Pester Lloyd, September 1866 (Jahrgang 13, nr. 216-241)

1866-09-27 / nr. 238

. Das En En men | me­hr erflichen unsere geehrten Herren Po­st: Pränumeranten, deren Pränumeration mit Ende September abläuft, ihr Abonnement je seitiger erneuern zu wollen, indem sonst, wenn die Pränumerationen spät einlaufen,leicht ohne unter Verschulden Unregelmäßigkeiten indum­pedition eintreten können. Die Pränumerationspreise sind, mit Postversendung: Sechsmonatlich 1 fl, dreimonatlich 5 fl. 50 Er., zweimonatlich 4 fl., monatlich 2 A., mit separater Versendung des Abendblattes per Monat 30 Er, mehr. Pränumerationsburenn, «­­" « "«—""·"" ·«ss7sW—­«LW' . eme semen — — i­ EZRET ERTL TEN ZSZ EEE RETTEN EEE SET ne nern nenn Rare m a NE Rue Zogesgeihiäte. An seiner gestrigen Sieung hat das preußische Abgeord­­netenhaus die von der Regierung geforderte Anleihe von sech­­zig Millionen Gulden mit großer Majerität bewilligt. Dieser neue parlamentarische Sieg des Grafen Bismarc übertrifft am Größe der Tragweite alle im bisherigen Laufe der Seffion von ihm errungenen war die einzige, von der man annehmen konnte, daß sie das Deinisterium mit dem Haufe entzweien und einen ersten Kon­­fett herbeiführen werde. Bei Erthellung der Indemnitktschilf hatte das Abgeordnetenhaus zulegt nur das gutgeheißen , was sich nicht mehr ändern (e). Man sclok nur mit der Vergan­­genheit ab, ohne Hinsichtlich der Zukunft eine Verpflichtung zu Übernehmen. Das Annex­onsgefeg entsprach den N­ntentionen der Liberalen Partei — außer Herrn Jarowich und den Polen stimmten fünstliche Abgeordnete dafür — und es war im Grunde nur der Widerstand Thaler sollte dem M­inisterium gewöhnlicher Bedeutung einheilt, er sollte ihm gleichsam carte blanche für die Zukunft nämlich erinnern, daß ein Theil Met, 26. September. Die Anleihefrage der feudalen Partei zu fürchten. Das Herrenhaus stellte jedoch , wie die „Nordb. Allg. Zig.“ fi anspräch, „die Staatsration dem Parteistandpunfte oran." Durch die Bewilligung eines N Kredits , von sechzign Millionen gegeben werden, von un­n an muß sich der sechzig Millionen nicht für den augenblicklichen Verbrauch bes­timmt ist ; derselbe wan­­dert in den „Staatsfc­ag”, eine Preußen eigenthümliche Insti­­tution, die man nicht mit den „Staatsfaffen” anderer Länder verwechseln darf. Der Staatsfchag wird nur bei unvorhergese­­henen Ausgaben in Anspruch genommen ; er ist ein Neserve­­fond, der dem Staate im Falle der Noth große Dienste lei­­stet gibt , Maßregeln er seinerzeit erklärte, die Hand ohne Zustimmung der Kammern durchzuführen. Graf Bismard hatte namentlich auch den Staatsihat im Auge, wenn er merke er es die „National für das finde." Hören wir, wie ein preußisches Blatt, Beldung”, sich über die Frage ausspricht „Der Stein des Anstoßes" — sagt das genannte Blatt — „ist weniger die Höhe des Kredit als die Frage des Staateshages. Der Staatsihat ist nicht nur eine traditionelle Institution des Hauses Ho­­henzollern, er ist eine gelegliche Institution des Landes. Ihm sind ges fegnich bestimmte Einnahmen zugemiesen und, wenn es an an einer positiven Abgrenzung seines Ziedes fehlt, so ist seine historische Be­­stimmung doc­hie, daß er beim Kriegsausbruch die bereiten Mittel bieten sol, welche die Mobilmachung der Armee unmittelbar und in besonders großem Umfange in Anspruc­h nimmt. Der Staatsihag­ger hört aber zu denjenigen aus der älteren Periode übernommenen Isti­­tutionen, welche in unser Verfassungsleben einzufügen bis Beute nicht gelungen ist. Im zwei Beziehungen hat fi der Staatzihat bisher als unkonstitutionell ertwiesen. Einmal bildet er nicht bies einen Kriegs­­ihat, der nur geöffnet wird, wenn der Janustempel sich schließt, son­dern er ist von der Negierung an für Friedenszwecke in Anspruch genommen. Dies würde nichts zu sagen haben, wenn zwischen Regie­­rung und Landesvertretung der Grundfach festitünde , daß die Regie­­rung nur nach vorgängiger Bestimmung des Landtages über Gelder aus dem Staatsihabe verfügen