Pester Lloyd, Januar 1865 (Jahrgang 12, nr. 1-25)
1865-01-01 / nr. 1
. « Telegx. Depefchen des Pefier Floyd. Berlin, 31. Dezember. Der „Staatsanzeiger” bringt das Einberufungsdekret für beide Häuser des Landtages auf den 14. Jänner. Brüsfel, 31. Dezember. Die heutige , Independance" bringt eine Note Drouin de Phuys an Sartiges, in welcher er sein tiefes Bedauern über die vom Papste eingeschlagenen Wege ausdrückt und einen traurigen Eindruck auf Frankreich voraussagt. Wien, 31. Dezember. Abendhärfe, Krevitastien 176.20, 1860er oje 94.50, 1864er Lore 83.20, Nordbahn 1838, Karl-Ludwigsbahn 225.75, Staatsbahn 201, fest. Der neueste Staatsbahnausweis zeigt für die legte Mode ein Plus von 31,235 fl., eine Jahresmehreinnahme von 1.768,752 fl. Schlußrente 66.30, Staatsbahn 442, Credit Mobilier 961, Konfols 895%. Von Berlin wurden Kreditaktien 76/4, 1860er Loje 82, 1864er Loje 48%, Staatsbahn 116.75; von Frankfurt Kreditakien 177.50, 1860er Lore 82, 1864er Lore 8412 gemeldet. t Can Die europäische Entwaffnung. Meft, 31. Dezember. Seit dem berühmten Neujahrsswunsche, der den Krieg in Italien bedeutete, sind niemals Worte, welche den Jahreswechsel bezeichnen , mit mehr Spannung erwartet worden, als die Europamorgen aus dem Feinde Napoleon’s zu vernehmen hofft. Nur soll eg jett eine Friedensbotschaft sein, die in den Zutleren verkündet wird : man glaubt, der Kaiser werde ianmtlichen Regierungen eine Verminderung ihrer Armeen vorschlagen. Man erwartet von diesem Schritte nicht nur die Bürgschaft, daß der Ausbruch eines Krieges von dem nächsten Frühjahr wieder in die Ferne gerückt sei, sondern auch die Erleichterung der Militärausgaben, welche in ganz Europa den Frieden vergälfen und wie ein Alp auf dem Wohlstande der Bölfer. Tasten. Es ist ein fchäßliches Vorurtheil, als ob in einem Kriege nur der besiegte Theil verliere. Der siegende Staat leitet eher, so gewiß, nur weniger. Die Kriege des großen Napoleon von 1802—1814 fosteten Frankreich fünf Milliarden an Geld und dritthalb Millionen Menschen , und Frankreich war doch in dieser Periode größtentheils siegreich. Was die Kriege so verderblich macht , ist der immer wachsende Winkstab, in welchem sie geführt werden. Das jet angenommene Shitember atti verlangt die Verwendung großer Massen, und da die Kriegskunst und die militärischen Eigenschaften der Hauptoölfer Europas wenig voneinander abweichen, muß der Sieg der größeren Anzahl zufallen. In früheren Zeiten, wo kleine Armeen die Politik der Neiche entschieden, konnte eine Vergrößerung des stehenden Heeres für eine wirkliche Vermehrung der Staatsmacht gelten. Aber schon Friedrich der Grafe, der doch seiner Armee Alles verdankte, versprach nicht mehr dem Fürsten den Sieg , welcher die meisten Soldaten , sondern jenem, imelcher den Ietten Thaler in der Zarche haben würde. Und Napoleon I. empfand die bitterste Feindschaft nicht gegen die Kontinentalmächte, deren Armeen ihn auf so vielen Schlachtfeldern bekämpften , sondern gegen England , welches ihnen Subsidien auszahlte. Die britischen Guineen, das waren die wahrhaften Aftisten , deren Macht er zulegt unterliegen müßte. Was der Militäraufwand den europäischen Staaten forstet, läßt sich in Zahlen ansprüden, deren Ungeheuerlichkeit sein Mißtrauen gegen ihre Genauigkeit erwecken darf: man man sagen, daß die Staaten die Tiefe des Abgrundes, vor dem sie stehen, mit großer Sicherheit gemessen haben, so wenig sie auch in der Lage sind, ihn auszufüllen. Der Direktor des statisticen Bureau’8 von Frankreich , Herr Legoht, berechnet die sämmtlichen Armeen unseres Welttheils auf 3.815,847 Mann im Frieden, deren Erhaltung 3500 Millionen Francs jährlich fostet. Da nun die sämmtlichen Staaten jährlich 9900 Millionen reines Einkommen haben, so betragen die Militärausgaben