Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1867 (Jahrgang 14, nr. 27-49)

1867-02-26 / nr. 47

Dienstag , 26. Feber. Nr. 47. (Die einzelne Nummer Toftet 4 fr. ö. 28.) eft, 1867. Tel. Depefhen des „Pefter Lloyd.* Prag, 26. Feber. (R.-B.) In der gestrigen Abend­­fisung des Landtages sprachen Kletz als Generalredner der Minorität und Friedrich Thun für Die Majorität. Der Statthalter fordert im diesem wichtigen Augenblickk den Landtag auf, für die Machtstellung Oesterreichs einzutre­­ten , die verfassungsmäßigen Zustände herzustellen , denn nur den Ausgleich mit Ungarn seien die Zwecke des Sep­­temberpatentes erfüllt ; die Zeit dränge. Daß der Reichsrath den Landesinteressen gefährlich, sei nicht zu befürchten. Er fordert nochmal im Namen der­ Negierung auf, in den Reichsrath zu wählen. Es sprachen Herbst für, Thun ge­­gen die Befhidung. Abstimmungsresultat : für die Meichst­rathsbefhidung 76, gegen 156. Die Aoreffe wird hierauf en bloc angenommen. Wien, 26. Feber. Borbörse. Krevitastien 195.90, 1860er Lore 90.40,­­1864er ofe 84.90, Staatzbahn 212.70, Nordbahn 1675. Sehr belebt, Napoleonsv’ot 10.20. ( Varis, 25. Feber. *) Rübel pr. feber 96, pr. März April 96.25, pr. Mai-August 97 Zr. pr. 100 Kilo. Mehl pr. Feder 72, pr. März April 73 Fr. pr. Sad & 157 Kilo. Amsterdam , 25. Zeber. *) Getreidemarkt. en. IE flau. Reps pr. Feder 66 , pr. Frühjahr 68//2. un Bo­ai 36 fl., pr. Oktober: Dezember 38 fl. pr. Hektoliter a . deM­ 25.Feder.V)Getreidemarktstille. Englischer Weizen zwei,fremdereinen,Hafer einen halben Schilling niedriger verkauft.Frühlingswetter. «)Aus einem Theile des Morgenblattes wiederholt. =Die Mitglieder der Denkpartei halten heute Abends in ihren Klubloyalitäten eine Konferenz. Der versöhrliche Geist, in welchem das getrübte Verhält­­niß zu Kroatien von jeher in den Spalten der ungarischen P­resse erörtert wird, hat au durch die bedauierlichen Vorfälle in Fiume nicht gelitten, und mit zarter Schonung berührt „Rapis“ in seinem heutigen Leader dieses Verhältnis. Der Ar­­tikel Tonstatirt, daß das Werk des Ausgleiches von der Bertret­tung beider Länder bereit­s in Angriff genommen wurde, und fährt dann folgendermaßen fort : Das verantwortliche ungarische Ministerium wird sicher­­lic jeden derartigen Schritt vermeiden, welcher den Fluß vor Vereinbarungen stören konnte. Denn Ungarn will nicht duch thatsähhliche Gewalt, nicht durch, heillose Bürgerkriege die obwal­­tenden Fragen ausgleichen, sondern mit billiger und gegenseiti­­ger Beachtung der Interessen Wir wollen die valmatisch-kroa­­tisch slavonische Nation nicht als zu besiegenden Feind, sondern als zu gewinnende Brüder betrachten und wenn wir Jahrhun­­derte lang gemeinsam gelebt und gemeinschaftlich gegen den ge­meinsamen Feind gekämpft, gemeinsam was Baterland, die drei Zeit vertheidigt, da ist es unmöglich, daß die in neuerer Zeit aufgetauchten Zwistigkeiten unsere Interessen und Gefühle defini­­tiv und unversöhnlich von­einander gesondert hätten. Wir sind überzeugt, daß das ungarische Ministerium seinen solchen Schritt thun wird, welcher zur Wiederholung der 1848er traurigen Ereignisse Anlaß böte. . . . » ·· Bei der Vereinbarung werden gegensettige Würdigung der Interessen beider Theile und die Achtung der Rechte des ge­­m­einsamen Fürsten maßgebend sein,und wir glauben nicht,daß diese Interessen derart kollidiren könnten, Paß das Hinderniß nicht in brüderlicher Eintracht definitiv beseitigt werden könnte. Die Pflicht eines jeden Staatsmannes ist es,bei Feststellung seiner Meinung und Entschließungen neben«der Gegenwart auch die voraussichtliche Zukunft in Betracht zu ziehen.