Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1867 (Jahrgang 14, nr. 3-26)

1867-01-22 / nr. 18

erdenklichen Fragen dabei zu berühren; aber man begreift sofort,, daß die einfache Oftreyirung eines mehr oder minder­­ begrenzten Interpellationsrechtes nochh nicht im Stande wäre, unsere Kam­­mern auf gleichen Fuß mit den englischen zu sehen. Dazu be­dürfte er noch zweier anderen Bedingungen­­­ der parlamentari­­schen Initiative und ver Neht es, der Session Adressen über Spezialfragen im Laufe zu wotiren. In solchem Falb­ würde die Adresse bei Eröffnung der Session von_selbst sich begrenzen und wie in England nur meist Sache der Gt­quette und des Anstan­­des werden. „Siecle" hält die Unterbrücung der Aorekdebatte für geeignet, das ganze Land, welches das Dekret vom 24. Novem­­ber als von Beginn einer neuen Aera liberaler Hoffnungen be­­grüßt hatte, in Trauer zu versehen. a · we ja ze ; Die Nede des Fürsten Hohenlohe. Meine Herren! Ich habe zu verschiedenen Zeiten Gele­genheit gehabt , mich über daz Verhältnis Baierns zu Deutsch­land, auszusprechen und ich habe dies stets mit Offenheit ges­ehan. Ich bezeichne auch heute als den Bielpuntt der baierischen Bolitit : die Erhaltung Deutschlan­de, die Cini­gung tdedefammt zahl de­er deutschen Stämme und, soweit dies nicht möglich ist, der größeren Zahl verselben zu einem Bunde, gefrüst nach Außen durch eine kräftige Zen­­tralgewalt, und im Innern durch eine parlamentarische­­ Verra­­sung, unter gleichzeitiger Wahrung der Integrität des Staates und­ der K­roned Baiern.. Wenn ich nun , meine Herren , vdiesen Buntt als den Zielpunkt der baierischen Bolitit anerkenne , so darf ic mich doc der Wahr­­nehmung nicht verschließen , daß ein solches Biel fest und un­­mittelbar nicht zu erreichen ist. Breußen war beim Abschluk des Prager Frieden veranlaßt, sich auf die Bildung eines engern Bundesverhältnisses nördlich von der Linie des Maines zu be­schränken, und hat diese Beschränkung dur die Unterzeichnung des Friedensvertrages als für sich bindend anerkannt. Sie kön­ nen­­ diese Thatsache beklagen, Si­e werden aber die Folgen nicht bestreiten können, melde sich daran knüpfen. E3 folgt daraus, daßs Preußen jeden Versuch der süddeutschen Staaten, der auf Eintritt in den nord­eutschen Bund gerichtet wäre, zurückeien muß. G3 folgt daraus ferner, daß die Staatsregierung nicht versuchen kann , über die Vereinigung Baierns mit dem nord­­deutschen Bund in Unterhandlung zu treten. Ich muß überdies ebenso offen aussprechen , meine Herren , daß die Entwicklung der norddeutschen Bundesverhältnisse , wie sie sich fest gestaltet, eine so entschiedene Hinneigung zum Einheit­staat bekundet, daß ich es mit der Würde des Landes und mit den Pflichten, der Staatsregierung nicht vereinbar halte, den bedingungslosen Eintritt in diesen norddeutschen Bund an­­zustreben. Ich menigstens würde einem solchen bedingungs­­losen Eintritt meine Stimme nicht geben und die Verant­­wortung desselben nicht übernehmen. Wenn ich nun die Schwie­­rigkeiten anerkenne, die der organischen Wiedervereinigung der deutschen Stämme in den Weg treten, so bin ich doch andererseits fest entschlossen, mich jedem Schritt entgegenzustellen, der die Erreichung des von mir bezeichneten Bieles verhindern könnte. Meine Herren , die Staatsregierung wird seinen süd­­westdeutschen Bund unter dem Protektorate einer nicht deutschen Macht schließen. Ein