künnte. Die Regierung nimmt jedoch wo heute das Recht in Anspruch, über die Bestände des Staatzicha­ $es lediglich unter Vorbehalt der nachträglichen Zustimmung des Landtages zu verfügen. Diese Rechtsunsicherheit ist für den Land­­tag deshalb gefährlich, weil die Regierung das Verfügungsrecht an im Frieden in Anspruch nimmt, und die thatsächliche Macht hat, diesem Anspruch Folge zu geben , denn hierin liegt eine Bedrohung des Budgetrechtes des Abgeordnetenhauses. Ungleichbedeutungsvoller ist Perxon konstitutionelle Charch­er des Staatsschatzes in Beziehung auf ferne Einnahm­en.Es bestehten mal das Gesetz,welches ihm die laufenden Finanzüberschüsse und ge­­wisse bestimmt bezeichnete zufällige Ermahnken zuweist Solange nutx das Abgeordnetenhaus nicht die Kontrpgentirung der direkten Steuern durch Geketztbachsplange also nicht bei der jährlichen Bridgetaufstel­­lung die Besteuerung nach dem Ausgabebedarf bemessen wird solange beschränkt sich das Ausgabenbe­willigungsrecht des Abgeordnetenhau­ses thatsächlich darauf,bei jedem einzelnen Ausgabeposten zu bestimmen ob der geforderte Betrag zu dem aufgestelltextZweckz verwendet«wer­­den,od er ob er als Theil des Ueberschusses in denstaatsschutz fließen soll;solange hat also,vermöge der gesetzlichen Ueberweisung der Ueberschüsse der Finanzverwaltug an den Staatsschatz,das Abgeord­­netenhaus kein Ausgabenbewillgungsrecht.Die Regierung anderer­­seits hat da Interesse,die Bestände des Staatssch­atzes zu veergroße­n, und diese Interesse kann leicht auf die Budgetausstellung einen Ein­­fluß dahin ausüben,daß die Veranschlagung der Einnahmen so auf­­gestellt wird, daß auch ein nominell im Gleichgewicht abschließendes Budget in Wirklichkeit Weberschässe abwirft, die dann selbstverständlich in den Staatsrhat fließen. € 3 entsteht hieraus die Gefahr einer nuz richtigen, die Budgetrechte des Abgeord­netenhau­ses völlig untergrabenden Budgetaufstellung. Diese Gründe waren es auch, welche die Finanzkommis­­sion des Abgeordnetenhauses veranlaßten, die Forderung der Kredit von 30 Millionen zu beantragen.«Der von der Kommission ausgehende Versuch hat jedoch,wie wir jetzt sehen,keine andere Wirkung gehabt, als den Sieg des Grafen Bismarck noch glänzender erscheid­en zu lassen.Allerdings erlitt die Regierungsvorlage durch das Amendement Michaelis eine kleine Veränderung.­Allein weint auch das Recht,so wird doch dix­ Macht der Regierung über den Staatsschatz dadurch nicht beschränkt un­d die Regierung be­­findet sich somit wieder im Besitze der Fonds,die ihr dem Krieg entzogen hatte. Von der Regierung hängt er nunmehr ab,­­wie sie diese Fonds verwenden will, ob im Sinne der libe­­ralen Menjorität oder zur Unterfragung einer reaktionären Roz­­ität. Das Abgeordnetenhaus hat sich seinen Freunden von gestern mit gebundenen Händen überliefert. Die Stative, welche hiebei wirksam waren , sind im der telegraphisch-signalisirten Nebe Bismarcs mit wünschenswerther Deutlichkeit ausgesprochen. „Oesterreich" — sagte der preußi­­sche Premier — „zeige noch nicht D Versöhnlichkeit, die orientali­­sche vage Tönme zu einer ernsthaften Konstellation führen." Man könnte allerdings Über diese allarmirenden Aeugerungen mit der Bemerkung hinweggehen, bag sie mir den Zived: Hatte, das Abgeordnetenhaus zur Nachgiebigkeit zu bewegen, ihm durch die Vorspiegelung erdichteter Gefahren ein zustimmendes Votum­e abzuzwingen. Allein bei einer ruhigen Erwägung der Situation wird m­an finden, daß die Worte des zum Generalmajor avan­­eirten Ministers mit den thatsächlichen Verhältnissen nicht allzu jeder im Wi­derspruche stehen. Weder Deutschland noch vor Yard sind geeignet, die Gefühle großer Beruhigung zu err­ieden. Wie aus dem Telegramme ersichtlich, liebt es Graf Bisz­mard, fast unmittelbar nach dem Friedensschluß bag verbrauchte Manöver zu wiederholen und Oesterreich friegerischer Tenden­zen anzufragen. Sm Wahrheit werden dadurch mir die feind­­seligen Absichten Preußens entschleiert. Daß Oesterreich