Pester Lloyd, Juli 1864 (Jahrgang 11, nr. 148-174)

1864-07-15 / nr. 160

BEIDE­« d — Bar Zogeögeschlechte, Metz, 14. Jul. Uebereinstimmende Nachrichten aus Kopenhagen und Paris bereichern, tap Friedensunterh­andlungen nahe "bevorstehen. Die französische Regierung sol Deperchen am die Höfe von Wien und Berlin gerichtet, und die Zustimmung zu einem Borschlage auf Einstellung der Feinpfeligkeiten erhalten haben. „Dagbladet" will bereits wissen, tak dänischer Seite zu den beantragten Friedensunterhandlungen Moltke oder Quaade verwendet werden wird., Diese Wendung steht offenbar mit der Reife des Prinzen Johan im Zusammenhange, welche endlich zu einer offiziösen Korrespondenz der „Indep." aus Paris ihre ausreichende und, wie es scheint, glaubwü­rdige Erklärung fin­­det. Nach dieser Duelle hatte König Christian­ sich in seiner­jewigen bedrängten Lage an den Kaiser Napoleon gewendet, mit der Bitte um seinen wohlmeinenden Rath, ob er (Christian) noch einmal die Unterfragung Englands anrufen, oder birett mit Preußen im Unterhandlung treten solle . Napoleon habe für die leitere Ansicht entschieden, und­­ außerdem bei den Ver­ Handlungen mit Preußen seine Verwendung zugefagt. Hierauf ssi Die Neffe des Prinzen Johann erfolgt, der sich jedoch nach Bib­hy begab, um den Kaiser noch früher als den König von Preußen zu sprechen. Was weiter den Anhalt ver Bor­ ThLäge des Prinzen betrifft, so herrschen d­arüber zwei ent­gegengefegte Ansichten. Nach der genannten Korrespondenz wü­rde­­ Dänemark bereit sein, auf­ die Herzogthümer ohne Weiteres zu verzichten. Dagegen wird vof anderer Seite eine viel weniger befriedigende Jung in Aussicht gestellt. So schreibt man bei „Yamb. 5.5." aus Wien, allerdings unter der Voraus­­legung, daß der Prinz nun an den König von Preußen und nicht an den französischen Kaiser gesendet sei : Brennwohl die fragliche Mission unleugbar eine sehr friedliche Außenseite hat, so ist sie nichtödestoweniger das Resultat einer wohl­­angelegten gefährlichen diplomatischen Intergue, die nach ihrer ganzen Anlage großes Unheil zu stiften die Bestimmung hat. Nach neuesten Wittheilungen heißt es, daß König Christian der seinen Bruder nicht zu Gunsten des Großherzogs von Oldenburg, sondern direkt zu Gunsten des Königs von Preußen die Zejlion Lauen­­burgs, Holsteins und eines Theil von Schleswig offeriren läßt. Diese Variante in der maßgebenden Version thut nicht viel zur Sache, weil sie an dem Charakter und der Tendenz eines solchen Friedensanbotes wenig ändert, zumal es in fetter Linie auch bei forhanen Umständen doch nur auf eine Verdrängung der Augustenburger Rechte durch die Olvenburger Kandidatur abgesehen ist, indem man weiß, daß der Kö­­nig von­ Preußen von einer solchen Rechtsübertragung für sich de facto, d. h. dur Anneltirung der Elbherzogthümer, ob der europäischen duch die Gleichgewictstheorie dominirten Verhältnisse seinen Ge­­brauch machen kann. Anders würde es sich aber verhalten , wenn PVreusen die ihm an Rechte, analog dem Falle von der von Oester­­reich an Frankreich abgetretenen und von leterem weiter an Pier­mont zeleb­ten Lombardei, auf den Großherzog von Oldenburg über­­tragen würde, eine Eventualität, die vorzugsweise in dem­ neuesten diplomatischen Schachzuge des Stopenhagener Hofes in Aussicht genom­men scheint. Fragt man aber nach dem Grunde, der dem gerade so als dänischen Angebote als Teiebfever gedient haben mag, so läßt sich hierauf ganz tur­ antworten : eine Spaltung zwischen P­reu­­ßen und Oesterreich, eine Spaltung zwischen Preußen und den deut­­schen Mittelstaaten und schließlich eine Spaltung zwischen Preußen­ und Frankreich hervorzurufen. Eben­so wenig wie Kaiser Napoleon nach der Abtretung der Lombardei an Piemont auf eine Kombensation ver­­zichtet hat, eben­so wenig dürfte Preußen aus einer Gefälligkeit für Rußland oder wegen der schönen Augen des Großherzogs von Olven­­burg für die an legteren übertragenen Elbßherzogthümer auf jebliche Entschädigung verzichten. An Geldsachen und in der Volitit hört die Ge­­m­ätblichkeit auf und sicherlich würde in Preußen nicht verargt werden können, wenn es sich sodann entweder mit Oldenburg Direkt, oder­­ indirekt mit Hannover abfinden wollte. Ein solcher Wille preußischer Seite aber würde einer in