Pester Lloyd, Februar 1863 (Jahrgang 10, nr. 26-48)

1863-02-01 / nr. 26

PF- pjö « Kräm­merationsburenn. Wir ersuchen unsere geehrten Herren Po­st-Präm­meranten, deren Främ­meration mit Ende Tänner abläuft, ihre Abonnement fe zeitiger erneuern die Vreämmmerationen spät einlaufen, leicht ohne unfer­ner Schulden lnregelmäßigkeiten in der S­pedition eintreten können. . Die Pränumerationspreise sind, mit Postversendung : fünfmonatlich 8 ff. 40 Er., Briefen einzusenden an dnd zweimonatlich. 3 fl. 40 Er, monatlich 1 fl. 70 Er. zu wollen, Indem sonst, wenn Die Beiträge sind in franfirten manner same en KERNE en EIER »s­ Der Liberalismus des Kaisers Napoleon, d—r Veh, 31.. Sänner, Mehr als die farblose Thronrede und­ die Schatten versehlen in den Aoresfen Der französischen Kammern hat die Nerde des Kaisers Napoleon bei der Preisvertheilung an die französischen Aussteller von London die Aufmerksamkeit Frankreichs und des Auslandes erregt ; auch ist sie nicht weniger als ein politischs Pro­­gramm. Der Souverän Frankreichs hat die Gelegenheit erz­griffen, um die englische Freiheit zu rühmen, und sie auch für sein Land als ein wünschenswerthes Ziel zu bezeichnen. „Sie mußten in ‚England betroffen sein”, sagte ver Kalser zu den Ausstellern, „son der unbeschränften Freiheit, welche ver Kundgebung aller Meinungen und der Entwicklung alter Interessen gelassen ist. Sie haben die vollkommene Dronung inmitten der Lebhaftigkeit der Diskussionen und der Gefahren der Konkurrenz bemerkt. Dies ist der Fall, weil die englische Freiheit stets die Hauptgrundlagen rez­­ fperiert, auf welchen die Gesellschaft und die Regierung be­­ruht. Darum zerstört dort die Freiheit nicht, sie reformirt ; sie trägt in der­ Hand nicht die blindende Brandfadel , son­­dern das aufhellende Licht. Die Regierung wird durch Die tastlose Thätigkeit der Individuen in ihren Privatverhältnissen der Last enthoben, die einzige­­ Triebkraft der Nation zu sein, und statt Alles zu regeln, läßt sie Jedem die­­ Verantwortl­­ichkeit seiner Handlungen. Dies sind die Bedingungen, unter welchen in England diese wunderbare Thätigfett, piefe, absolute Unabhängigkeit besteht. Auch Frankreich wird dahin gefangen an dem Tage, wo wir die unerläßlichen Grund­­lagen zur Derstellung­ einer­ vollständigen Freiheit gelegt haben werden." Worin diese unerläßlichen Grundlagen be­stehen, haben wir schon bei anderen Anlässen gehört. Es ist die Bekehrung des gesammten Frankreich zum Bonapar­­tismus. Sobald es einmal keine alten Parteien mehr gibt, wird Frankreich frei sein. Der Herrscher Frankreich erklärt also selbst : der mar­terielle Sortschritt ist nicht ohne Freiheit möglich, und 948 politisch gebundene Bolt wird auch in der Impustrie nicht die ganze Kraft seines Geistes und seiner Thätigkeit entwi­­ckeln künnen. Die Anerkennung aus diesem Munde bleibt immer scheßbar , wenn man auch den Einfluß der Freiheit auf die materielle Entwickklung längst wußte, und um die Freiheit zu Tieben, nicht erst eine Nachweisung braucht , wozu sie nühe ist. Diese Unabhängigkeit und Selbstthätigkeit, welche Na­­poleon ald den Vorzug Englands preist, soll nun in grant, reich von der Regierung herfommen. Das Kaiserthum , das schon so vielerlei gewesen....soll­ auch die Freiheit sein . 