ein Drittheil und rücksichtlich die Hälfte der gesammten Einnahmen. Allein wir bezahlen nicht nur die Militärausgaben der Gegenwart, sondern haben auch für die Kriege und Rüstungen unserer Väter und Großväter eine schwere Bitte zu tragen. Neben der Armee it in allen Budgets die Verzinsung der Staatsschuld der stärkste Ausgabsposten ; allein die europäischen Staatsschulden sind zum allergrößten Scheil aus Kriegen hervorgegangen. Zum Beweise vergleiche man nur die europäischen Staatsschulden nach dem Stande vor den französischen Revolutionskriegen, und nach dem legten europäischen, dem for genannten orientalischen Kriege. Im Jahre 1786 betrugen die sämmtlichen Staatsschulden 11,670 Millionen France, 1858 dagegen 63,000 Millionen Franc. Mean glaube nicht etwa, daß diese Vermehrung mit der Zunahme der Bevöfkerung gleichen Schritt gehalten habe. Denn Europa hatte 1786 gegen 167 Millionen Einwohner ; für 1858 werden 280 Millionen berechnet , also Tasteten auf jedem Kopfe im ersteren Jahre 70 France, im leßteren mehr als die dreifache Summe von Staatsschulden. Aber wenn nicht die erwerbende Bevölkerung, so hat allerdings die bewaffnete in Hohem Maße zugenommen : von 700.000 Mann, der Stärke fünstlicher Armeen im Jahre 1786, ist man bis 1858 zu der fünffachen Höhe vorgeschritten. Die Vermehrung der Staatsschulpen in der bemerkten Periode beträgt 51 Milliarden, während die Erbauung sämmtlicher Eisenbahnen der Welt bis 1858 nur 19 Milliarden gefostet hatte. Im diesern Verhältnisse ist für destruktive und für produktive Zwege gesorgt worden. So viel von den Kosten der gegenwärtigen und der vergangenen Kriege. Im Wresfen haffen sich die Opfer, welche sie unserer Generation auflegen, eher befragen als vermindern. Die Staatsschulden früherer Generationen sind ein Vermächtniß, das wir annehmen müssen, so wenig mir es auch gerechtfertigt finden mögen, und was gegenwärtige Kriege betrifft, so wird Niemand an dem sehmalen Lohne der Männer sargen wollen, die ihr Blut für das Vaterland und für unsere Sicherheit versprngen. Aber das Schlimmste ist, daß man auch für tünftige Kriege bezahlen muß. Die Kriege sind in unserem Jahrhundert seltener als in früheren Zeiten : man hat ein volles Menschenalter hindurch überall Frieden geworfen, und auch die seit 1848 vertroffenen sechszehn Jahr wurden nur durch Turze und tofalifirte Kämpfe in Italien, Rußland und Dänemark gestört. Warum haben trotzem die Staaten in dieser langen Zeit der Ruhe ihre Schulden von der großen Revolution und dem ersten Kaiserthum her nicht zu tilgen vermut, wegen der Militärausgaben, welche im Frieden beindhe eine so reiche Quelle von Staatsschulden sind, als im Kriar. Was die Kriege der Gegenwart und die Staatsschulden nicht an Aufwand erherrschen, das muß man auf die Erhaltung des Heeniweseng im Frieden verwenden. Denn man entwaffnet dann nicht , sondern man ist nur weniger bewaffnet. ‘Die materiellen Kriegsmittel, als Befestigungen, Schiffe und Kriegsmaterial werden nicht minder eifrig herbeigeschafft als in Kriegszeiten, die Mannschaft, welche unter den Waffen gehalten wird, ist noch immer von unverhältnismäßiger Stärke und der Friede ist nichts als die Zeit, wo man sich zum Kriege vorbereitet. Sobald nun ein Staat für den blos möglichen Fall eines Krieges solche Rüstungen trifft, so verlobt er seine Nachbarn zur Nachahmung. Gegen einen möglichen Feind, der sich verstärzt, muß man sich ebenfalls, verstärken, das ist für. Nur geht es mit dem bewaffneten Frieden der Staaten gerade ,wie mit den Panzerschiffen.. Man gab dem Schiffe einen eisernen Panzer, um den Kanonenschhffen zu widerstehen. Auf das machte man die Geschüge größer und die Kugeln schlugen durch den Panzer. Die Schiffe bekamen daher einen stärkern Panzer um gegen die neuen