das offene Pulverfaß geworfenen brennen­­den Lunte gleichen und sicherlich würde die Explosion nicht lange aus­­bleiben, auf welche er mit den direkten Kopenhagener Anerbietungen an Preußen gemünzt scheint. Hier drängt sich die Bemerkung auf, welche Hoffnung auf Erfolg denn ein Projekt haben könne, welchem der Wider­­spruch Oesterreichs , Deutschland­ und Frankreichs im Borans gewiß ist ? In Betreff der neuesten Kabinetsmodifikation von­ Ko­­penhagen Hören wir, rak Herr v. B­lu­h­me deshalb zum Kon­­seilepräsidenten ausersehen worden sein mag, weil er borener Düne, nicht ein Deutscher, wie der sowohl in den Herz­zogthümern , a weiteren h­eraus.: als in Kopenhagen unbeliebte Graf Moltke Graf Revertera, wer österreichische Zivilfommiliär ist, wir Schleswig, it in Hamburg eingetroffen, um mit der dortigen eb­en­ behörve Vereinbarungen betreffs Veröffentlichung von Meldungen über die Ereignisse am Kriegsschauplag duch die Hamburger Blätter zu treffen. In Folge Befehls der Kommandantur sollen alle Schilder mit dänischer Aufschrift aus den Straßen entfernt werden und sind alle dänischen Blätter, „Nordflesvigsf t­ndende” ausgenommen , verboten. Das festere Verbot gilt wahrscheinlich für das ganze Herzogthum Schleswig. — In Berliner diplomatischen Kreisen zirkulirt das Ge­­rücht, es habe der hanseatische Gesandte, Senator Gerften von Hamburg, der zugleich oldenburgischer Gesandter am preußischen Hofe it, in dieser legten Eigenschaft der ohmwaltenden Verhältnisse wegen, bei dem großherzoglichen Hofe um seine Entlassung nachgesucht. Times' Faßt das Resultat der legten­ Parlamentsdebatte in folgenden Sagen zusammen : „Es Alt sonnenflar , daß der starre Widerwille gegen die Art der Intervention hauptsächlich aus dem Widerwillen gegen die Intervention selbst entspringt. Das Land wünscht, offeibar zuosrberst, daß England in Zuk­­unft nicht in einen Krieg verwicelt werde, um die Beziehun­­gen fremder Staaten zu unserer Befriedigung zu ordnen. So­­dann w­ünscht es, daß wir uns aller Drohungen enthalten, die im vollsten Maße zu verwirklichen wir nicht entschlossen sind, und drittens , daß, da wir weder fechten noch drohen sollen, außer wo ummjer eigenes Unt­resfe unmittelbar im Spiele ist, wir uns an dem Ausdruck unserer Meinung genügen lassen sol­­len, wenn an uns als europäische Macht die berechtigte Auf­­forderung ergeht, sie auszubrüchen, und daß wir jene geschäftige, sie einmengende Diplomatie vermeiden, die bei uns zur einge­­wurzelten Gewohnheit geworden ist, nach anderen Nationen, die stärker interefsirt oder geneigter sind, für Speen zu sümpfen, die Aufgabe überlasfen, Rathschläge zu ertheilen, zur bitten, zu schmeicheln , zu vermitteln und Verabredungen zu treffen. In dieser Hinsicht betrachten wir „die Debatte der vorigen Woche als den Regiun einer neuen Wela. Die öffentliche Meinung hat sich entschieden ausgesprochen, und wir fordern alle Staats­­männer, die einen hervorragenden Bla im Mathe ihres Landes einnehmen wollen, auf, sie zu beachten und ihr zu gehorchen." Dänemark betreffen den Nachrichten ein heben ge in REF TREE «.»­»»» Theuere Seiten Heft, 14. Juli. Die Klage, das das Leben theuerer geworden ist, und man nicht mehr mit der Summe auskommen künne, welche vor so und so viel Jahren zur Bestreitung der Bebirfnisse genügte, ist Schon vor Jahrhunderten eben so gut wie heute erhoben wor­­den. Tbeffen wäre es übereilt, wenn man blos aus diesem Grunde die ganze Klage verwerfen, und auf die bekaunte Un­­zufriedenheit der Menschen zurücführen wollte, welche sie an­­treibt, die Gegenwart im Vergleich zu den früheren Zeiten erabzulegen. Abgesehen von den eigenthümlichen Verhältnissen eines einzelnen Landes, welche, wie bei uns in Ungarn, in der Vergangenheit eine größere Wohlfeilheit bedingen konnte, die fest in dem Maße schwindet, als Das Gebiet sich dem früher versagten Weltverkehr ausschließt, und also bei vermehrten Ab­­fag feine Produkte besser verwert­et, künnen auch allge­meine Ursachen eingewirft haben, welche im Allge­meinen höhere Preise herbeiführen, umb ebenso unsere Bes­schwerde rechtfertigen, daß es vor fünfzig Jahren wohlfeiler war, als ihrerseits die Beschwerde unserer Väter und Groß­väter, die vor fünfzig Jahren die verschwundene Wohlfeilheit des