Pester Lloyd, Februar 1863 (Jahrgang 10, nr. 26-48)

1863-02-26 / nr. 46

Branumerationsbureen. Mir ersuchen unsere geehrten Herren Po­st-Pränumeranten, deren Pränumeration mit Ende Feber Die Pränumerationen spät einlaufen, leicht ohne unser. Berfhulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Pränumerationspreise sind, mit Postversendung : zehnmonatlich 16 fl. TO Er., monatlich 1 fl. 70 Er. Die Beiträge sind in transiscten Briefen einzusenden an das abläuft , ihr Abonnement je zeitiger erneuern siebenmonatlich 11 fl. 70 Er., viermonatlich 6 fl. zu wollen, 70 Er. indem sonft, wenn , dreimonatlich 5 fl., SZ HEN RT Dep mn­es Zur Tagesgeschichte, Mefz, 25. Feber. Der preußische Botschafter in Paris, Graf v. d. Golg, hatte am legten Freitag eine Privataudenz beim Kaiser ; am Samstag erfichren ver ‚‚Constitutionnel”-Artikel gegen Preußen. In dieser Audiíenz sowohl als auch in der Unterredung , die Graf v. 9. Glos mit Herrn Droum de Lhuys hatte, scheint es ihm also nicht gelungen zu sein, die Heberzeugung beizubringen , daß die zwischen Preußen und Rußland abgeschlossene Konvention ‚rein militärischer Naz­tur" sei, einfach dazu bestimmt, die Grenzen beider Länder sicher zu stellen. Ueber die eigentlichen Pläne des Kaisers vernimmt man nichts Bestimmtes. Nachrichten aus London lauten dahin, daß die englisch­en Staatsmänner nichts weniger als geneigt seien, die plöglich ermachte Leidenschaft der französischen Regierung für Polen zu theilen, und mag sie si fest der polnischen Bewegung gegenüber eben so nüchtern und zurückhaltend zeigen, wie das Pariser Kabinet bis vor Kurzem sich gezeigt hat. Graf Ruffell soll Herrn v. Gros ganz deutlich zu verstehen gegeben haben, dag Eng­­land jeden Schritt zu vermeiden entschlossen sei, der aus den Grenzen diplomatischer Einwirfung herausführen könnte. Zu dieser Zurückhaltung waren die englischen Staatsmänner durch­ die hervortretenden Absichten Frankreichs gebracht worden, ein Beobachtungsforpd am Rhein aufzustellen, im Falle als die Vorstellungen der­ beiden Kabinete von Lon­don und Paris ohne Erfolg blieben. Auch hatten sie Kennt­­niß erlangt von Unterhandlungen zwischen den Regierungen von Frankreich und Schweden, die sich auf die Eventualität bezogen, welche aus einer Weigerung Preußens hervorgehen konnte, den englisch-frangösischen Vorstellungen Rechnung zu tragen. Ob es nun der Rückmirtung der Kälte Englands oder sonst einer Ursache zuzuschreiben ist, genug, die Pariser Berichte sind heute viel weniger polnisch gefärbt, als in den legten Tagen. Der „Konstitutionnel” vom 23. mußte „die übertriebenen Besorgnisse, welche die Blätter über die Konvention erregt haben“, zerstreuen, und der Abgang von Noten nach Berlin und Petersburg wird jegt vw­iderrufen. Die französischen Gesandten in diesen Hauptstädten hätten blos den Auftrag erhalten, den Herren ». Bismard und Sortschatoff die Ansichten des französischen Kabinets münd- Hch auszusprechen. Den von und gestern bereits erwähnten Artikel der „France” Lassen wir hier folgen : Im Augenblicke, wo Italien sich beruhigt , steht Polen auf, und Rußland und­ Preußen vereinigen si durch eine Konvention, welche der Keim einer politischen Allianz ist. Stanfreich und Enge­land nähern sich an­einander und ziehen Desterreich zu sich heran. Ein unverfochtes Polen sei nicht mehr möglich , wenn Preußen eine Berfaffung habe, wenn Desterreich seine konstitutionellen Einrichtun­­gen mit so viel Voraussicht entwickelt wenn Rußland selbst weise Reformen vorbereitet. Der Artikel konstatirt, daß Rußland das Gye­stem der Konzessionen in Polen inaugurirt habe; unglücklicherweise war die Rekrutirung die Klippe dieser Wiederverführung. Gegen­­wärtig hat der Kampf begonnen und die Frage iit vor die öffent­­lie Meinung und die Diplomatie gebracht. Der Artikel prüft so­­dann, ob aus