Pester Lloyd - Abendblatt, November 1866 (Jahrgang 13, nr. 251-275)

1866-11-08 / nr. 256

deutete Weg meiner Meinung nach d­er geradeste und kürzeste und als solche­ natürlich auch der beste.Liegt­ also der Re- MERM-wie gesagt,an einem beiderseits befriedigendenskus­­gleichs mjtungarn,so darf sie nicht zögern,zu handeln,wobei sie namentlich in Bezug auf Kroatien durch ein entschiedenes Auf­­treten ihre bisherige,den vorjährigen Landtag illustrirende Po­­litik der Zweideutigkeit resavouiren muß.«« Wie die«Fövärosi Lapok­«vernehmen,wird Franz Pulßky in Szegedin als Kandidat für die bevorstehende Abgeordnetenwahl genannt. «Die Zahl der in Untersuchung gezogenen Generale der Nordarmee hat sich—wie man aus Wien berichtet——in nächster Zeit vermehrt,indem der Brigadier v.Appiano nachträglich mit Generalbefehl vom 25.v.M.von Klagenfurtstach­ Wien berufen wurde,um sich über sein Verhalten bei Königgräf zu rechtfertigen.Avet wovon man wenig zu wissen scheint,das ist die Thatsache,daß auch ein General der siegreichen Süds­armee sich in strenger kriegsgerichtlicher Untersuchung befindet. Generalmajoru Scudier—­schreibt die,,N.Fr-Pr.«« —hatte in derschlacht bei Custozza an der Spise seiner aus den Regimentern Erzherzog Ernst und Kronprianudolph zu­­sammengesetzten Beigade wesentlich zum Erfolge des Tages bei­ getragen,indem es der genannten Brigade gelang,nachts­ ke­­derbetten Stürmenvie­ Höhenvano aazunehmen.Gegen zweiubgals das Schicksal der Schlacht schon entschieden war und die Italiener in wilder Flucht an mehreren Stellen den Minero überschritten,stieg Scuvier mit seinen Truppen,von einer anderen Brigade abgelöst,langsam von den eroberten Höhen herab.Am Fuße des Gebirges angelangt,erwartete ihn der Befehl,eine Reservestellung bei Zerbare in der Nähe des Hauptquartiers einzunehmen,was auch ausgeführt wurde. Doch in Zerbare angelangt,fand die erschöpfte,nach sechsstün­­digem Stürmen zu Tod ermüdete Truppe weder Erfrischungen, noch Wasser,noch Schatten,und der General,mit dem Taschen­­tuche die schweißbedeckte Stirne trocknend,ließ vom Zaun seiner Zähne eine Aeußersung entfahren,die eben nun Anlaß zu einer hochnothpeintieben Untersuchung gegeben hat und kommandirte: ,,Halbrechts!«"—eine halbe Stunde weiter eine Stellung aufsuchend,welche den Braven Alles gewährte,was sie in Zer­­bare vergebens gesucht hatten. Die Sieger von Custozza hat­­ten keine Reserven mehr nöthig; Scudier wurde vor ein von SOME, Bamberg präsidirtes Kriegegericht gestellt. Das von demselben gefälte milde Urtheil wurde verworfen und ein zwei- 183 Kriegsgericht zusammengestellt , welches eine neue Untersu­­c­hung gegen Scudier eingeleitet hat. Von vielem zweiten Kriegs­­gericht wurde moch sein Urtheil geschöpft. Die Gerüchte, welche bereits von einer schweren Verurtheilung Scudier’s erzählen, sind unbegründet. Wie bekannt, hat das Kriegsministerium an die betreffen­­den Montursfommisionen und Depots die M­eifung ergehen lossen, die Uedernahme der wohl fälligen Lieferun­­gen zu fil­iren. Dieser Schritt der Regierung erfuhr mit Recht die schärfste Beurtheilung in den öffentlichen Blättern ; vom Standpunkte des Rechtes, wie von dem des finanziellen und mor­talischen Kredit, sowie von dem der eigentlichen militärischen I Interessen konnte diese Entschließung nur tief befragt werden. Die Stimmen der Presse sind nicht wirfungslos verhallt. Wie dem „telegraph” von wohlunterichhteter Seite mitgetheilt wird, werden alle Armee-Lieferungsverträge ohne Unterschied zur vol­­len Ausführung gelangen.