solches Bündniß ist in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts einfach eine Unmöglichkeit. Ebenso ist Baiern nicht in der Lage, ein Verfassungsbündniß der fü­­veutschen Staaten unter der Führung Desterreichs abzuschließen. Wenn ich den Gang der Entwicklung der inneren Zu­­stände Desterreichs richtig beurtheile , fo­rdernt mir dort das deutsche Element mehr in den Hintergrund zu treten und die Regierung ihre Stäbe mehr in den au­ßerdeutschen Elementen der Monarchie zu suchen. Ein Verfassungsbündniß unter Füh­­rung eine jo gestalteten Defterreich erscheint weder mwünschenso werth, no ausführbar. Wohl aber werde ich es mit Freuden begrüßen, wenn die österreichische Monarchie aus den inneren Kämpfen, in welchen sie begriffen ist,­­gekräftigt und verjüngt hervorgeht, damit sie im Interesse der Zivilisation ihre Mission als örtliche Grenzmacht erfüllen könne. Ich werde mich bemühen, darauf hinzumirten , haßn die freundschaftlich­en Beziehungen Daierns zu Oesterreich erhalten und gefördert werden. Meine Herren, die Staatsregierung wird auch nicht die Hand bieten zur Bildung „eines in sich abgeschlossenen, südwestdeutschen Bundesz. Staates, weil unzweifelhaft eine Uebereinstimmung der Regierun­­gen und der Bevölkerungen in dieser Richtung nicht zu erreichen ist und weil ein solcher Bundesstaat die Kluft zwischen dem Sü­­den und Norden von Deutschland noch erweitern würde. Menn­ig aber erklärt habe, daß die Staatsregierung seinen Schritt zu thun gedenkt, der und vom Ziele der deut­­schen Gesammtpolitik entfernt, so darf ich mich auf diesen negat­tiven Standpunkt nicht befehläufen.­­63 würde dies die Prokla­­mirung der Sich­rungspolitik sein. Baiern als Staat zweiten Ranges kann nicht o­ie Allianz mit einer europäischen Großmacht bestehen. CS bewarf einer solchen Stufe namentlich im gegenwärtigen Augenblick , in welchem die Verfassung des deutschen Bundes zerrissen i­ und die Möglichkeit­ europäischer Konflikte nicht bestritten werden kann. Der Großstaat aber, an welchen Baiern sich anzuschließen und als dessen Bundesgenos­­sen im Falle eines Krieges gegen das Ausland es sichh offen zu er­­lären hat, in preußen Diese Bundesgenossenschaft, die in der Aufgabe der baierischen Regierung liegt, bringt es mit sich, daß Baiern gegen bestimmte Garantie der Sou­­­veränetät des Königs im falle eined krie­gs gegen das Ausland sich der Führung veußgens unterordne. Sie bringt es mit sich, daß das baierische Heer in einer Art und Weise organisirt werde, die eine solche gemeinschaftliche Kriegführung ermöglicht. Diese Bundesgenossenschaft wird an Werth gewinnen, wenn es gelingt, nur nur die Wehrkraft Baierns zu erhöhen , sondern auch die übrigen fürmestveutichen Staaten zur Einrichtung gleichmäßiger und kräftiger Heeresorganisation zu bestimmen. Die Staatsre­­gierung ist bestrebt, diese Medereinstimmung herbeizuführen und damit die Annäherung des Sü­dens von Deutschland an den Norden zu fördern ; zugleich aber auch die eigene Unabhängig­­keit, so weit dies an uns liegt, vor Annex­onsgelüsten, von welcher Seite sie auch kommen mögen, zu wahren. Grlauben Sie mir nun, meine Herren, zum Schluß noch einmal die Aufgabe der baierischen Politit in wenige Worte zu­­sammenzufassen : es ist die Anbahnung eines BVerfassungsbünd­­nisses mit den übrigen Staaten Deutschlands, sobald und soweit dies unter Wahrung der baierischen Souveränetätsrechte