Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1866 (Jahrgang 13, nr. 276-298)
1866-12-01 / nr. 276
- win 20 me men Angelegenheiten ins Leben trete.... bder faljungsmáubig bestehenden Betttetüngekörper einzuberufen. Bei Vereinbarung mit Ungarn über die gemeinsamen Angelegenheiten, bei Ausbau der Verfassung, bei freiheitlichen dteforz ‚men auf allen Gebieten des Staatslebens mögen ‚Cure Majestät der Mitwirkung und schaffenden Thätigkeit der Volksvertretung beruhigt entgegensehen, sowie der Zufriedenheit des Volkes gewiß sein, wenn wurde eine parlamentarisch verantwortliche Regierung ebenso diesseits wie jenseits der Qeitha die Handhabung der Gesete und Durchführung der Beihllfe gesichert ist." Dagegen spricht der Minoritätsentwurf der Deutschen in Brünn sich folgendermaßen aus : „Allem bevor hält er der mährische Landtag durch die Interessen des Landes wie des Reiches geboten, daß die Sittirung des verfassungsmäßigen Lebens in dem Belange des Reiches aug in den Ländern dies seit 8 der Leitha ehestens ihr Ende finde und daß die parlamentarische Behandlung der Bewe ie Euer Majestät in Ihrem Krieg manifeste den Mangel einer in jenem ernsten Momente um Ihren Thron versammelten Vertretung ihrer getreuen Völker bedauerten,, so bat er auch das Land Möhren schmerzlich empfunden daß, während s Ibh die Vertretung Ungarns bis zu den Siegen in Italien ihre verfassungsmäßige Thätigkeit geübt, die Gesammtvertretung der Länder diesseits der Leibba— für deren Siftirung sein Grund in der angestrebten Verständigung mit Ungarn zu erhebenm war — inmitten der großen Gefahr für das Ba terland von jeder Mitwirkung zu öffentlichen Interessen ausgeschlossen blieb... . Die finanziellen B Verhältnise des Reiches, unter der Mitwirkung des selbst noch unvollständigen Reichsrathes entschieden durch die Besserung der Ordnung entgegenschreitend , wurden foran ganz unabhängig von dem Kriege durch die Entziehung hbodwichtiger Faktoren für den öffentlichen Kredit einer höchst bedenklichen Phase entgegengeführt, doch Enstspielige Kreditoperationen, wie sie Oesterreich seit einem halben Jahrhunderte nicht mehr kannte, die Steuerkraft des Landes ungebührlich belastet und noch vor dem Ausbruchh des Krieges zu dem rechten und gefährlichen Mittel des Staatspapiergeldes gegriffen, ohne irgend welche Beruhigung über dessen Umfang, über dessen Ende, ohne Aussicht, ob das Reich es wieder vermag, der abermals hereinbrechenden Zerrüttung im Geldwesen zu steuern — Borgänge, welche unter Mitwirkung des Neichsrathbeön immer hätten geschehen können.... Und selbst versehnlicht herbeigewünschte Ausgleich mit Ungarn, der seinerzeit alsr und zur Siftirung des Berfaffungsrechtes für die Länder diesseits der Leitha angegeben wurde, hat seitdem seinen Fortschritt gemacht, ja es vermochten selbst die in den angebotenen Konzessionen Schritt für Schritt bis über die Grenze eines staatlichen Organismus zurückweichenden Minister der Siftrungspolitik, troßdem sie damit die wichtigsten Interessen oder Länber diesseits oder seitba in Fragestellen, auch nicht über der Leitha jenes Vertrauen zu bewahren oder tieber zu gewinnen , ohne das eine rasche und heilsame Verständigung mit der Vertretung jener Länder zur Wahrung der beiderseitigen Interessen und der staatlichen Gesammtheit nicht zu erwarten und die wohl duch eine gleichzeitige Thätigkeit der beiderseitigen Gesammtvertretungen anzuhoffen, ohne dieselbe aber nicht mehr zu gewärtigen. Gegenüber einer Reihe von Vorwürfen, welche von Seite des niederösterreichischen Landtags gegen das Ministerium Belcredi erhoben wurden, betont das offiziöse „Wien. Sollen,” folgende Ersparnisse: 63 ist — wird versichert — während der Dauer dieses Ministeriums Niemand mit einer Rension in den Ruhestand verjeht worden, welche die für solche Bezüge festgefechte Mamimalsumme überschreitet. Er hat sein Beamter währendnerselben Periode den Boribun einer namhaften Summe alter. Im