048 ist die Krönung des­ Werkes, von welcher wir so oft gehört haben. Allein wo ist hier die Aehnlichkeit mit den englischen Verhältnissen ? Napoleon. vergleicht­ sich gern mit Wilhelm dem III. von England; er möchte neben­ den Mann gestellt werden, oder von dem Oberhaupte einer Republik zu dem­­ Herrscher einer Monarchie emporstieg, der die eu­ropäische Freiheit siegreich gegen­ den erobernden Despo­­tismus Ludwig’­ XIV. vertheidigte, und das Wohl des Bel­eg an die­ Stelle des persönlichen Beliebens unumschränkter Gemalthaber feßte. Wir wollen nicht fragen, ob zwischen dem freien Beitrage Wilhelms von Oranien „mit der eng­­lischen Nation und, zwischen dem­ Staatsstreich, vom Dezem­­ber sein Unterschied sei. Wir wollen auch nicht aus der der Schichte des zweiten Kaiserthums nachweisen, um wie viel dasselbe der Negierung­­ des „großen Königs” Ludwig XIV. näher steht, als Der seines, enlen Feindes Wilhelm. Allein hat Wilhelm III. sein Volk auf die Zeit, vertröstet, wo er seine Gegner mehr haben würde? Fünfzig Jahre nach dem Falle der Stuart, unter Wilhelm’s drittem Nachfolger, konnten ihre Anhänger noch einen Aufstand erregen ,welcher London in Schweden feßte; aber­ das Vorhandensein der „alten Parteien” war in­ England niemals ein Vorwand zur Ausübung willkürlicher Gewalt; es galt dem neuen Haufe nur als Antrieb, die Rechte der Nation mehr zu achten, als die vertriebene Dynastie­ zu thun gewohnt war. Eben­so wenig, darf man die kaiserliche Behauptung für Wahrheit hinnehmen, Englands Freiheit­ sei daru­m so ausdauernd und lebenskräftig, weil sie stets die unwesentlichen Grundlagen achtete, auf welchen die Gesellschaft und die Regierungsge­walt­ beruht. England bat Die, Republik und die Militärdiktatur eben­so wohl wurdgemacht als traak­­reich; es hatte seine Anarchisten, welche die Auflösung aller Dante. der. Gesellschaft. fo: gut. ‚verlangten, all 200 Jahre. später in Frankreich, «wenn­ sie gleich indem einen Lande so wenig wie in dem­ andern zur Herrschaft gelangen konnten. Und am falschesten wäre es zu glauben, daß die englische Freiheit der englische Lohn eines langen und treuen Gehorsams gegen die Gewalt­­ gewesen sei, wie ihn Napoleon seinen Franzosen v­erheißt. Nichts weniger als dag, die großen Freiheitsbriefe der Nation, Die magna charta, vie habeas corpus-Arte, die bill of rights sind die Friedeng­­­­sblüffe, welche die Nation nach ihren Siegen über die Gewalt diffirte, und Die Geschichte weiß von den freiwilligen Konzessionen Johann’s ohne Land oder bet legten Stuarts so wenig zu erzählen, al von der passiven Geduld, mit welcher das Volk die Willkür dieser Sürften ert tragen hätte. Wahr ist es, seit die englische Verfaffung ge­­gen den Nachfall in Absolutismus gesichert, ist die eng­­lische Freiheit auch ihrem Wesen nach mit Geießlichkeit ver­­bunden. Die Achtung der Regierung vor der Berfaffung und vor den Nechten des Einzelnen zieht die Ach­tung des Einzelnen vor der Berfaffung und der Regier rung nach sich. Der Engländer kann freisinnig sein und konservativ zugleich; seine Freiheit ist ein Theil seines Eigen­­thums, und für den Staat und seine Berfaffung einzuste­­hen, ist für ihn ein Ast der Belbiierhaltung. Wa aber die Nation seinen Theil an der Staatsgewalt hat, wo das Bolt, vielleicht mit der seltenen Unterbrechung durch Die Saturna­­lien des allgemeinen Stimmrechtes, der Knecht, der Negie­­rung is. Da wird man Anhänglichkeit an das Bestehende und Freisinn zugleich nicht verlangen dürfen. An der Res­sierung und an der blos zum Nuten derselben vorhandenen Berfaffung werden nur diejenigen halten, deren Privatnusen sie gerade auf demselben Wege findet ; jeder Freisinn wird aber nothwendig Opposition werden. Um fonferratis zu sein, muß man etwas zu Fonfersiren haben. Doch vieser Zustand soll ja nicht immer dauern. Sehr freilich hat der­ Franzose nach dem Code civil „nur jene Rechte, welche ihm die Gefese zuerkennen” ; und die bestehen­­den Gefete erkennen dem Franzosen nur Nechte gegen Pri­­vatpersonen zu, nicht gegen die Regierung. Sest ist Der Senat eine Körperschaft, welche zu rathen hat , was dem Kaiser nächstens beliehen möchte, das Corps legislatif ist ein politisches Balletforps, welches mit wunderbarer Fertig­­keit die Mienen und Bewegungen nachmacht, welche ihm von den ministres-orateurs als Chorführern vorgemacht wer­­den, und