Pester Lloyd, Oktober 1864 (Jahrgang 11, nr. 224-249)

1864-10-01 / nr. 224

Wir­ erfassen unsere geehrten Serien 96 o ff-Pränuumeranten, deren Pränumeration mit Ende September abläuft, ihre Abonnement je zeitiger erneuern zu wollen, indem­ sonst, wenn die Pränumerationen spät einlaufen, leicht ohne unser Verschulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Pränumerationspreise sind, mit Postversendung : ganzjährig 20 fl., halbjährig 10 fl., vierteljährig 5 fl., zweimonatlich 3 A. 40 fl., monatlich 1 Pränumerationsbureau. Die Beträge sind in fransiscten Briefen einzusenden an das fl. 70 Er, elogy. Deperchen Des Heller Floyd. Wien, 30. September, Grammont hat gestern die Konvention nicht mitgetheilt. Die Meistheilung dürfte gänz­­lich unterbreiten. Ein Spezialgesandter kommt nicht nach Wien. Die beantragten Armeereduktionen werden figtirt. Wien, 30. September. Die Heutige Konferenzfigung hat die Territorialfrage BIB auf die natürlich 6109 noch for­­melle Schlußredaktion der betreffenden Vereinbarungen voll­­ständig erledigt. Die neue Hauptstadt Italiens. Seft, 29. September. Er hat es erreicht, der Franzosenfutter, und wieder sieht ganz Europa so ausschließlich nur auf ihn umb seine Politik, als hätte es nie einen himischen Krieg gegeben und seine Kühn­­heit und Genialität Bismarc’s, welche sich berufen gefühlt, der europäischen Politik ganz neue Bahnen vorzuzeichnen. Der Vertrag vom 15. September, obwohl, oder besser, weil sein Wortlaut noch nicht authentisch bekannt, fegt die Geister und Federn aller Diplomaten in Bewegung, deren ganze Weisheit sich in Auslegungen und Interpretirungen des räthselhaften Astes erschöpft. It mit der versprochenen Räumung Roms die weltliche Mach­t des Papstes von Frankreich aufgegeben ? Hat Viktor Emanuel absolut, eventuell­ oder gar nicht auf Rom verzichtet ? Das sind gewiß sehr ernste und bedeutsame Fra­­gen, zu deren DBenatiwortung wir uns aber sehen aus dem einen Grunde gar nicht versucht fühlen, weil die Räumung erst nach zwei Jahren erfolgen sol. Die andere, stilltsch­wei­­gende oder ausbrüchliche Bestimmung des Vertrages, die bereits in Turin Blut fließen gemacht, die Verlegung der italienischen Residenz nach Florenz fordert nicht minder den Scharfssinn und die Deutungslunft des Politikers heraus. Florenz ist Die Halttation auf dem Wege nach Rom , jagen die Einen , die Ueberfiebe­­rung ist der Nacsprung des Panthers zum Angriff auf den­ken von San Marco, jagen die Anderen ; in seinem Tale aber schließt die neue Hauptstadt die Verlegung nach Rom völ­­­ig aus. Daß trogbem die Bevölkerung von Zurin den Ab­­gang eines königlichen Hofes und den Verlust aller damit berr bundenen materiellen und moralischen Vortheile mit Schmerz und Unmuth sieht, ist Teicht begreiflich ; maßgebender für die Beurtheilung des Schrittes ist aber die Aufnahme, welche der­­selbe in den übrigen vormaligen Hauptstädten findet, und diese nehmen ihn, wie die bisherigen Nachrichten melden, als die feier­­nde Kundgebung für die Integrität des erreichten status quo. Und in der That, so lange Ritter Emanuel, frei­willig oder gezwungen, von Rom absteht, konnte er unter allen Städten seines Reiches seine geeignetere auffinden, um durch deren Er­­hebung zur Hauptstadt Die Sanktionirung des heutigen König­­reiches Italien so augenfällg als möglich zu machen. Nahezu in der Mitte der langgestrecten apenninischen Halbinsel gelegen, ist Florenz seine Weltstadt und vormalige Residenz eines namhaften Königreiches, welches die eigene Be­deutung an die Stelle Italiens zu fegen geneigt wäre. Dafür überstrahlt Florenz die meisten Mittelstädte Italiens an Erin­­nerungen von einstigem Rahm und Glanz , von vergangener Pracht und Herrlichkeit. Wir haben nicht nöthig,, von den Palästen, Diuseen und Bibliotheken zu sprechen,, welche die Stadt noch heute zieren, nicht von der Mlediceerzeit , deren buldvolle Pflege der nationalen Kunst und Literatur von dem größten