vorigen Jahrhunderts vermißten. Denken wir an die fortwäh­­rende Vermehrung der umlaufenden Gelddienge,, so wird eine allgemeine und selbst doch Jahrhunderte wachsende Theuerung der Gilter sehr glaublich. Sind doch Geld und Waare zwei Eimer an einem Brunnen, wo der eine nicht finden kann, ohne ja der andere in die Höhe gezogen wird. ‘Die ungeheure Ber­­ehrung des Umlaufsmittels durch das kalifornische und austra­­lische Gold, und selbst in den Tündern, wohin dasselbe nicht vordrang, du­rch papierene Geldzeichen, Taffen eine solche Exflo­­rung für unsere Zeit als besonders triftig erscheinen. Dennoch hat die Vermehrung des Geldes mit der Ver­theuerung der Waren nichts zu schaffen, weil diese Vertheue­­rung im Allgemeinen gar nicht vorhanden ist. Sind gewisse Waaren im Preise gestiegen, so haben andere einen eben so großen oder selbst einen größeren Nücgang erfahren, und doch hätte die Verwohlteilung des Helges eine allgemeine und gleich­­mäßige Theuerung hervorbringen müssen. Daß dem so sei, hat Tonie für England in einem berühmt geworbenen Orte bewiesen , welches von Fahr zu Fahr seit dem amerikanischen Freiheitsfriege bis zur Handelsfrise von 1857 den Waaren­ preisen folgt, besonders des Getreides,von allen in dieser langen Zeit einge­­tretenen Veränderungen in der Menge der Metallmünze und der Banknoten zur vollen Klarheit entwickelt.Weniger um­­ständlich,aber ebenso gründlich prüft der verdienstvolle Na­­tionale kommt Leonce de Lavergne die französischen Preise seit einem Menschenalter und gelangt zu demselben Schlafe wie sein englischer Vorgänger.Wir theilen die Resultate seiner Untersuchung nachstehend in Kürze mit. Es ist eine allgemein verbreitete Meinung,sagt Herr v. Lavergne,daß die Preise aller Dinge in Frankreich seit dreißig oder vierzig Jahren allmälig und stetig gestiegen sind,undman­ schreibt diese Erscheinung gewöhnlich der Entwert­ung des Gel­­des zu.Indessen gibt es ein sicheres Mittel sich zu übers­zeugen,inwiefern die Preisveränderungen mit der Vermehrung und Verwohlfeilung des edlen Metalles im Zusammenhange stehen.Man besitzt nämlich ein dem französischen Zolltarif, welcher die laufenden Preise aller Ein-und Ausfuhrartikel von 1826 zu Grunde legt,einen Eichen Maßstab,um die seitdem von Jahrquahr eingetretenen Veränderungen zu beurtheilen. Vergleicht man zuerst die Preise von 1826 mit jenen des letzten Regierungsjahres Louis Philipp’s,1847,so zeigt sich, daß im letzteren der gesammte auswärtige Handel Frankreichs nach den laufenden Preisen 1676 Mill. Francs, nach den Zollpreisen aber 1867 Mill. Fr. betrug, also 191 Millionen mehr. In diesen 21 Jahren fielen also vie Preise durchschnitt­­­ig um 10 Perzent. Untersucht man die einzelnen Waaren­­gattungen, so findet man das Sinsen der Preife vorzüglich bei den Geweben. Die Baummwollwaaren wurden in 58 Perz., die Wollstoffe um 52 Perz. , die Yeitten- und Hanfgewebe um 31 Perz., die Seidenstoffe um 14 Perz. wohlfeiler. 1848 finden die Preise noch weiter, im folgenden Jahre aber beginnt eine allmälige Verthenerung und 1852 ist man fast wieder bei den Breifen von 1826 angelangt. Auch die folgenden Jahre dauert die Thenerung fort und erreicht ihre größte Höhe (25 Perzent über den Stand von 1852) im Jahre 1857. Doch blieben die Gewebe noch unter den Preifen von 1826. An der jüngsten Periode (1858—1862) tritt ein rasches Fallen der Preife ein, die zuleit auf 12—15 Perzent unter den Zoff­­preifen stehen bleiben. Was läßt sich mm aus biefen Thatsachen schliefen ? Erstens, mag die Breife im Allgemeinen nicht gestiegen sind Nur die Jahre 1850—1857 zeigen eine merkliche D Vertheuerung der Wanren, von 1826—1850 ist eine zunehmende Wohlfeilheit ,und seit 1858 scheint wieder eine Herablegung der Preise eingetreten zu sein. — Zweitens stehen die Preiseveränderungen mit der Menge des Geldes in garfeinem­­ Zusammenhang. In den Jahren 1858 und 1859 sind die meisten echlen Me­­talle nach Frankreich hereingenommen (842 Millionen Mehrein­­fuhr), in der ganzen Periode 1858-1862 fand eine Vermeh­­rung des Metallstods um 1000 Millionen statt und doch zeigt gerade diese Periode einen w­erklichen Abschlag der Preife. Weiter sieht man, das gar sein allgemeines Stei­genoberfallen der Breite stattfindet, jede Waare folgt Hierin