Gefechte auszuhalten. Nun versgrößerte der Feindmieter die Geschicke und die Kugeln durchbohrten auch den verstärkten Panzer. Die Baumeister kamen endlich darauf, daß man freilich so dide Panzer machen Türme, daß sie seine Kugel zu fürchten hätten, nur würden dann die Schiffe unter der Last ihrer Sicherheit untersinken. Wenn nun der Kaiser der Franzosen wirklich die Staaten zu einer Verminderung ihrer Armeen bewegt, so wird er der Wohlthäter Europa’s sein. Die Schulden, welche uns frühere Kriege zurücließen, müssen wir nun einmal bezahlen, und auch künftig wird man den Krieg nicht immer vermeiden können. Aber was immer gefordert werden kann , st, daß der Friede ein Friede sei, und die Wunde Heile , welche der Krieg dem Ballstwohlstand schlagen muß. Zur Tagesgeschichte. Pest, 31. Dezember. In Sranfreich, Italien, Belgien, England, überall becräftigt die päpstliche EnchHilica nahezu ausschließlich die öffentliche Meinung. Die Zuilerien , schreibt man aus Paris, machen aus ihrer Entrüstung über die Brot jsriptionsschrift des heiligen Stuhles sein Hehl ; der Kaiser selbst hat sich gegen mehrere Personen in den schürfsten Ast drüden gegen diesen Schritt Pius” IX. ausgesprochen. In der That scheint das Affenftüd auch hauptsächlich gegen Frankreich und Italien gerichtet ; es wird auch erzählt, daß die päpstliche Kurie in der Enchilica Frankreich und Italien ausdrücklich nennen wollte, und nur die Haltung des französischen Gesandten Sartiges habe sie von diesem Vorrat abgebracht. Nach einem Schreiben aus Rom habe Kardinal Antonetti Herrn v. Sartiges, als dieser eben auf eine Antwort auf die französische Konventionsnote drang, gesagt, daß eine solche bereits erfolgt sei und er habe dem Erstaunten die Enciffica gedruckt überreicht. — Der Erzbischof von Paris, Mfgr. Darboy, ist wiederholt vom Kaiser empfangen worden. Man glaubt, daß noch in der ersten Hälfte Jänners in Paris eine Bersammlung der französischen Bischöfe Kehufs Berathung über die Haltung stattfinden wird , welche der französische Klerus angesichts der päpstlichen Bulle anpaßeren hat. Die Erzbischöfe von Rouen, Bourges und Orleans hatben bereits zugesagt. Unter den höheren Geistlichen, welche sich offen von der Autorität ver Enchflica vom 8. Dezember lossagen, nennt man vor Allen Herrn Coquereau, den Aumonier en chef der kaiserlichen Flotte, vonselben, welcher im Jahre 1840 die Arche Napoleon’s auf der „Belle-Boule” nach Frankreich brachte. Die streng ultramontane Partei im französischen Klerus befindet sich in vollklommener Deroute ; die Herren b. Montalembert und Fallouz fühlen sich von dem Bannstrahl der Enchklien getroffen. Und mitten in diese Wirren füllt — wie man der Wiener „Pr.“ schreibt — ein Ereigniß, welches die ganze Pariser Welt in Bewegung fett : Ein junges Mädchen in der Ride, Saints, stirben zu beichten. Perez, seit längerer Zeit am is Strantenlager gesielt, reicht den MWnnich aus, einem Drdvergrau, führt ihe einen Dominikanermönch herbei, der ihr wiederholte Bräuche abitakm v.or einigen Tagen kehrte der junge Bruder des Morgens, da die Eltern des Mädchens ihren Geschäften nachgegangen wären, wieder, und gibt dem Concierge des Hauses die Weisung, daran zu achten, daß er in seinem frommen Gespräche mit dem Beichtfnde nicht gestört werde. Nach einiger Zeit üernimmt man einen Schrei aus dem Zimmer des Mädchens, die Nachbarn eilen herbei und hören von dem wohksagenden Mädchen, da der Mönc ihr Gewalt angetran habe. Soweit nichts Außerordentliches. ‚Nun reichen aber die Eltern des erwähnten Geschöpfes eine Klage beim erzbischöflichen Gerichte ein, und Monseigneur Darboy weist den Prior der Dominikaner an, der Schuldigen nach aller Strenge des Kirchengelekes zu bestrafen. Die Prior erklärt, waß er auf die bloße Aussage des Mädchens