deutschen Wolfspichter als Gegenjoh zur Apathie deut­­schter Fürsten gepriesen wird. Er­st ferner wohl den meisten Lesern besinnt, daß Florenz eine Wiege neuseuropäischer Kultur gewe­­sen, eine Haltstation, von welcher aus die aus dem untergegan­­genen Byzantinischen Reiche geflüchteten Neste altklassischer Lite­ratur und Wissenschaft dem übrigen Europa übermittelt worden. Aber noch weiter in die Vergangenheit zurück reicht der Ruhm der Stadt. Schon mit dem Ende der Kreuzzüge beginnt die großartige Entwicklung florentinischen Neichthums und florenti­­nischen temokratischen Gemeinwesens. Die Florentiner waren „Die Bankiers der Könige und Fürsten, der Ritter und Präle­­ten" . „Florenz war," erzählt Machiavelli von der Zeit zu Ende des 13. Jahrhunderts, „reich an Bevölkerung, an Schä­­tirten Provinzen Min­telitaliens das fiegen jene Vernommenheit Plan greifen, in­ den anderen Her­­zogthümern, im Neapolitanischen und in den Marken das frucht­­bare Ferment Erhebung hier war es der reinste Aus­­druck der italienischen Einheitsidee, die sich geltend gemacht. E38 . Gegenstand des Konzils war­­ die Vereinigung der grie­cischen und lateinischen Kirche, — und heute, tenften nennt, zu Revolutionen bildete ; hier trugen darum die Sammlung gehalten unter einem P­apste, fünfundzwanzig Jahre und Wahrzeichen sind, eigene so nach Dante Alighieri, den Teopoldinischen Epoche nicht welche Regierung­­ und der Anschluß an Viktor Emanuel mit­ehr den Charakter der Auflehmung gegen unerträgliche Meißstände, jenem Berfudhe, die Hier liegt aber auch im Hinblick auf die heutige Weltlage und das Papstthum insbesondere ein Stück geschichtlichen Kon­trastes in dieser Erhebung Florenz’ zur italienischen Hauptstadt. An eben dieser Statt ward im Jahre 1439 eine Kirchenver­­Eugen IV., dem als Gegenpapst ein Fürst aus dem Hause Sapoyen gegenübergestan­­den die katholische Kirche, vierhundert gesammte Schriftenheit unter dem römischen Stuhl zu vereinen, lesen wir Schmerzensrufe des heiligen Vaters über Gewaltthaten des schismatischen Ezaren gegen und ein Sprößling des Hauses Savoyen wählt seines­­ Vaterlandes dort Hab­itation zum Marsch auf Rom. Ymn nächsten Mai wird die gesammte zivilisiete Welt das sechshundertjährige Geburtsfest eines unsterblichen Mannes feiern, der in Florenz das Vicht der Welt erblickt hat, päpstlichen Stuhl jenes die Menschheit einen der sel die Himmelstochter PBoesie vermählt , aber bhervorragen geblieben Im Dante war alles Wissen von Gott und Welt, das die Menschheit bis dahin erlangt hatte, er stand auch auf der Zinne der Bartei, und Wort und That waren den Käm­­pfen und Geschiden gewidmet. Unter den Püpften, unter deren Regierungszeit Dante’s Mannesalter fällt, nennen wir zwei insbesondere, welche unwillkürlich zu Verglei­­chungen herausfordern. Der Eine, Bonifaz VIII, hatte auf kurze Zeit den französischen Prinzen Karl von Valois zur Ner­gierung in Florenz gebracht ; unter ihm brach aber auch der Konflikt mit dem Franzosenkönig Philipp IV. aus, zufolge des»­sen der Andere, Klemens V., den und Staatsmann beherrschte ?… als welches das Sypeal, das er in gebundener und umgebundener Nede seinen Vaterlande zur Ver­­folgung und Erstrebung aufstellte ? Es hieß : Einigung der ver­­schiedenen Staaten unter Einem Schlumberen, die Konfi­­deration, wie fir in Villafranca und Zürich in Aussicht gestellt worden. Aber das Haupt, der Beschüter dieser Konfö­­deration Dantes war nicht der Papst sondern ein weltlicher Fürst, denn es sollte nach Dante der Papst ausschließlich nur das Geistliche und religiöse regieren und sensen, sowie alles­­ Weltliche nur vom weltlichen Herrscher geregelt und geordnet wer­­den sollte. Und der Herrscher, ven Dante hiebei im Sinne hatte, der überhaupt der Repräsentant , höchster ixbischer Hoheit galt, war sein Anderer als — der beutsche Kaiser. — Heute, nach sechshundert Jahren,, wird der­ „deutsche Kaiser" ein Traum phantastischer Patrioten