seine besonderen Sympathien für Preußen empfindet, wird man in Berlin nach Allem, was geschehern, wohl erklärlich finden. Es werden Jahre vergehen, ehe die Wunden vernarben, welche die unglückelige Katastrophe Desterreich geselagen. So lange Desterreich Überhaupt geschichtliche Erinnerungen bisigen sol­le, fann es der folgenschweren Ereignisse dieses Jahres nicht weit Aber darf man deswegen auf eine Bedrohung Preußens fehllegen , ist e deswegen erlaubt‘, den Berbacht auszusprechen, daß Desterreich kriegerische Verteidelun­­gen heraufbefehmören werde? Gewiß, Desterreich wird, wie wir glauben, den Prager Friedensvertrag nicht verlegen. Aber Preußen, das seine „Historische Mission” zu erfüllen hat, das den deutschen Einheitsstaat fur den Eroberungskrieg in­­, augimirte, er muß Verwidelungen wünschen und begünstigen,­­ um seine Pläne vollends durchzuführen. Aus welchen Grunde wü­rde man sonst auch in Berlin so lebhafte Teilnahme für den Orient an den Tag legen ? Wenn denst eben nur, daß die­­ orientalischen Wirren Preußen freies Spiel in den deutschen­­ Angelegenheiten geben würden. Das Abgeordnetenhaus hat auch den von der Regierung verlangten Kredit vorzüglich in dem Gedanken bewilligt, um sie für die Aktion auszurüsten. Was die Röfung der deutschen Frage anbelangt, herrscht zwischen dem Abgeordnetenhaus und dem Grafen Bismarc die größte Über­­einstimmung. Die Hannoveraner wollen sich noch immer nicht in die Anuerion fügen. Der Geburtstag des Kronprinzen von Han­­nover, der auf den 21. September fällt, wurde in der Hauptstadt des Landes durch Demonstrationen gefeiert, die Abends in unruhigen Auftritten endeten. Das Bolt zerschlug einen Kürschnerladen , in dem preußische Helme und Mitten ausstanden, und ein paar andere Häuser. Der Hauptsammel­­plan der Tumultuanten war wieder der Bahnhof und der Ge­­genstand der Verehrung die dortige Nesterstatue E­raft August’e. Dem Militär wich man sehlieglich ohne Widerstand. Im der Früe des anderen Tages hat dann die Polizei verschärfte An­ordnungen erlassen, Kraft beten nun auch den Kindern ihre be­­liebten Aufzüge untersagt sind, auch Eltern, Pfleger und Hand­­werksmeister persönlich für allen von ihren Kindern oder Whr­­ungen verübten Unfug verantwortlich gemacht werden. Die Geburtstagsdemonstrationen sind auch in den Provinzen ähnlich vorgenommen ; in Celle aber gingen den ganzen Tag Uhlanen- Patrouillen , denn die alte Oppositionsstadt ist vielleicht die welfischste von allen geworden. Aus Hannover wird unterm 23. b. ferner geschrie­­ben : Der Magistrat, dem die Königin und ihre Töchter zum Schuge anempfohlen waren, machte sammt den Bürgervorste­­hen den Abschiedsbesuch . Stadtpriester Nabel sprach seine Ansicht über die Zukunft in den Worten aus, auf ein Wieder­­sehen hoffe die Stadt, auf ein ungetrübtes sei wohl nie wieder zu rechnen ; die Königin erm­iderte, das werde Gott nicht mol­len, daß sie die Stadt, der sie sest fast einem D Vierteljahrhun­­dert angehöre, nicht miedersehe ; sie dente öfter zu kommen. Zum Abschiede gab sie jedem der Herren, tief gerührt, die Hand. Dann völlig gerüstet, am 22. Früh nach ihrer Burg abzureisen, empfing sie in der legten Stunde ein Telegramm aus Wien mit der Aufgabe, einstweilen die Stadt noch nicht zu verlassen. Zugleich traf der Großherzog von Offenburg in Herrenhausen ein. Der Großherzog von Darmstadt hat ebenfalls eine Anmeftte fie die im Jahre 1849 begangenen politischen Ver­­brechen erlassen. In Bezug auf die Angelegenheit der Insel Candia wird nicht blos aus Athen , sondern auch aus anderen Haupt­­städten gem­eldet , waß England sich für die Abtretung dieser Insel an das Königreich Griechenland günstig ausgesprochen hat, Aber die auf der Synsel herrschenden Zustände gegen fehaweilige Schilderungen vor. Die alte Grausamkelt der Tür­­fen ist wieder erwacht ; Weiber- und Kindermord it von den einheimischen­­ Türfen in angemessener Zahl verübt, Dörfer und Olivenwälder sind niedergebrannt und alle wennbaren