von Brudy, gegen welchen sonst nichts vorliege, nit für schuldig halten sinne, und batber die Sache auf sich beruhen lassen müsse. Hierauf ahält die Dominikanergesellsschaft umgehend die Weisung, daß sie binsen sechs M Monaten Paris zu verlassen habe. Aus Turin wird berichtet, daß der Künig sowohl durch Nigra in Paris als dur den Prinzen Napoleon zu energischen Schritten gegen Nom ernmuthigt wird. In Brüssel sprechen die Herifalın Orgime Ihe. volles Einverständnis mit den Prinzipien beg iichtigen Mftenstückes aus. Das Center „Bien Public" hat die Substription eröffnet, um dem heiligen Vater zum Neujhrsfeite ein Geldgefhent darzubringen. Die englischen Blätter führen gegmüber den päpstlichen Meanifeste eine Sprache, die wir fan andeute möchten. Die „Limes“ sagt : Es gibt kaum ein poliisches Sortm in Europa, das der päpstlichen Regierung ausgenommen, das nicht uf Prinzipien ruht, die hier für verdammensm werthe Irrhime regärt sind, und wenn der Papst recht Pa so müssen wir diihaus annehmen, daß nicht nur die menschlice Vernunft, sondern sie Vorsehung Tinrecht hat. — Die „Morning Bo it" bemerkt ! Wir sinnen nicht glauben, daß ein einziges Mitglied des heiligen Kollegiums sich einbildet, ein einziges Individuum auf Erden werde durch das Chreien in ‚feinen Heberzeuginnen irre gemacht werden. — „Daily News" überhäuft den Kardinal Atoneki, auf Anlaße des ergilisden Schreibens, mit sarkastischen Lobsprüchen und fließt : Dietirche hat ihre Neujahrswünsche natürlich nicht an En land nen einmat heilige Vater ‚braucht seine Verdammungstoorterschwenden, das schon vor vreihundert Jahren erommunizirt % und in Folge des grauenhaften Bannstrahls, wie alle Telt, noch immer dahinmelst. Einem Pariser Telegramme zufolge ist österreichischer Gesandter in Berlin, daselbst angefomm Gegenwart wird dem Vernehmen nach für die Frage Herzogthümer von großer Wichtigkeit sein. Im Genfer Schwurgerichtspro hat Freitag Nachmittags die Schlußfigurg stattgefun fünfviertelstündiger Beratfıung sprachen te Geschwornliche Ingeflagte in fänstlichen Antissepuntten frei. Abüne riel Beifall und brachte Hoch auf die Dirgend aus, worauf sie geräumt wurde. Die Vertheibiger auf das Honorar, Me Angeflagter auf eine Entshärige Eiogenossenschaft trägt die Prozuss often. Eine protestantische Stimme über Die sau Oberhaupte regen zu wollen, iie Nhgötterei nicht bilfigen, welch in © chen treibt u . @rchHhPlica. L.Y.Pest,31. Dezember.Die päpstliche Enkyklix welche,als Antwort als die vielbesprochene Septemberkonvition,die Geister am Schlusse des soeben ablaufenden,Jahx..» vielfältig beschäftigt,muß wohl die Aufmerksamkeit an Protestanten auf sich renfen, und seinem Prinzip getreu, pel cies ihn die Vertzengung Anderer achten Lehrt, fan e c vorgefaßte Meirang das Witenjtüd zur Hand nehme 88 prüfen. Die päpstliche Encysikca bezeichnet viele Behauptunge ; als „Surlehren“, welche auch ver Protestant legen muß, Mir mit dem Unterschiede, al der Protestant die betreffenden Wisenschaftligen Untersuchungen nicht abzuschneiden, sondert geradezu fortzufegen verlangt. Die Surthhimer der Wissenschar, können nur duch die Wissenschaft selbst behoben werden. Ber, in ließ das Oberhaupt der katholischen Kirche seinen Örbigen die freie Forschung der Wissenschaften a: dieselbe für ihr Seelenheil als gefährtend bezeichnet , so hat der Protestant dagegen seine Einwendung machen, dessen Prinip ja erhesteht, die Grunddogmen anderer Kirchen zu verpehtit : Seine eigene Freiheit behauptend, wagt er sich nicht in dar Set der katholiten Kirche, um das Verhältnis der Ölr die Neuzeit mit den er protestirt gegen Jen 8 und die ihnöbertif,. Er muß es nur PA immer so gedacht hat. Um denfen gegen den „Willen benannte öffentliche Meinung“, , thum entstand. Und blättert im. VARNAM