­­ Wien, 7. November. Baron Kübel, welcher­­ Beendigung seiner Aufgabe in Augsburg und Heidelberg lebte, it heute hier eingetroffen. Er wird in Bälde auf seinen Po­­sten nach Florenz abgehen können. Sreihere­r. Beust, wel­­cher einen groben Werth auf die Pflege guter Beziehungen zu Italien zu legen scheint, hat sofort den designirten Vertre­­ter Oesterreichs am italienischen Hofe hieber beschieden, um mit demselben in Beraibung zu treten und ihn möglicft vorch mit den nöthigen Smstruftionen zu versehen. Nicht­ ohne Interesse dürfte Die Notiz sein, daß von den Mitgliedern des diplomati­­­schen Korps der russische Gesandte, Graf Stadelberg, es zuerst war, welcher vom Freiheren v. Beust nach seinem Amtsantritt den Besuch mante. L Wien, 7. November. Aus Warschau ist der Generalfonsul Graf Ludolph auf Urlaub hier. Auf Urlaub, wie gesagt , aber es dürfte ihm unwährenddeß der Anlaß gegeben sein, eingehenden mündlichen Bericht über seine Wahrnehmun­­gen bezüglich einer weit auf österreichi­sch­e­s und zunächst auf galizisches Gebiet herüber reichenden Ngitation zu erstatten, die, bisher wesentlich von geistlichen Händen gepflegt und an die griechisch nicht unirte Diesfeitine Bevölkerung sich anlehnend, das griechisch-u­irte Clement zu sich heranzie­­hend, doch bereits hin und wieder den politischen Pferdefuß zu starr gezeigt hat, um nicht zur regsten Aufmerksamkeit und Machsamkeit aufzufordern und eventuell zu einer diplomatischen Erörterung den Stoff zu bieten. Nachdem fest hintereinander der Staatsminister, der Kriegsminister und der Finanzminister mit einem Programm vor die Oeffentlichkeit gerieten, geht auch bereits der Han­­dbeinminister mit einer analogen Publikation schmangel und wird sich dieselbe höchstens wo um einige Tage verzögern. Politische Rundihen, 8. November. Die päpstlichen Allotutionen haben die allgemeine Aufmerksamkeit in verstärktem Maße auf Rom gelenkt. Die „Italia“ behauptet, daß drei Systeme hinsichtlich der Lösung der römischen Frage einfit­­zen : das spanische, Französische und italienische. Das Spanische, das in dem Pater Caret und der Schweiter B Patrocinio seine Urheber und in den Sefuiten seine Vertheivnger habe, laufe ganz einfach auf das „non possumus” hinaus. Das fran­­zösische System habe wie alle Napoleon’schen Spdeen einen ver­­mittelnden Charakter, und bezi­ede die Erhaltung der Unabhän­­gigkeit Roms und die Ausdsöhnung mit Italien. Das italienische System bestehe dagegen in der strikten Ausführung der Septemberkonvetition, indem Italien alles Medrige von der Zeit und den Ereignissen erwarte. In einer Korrespondenz der „Triester Big." aus Florenz vom 2. d. lesen wir : Die Regierung wird auf die päpstliche Allola­­tion durch ein Memorandum antworten ; au fo­ Herr Dan­­cardi, der Die Unterhandlungen wegen der Webernahme eines Theil der päpstlichen Schuld in Paris führt, von dort abberu­­fen werden. Der Ba­p­st soll nunmehr entschlossen sein, abzureisen, und zwar no bevor Rom von den Franzosen volltändig ge­­räumt ist. Es heißt, er werde nach Gadir gehen. Für die Bes­iegung Roms dur) italienische Truppen, nach dem Abzuge der Sranzosen, solen die Vorbereitungen bereits getroffen sein. — Die Regierung behauptet, daß die republikanische P­artei einen neuen Angriff auf das römische Gebiet beabsich­­tige. Mazzini hat in diesem Augenblicke bedeutende Geldsummen zu seiner Verfügung, mehrere seiner einflußreichsten Anhänger haben si der päpstlichen Grenze genähert und eine große Zahl Garibaldianer machten ih­r löslich unsichtbar — so daß die Besorgniß, es werde bald zu irgendeinem Ausbruch kommen, gerechtfertigt erscheint. Wie man den „Debat3”" aus Rom schreibt, hat die italienische Regierung aus dem „römischen Komite” jene Perso­­nen entfernt, welche nach dem Abzuge der Franzosen die Un­­ruhstifter untersrügen könnten. Er ist der Wille der italienischen Regierung, das in Rom seine Bewegung zum Ausbruche ge­­lange. — Das „Journal des Debats” widmet der jüngsten Allokution des Papstes eine sehr ernste Besprechung : Seit der Encyllita und dem Sylabus — heißt es im Premier Barid -— hat der römische Hof nur Worte von traus rigerer Bedeutung ald jekt gesprochen, und es wird die Allosa­­tion mutbmachlich einen noch peinl­eren Cindrud als die ge-

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