Pester Lloyd, Dezember 1865 (Jahrgang 12, nr. 278-301)

1865-12-02 / nr. 278

«"Die Wendu­ng im kroatischen Konflikt. Pest,1.Dezember. Wenn wir einen Blick werfen auf die Geschichte der Monarchie,wenn wir uns fragen,warum das Glück sich nicht dauernd an die herrlichen und reichen Länder fesselte, welche ein dynastisches Band vereinigt,warum die begabten und edlen Völker,welche hier zusammenwohnen,­sich nicht stets des inneren Friedens erfreuten;warum die Freiheit beständig u­m ihre Existenz zu ringen hatte,dann lautet die Antwort,daß weder die Völker noch die Fürsten die Schuld tragen,sondern jene wohlorganisirte Macht,welche sich zwi­­schen die Böffer und den Thron stellt, und welche ihre Lebens­­kraft aus dem Zermwürfnisse und dem Zmiespalte schöpft. Diese Macht — wir brauchen sie nicht näher zu beschreiben — sie nennt sich Camarilla, so lange sie Hofluft athmet, sie heißt Bureaufratie, wenn sie in der Beamtenwelt sic), einnistet. Welchen Namen sie aber auch führen mag, ihre Tendenzen sind immer egoistisch ; sie hat seinen anderen Zived, als die Faktoren des Staates unter ihrer Kuratel zu halten. Es war vorauszusehen, daß in dem Augenblicke, wo die Wöl­­fer sich von dieser­ Macht emanzieiren wollen, sie die Anstren­­gungen nicht sparen werde, um diesem Streben entgegenzuar­­beiten. Der frontische Landtag schien ihr das geeignete Ter­­rain, um den Kampf zu eröffnen. Die Szenen, welche in den legten Tagen in Agram spielten, haben daher ein hohes und allgemeines Anteresse. In dem Konflikte der Rechten und Linken, in den Meinungsdifferenzen zwischen beiden Seiten des Hanses, spiegelte sich der große Kampf zwischen den beiden Shite­­men­t wieder, welche jet um die Herrschaft ringen, — der Kampf zwischen Konstitutionalismus und Burenfratismus, zw­ischen der Autonomie der Völker und der Vormundschaft, durch den zentralistischen Staat. Wie dramatisch bewegt auch die z­weite Situng des Landtages gewesen sein mag ; das Interesse an ihr wird erst dann erkannt, wenn man die Folgen derselben ins Auge faßt. Man denke sich, daß die Linke, die unionstische Partei, sich dem Willen der fastischen Minorität gefügt, daß diese in Folge ihres Sieges einige Schwankende zu sich hinüber gezogen hätte, und zur Majorität geworden wäre. Wenn nun diese Majorität damit begonnen hätte, was als wahrscheinlich vor­­auszulegen ist, eine dem Ausgleiche ungünstige Stellung ein­­zunehmen , welche unberechenbaren Konsequenzen hätten sich daran geknüpft! Das Mißtrauen wäre an Stelle des Ver­­trauens getreten ; der Reichstag wäre ohne Kroatien in seinen Bewegungen behindert worden der Ausgleich zwischen dies- und jenseits der Leitha würde sich mindestens verzögert haben. Damit hätte aber die Macht der Bıreaufratie wieder einen weiten Spielraum gewonnen ; die Gefühle der Entmuthigung, der Enttäuschung und der Ungeduld würden von ihr unweislich benügt worden sein ; sie wäre aufs Neue erstarrt im Schatten eines neuen Provisoriums. Die Gefahr war da , aber sie scheint nunmehr beseitigt zu sein. Se Majestät soll bereits ein entscheidendes Wort in dieser Angelegenheit gesprochen haben. Zwei Mit­­glieder der Agramer Deputation, Graf Khuen und Baron Lepin Rauch, hatten gestern bereits Audienz bei Sr. Maje­­stät dem Kaiser. Wie das „NI. Fremdenbl.“ mittheilt, soll Se. Majestät die Anrede dieser beiden Magnaten mit den Worten erwidert haben: „Ihre Sache ist gered­, und ich erwarte, daß die Herren noch einige Tage hier bleiben.“ Die­ Berufung des Banus Sofcevic und des Kar­­dinal-Erzbischofs Haulis nach Wien, sowie die Sittirung der Landtagsfigung sind weitere Symptome, dass der Sieg sich auf Seite der gerechten Sache neigt. Aber das Ver­dienst , die Angelegenheit dem Urtheile Sr. Majestät unter­­breitet, die Gefahr erfannt und sich ihr rechtzeitig entgegen­­gestemmt zu haben, gebührt der­ Frontischen Linken. CS zeigt sich wieder einmal recht deutlich, wie in dem Festhalten an der Legalität der beste Swing des Konstitutionalismus liegt. Hätte ed. die Linke gestattet, daß die Paragraphen der Geschäftsord­­nung mißbdeutet würden, der ganze Landtag hätte damit sofort einen zweideutigen Charakter angenommen. Wo man seines Rechtes gewiß ist, da darf man nicht zögern, dafür einzu­­treten. Wo Zumwarten nichts wüsen, nur sehnden kann, da muß man eilen, die Entscheidung zu fördern. Das waren die Grund­­züge, von denen die­ Linke sich leiten ließ und an der Schwelle des Ausgleiches war diese