genannt, — und in die Ge­bi­etsstadt Dante’s will Viktor Emanuel als Repräsentant eines einigen Italiens unter dem Schuge des Franzosenkaisers einzie­­hen und die katholische und nichtkatholisc­he Welt fragt sich mit bangem Zweifel, ob die Gefangenschaft zu Ende gehen oder erst recht beginnen­­ landen sich auch bemerkbar, und gerade in Torpkreifen als gemittelfchwanger bezeichnet mich, während die Anhänger Balmerston’s ihr einen beruhigenden Charakter beimessen und behaupten, daß die Konsequenzen der Konvention England seine Veranlassung geben würsen, aus feiner Netserve herauszutreten, vorausgefegt, dass ihre wahre Berentung überall richtig erkannt wird. Die "M. Post" kommt heute wieder auf die Lage Italiens zritik: Die Turiner Kundgebungen, bemerkt sie, haben seine politische Bedeutung; sie sind nur ein bedauerlich heftiger Anspruch der Provin­­zialgefühle über die außerordentlich­ großen Opfer, welche Piemont dei Gründung eines einigen Italiens zu bringen hatte, und für die es im Lauf eines Menschenalters vollkommen entschädigt sein wird. Piemont ist das Schwert und der Stab Italiens gewesen; und jebt, da ein neues Opfer von ihm verlangt wird, darf man die Opposition, die sich dagegen erhob, nicht zu hart beurtheilen. Man sagt, mit der Wahl einer neuen Hauptstadt, sei die römische Idee aufgegeben. Aber man sollte bedeuten, daß in politischen Abmachungen eine Endgiftigkeit moralisch unmöglich­st. Die Frage it, nach unserem Dafürhalten, was in viesem Augenblick zwecdienlich und thunlich scheint, nicht was nach fünf oder zehn Jahren geschehen wird... Der Bapst wollte ein­­mal nit freiwillig den weltlichen Szenter niederlegen, und Frantreich und Italien konnten dem Oberhaupt ihrer eigenen Kirche seinen Zwang anthun ; sie hätten sonst in beiden Ländern ein Gefühl verlegt, welches jede Regierung mit Reipelt behandeln muß. Aber angenommen selbst, daß die französische Belagung ohne alle Bedingung abgezogen, und bab von freih neutral geblieben wäre, so braucht man sein Prophet zu ein, um vorauszusagen, wozu eine italienische Invasion des Kirchen- Staates geführt haben würde. Rom allerdings wäre mit einem Schlage befegt, aber Turin oder Mailand wäre noch vor vollendeter Anneich­ung Nom’3 in der Gewalt der Desterreicher gewesen. Das Unternehmen konnte ohne Gefahr gar nicht begonnen werden, außer wenn Frankreich es nicht nur gut geheißen, sondern auch Italien­ gegen alle Folgen afgefuh­xt hätte... Leider ist­ in Turin Blut geflossen, und der Ton, in welchem die Organe der Partei der That von der Politik der Regierung sprechen, it nicht ermuthigend. Aber Italien wird si)­ch öffentlich erinnern, hat seine Unabhängigkeit nur die zwei Mächte errungen wurde, melde jebt Die Konvention zu ihrer Konsoli­­dirung geschlossen haben. Ein neues Aapromonte würde nit unge­­schehen machen was geschehen ist, aber er könnte alles Vertrauen zur Besonnenheit des Volkes vernichten, und dadurch die bis jehr errungenen Vortheile großentheils entkräften. AS Anzeichen, wie sorgsam aufmerksame Beobachter ge­­genwärtig nach den Wetterzeichen aussehen, dienen folgende No­­tizen, welche aus Frankfurt mitgetheilt werden: Marschall Niel, der berühmte französische Genieoffizier, hat im Kiesem Sjahre tas­­ inte Rheinufer längere Zeit hindurch bereist ; er wurde in Köln und Mainz erkannt. Marschall Niel ist derselbe, welcher auch in den Jahren 1856 und 1857 die Embarbie bereist hat, um­­ die Bewässerungen zu stubiren. Die Schafferin Eugenie ist in Schwalbach nicht von Zwafcher de la Bagette, sondern von einem außerordentli Ten Haushofmeister in der Per­­son des Admiral Julien de la Grapiere begleitet ; es ist dies derselbe, welcher im Jahre 1858­­ die Bäder von Venedig brauchte. Diese andeutungsvollen Parallelen mögen flüchtige Pifanterien vielleicht sogar französischen Ursprungs sein; nach den Vorgängen von 1859 wird man sie indessen nicht gänzlich unbeachtet auf die Seite legen forlen. Die Reise