ihren eigenen Gelegen. So sind in der theuren Zeit von 1851—1856 am m­eisten folgende Waaren gestiegen : Ge­treide, welches um 30 °), theurer wurde, Seive, die 50%, im Preise gewann, und Wein, wer sich um 300%, vertheuerte. Die Erklärung dieser Erspeinungen liegt ganz nahe ; wie Fehl­­ernten in Frankreich , wobei jedesmal etwa Y­, des Bedarfes an Korn abging, und die öfter wie verfehrende Krankheit der Trauben und der Seidenwi­rmer rechtfertigen die Theuerung. Ebenso hatte die Misernte in den Jahren 1861–1862 eine Erhöhung der Fruchtpreise um 50 %, zur Folge, und der ame­rikanische Krieg bewirkte eine Steigerung der rohen Baumwolle, während andere Wanzen, als Zucer und Seide, im Preis herabgingen. Untersucht man die Frage von einem allgemeinen Ge­biätspunkt, so sind zwei Kräfte bemerkbar, welche in entgegengefetzer Richtung auf die Breite wirten. Die An­wen­­dung der naturwissenschaftlichen Entweilungen auf die Inoufixie, die Ausdehnung der Eisenbahnen, die Verbreitung freihandfet­­ riischer Grumbfäte, sind bleibende Ursachen der Wohlfeilheit ; aber auf­ der anderen Seite bringt die Neigung zu Bequemlich­­keit und Wohlleben, die sich, in­m­mer weiteren Streifen ver­­breitet, eine stürtere Nachfrage hervor, die den Preis steigern muß. Im Jahre 1830 führte Frankreich um 500 Millionen Frances Waaren aus, jet beträgt die Ausfuhr mehr als das Vierfache, während m­an den eigenen Verbrauch des Landes aller Wahrscheinlichkeit uch auf das Doppelte Weg vor 1830 enschlagen kann. Wenn nun die industriellen GErzeug­­nisse, Dann den Fortschritten der Fabrikation und des Verkeh­­res, mit dem stärkeren Begehr gleichen Schritt Halten, ja theil­­weise durch ein noch stärkeres Angebot die Preise vrüden kön­­nen, so ist es nicht so leicht, die Naturprodukte zu vermehren. Man muß jet jeden Winkel der Erde durchsuchen, um­ die Maffen von Wolle, Seide, Baumwolle herbeizuschaffen, deren wir­ bebiürfen. Eine beachtenswerthe Ursache höherer Peife ist ferner die­­ Vermehrung der öffentlichen Lasten. Stu­­ern erhöhen die Preise, indem sie die Auslagen des Produzen­­ten vergrößern ; öffentliche Anleihen vertheuern den Zinstag und bringen dadurch in der Produktion Dieselbe Wirkung hervor. Wenn man beweist, in welchen Maße diese beiden STaften, Steuer und Staatsschuld, besonders in den Ieiten 15 Jahren­ zugenommen haben, so wird man ein Steigen der Preise ganz erklärlich finden. Die Zunahme des Verbrauchs, deren wir oben erwähn­­ten, kann übrigens zur Erklärung des Nrrdhums dienen, daß man die Theuerung der Entwerthung des Geldes zuschreibt. Die Preise ber Waaren sind wenig oder gar nicht gestiegen, aber für die größere Konsumtion reicht die frühere Gelpsumme nicht aus. Man kann um 1000 France noch etwa bieselte Menge von Segenstunden kaufen wie vor dreißig Jahren, aber wenn es damals standesgemäß schien, jährlich 1000 Fr. zu verzehren , so tit jet im derselben Staffe Sitie, die doppelte Summe auszugeben. Der Machstab des Vermögens und Eink­­­tommens ist vergrößert worden, und der Werth des Geldes ist­­ gefallen, nicht im Verhältnisse zu den Saucen, aber im Berz­hältnisse zur Lebensart.­ ­ Die Thronrede des Königs von Württemberg wurde von dem neuen Monarchen gestern gehalten. Mittags um 12 Uhr fand die Wiedereröffnung der seit dem 7. März b. 3. vertagten Ständeversammlung in feierlicher Weise statt. Der König begab sich von dem Nesidenzschlosfe zu Pferd mit großem Gefolge in das Ständehaus. Zur Rechten des T. Thrones standen die Minister, zur Linken die f. Hofbeamten und Adju­­tanten. Der König hielt, vor dem Throne stehend, mit vernehm­­liger Stimme folgende Ansprüche : EM Edle und geehrte Herren ! Liebe Getreue! Nachdem die gött­liche Verfehlung Mic) zu der Regierung dieses Landes berufen, war es Mein Erstes, unter der feierlichen Zusage unverbrüchlicher Zeithal­­tung der Beifallung Mig an Mein Volk zu wenden, und ihm die Zuversicht auszusprechen, dasselbe werde Mir mit Vertrauen und Liebe entgegenkommen , damit das feste, auf Not und Treue gegründete Band, das Fürst und Bob­ Württembergs tete einigte, auch zwischen Mir und ihm fest und aufrichtig fortlebe. In gleicher Weise it­a 8 Mir nun Bedürfniß, Miri an die Stände des Landes zu wenden und ihnen in dieser feierlichen Stunde dieselbe