Schän­­dungen an Kirchen und Klöstern vollbracht­­ worden, und zuwar unter den Augen der Behörden und der regulären Truppen. Auf der ganzen Insel, in der Länge von Heracllium im Osten bis nach Apocoronos im Westen, haben fortwährend blutige Gefechte stattgefunden , deren Ausgang meist unentschieden ge­­blieben ist. Nr bei Netto und Heraclium haben die Auf­­ständischen vollständige Siege errungen. Die griechischen Fami­­lien dieser zwei Städte haben sich bereits meist nach Griechen­­land geflüchtet. An denjenigen, denen die Mittel zur Abreise gefehlt und die zurückgeblieben waren, Leßen die türkischen Trup­­pen, als sie geschlagen nach den genannten Städten zurü­ckkehr­­ten, ihre Wuth­aus, Kinder ermordet worden sein, und auch aus Heraclium werden derartige Meerbizenen gem­eldet. In Retimo fallen 50 Weiber und == Die noch in der SHwebe befindlichen Friedensverhandlungen mit Italien wurden bisher von offiziöser Seite als das einzige Hin­­derniß erklärt, welches der Aufnahme der legislativen Thätigkeit bei den Völkern der Monarchie im Wege stand. Nun ist der Frieden mit Italien dem Abschlusse nahe, und nichts steht mehr der baldigen Ein­­berufung der Volksvertretungen im Wege. Ein Wiener Telegramm in unserem jüngsten Morgenblatte kündigte auch bereits den bevorste­­hen­den Zusammentritt des niederösterreichischen Landtags an, und im Zusammenhange damit wird dem „Fobl.” aus Prag Folgendes berichtet : „ In hiesigen Regierungskreisen verlautet mit der größten Be­­­stimmtheit,daß sofort nach dem Abschlusse des Friedens mit Italien der ungarische und sämmtliche cisleithanische Landtage einberufen wer­­den sollen.Gleichzeitig wird der­ über mehrere Kreise Böhmens ver­­hängte Ausnahmszustand aufgehoben werden.Die Leion des Land­­tages wird,der Erledigung der wichtigsten Landesangeegenheiten ge­­widmet,nur von kurzer Dauer sein,da die Avardneten aus sämmt­­lichen Landtagen nach Wien zur Abgabe desotums in der Verfas­­sungsfrage berufen werden sollen.In Verbindungamit wird heute vom»Tagesboten«die Ernennung des Grafen Aberthstitz(welcher eine vermittelnde Stellung im Landtage einnahm und der erste Lan­­desmarschall bei der Einführung der Feirrverfassung war)zum Lan­­desmarschall von Böhmen gemeldet. Die „Bolit.”, welche seit dem Abschluß des Prager Friedens in offener Fehde mit dem Staatsministerium lebt, läßt sich aus Wien be­richten, daß die Demission des Grafen Belcredi erwartet werde. Eine ärztliche Stimme. *­ X Meft, am 25. September. Es wird der Tages­­presse sowohl als den Aerzten von mancher Seite zum Vor­wurf gemacht , daß sie dur Dentitiven der Cholerafrage und Mitteilung des jeweiligen Standes der Epidemie die Gemüther in Aufregung verlegen. CS ist ganz richtig, wenn man es für ungebührlich hält, die allgemeine Stimmung zu montiren wegen eines Unglückes, das bereits überstanden , für welches Niemand verantwortlich gemacht werden kann, oder für dessen Ab­wen­­dung das Möglichste geschehen war ; leider läßt sich betreffs der Choleraepidemie nichts Derartiges sagen , so sehr wir uns freuen würden , uns und Andere beruhigen zu können. Die günstigen Ausweise, welche hie und da von den Sanitätsorga­­nen registreirt und der Pfesse mitgetheilt wurden, haben sich als, bei allen Epidemien gewöhnliche Schwankungen erwiesen, auf das Fallen der Erkrankungszahl folgte bald wieder eine bedeutende Zunahme und im Ganzen sind wir gezwungen zu *­ Es ist die Stimme eines der hervorragendsten Nerzte unserer Stadt, die wir hier wiedergeben. D. Ned. erflären, daß die Epidemie soroohl bezüglich als auch der Hauptstadt Pest in Zunahme die Erfrankungefülle für (d) 100 für den Tag ergeben, und an die Mortalität fir bag Floriven der Epidemie zeigt. Wir müssen gleich hier noteberholen, dak wir eg fü­r einen schreren Mißgriff halten würden , die vielfelcht­t wieder erlangte Beruhigung Einzelner durch diese Zeilen zu stören, wenn damit nicht praktisch Nilsliches erreicht werden kann ; wir halten es aber für unsere Pflicht, die