Staatsministerium ist eine so strenge Detonomie obachtet werden, dak auch nur ein einzelner Bosten bes Budgets mit dem Ueinsten Belaufe überschritten worden tt. Mo früher vier Sektionschefs sich in dessen Geschäfte und die der Kultusangelegenheiten theilten, versehen jebt zwei derselben alle ihre Funktionen. Die frühere Kanzlei des Ministerpräsidiums ist ganz aufgehoben worden. Es kann nir in Bergessenheit ge fein, daß öfters gerade von Mitgliedern der liberalen Partei die Bereinigung der Funktionen der Departements des Innern und der Polizei als zweckmäßig befürwortet worden. Wenn die Darstellung in die Öffentlichkeit gegangen, daß die Ausgaben für beide Ministerien ganz so groß verblieben sind, als. wenn zwei Minister jene zwei Portefeuilles innehätten, so ist diese Auffassung nicht der Sachlage entsprechend. Nicht nur, daß bei der obersten Stelle eine Ersparung eingetreten ist, sondern die Reduktion der Ausgaben, welche aus diesem Anlasse durágeführt werden konnte, beziffert ich auf 70.000 Gulden. Dem Barler „Etendard” wird gemeldet, daßs der Zustand der Kaiserin Charlotte eine sehr bedenkliche Wendung nimmt und die Herzte baz Schlimmste zu befürchten begannen. Der König der Belgier will sich demnächst nach Mistamare begeben, wo auch Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers Mar getroffen werden. — FZM. Ritter v. Benevet hat, Diener Berichten zufolge, vorgestern seinen bisherigen Aufenthaltsort Graz verlassen und sich nach Be ft begeben. Ueber den russischen Agenten Xwanomw, der zu einer Interpellation im galizischen Landtsge Anlak gab und nach der Antwort des Regierungsvertreters über die Grenze veschafft wurde, schreibt man der „Gaz. Nar.” nachträglich aus Kolomes vom 26. b. : j Dieser Tage ist nach Beczenizyn, wo Spanow verhaftet wurde und in dessen Umgebung er sich herumgetrieben, ein Brief aus Petersburg unter seiner Adresse angenommen und von amtlicher Seite eröffnet worden. Er enthielt Befehle, mit welchen Personen sich Iwanow ins Einvernehmen geben solle, sowie Anweisungen, wann und wo er eine Geldsendung zu beheben habe. Natürlich Alles nur, um arcäologische und ethnographische Studien anstellen zu können. (2) Ein Selenstüd zu Imanow verzeichnet der ,Czas" aus Megrze, an der ruffischegaliziischen Grenze. Am Zollyaufe daselbít befand sich ein türkischer Bei, Nasmene Kelibey, und befaßte sich ebenfalls mit allerhand ethnographischen Studien. Doc kann er nit ein Wort türtisch und sprigt ur zuflish und veutsh. Als nach ihm Recherchen angestellt wurden, verschwand er von dort, so ging er nicht weit, nur nach Wieliczla, dort wurde er jedoch auf Anmeisung der Kralauer Bolizii angehalten und unter Aufsicht gestellt. Seine Papiere zeigen auf einen gewissen Engelbrecht, einen Kurländer, und es wurden bei ihm unwiderlegbare Beweise vorgefunden, daß er ein politischer Agentfe. Was mit ihm weiter geschah oder geschehen wird , „weiß man noch nicht.“ Die galizische Statthalterei, berichtet die „Zukunft”, hat einige Beigrändungen betreffs Ausgabe von Pfäflen zur Reise nach Rußland einzuführen für gut befunden. Einen eigenthümlichen Beitrag liefert auch ein Schreiben aus Westgalizien im „Telegraph” ; diesem Blatte wird nämlich geschrieben : Ich hatte vorgestern Gelegenheit, einer Solide in einem unserer ersten Magnatenschlösser beizumahnen, wo die Unterhalstung sich in einem engeren Kreise ausschließlich um die politische Lage Europas und speziell um die Oesterreich$ drehte. Den Hauptgegenstand des Gesprächg bildete ein Brief, welchen einer unserer hervorragendsten Landtagsdeputirten vor wenigen Tagen aus Bosen erhalten, von wo die polnische Nationalpartei in Verbindung mit Berliner Konnersonen die geheimen Bläne und Absichten des Grafen Bismard genau überwachen läßt. In jenem Briefe werden nun über te euffische preußiige Allianz ganz merkwürdige Aufklüffe gegeben. „Graf Bismard" — heißt er — „Ioh dem Pitersburger Kabinet geradezu die Theilung