energische Handlungsweise eine Nothwendigkeit. Nicht die Geschiclichkeit des Manövers dürfen wir an der frontischen Linken bewundern ; nicht ein Kumftstüc parlamen­­tarischer Strategie hat sie uns geboten ; sondern daß sie der getreue, aadere Dolmetsch für das parlamentarische Recht und die konstitutionelle Wahrheit geb­eten, müssen wir ihr als Verdienst anrechnen. Die Linie aber, oder wie sie sich selbst nennt, die national-liberale Partei, sie vertritt die wahre Gesinnung Kroatiens; auf ihren Bünden fü­t die Vertretung des kroati­­schen Bürgerthums. CS zeigt ich daher von Neuem, daß die Völker die Einigkeit und die Versöhnung wollen und daß die Bureaufrag­e vergeblich zu den alten Mitteln greift. Die Ver­­handlungen in Agram sagen es Allen­ar und deutlich, daß sobald nur der kroatische Landtag nicht beeinflußt wird, auch der mit so warmen Worten ausgesprochene Wunsch des künig­­lichen Reskripts , die Beschiefung des ungarischen Reichstages duch Kroatien, in Bälde erfüllt werden wird. Pietrm. , Zur Verfassungsfrage. „Ihre Sache ist gerecht", hat Se. Majestät den beiden Ueberreichern der Kroatischen Beschtwerdeschrift gegen­­über geäußert, und das Bangen, das gestern uns noch erfüllte, macht neuem Vertrauen, neuer Zuversicht Plag. Sieht doch selbst das , Baterle:".. das gestern noch für den Banus und die Antifusionisten Worte der Rechtfertigung hatte, durch die faiferliche Aeußerung sich zur Erklärung veranlagt : „Die Konsequenzen der Faiferlichen Erklärung liegen an der Hand — die Mißverständnisse werden beseitigt und die telegraphisch gemeldete Konstituirung des Landtages gehört demnach in das Bereich der — nicht vollendeten Thatsachen. Dringender aber als je stellt sich das Bedürfniß heraus, die Differenzen zwis­­sen den einzelnen Parteien duch einen patriotischen Staatsmann zu überbrücen , der es vertehen würde, gleichmäßig die wohlverstandenen Unt­ressen Kroatiens und der Gesammtmonarchie zu wahren.“ — Das ist deutlich­­ und zeigt ung­­ar, in welcher Richtung wir den nächsten Maß­­nahmen des Ministeriums zu begegnen hoffen dürfen. Eines nur wollen wir hier noch erwähnen . Die Haltung der ze­n­­tralistischen Blätter in dieser Frage gibt einen neuen traurigen Beleg dafür, wie wenig noch­ das wahrhaft konstitutionelle Recht der Völker Oesterreichs bei ihnen auf Schug rechnen darf, fand so sein einziges der „derfassungstreuen" Wiener Blätter auch ‚nur ein einziges Wort zu Gunsten des in Agram mißhandelten parlamentari­­schen Rechtes ! " Wir Lassen nun die Namen jener Deputirten folgen, welche die Bescmwerdeschrift unterzeichnet haben. € 8 sind : Magnaten: Grafen: Heinrich Khuen, Georg Drastowich Ladisl. Pejacsevich, Arthur Nugent, Oskar Keglevich, Koloman Orfid ; Barone : Lenin Maud, Georg Rauch, Lazar Hellenbach,­ Hermann Otten­­ fels, Emil Kavanagh, Georg Rutavina. Deputirte: Aus bem Agramer Romitate : Titus Dzfez govih, Jvan Perfovacz , Math. Mazovidh, Karl Feladih, Xvo Bintar, Anton Zorihih, Jofepb Torbar, Dr. Jofepb Braniczani, Xofeph Razmu, Ed. Suljot, Ivan Jurdih, Bar. Karl Kuslan, Lad. Sram, Aurel Auf: jevih, Jofeph Akfamovid ; — aus dem Kreuzer Komitate: Mar: tin Oyfegovih, Johann Nep. Dzfegovidh, Fr. Zuzel, Stephan "Plavelo­­vi, Safari, And. Zidarih ; — aus dem Waraspiner komi: tate : Kolom. Bedefovid, Stephan Hervoih, Peter Horväth, Kafimir Selahic, Lad. Kis, Ceboci, Yofeph Briglevih, Mavro Brovz, Butovid, Janko Car; — aus bem Fiumaner Komitate: Anton Bafanoz vid, Erasmus Bardidh, Wenz. Urpany, Biefoslav Begna ; — aus dem Pojeganer Komitate: Beni. Kraljevih, Stender Beihih ; — aus dem Beröczer Komitate: Anton Stojanovid, Mirko Horvát, 3. Landenbad, Paul Lalih, Sofeph Miskatovih, Graf Konit. Normann, Lad. Naipar, Sagovac, Jvan Schevel, Mid. Sauer, Yoleph Babics ; — aus bem Syrmier Komitate: Mirko Bertalan, Stephan Jancsó, 3. Kirjafovics, Anton Matich, Dr. Volit, Lulas Betricsevics, Johann Rogulics ; — aus den Freistädten und zwar Agram: Mirko Bogovich, Dr. M. Suhaj, Rob. Zlatarovich, Dr. Anton Starcsevic, Anton Salits3; aus K­arlstadt: Dr. Jordan, Eduard Mihalid, Branich ; aus Fiume: Johann Giotta, Dzerneda, Martini, Kozulich ; aus Buccari: Dr. Derencsin; aus Warasdin: Ladisl. Ku­­tuljevich, Aug. Lusinac, Mar Maller ; aus Kreusg: Franz Spilihich, Domherr Predoevich; aus Kopreinis: Math. Toljian, An. Ditris; aus VPofega: Phil. Thaler, Miroslav Kraljevich ; aus­­ Ejfegg:­ Prunner, Printerovich, Kugler und Paul Kolarih ; aus Zengg: Acwti; vom Kapitel: Dr. Franz Racki, Janko Be­­ leslavsfi und Fiamin. · Die Geschichte,welche alle jene aufzeichnen wird,die für Verfassungsrecht,für den Ausgleich der Wuchervölker in die Schranken getreten,sie wird diese Namen dem ehrenvollen Andenken der Nachwelt aufbewahren, es ist. (Lebhafter Beifall.) Ich leere daher mein Glas auf das Wohl Deut­e ! K Enthusiastische Elfenrufe.) · Von den übrigen zahlreichen Trenksprüchen erwähnen in «nur noch«den dreitheiligen Toast des Baron­,Kemeny:­­Nachdem­»er vorausgesch­ickt,daß er die Auszeichnung,die ihm zu Theil gewor dem nicht aufsetzte Person»,sondern auf die Parteibe­­a­melder er angehört, auf die gemäßigt-demokratische Partei, deren ihrer Deät ist, leerte er sein erstes Glas auf seine Wähler , sein zweites Glas auf. jene Wähler der Leopoldstadt, die ihr Vertrauen nicht ihm zugewendet­e , aber doch treue Anhänger der Partei Deát3 sind, das dritte Glas auf Jene, „die noch sein Wahlrecht hefiten , die wir aber ‚eingeladen haben, weil wir dadurch erklären wollten, daß wir, sobald wir die Gelegenheit erhalten, dahin streben werden , daß sie, die Israeliten, die sich durch ihre Intelligenz, ihren Einfluß, und wie ich glaube, doch ihren Patriotismus so sehr hervorgethans haben, doch Erlangung des aktiven und passiven Wahlrechts jenen Blut einnehmen sollen, welchen sie wirklich verdient haben !" (Elsen.) Noch zahlreiche Becher wurden geleert und fanden beson­­ders die Worte des Freiherrn v. Kemény einen fruchtbaren Duden, namentlich­ knüpften Dr. Brode und Her Mezei Mór an die Trinfrede Kemeny’s an, und ließ Ersterer die Freunde der Gleichberechtigung und Legierer die von dem Geiste , der Toleranz geleiteten Wähler ver Yeopolpstapt leben. End­­lich erwähnen wir noch , daß der Medatteur der „Prager Po­­lit", Her Streyfomsti, welcher dem Banfet bei­­wohnte, einen auf ihn ausgebrachten Toast mit einem Hoch auf das historische Recht­ der ungarischen Krone beantwortete, welches in dem Lande, aus welchem er komme, sich der­ wärm­­sten Sympathien erfreue. . Die übrigen auf die Wahlbewegung bezügli­­chen Nachrichten, welche uns heute vorliegen, resumiren wir in folgenden . Aus Georgenberg im Zipser Komitat geht uns die fol­­gende, vom 28. de­batirte Mittheilung zu : Der Georgenberger Wahl­­bezirk umfaßt sechs­tädtische und 38 Dorfgemeinden mit beinahe 3000 Wählern, welche heute vollzählig in Georgenberg zur Abgeordnetenwahl eintrafen und ich gemeindeweise auf dem hiesigen großen Marktplabe in musterhafter Ordnung aufstellten. Nachdem der Präses der Wahlkom­­mission, Herr Donat v. Szat­m­ár­y, eine deutsche und Herr Samuel Ktrompeder eine flavische Ansprache an die Wähler gerichtet hat­­ten, beantragte Herr Eduard Blazy, daß der Hofrath Eduard v. jedenyi zum Repräsentanten unseres Wahlbezirkes gewählt wer­­den möge. Alle Wähler stimmten dem Vorschlage jubelnd bei, und da sein zweiter Kandidat vagaeschlagen wurde, proflamirte der Präses der Machk­ommission Herrn Zs­ebenyi als den mit Afflamation ein­­stimmig gewählten Vertreter unseres Bezirkes. Herr Zsebényi , der s­chon am 25. November in unserer Mitte eingetroffen war, wurde nun duch eine Deputation eingeladen, vor den Wählern zu erscheinen. Er kam diesem Wunde nachh und wurde mit enthusiastischen Berufen em­­pfangen, worauf er in deutscher Sprache die folgende Rede­­ hielt : „Auf unwechselseichen Pfaden hat mich mein Schicsal geführt, dodh nie ist der Mahnungsruf der Zeit so ernst an meine Brust ge­­schlagen, als in diesem Augenblicke, wo ic, zu ihrem Vertreter er­­wählt, greehen soll in den parlamentarischen Kampf, um mit des freien Wortes Schwert die Freiheit zu erringen, welche eine Ungebühr von 17 Jahren uns entzog. Forshend in den Annalen unseres Lan­­des finde ich seit 150 Jahren seinen Zeitpunkt, der so folgenschmer und wichtig für unseres Landes Heil oder Unheil, als der­iegige getreten wäre. Den Ländern der ungarischen Krone ihre gejeglichen Freiheiten und ihre Unabhängigkeit zu sichern, ohne die Machtstellung Oesterreichs als europäische Großmacht zu gefährden, dem Volke seine echte zu geben und dabei seine Lasten zu mindern, das ist die ungeheuere Auf­­gabe! Dab Sie michh zu Ihrem Kämpen auserforen haben, um diese Aufgabe im Vereine mit den übrigen Vertretern des Ungarvolkes zu lösen, erfüllt mich mit edlem Stolz, und mit den Gefühlen der innig­­sten Dankbarkeit, welche ich Ihnen darzulegen mich beeile. Dieses ein­­stimmige