die­ oberste aller verfassungsmäßigen Gewalten. Der Rolfswille, Negt in den Wahlurnen als Arche bestattet. Aber laßt nur das Kaiserthum allgemein anerkannt, die alten Par­teien erloschen sein, und Frankreich soll eben so frei werden wle England. Sobald er seine Legitimisten, Orleanisten, Republikaner mehr gibt, wird in Frankreich die Zeit der Unabhängigkeit, der freien Selbstbestimmung der Inpidionen beginnen. — Vortrefflich : die Geschichte Franfreichs wird ab­­geschafft. Warum aber viese Verfolgung gegen die Erinne­­­rungen der beschränktsmonarchischen Regierungen oder der Republik Da das Kaiserthum vorzüglicher ist, kann es ja durch den Vergleich mit diesen älteren Zeiten nur gewinnen. Wenn ein Monarch vor die Geschichte Napoleon’ III. hinter sich hat, das Bolt zum Gebrauche seiner Freiheit auf­­fordert, so gibt es eine gründliche Kritis eines solchen Schrit­­tes: die Erzählung alles werfen was er seit fünfzehn Jah­ren gethban hat, um diese Freiheit zu zerstören und den Fran­­zosen­ die Selbstthätigkeit unmöglich zu machen; eine solche Erzählung würde viele Bände füllen. Unendlich kürzer, aber nicht weniger gründlich ist eine andere Kritik, welche man in Paris bereits ausgeübt hat. Man sagte: so liberal konnte nur Ein Mann in Frankreich ungestraft reden, und das ist der Kaiser. P. Wien, 30. Männer. Ich finde im Abendblatte des „Lloyo” von Mittwoch eine Korrespon­denz meines­ geehrten­­ Kollegen, welche sich mit der Sikung des amtlichen Eisen­­bahnsomite s vom 24. d. beschäftigt. Erlauben Site, mir hierzu einige Bemerkungen. Ic vermiffe In den zitir­­ten Mittheilungen zunächst das sehr wichtige Moment, was das offizielle Komite sich für den Beginn der Unte­r­­handlungen mit dem siebenbürgi[h­­ungartischen Eisenbahnsomite unter der ansprüchlichen Feststelung ausgesprochen habe, es sei ven Unternehmern die Zinsengarantie in Aussicht zu stellen.. Da dieser Umstand in dem Briefe meines geehrten Kollegen nicht hervorgehoben ist, glaube ich denselben betonen zu müssen. Selbstverständlich is — wie ich schon in mei­­nem diesbezüglichen Berichte auseinandergefeßt — hiemit die Zinsengarantie nichts weniger als gesichert. Es bleibt jedoch immerhin von Werth, daß ein Komite hervorragender, fachkundiger Beamten die Großwarvein-Klaufenburger Bahn für nütlich und nothwendig erklärt und dabei die Thatsache anerkannt, dag dieselbe nicht zu Stande gebracht werden könne, wenn man den Unternehmern nicht Die Zinsengarantie gewährt. Will nun die Regierung den guten Zweck, muß sie auch das unerläßliche Mittel wollen, — das ist die ein­­fache Logik der Cache. Mein geschäkter Kollege­ bemerkt ferner : „Das Ber fu, welches das ungarische siebenbürgische Komits am 8. dv. M. Gr. Majestät überreicht hat und welches Substrat der Berathungen vom 24. d.M. gewesen, ist nicht als ge­nügende Unterlage erschienen, um eine meritorische Ente­rscheidung zu treffen.“ Dies ist nun ganz richtig. Es ver­­steht sich in Heffen von selbst, daß ein Majestätsgesuch sich nicht umständlich auf geschäftliche Musernanverfesungen einlaffen kann. Der nä­ch­ste Zwed des Majestätsgesuches war, zu entwirfen, daß die Regierung mit den Unternehmern in Unterhandlung trete, und dieser erste Z­wed ist erreicht worden. Nicht ganz richtig scheint mir ein weiterer Gab in der anbesogenen Korrespondenz : — „Es wurde die erste D Bedin­­gung, der Nachweis des zum Baue erforderlichen Kapitales, durch Das Gesuch und die Beilagen noch nicht als erfüllt angesehen und eine der Anforderungen, welche an das U­n­­ternehmersomite gestellt werden dürfte, wird die Einladung zum näheren Nachweise der nöthigen R Kapitaltien zum Eisenbahnbaue sein”, — sagt mein geehrter Kollege. Ach kann nicht behaupten, daß seine Weußerung dieser Art von irgend einer Seite im Komite gemacht worden ist; ich