wahre der Jahre 1848 und 1855 trog ihres milderen Charakters, die erstere 10, die Iegtere 14 Monate lang in Pest kauften, aber mit der Weisheit des Straufes den Kopf in den Sand zu stechen, unserem Gönner ins Gesicht sehen und seine Kräfte uns zu Gebote stehenden meilen. Wr sind überzeugt, daß eine intelligente Bevölkerung viel mehr wird, als aus der Hinweisung auf Alles mit gehöriger Umsicht erprobt und von der Erfolglosig­­keit des Verfahrens sich überzeugt Herricht, Zeit durchschnitt­­Sachlage vorzustellen , weil anserer Ueberzeugung nach — und wir schöpfen diese Ueberzeu­­gung aus wissenschaftlichen Erfahrungen und Thatsachen — der verheerenden Sende Schranken gefegt werden könn­en, wenn nur Einsicht die Mittel erkennt und Erergie dieselben verfügbar macht. Aber Lauheit, U­mwissenheit und daher rührender Unglau­­ben machen das Spiel einem jeden Feinde leicht, und mir haben es mit einem sehr thätigen zu thun, denn die angeführte Zahl der Krankheitsfälle ist eine solche, wie sie in den Epidemien für die gleich lange Zeitdauer nicht vort. Dagegen zeigen daß man auf eine kurze Dauer der gegenwärtigen Epidemie wenigstens mit Wahrscheinlichkeit nicht rechnen darf; ed kann uns daher Niemand verdeuten, daß wir, anstatt in abergläubischer Demuth uns unthätig zu beugen, mit den jedenfalls feßgtere­it ? oder darf je ausgebreiteter eine Epidemie in einer befte weniger Muth, f&öpfen die Ohnmacht, zu welcher man gegenüber der göttlichen Geißel verdammt wäre. Wir fragen, sind mir denn berechtigt, das thätige Ein­­schreiten gegen die Seuche zu mißachten ? Hat man denn schon Demand fi darum auf mweigen Riffen in Ruhe versenfen, weil die Seuche ihre Opfer meistens aus der nimmt? — Das umb selbst vom Fra­egofftischen Standpunkte falsch , denn man braucht gar nicht Arzt zu sein, um zu irgend eine Schugmauer gegen dieselbe fichert. Wir wollen also nur die ersteren Fragen gehörig beleuchten, viel mehr Erfahrung aus diesem Vorgehen Man Hatte wirklich Zeit genug, um sich gegen den, nun auf dem Halse figenden Feind zu warten, denn schon im Herbste des vorigen Jahres zeigte sich reichen Punkten, bejagung von Triest die epidemische Cholera der­ Straßen, die Einrichtung von Spitälern zur Aufnahme der Cholerafran­­ten, die Anstellung von Aerzten u. s. w. urgirten. Anstatt daß wir jedoch irgend eine einschlägige Thätigkeit sich entfalten gesehen hätten, hörten wir nur Warnungen, das Publikum nicht durch Wort und That, — wie etwa die von Choleraspitälern — zu allarmiren, beobachtet hatten Schwester­­stadt Ofen für hinlänglichen Belegraum gesorgt wurde, wäh­­rend dort (áifigung der Desinfektion die Cpidemie an so zahl­­so weniger, als an den Grenzen Bö­hmens und Nuten wir erst aufgeklärt zu werten erk­arten. Im Juli des laufenden Jahres erschien endlich die Krank­­heit unter uns,erst bei dem Militä­r,dann auch unter den Einwohnern , den 26. August, präsentirte prophezeien. Desinfektion mittelst ung daß an einer weiter und zu uns führenden Verbreitung derselben gar nicht gezweifelt werden konnte Infektion der Kanäle und Häuser, um­­in der Wilitie­­t wirklich konstatirt wurde. — Auch die Maßregeln , die gegenwärtig allerorts ın­­girt werden, waren vor einem Sabre ebenso bekannt wie heute. So viel wir erfahren haben, Hatte auch ber Fünigt. Statthal­­tereirath eine Kommission berufen, um die nöthigen Vorfehrun­­gen zu bewathen. CS ist uns aber über die Thütigfelt verseh­­ben wenig bekannt geworden, abgesehen von einer ziemlich lang­­athmigen Instruktion für Einzelne und Behörden , über deren die Stimmen der Aerzte und der Preffe Heßen fi immer lauter Hören, welche die Inangriffnahme ver­wes­­die vorausgehende Errichtung auf sich, wie mit einem Schlage , die Epidemie und Aerzte, die auch schon andere Epidemien die Heftigkelt derselben zu eine größere als je bei ähnlichen Fällen, und was geschah, um den Anforderu­n­­gen der Umstände fchmesel­­felsauren Eisens nicht nur behördlich angeordnet, sondern durch Kommissionen und Stichproben auch Tontrolixt, die Vernad­­mit­telpftafen geahndet wurde , hatte man in Pest von fomischen Einfall, behördlich und unter Erfolge, ein Vertrauenspotis in der aber auch den Ministern die Mittel an beliebige Budgetlose Regiment bag Geld nehmen,­­ „wo , Gleichgiftigkeit gedenken, ' klaffe , der wohl wolffen, daß, Pest undenkbar Gesellschaft in der legten armen Kaffe , fanden Grund . Die Konsternation war wirklich zu genügen ? bei namen Segeiften­en die genannten Cpivemien, die Reinigung Während in der , Endlih, vom 25. 