dieser Sachlage ein Krieg entstehen werde. Die Annahme eines Programms bezüglich der Wiederherstel­­lung Polens wäre der Krieg. Fraakreich könnte seinen Krieg in Italien für seine eigenen Interessen führen, welche gegenwärtig befriedigt sind, m­iesigen Augenblicke habe Frantreich den Frieden nöthig für seine Entwicklung im Innern, Frantreich wird also durch seine Initiative seinen Krieg veranlassen. Seine Macht ist groß genug, aber es wird dieselbe nicht verringern hassen. Es tst also im Namen der Humani­­tät, daß Frankreich einem Souverän, den es ehrt, Rathschläge er­­heilen­­ kann. Ohne Zweifel ist die Konvention zwischen Rußland und Preußen gewichtig, bedauernswerth, unklug ; allein diese Kon­­vertion darf nicht als eine Schranke angefehben werden, welche Europa in zwei Hälften zerschneidet. Wenn Branfreidh einen Vor­­wand für die Verwirrung suchte, die Konvention würde diesen schon gebildet haben. Durch die Konvention haben Rußland und Preußen Fragen erhoben, welche man nicht hätte anführen sollen. Die Ini­­tiative der beiden Mächte hat nicht unsern Ehrgeiz gewedt, aber sie gibt uns mehr Autorität, das Gerechte und Nothwendige zu pvert betdigen. Die Bemühung unserer Diplomatie muß ich über diesen Z­wischenfall erheben und dieser Frage auf den Grund gelangen. Stantreich kann Ruslandp undtrat den, V Polen seinen Unabh­än­­gigkett wiederzugeben, aber egtannutbmra tben,diesem Freiheit zu geben. Damit Polen seine Rechte wiederfinde, welche die OBerträne ihm sichern, genügt, daß die Regierungen es­ wollen. Der Artikel erinnert an die Verträge von 1815, welche das Königreich Polen und die freie Stadt Krakau konstituirten; er konstatirt, daß Europa die durch die Revolution des Jahres 1831 geschaffene Situation nie­­mals anerkannt habe. Ohne Zweifel seien die Polen des Herzog­­thums Warschau ruffische Unterthanen s; indessen stipulirt der Ver­­trag vom 9. Juni 1815 Garantien zu Gunsten der ruffischen Un­­terthanen, welche durch die kontraherenden Theile immer zurückge­­fordert werden können. Indem der Artikel sodann das Recht der Moral in Betracht zieht, gibt er Rußland den Rath, auf die Prinzipien des Wiener Kongresses zurück­­zukommen, indem er ein freies Polen­­ wiederherstelle, welches ihm den Gehorsam biefer tapfern Race zurückbringen würde, deren Unterdrückung das Unabhängigkeitsgefühl bis zum einigen Haffe reizen würde. Der Artikel schließt , Indem er sagt, die Meinung der Diplomatie der freien Länder erwarte dies von Rußland. Es sei dies eine Berufung an seine Klugheit, an seine Gerechtigkeit. Der Artikel dritt das Vertrauen aus, Rußland, welches seit eini­­ger Zeit eine so erleuchtete Politik befolge, werde dies thun. “ Die Nachrichten von einer beabsichtigten Intervention zu Gunsten der Polen werden von vielen selbst mit ziemli­­cher Gleichgiltigkeit aufgenommen, weil eben die Geschichte dieser Nation allzu viele Enttäuschungen aufzuweisen hat, als das man noch geeignet wäre, auf diplomatische Noten und Worte Hoffnungen zu legen. P. Wien, 24. Seber, Der Zmift mit der Natio­­nalbanf scheint vollommen beigelegt, Se. Erzellenz vor Herr Hoffanzler hat der Banfdirestion ín einer kurzen Note Kenntnis von dem an die ungarischen Gerichte erlasse­­nen Ru­pfehreiben gegeben und die Bank hat — schon um einige Tage früher, — einem ungarischen Gutebefiger einen neuen Kredit im Betrage von 180.000 fl. gewährt. Bank­­notabilitäten führen dieses Faktum als Beweis an, dag die Banf seinen Beschluß gefaßt habe, welcher „prinzipiell“ dahin ging dem ungarischen Grundbefiß den Kredit zu ver­sagen. Wir wollen die Sache nicht weiter untersuchen. Es genügt und, daß der wir beigelegt is. Nicht umhin können wir jedoch, bei dieser Gelegenheit einige Bemerkungen über die Haltung unserer zentra­­lHsischen Spurmale zu machen. Die legten Tage waren sehr bewegt. Es