Pester Lloyd - Abendblatt, August 1863 (Jahrgang 10, nr. 174-197)

1863-08-03 / nr. 175

-;".­-».—-s-,«i;j»gxsf« (Die einzelne Nummer Foftet 4 Er, 6, 8.) ; tv­­ loyd, Montag, 3. August. ir. 175. Veh, 1863. Telegr. Depeschen des „Wester Lloyd.“ Gastein, 2. Augus. Der Kaiser ist heute um 5­­, Uhr Nachmittags angekommen, von den Säbelrufen der Bevölkerung begrüßt ; alsbald­ fuhr der König von Preußen vor, vom General Manteuffel begleitet. Der Kaiser eilte dem Könige entgegen und empfing ihn am Wagen, die Monarchen begrüßten und umarmten sich. Der König verweilte eine Viertelstunde beim Kaiser, wel­­cher den Besuch alsbald ertwieverte und bei demselben dink­te, Berlin, 3. August. Nach einem Petersburger Pri­­vab­rief vom­ 1. 9. macht ein kaiserlicher Ulas 2 Millio­­nen Pachtbauern der Domänen- und Appanagengüter zu freien Grundbeflgern.­­ Wien, 2. August. Die Zusammenkunft Sr, Majestät des Saisers von Oesterreich mit dem König von Preußen In Gastern ist augenblidlich das Objekt gespanter Aufmerksamkeit. 3% kann aus unterrichteter Quelle zur Beleuchtung der Natur und Tragweite dieses Besuches folgende Thatsachen melden: Der Besuch war lange bestimmt und hätte von in Karlsbad abgestattet werden sollen. Immer und immer wurde derselbe v erschoben, warum? Man wollte früher die Abreise des preußischen Ministerpräsidenten und Ministers des Auswärtigen Herrn v. Wismard erwarten, so daß die Begegnung der beiden Monarchen auch von preußischer Seite als eine rein persönliche erscheinen­ mußte. Es fehlen auch einen N­ugenblick , als sollte Herr 9. Bismard zu einer politischen Zusammenkunft nach Frankreich abreisen; es fehlen aber nur, Herr ». Bismard heftete sich, für micch an die Geste des Königs von Preußen. De Diplomatie hatte sich vergebens bemüht und der Besuch, als Höflichkeitsart, konnte man nicht länger verschoben werden. Mach Kenntnis dieser Borphasen werden die prononcirten offi­­ziösen Erklärungen, der Besuch sei ein Akt der Courtoiste, um 10 begreiflicher. In der That hat aber die „Pfeffe” gestern wohl das Richtige getroffen, wenn sie dem Besuche eine Be­­deutung in der deutschen Frage beimißt. Derselbe kann der Ausgang und zugleich das Ende einer wichtigen Phase der deutschen Politik Oesterreichs werden. Die neuen öster­­reichischen Vorschläge zur Reform­ des deutschen Bundes sind vollendet, und: „mit oder ohne Preußen” ist Das Losungswort, für die erstere mie für die festere Alternative, kann die Zusammenkunft in Gastein entscheidend sein. Nehmen Sie diese Mittheilungen als einen verläßlichen Beitrag zur Zeitgeschichte, = Ueber das Schiäsal dieses Schriftstückes berichtet die n €..Deft. 3." aus Wien vom 1. d.: Graf Miro und Baron Kemény sind gestern von Gr. Majestät jeder einzeln in Privataudienz empfangen worden. Die Audienzen sollen ziemlich Lange gedauert haben. Montag sind die beiden siebenbürgischen Magnaten beim Leiter der sie­­benbürgisshen Hofkanzlei, Grafen Nadasdy, zum Diner geladen. Dieselben haben eine Vorstellung, unterzeichnet von allen Ab­­geordneten und Regalisten, die an den Verhandlungen des Landtages theilzunehmen sich weigerten, mitgebracht , welche zwar an Se. Majestät gerichtet ist, aber der siebenbürgischen Hofkanzlei überreicht wurde. Dem,,Wolt,«zufolgew«prdenen beiden siebenbürgischen Abgesandten während ihrer Audienz von Sr.Majestät bedeutete, das Dokument in die Hände des siebenbürgischen Hofkanzlm