glänzende Vertrauen mweht in mir den alten Muth, so wie einst in Kesmark im Verein mit meinen Glaubensgenossen, dem Re­­ligionsgefege seine Kraft zu geben, mam im Verein mit den Ver­­tretern meines Landes die politischen Gehege zur Geltung zu brin­­gen. Doch wie die­­ Rechtskontinuität den Kern unserer Verfassung ildet und unserem politischen Leben seine Bedeutung und Klar­­heit verleiht,, so kann sie auch zum Phantom herabjiufen wenn ein Ideal von Rechtskontinuität ohne Lebensfähigkeit, ohne des Lebens bestimmende und formgebende Wirklichkeit gefordert wird. ch hoffe, da der vereinte Mille der Nation diesen übersprudelnden Forderungen einen Damm jegen und wir übrigen Vertreter des Volkes durch eine prag­­matische Sanktion gleichsam der Natur und verbinden werden , melde sich stößt auf die Bedürfnisse des Volkes, geheiligt wird durch die Liebe für unser Vaterland. Die bittersten Enttäuschungen der legten Jahre haben in uns und in Ihnen die Hoffnung nicht erschüttert,, daß Un­­garn seine unentbehrliche geiegliche Berrafung in friedlichen Zusam­­mentoitten der Krone mit dem Molke erhalten werde, nähren Sie — i­ bitte Sie — diese Hoffnung in Ihrer Brust , begleiten Sie mich mit biesen­er M­ünschen auf der Bahn der parlamentarischen Kämpfe und Ihres Wirken thätige Liebe wird nicht verloren gehen, denn Sie gießen daduch Muth und Aufmunterung in die Brust der Kämpfer für Recht und Wahrheit, und wenn wir dieses Recht errungen, wenn wir mit der Palme des bürgerlichen Friedens heimkehren in die Berge unserer Kindheit, in die Thäler unserer Väter, deren Erbe wir ver­­theidigen, möge dann mein Name mit derselben Begeisterung von Ihren Lippen ertönen mie heute. Leben Sie wohl bis zu solchem Wie­­dersehen.“ 2 welcher drei Boroph­er Wähler todt auf dem Blake blieben. In Folge dieses Vorfalles mußte die Wahl vertagt werden.” § Schließlich haben wir zu melden, daß im Facseter Be­zirk (Krasjo) Advokat Aurel Maniu, im Neuarader Be­­sirt (Zemes) Johann Damaskkin, im Orepporfer Bezirk desselben Komitates Mathias Onojjy, im Bog­­vecseer Bezirk (Neutra) Georg Bencsif, im Boguj­­belyer Bezirk desselben Komitates Yosepp Barinyay, im Moravicsaer Bezirk (Bács) Barnabas Bojnics, im Böfinger Bezirk (Preßburg) Graf Stephan Palfiß, im Hupter Bezirk (Marmaros) Stephan Martos um im Klein-Becsfereser Bezirk (Temes) Baron Ludwig Ambroza zu Abgeordneten gewählt wurden. Bei der legt genannten Wahl war Andreas Moc8on Hi der Gegenland trat und kam es am Wahltage zwischen der serbisch-deutschen Partei Ambrózy ő und der rumänischen Partei Meccsönyi’s zu einem blutigen Konflikt.­­ Zur Wahlbewegung. Dem Bankette,welches die Wähler der Leopoldstadt zu Ehren ihres Deputirten,des Baron Sigismund Kemény, gestern,am 3­­.November,in der Schießstätte veranstalteten, wohntencm 400 Personen bei.Den ersten Tonstil brachte der Oberbürgermeister Rottenbiller auf Se. Majestät aus, nach welchem sämmtliche ‚Anmwesenden sich zu einem enthusia­­stischen minutenlangen Eisen erhoben. — Bon Berentung war ferner der Toast Karl Szentiványi 8, des prä­­sumtiven Unterhauspräsidenten welcher sich folgendermaßen äußerte : Denn wir Umschau halten über die europäischen Nationen und Schicsale, werden wir seine einzige finden, deren Geschichte nicht schwere Zeiten verzeichnet hätte. Glückih it die Nation, melche uneigenmäßige zveife Söhne befist, die in feh­weren Zeiten duch schmere Bert­ichtungen ihr Vaterland unversehrt hindurch geführt haben. Die Thaten felcher Männer pflegt die Geschichte mit goldenen Buchstaben zu verzeichnen. Ich betrachte es als einen Segen der Vorsehung, daß sie unser Vater­­land mit einem solchen weisen Manne, mit Franz Deät bedacht hat. (Stürmisches Eljen.) 26 Jahre sind vergangen, seitdem ich auf, jener po­­litischen Bahn mandle, welche Franz Deát vorgezeichnet hat (Eljen), und ic­­ann sagen, er dient mir zur Beruhigung ; denn die Erfahrung hat er stets be­wiesen, daß jene Bahn die beste war, melde er vorgezeichnet. Egoismus, Eigennuß nannte er nie; denn sein edles Herz war vom reinsten Patriotismus erfüllt. Er hat den Glanz stets gemieden und ist doc­her Glanz unseres Vaterlandes geworden ; er hat niemals nach hoher Stellung gestrebt und das allgemeine Vertrauen hat­ ihn doc zu folder erhoben. (Elsen.) Wer hieran zweifelt, gebe durch das Land, und er wird finden, wie man allgemein eine Beruhigung darin findet, daß Franz Desk an der Spike unserer öffentlichen Angelegenheiten