des Prinzen von Wales nach Stocholm soll geradezu den Zweck haben, am dortigen Hofe sich die Ge­wißheit zu verschaffen, daß die fehmwehische Regierung den slan­­dinavischen Plan perhorreszive. Der Umstand, daß der Her­ 309 von Glücksburg den Prinzen von Wales nach Stocholm begleitet, kann als Bestätigung dieser Annahme betrachtet werden. Die Kopenhagener , Olyveposten" schreiben : Die Entleh­­nung von Dokumenten aus dem dänischen Archiv Seitens­­ des Großherzogs von Olphenburg sei unwahr ; derselbe habe sich nur ein Exemplar von Dr. Oswald’s Bennweisführung für die Rechte der küniglichen Linie zu verschaffen gewußt, wovon nur wenige Exemplare im Publikum zirkuliren. Arbeitskräften und die den Amerikanern innewohnende vastlose S­ixebramkeit Der Anwendung der Maschine beim Aderbaubetriebe gewaltigen Borschub geleistet hat. Bedurfte es in Amerika zur Verbreitung der Maschine als Erlag der menschlichen Arbeitskraft in der Agrikultur­ eines mörderischen Krieges, so mußten in Ungarn Seuchen, Dürre und Mißernte mit ihren für den Viehstand nicht weniger mör­­derischen Folgen Propaganda machen für die größere Berbret­­tung der Aderbaumaschinen. Zu seiner frü­heren Zeit war in Ungarn der Begehr nach derartigen Maschinen ein so lebhafter als in diesem Jahre, und ist es besonders die leicht zu hand­­habende Dreschmaschine, welche sich die Gunst unserer Großproduzenten rasch erwworben hat. Eine einzige Niederlage einer großen englischen Deatchinenfabrik hat im Laufe der leg­ten Jahre in Oesterreich nicht weniger als 400 Paar derarti­­ger Maschinen abgefeit, d­avon der größere Theil auf Ungarn entfällt.­­ Bom volkswirthschaftlichen Gesichtspunkte kann man die Verbreitung der Dreshmaschine in Ungarn als einen großen Fortschritt begrüßen. Zur­­en Vebelständen, mit denen der Aderbau in Ungarn von jeher zu sümpfen hatte und noch jegt zu sümpfen hat, gehört der Mangel an Räumlichkeiten zur Einseltenerung des gewonnenen rnteregens und die hier noch gebräuchliche primitive Methode des Auspreschens oder Aus­­tretens des Getreides. Nicht nur wird das nach diesem Ver­fahren auf freiem Felde gedroschene Getreide allen Umbilden der Witterung ausgefegt, sondern es liefert auch bei alter Gunst des Wetters das vermittelt der thierischen Arbeitskraft be­­wertsteifigte Auspreschen in Folge der Verunreinigung während dieser Arbeit ein weit geringeres, und daher immerwährend er­­heblich billigeres Propost als das Dreschen vermittel­t der Ma­­ine, welche den Produzenten von der Grmft oder Ungunst der Witterung vollständig emanzipirt. Die Verbreitung der Dreschmaschine sollte also nach Kräften gefördert werden. Wi­der befolgt man aber in Oesterreich, es mag unerörtert blei­­ben ob aus zarter Fürsorge für die inländische Maschinenbau- Industrie, welche soeben erst angefangen hat, sich dieses Gegenstandes zu bemächtigen, oder ob aus angestammter Gewohnheit des Neglementiveng von oben herab, ein bie­­tem Gesichtspunkte nicht ganz entsprechendes Verfahren. Die Dreshmaschine, ein Produkt der Neuzeit, welches der österreichische Zolltarif noch nicht fennt, durfte bis noch vor Kurzem gegen den sehr mäßigen Eingangszoll von 42 Nr. per Zentner eingeführt werden, da man sie unter der Rubrik „Maschinen, hölzerne", Haffifizirte. Der Produzent war ge­­nöthigt, diese Gattung M­aschinen vom Auslande zu beziehen, da die österreichische Maschinenindustrie sich mit der Herstellung verselben bisher entweder gar nicht befaßte oder tiese M­aschi­­nen in entsprechender Qualität nicht zu Kiefern vermochte. Der diesjährige starre Bedarf von Dreschmaschinen scheint nun auch die Aufmerksamkeit der österreichischen Measchienenfabrikan­­ten auf diesen Gegenstand hingelenkt zu haben. Ein bekannter Wiener Fabrikent (G. Sigl) begann in diesem Jahre Dampf­dreschmaschinen zu erzeugen, indem er sich ein englisches Ori­ginal auschaffte. Noch hatte er die erste nicht fertig, als er schon in einer Ministerialeingabe, der