fehmwebte der Streit mit der Bant, man sprach sehr von den Herren aus Klausenburg, die si hier aufhielten, und hinter den Koulisten 308 eine ernste Krise heran. Und wie verhielt sie in diesen ernsten Mo­­menten die zentralistische Journalistit ? Sie schoß Pfeile gegen unseren Kredit ab; sie schleuderte Die ungerechterten Borz­würfe gegen die ungarische Hofkanzlei, und als man der zen­­tralistischen Journalistis nac­­wies, daß sie Unrecht habe den ungarischen Kredit anzutasten, da hatte sie sein Wort vor Berichtigung. Als die Verleumdungen in glängender Weise widerlegt wurden, da fand sie nicht Raum für eine Zeile, welche eine amende honorable enthielte. Und als sie erz­­ennen mußte, daß hinter der Koultfe wirklich ernste Szenen spielen, da hatte sie seinen Laut zu Gunsten der Verführung und Verständigung ! Eine höchst ehrenmwerthe Ausnahme im Lager der zentra­­listischen Journalistik machte die „Pfesse”, die, wenn sie auch ihre Partei nicht verläßt, es doch mit Taft und Geist ver­­meidet, durch Persönlichkeiten und Bitterfetzen aller Art Del­in’8 Feuer zu gießen. Der Grund vieser Haltung ist einfach darin zu suchen, daß die „Pfesfe“ nicht im Dienste einer Kotterie steht, sondern wirklich der Anspruch der diesseitigen öffentlichen Meinung ist,welche ebenso sehnlich und aufrich­­tig wie wir einem­ Ausgleich wünscht­s darin ferner,daß die»Presse«wirklich liberal ist und es wohlfühlt,daß der Sieg freiheitlicher Ideen nichts weniger als gesichert ist,so lange nicht die Liberalen dies-und jenseits der Leitha sich die Hände reichen.Auf diese Verständigung wollen wir aber mit aller Zuversicht hoffen,solange das einzige bedeutsame Organ der zentralistischen Partei Scharfsicht genug hat,um, über das Chaos des Tages hinausblickend,den letzten End­­zweck im Auge zu behalten. Laien,24.Feber.Sie haben jü­ngst gemeldet, daß die Mitglieder der Banalkonferenz sich bezüglich des kroatischen Bodenkreditinstitutes mit geringem Erfolge an die österreichische Nationalbank gewen­­det haben.Die Bodenkreditangelegenheiten nehmen im Au­­genblide eine so große Aufmerksamkeit in Ungarn in An­­spruch, daß Ihnen einige Details in Dieser Richtung will­­kommen sein dürften. Ich habe Ihnen vor einigen Wochen eine Darstellung nach den Ausweisen der Nationalbanf ge­liefert, aus welcher ersichtlich war, daß die Hypothesarabthei­­lung der Nationalbanf nur dem großen Grundbefiß zu Gute kommt, und daß namentlich der Frontische Grundthesis sowohl wegen der geringen Höhe der gesammten Darlehens­­summe, als auch wegen der Bertheilung derselben auf sehr wenige Darlehensnehmer den verhältnismäßig schmächsten An­­theil an ihren Vortheilen habe. Das ist bezüglich der Hy­­pothesarabtheilung vollkommen richtig. Aber, ich werde an­­läglich der Eingangs berührten Mittheilung aufmerksam ge­macht, dag die Nationalbank gerade Dem Ffl einen kroatischen Grundthefi­ eine nicht unbedeutende Summe zur Verfügung gestellt hat. Dieselbe hat nämlich für Kroatien einen Kre­­dit von 200.000 fl. zu dem Ziviwede eröffnet, waß die Summe in fle­inen Darlehen an die Grunpbefiger vergeben werde. Wenn ich nicht irre, hat damals der froa­­tische Landesfond der Bank gegenüber die Garantie für die freditirte Summe von 200,000 fl. übernommen. Diese Summe wurde auch wirklich an die Fleinen Grundbesiger in Darlehen unter 5000 fl., und zwar theilweise sogar in Darlehensbeträgen von blos einigen hundert Gulden gegen Hypothes ausgeliehen. Diese Darlehen wurden nicht wie die Darlehen der Hypothesarabtheilung der Nationalbank in Pfandbriefen, sondern in Banfnoten gegeben und dieselben sind noch fest aushaftend. Diese Darlehen, als nicht statuten­­mäßige, erscheinen nicht in den Aus­weisen der Hypothesar­­abtheilung, sondern dürften in den Banfausweisen in der Nuchrift „Vorschüffe bei den Filial - Leihanstalten” enthal­­ten