und der Unabhängigkeit des Landes möglich ist ; bis zur­u die­­se8 3ieles aber Schaffung einer achtunggebietenden acht, nicht wurde die Organisation des Heeres allein,sondern auch durch den Ausbau um fererinneren­taatlichen Hinrichtungen auf freisinniger Grundlage, durch Hebung des­­ Selbst­­bewußtseins und des Vertrauens in unsere eigene staatliche Exi­­stenz. Wenn uns dies gelingt, so wird man unser Bündniß suchen, und wir werden nicht nöthig haben, uns ängstlich nach einem schirmenden Dach umzusehen. Dann wird es an elingen, in den gewichtigen Fragen über Reorganisation des Aolipereines eine würdige und den­nteressen des Landes ent­­sprechende Lösung zu erzielen. * Welt, 22. Männer. Bester Waaren: und Ef­fertenbörse MmPBrop duften ruhiges Geschäft ; Schmeinefett erhält sich beliebt, Stadtwaare auf prompte Liefe­­rung 37/4 fl. 6., 377/ fl. W., per Feber-März á 371% fl. ge­schloffen, Lanpfett 35 fl. W. In Efferten war die Börse in ruhiger Haltung. Kommerzialbantattien á 825 geschloffen, blieben 820 Œ., 825 W., Veiter Spartaffenftien 1150 Œ., 1200 W­., Pannonia-Dampf­­mühlaftien & 1830 verkauft, schloffen 1815 Œ., 1830 W., Diner oh á 595-600 gehandelt, blieben 595 W., 600 W., annonia-Rücversicherungsaktien 205 W., Lorongzer Eisenbahn­­aktien 68%, ©., 68% W., Velter Straßenbahnaktien eröffneten 265, haben sich auf 286, blieben schließlich 266 W., 268 W., Blum’sche Dampfmühl-Bertifitate mit 52 fl. Aufgeld gehandelt. Vetter Versicherungsaktien matt, & 284 aufgeboten. Geschäftsbericht der Kornhalle Weit­zengeschäft ruhig, nur auf den Konsum beschränzt. Alter Mais bei ziemlichem Umfate 5 fr. billiger notirt ; Roggen und Hafer still, Rep anhaltend flau. Y Wien, 21. Jänner. Dr Napoleonische Staat­streich hat die Börse sehr unangenehm berührt. Sie erblicht in diesem Schritte ein Symptom der Decadenz , das nach ihrer Auffassung geeignet it, sehr ernstliche Besorgnisse zu erregen. Wie ganz anders jubelten die europäischen Börsen dem Staats­­­­streiche von 1852 entgegen! Damals war Napoleo der Gesellchaft, während er heute 2 WO die Geb­ un­don­t wieder im Trockenen ist, mit dem ganzen damaligen Re­apparate selbst bei der Börse seine rechte Begeisterung ü hervorbringen kann. Die Börse fürchtet überwieg daß diese allerneuerte Rettung der Gesellschaft die Gemüther beunru­­higen und den Auffchwung der Geschäfte hemmen werde Für unsere Geldverhältnisse ist aus dieser trüben Stimmung der Börse schon der Nachtheil hervorgegangen , daß sich die Valuta abermals verschlechtert hat. CS mag der Stillstand im Erpart­­nerhäfte dazu beigetragen haben. Es heißt wohl heute, daß sich in einigen Artikeln, wie in Spiritus u. s. w., wieder­ ein etwas lebhafteres Erportgeschäft entwickelt, aber im Großen und Ganz­­en weicht der gegenwärtige Erport nicht hin, um die Baluta- Spekulation einzu &üchtern. Diese wird besonders durch den enormen Geldüberfluß zur­ größten Thätigkeit veranlagt und sind die Meinun­­gen darüber getheilt „ob das weibhlich vorhandene Geld für die Dauer ein Motiv für Die Entwerthung der Staatsriten bilden werde. «Wien,21.Jänner.Aus Anlaß des die,Reorm­« mi der französischen Gesetzgebung ankündigenden Schreiban edles Kaisers Napoleon an,den Staatsminister Rouher eröffnete die heutige­n Vorborsemmatter Haltung,die für Kreditaktien anh 1elt,während andere Effekten etwas mehr Festigkeit zeigten.Kredit­­aktien eröffneten zu 159.80 umb brachten sich ab­. 