Auversicht auszusprechen. dreumdli entbiete 34 hmen seinen ersten Gruß, begleitet von dem aufrichtigen Wunsche einigen Zusammengehbens von Negierung und Ständen, da nur der Eintracht zwischen ihnen des Landes wahres Wohl gedeiht. Ich habe Sie, geehrte Herren, in einer ernsten, vielber­legten Beit um Mich versammelt. Viele Fragen von, hoher Beben is a uns zu eben so umsichtiger als entschie­dener Thätig­­eit auf. Große Beruhigung gewährt hiebei, daß zwischen den beiden deutschen Großmächten, deren tapfere Truppen für den reichen Ziwed, für Deutschlands Ehre und Recht, ihr Blut vergoffen, eine Einigung erzielt worden ist, welche zu der Hoffnung berechtigt, er werde die ganz Deutschland bewegende Frage der schleswig-holsteinischen Herzegthümer in einer dem nationalen Sinn und dem nationalen Recht entsprechen­­den Weise ihre Lösung finden. Möchte er gestattet sein, hieran die weis­tere Hoffnung zu knüpfen, daß aus dieser Einigung al für alle ans­­eren Verhältnisse Deutschlands Ergebnisse hervorgehen, welge zur Be­friedigung gerechter und besonnener Erwartungen der deutschen Nation in politischer wie in­ handelspolitischer Beziehung führen. Meine Regie­­rung würde, seien Sie helfen gewiß, hiezu mit aller derjenigen Bereit­­willigkeit mitwirken, welche die Liebe zum deutschen Gesammtvaterlande verzeichnet. Im Innern nimmt Sie, geehrte Herren, zunächst eine umfangr­­eiche Arbeit in Ansprug. Der Staatshaushalt soll für weitere drei Jahre geregelt und Festgestellt werden. Staatsbedürfnisse der verschie­­densten Art Sollen Berücksichtigung finden , inbesondere erwarten die Eisenbahnen und die Anforderungen des öffentlichen Dienstes ihre einsichtsvolle Mitwirkung. Zu niel geringer Befriedigung würde es Mir gereichen, duch glückliche Erledigung vieler bedeutungsvollen Hufgaben sogleich beim Beginn Meiner Regierung berviefen zu sehen, daß die wahren Bedürfnisse des Landes erfannt werden ; und jedes « - « -«-.«-—....­­ ...-.W-«-».-..-.----M---q»-W- KönigPHilipputtdDonCarlos. :Wes­ von uns hätte sich nicht einmal mit dem Verhän­g­l­­iß des spanischen Infanten beschäftigt,mit dem tragischen Schick-­schsnnur sein kann, sah­encsungs-Elicklichen Prinzen,der uns Allen durch die Schil­­­ler’sche Muse so vertraut geworden ist.Und doch waren Dich­­tun­g und Wahrheit selten durch eine tiefere Kluft geschieden,als in dem Falle des Don Carlos.Mit der Persönlichkeit,wie sie Schiller gezeichnet hat,darf man in dem wirklichen Prinzen auch nicht die entfernteste Aehnlichkeit wiederzufinden erwarten.Der Infantisk—wie es die neuesten Forschungen des Belgiers Ga­­chard,denen wir hier folgen,barthun—nur sozusagen passiv eine historische Persönlichkeit.Nicht durch das,was erthat, sondern­ durch das,was erlitt,litt durch seinen Vater,behaup­­tet er einen Platz in der Geschichte seinerseit­—König Phi- Lipphiltsschen Mittelpunkt dieser Familientragödie,deren geschicht­­liche Bedeutung vornehmlich darin beruht,daß sie un seiner lichthnnkäßt in das stm erste des geheimnisvollen Herrschers, in dessen Kabinet 40 Jahrelang die Hauptfäden der europäi­­schen Politik zusammenliefen,der in einem höchst bedeutsamen Momenit der modernen Entwicklun­g fast zu allen mächtigen Er­­lebnissen der europäischen Menschheit entweder den Anstoß gab, oder­ doch an den Verlauf der Dinge einen weitreichenden Ein­­fluß angöbte.­­ Am 15.Jänner 1543 feierte Philipp in Salamanca seine Vermählung mit Donna Maria,Infantin ud Portugal Maria war die Schwestertochter seines Vaters,sie beide stamm­­ten also im zweiten Gliede von d­e er txt-glücklichen Donna Juana, der Mutter Kaisers Karl V.,welche lange Jahre in düsterem tnsinnerndem Sarge ihres früh verstorbenen Gemahls,Philipp des Schönen,auf det Schlosse von Tordesillas vertrauerte.Phi­­lipp zählte dami 1516 i­«7 Jahr,Maria etwa ebensoviel.Am 8.Juli 1546 geb­ar sie ihm in Valladolid einen Sohn,den kün­ftigen Erben des zuic Universalmonarchie aufstrebenden Reiches, das damals die reichsten und gebildetsten Länder Europas und die staunenerregenden Schätze der neuen Welt umfaßte.Nach Italien zu dem Papst und den Niederlanden,woKner­ weilte, trugen Kouriere die wichtige Botschaft Haberehe noch der Kaise, die angeordneten Freudenfeste­ gefeiert,kam die Trauerkunde,daß die Mutter vier Tage nach verschwcren­ Entbindung gestorben sei.So traf das Kind,dae geben zu athmen begonnem der schwerste Verlust,den d­ns sich erleiden kann.Und wie sehr hätte der Prinz,dextman.