·Do·cheine den Bedürfnissen der Gegenwart,den Exigenzen der jetzigen Gene­­ration entsprechende Politik anderen,die sich noch nicht­ ver­­wirklicht,deren Verwirklichung von den unvermutheten Zufällen der Zukunft abhängt, als alleinige Grundlage zu baffren, — dies märe ein widersinniger Vorgang. — — Wir glauben fest, daß unsere Interessen und Ansichten sich begegnen werden,­­ daß weder der ungarische Reichstag, noch die ungarische Regie­­rung solche Schritte machen werden, melde auf solcher Grund­­lage den Ausgleich erschweren oder geradezu unmöglich machen würden ; daß, die Besorgnisse der Kroaten in dieser Hinsicht überflügig ; die Berdächtigungen aber, welche einige Journale, ob jeg Srrthum oder absichtlich, ausstreuen, entschieden grund: 193 sind. „Magyarorkág” unterstüßt in seinem heutigen Premier die gestern mitgetheilten Verordnungen des Ministeriums: Die verantwortliche Regierung der Nation — jagt Bom­­pery — erwartet sei diese Selbstverleugnung vom Lande. Dazu, daß die Regierung, welche eben in diesem Piomente die Admi­­nistration des Landes übernimmt , ihre Aufgabe, so löse, wie die öffentliche Meinung dies erwartet, genügt nicht der Wille der Regierung ; hiezu tt Zeit und Ordnung, ist die Unterftügung des Landes selbst nöthig. ·· « ·­­»Diese Unterstützung bleibt,wie wir wohlwissen,niicht aus. Die Freude, welche jeden Bürger, das Herz eines jeden P­atrioten beleuchtet und erwärmt, ist sicherlich Bürgschaft ,auch jenes Entschlusses, zu bewahren, was ein freundliches Schicsal nach langen Kämpfen wiedergab, und was wir gefährden wür­­den, wenn mir in Zukunft gegen die unausbleiblichen Räufe und Intriguen andere Waffen hätten, als die Ordnung, jenen Schild, an welem sich das Streben Derjenigen bricht , die mit der Absicht, Ziietracht zu säen, unter ung traten. Die „Zukunft” laßt sich aus Agram die Mittheilung aus geben, daß „das Instrument zur Einverleibung Fium­es in Ungarn in plena forma fertig ist und in den nächsten Tagen publiziet werden dürfte.” So sehr nun auch die schleunigste Wie­­derherstellung des geieglichen Zustandes in der ungarischen Har­fenstadt den heißesten Wünschen der Nation begegnen­­ würde, so glauben wir doc, daß es der „Zukunft“ mit vorstehender Mit­­theilung weniger um die Mittheilung einer verbürgten Thatsache zu thun war, al um das gemüthliche Streben, die Nation des „Dreieinen Königreichs“ in eine gereizte Stimmung gegen Un­­garn zu versehen. Die Adresse der föderalistischen Majorität des böhmi­­schen Landtages liegt uns heute in ihrem Wort:­laute vor : ; Gleich im Eingange der Adresse wird darüber geklagt, daß „die Beseitigung des Jännerpatentes dem treugehorsamsten Landtage, welcher sich von Altersher des unfhabbaren Rechtes erfreut, in unmittelbarem Beriebte zu Böhmenz allervuchlauc:­tigstem Könige zu Stehen, nicht durch ein a. b. Wort, sondern duch eine Mittheilung der Regierung” zur Kenntnis gebracht wurde. Die Aoresse wendet sich hierauf gegen das Prinzip des Dualismus und die beschließende Gewalt des verfassungsmäßigen Reichsrathes: „Eine Versammlung aber, deren Wirksamkeit durch seine positive Recht enorm festgestellt und beschränkt,, die aber dennoch berufen wäre, in die wichtigsten Verfassungsfragen mit beschließender Stimme einzugreifen, eine solche Versammlung hätte seine andere Grenze ihrer Aktion, als ihren Willen , oder ihre Macht.” „Der treugehorsamste Landtag würde seine heiligsten Pflichten gegen Thron und