8 mel die RETTET ne een Brasilianische Zustände. D. R. Sch­werungen brasilianischer Zustände bildeten lange Jahre hindurch einen stehenden Artikel in großen deutschen Zeitungen, bald ganz rosenrothe Bilder , welche nur zu deutlich die verstimmende Absicht — Aneiferung zum Auswandern — durchschimmern ließen, bald wieder Gemälde so sehr Grau in Grau gehalten, daß man auf die Vermuthung kommen mußte, dem Kü­nstler sei, wie jenem Berliner Maler Adart , überhaupt der Farbensinn versagt geblieben, oder er habe Gründe gehabt, seine andere Farbe zu haben als diejenige, welche eigentlich für seine Farbe gilt. Der Schluß lag nahe, dag die Wahrheit wohl so ziemlich in der Mitte zu finden sein werde, und diese Ansicht wird durch das neueste Wort über das sü­damerikanische Kaiser­­reich vollkommen bestätigt., Wir meinen Johann Jakob von Tribudos „Reisen duch Silvamerita” , ein in jeder Beziehung ausgezeichnetes, ebenso gediegenes als anziehendes Wort. Hier spricht Fein Auswanderungsagent, ein Missionär, Niemand, der von der brasilianischen Regierung etwas gewollt hat oder will, sein politischer Flüchtling oder flüchtiger Tourist , sondern ein Mann, welcher wiederholt das Land bereiste, zum ersten Mal als unab­­hängiger Gelehrter und Naturforscher , das zweite Mal als Ge­sandter der Eingewossenschaft, dem diese verschiedenartigen Neife­­rwede in seltenen Grade Gelegenheit zu den mannigfaltigsten Beobachtungen verschafften,, und der mit der größten Ger­iffen­­haftigkeit nur Dag berichtet, was er selbst erlebt und erforscht hat. Er läßt uns Brasilien seineswegs als ein Eldorado erschei­­nen, er warnt namentlich vor dem Aberglauben , dag dort mit wenig Arbeit dem Boden Neichtheimer abzugewinnen seien, er verheimlicht die Grundschäden nicht, am wenigsten die ungeheure Gefahr, die den Staat bedroht, wenn nicht bei Zeiten eine Vö­sung der Sklavenfrage erfunden werden sollte ; allein er hat auch ein offenes Auge file die Sichtseiten der dortigen Verhältnisse. Es wirde weit mehr als den hier verfügbaren Raum er­­fordern, wollten wir auch nur den Succus aus dem zwanzig Bogen slachen Bande geben oder eins von den wic­htigeren Themen aussichrlicher behandeln , wie die Fragen der Sklaverei, der Ko­­lonisation, der Verwaltung u. s. w. Wer sich für diese Angel­­egenheiten spezieller interessirt, muß auf die Lektüre des Buches selbst verwiesen werden. Wir können nun Einiges von dem reichen Inhalt abschöpfen. Das rglück des Landes ist, wie die Brasilianer selbst er­­flären, ihre Abstammung von den Portugiesen, welche nur ber fliffen waren, ihre Kolonien auszubeuten und in Abhängigkeit zu erhalten ; und der Warfasser gesteht zu, das Brasilien in einer weit glänzenderen Lage sein wü­rde, wenn es den Engländern oder Holländern gelungen wäre, die Portugiesen zu verdrängen. Diese Lesteren stehen auch heute noch in wohlverdientem schlechten Rufe. Schaarenweis kommen sie in dem erbärmlichsten Zustande in’s Land mit dem festen DBorfag, sich in kürzester Zeit ein Vermö­­gen zu machen, fangen gewöhnlich als Cadeiro’s, Lapendiener an, leben „wie die Schweine und Hunde“, sparen so viel zu­­sammen, um ein eigenes Geschäft gründen zu können, und brin­­gen es häufig zu vielem Geld, Grundbefig und Titeln, nur nicht zur Achtung der Brasilianer , da ihnen die schmusigsten Mittel recht sind. Hat ein solcher Krämer einmal Geld, so verschafft er sie für dasselbe aus seiner Heimath den Adel ; fremden Konsuln in