Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1863 (Jahrgang 10, nr. 99-122)

1863-05-23 / nr. 117

Samstag, 23.·,m­­ai. Nr.L17. (Die einzelne Nummerkoffei 3 kr.Z.W.) Weil,1863. Anencm­atenskesternow. Zelegr. Depeschen des „Vester Lloyd.“ Lemberg, 22. Mai, Zapalowicz, Mißniewetz und Czerwinstt wurden vollständig geschlagen. Die Neffen verbrannten Tuczapy. Nemwpork, 8. Mai. Hoofers ganze Armee ist über den Rappahannod nach Falmouth zurückgegangen, und mußte die Verwundeten auf dem Schlachtfelde zu­­rücklasfen. Hoofer will sofort Die Offensive wieder ergreifen. G.K. Wien, 22. Mat. Bon Gelte des ff. sieben­­bürgischen Guberniums in Klausenburg sind die erfor­­derlichen Verlautbarungen und weiteren Weisungen in Betreff der Einberufung des Landtages bereits an alle Subti­­di­tionen ergangen. D­i­e Einleitungen , Bervolltäntigung der Wahllisten, Prüfung der eingebrachten Reflamationen 2c, dürften nach den Bestimmungen der Wahlordnung beiläufig 14 Züge in Ansprucg nehmen, die eigentlichen Wahlen dabei am 20.—24. Lunt beginnen. — Wie wir vernehmen, haben die von der E. siebenbürgischen Hofkanzlei in Betreff des Per­­sonalstandes und der inneren Einrichtung der in Hermann­­stadt zu errichtenden Landbes­ Irrenanstalt gemach­­ten Vorschläge bereits Die allerhödjíte Genehmigung erhalten und ist daher mit Zuversicht zu erwarten, daß diese Wohl­­täätigkettsanstalt in nächster Zeit von Ihrer wohlthätigen Wirksamkeit zugeführt werden künne. Aus Agram 20. Mai wird geschrieben : An der ge­­stern abgehaltenen zweiten Stkung der Generalkongregation des hiesigen Komitates, wurde auf die Mittheilung von Seite der Königlichen Statthalterei, betreffend die allerhöchste Bewil­­ligung zur Gründung der fünflanisschen Akademie, betäroffen. Seiner Majestät eine Da­nadreffe zu unterbreiten, zugleich aber an dem Bifinie Stroßmayer als dem Begünder dieser Anstalt ein Dankscheihen zu überreichen und unter Einem die Kroatisch-flavonische Hoftanalet zu erfuhren, daß dieselbe durch Vermittlung des päpstlichen Nuntius die großen Ver­­dienste des Bischofes Straßmayer um den cristlichen Glauben unter den Südflaven der Türkei Seiner Heiligkeit dem Papste zur Kenntniß bringen, sowie die Bitte des Komitates vortragen wolle. Seine Heiligkeit möge die südflavische Akademie mit irgend­einem für die Südflaven werthvollen Anbeuten beglühen. Auf die Zuschrift der Statthalterei über die a. b. genehmigte Eisenbahnlinie Semlin-Fiume wurden Danfabref­­fen an Se, Majestät, an den Hofkanzler und den Banus be­­schlossen, wie der Tonnid ausgesproc­hen, daß die erwähnte Bahn über Agram geführt werde. Aus Lemberg wird unter demselben Datum ber­­ichtet : Heute Nachmittag 5 Uhr begann hier eine strenge Hausrevision in der Wohnung des Outschefibers Grafen Se­­verin Borfows­ki (Karl-Ludwigsgasse). Es wurden bis fest 60, Uhr Abends­ mehrere Kisten mit Sätteln, Scha­­brafen, Kogen und andere Ausrüstungsgegenstände gefunden, dem Bernehmen nach auch etwas Pulver. Die Revision dauert noch fort und wurde eben im Keller eine geheime, mit meh­­reren Schlösfern fest verwahrte Thür entdedt, welche erst ge­­öffnet werden sol. Graf Severin Borkumartz selbst hat sich unsichtbar gemacht. X, Y, Berlin, 21. Mai. Das charakteristisch­e Moment der heutigen Lisung war jedenfalls die Urberraschung des Hauses, als der Ballıs der königlichen Botschaft mit der „Ermahnung“ kam. Beim Erscheinen des WDi­niiterpräsidenten sowohl, als bei der Ankündigung, daß er eine königliche Bot­­schaft vorlesen wolle, und selbst während des Beginnes der Berlefung glaubten die Abgeordneten, daß „der Sade ein Ende