bin darüber nicht unterrichtet billig wundern müßte man sich aber, wenn sie wirklich gemacht worden wäre. Mie heißt denn jene durch Privatmänner gebaute Bahn, bei welcher das zum Baue erforderliche Kapital in anderer Meise, als dies bei der Klausenburger Bahn geschieht, nachgewiesen wurde, ehe die Konzession und die Erlaubnig zur Bildung einer Aktiengesellschaft ertheilt war ? Wir haben nie gehört, daß in diesen Fällen ein anderer Nachweis verlangt worden wäre, als wer, daß ein Banquierhaus von europäischem Kre­­dite fi) — unter den entsprechenden Bedingungen — an die Sorge der Unternehmung stelle. Diesen Nachweis hat das siebenbürgischs ungariische Komite geliefert, und da selbst der , Botschafter" nicht wagt, die „Sitte” des Hauses Bi­­schofeheiin und Hirsch anzutasten, so dürfte ín diesem Duntte wohl kaum ein Zweifel obwalten. Indessen scheint man hier nicht über Luft zu haben, das Unternehmen zu iigfrenit­ren, und der „Botschafter” führt heute sein ungezogenes Gefhng neuerdings gegen die Bahn auf. Das Blatt will wachweisen, das die Zusage von Bischofsheim und Hirsh an ganz absonderliche Beringungen geknüpft sei. Wir wissen nicht , wie weit die viesbezüglichen Angaben des „Botschafter” richtig sind , ist es aber auch wirklich so absonderlich, wenn eine Bahnunternehmung sich gegen die Konz­­ession einer Parallelbah­n verwahrt ? It das gewaltige, überaus respertable „bemoofte Haupt" der österreichischen Bahnen, die Norpbahn, etwa gegen junge Parallelbahnen weniger empfindli­ch , ist es etwa nicht wahr, daß Ungarn und Siebenbürgen ‚gegen das Arad-Hermannstädter Projekt pro­­testirt ? Sind etwa die Rumänen Siebenbürgend gar so ertrückt darüber, daß man einer Stadt von 16.000 Ein­wohnern zu Liebe bies deshalb , weil sie zentralistisch ist, das ganze große Land ohne Eisenbahn lastet Sit eg etwa nicht als unzweifelhaft zu betrachten , daß der ungarische Reichstag seinen Einfluß blos zu Gunsten der Graßwardein- Klausenburger Linie aufbieten würde, und ist es nicht ge­­wiß, daß, wenn ein ungarischer Landtag zu Stande k­ommt, in­ diesem Punkte Rumänen und Ungarn vollkommen ein­­verstanden sein, werden * Sind alle diese Punkte nicht blos die Variation der einen, so natürlichen, selbstverständlichen Deiingung, daß eine Parallelbahn nicht zugelassen werve ? 290. also. Steht das Absonderliche, nachdem doch der „Bot­­schafter” selbst zugibt, daß das Verlangen nach einer Zins­­garantie in der Natur, der Sache begründet ist ? Uebrigens haben wir gegenüber den Angriffen von der Linie des­ „Botschafter” her einen, wie ung­eDűnft, sehr werthrillen Trost : von eben jener Linie aus ist das Arad- Hermannstädter Projekt bestens , mit allem Eifer unterstüßt worden — wie steht es aber troß ,alledem heute damit ? Um auf die Eingangs erwähnte Korrespon­denz zurüc­­zukommen, wird In verselben die Frage aufgeworfen, ob­ die Dinsgarantie nach einem angenommenen Baukapital, nach der Meile oder nach von effektiven Baufosten bemessen­ wer­­den solle. . So viel man hört, dürfte sich das siebenbürgisch­­ungarische Bahnsomite für­­­iie erstere Modalität , nämlich für Die. nach einem angenommenen Baukapitale, aussprec­hen, weil hiebei der Staat in der günstigen Lage ist, von vorn­­herein­ festzustellen,­ wie viel er im äußersten­ Falle zur Un­­terftügung der Bahn leisten will, und weil andererseits­­ durch einen solchen Modus die Unternehmung auch zur Sparsam­­keit verhalten wird. Die V­erdammnng über das Miinisterium Diamaresk hat Niemand so Scharf und strenge ausgesprochen wie Droz­fessor Dr. Gneist in der Abgeordnetenfisiung vom 29. 