sein. Als es sich nunmehr um Gründung und Fundirung einer kroatischen Bodenkreditanstalt handelte,nahm man jene frühere Kreditgewährung der Nationalbank zum Ausgangs­­punkte und es wurde von kroatischer Seite das Ansuchen an die Nationalbank gestellt,den früher gewährten Kredit zu erhöhen und zwar, wenn ich nicht irre, auf 400,000 fl. oder 500,000 fl. und zu dem gleichen Uuwede, nämlich zur Ver­­wendung dieser Mehrsumme zu Darlehen für den Grund» befis. Diesem Ansuchen hat die Nationalbank nicht ent­­sprochen und hat ihm nicht entsprechen künnen. Die neuen Statuten, deren genaue Einhaltung strenge Pflicht der Nationalbank ist, hindern sie daran. Sie kann einen derartigen Kredit nicht nur nicht erhöhen, sondern muß vielmehr darauf bedacht sein, nach der Möglichkeit, mit welcher es die beste­­henden Verpflichtungen gestatten, alle ihre Geschäfte den Sta­­tuten konform einzurichten. Die Statuten (§. 20) gestatten aber seine anderen als Eöfompte-, Lombard-, Giros, Anz­weilungs- und Kommissionsgeschäfte, die Einlösung verfal­­lener Grundentlastungsfoupons, Anlauf von Gold und Sil­­ber und Devisen , und das auf den früheren Anordnungen beruhende Hypothekargeschäft, welches aber an die Minimal­­grenze von 5000 fl. und die anderen statutenmäßigen Bedin­­gungen gebunden ist. Man hat sich Frontischerseits wie auch Sie berichtet haben, in Folge dieser wohlmotivirten Abwerfung an die un­garische Bodenfrevitanstalt gewendet, von welcher ich nicht weiß, ob auch sie dur die Statuten gehemmt ist, den Wüns­­chen der Kroaten zu entsprechen. P. Bufureft, 13. Feber. Meine Vermuthung bestä­­tigt sich vollkommen. Die erste Síbung , welche die neue Aorshkommission gestern hielt , brachte die Angelegenheit be­­reite dehin, daß eine Rcceptirung des Panischen Adressentwurfes Seitens der Kommission sicher bevorsteht %. Und was dies zu bedeuten hat, glaube ich, können Sie bereite ermessen,, da Sie den Wortlaut jenes Entwurfes in Händen haben. Man muß Herrn Panu, dessen literarische Arbeit ver Aoregentwurf ist, volle, Anerkennung zolfen. Er wußte es ganz vortrefflich, alle die Aufragen, die seit Jahr und Tag gegen Couza’s Herrschaft im Sch­wunge sind, mit­einander zu verfetzen und sie so folleftiv „Seiner Hoheit” entgegenzuschleudern. Die Lage Conzos ist hoch peinlich. Was sol­ler arme Mann machen? Er weiß es recht gut, daß er sehlecht regiert ; aber dagegen weiß wieder Ledermann, daß er, um gut zu regieren, sich über alle die Schranfen und Feffeln hätte hinausfegen müssen, welche, für wohl die suzeräne Pforte als die garantirenden Schugmächte um ihn gezogen haben. Er wollte, durfte er nicht mit der Norte, mit Sesterreich, England, Rußland u. dgl. verder­­ben, denn in diesen Mächten hatte er eben, rebus sic stan­­tibus, für seine Regierung mehr Halt als in der Kammer, die bis zu diesem Augenblicke lediglich ein unfruchtbares Parteienspiel verbot. — Die bisherige Opposition, welche bloß aus den 12 Abgeordneten der liberalen Linien bestand, ist dur­ die circa 60 Abgeordneten der Bojarenpartei, welche allein sehen die Majorität der Kammer repräsentiren, ver­­stärkt worden. Es ist an diese 72 Abgeordnete ein Opposi­­tionsgeist gefahren, wer seine Schranfe rennt, und dem Uebel ein rücksichtsloses­ Ende bereiten will. Möglich, daß Bouza durch Entlassung der gegenwärtigen Minister die Krise einigermaßen beschwören künnte; allein er glaubt, daß es ihnen noch gelingen wird, ihm Die ungefügig gewordene Kammer vom Halse zu schaffen. Iinfer Agent in Konsantinopel, Her Negri, hat die Aufgabe, der Pforte und nebenbei auch den Gesandten der Großmächte begreiflich zu machen, daß das gegenwärtige Wahlgefeß höchst - ladenhaft sei und durch ein neues erlebt werden müsse. Couza hofft von der Gefälligkeit der Pforte Alles und darum Heß er auch bei derselben in der royalsten Weise für den in Angelegenheit der­serblichen Waffensendung begangenen Schni­­ber um Entschuldigung bitten. Nur ein neues Wahlgefes könnte dem Fürsten aus der Klemme helfen. Denn wenn die gegenwärtige Kammer aufgelöst wird, so müssen augen­­blicklich die Wahlen mit aller Beschleunigung ausgeschrieben werden, um die Kammer zur Bugelberathung wieder­ bei­­sommen zu haben, da nach der Pariser Konvention Steuern, welche von der Kammer nicht gutgehelfen­­ wurden, meder ausgeschrieben noch eingehoben werden dürfen. *) Dieselbe ist bereits erfolgt. Anm. b. Red.