eine Einbegleitung der von ihm beeinflußten fchugzöllnerischen Wiener Handelskammer das gehörige Gericht gab, anführte : „Die inländische Industrie erzeuge bereits landwirthschaft­ Ge BDaschinen in solcher Menge (!) und solcher Qualität, daß eine Begünstigung der Einfuhr­folcher nicht mehr gerecht­­fertigt erscheine. Dieser Schritt scheint nicht valıd genug den gewünschten Erfolg gehabt zu haben, er bot sich indessen ein sichereres Mit­­tel dar, die Einfuhr fremder Maschinen zu erschweren. Im einer weiteren Ministerialeingabe bemunzirte der genannte Fa­­brikant : „Englische und speziell die von Clayton, Shuttleworth u. Komp. bezogenen Dreschmaschinen werden seit so vielen Jahren als hölzerne Maschinen bei der Verzollung verlah­rt, und zahlen als solche nur 42 fr. im Zoll, während sie nicht 15 Perzent Eisentheile, was das Maximum wäre, wenn sie unter dieser Tarifpost passiren sollten, sondern 46 Perzent Eisenbestandtheile enthalten." Eine kommissionelle Erhebung ergab nun allerdings, daß die Dreschmaschinen der genannten Stema nicht 15, sondern 20 Berzent an Eisenbestandtheilen enthalten, in Folge beffen biese Maschinen mit einem Eingangszolle von 4 fl. 20 fl., anstatt 42 fl. belegt wurden, wobei inbeffen denjenigen Käufern, welche dieselben zum eigenen Gebrauch beziehen, die die Institutionen gegen die für aus der die wie Roloffe alle Avignon verlegte, womit die P­apstthums Iungsgedanke, Welcher Dichtergeist Kontraste erfinnen ? der Dante,­­ aus erfreulichste ihrer Welt Bild, Zeiten und Geschlechter verkörpert ; ihm mar des Papstthums nun fort: „babyplonische Gefangenschaft" nach des ihren Anfang nahm. Und welches war der Lieb­ den Dichter, Gelehrten, Philosophen könnte solche Aehnlichkeiten , solche es ift interessant, bag sie zur Tagesgesciäte. @beft, 30. September. Mm Zukri­tt das Ministerium noch immer nicht definitiv konstituirt , und Verhandlungen mit mehreren paz­­itischen Notabilitäten zum Imede der Vervollständigung des Kabinets dauern fort. Nicafoli hatte eine lange Konferenz mit Ramarmora gehabt , doch ist es noch zu seinem Beschlusse gekommen. Die Nachrichten aus den Provinzen bestätigen die günstige Aufnahme, welche der Konvention vom 15. September Seitens der Bevölkerung zu Theil geworden it. Was das Ausland betrifft, so macht die doppelte Strömung, die sich in­ der Beurtheilung der Konvention fast überall Fund gibt, in Der Zoll auf landwirthschaftliche Diarchinen, d­. ® eff, 29. September. Er fan mohl feinem Ameifel unterliegen, daß much im Adferbaubetriebe, so­bald derselbe nicht in den Händen kleinerer Befiker sich befindet, die Zukunft der Maschine gehört, da mit den volkommeneren, zuberlässi­­geren und der Regel nach auch wohlfeileren Leitungen bexsel­­ben die menschliche Arbeitskraft nicht zu kontfurieren vermag. Der Neuzeit war es vorbehalten, wie in so vielen Dingen auch auf diesem Gebiete einen völligen Umschwung anzubahnen, und sehen wir daher in allen vorgeschrittenen Kulturländern, in denen der Aderbau vorzugsweise Gegenstand des Großbe­­triebes ist, die Maschinen sich nach Bahn brechen. Dies ist in letter Zeit besonders in Nordamerika der Fall ge­wesen, im o­­­der durch den Krieg herbeigeführte Mangel an menschlichen 22 BEER armani evett mehr mein in Die dänische Reichshauptstadt. Der Sturm verbrauft, die Donner schweigen, Geendet ist der blut’ge Strieg , £acht uns zum Krater niedersteigen, Aus dem empor die Lana stieg ! Mit demselben Nechte, mit welchen bereits vielfach gesagt worden ist: „Baris ist Frankreich“ mit denselben Medjte kann man sagen : „Kopenhagen ist Dänemark“. Denn hier wie dort konzentrirt si, 1008 das Land an Aristokratie der Geburt, des Geldes um des Talente, was «3 an leitenden und bewegenden Kräften befist, in der Hauptstad­t Wie 1830 und 1848 der Sieg der liberalen Ideen in der Geine-Weltstadt sofort und ohne irgend melden Widerstand die Herrschaft derselben in dem ganzen schönen weiten Frankenlande, vom Kanal la Mandre bis zum sonnigen Golf von Marseille, und vom grünen Rhein bis zum Fuße der Schrteebeliebten Phrenien zur Folge hatte, so bedurfte 8. 