159.90 auf 159.50 Staatsbahnaktien­fluftui­ten zwischen 207.20 und 206.90, 1860er Lofe zwischen 85.70 und der Mittagsbörse verkehrte börse ben Tageseffekten. Auf­rankreich, dem hohen Stand der Preise einer Sb 85.60, während 1864er Lofe­ Haltung waren. Zu 77.20 einießend, hoben sich diese Hofe bis 77.80 und hielten sich sodann auf 77.50. Um bald 12 Uhr wurden no­­tirt : . Kreditaftiert 159.50—159.60 . Zur Erklärungs­­zeit um, halb 1 Uhr wurden notirt : Kreditaktien 159.30, Staats­­bahnaktien 206.50, Karl-Ludwigsbahnaktien 219.50, 1860er gofe 85,40 1864er Lofe 77.30. Die zweite Börsenhälfte verfief ohne besondere Veränderung in den Kursen der Tageseffekten, Baluten hielten Lid­wigsbahnaktien 219.50, 1860er Xofe 85.25, 1864er Kofe 77.20, werden, Preisermäßigung guter vorigen Serie erwartet, Wolfen sind bis dato B. Borz Tet 15,712 in der vorigen Serie im Banater » Wolfen berechtigt zu Staatsbahnaktien 1860er Lore 85.50—85.60, 1864er Lore 77.50— 77.60. Die erste Hälfte zu den Schlupfurten der Borz den zu 10.66. gegenüber sich zur Vorsicht gemahnt glauben. Nur vereinzelte Kleine, bildeten daher den Inhalt des Reinen Beriehts, der beinahe schon in Ge­­hr war, gänzlichen Erlahmung anheimzufallen ,wenn die von %4 fr. gegen die Vorwoche und theilg mit noch weitergehenden Konzesstionen entgegenzukommen. Im Uebrig­en können die nachstehenden Notizungen nur als nominell gelten : rima neuer Theiß-Weizen­effektiv 3694—371/4 Free. , dto. Banater 361/9— 36% Frcs., Gegenstand haben , wofür man Die Quantitäten Schwantender anderen Verkehrsgebieten herrschte Geschäftsfü­lle­­n und Baluten eröffneten 1/4 0/0 ü­ber der all en Notiz, Napoleonsh’or die verzingliche Staatsfonds auf den Samstagsfinjen. Die me äe waren von geringem Belang. Kar um 3/41 Uhr : Kreditaktien 159.30, Nordbahnaktien 1595. Staatsbahnaktien 206.60, Karl-Süd­­Lon­­don I. ©. 133.30, Napoleonsb’or 10.67, Silber 133. 6 Lindau, 19. Jänner. Geschäftsbericht von €. Stof­­fe I. Auch in der vertroffenen Woche reichte die Kaufluft nicht über ie Grenzen des nothwendigsten Bedarfes hinaus, indem die Räu­­m eingeschlichtert durch das Ausbleiben animirender Berichte von Geschäften angelegen sein lassen, den Käufern mit und Theiß­ 35—36 grc8., ober­ Ar . pr. 200 Zollpfund franco Romanshorn oder oric­ach, verzollt. M­ondon,16.Jänner·Wollbericht von Fr. Huth und Komp.»·Der Anfang·der ersten Serie diesjähriger Auk­­tionen von ordbnaren Wollen in Liverpool ist auf Dienstqg den 29·l.M.festgeetzt.Dieselbe wird circa 20.000 Ballen ostindi­­scher Wollen, zum feste Brette der der nachher auszubieten­­den gewöhnlichen biversen Sorten sind so nicht bekannt. Am 25. b. werden circa 1000 Ballen engliche Wollen in Liverpool offerirt von Kolonial- 5282 B. Sybney, 571 B. Neufeeland, 2776 B. Cap, 139 B. VBan D’Land, zusammen 24.480 Ballen eingetroffen. Die seit einiger Zeit herrschende Frage nach seinen dem Glauben, bag die Preise, die Dezember gezahlten wenigstens um 1 b. Hs einer in Fir nicht hätten in die nächsten hiesig­en Auktionen 206.90—207 pr. Pf. übersteigen werden. Eingesendet. 148­4—* a oe HE­gé Elary-Lofe, Ziehung am 30. Jänner, je 3 fl. St. Genviß: u. 1860er Lore, Zieh. 1. Feber, RER: 9 h Esterhszky-Treffer: und Kettenbrüchen-Koupons-Anlauf. 6pEtige amerikanische Bonds, L. Adler, Mechtelstube im Lloydgebäude. Verantwortlicher Redakteur : Karl Weihfircher. Wiener Börsenkurse.

Next