Grafen Nádasdy zu übergeben. lI Der ungarische Landesagrikultum­ verein hielt dieser Tage eine Sitzung,in welcher ü­ber Anfrage des Statthaltereirathes,die Ansicht entschrieben wurde,daß aus Anlaß des Nothstandes im Al­­föld der Einfuhrzoll für Futter und Getreide von de Donaufü­rstenthü­m ein bis zur­ nächsten Ernte aufgehoben werde, „P. Stapló" bringt einen Aufruf an den Hohen Avel des Landes, worin derselbe an die Hilfe erinnert wird, welche er im Jahre 1860 den Nothleidenden­ in Seroatien spendete. Der Aufruf fordert die Nriftofratie auf, im Interesse der Nothleidenden Ungarns baldmöglichst die gleiche schöne Thätigkeit zu entwickeln. Sz, Paris, 20, Suli, Die Broschüre: „Der Kaiser, Holen und Europa” macht mit Regt ein großes­­ Aufsehen. Daß sie aus einer offiziösen Quelle kommt, laßt sich nicht be­­zweifeln, sei es nun, daß herr Grandguillot oder gar Herr Moequard ihr Berfaffer if. Die Broschüre ist keineswegs Krie­­gerish und auch nicht bedingungslos polenfreundlic ; vielmehr sagt sie den Polen einige unangenehme Wahrheiten. Aber sie erklärt Nuflands Antwort für eine Beleidigung­ für England und Frankreich, umso mehr, als die Grausamkeiten Muramieff’s sich an nach Ankunft der weitmächtlichen Noten in­­ Peters­­burg keineswegs gemindert hatten. Sie wünscht den Beitritt Preußens zu der Allianz der drei Mächte und führt gegen die­­sen Staat eine ziemlich drohende Sprache für den Sal, das er durch seine rufsische Politik dem eventuellen Kriege "eine größere Ausdehnung geben solle. Seda habe selbst dann Deutschland von Frankreich nichts zu befürchten. Sollte Rus­­land gegen alle Wahrscheinlichkeit die nochmals wiederholten Forderungen der Mächte wieder zuri­äiwerfen,­ so müsse der Krieg die Entscheidung geben ; es kann sehr wohl eine franzö­­sisch-englisch-schwenische Flotte in der Oostsee und gleichzeitig eine französisch-englisch-Italienische Flotte im schwarzen Meere speriren. Rußland werde aber dann den Frieden nicht mehr um den ihm fest­gestellten­ Preis erlaufen können, sondern Frank­­reich werde si auch zur Befreiung Litthauen­s verpflichtet hab­en. Ein kriegerisches Manifest ist diese Broschüre also eigentlich nicht, wohl aber ein neues Anzeichen, daß Frankreich von seinem Programm nicht abhtebe und sich auch von feinen Bundesge­­nossen nicht trennen wird. Diese legtere Versicherung wird die­­sen Abend wieder von allen Fatterfischen Blättern erneuert und die „Srance” erklärt bei dieser Gelegenheit an, daß grant reich ganz und gar nicht daran denke, seine Grenzen zu erbvet­­tern. — Die Herren Fould, Billault und Morny haben an den Kaiser das Gesuch gerichtet, der „Montteur“ möge zur Hebung der augenbliclichen Unsicherheit eine friedliche Note veröf­­fentlichen. Serr Drouin de Rhuys aber ist der Ansicht, dag da­­dur die Wirksamkeit der diplomatischen Unterhandlungen be­­einträchtigt werden konnte, und so hat der Kaiser seine Er­laubniß verweigert. Durch die halbjährlichen Beurlaubungen wer­­den jeit 15.000 Mann entlassen, jedoch ist dieser Umstand von Fei­­ner wesentlichen Bedeutung, da die Wiedereinberufung außeror­­dentlich schnell erfolgen kanne, und Überhaupt Frankreich unter allen Umständen in ein paar Zagen 150,000 Mann auf den Kriegs­­fuß feßen kann. — Der Fürst Czartorysfi wird eine Ant­­wort an den Fürsten Gortscjatoff richten, — Eine Kollektiv­­note der drei Mächte mich, mig Pp fohelnt,­ nicht an Stande 2

Next