1848 and nur des von Orla Lehmann und Genoffen gegebe­­nen Anstoßes in Kopenhagen, um Dänemark, so zu jagen , über Nacht" aus einer absoluten in eine Monarchie auf breitester ter­mosratischer Grundlage zu verwandeln. Und so ist es denn­andh noch in jü­ngster Zeit gewesen : weil die Eliquen und der Pöbel­­ von Kopenhagen den Krieg wollten, haben die dänischen Inseln und Jütland den Krieg mit Oesterreich und P­reußen gehabt ; just so, wie vom 1792 bis 1795 „la grande nation” fid) mit Deutschland, Habsburg, Preußen, Holland, England, Italien und Spanien herumschlagen und aus tausend Wunden bluten mußte, weil die Klub der Hauptstadt und der terrorisirende und terrori­­sirte Pöbel von Paris cS also für gut befanden. Wie die Grund­­züge des französischen Nationalcharakters : „Leichtsinn, Ruhmfuch, Heißblütigkeit und Oberfläglichkeit", am ausgeprägtesten beim Baz­ifer, so finden diejenigen des dänischen Nationalcharaktrs „Ne nommisterei und Bramgrbafie”, sichy am entwickeltsten bei dem „gebornen und erzogenen Kopenhagener" vor. Aber in einem­­­mnterscheidet sich Kopenhagen mit all seinem hauptstädtischen Stolze und Groß­­thun wesentlich von Paris , in dem Alter seiner Machtstellung und seines Glanzes als Reichshauptstadt. Während nämlich­ Paris solches schon seit Hugo Capet (987), also seit nahezu neunhundert Jahren, ist Kopenhagen es erst seit wenig mehr als vier Jahr­hunderten. In der Mitte des XV. Gafulums, 1443, verlegte Christoph von Bayern, welcher seit 1438 auf dem Throne der duch das Band der calmarischen Anton vereinigten nordischen Reiche sah, seine Residenz von Röttilde (d. h. KRothieilo), einer wenige Meilen westwärts davon an einem Meereseinschnitte gelegenen Stadt Serlands, nach­dem etwa 150 Jahre zuvor als Handelsstation (theilweis dur) Hansenten, also durch Deutsche) des geiindeten Kopenhagen, welcher Name einen Handelshafen beventet. Wie ein Chronist erzählt, b­at der König solches um Deöwillen, weil ihm auch­ verschiedene gespenstische Erfeeimungen der fernere Aufenthalt im Königsschlesfe zu A Röffilpe, wo vor ihm dreißig Dünenherrscher ihren Sit gehabt, und in dessen altersgrauen Mauern allerdings mancher Seufzer verhallt, manche Blut- und Frevelthat verübt worden, verleidet worden sei. Welches aber auch der Grund sein möge : Christoph’s Abneigung gegen den alten Herrseherfig, welcher zur Zeit seiner höchsten Blüthe, im 14. En fulum, 100.000 Bewohner gehabt, fortan aber inf geometrischer Progression immer tiefer und tiefer fant, war so groß, das Altes, was mit dem Hofe und der oberen Neic­everwaltung irgend in Verbindung fand, nach der neuen Nesidenz übersiedeln mußte ; uuch der Neidetag und der Bischof von Seeland, trug Nefkilde's shönem alten Dome und des Umstandes, daß christlicher Glaube und cristliche Kultur von hier aus über die dänischen Inseln und das fünfwestliche Schrieben sich verbreitet hatten. Nichts blieb dem vertrogenen K­önigsfunde, als die traurige Auszeichnung, in den Mauern seiner Kathedrale die Gebeine der Landesherrscher zur legten Nähe zur betten, das Persepolis der Dänen zu sein. Handel und Bureaufratie, Hofgunst und Industrie vereinig­­ten sich, um die neue Hauptstadt groß und unwohlhabend zu machen und mit Prach­tgebäuden zu sehmüden. Dank ihren vereinigten Bemühungen ist denn auch, Kopenhagen eine der schönsten und glängendsten Städte Europas geworden, wenn allerdings auch nicht, wie dänische Nenommisterei behauptet, „die schönste und glänzendste des MWelttheils." Andy ihre Page ist eine ganz ammthige, wenn schon in bieser Hinsicht die dänische Metropole ansehnlich Hinter dem so malerisch gelegenen Stodholm zurücksteht. Die Stadt, an drei Seiten von Wasser umgeben liegt am Sund, welcher hier eine ziemliche Breite hat, und an einen schmalen Meeresarn , der sie von der