man viele befragensiwerthe Ereignisse finder des XVI. und XVII. Jahrhunderts , iwelce Spiel der öffentlichen Meinung von der römischen" anlaßt worden, wo man sich jet mit Necht befragu,al selbe si gegen sie angewendet wird. Der Protestant Fanı auch darin nichts Verfänglich ben, daß öffentliche Almosen für s christlic Wohlthätigkeitszmecde gesanmelt werden ; b zu verbieten, bieße ja die gesellschaftliche und individuelle recht beeinträchtigen, ohne welche die menschliche Gesellschaft nicht besthen,umsoweniger sich entwickeln kann. Daß die chriftliche Wohlthätigkeitszmecde nicht die Gesellschaft fest in ihren Wurzeln antasten werden, dafür birgt fegen der Nam daß sie Hriftlih find, — dem sonst wären sie un Hriftlich, — und da es Wohlthätigkeit/ zwede sind. « HE Meberhaupt, würde die päpstliche Enchilica bloß der tirolischen Kirche und rein katholischen Kindern gelten , sohi der Protestant nicht die geringste Befugnig ein Mörthenbücher zu sprechen, außer in der Art und Weise, wie man 5tliche Ereignisse im Allgemeinen bespricht, wann ud wo sich auch ereignet haben darf,1oas die Menschheit in ihren Gliedern . Denn eg gibt eine allgemeine Parität des MENGEN uf ver ganzen ürne im 2alertten, Traft deren und Nichts gleichgiltig ober « 2 2 5 LDe 3 N emo EEE Ein Sylvesternachtstraum. A. D. Eng zugeköpft, bis an den Hals, aber mit offenen vertrauensseligen Augen nähert sich Eduard dem Hause seines Chefs, der sein ganzes Komptoir auf den Sylvesterabend zum Familienpunsch geladen hat. An der Linten Brustseite des straffgespannten Meberrodes zeichnen sich die vier Eden und Kanten eines Buches ab. Es ist das neueste Miniaturkonzert aus dem in immer breiteren Zionströnen dahin brausenden Gesang des Dichterwaldes , die neueste Innishe Blumenlese auf goldrandigem Belin in geziertem Inband und mit einer poetischen Zuschrift versehen, welche besagt , daß das gligernde Buch Evelinen, der doppelt reizenden Tochter des reichen Chefs, als Festgesdient bestimmt ist. Der doppelt reizenden Eveline ! So viel Seufzer und Jubeltöne, so viel Verzweiflung und weltumslingende Wonne, so viel strohüberdecte bescheidene Wünsche und fürstlich verwegene Begehrlichkeit sagt das ganze Buch nicht, als das Herz, welches darunter der Mitternacht entgegenklopft, — jener geheimungvollen Mitternacht, melde nicht allein Heute von Morgen, sondern auch ein Jahr von einem andern faheivet, welche die Grenze bildet zwischen zurückgelegten und neu beginnenden Leben gepodyen, — jener wunderbaren Sefunge, in der von Millionen Lippen Wim-che, Wünsche, Wünsche erfallen, deren Erfüllung hinreichen würde, die Bewohner von tausend Welten vor lauter. Glück vergessen zu machen, mas Glücker ! — jenem exhebenden Fest, zu melden der fürstlich weiche Chef alle seine Diener an seinen Tifcup, — alle — bis auf den lebten, bis auf Eduard hinab, der an seinem Pult im Komptoir, beim Aufzeichnen der Ziffern und Kopien der Briefe von den Anfängen zukünftiger Gedichte umsuimmt und von luftigen Geistern gequält wird, die ihn herausladen aus der Gebundenheit des festbegrenzten sichern Berufs in die Ungebundenheit weltweiter Gedankenräume. — Und wenn er da draußen schmeht, so zieht und treibt es ihm mieder zu und in den Bann der Ziffern, so daß es ein Spielball ist, hin und her geworfen von den Mahnungen der Pflicht und den Yrodungen jener luftigen Geister, und figen bleibt am legten Pult im Komptoir und (in Gestalt feiner Gedichte) Liegen bleibt in viel verfehlingenden Papierfarben. Heute aber ist er sein Legter und sein Erster,, heute ist er ein Gleicher und Gleicher, mit Pultgenossen und Borgefegten und den Herren anderer weithin glängender Firmen in die Licht überströmten Gemächer seines Chefs geladen, der an diesem Abend seine Diener besdientt, und ihnen nicht