Reich, sowie gegen das Königreich, das er zu vertreten berufen ist, nicht erfüllen, wenn er es un­terließe, vor Cw. Majestät ehrfurchtsvoll auszusprechen daß er in solchen Bahnen eine Schwere Gefährdung der Rechte des Dion­­archen und der Lebensbedingungen des Reiches, sowie der mäch­tigsten Interessen und begründetsten Rechte des Landes erblicht. Er würde seinem für erkannten, und in wiederholten feierlichen Alten ausgesprochenen Berufe untreu werden, wenn er auf die bedeutungsvolle allerhödbíte Zusage, bak Ew. Majestät die Stimme der legalen Vertreter des Königreiches in dem Werke des staats­­rechtlichen Ausgleiches zu vernehmen und als gleichgewichtig zu erwägen geruhen wollen, verzichten würde, auch insoweit es sich um die Entwicktungen des Ausgleiches mit dem Königreiche Un­­garn auf die Verhältnisse des Gesammtreiches und auf die Rechte der übrigen Königreiche und Länder handelt. Er m­ürde endlich sein treuer Dollmetscher der Gefühle und Rechtsanschauungen des Volkes sein, wenn er es nicht ausspräche, daß das König­­reich Böhmen, welches seinen Stolz darin fett, ein vollberechtig­tes, unabtrennbares Glied der österreichischen Monarchie, des ganzen Oesterreichs zu sein, sich dagegen verwahrt, seine Existenz aufgehen zu lassen in einer „zeitlichen Reichshälfte“, einem Staatsgebilde das jeder staatsrechtlichen Grundlage ermangelt, und dessen Gestaltung mit dem unbestreitbaren rechtlichen und thatsächlichen Bestande der Krone Böhmens, mit der rechtlichen­edeutung der Jahrhunderte hinauf und bis in unsere Zeit her­­abreichenden Reihenfolge vollzogener Krönungen der alorreichen Vorfahren Ew. Majestät als Königen von Böhmen, und mit der, bis in die neueste Zeit unbestrittenen staatsrechtlichen Bedeu­­tung der Landtage des Königreiches unvereinbar wäre.” Die Adresse betont hierauf die auch von Sr. Maiestät anerkannte, in schwerer Zeit bewahrte Treue und Anhänglichkeit des Königreichs Böhmen, und schliebt mit folgenden Worten : , , n Deshalb erklärt der treugehorsamste Landtag seine Ber­­eu­twilligkeit, auch der Aufforderung zur Theilnahme an solcher gemein­samer Berathung Folge zu leisten, insofern nur dadurch das öffentliche Recht nach seiner Seite hin gefährdet wird; an Berathungen einer Versammlung, welche der Gefahr entrüdt ist, die bestehenden Gegenzäge undh Majorisirung nur noch schärfer zu machen, und zugleich das ausgleichende Walten der Krone zu beengen ; einer Versammlung, in welcher die Stimmen der Königreiche und Länder als solcbe fich vernehmlich machen können, um zur Kenntniß Em. Majestät gebracht zu werden ; einer Versammlung endlich, welche dem Königreiche die Gewähr bietet, daß, wie dies in der landtägligen Aoresse vom 8. Dezem­­ber v. 3. ausgesprochen wurde, „ohne die Mitwirkung seines Landtages nichts geschehen kann, wo wird, was die über­­kommene staatsrechtliche Stellung Böhmens und seine Bezie­­hungen zum Throne und zum Neide ändern würde.“ Mit dieser erneuerten Versicherung wendet sie der treugehorsamste Landtag von Böhmen, in unerschütterlichem Vertrauen, daß der Gerechtigkeit und huldvollen Gesinnung Ew. Majestät die Ab­­sicht fern liege, sopalen Welterzeugungen Gewalt anzuthun, an die geheiligte Verson seines gnädigen Monarchen, die Bitte an den Stufen des Thrones nie verlegend : Euere Tf. f. apostolische Majestät wollen zu gestatten geruhen, waß der Landtag unter diesen hier ehrfurchtsvoll ausgesprochenen Vorauslegungen an gemeinsamen Berathungen durch Entsendung seiner Abgeordne­­ten Theil nehme ! Gott erhalte, fhüge und segne Euere Ef. apostolische Majestät! Aus dem Landtage zu Prag, am 25. Fe­ber 1867. Karl Zürst u Schwarzenberg, Obmann. Leo Graf Thun, Bericterstatter.