­kae,«s dem Großvater Carlos nannte,mütterlicher Liebe bedurft.Ein gar absonderliches We­­sen,in körperlicher und geistiger Hinsicht,trat gleich in den ersten Jahren hervor:drei Amuten brachte der Säugling an den Rand des Grabes,dann fürchtete man lange,er werde stumm blei­­benx erst mit fünf Jahren sprach er das erste Wort,die mit seiner Pflege und Erziehung Betrauten kamen fast nie aus der Sorge hereins.Seine Takte Donnasuanat hat unter dem Beistande tüchtiger Lehrer ihr Möglichstes,aber wo wir zuerst Genaueres von dem Bemühungen hören,ist er keineswegs Er­­banliches.1556 sah Kaiser Karl,da er sich nach der in Brüs­­sel vollzogenen Abdankung in die Einsiedelei von Yuste zurück­­zog,seinen Enkel zum ersten Male und fand in ihm einen unbän­­digen,eigensinnigen Knaben,der auch der kaiserlichen Majestät des Großvaters dreist entgegentrat·allem folgenden Jahre entwirft ein venetianischer Gesamtdier folgende Schilde­rung:»Der Prinz Don Carlos,12 Jahre alt,hat eine schwache Konstitu­­tion,einen unverhältnißmäßig dicken Kopf und einen grausam­en Charakter-Man erzählt von ihm,wenn mani­ l,in­ Hasen oder ...­ i Welt, Macht in tiefste Noth gestürzt, andere Jagdtbiere bringt, hat er Vergnügen daran, sie lebendig ! England, von Mailand und Neapel und den Niederlanden ver­­braten zu sehen. Er scheint sehr verwegen und von au­ßerordent­­licher Leidenschaft für die Frauen. Alles verräth einen Grolz ohne Gleichen ; sein Zorn ist so groß als bei einem jungen Men­­auf seiner Meinung befieht er hartnädig. Er­mill von nichts hören als von Krieg. Wenn einer der Un­­terthanen seines Vaters ihm in hek­ömmlicher Weise seine Erge­­benheit betheuert , so nimmt­ er­ ihn, bei Seite und nöthigt ihn auf ein. Bud u­cchwören, daß er ihm im alten Kriegen folgen werde, und bas sie gleich ein Gescheik anzunehm­en.” Alle hier her­­vorgehobenen Züge werden von anderen Zeugen vielfach bestätigt und zu allen Zeiten bewies Don Carlos biete$ xcohe, gefühllose j­teien, bieses wilde, gierige Blut, den unglaubh­aften Hochmuth als den Kern seines Naturells. Kein Lehrer und Erzieher ver­­mochte über den jungen Herrn, der die Menschheit tief unter sich sah, irgend etwas. Philipp verfolgte die Entwickklung seines einzigen Sohnes mit freier Aufmerksamkeit. Meisten in den Sorgen des Weltrei­­ches hörte oder las er sorgfältig die Berichte Der Lehrer und er­munterte sie zu unverbroffenen Ausharren. Aber zu irgenn wel­­chem persönlichen Eingreifen kam er nicht. Al der Prinz drei Jahre zählte, ging Philipp­ nach Italien und Deutschland, um den unerwarteten Triumph Keiser Karl’8 über die deutschen Pro­­testanten zu fester Verbindung des deutschen Reiches mit Spanien zu benuten ; erst nach dreijährigen Bemühungen gelang es, die Stimmen der wichtigsten deutschen Firsten, namentlich der öster­­reichischen Verwandten, für die Wahl Philipps zum deutschen Könige zu gewinnen. Ganz in die großen, wie er jegt schien, des Erfolgs gemissen Meltpläne seines Vaters vertieft kehrte Bhi­­pp 1551 nach Spanien zurück. Es handelte sich für ihn darum, dag­eben Erreichte durch eine neue Heirath zu erweitern. Auf dem englischen Throne saß seit 1547 der unmündige Eduard VI., der Sohn des wilden Heinrich VIII. Che er sein achtzehntes Jahr erreichte, wurde er am 6. Juli 1553 von den Poden ge­­tö­tet. Nun kam seine Gtiefschwester Maria Tabor von ihrem Bolt die „Vlutige“ genannt, zur Regierung, die Tochter der Katharina von Aragon, die Enkelin der­abella von Kasti­­ien und, wie diese große Gründerin der spanischen Monarchie von venger, ja Herber Gemüthsart, von starken, fast männlichen Geistes­­gaben, vor Allem aber von glühendem Eifer für die katholische Kirche. Da sie elf Jahre zählte, wurde sie ihrem Retter , Kaiser Karl, verlobt. Freilich vereitelte ihre Jugend dieses Bündnis, aber Karl blieb ihr­ fortwährend mit besonderer Sorgfalt zugetran. Nach dem­ Tobe Chuard’s bot er Alles auf, um ihre von mancher Seite bestrittenen Ansprüche auf den Thron durchzufegen. Sobald er ge­­lungen war, ließ er ihr sagen, wäre er nicht ein­ so schwacher, gebrechlicher Mann , er würde