verwehrt, seine Großmuth mit seinen Aufmerksamkeiten an seinen Kindern bescheiden zur vergelten. Das Wonnegefühl dieses Bewußtseind hebt Eduard’ Gang. Sein Geist Friect fest nicht zwischen den Borhallen des Welt umschiffenden Kaufherrn und des Welt erfüllenden Dichterruhms hin und her ; — er sieht si, Kühn gehoben, bald auf einer gleichen Höhe, wie sein Chef, als mächtigen Kaufheren, Eveinen ebenbürtig, — bald als einen Dichterfürsten, der die Bande ‚der Rapierfarbe gesprengt hat, und mit der Krone seines Ruhmes ebenbürtig geworden ist den Kronen Evelinend. Doch bald veschleihen ihn einige Zweifel über die Anerkennung dieser Ebenbürtigkeit, und immer mehr fühlt er sich, hinangeschmeichelt zu dem Bild des reichen Kaufherrn,, als welchen‘ er sich im Geist sieht. Geht er ja eben durch eine Gasse, die der Weg zum Neichtyum beißen künnte. Ein Kaufladen nach dem andern , in deren glänzenden Schaufenstern schimmernde Silber- und Goldmünzen prunfend ausgelegt sind als Proben der Früchte, die zwischen den drinnen feilgebotenen Blättern gedeihen, und selbst dem ärmsten Mienihenfunde in den Schoß fallen künnen. Und der Befiger einer Gattung Dieser Blätter kann übermorgen , gleich am zweiten Tag des nie mehr wenige Stummen entfernten neuen Jahres der glücliche Gewinner von Hunderttausenden werden!Das Zünglein von« Eduard’s schwankenden Vorsätzen neigt sich immer entschiedener ab vom Neid des Dichterruhmes, wo nur Wünsche und Hoffnungen blühen, hin zu dem Reich des KRaufheren, wo die Wünsche und Hoffnungen zu seltöner goldener Frucht werden, wo es Geld genug gibt, um dafür Kredit und alle Arten von ofen zu faufen, und Geld genug, um diesen Hoffnungsplunder zu mißachten. Aber nun drüeft ihm wieder der Gedanke an den Mangel jener Summe nieder, die zum Einlauf auch nur eines solchen Loses erfordert sich. Das ihn, den Virtuosen im Hoffen, morgen gewiß zum weichen Manne machen würde Da fallen seine Blide auf ein Transparent, von welchem Iodend und verheifend das Wort „Brome? fen" flanmend in die Nacht strahlt. „Promefien !" Gleicht der Pichtschein dieser Lettern nicht jener Flänmchen, unter welchen tief in der Erde verborgene Schäße in die Höhe rliden ! Jeder Gemeine trug den Marschallstab im Tornister als jener Kriegsgott die Welt beherrschte, und jeder Gemeine trägt im fettglängenden wmageren Gespläschen die Anwartsaft zur Aufnahme in die Kreise des plutokratischen Adels, seit Die Promesse herrscht. E83. donnerten die Burten, es schwärmten die Chateabriand’s, er heulten die Heulmaier, — und die phchgifihe Mige, die von oben herab nach unten Alles gleich machte, fiel ins Gerümpel. An ihrer Stelle Herrscht unblutig die Promesse, die gleich macht von unten nach oben ! . Und schon hat Eduard das Zauberblatt in seiner Tasche geborgen, das ihn vom untersten Diener des untersten Pults, der er heute noch ist, morgen zum obersten Herrn aller Pulte eines faufherrlichen Komptoirs machen, das ihm die goldene Brühe zatbern soll zu Evelinen. Wie auf den ersten warmen Kuß des Frühlings alle Knospen springen in tausendfaltiger Farbenpracht, so uun gaufeln Eduard tausend schöne Hoffnungen, seit er das zauberkräftige Blatt, Promeffe genannt, in der Tasche hat. Laßt ihm die hoffnungsselige Immunung, in der er dem Gais-Bilde des neuen Jahres en Umschwebe ihn, erwärme ihn, erhebe ihn, füge Hoffnung, ihn und Alle die 7 Tausende, die feines Lab fals bedürfen , erfülle vig für Alle in den taufenderlei Gestalten, die Dir zu Gebote fichen, wenn du dich in wirflices Glüd umwandeln willst ! Erfülle wich für Alle! — Doch was bedarf es dieses Neujahrsgrußes ! Gibt es denn so viele Sterne , als gute Winsche, die es heute regnet? Sucht der Näglichkeitsfanatismus der Zeit nicht nach einem Schirm gegen diesen Negen ? Gehe hin, Eduard, umschmwebt