­ j mm un mals ERDE UNE SENT NNEKENTETER RAR LUET SETS -«-. ,-,.. wann FR. Si ERBEN Ein römisches Grab in Öfen. Heute am 23. Morgens erhielt ich von dem Direktor der Diner Realfule, meinem Freunde , Dr. Guido Schenzl, eine Einladung ,­ an der Aufnahme eines römischen Gra­­bes Theil zu nehmen, welches auf dem Territorium der Dra- Hefden Ziegeleien gelegen ist. Um die bestimmte Stunde, vor 10 Uhr, erschien ich im Bureau der Stadthauptmannschaft in Ofen, wo ich den gestern in Eile aus dem Grabe zusammenge­­lefenen Gegenständen einen flüchtigen Bli widmen konnte. Vor Allem fiel mir ein eisernes , an einen Selpfeffer erinnerndes­­ Gestelle mit bronzenen eichelförmigen Knöpfen auf, das Bruch­­ftnd einer größeren kupfernen Schüffel, eine größere Gierfanne mit seeblättriger Deffnung, beide mit den schönsten lazurfarbi­­gen Pergamentriemchen versehen, mehrere hemdknöpfartige Schmuckfalten, zwei Eichelknöpfe, Shonlampen , eine flache Spange, zwei größere emaillirte, vieredige Platten, ein fei­nerer kupferner Topf, und zahlreiche Bronze- u. Silbermünzen, welche ich in sehr gutem Zustande befinden, und die, die ich im Sluge entnehmen konnte, den Herrscherperioden des Commo­­dus, Probus, Carus, Philippus, Herennia Etruscilla angehör­ten, unter ihnen befindet sich eine blechartige sehr dünne sil­­berne Platte, in deren Mitte in getriebener Arbeit ein Kopf angebracht ist, um meiden ein Sofrates (2), ein Frauentopf und noch andere gruppirt sind. Die getriebene Arbeit gehört zu den schönsten, die ich in dieser Art gesehen. Ich konnte viele Gegenstände nur so Lange betrachten, bis der Wagen angefah­­ren kam, und die Mitglieder der für 11 Uhr anberaumten kommissionellen Untersagung, die Herren Bürgermeister Paulo­­vics, Stadthauptmann Wetrovits, Magistratsbeamter Z Jultug Hohl, Museumkustos Johann Kroy, auf dem Schauplabe erschie­­nen, wo sich bald eine Zuschauermenge von mehreren Tausen­­den versammelte. Das Grab selbst befand sich unter der Lehmschichte,, in der Mitte der sebr bereits nivellirten Niederung in einer Tiefe von 3 Klaftern, fest ist es nur 3 Fuß tiefer als der Erd­­boden, es ist von der nach dem Leopoldifelde führenden Brise etwa 20, von der Landstraße 4 Klaftern entfernt. Die das Grab bewedende Steinplatte fanden mir zerbrochen, das Grab selbst aber leß die Stadtbehörde, die für die Sache viel In­­teresse an den Tag legte, mittelst bewaffneter Posten bewachen. Als das Bohlenwerk, welches das Grab zeitweilig bedeckte, ge­­hoben ward, fel uns die mehr süßliche als östliche Richtung des Grabes auf. Die Köpfe der beiden Gerippe lagen süd­­wärts. Die bei den Köpfen sowohl als bei den Füßen befind­­lichen sentrechten K­alksteine waren unversehrt, jedoch die Ges­­tenblätter waren nach innen, die unteren Bodenblätter Dach­artig nach oben gehoben, und so rollten die Gerippe und Schmuckgegenstände an den Rand des Grabes hinab. Der Kopf und Rinnboden des rechtsgelegenen Gerippes war ganz unver­­sehrt. Die Zähne wiesen auf ein jugendliches Alter hin, der Oberkiefer des Linfas gelegenen Gerippes wurde nicht gefunden, am Unterkiefer waren einige Zähne sehr abgewebt, und ließen ein Individuum im vorgerüdten Alter errab­en. Das Resultat Der mit großer Vorsicht ausgeführten Sorschung war , da in der Brustgegend des