Pester Lloyd - Abendblatt, September 1866 (Jahrgang 13, nr. 200-223)
1866-09-27 / nr. 221
‚ bendblatt«s N KR A in De | Donnerftag r 27 Septemb, . Me, 221. (Die einzelne NummerIoftetUr.Z.W.) Hr‘ fster Lloyd. Weit, 1866. Telegr. Depeschen des ‚„‚Pester Lloyd“, Wien, 27. September. Originaldepesche) Mebereinstimmenden Meldungen zufolge, dürfte die Errichtung von Gesandtschaften bei den ‚einzelnen Mitgliedern des norddeutschen Bundes unterbleiben und Oesterreich nur in Berlin als Bundeshauptstadt vertreten sein. — Graf Nostiz ist bereits zum Oberstlandmarschall ernannt. Lemberg, 26. September. (Originaldepefde.) Golubowski ist heute Abends angelangt. Deselbe wurde von den Seiten der Behörden und der Gemeindevertretung empfangen, vom Publikum stürmisch begrüßt. Abends fand ein Nadelzug ihm zu Ehren statt. Berlin, 26. September. (X.-B.) Das Abgeordnetenhaus stimmt einhellig dem Regierungsantrage, betreffend die Beftagung bis 12. November, bei desgleichen das Herrenhaus, nach einstimmiger Annahme der Gefäße über Darlehenswaffen, Zollhandelsverträge, sowie über die Anleihevorlage nach der Yaffung des Abgeordnetenhauses. Maris, 27. September. (R.-B.) Der Kaiser Meir gestern in Biarrng ein Panzergeschwader Neme passiven. Stuttgart, 26. September. (K.=B.) Der Präsident Webers mahnt in seiner Antrittsrede, bei Neugestaltung der deutschen Verhältnisse die Gefühlspolitik wegzuloffen und den Thatsachen Nehnung zu tragen. Mehrere Abgeordnete protestiren, daß die Ansicht des Präsidenten jene der Mehrheit sei. Die Regierung legt den Friedensvertrag vor und verlangt die Bewilligung der Kriegskontribution. MPetersburg, 26. September. (8.B.) Die Prinzessin Dagmar kam heute in Kronstadt an, wurde vom Kaiser und der Kaiserin empfangen und unter dem Jubel des Volkes nach Zarscoefelle geführt. Abendsllumination. Berlin, 26. September. Getreidematr Ét. Welszen schwach angeboten, mabe beschränzt. Liefertingswaare schloß besser gefragt. AK wie mehr beachtet,einzelnt etwas "höher. Lieferungsgeschäft, anfangs gebracht, befestigte sich allmälig. Hamburg, 26. September. Getreidemarkt. Soloweizen etwas höher. Amsterdam , 26. September. Getreidemarkt.Meizen still. Roggen foto ruhig, Termine etwas niedriger . London , 26. September. Getreidemarkt. Englischer Weizen gefragt: zu Montagspfeisen, fremder, beschränktes Geschäft, Frühjahrsgetreide gefragt. Wetter regnerisc. = Wer soll bei ver Lösung der Berfaffung es hrager jenseits der Leitharbiednitiative ergreifen ? — Das offene Senpschreiben unseres Landamannes, Dr. Fischhof, in welches er, wie bekannt, an den Grazer „Lelegraph“ gerichtet, gibt darauf folgende Antwort : Die Initiative kann von der Evelativgewalt ausgehen , oder von der legislativen Versammlung, oder endlich von den hervorragenden Führern der verschiedenen Parteien in Privatkonferenzen. Ver Eretativ gemalt stehen zur Einleitung der Aktion zwei Wege offen: Sie kann, entweder mit einem von ihr angefertigten Ausgleichsentwurfe, vor die Legislative tret ten, oder sie kann die Notablen der Parteien zu, Borberathungen einladen und das mit ihnen vereinbarte Claborat dem geießgebenden Körper vorlegen. Wası den ersten Modus bestrifft, so wird die Negierung kaum sich für denselben entscheiden, denn nach ihren bisherigen Erklärungen ist sie nichts weniger als geneigt, der konstitutionelle Wegweiser der österreichischen Berfer zu sein , sie scheint vielmehr einenselben überlassen zu wollen, selbstständig die Pfade zu wandeln, welche zur Verständigung führen. Die Programmlosigkeit scheint zum Programm des Ministeriums zu gehören. — Der zweite Modus läge wohl nicht abseits von den Wegen der jegigen Regierungsmänner, er würde denselben die unangenehme Alternative ersparen, in der gesebgebenden Versammlung entweder, die einer Regierung wenig würdige Rolle des müßigen Zuschauers in widtigen Diskussionen zu spielen, oder in den leidenschaftlichen: Des hatten aus der Stellung, die sie gegenwärtig , ich, weiß nicht, ob zwischen oder über den Parteien einnehmen, in das Treis den derselben hineinzugerathen ; aber ich glaube Tau, daß es dem Ministerium gelingen würde, die Koryphäen der Parteien um si zu versammeln, seine Gegner sind zu zahlreich und zu vebittert. 39) gehöre zwar nur zu Senen, die leidenschaftlich Chorz ® machen gegen das Ministerium Belcredi. Der Gebaute Oesterreich von seinen Mölfern, ihrem Genius entsprechend, auf historischen Grundlagen aufbauen zu lassen, ist ein großer und fruchtbarer , aber es läßt ich nicht wegleugnen , daß dieselbe große Iwee bis gebt mich zur Ausführung tam. Die Megierung hat wohl die Wölfereinigung auf ihre Fahne geschrieben, aber diese liegt seit einem Sabre zusammengerollt im Bureau des Staatsministers.. Die leitenden Männer der Negierung seinen vergessen zu haben, ( daß Parteien und Bölfer sich nur um eine entfaltete und von kräftiger und sicherer Hand getragene Fahne schanren. Das Ministerium behandelte den Verfassungskampf wie einen Nauferseß,, es trennte die Streitenden, und indem er Kieselben mit polizeilicher Vorsicht bübic ‚lange auseinanderhält, glaubt es die Hersielung des Friedens zu erleichtern. . 63 hat bis jept mehr negirt als regiert, und die Negation ist kein Kitt, der verbindet, sondern ein Kitt, der trennt. Jedermann weiß, womit dieses Ministerium seine Laufbahn begonnen. Niemand errätlt, womit es dieselbe beenden wird ; Grund genug für die bittere Feindschaft der Einen, für die nur laue Freundschaft, der Anderen und das unheimlich Gefühl Aller, sowie ein ausreichendes Winter für die Borz “aussehung , daß die Parteiführer seinem Rufe nicht folgen