Heinen Insel Amag oder Amager trennt, ‚welche einen anmuthigen Appendir von Seeland bildet. Sie erfüllt, abgesehen von den (drei) Vorstädten in drei Haupttheile, welche füntmtlich von Festungswerfen umschlossen werden, während die Vorstädte außerhalb derselben Liegen, in die Altstadt, den südmestlichen, beim Bombardement von 1807 stark heimgesuchten Theile der Stadt , die Neustadt, Das schönste und regelmäßigste Viertel, im Nord­weten, und Christianshafen, den Gibtheil auf der Insel Amag. Der diesen Stadttheil von den beiden anderen trennende Geeam­t bildet sowohl den Handelshafen, als den schönen und jeher geräu­­migen Kriegshafen, in welchem in Friedenszeiten gewöhnlich so ziemlich die gesammmte dänische Kriegsflotte vor Anker liegt ; diese Flotte, auf welche Dänemark so stolz ist, die aber die finanziellen Kräfte des Heinen­landes weit übersteigt, dabei einen unbegrün­­deten Menchtscü­nfel erzeugt, und somit mehr schadet, als nicht. Kopenhagen ist eine der nichtbewässertsten Städte in Europa , denn er beherbergt auf einem Naume, welcher, wenn man von den Borstädten absieht, nur 4410 Elfen (die dänischen Längen­­maße entsprechen den preußischen) lang, 3120 breit ist und 13,600 Ellen im Umfange hat, nicht wen­iger als — einschließlich der Borstante und der gewöhnlichen Friedensgarnison, aber ausschließ­­lich der Fremden — in wenig über 4000 Häusern,, in runder Em­me 156,000 Menschen, so daß auf jedes Haus durc­hschnitt­­lich 39 Bewohner kommen. Für die dichte, aber vielmehr über­­­­dichte Bevölkerung der Stadt spricht, neben dem hohen Breite und der Beshränftheit der meisten Wohnungen, auch der Umstand, das nicht nur die große Mehrzahl der Keller zu Wohnungen einge­­richtet ist , sondern daß im den befebtesten Straßen die meisten Häuser zwei Arten von Yaden haben: einen unterirleishen , zu welchem einige Stufen hinab- , und einen anderen, zu welchem eben so viele Stufen emporführen. Dieser ist der elegantere um­birgt (mitunter recht reichhaltige) Manufaktur­­Kleiver­, Bug, Bijouterie- dc. Handlungen in sich , während in jenen Bäder, Krämer, Trödler, Schankwirthe und Nestaurants dritten und vier­­ten Mangel ihr As aufgeschlagen haben. Kopenhagen hat 230 Strafen und 13 öffentliche Pläte. Einer der beliebtesten ist der Amager-Torv (Amagermarkt), wo der Drift, Gemüse- und Fischmark­ abgehalten wird und der in den sechs Werkestagen von Käu­ferinen und Berläuferinen wimmelt. Bier- und fünfftödige Häuser, mit zwei Reihen faben übereinan­­der, schliegen diesen Marktplag von drei Seiten ein; am der vierten läuft ein Kanal hin, der zur besseren Jahreszeit mit Boten beliebt ist, welche Obst, Fische, Feuervieh und Köfe zur Stadt bringen. Ueber diesen­anal führt eine Brü­de,, über die man nach dem Stodplads (Schloßplad) gelangt, wo die sehr große „Christians­­burg“ steht. Dieses Schloß imponirt mehr durch seine räumlichen Verhältnisse, als durch architektonische Schönheit. Hohen Kunst­­werth haben jedoch vier Basreliefs und ein paar Kolossalfiguren von der Meisterhand Thorwaldsens. Auf der anderen Seite dehnt sich der Palast in ungeheure Flügel aus und bildet eine Art Bier­­en, von dessen Seitenflügeln zwei lange Kolonnaden auslaufen, welche, wie bei der Petersfische in Rom, einen hufgisenförmigen Plag einschliegen. Diesem gegenüber erhebt sich ein anderer Baz Yaft, „Rosenburg” geheißen, und neben ihm die Bürfe, so Dag die ganze Gruppe von Gebäuden (von denen die Rofenburg das älteste) Hier recht großartig und imposant erscheint. Die Rofenburg enthält das 1. Museum , eine reiche Sammlung von allerhand Kostbarkeiten, und die Christiansburg , welche seit etwa vierzig Jahren aufgehört hat, Wohnung der Tüniglihen Familie zu sein, im Erdgeschoffe das „Museun nordischer Alterthüimer”, eine der reichhaltigsten und bestgeordneten Sammlerungen in Europa, und im oberen Geschoffe in zwölf Zimmern die aus etwa eben so viel hundert Nummern bestehende „fe. Gemäldegallerie". Die