um sie werben, um den Wunse zu erfüllen, auf wen ihn frü­her die Verhältnisse genöthigt hätten, zu verzichten. Aber was für den Vater nit anging, das sonnte der Sohn. Maria ich in Philipp den Mann ihres Herzens, so eunst, so eifrig, so von heitester Gläubigkeit erfüllt wie sie selber , welche unfräsbare Förderung der Eiche, wenn der Erbe des spanischen Weltreichs der englischen Königin die Hand reichte, um mit vereinten Wollen und Können die fegerei auf der Insel auszurotten ! Graf Egmont hatte sein schwieriges Geschäft, als er im Sinner 1554 die Werbung Philipp’s in London überbrachte ; im Sommer desselben Jahres, auf Tage des heiligen Satob, des spanischen Schulpatrons, wurde Die Vermählung in der Londoner Kathedrale vollzogen. Philipp blieb jeit fü­nf Jahre von Spanien entfernt. Die spanische Dynastie schien den Gipfel der Macht erflommen zu ha­­ben ; auf Philipp’s Haupt sollten die Kronen von Spanien und herrlicht werden durch die hohe Würde der Christenheit­, die apostolische Majertät des römischen Kaisers. Aber die moderne ihrer innersten Natur nach auf dem freien Wetteifer einer reichen Gruppe selbstständiger Staats- und­­ Volkswesen beruhend, hat wohl die Gefahr der Universalmonarchie, des beerichenden Einflusses einer einzigen Macht, mehr als einmal erlebt, jedsc­hur, um sich sofort im Zusammenwirken aller beprobten Interessen dagegen zu verheben. So geschah es and damals. Kaum fohhten Karl seinem Sohne die Kaiserkrone gesichert zu haben , so ftan­­ken alle deutschen Fürsten, die ihm bisher verbündeten am eifrig­­sten, zusemmen, um das „Servitut Hispanischer Tyrannei" abzus­­chütteln. Kein Mittel war ihnen zu schlimm, um das spanische oh zu brechen ; mit französischer Hilfe wurde Karl, unter dem stillen Einverständniß seiner österreichischen Vettern, von höchter Es war für dranfreich eine Le­bensfrage wie für Deutschland, daß der Herr von Spanien, Eng­­land, Italien, Niederland nicht au römischer Kaiser, Gebieter in Deutschland werde. Karl fah­­ale Pläne, die er in einem außerordentlich arbeitsreichen Leben verfolgt, in demselben Augen­­blicke zerstört, wo er den Sieg in der Hand zu halten meinte. Erschöpft und gebrochen trat er von der Bühne ab. Nun hatte Philipp die ganze Last der unendlich, verzweigten Regierungssol­­gen allein zu tragen. Jeder Tag brachte eine andere Noth : die Aufstände der englischen P­rotestanten, die gährende Unzufrieden­­­heit der Niederlande, die französische Seindschaft, die Unsicherheit der italienischen Verhältnisse, Die peinh­ifte Geldverlegenheit. Eines sagte das Andere. Philipp hatte nicht lange die Negierung ü­ber­­nommen, so erklärten Frankreich und der Bapst ihm den Strieg. Nichts in der Zelt hätte dem König widerwärtiger sein können, als namentlich der Konflikt mit dem Haupt der Kirche. Herzog Alba erhielt den Befehl, den Krieg in Italien so zu führen, da­ die Ehrfurät vor dem Papst nie verlegt werde. Auch so warf die spanische Kriegskunst von römischen Widerstand Jajdy zu Bor­den, während Egmont bei St. Quentin und Dravelingen die französischen Kolonnen sprengte. Philipp, dem Getümmel des Krieges ün tiefster Seele abgeneigt, war glücklich, einen erträgli­­chen Frieden fesliegen zu können, während Kaiser Karl in dem estremenischen Kloster, von den Siegesnachrichten mit allen Ge­danken in die Welt zurückgerufen, nichts Geringeres erwartete, als einen raschen Marsch seines Sohnes auf Paris. Aber der über Frankreich errungene Bortheil wurde xasd durch einen der Lust auf anderer Seite ausgeglichen. Noch wie der Vertrag von Lateau-Cambresis zu Stande kam, wurde das Band gelöst, wel­ches England an Spanien geknüpft hatte. Diaria, lange von von einem unheilbaren Uebel geplagt, weifte in bitterer Melan- Höh­e dahin. Das Wert der Glaubensherstellung gedieh ihr nicht; die Zärtlickeit, mit der sie an Philipp hing, wurde von diesem mit Kälte und Untreue gelohnt ; enoli glaubte sie die feind­­selige Elisabeth dur die Geburt eines Kronerben vom Throne fernzuhalten ; auch tiefe Hoffnung wurde aufs Schmerzh­afte ge­­täuscht. So spielt sie am 17. November 1558 aus einem freu­­denleeren Leben. Philipp trug den persönlichen Verlust leicht,­­aber politisch war der englische Thronwechsel für ihn ein höchst empfindlicher Schlag. Denn Niemand