steht. (Elsen.) Denn ebermann weih,­ daß Franz Deut ein mächtiger Ver­­theidiger unserer Grundgelege und Lebensfragen, aber zugleich ein Freund des dur die Nothwendigkeit und unser Interesse gebotenen Ausglei: Diesen mit ungeheurem Jubel aufgenommenen Worten folgte eine flaviiche Ansprache, welche Hfedényi an seine flaviichen Wähler richtete. Hierauf antwortete ein Bauer flaviicher Nationalität mit einer längern mehlgefegten Rede, nach welcher Hredenyi auf den Schultern einiger Wähler in sein Absteigequartier bei Herrn Rainer getragen wurde. Um 10 Uhr endete der Wahlost und gleich darauf eröffneten die­ berittenen Wähler unter Trompetenklängen den Abzug, ihnen folg­­­ten die Medrigen und blos an 300 Wähler blieben zurück, die von den Bürgern der Stadt Georgenberg zu Mittag geladen waren. Mach dem Mahle begleitete ein schmudes und zahlreiches Banderium der Stadt Koprad den nach Leutichau heimkehrenden Ge­wählten bis zur Ortschaft Hozelecz. Aus Erlau wird uns vom 29. November geschrieben : , Bor­­gestern haben die Wahlen im Heveser Komitate stattgefunden und semweit die Wahlresultate bis heute bekannt sind , wurden im Kipolnaer Be­­zirke Raul Ra­pp, im Fuge der Bezirk Alexander Alm&äsijv und im Tipa­sbäder Bezirk Nikolaus Borbély gewählt. Im Betervassrer Be­­sitz, wo Graf Julius Keglevic der einzige Kandidat war, traf die Nachricht vom Tode des allgemein verehrten Kandidaten kurz vor­ der Wahl ein und erregte in allen Schichten der Bevölkerung die tiefste Trauer. Die Wähler einigten sich jedoch bald über einen neuen­­ Kandidaten und wählten den gemesenen konstitutionellen Oberstuhlrichter Sanaz Nánásfír. Im Tipa-Nánaer Bezirke ist Mbert Nemeth­­ wohl zu Gunsten Doboczty­s zurückgetreten, doch wollen die für Nemeth eingenommenen Wähler von dem Nachtritte ihres Kandidaten nichts wissen. Am Wahltage kam es zu einer argen Schlägerei, bei Aus dem siebenbürgischen Landtag. In der Sagung des siebenbürgischen Lan­tages vom 28. November, welcher Graf Mike präsidirte, stand die Unionfrage an der Tagesordnung. Ueber den Gang der Debatte theilen wir im Anschlusfe an unsere diesbe­­züglichen telegraphischen Meittheilungen nach dem , Rorunt" Solgendes mit : Der Brosivent Graf Mit­os schärft dem Hause ein, daß das erwünschte Ziel nur so zu erreichen sei, wenn Jedermann von konstitu­­tionellen Gefühlen durchdrungen, ohne Hintergewanden und Mißtrauen die Berathung begleite und seine Meinung über den Gegenstand aus­­spreche. Er fordert die Versammlung auf, offen und brüderlich zu han­­deln und gegen­einander billig und gerecht zu sein. Der Deputirte des Klausenburger Komitates eröffnete hierauf die Diskussion. Er meint nach, daß der die Union betreffende Gefegartikel vom Jahre 1848 alle Erfordernisse der Gejeglichkeit befise. Auf eine Diskussion desselben künne man sich nicht einlassen, weil hiezu nur der Pester Reichstag kompetent sei. (Helyes.) Doch wenn aug — jagt Redner — die Dis­­kussion uns gestattet wäre, so­ bliebe uns mit Müdficht auf die Heil­samkeit dieses Gejegartifels nichts Anderes übrig, ala Se. Majestät in einer Novesje zu ersuchen, daß er Siebenbürgen­ auf den Pester Reichs­­tag zu­­ berufen geruhe, damit wir dort zum Heil und zum Ruhme des Vaterlandes und des Thrones mitwirken. (Beifall. Zustim­­mende Rufe.) Graf Dominuf Teleki (Negalist) in der Meinung, daß es uns Allen, die wir uns über den Gegenstand zu äußern aufgefordert sind, weit angenehmer gewesen wäre, wenn der Monarch die unmittelbare­­ Verwirklichung des bereits bestehenden Unionsgeseßes zum Ziele gelegt hätte. Nachdem wir aber zur Neußerung über den Gegenstand aufge­­fordert worden, sind wir erschienen, weil wir mit Freude wahrgenom­­men haben , daß die Regierung die bisher befolgte schädliche Richtung verlassen und den Boden der Geseklichkeit betreten habe. Wir find er: Schienen, weil wir die Sorge Sr. Majestät ehren, wonach er zu hören wünscht, ob der Preßburger Geiegartifel 7 und der Klaufenburger ..