von einer Wolfe vofiger Hoffnung! Möge sein frostiger Hand) bewirken, daß sie dir zum Thränen-Niederschlag werde! Laß ihn, häßlicher, grausamer Mann ! — Er läßt ihn aber nicht. Schon ist Eduard dem Hause nahe, in m welchem die Wunderblume seiner Hoffnungen aufgehen sol, als wie aus der Erde emporgestiegen, aus dem Schatten eines Paternenpfeilers ein Mann mit schäbigen Kleidern, vergilbtem Gesicht und wild glühenden Augen hervortritt, und ihn am Arme faßt. Eduard erschricht, denn er rennt den Mann, der vor einem „Jahre noch einer seiner Vorgefegten im Komptoir war. Der Wilde spricht : „Gehen Sie jegt auch hinauf, Eduard ? Sagen Sie nur, daß ich da bin ! Ich bin immer da! 34 bin gestorben, und muß da spucken, mo ich gestorben bin! Der Here hat ja gesagt, daß ich moralisc todt bin! Ha! wegen der lumpigen pan Tausend Gulven! Ich hätte sie ihm gewiß gezahlt, wenn nur die Sieben auf meiner legten Promesse nicht gemesen wäre . Und dann hätte ich Geld gehabt, viel Geld, und wenn eine Krisis über ihn gekommen wäre, hätte ich seine Tochter dody geheirathet, und ihm hätte ich wieder aufgeholfen ! 34! bin ich nicht edel! — Ha! werbet Euch wieder schöne Wünsche jagen zum schönen Neujahr ! — Weißt Du, was Neujahr ist, Zunge! Da geht ein Unsichtbarer mit einem unsichtbaren Messer herum, und ferbt die Menschen, und mer genug Striche hat, der wird ausgerissen und fortgethan !“ Und bei diesen Worten laßt er Eduard mit einer wilden Bewergung der Hand frei, und zitternd und aus allen schönen Trämen geweckt, flüchtet Eduard sich in’ Haus. Er fühlt das geheimvolle Messer in seinem Herzen, und in der Noth des Augenliides glaubt er sogar, daß auf alle Dichterblüthen in seinem fdjer gezbundenen Buche weggestreift sein müssen. Boll böser Ahrung zieht er am Fuße der Treppe das Buch aus der Tasche und sieht auf die Bere, die er hineingeschrieben, und „balligern nac dtem Poeten Köhlerglauben funfelnde Sterne auf den funfelnden Signee der Silvesternacht”, — während es draußen herbstlich aus ggen Wolfen auf das schlammige Pflaster trieft. Zur Betätigung der Wirklichkeit, deren er in seinem Gerichte so sehr vergessen, wit er tod einen Blic auf sein Aeuß res und will entjegt wieder im fehren. Ob eine wettergemäßere Wirdung zu schreiben, oder um seinen äußeren Menschen zu mechteln ? Wer weiß es ! In digen Augenblick aber tritt der Chef aus der Thire des Komptoirs und sagt : „Denken Sie sich nicht ! — ich weiß, bag Sie seine Equipage halten! — fommen Sie nur gleich mit hinauf !" In diesem Meer von Wicht und Duft und wohliger Wärme hat Eduard bald nicht allein die Angst verwunden bie Der zerrüttete Mann dort unten ihm verursacht, er hat sogar auch fon seine schwungreichste Hoffnungsseligzeit überboten und sieht sich bereits nahe an der Grenze seligsten Genieens. Wo ist die geheimnißvolle Kerbe in seinem Herzen, die er heute zum ersten Me gefühlt ? Geschwunden unter unendlicher Lebenswonne. Freundlichorte des gebietenden Heren, theilnehmende Fragen Der Herrn, gütige Neben der Tochter, Händebride der Freunde, fröhliche Wogen Der Gesellschaft, Gesang und Mufii, Gedichten und vir bige Neden, — beim Abendmahl Fluthen duftiger und Brawn der Weine, dann unter Dlodenschlag, Punschdampfwolfen, Ghierirren und fröhlichen Zuruf Der Eintritt des neuen Jahre ! Dann lange dauerndes Wogen und Kreifen der Wellen der Miterzhaltung , nachdem das neue Jahr wie ein Stein hineingefalen. Dann ein Austausch von Gefheinen. Kostbare Perlen und im felnde Juwelen, die Eveline in Gestalt von glatt gebructen Serien von Eduard erhält, — ein Schat, fostbarer als der Nibelagenhort, in Gestalt eines höffichen STüchelns, mit welchen Enline das Buch hinnimmt, — ein zusammengefaltetes Papier, das wan den,in welclender Silberblick der»Treffer««aufbritzt«Vorsie