anders übersam nun die Leitung der britischen Macht, als jene Elisabeth, welche Kaiser Karl und Philipp so gern über die Seite geschafft hätte, welche durch Geburt und Lebenserfahrungen ebenso warm für die neue Kirche gestimmt war, wie ihre Schwester für Rom. Un­so sorgfältiger mußten unter vielen Umständen die Glaubensinteressen in den führenden Niederlanden gewahrt werden ; die Einführung der spanischen Inqquisition , die Errichtung von vierzehn neuen­ Bisz­thümern unter drei Erzbischöfen,­­die Berschürfung der Glaubens­­ebitte Kar’s und die Hinterlassung einer starken­ spanischen Gar­­nison in den wichtigsten Städten sollten der Eugen­regentschaft der D­argarethe­ von Parma eine genü­gende Bürgschaft für den Gehorsam­ der Provinzen zu gewähren. So konnte dem­ Philipp endlich am 18. August 1559 zu Bließingen unter Segel’gehen ; nach Spanien rief ihn das eigene­ Verlangen, wie die Sehnsucht ‚der ‚geivenen. Gattilianer. Nach langjähriger Trennung sah König Philipp seinen Sohn wieder, der inzwischen die Grenze zwischen Knabe und Süngling erreicht hatte. Wie sie aus dem bisher mitgetheilten ergibt, waren beide einander so gut wie vollkommen fremd ;­sein Band gemeinsamer Erlebnisse, gemeinsam­er Freuden und Leiden knüpfte sie aneinander. Der Prinz, unbändig , stolz, gierig, in shraufenloser Laune, kränflich , fah den Vater mit gebieterischer Strenge Gehorsam fordern,, sah seine Würde von dem Glanz der Manjestät verbunfelt, empfand überall nur Zwang, wo vielleicht allein Liebe und wahre Größe dem granihaften Sinn etwas ab­­gewonnen hätte. Das Leben des spanischen Hofes vergiftete die unglückliche Natur des Infanten vollends. Wir hörten vorhin, wie der venezianische Gesandte Grausamkeit als einen Grundzug des Don Carlos bezeichnete. War es so ruffellend, daß der Prinz, mit Berguügen Thiere lebendig braten sah, 100 die Herrlichkeit des spa­­nischen Hofes in den großen Nationalfesten der Regelverbrennung tulminiere, denen Don Carlos frühzeitig als­ Prinz von Asturien anwohnen muste? Und wenn etwas die Unbotmäßigkeit seines Charakters immer schärfer stacheln mußte, so war es der Zwang der Etikette , die schweigende Unnahbarkeit mit der Philipp das Reben seines Hofes in ängstliches Flüstern verwandelte. Man hat lange die Fabel, von einem zärtlichen Berhältuig zwischen Don Carlos und Philipp’s dritter Gemahlin, Elisabeth von Balois, fortgesponnen. Nichts ist geunbloser, als das Elisabeth auch nur von ferne Derartige für den Prinzen empfunden habe. Aber das kann nicht bezweifelt werden, daß biese Heirath auf Don Carlos einen seineswegs wohlthuenden Eindruck machen konnte ; denn Elisabeth war in der That seither ihm versprochen worden ; das Exste, was Philipp nach seiner Nachkehr that, war die Wer­­bung um Elisabeth : gewiß sah Don Carlos im Januar­ 1560 die schöne, liebensunwirbige Prinzessin mit sehr eigentü­mlichen Em­­pfindungen die Tram beg Boters werben. König Philipp brachte so nichts von wohlthätigen moralischen Einflüssen mit, um das wilde, unregelmäßige Wesen des Sohnes zu heilen. Dazu gesellte sie nun ein schlimmes körperliches Leb­en. Immer joe, gallig, bleie, mit einem ängstlich großen Kopf wurde Don Carlos im Herest 1559 vom Duartanfieber befallen, das ihn zwei Jahre lang arg mitnahm. Im Herbst 1561 wurde der Zustand des Infanten so bedeutlicht, daß die Aerzte darauf drangen, ihn in die gesunde Luft von Alcala zu schaffen, wo er zugleich im der Begleitung des Don Yuan de Austria und des Allessandro von Farnese, den Giubiga obliegen könne. Im ber lacfenden Ebene des Nares, unter Blumengärten und schattigen Promenaden und einem reinen, milden Himmel erholte sie­cher Kranke über Erwarten ; die Fieberanfälle wurden seltener, blieben bald ganz aus und der Prinz gewann ein ge­sundes Ansehen. Aber diese glückliche Wandlung wurde im April 1561 durch einen bösen Unfall unterbrochen : der Prinz, auf einer dunklen Hintertreppe zu einem Mendezvous mit der Jodje­ter des Schloßarztes eilerd, b­at einen Fehltritt, stü­rzte, den Kopf voran, hinab und erlitt eine Verlegung am Schädel, welche unter der unfähigen Barbarei von neun Nerzten und Chirurgen sein­­ Leben in die Äußerste Gefahr brachte. Schon war Philipp, der , i

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