­ A. 1 noch heute von der Majorität für geieblich gehalten werden. (Richtig)... Der einzige Weg zum Gedeihen und zur Erringung un­­serer geießlichen Stellung it die Vereinigung mit Ungarn. Nur diese kann unseren politischen Bestand siltern ; nur vereinigt mit der größe­­ren Kraft künnen mir für unsere materiellen Interessen kämpfen . . Es handelt sich um die Griftenz des Landes, um die Entwickklung un­­serer materiellen Interessen. Auf alles dies können mir nur dann einen Einfluß üben , wenn wir unsere Kraft nicht zersplittern, wenn wir dieselbe an andere größere homogene Kräfte anschließen. (Richtig.) Seit dreihundert Jahren standen wir vor seinem wichtigeren Zeitab­­schnitte als jept. Se. Majestät hat die Bahn frei gemacht ; er fordert uns auf, daß wir unsere Meinung über eine europäische Frage abge­­ben. ‚So müssen wir denn bemessen , daß wir im Stande­find­ung von kiemniichen Ideen loszumachen und die Sache vom europäischen Ge­­sichtspunkte aufzufassen. (Beifall.) Aleris D ó zT­a (Maroser Stuhl) begrüßt mit Freude den dur die Intention Sr. Majestät eingetretenen Spitemmechtel. An einer Modifikation des die Union betreffenden Gefeartitels sei der siebenbür­­gische Landtag nicht berechtigt, wohl aber könne man auf die in dem königlichen Resfripte beantragte Revision desselben eingehen, doch müsse dies eine solche Revision sein, die seine Modifikation zur Folge habe, welche zur Kompetenz des gemeinsamen ungarischen Reichstages gehöre. Da uns — sagt Redner — Se. Majestät zur Revision beru­fen, so müssen wir darauf eingehen, und aussprechen, daß wir den Unionsartikel all jest no in allen Punkten richtig finden, und als aefe sich anerkennen. Und erfuhen wir de. Majestät, daß er die Einberufung nach Pest veranlasse. Webrigens gebe es nebst der Union mit Ungarn noch eine andere Union z­wischen den Völkern Sie­­benbürgens, welche die Nationen verpflichtet, die gegenseitigen Rechte zu vertheidigen, und den damitler Handelnden, mit der Strafe bes Hochver­­raths belegt. Auch diese Union finde ihre beste Stüße in der Union mit Ungarn.­­ Baron Shaguna (seine ungarische Rede wird mit Beifall begrüßt) will in jeder Beziehung konjequent bleiben. In amtlicher Stellung bediene er sich der rumänischen Sprache, in der Privatkonver­­sation hingegen spreche er, je nach den Umständen ungarisch oder deutsch. (Beifall.) Er achte sehr die Privatkonferenzen und finde auch in dieser Konferenz nur den Charakter einer privaten, wiewohl er zuge­­stehe, daß es einige Umstände gebe, wonach manche individuelle Leber­­zeugung sie für eine offizielle anseben könne. Er halte seine Stellung für eine sehr schwache, denn er benenne sie in der Voli­i­­mie in der Religion als einen Freund der Moralität. (Elsen) Er erkenne auch die Moralität der Vorredner an, unwünsche aber, daß auch sie an seiner Moralität nicht zweifeln mögen. Mancher zweifelt vielleicht, ob er, der novus homo constitutionell gesinnt sei. Nun it es wohl wahr, Bälle und Theater besuche er nicht, er fike ewig über seinen Büchern ; fonsti­­tutionelle Begriffe besiße er aber dennoch, denn obschon ein neuer Bür­­ger im politischen Konstitutionalismus habe er in seiner Kirche, welche eine vollständige Verfassung befist, Gelegenheit gehabt sich konstitutio­­nelle Gesinnung anzueignen. Dort nur habe er die Güte der Verfas­­sung kennen gelernt , denn die politische Rechtsgleichheit habe er noch nicht empfunden. Auch mit der Regierung habe er noch so viele Sachen in Ordnung zu bringen , daß er — ‚zum Desperat werden.“ Als ein konstitutioneller Mann sei er, seiner eigenen Mederzeugung folgend, hier erschienen, um Zeugniß zu geben, daß er von Konstitutionalismus und Gejeglichkeit einen Begriff habe. „Run gut“ — fährt der Redner fort — „wir sind am Land­­tage, aber es ist darum doc nöthig an gestehen,, hab­e dieser Landtag seiner Form nach) nicht eben verfassungsmäßig ist (Richtig) ; weist er seine Intonsequenz begehen will, darum kann er sich mit dem Landtage nicht befreunden Richtig); darum kann er nicht so weit wie die Vorredner gehen, die über das Uni­­onsgefet gesprochen und demnach die Rechtmäßigkeit des Landtages anerkannt haben. Er gehe darum nicht so weit, weil viele gegen ihn sein mnd ihn besiegen würden. (Heiterkeit) "Er wagt es alle (Tragödie in­ fünf Aufzügen von Mosenthal) " Gestern, Donnerstag, kam im Deutschen Theater Mosenthal’s fünfaktige Tragödie „Pietra“ zur ersten Aufführung. Die Wurzel der Handlung liegt in einer bewegten Zeit, in wel­­cher der Parteihaß den gesellschaftlichen Boven d­urchmwühlt, und wo neben einer für das Jahrhundert seltenen Blüthe ver Kunft, die Leidenschaften in ungebändigter Kraft und barbarischer­ Wilpheit tobten. Eine solche Zeit mag für den romantischen Hang des Dichters etwas Anziehendes haben, denn der Kampf der Guelfen und Ghibellinen, welcher den geschichtlichen Hintergrund der , Pier tra" bildet, ist auch die ‚Duelle, aus welcher Mosenthal von Stoff zu einem älteren Werke „Cäcilie von Albano“ geschöpft hat. Pietra (Frl. Herrlinger), die Heldin der Tragödie, ist die Tochter des Guelfen Tito v. Campetri (Herr Steinmüller). Auf­­gewachsen in dem einsamen Felsenschleffe Fonte, waren­ die grauen­­haften Bilder des Krieges die ersten­­ Einprüche ihrer Mädchen­­jahre, und nicht selten konnte sie von den Zinnen ihres Schlosfes sehen, wie die Wellen der vorüberrauschenden Brenta die Leichen der Ihrigen an das Ufer schwem­mten.