Rio sind schon von Vislabon aus förmliche Preisconraute von portugiesischen Orden und Adelstiteln zugesandt worden ! Tichudi erzählt eine köstliche Anekdote von einem Händler mit carre secca (Inftreodinem Fleisch), welcher sie zuerst von Barons-, dann den Biscondetitel verschaffte, aber — da die ungebildeten P­ortugiesen in der Regel B und V mit­einander verwechseln — sich „Bis­­conde" unterschrieb. Von seinem Kommis auf den orthographi­­schen Fehler aufmerksam gemacht, entgegnete der neugeladene Bicomte ganz stolz : „Ich habe Baron mit einem B geschrie­­ben und werde Visconde auch mit B schreiben“. Doch fügte er sich , als der Kommis ihm erklärte, es sei „in neuerer Zeit Mode“ gemoiden, in diesem Falle­­ zu gebrauchen. Von der jegigen Negierung geschieht Alles, um die Unter­­lassungssünden früherer Verwaltungen wieder gut zu machen, so namentlich in Bezug auf den öffentlichen Unterricht, welcher unter portugiesischer Herrschaft ganz darniederlag. Damals war er nur den Söhnen besserer Familien möglich , einigen Unter­­richt zu genießen, der in Brasilien mit mangelhaften Gymnasial­­studien seinen Abschlag fand, während Höhere wissenschaftliche Ausbildung nur auf der Universität des Mutterlandes, Coimbra, zu erlangen war. Seit der Unabhängigkeitserklärung ist der primäre Unterricht verfassungsmäßig unentgeltlich für alle brast­­­ianischen Bürger ; und wenn auch die politischen Bewegungen während der beiden ersten Dezennien des Kaiserreiches die guten Absichten der Geießgeber nicht zur Ausführung kommen ließen, so ist body) neuestens viel nachgeholt, so zwar, daß Tidjudi­ge nadezu erklärt, sein einziger europäischer Staat habe in so kurzer Zeit so viel für den Wolfsunterricht gethan, wie Banfılten, und der englische Naturforscher Bates 1863 bezeugt, es gebe in den abgelegenen Gegenden des Amazonenstromes kaum ein Dorf, das nicht seine Peimirschule hätte und dessen Wehrer nit das nämliche Gehalt bezüge wie der Geistliche, nämlich, etwa 1800 Branfen. Das sind freilich Ausfanten, deren richte nicht gleich, binnen Jahr und Tag sichtbar werden, allein mit ihnen muß einmal die gründliche Neform­ ü­berall beginnen. Tjhudi weist noch besonders darauf hin, bag in Stanfreidh, unter so viel günstigeren Verhältnissen und bei seit Jahrhunderten gefeglich Postadministrationen werden von den öffentlichen Blättern ver zeichnend genug unter dem Titel: „materia velha“, alter Ge­genstand, rubrizirt. Briefe kann Lebermann abholen, ohne sich zu legitimiren, wenn er nur das Porto bezahlt, und es häßt figy­renten, welcher Misbrauch damit getrieben wird. Straßen, städtische wie Landstraßen, befinden sich im elendesten Zustande. So sind sie in Rio de Janeiro meistens fontan und bilden so eine Gaffe für den Regen und wo sie sich­neiden, tiefe Köcher. Die neue Straße von Petropolis über das Gebirge in das un­geregelten Bolfsunterricht, bei der Nefrutirung mehr als ein Drittel ganz u­nterrichtet erscheint. Dort gibt die Negierung auf je jede Individuen der Gesangtbevölkerung einen Franken aus, in Brasilien eben so viel auf 4.7", und die Lehrer sind viel besser gestellt. Hochschulen gibt es vier, zwei juridische Fakultä­­ten in Olinda und Sao Paulo, zwei medizinische in Bah­ra und Rio de Janeiro. Universitäten in unserem Sinne eriftiren nicht, sondern nur Fakultätsschulen ; die Theologie wird an meh­­reren Seminarien gelehrt, eine eigene­­ philosophische Fakultät eriftirt nicht. Allerdings ergeht es dieser, wie reformfreundlichen Negie­­rungen so häufig: die Bevölkerung geht nicht Hand in Hand mit ihr. Von der häuslichen Erziehung wird ein ziemlich trau­­riges Bild entworfen. Keine Brasilianerin der besseren Stände fü­llt ihr Kind selbst, die Ammen sind Negerinen , die aus man­­cherlei Gründen, deren Auseinanderlegung hier zu weit führen würde, einen gehältlichen ,­ygienischen und moralischen Einfluß auf die Kinder ausüben. Später erhält der Kleine Brasilianer ein gleich altes oder Älteres Sklavenkind als Spielgefährten, Spiel­­zeug