sekige Ne­­fivung der dänischen Königsfamilie aber bildet die aus vier der­ Kolonnaden mit­einander verbundenen Palais bestehende , Amaz­lienburg", welche vieles Werthvolle an Gemälden und kostbaren Möbeln enthält. Unter den vielen und fanmeitlich trefflich geordneten Samm­­lungen nimmt den ersten Rang ein bag „Thorwaldsen Museum", ein im egliptischen Style erbauter Kunsttempel, dem an Reichthum wohl sein anderer gleichzustellen ist, wenn man nämlich erwägt, bag feine Schäfe die Frucht des Fleikes eines einzigen Künstlers, des eben so produktiven als genialen „däni­­schen Prariteles" sind. Si­e nehmen die Mehrzahl der Nircen bisz­weg eigens für sie hergestellten Gebäudes ein; außerdem umfassen ach Säle desselben eine vortreffliche und reichhaltige Sammlung von egyptifen, griechischen, etruskischen und römischen Afterthüs mern. Nächst dem Thorweldsen-Museum dürften die Sammlungen in der Christiansburg und der Rosenburg, die königliche Bibliothek von nahezu einer halben Million Bänden und 18.000 Manu­skripten, so wie das große, höchst interessante ethnographische Meu­­fen die vorzigl­ften Sammlungen fen. Doch auch die des polytechnischen Institutes, die große königliche Kupferstichsammlung, die Claasson’sche Bibliothek und die Moltresche Gemäldegallerie verdienen einen Besuch. Einen solchen verdienen ferner die Zita­­belle Friebrichshafen, die Nationalbank, die Börse, die Minze, die große Königliche Porzellanfabrik, die im Style griechischer Tempel aufgeführte Frauenfische mit einigen meisterhaften Bildwerfen Thorwaldsen’s’, die neue prächtige, aber nicht völlig ausgebaute Friedrichsfische und der große Arsistenstichhof vor dem Norber­­thore, eine der vornehmsten Sierden der Stadt, welcher es in der besseren Jahreszeit nie an Besuchern fehlt.­­ Malerischer als die unmittelbare, ist die entferntere inge­gegend von Kopenhagen. Dieselbe erhält einen besonderen Schmid durch die Menge der Luftschlöffer, welche sie hier befinden, und von denen die Mehrzahl von großen und schönen Parks umgeben ist. Solche Schlöffer sind Frievrichsberg, Charlottenlund, Frie­­vensburg, Kronborg, Marienlyft, Tügerspriis, Frievrichsburg, mit einer prachtvollen Kirche, worin die Könige von Dänemark gefalcht werden. Fügt man nun diesen ländlichen Schlösfern noch die vier in der Stadt befindlichen Hinz, so fühlt man sich unwillikoid, zu dem­ Schluffe gedrängt, daß die dänischen Könige oldenburgi­­fer Diynastie von einer kaum geringeren Bauluft erfüllt gewesen sein müssen, als einst die Pharaonen Egliptens. Mit Medt ist der Düne fol; auf seine Hauptstadt mit ihren Prachtbauten, schönen Straßen und Plägen und reichen wis­­senschaftlichen und Kunstsammlungen ; aber wenn er den Glanz und die Größe derselben preist, was er übrigens in hyperbolischer Weise zu thum pflegt, so überfischt er dabei den gefährlichen Un­stand, daß Kopenhagen nicht blos das Haupt, sondern auch bei Dingen des dänischen Reiches is, und zwar ein Magen, welcher das ganze Land zu verschlingen droht. Die Größe Kopenhagens stammt aus einer Zeit, wo es Norwegen hatte, als ausschließliche Domaine für Kopenhagen und die Kopenhagener Familien, um dur Monopole aller Art, so wie vermittelft der Beamtenfarriere Vermögen zu erwerben, um das Erworbene dann wieder in der Hauptstadt zu verzehren. Gleiche Domainen waren die Faröer, die westindischen, die afrikanischen und die ostindischen Kolonien, dazu der Sundgolf. Von alledem ist nichts mehr vorhanden : Norwegen ist für Kopenhagen weg, die Faröer emanzipirt, die afrikanischen und ostindischen Beftgungen sind weg, die westindischen Kolonien haben ihre kommerzielle Bedeutung verloren und bringen fast nichts mehr ein ; der Sundzoll endlich ist ebenfalls weg und für dies Alles ist nichts an die Stelle getreten! Die Einwohnerzahl ist aber geblichen und die An­­sprüche auf Ernährung derselben sind mithin die gleichen. (Schlef. 3.)

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