­ Mehr als Einen, der ihrem Herzen nahe stand, hat die schonungslose Sichel des Krieges hinnweggemäht, und ihren vier Brüdern hat die gesdigtliche Grau­samkeit des Feindes, des Ghibellinen Ezzelin, einen qualvollen Tod bereitet. So wuchs sie auf, und lange noch, ehe der Früh­­ling der Liebe in das Herz der Jungfrau eingezogen war, hatten die Schrecenklänge des Kampfes Die zarteren Afforde des Ge­fühle übertönt. Der Stammeshaß, der in der Guelfenburg vom legten Troßfrecht bis zum Schloßherrn die eigentliche Grumpstim­­mung der Gemüther bildete, hatte mich ihr Herz erfüllt. Waren doch, wie sie selbst erzählt,­­ die Schatten der gefallenen Brü­der die Gespielen ihrer Kinderjahre , und mußte sie body dem greifen Vater, dessen kraftloser Arm dem Cahladhtschmerze nicht mehr ger­wachsen war , die erschlaffte Phantasi? damit auffrischen , daß sie ihm die Geschichte von dem Tode der Brüder erzählt ud wieder­­erzählt. Endlich wird die Brust dieses Heldenmändens von einem un­widerstehlichen Gefühle der Liebe erfaßt, das Geschoß des Hei­­nen Gottes war aber ein Pfeilmaf aus dem feindlichen Lager, der verhängungvoll Tod und Wahnsinn anstatt des verfühnenden Miyrthenkranzes bringt. Nora (Frl. Meclenburg), die Amme Pie­­tea’8, hatte nämlich nach­dem fr die Guelfen siegreichen Gefechte an der Brenta, von Mitleid bewegt, einen verwundeten Ghibel­­linen aufgelesen, hefsen jugendlich schönes Antlig ihr die Züge des vor Ravenna sümpfenden Sohnes ins­ Gedächtung rief. Als sie sich vom Hause entfernen muß, vertraut sie den gefährlichen Gast der Obhut Pietra’s an. Kalt nimmt die Jungfrau, die bisher gewohnt war unter Leichen zu wandeln, den Auftrag an. Sie begibt sich in das Zimmer­ Nora’s, wo der vermundete Krieger untergebracht ist , und als sie den Vorhang von dem Lager zieht, steht sie bis im das Innerste ergriffen vor der schönen Jüng­­lingsgestalt, bessen Züge „an den Griechengott erinnern, der Die Feier trägt." Sie, die bisher mit Widerwillen die Bewerbun­­gen des blutsverwandten Parteigenossen „Leonisio“ (Hr. Roßbach) zurückgewiesen , sie fühlt sich durch eine unbesiegbare Leidenschaft zum Feinde hingezogen ; denn was wäre es sonst als Liebe, wenn sie mit­­ seligem Entzüden dem lange seiner Worte lauft und für sein von den Häschern beprohtes Leben zittert. Aber auch der Züngling liebt sie wieder, aus einem Fiebertraum erwachend, fieht er die herrliche Gestalt der Jungfrau vor sich , die jhngend vor seinem Lager steht und ihm von Becher mit dem­ fabetrunt reicht. Bald entwickelt sich diese Liebe, die der Haß geboren, in ihrer ganzen verhänguigvollen Macht. Denn der verwundete Krieger, welchen vie­lheilnahmsvolle Negung eines Weihes den Eingang in die Höhle des Feindes geebnet, ist niemand anderer als „Man­­fred“ (Herr Göbel), der Lieblingssohn Ezzelin’s , des Todfeindes der Campetri , der die Söhne des greisen Guelfen mit fairer Grausamkeit gewürgt hat. Seine Spur wird verrathen und rachez­­edigend stürzt der alte Campetri, von dem haperfüllten Gorello (Herr Altmann) geleitet, in die Stube Nora’s, wohin ‚die Blutsz tropfen führen, und als sie den Gesuchten dort nicht finden, weil ihn Pietra in ihrer Kammer verborgen, " eilen sie hinaus ‚ um in den verborgenen Schlupfminteln des Schlafes das Opfer ihrer Nähe zu erspähen. aj In P­ietra’s Brust beginnt jegt, nachdem sie den entsegli­­chen Namen des Fremden gehört hat, der fürchterlice Kampf zwischen Nadre und Liebe. Schon will sie den Jüngling der Hand seiner Mörder überliefern, sie vermag er nicht, sie zügkt das Schwert gegen ihn, aber die Hand versagt den Dienst, und als Manfred die Bande von seiner Wunde reifen will, stürzt sie ihm, von Leidenschaft überwältigt, in die Arme, um der selbstzer­­störenden That zu wehren. Die Liebe in der Brust des Weibes ist eben stärker als der Haß. Durch diesen Kampf zweier be­­rechtigter Gefühle wäre der Grund zu dem tragischen Konflikt gelegt, aber es wü­rde noch immer das gewichtige