9. Der ausgezeichnete­ Berfafser des bekannten Werkes , „Die Verfassung Englands”, begann : Die Erklärungen des Ministers des Innern und des Minister­­präsidenten legen die tiefe Kluft Deutlich bloß, welche zwischen d­ieser Regierung und dem Lande und seinen heiligsten Rechten liegt. Danach werden Sie mir vielleicht glauben, , wenn ddr sage :Unser Staat hat eine Ber­affung und öffentliches Recht, unsere Staats­­regierung hat aber verloren das Unterscheidungsvermögen z­wischen Recht und Unrecht (Bravo !). So weit sind wir einander entfrem­­det, daß Wir eine fremde Sprache sprechen in diesem Kreise, Wir reden zu ihnen von den Einrichtungen des Staats, von Dem Ber Die Verfassungstheorie des Herrn 9. Bismarc beruht auf der Gewissenhaftigkeit der acht Männer, welche die Portefeuiffes übernehmen. Nun, wir haben im Laufe eines Jahres 13 Meintöter gehabt, augensehetnlich, weil ihre Auffassungen deffer, was Berfaf­­sung sei, sich nicht entsprachen. Wann werden die legten 8 gefun­­den sein, die die wahre preußische Verfassung finden ?. Lauft denn Alles zusammen auf die persönliche Meinung und Webterzeugung der­ach Berren ? Ist die Ernstung der Verfassung und des Landes davon abhängig ? Offenbar hat das Ministerium das Ungeheure solcher Verant­wortlichkeit gefühlt, und um Piefe zu mindern, fth Durch die Person des Königs gedecht. (Sehr wahr.) ‚Sie wollen nicht mehr die Berfaffung Bismarc-Schönhausen, repräsentiren, sie sind die persönlichen Träger St. Majestät des Königs. Früher ha­­ben die Minister selbst ihre Person eingefegt und Alles gethan, um den König zu flngen, damit nicht jeder Streit fi verwandte in einen persönlichen Streit zwiischen dem König und seinem Lande. Sept wird von den Ministern der Streit buchstäblich geleitet auf die Bard­e „für den König oder gegen Ihn." Sie haben den König, den erhabenen Träger der Krone Friedrichs des Grafen, in Die Lage gebracht, daß im Lande abgestimmt wird Über die Berfassung, das man zählt, wer für den König ist und wer gegen ihn (hört, hört). Das ist der sehlechteste Dienst, den man einem König erzeu­gen kann (lebhafter Beifall). Iit denn mit dieser seltsamen u fon im Lande ein Buchstabe geändert an unserer beschm­orenen DBer­­faffung . Die Minister erinnern wohl daran, das auch sie den Berfaffungseid geleistet, Dasjenige, was wir in unserm richterlichen Beruf hundertmal denen sagen müssen,, die wir auffor­­dern, die Hand zum Eide zu erheben, gilt auch für Sie: „Du schwörft diesen Eid nicht in Deinem Sinne und deinem Bei­­stande, sondern im Sinne derer, die diesen Eid gefegt haben, Du sehwörft ihn, wie die vor Dir und die nach Dir; Du­­chworf den Berfaffungseid, so wie d­ie ihn verstanden haben, für die die Berfassung das gegenseitige Band ist der Treue, des Rechts und der Pflicht” (Bravo !). Es gibt keine Gewalt der Erde, die selbst den König von diesem Eide entbinden künne. Die königliche Ehre und das Gewissen des Königs ist. verpfändet für diesen Eid (Bravo). Der Artikel der Berfaffungsurkunde, um den es sich hier handelt, ist seine Erfindung der preußischen Berfaffung : jeder Arti­­kel, jedes Wort der Berfaffung, hervorgegangen aus den Erfahrun­­gen von Jahrzehnten, ist ein Stück europäischer Geschichte; jeder Sat erzählt, wie durch diese Friedensformel endlich ein Schuß ge­­wonnen worden gegen die Niedergriffe des Absolutismus. — Wenn die Staatsregierung nicht ihre Hersünliche Wil für dem entgegenfegen will, können Sie (zu den Ministern gewendet) nicht anders verfah­­ren wie ein legitimer Monarch, Fragen Sie wag dem Recht! aber bios persönlichen Versicherungen unter dem Schuge des Mini­sterportefeutiles, dem beugt das Land sein gutes Recht nicht. (Bei­­fall.) Unsere Beschwerde ist, daß die Räthe Sr. Majestät dem Kör­nige nicht gesagt haben, daß ihre Auffasung im Widerspruch steht mit dem Rechte des Landes, im Widerspruch mit dem Rechts« bewußtsein ganz Europa’s, Ein treuer Diener mußte dem Könige sagen : Das ií ein Kampf, den sein Monarch der Erde gewinnen ann, ein Kampf, in dem Napoleon