rechtegelegenen Gerippes, wo gestern bie Platten und Spangen gefunden wurden, sich heute neuerdings eine schmude Jibula, eine Spange und ein eiserner Ring, zu dem auch der ovale Stein vorhanden ist, ein silberner Löffel in der Größe eines Kaffeelöffels und einige feinere Knöpfe vor­­fanden. Bei den Füßen lagen die verschiebenfartigen Trümmer eines größeren Gefäßes. Der kleinere Topf mit dem Münzen wurde zu den Füßen des linken Gerippes gefunden, In der­ Brustgegend derselben fand sich blos das Brucftuch einer wal­­zenförmigen Röhre vor. Dieser Fund ist sehr interessant, denn Durch die Güte des Hrn, Drafche und unterstüßt durch die Pietät der Herren ,Oberbeamten des Dfner Magistrats, konnte Alles zusammenge­­stellt werden, was ursprünglich in diesem interessanten Grabe enthalten war. Die detaillirte Schilderung der Objekte und die genaue Bestimmung der Zeit, auf welche di­e Gräber zur rückzuführen sind, behalte ich mir für eine andere Gelegenheit vor. Alle diese Objekte werden dieser Tage amtli­chem Na­­tionalmuseum übergeben werden, um dem größeren Publikum als Gegenstand der Betrachtung und des Studiums zu dienen. Hier ist jedenfalls der Umstand hervorzuheben, daß der Eigen­­thümer und die­ Behörde, ji die Hand reichend, die Verschlep­­pung oder Zerstörung des Fundes verhindert haben. Es ist dies ein seltener Fall bei uns, wo die Unmilfenheit oder Hab­­gier­ung unzähligemal der seltönsten Weberbleibsel des Alter­­thums beraubt . Dieselben mit barbarischer Hand beschädigend oder zerstörend , was vermöge des Materials ganz werthlos, aber­ in achäologischer Beziehung für die Wissenschaft einen überaus großen Werth begibht, mich entweder um einen Spott­­preis verkauft, oder es wandert nach dem Auslande. Wir willen es wohl, daß aus der Nachbarschaft Agenten die interessanteren Fundorte unseres Vaterlandes bereifen, was sie nachgraben Taffen, und Alles zusammenlaufen, was der ein­­fältige Landmann nicht rennt und auch nicht zu leben weiß ; zu Hause legen sie dann Sammlungen an, oder sie verkaufen die Gegenstände für theures Geld am Ufer der Seine, oder jenseits des Kanals. Der größte Theil ihrer Schäge kommt aus Pannonien , und bald , wenn bei uns der Borfherbrang erwacht, dann können unsere Gelehrten in der Beine aufsuchen, was bei und an das Tageslicht gelangt war. Unser Nationalmuseum müßte nicht so beschaffen sein, wie es recht ist, wenn die Wissenschaft, mit der Kraft des Vermö­­gens und dem Talente verbunden, diesem Landesinstitute pas­­jenige sichern würde, wozu es als solches berechtigt wäre. Ber­ichten wir Doch, was das 48. Heft der Monatsschrift „Unsere Tage“ vom Jahre 1863 auf Seite 567 sagt. Wir sind Hier (in Dänemark) schon seit langer Zeit so weit, daß der Land­­mann, wenn er einen Archenfrug oder ein Heidengrab findet, dasselbe nicht einmal mit ungesdjidter Hand berührt, sondern bei dem Beamten Meldung erstattet, der sopann intelligente Kunstliebhaber, oder hiezu besonders geeignete Personen entsen­­det, daß sie den Fund funftverständig aufnehmen; der Binder schenft Die Gegenstände entweder dem Füniglichen oder dem Mu­­seum irgend einer Provinz, und es wird entweder als Steuer angenommen, oder nach feinem Metall- oder Kaufwert­e be­­zahlt. In Sachen der Sammlungen sind die Dänen die erste Nation. Die wientelte wir in der Neihe sind, will ich nicht sagen, daß wir aber nicht die lette seien, münsche ich als ein sein Vaterland von treuem Herzen liebender Patriot aufrichtig. Dr. Fortan Römer, Die Phailognomten, dur m welche sich Die Träger der ver­schiedenen Instrumente bemerkbar machen, finden in Oskar Com­­mettant einen­ scharfen Beobachter. In seinem unlängst zu Pa­­ris erschienenen Werke „Musique et Musiciens“ äußert sich dieser Schriftsteller folgendermaßen : „Ein Mensch von Geist grüßt nicht mie ein Schmachtopf, sagte Labrupere, ein