Motiv zu­ einer tragischen Sühne fehlen, denn der Sieg der besseren Empfindung begründet noch seine­­ Schuld. Die Schuld tritt erst in dem Au­­genblicke ein, wo Pietra in ihrer Leidenschaft für den Geliebten, und in der Angst für dessen Leben fich zu einem Schritte hintei­­, Ben lügt, der,­ wenn adh sein vorbewachter Berrath, aber für die Ihrigen die Folgen des Verrathes nach sich zieht. Um Manfred zu retten, reicht sie ihm nämlich den Schlüssel zu dem geheimen Gange, durch den er gefahrlos entweihen Tann, der aber auch dem Feinde den Weg zu dem uneinnehmbaren Felsenschlosse öffnet. Indem Pietra also in der Angst für den geliebten Mann das Leben des eigenen Vaters und der treuen Stammesgenossen preis­­gibt, Tavet sie das nur zu bald hereinbrechende Strafgericht auf ihr Haupt. Der Schlüssel gelangt nämlich trog des ritterlichen Widerstandes des verwundeten Manfred in die Hände der Ghibel­­linen, und diese überfallen das Guelfenschlag. Ihre verrätheri­­sche That wird zwar durch eine Niederlage vergolten, aber auch Manfred erliegt dem rächenden Schwerte Yeonifio’s, und als er sich durch den verhängnißvollen Gang zu der Geliebten hinschleppt, um sie, ehe der Tod seine Lippen schliet, noch einmal­ zu sehen, stürzt Pietra, die ihn anfangs für einen Verräther gehalten, unter den Zeichen des Wahnsinns auf die­ Feiche des Geliebten, um sich mit ihm im Tode zu vereinen. Dies eine gedrängte Skizze des Ctudes, das sich bei sei­­ner gestrigen Aufführung eines ehrenvollen Erfolges zu erfreuen hatte. Die energische Konzentrirung der Handlung, der schöne Bau der Sprache, und vor Allem die Anlage gewisser Effekte, denen ein Theaterpublikum nur schwer zu widerstehen vermag, hat­ten diesen zum großen Theile berechtigten Erfolg herbeigeführt. Auch in diesem Stück konnte es sich Mosenthal nicht versagen, dem Auge durch malerische Effekte zu schmeicheln . Petra, den Vor­­hang von dem Lager wegziehend, auf welchem der verwundete Shibelline schlummert, ist ein solches Tableau von mehr maleri­­scher als dramatischer Wirkung. Daß Mofenthal es nicht übers Herz bringen kann, das dramatische Feld zu Durc­i­weiten, ohne eine Innische Kriospe, oder eine epische Blume, die er abseits vom Wege findet, zu pflüden, hat sich in der Bietra ebenso wie­ in den anderen Stücen des begabten Dichters gezeigt. Ein größerer Fehler vom ästhetischen und sittlichen Standpunkte ist es, das es der Dichtung an einem verfühnenden Abschluffe gebricht. Die er­­bitterten Stammeshäupter reichen sich nicht die Hand über dem Grabe der geopferten Liebenden, und wenn wir den Blick nach dem geschichtlichen Hintergrunde werfen, so spähen wir vergeblich nach einem Fortinbras oder einem Richmond, wir sehen im Ge­gentheile, daß der Kampf, der bisher nur den Charakter einer Familienfehde an sich trug, zu einem rafenden Bürgerkriege an­­wächst, der die norditalienischen Städte verwüstet und die Bir­­ger desselben Wolfes in zwei feindlite Heerlager spaltet. Was die Aufführung anbelangt, so trug sie zum Theile wesentlich dazu bei, den Erfolg der Dichtung zu erhöhen. Vor Allem war die Darstellung der Titelrolle der Fräulein Herrlinger eine solche, wie sie jeder Hofbü­hne zur Zierde gereichen würde. Wenn wir einen Tavel aussprechen müßten , so wäre es leer , daß wir in den ruhigeren Momenten eine gesam­­meltere Stimmung gew­ünscht hätten, aber in allen jenen Szenen, in welchen die Kümstlerin die Sprache der Leidenschaft zu reden hat, war sie von ergreifender Wirkung, ohne in Ausb­ruch und Bewegung das Maß des Schönen zu überschreiten. Das Steigern der Empfindung von dem Tone inmiger Theilnahme bis zur Hoc gluth der Leidenschaft war eben so schön und naturmahr gegeben, wie der in den späteren Akten ausbrechende Kampf zwischen Pflicht und Liebe. Fräulein Herrlinger wurde nach jeder­ ihrer Szenen wiederholt und stir misch gerufen. Neben der durc den einstimmigen Beifall des Publikums ausgezeichneten Darstellerin der Titelrolle trugen die Herrn Göbell, Stein­­müller, Altmann und Fräulein Meclenburg zu­dem Erfolge der Aufführung bei. Herr Roßbach traf in den meisten Szenen mit wichtigem Verständnisse den der Rolle an­­gemessenen Ton, da müssen wir diesem Darsteller, eine deutlichere und verständlichere Aussprache dringend an’s Herz legen. Nach dem Gesammterfolge zu urtheilen, dürften der Nopität von gestern noch mehrere Wiederholungen bevorstehen. |

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