und Lehrer in allen möglichen Untugenden und Schlechtig­­keiten. Der Moleque, Negerjunge, sol oft recht eigentlich Der böse Geist des Hauses werben. Die Sklavenbehandlung ist natü­rlic­­hen nach der Individua­­lität der Herren sehr verschieben, aber im Allgemeinen schlecht bei den Portugiesen, Franzosen, (besonders den Frauen), und freien Meulatten, durchsäßnittlich gut bei den gebildeten Brasilia­­nern. Es ist unstreitig ein schöner Nationalzug,­ bag man dem Sklaven, für den, selbst von einem Imbekannten, eine Filzbitte eingelegt wird, ohne Weiteres die Strafe erläßt. Dabei sollen Dummheit, Leichtsinn, Bosheit und Trägheit der Neger die Ge­­duld auf wahrhaft schwere Proben stellen. Zur Züchtigung be­­dient der Sklavenhalter sich der Peitsche oder Prü­fje. Den Ne­­ger Ohrfeigen zu geben, gilt für sehr gefährlich, da er den Kopf stete so zu drehen weiß, dag der Schlagende sich an den flet­­schenden Zähnen bösartig verlost. Zu den Schattenseiten brasilianischer Zustände gehören ämmtliche V­erkehrsanstalten im weitesten Sinne, und die Beob­­ac­htungen, welche sich in dieser Richtung dem Tschudi’schen Werke Zum Schluß noch ein militärisches Genrebildt durch eine­­ Gasse von Rio de Janeiro reitet ein Offizier,hinter ihm seine entnehmen lassen,würden allein Bogen füllen.Klagenüberdiez Ordommndeer Soldat zieht plötzlich m­it derzrinken eine Orange aus der Tasche,mit der Rechten den Säbel,schält ganz gemüthlich­«m­it der Mordwaffe die Flucht und verzehrt sie.Da glaubt man unserem Gewähremann freilich,daß ein zum Theil durch das erschlaffende Klim­a bedingtes Sichgehenlassen beim Militär Erscheinungen zux Tage fördert,welche dem an Ordnung un­d reglementarische Diensterfüllung gewöhnten Europäer höchst sonderbar vorkommen. were der Provinz Minas geraes schneidet do Sul begann man 1836 wegen quenz den Bau einer steinernen Brüce, leicht heute noch so den Bau fontrastlich übernommen und hätte­ es dazuland mit den Eisenbahnbauten auch allerlei Tragikomisches zu erzählen weiß. Und nun erst die Gasthäuser­ desto erbärmlicher und schmugiger Preisen thun den europäischen Hotels zuvor ; auf hier Wirthehausaben­­dem „Hotel zu Paz , etwas sch­warze Bohnen und « in auch wieder feine Furth einen von beschränfen gerade bag .Weitere kü­mmert er teuern des Reisenden weiter rahybuna“ Neis Dies­den , sie entstehen entdecen, er mit so weit, bag wurde für so sich nicht, ein Huhn eine Henne verschluckt, der trockenen Jahreszeit wasserlos, während bei Sam ein Flußbett wird ; anstatt einen Viadukt anzulegen, jchit­­welde merő­tete man rührt. die Straße auf, unterwühlen von Erzdamm, bis er einstürzt, und jedes Jahr wird Holzbrüden werden ohne irgendeine Reparatur so lange benugt, als noch darübergehen kann, ein Maulthier, wenn auch mit größter Gefahr, Ausgange derselben ft fie endlich folgen seinem ganz Beispiel, und er neu aufgr­­umpaffirbar, so sucht der Tropeiro (Führer einer Maulthierfaramane oder Tropa) eine Wurth, die anderen am feuchten Bodens auch die Maulthiere Morastpläge, nach mehreren Jahren das Waffenniveau erreichten. Milton Franken ausgegeben war, Dann scho­­ben Zentral- und Provinzialregierung einander die Fortführung des Baues zu, die demzufolge ganz unterblieb. Im Jahre 1850 waren die Pfeiler noch nicht vollendet, obgleich schon die Negenmaffen feinen Thieren auch wäre, den durch das die P­affage unmöglic machten, zu eine Beispiel verschafft fon besiert da, wenn nicht e8 den so verlodend 14 Milreis, 16 fl. ersten es Weber ber ein zu folgen schnell , in It der Tropeiro Se pomphafter in bhinüber h besonders deren Pfeiler aber die Wirthsheft, 5. W. bezahlt ! Gin­­ber und Zusammenkneten des die almülig ben zu Ende nur Nähe die Brüde eine halbe der Name, in Tann, um Rio Parahejta starken Fre­­erft und die Brüde stünde mancherlei Beweisen dafü­r miüssen wir uns viel­­ Bankier, Baron Mana, geführt eine Vorstellung,­­wie geht, von denen Tichubi

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