der Große an der Sorge seiner kriegsgeübten Generale unterlegen ff. Das ist Die Tendenz unse­­rer Beschwerde, Welch’ andrer Weg bleibt ung übrig ! Kein Mensch in Europa wird darin: Die Spur einer parlamentarischen Regierung erblidhen, ‚aber die Erklärungen der Minister — und ich bitte Akt zu nehmen von jedem ihrer Worte — beweisen, daß es sich um eine Kabine­ttregierung handelt. Die Parole „ob Parlamentarische Regierung , ob Königliches Regiment“ ist sehr gut ausgewacht von einem Parteiführer, aber Leider ist sie nicht wahr, es handelt sich um Kabinetsregierung ob der Berfaffung (Bravo). Diese Parole wird besser verstanden werden, weil je wahr ist. (Bravo !) Wir haben ebenso gut nach unserm Gewissen zu handeln, wie die Minister ; wir brauchen uns aber nicht nach Konstitutionellen Theorien umzugehen ; wir halten uns an unsere eigene Geschichte. Ich erinnere Sie an den bekannten Tal des Müller Arnold , wo der große König einen Fehltritt beging, dem wir unsere späteren Gefegbücer verdanken. In dem damaligen Beamtenthyum, Deren Söhne und Nachfolger Sie hier vor Ihnen sehen,,­­fand sich der Muth, dem Könige zu sagen , bis hierher dit Recht und von da ab ist Unrecht. Die deutsche Sprache hat kein anderes Wort für Ber­­faffungsbruch als Unrecht, Und weil die jetigen Minister nur, die Befehle des Königs ausführen zu sollen meinen, derıim hat sich ver­­doppelt die Pflicht der Männer , die das Recht fennen, dem Rei­nige zu sagen, wo das Recht und wo das Unrecht, und weil wir vom tande gewählt sind zu seiner­ Vertretung, darum sind wir um so mehr berufen, Sr. Majestät zu sagen, ehrerbietigst aber entfehie­­den, daß Sr. Majestät erhabene Richte vom­ Gefege verliehen sind, aber nigt diejenigen Rechte, die der Ministerpräsident vor­­gestern in seinem Programme aufgeführt‘ hat (Beifall). So­lange es deutsches Verfassungsrecht gibt, hat­ es deuts den fan DES BETTETS NUR sugek­ampen. Das Wertspritzwerte liegt in seiner Person zgufetn bud Kabinett­befehl befehlen zu wollen, was Recht und was Unrecht, Unsere Militärverfassung ist von allen Grundlagen der Berfaffung die am theuersten erworbene, rechtmäßigste ; die Krone hat den höchsten Be­fehl, tt der höchste Träger des Geieges der Armee, aber die Ber­­­­­­nee) Der menschliche uf. 4 Wir leben im Karneval. Der Berstand ist auf Fe­rienreifen, und der Fuß tritt die Herrschaft an. Man nehme es und Deshalb nicht. übel, went. wir. nach . Sournalistenmweife nach dem. ‚Stoffe greifen, "der auf der Oberfläche der Lagesges­­chichte schwimmt. "Die menschliche Gestalt nimmt beim Fuße ihren Anfang, und die tiefen Denker der modernen Alane­r­­philosophie, welche so ‚gerne ,jedem Gegenstande auf den Grund zu kommen suchen, menden deshalb In Faust’schem Erkenntnis­­dränge mit Vorliebe dem Fuße ihre Betrachtungen zu, beson­­ders wenn der Gegenstand des Studirens der ibenen Hälfte des menschlichen Geschlechtes angehört: Es gibt Tage, welche diesem Studium vor Anderen günsig sind, und zur Ehre un­serer Straßenreinigungskommission sei es gesagt, da sie bestrebt ist, diese Tage nach Möglichkeit zu verlängern, wenn sich ein­­mal Regen und Staub auf unserem Pflaster in inniger Umar­­mung umschlingen, so gedenkt wahrlich bet ung Niemand daran, diesen Schönen Bund zu stören. Dag der Fuß, welchen man mit einigem­ Rechte den Trä­­ger des Menschengeschlechtes nennen Tann, im Leben und in der Gefichte eine­ wichtige Rolle spielt, braucht wohl nicht erst be­­iwiesen zu werden. Von der Tänzerin im Palaste des mazedo­­nischen Alexandere, bis zu Lola Montez’ diplomatischen Debuts in der Saarstadt, ehe sich eine, ganze­ Reihe, welthistorischer Pirometten anführen. Es ist daher nur Recht und Billigkeit, wenn die Literatur einem so bedeutungsvollen Faktor die ge­bührende Beachtung sehenst, wie dies in einem dieser Tage ‚er­ Schienenen Verkchen von Dr. Günther geschehen ist. *) Das uns vorliegende Buch ist, indes Feineewegs das erste Werk Dieser Art Der Fuß hat, wie uns Dr. Günther be­­gehrt, seine eigene, Literatur... Im Jahre 1733­ schrieben B. Balduinus und 3. Nigronus über die Schuhe der Alten, und wir sehen daraus, dag man in der­­ grauen Zeit der Geschichte über das Kapitel der Fußbekleidung viel praktischer gedacht hat,w­ie heute,obgleich auch damals schon häu­sige Klagen über nicht passende Schuhe angestimmt werden.So gib­indinig schon den Damen die Vorschrift­ der Schu­h dürfe nicht zu groß sein,damit der Fuß nicht darin schwimme me o vagus in laxa pestihipellenatey und­ Horatius sagt:went der­ Schuh zu weit sei,so trete man leicht fehl,während er bei zu großer Engedrü­cke.Der erste,­welcher speziell über die Art,eine Schuhe und Stiefeln gemacht werden sollen,gesch­­rieben hat, ist der bekannte Anatom und Wundarzt, Peter Camper, Profesor zu Franefer in Holland. Seine Schrift wurde 1783 ins Deutsche überlegt. In England schrieb James Donvie, der­ 64 Jahre lang das Schuhmakerhandwerk betrieb, einen Auffaß, s­elder eine auf anatomischen Grundlagen beruhende Reform der Fußbefleidung zum Zmede hat. (The foot and its covering.) Der wichtigste Vorschlag Davie's geht dahin, statt der festen, biegsame Sohlen, der elastisches in der Mitte an­­gebrachtes Leder zu­ verfertigen. Doch der Schmerzensschrei des in feiner unwah­rlichen Hülle eingeflemmten Fußes war bisher noch stete erfolglos verhallt , und die Hühneraugenoperateure haben allen Grund fi­nn’s Fäustchen zu lachen. Daß der Stiefel in seiner­­ heu­­tigen Organisation für den Fuß mehr eine Last als ein Vor­­theil ft, dies bemweift ein Auffall in dem, von Didens heraus­­gegebenen all the year round, es wird in demselben erzählt, tag die Soldaten eines schottischen Regiments, als sie den Feind angreifen sollten , ihre Stiefeln auezogen,, und barfuß vorwarts drangen, ferner, daß die indischen Soldaten auf dem Marsche gewöhnlich ihre Stiefeln auf den Slinten tragen. Aber auch die Schönheit des Beines geht unter der Wirkung der unpaffenden Belieivung in die Brüche, und die Maler haben alle Mühe, wenn sie das Modell eines schönen und regelmäßig gebauten Fußes suchen. Wenn man die Fußbekleidung der verschiedenen Zeiten vergleicht, so findet man, daß die Form derselben bei den Alten fi, ganz nach der des Fußes richtete, und nit nur die an­gemessenste, sondern auch die schönste war. Im Mittelalter je­­doch nahm die Fußbefleivung jenen unnatürlichen Charakter an, den sie noch heute beibehält. Nicht ohne Interesse ist ein kur­zer bhistorischer Rückblick, dem wir in der Schrift des Herrn Günther begegnen : Die Griechen und Römer trieben großen Lurus mit ihren Sandalen und Schuhen, besonders aber in den mit Sil­­ber und Gold verzierten Riemen,­­womit diese befestget waren. Dabei m wu­rden­ verschiedene Zierrathen, Knöpfe, Wappen und vergleichen angebracht.­­ Stets aber entsprachen die Schuhe den Umrisfen der Füße. Die verschiedenen Formen wurden gew­wöhnlich nach dem benannt, der sie ziert trug Da man in den Schauspielen der Alten die wohlt­ätige Einrichtung der Komsodienzettel nch nicht kannte, so trugen die Götter und Helden, um sich bei den Zufgauern als sole kenntlich zu ma­­chen, Schuhe mit sehr Hohen Abfügen oder sehr diten Sohlen (cothurni). Dieser Gebrauch wurde sehr bald von Frauen nachgeahmt,, besonders von solchen , welche die Nachtheile einer zu Heinen Stativ ausgleichen wollten. — Zu den Zeiten Lud­­­wigs XII. von Stankreich bestand die Fußverleihung der­ Hof­­leute aus einer Art Sandalen oder, Pantoffeln, welche mit Pelzwerk belebt waren.