind an dem Thatorte im Wege des peinlichen Feldkriegsgerichtes zu richten, und die bezüg­­lic ihrer gefälten Todesurtheile haben in fester Instanz zu bestätigen und in Vollzug fegen zu haffen : die Kriegsgou­­verneure der Gebiete von Warschau, Lublin, Radom, Kalif, Pod und Augustow.” Die Wiener „Gen.-Korr." erklärt die Nachricht von der Sperrung des Telegraphen Seitens der russischen Regierung für unwahr. — Eine Verstärkung der Trup­­pen wird für Polen Tann erfolgen — „Mor. Post“ gehender»Tr.Ztg.«wich­tige Mit- und „Daily News" stellen die Infurrention als Einh­­alt der Verzweiflung dar und verlangen, dag der Czar­­ den Polen eine Konstitution verleihe. Aus Turin­theilungen zu­­ Nigra hatte in Paris eine Unterredung mit Drouin be thbuys, in welcher er ihm die Nothunwendigkeit eines Aufhörens der französischen Dissupation Roms a suchte. Drouin wies die Iinsinuationen Nigra’s fategorita zurü­ck und erklärte diesem : „daß Brantreich fortfahren werde, den Papst in Rom zu beschltigen und dessen Souverainetät zu wahren, und daß überhaupt Italien wohl daran thäte,, sb Rom ganz aus dem Kopfe zu schlagen und­ ernstlich an eine Rattifizirung Neapels zu denken, da sonst leicht auch dieses ihm verloren gehen könnte”. ja Herr Drouin de Lhuys ging sogar somweit, zu sagen, daß man sich ohnedies bereits in Europa mit dem Gedanken be­­freunde, Süditalien vom Reiche Viktor Emanuel’3 losge­­trennt zu sehen, und fügte schließlich hinzu, daß seine An­­sicht nicht nur auf vom Kaiser getheilt werde, sondern daß dieser ihm sogar aufgetragen habe, dieselbe bei paffender Gelegenheit dem Gesandten Italiens auszubiiden. Aus Frankfurt wird nach Der , Europe" telegraphirt : Die Unterhandlungen bezüglich der Kandidatur des Herzogs von Aosta auf den griechischen Thron werden fortgefebt; Pafolini habe geantwortet, wenn die Schulmächte genehmigen, werde Viktor Emanuel nit wi­­derstreben. Str Hudfon habe erklärt, England werde den Herzog v. Aosta unterfragen, wenn die anderen Kandi­­daturen deutscher Prinzen geschettert seien. Dasselbe Blatt meldet ferner aus authentischer Duelle Napoleon flelle in der Instruktion an General Borey als erste Bedingung des Friedens an Mexiko die Forderung : Abtretung der gold- und silberreichen Provinz Sonora mit Guaymas, Merito’s bestem Hafen. — Der gestrige „Moniteur” veröffentlicht eine Note des Ministers Drouin de Lhuys an den er­­sandten Mercier vom 9. Jänner über den neuen frivo­­lischen Vorschlag in Washington. Die Note sagt: Frankreich ist vor Allem in seinen Schritten von der Freundschaft für die Regierung in Washington geleitet. Die Regierung des Kaisers hat also die Einwendungen gegen eine freundschaftliche Vermittelung reiflich geprüft. Man feste die Abneigung der Republik gegen die Zu­lassung fremder Einflüsse und die Hoffnung der Amerikaner zu einer Lösung der die Waffen zu gelan­­gen, entgegen. Der Beistand mittelst guter "Dienste Seitens der Mächte hat nichts Unvereinbarliches mit dem Stolze eines großen Bosfes. Webrigens, indem wir uns anboten die Unterhandlungen zwischen den Serienführenden zu erleichtern, haben mir uns enthalten, den Grundlagen vorzugreifen. Sraakreich bestreitet keineswegs Amertfa das Recht, den Beistand der großen Seemächte abzulehnen , aber dieser Bei­­stand ist das einzige Mittel, das Ende des Krieges zu ber­­chleunigen. Wenn Amertfa die fremde Intervention zurück­­weist, könnte er seine direkten Vorbesprechungen mit den Au­­toritäten des Südens annehmen. Die Eröffnung von Un­­terhandlungen zwischen den S Kriegführenden m wiürde nicht nothmwendig das Aufh­ören oder feind­­seligEetten in sich schließen. Nichts wirde die Bun­­desregierung hindern, nicht auf die Vortheile einer Fortlegun des Krieges zu verzichten und in Verhandlungen sich einzu­­lassen, wenn der Süden zustimmt. Die Vertreter der beiden Parteien würden sich in einer für neutral erklärten Stadt versammeln. Man m­­rde die Beschwerden prüfen, man würde prüfen, ob die Trennung das Neußerste sei, was man vermeiden könne, oder ob das alte Andenken und die Sintereffen nicht mächtiger seien als die Ursachen, welche die beiden Besäh­erungen zu den Waffen greifen liefen. Solche Unterhandlungen würden keineswegs die gegen die Interven­­tion Europa’s erhobenen Einwürfe gestatten, und ohne selbst die Hoffnung auf einen unverzüglichen Waffenstilltandsab­­schluß zu erzeugen, könnten sie­ einen glücklichen­ Einfluß auf die Ereignisse ausüben.“ «

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