gemacht sei”, um mit „Zeidler“ zu sprechen. Als aber jene sonderbare Wendung kam, merkte man es der Physio­­gnomie des Hauses an, da" Die , Sade" eine andere Wen­­dung genommen habe. Das andere charakteristische Moment war die Haltung des Präsidenten Grabow. Wäre sein An­­trag von der Fortschrittspartei festgehalten und nur um eine Kinte erweitert worden, so wäre das Haus in der That in eine Position gedrängt worden, die vieleicht von Herrn v. Bismarc gewünsát wurde. Es wäre jedenfalls die Möglich­­keit zu einer Nederflürgung geboten worden, welche der schroffe Zon des Ministerpräsidenten bei Darlesung der Tentalichen Botschaft zu pronoziren wünschte. Es kann Erinem Zweifel unterliegen, daß die Haltung des Präsidenten seinem Herzen Ehre machte, und daß gerade von seiner Yartet das Lo­­sungsiwort zum energischen Frontmachen gegen Kieses Mini­­sterium ausging. Aber Virchow trat zwei Mal gegen die Vorfäl­ge des Präsidenten auf, das zweite Mal, um auf das Haus nicht das Odium der Medereilung zu laden und die Unterflügung seiner Partei mag in feudalen Regionen hinlänglig bewiesen haben, das eine Neberstürzung gerade dort nicht zu hoffen ist, wo sie erwartet wurde. Was nun den Einbruch anbelangt, wen die Königliche Botschaft in Ab­­geordnetentreffen hervorrief, so­ann man sich der Beforge nts nicht erwehren, daß die , Borfástebung der Person des Monarchen” keinen andern wwrd haben dürfte, als dem Lande zu beweisen, daß sein Mittel unversuhrt gelassen wurde, um den Zwiespalt zu lösen, und daß der Krone nichts übrig bleiben könne, als das Land zum Richter zwischen den Mi­­­nistern und den Abgeordneten anzurufen. Man fügt hinzu, daß die Minister keinen Augenblick darüber im Zweifel sein künnen, welche Antwort das Haus der Tünigk­en Botschaft geben würde. Steht also fest, daß das Abgeordnetenhaus an seinen Beschlüssen festhalten müsse, so muß das Ministe­­rium seine weiteren Maßregeln bereits vorbereitet haben. SIndersen neigen sich Die Meinungen in anderen politischen Kreisen anderen Schlüfen zu. Man weiß, dag der König eine Auflösung entschieden abgelehnt hat, trug dem Herr­n. Bismarck sich der Mithilfe einer hohen einflußreichen Werfen versicherte , um in deren Namen den Appell an das Land zu verlangen. Man gab sich Becienschaft darüber, bag eine Auflösung ohne Ostroyirung, d. h. ohne Staatsstreich,­­ nichts als zu einer noch „schlimmeren Kammer” führen müßte. Die Schlafung der Session wäre gleichfalls eine Beifaffungsver­­legung gewesen, und so findet die Botschaft in jenen Hpoliti­­fen Streifen eine Deutung, die in dem Ganzen einen selbst­­süchtigen aber au ungefiebten Rückzug des Ministeriums unter Kem­ Schilde des Kantas sieht.­­ Auf den König sollen die drohenden Verwick­­lungen mit Frankreich einen deprimirenden Eins­cenck gemacht habe.Man soll sich im auswältigen Amte nicht in der Lage befinden,durch direkte Mittheilungen der französischen Regierung die Tragweite einer im Anzuge befind­­lichen diplomatischen Aktion ermessen zu können,aber man hat von London mit Bestimmtheit die Pläne signalisierr, welche in den Toiletten entworfen wurden. Politische Rundschau,23.Mai.Die Aufmerks­­amkeit wendet sich heute vorzü­glich den parlamentarischen Vorgängen in Preußen zu.Die königliche Botschaft, mitten in der Berathung über den Virchow’schen Adreß­­entwurf eingebracht,ist ein offenbarer Versu­ch,die Ent­­scheidung hinauszuschieben,und in der vonheern v. Bismarck beliebten Behandlung des Abgeordnetenhauses form­inabste.Das Aktenstück lautet: Wie Wilhelm,von Gothee GnadenKönig».pc «

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