­­ Bon : Frankreich gingen auch Die langen Schuhschnäbel (4 la Poulaine) aus. Nach und nach wurden die Schnäbel der Schuhe länger und länger, bis sie bei vornehmen Herren die Ausdehnung von 2 Fuß erreichten. An die Soigen dieser Schnäbel heftete man silberne und goldene Kett­­­en, mittelst welcher die umgeflappten Spiken unterhalb des Knies festgebunden wurden, bisweilen nähte man auch Glöcchen und Echellen daran. Der Schuhschnabel wurde oft mit be­­malten oder eingelegten Figuren beseßt. Man tung­­an­ dent einen Dein einen rothen, an dem anderen­ einen­ blauen Schuh. Als Leopold von Oesterreich 1386 zu Fuß gegen die Schweizer bei Sempach kampfen wollte, wurden die Nitter so sehr von diesen Schnäbeln gehindert, daß sie Dieselben abbauen mußten. Die Eihnabelschuhe dauerten vom Ende des­ 14. .bis in­ das 16. Jahrhundert, und als der Unsinn sehr überhand genom­­men hatte, erließen Neidstage und Magistrate Verbote dagegen. Unter Karl V. wurden sie bei 10 fl. Strafe untersagt. Die Geistlichen sprachen von der Kanzel ihren Zlud gegen die un­­förmliche Fußbekleidung aus, und erklärten dieselbe für ein Machwert des Teufels. Die Vornehmen fügten si zwar nach und nach, allein Die Handwertsbursihen, melde an Dem, einen Fuß einen schwarzen und an dem anderen einen rothen Schuh zu tragen pflegten, widerfe­gten sich den Verboten längere Zeit. An die Stelle der Schnabelschuhe trat indes nichts Besseres, sie wurden vielmehr von plumpen und unförmlichen Schuhen ab­­gelöst, welche man Ochsenmaul, Bärentape, Entenschnabel u. s. w. nannte. Es später die Pluderhosen aufkamen, zu denen man mitunter 200 Ellen Zeug verbrauchte,, versah man die Schuhe mit Schliten und Puffen, Stiderei und Zierrathen, und brachte bei den Plüshshhuhen oft noch Hörner an. Auch hier­gegen eiferten Polizei und Geistlichkeit. — Mit dem 17. Jahr­­hundert kamen die hohen Abläge auf. Unter­ den sehmarzen Schuh febte man einen zollhohen rothen , hölzernen oder mit Feder überzogenen Abfall, der nicht unter der Hade, sondern unter der Höhlung des Fußes fand. Im der französischen Re­­solution wu­rde Die Fußbefleivung wieder natürlicher. Daß wir aber auch heute noch von der Musterorganisa­­tion des Schuhmerses weit entfernt sind , ist eine ausgemachte Lache, und Herr Dr. Günther agitirt für die Emanzipation der Füße mit rühmlichem Eifer. Er wendet sich zuerst an die ehr­­same Gilde der Schuhmacher, und um sie seinen F­eden, ge­­­hmeidig zu machen, führt er die großen Männer an. Die aus dieser ennen Zunft hervorgegangen, von dem Schuhmacher Sie­mon zu Athen, dem intimen Freunde des Sokrates und Perik fles, bie zu dem philosophischen Schuster in Dresden, bei mel­­chem Göthe als Student gewohnt. Herr Günther sieht aber zugleich ein, daß die Schuhmacher, die doch des leben Brodes willen die Aufträge ihrer Kundschaften erfüllen müssen, für si allein die Reform der Sußbekleidung nicht vollführen künnen ; er wendet sich deshalb an die tonangebenden Heroen der Mode als die Geeignetsten, welche mit der Umkehr zum Naturgemä­­sen anfangen könnten. Er führt für die Nothiwendigkeit einer solchen Umkehr die verschiedenen Arten von Plattfüßen an, und die Legion von Leibbornen, die „unserer Schuhe Erbtheil” sind. Man möge nicht einmenden,, Daß ein nach den Umriffen des Beines angefertigter Schuh oder Stiefel nicht schön aussehe ; denn der Geschmach in solchen Dingen sei dem Wechsel unter­­worfen. Man denke an die langen Taillen,, an die Schön­­pflästerchen u. s. w., die zu ihrer Zeit außerordentlich, gefallen, und die fest Niemand mehr fon findet. Die Fußbefletzung selbst ist, wie mir oben gesehen haben , den­ mannigfachsten BWandelungen des Geschmaches unterworfen ge­wesen, — " *) eber den Bau des menschlichen Tyßes und heffen zweetmäßigste Befleibung von Dr. G. B. Günther, Professor der Chirurgie in Leipzig, Leipzig und Heidelberg E. I. TB. Binterfähe Verlagshandlung,

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