Bu­­N; Ta SESWED REFERATE HIER ORDER Musikalische Charakterköpfe. Aus Polen Die heutigen Depeschen wollen von einem fühnen Zuge des Insurgentengenerals Cangierwiecz, der zulest bei Masow stand, gegen die von den Russen defekte wichtige Position von Kielce im Norden wissen, von wo fi Jan­­gierwiez wieder gegen Miechom, dem bei Krakau gelegenen Jeaubeamter hat nicht den Gang eines Ladendieners, sagen wir, und die Manieren eines Violonisten unterscheiden sich in mehr als einem Punkte von denen eines Klarinettisten, Slöti­­sten oder Hornisten. Ich wage sogar hinzuzufügen, dag in dem Gesicht eines jeden der­ verschiedenen Instrumentkategorien an­­gehörenden Künstler bestimmte Charakterzüge liegen, welche seine Verwechslung gestatten. So nimmt man bei den Hornisten etwas Aufgedunsenes im Gesichte wahr, was von der beständi­­gen Anstrengung herkommt, welche die Musiker haben, indem sie ihre Instrument blasen. Alle haben freilich nicht jene aqui­­lonische Phpilognomie, aber es gibt keine Negel ohne Aus­­nahme, und es genügt, daß unsere Wahrnehmung allgemein ist, um richtig zu sein. Doch neben dem physischen Einfluse, wel­­chen die Praxis dieses oder jenes Instrumentes auf den Künstler angibt, gibt es auch einen moralischen, welchen der Gebrauch des Instrumentes auf ihn hervorbringt. Die Hornisten z. B. zeichnen ss vor allen Künstlern des Orchesters, welche zur Kategorie der Blechinstrumente gehören, durch Erziehung und Manieren am meisten aus. Das kommt unbestreitbar von der wesentlich poe­­tischen Natur des Horné und von dem Borrette, in die Sa­­long zugelassen zu werden. Der Künstler folgt dem Zustande seines Instruments und wird zum Weltmann, um mit diesem zu glänzen. Der Charakter des Hornisten nimmt etwas von dem milden Ernste, dem Tänzlichen und phantastischen Cha­­rakter seines Instruments an ; gutmüthig , gefühlvoll und em­­fänglich für die Schönheiten der Natur, liebt der Hornist das Land, die sehartigen Gebüsche und raufe Schluchten. Die zuerst wilden , bald hinsterbenden und vagen Bestrebungen bei Hor­­nisten fehmwinden in seinem Herzen wie der Ton seines Horns, welcher Anfangs voll, in seinen lekten Dezillationen dünftig und unbestimmt, allmälig in dem Ohr des aufmerksamen und entzüdten Zuhörers erlilät. In der Liebe ist der Hornist aus Pflichtgefühl treu, aber von Natur unbeständig. Er träumt beständig von dem Glücke, meldet er nicht erreichen kann ; denn , ah, er weiß selbst nicht, wo er es fliiren soll. Seine Liebe ist eine unglückliche, melche bei allen Frauen entflammt, aber bei Feiner haftet ; sie ist mehr Sache der Einbildung als des Herzens , und der Gegenstand wird zum Speare. Daher bleibt der Hornist , oft verrannt , oft auch betrogen und ge­­täuscht, Gareon , falls ihn nicht Amor , Dieser schlaue Gott, einer verfehmisten Siebenunddreißigerin oder der Witwe eines für das Horn eingenommenen Obersten zum Opfer über­­antwortet. Der Pauk­enschläger ist von mittlerer Größe, von zarter Gesichtsfarbe und galliger, greizbarer Natur ; sein blaffes und bartloses Gesicht zeigt die Einprüde des Nachden­­kens, und in seinem lebhaften, durchdringenden Biic verräth sich eine vage Empfindung der Unruhe: Die Verantwortlichkeit, welche auf ihm im Orchester Iastet, die Verwirrung, welche in gewissen Fällen aus einem falsch angebrachten Pautenschlage entstehen würde, die Unmöglichkeit. Diesen Fehler vor dem Pu­­blikum zu verbergen, die Folgen, melde Derselbe in einem Augenblice nach sich ziehen kann, wo der größte Effekt einer Szene von einer Note abhängt, endlich die angestrengte Auf­­merksamkeit, welche die Leiktü­ze einer Pausenpartie erfordert, wo Die zu zählenden Taste und die verschiedenen Pausen stets sehr häufig sind — das Alles erzeugt bei den Pausenschlägern jene unruhige Physiognomie und jenen fieberhaften Blick, in wel­­cher