haft Hoffenden, und verschwindet hinter dem Nebelschleier ver täuschung ! Er aber sieht deutlichh den vorausgeworfenen dei Schein des Silberblids , der morgen aufbirgen muß. Die fern, aus welchen die langathrige „Nummer“ zusammengefeßt erglühen im Scheine von Gold und Silber und Evelgenugst sie dehnen und streden und beleben sich) — ausgebreitet sind ihm fostbare Geräthe und funfelnde Geschmeide, — in spiegelbechten Gemäcern fchpellende Nähebänfe um weichbeseßte Zafe gallonixte Diener Treppe auf, Treppe abfliegend, im Hof ein für 308 Gespann mit fenrigen ungeduldig stampfenden Pferden, feir und Eveliners harrend ! Der gortze moderne Aibelungenhoden er ihr zu Füßen legen möchte, trajt des Treffers, oder frades Balmung, mit dem er den tausendjährigen Wurm tödte, müßte! — Ruhig, Tisch 1. [hreit er, dur ein Wanfen gestürk Aber, der Tish ft ja ruhig Nur das S der Serie ihre grimmig den, hochgeschwungenen Hals. Es dehnt ımnd stredi fi, und wird dor ihm zum viergen Wurm, der erst getroffen wer muß, ehe der Schag gehoben werden kann ! Und im entsetzlicheU K aUWf mit dem Ungethüm ekmatht," sinken seine Lebensgeister,hi11ken»Und sinken,bis er wieder sieht, was da ist, und nicht sieht, WAS nicht da is. Er hat wieder, das Blatt vor fi mit dem langen Berzeicnung von Ziehungstna in einer langen Reihe von hen. Welcher von den Vielen wird der glücliche Tag für mig fein? fragen feine Mugen , hir stumme Reihe anstarrend. IT böse Ahnung,daß der Glückstag s sühlyninncblige Ferne get feln hak er vielleicht auch jenseits des Grabes aufpängann, beschleicht ihn des wilpen Beyer 22 Ben beli Ba im freuferisch in die Kae . , geklic,en Gesellsc,gji Baucisespxktk bat, hinanspielen wenit if gevenit ber fende, Die he nung bejdlerend, und ernüchtert & Wen tanzenden ht des Mondes, nicht Dag die fraus g m nedend « KITU UP sisyi sich in Es«LIchtsk«isch» ‚jedenfalls, wenft er, die Tasche steht. Dann wieder brausender Wein und dam Opfer der niefe Bet? — 8 ist nicht das Pi Ve Schimmer "belang, if mi und der Bowle in die Regionen verwegener ftgteif/ Hint gewirbelt, tritt Eduard nach dem Fest unter den nächtlicher. mel und die gleiche Stimmung begleitet ihn in 2 Die fleine ,häugige Lampe in der Fleinen Stube, sich vie, 3 Bett, einen großen Raum mit rofigem Schimmer , Das Wände neigen und beugen , der Bücherschranf, baten um Sumpf, f d Kanapee , der Tisch führen einen huftigen Reis Der falte Ofen dreht sich mit und wird warm. AO .s ...».’·Uschiftim skchsabex nicht so ungeberdig wredlubrige jele Evelinens des min A nicht 6108 duch Sig ditlo ® , UNT und forsdjáe an ‚ik · ..«..Fk».m»«·»»«sp« mer«Er hat noch Ruhe genug,der gsrsssssspum MA .I.?Ii;i.;ithfsä2uTTTZTIEHFuFiZEd""«-"s-:«s’««"«5s3"-s«««s«27je Gesellen von heute Abend, unmittelbar vorhandy "aben unger Linien messe vertreten. Nuhe ! herrjcht Ber über das: Off u he er finnt beim 9 zu gebente ga he and reitet A vr Er zieht das Geschent aus je ein ganzes wmirtlig Brovor fi. auf den Tisch, und fich, imer, ein und ihres Lächelns, mit dämmernder Klarheit an, ftemmt ben Kopf anf und Zeichen des Glidsblatteg; 01 unter deren des h vie A e vie fann ! Dann die Jahre up Monde, 4 e e » v Xüllt letzt dig Naz e u aun aud die üde, em dett Fren v soak».» Idh An e Nacht bindurch Aben werde ! ber en Bee SA heiligen de" § nn IesV s » c « 38 FR hoffen ; Borfá i kun jö mit guten Borjáten beginnt er im Anblit 4 forájam in dend 78 Hoffen, nepfi be Mühfeligen tés § . und v Iacden ; finft erwacht · wiedas,kndessen.Besitz ke „zebit dem Streit nini r7—4:..s.;gC Ah « und ed« iben thin sie hoffen und fehen verwirhelt philosophirt , wer 06 ez SZENT immer tiefer auf den Ruf ist es besser zu den Haupttreffer dasne mage fú " Gestarrt andädhyle N . 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