an ihnen allgemein bekannt is. Da nur allein Musffer die Vorzüge eines Pausenschlägers zu würdigen vermögen, so duldet Der vom Publikum inbegriffene Künstler die stechenden Schmerzen der verlebten Eigenliche und mild traurig und misanthropisch, wenn er nicht auch einen jener Widersprüche, welche die Partie der menschlichen Bizarrerten bilden, in Er­­zeffe ausgelaffener Luftigkeit verfällt, in welche vielleicht noch ber zeichnender sind , als selbst die der Traurigkeit. Wie viele seine Pianisten, felecte Violinisten, unmwissende Sänger wer­den in der Welt feu­rt und reichlich beschentt während der Pausenschläger, der ernste, oft in der Kunst des Kompo­­nisten sehr bewanderte Musiter, vernachlässigt von der erbärm­­lichen Gage seiner Stelle leben muß. Der Pausenschläger beob­­achtet in allen Lebensverhältnissen eine Ängstliche Strenge. Er unterschreibt nie Wechsel und bezahlt seine Geschäftsleute regel­­mäßig, was ihn vor gemissen Kategorien von Künstlern aus­­zeichnet, welche nach der Versicherung aller Schneider, Schuh­­macher und Wirthe die schlechtesten Schuldner sind. Wie sub­­alterne Bureaubeamte trägt der Pausenschläger zwar etwas ab­­getragene, aber saubere Kleider, und man sieht ihn im Or­­chester, aufrecht bei feinen Pauken, mit schwarzen Beinkleidern, einem schmarzen, oft aus der Mode gekommenen Grad und einer sorgfältig gestärkten weißen Halsbinde angethan, wäahrend seine Kollegen nachlässig im Paletot, in Phantasiepantalons und der ersten besten Arawatte einhergehen. Merkwürdig ! Dieser Mensch, für welchen die Musik nur zwei Noten hat, die Dainte und die Dominante, nimmt im Orchester den auffallendsten Pas ein und zieht baddurd die Blide des ganzen Publikums auf sich, was seine sorgfältige Toilette erklärt. Mehrere aus­­gezeichnete Komponisten begannen ihre Laufbahn als Pausen­­schläger. Wir nennen Adolphe Adam. Der große Opern­­sänger Duprez war Pausenschläger, ehe er Tenorist wurde, und der berühmteste aller Pausenschläger war jener aufgemwechte Schneishaffer, in welcher sich in Paris zuerst dadurch einen Ruf gründete, daß er auf seinen Visitenfarten drucen ließ : Schweitzhoeffer (prononcez Bertrand), Professeur ds Chant. Der Hautboist is traurig, zärtlich, naiv und finde­tern mie die Töne seines Instrumente. In der Liebe ist er allerdings minder leidenschaftlich als der Violinist, aber seine Liebe ist beständig. Wäre ich eine Frau, und mwünschte ich, mir alle Frauen, einen beständigen Mann, so würde ich einen Haut­­boisten heiraten. Dieser Instrumentalist befist außer den fost­baren Eigenschaften, welche ich genannt habe, viel Ordnung er liebe und Geschmak für Sparsamkeit. Unter allen Musikern des Dorchesters ist er vielleicht der Einzige, welcher ein Sparkassa­­buch hat. Ohne elegant im Anzuge zu sein, ist er doch immer sehr anstindig gekleidet und fällt durch seine Sauberkeit auf. Seine Gemüthsart ist gefegt, und er macht nicht viel Worte. Bei ihm ist Alles in guter Ordnung; seine Noten, bei Musi­­kern von Fach­felten, befinden sich immer wohl zusammengelegt in einem Fäcerfasten neben dem Pult. Der Hautboist erscheint pünktlich bei den Proben und ist einer der Ersten, welche im Orchester Plab nehmen, wenn die Stunde der Oper oder des Konzerts geschlagen hat. Gehaltsahzüige kommen bei ihm fast gar nie vor. Die Art und Weise, wie er sein Instrument handhaben muß, theilt endlig seiner Haltung etwas Greifee mit, während ihn andererseits die naive, pastorale und oft traurig monotone Musit seines Instruments nicht zu jenen Berrenfungen und Konnulsionen verführt, dur welche andere Musifer ihren Vortrag häufig einbringlicher machen wollen. Erefuh­rt der Hautboist ein Solo, so gleicht er einer wahren Marmorstatue, Schade, daß das Hautbois den verwünschten Schler hat, zumeilen in den gefühlvollten Situationen zu quälen," ne­ue

Next