“ Das Duchten der fünf Stimmen zählenden Mino­rität, deren Berichterstatter Professor Herbst ist, anerkennt nicht die Nothwendigkeit der Erfassung einer Apresse, sieht doch Annahme der Majoritätsdresse die Beendigung der Verfassungs­­frisis erschwert und in unabsehbare Ferne gerückt, und begrüßt die Rüdkehr in verfassungsmäßige Bahnen, die Aufhebung der Verfassungssi­tirung, die Beseitigung des außerordentlichen und die Einberufung des ordentlichen Reichsraths. Unser UrKorrespondent erwähnt in seinem heutigen Briefe des bereits zu Stande gekommenen Bündnisses zwischen Polen und Grechen. Im Anschlusse an viesen Bericht führen wir folgende Mittheilung ber , Bob." an. Das genannte Blatt schreibt aus Prag vom 25. : von verläßlicer Seite erhalten wir die Mittheilung, daß gestern Früh zwei polnische Kavaliere , Fürst Gzartoryszi und Graf Tarnowski, in Begleitung eines Sekretärs von Lemberg hier angekommen und nach kurzem Aufenthalt im Hotel beim Herrn Grafen Clam-Martinis vorgefahren sind. Der mehrstün­­digen Unterredung beim Grafen Clam-Martinis sol, wie wir weiter vernehmen, später auch Herr Graf Leo Thun, welcher eigens geholt wurde, beigewohnt haben. Ueber die Unterredung selbst ist uns natürlich nichts bekannt geworden, nur Eines ist gewilt , hab es sich um ein gemeinschaftliches V­orgehen in der­eichsrathafrage zwischen den polnischen Kavalieren und den Führern der böhmischen sogenannten Konservativen Parteien ge­­handelt habe. Graf Zarnomweti ist mit den Resultaten der Kon­­feren­­­den gestern Abends wieder nach Lemberg abgereist, wäh­­rend Fürst Czartoryszi noch hier verweilte. Desgleichen sollen drei Tage früher zwei Posener Abgeordnete des preußischen Landtags, ‚wie es heißt, höhere Kavaliere, in Prag anmetend eroefen, sein und sehr emsig sowohl mit Herrn Grafen Clam­­artinik, wie al mit­ Herrn Dr. Rieger verkehrt haben. Einer Meldung der , Gazeta Narodowa” zufolge, die allerdings zur vorstehenden Mittheilung nicht stimmt, wurden in die Neuner-Kommission der galizischen Landtags, welche zur Behandlung der bekannten Regierungsmittheilung vom 4. d. niedergerecht wurde, acht Abgeordnete gewählt, die un­­bedingt für die Befceidung des Reichsrathes sind. Nur das neunte Kommissionsmitglied it für eine bedingte Befceidung. Dieses Resultat der Wahl sol durch ein Kompromiß zwischen der verhörathgfreundlichen Volen-Fraktion und den Ruthenen erzielt worden sein. A Wien, 25. Feber. Die Stellung des Frei­heeren v. Beust gegenüber von Bolen war in jüngster Zeit so vielfach Gegenstand publizistischer Erörterungen, daß die nachstehenden verläßlichen Andeutungen ein erhöhtes Interesse in Anspruch nehmen dürfen. Die Polen haben ihre Bedingun­­gen, unter denen sie bereit wären, die Negierungspolitit zu un­­terstügen, will sagen von Neichsrath zu beichicen, in zwei Bunkte resumirt. Erstl­ beanspruchen sie Sanktionirung des vom letz­ten Landtage vorgelegten Gelegentwurfes über­­ die Schulfrage. Diesem Entwurfe zufolge würden alle Schulangelegenheiten in die ausschließliche Kompetenz des Landtages verwiesen. Zweitens verlangen sie Errichtung einer eigenen Hofkanzlei für Galizien. In beiden Buitten mußte für die Regierung die Rücksicht auf die nothwendige Einheit der Verwaltung in jeder der beiden Reichshälften maßgebend sein. Speziell in der Schulfrage han­delte es sich darum, auch der ruthenischen Bevölkerung seinen Anlaß zu Beschwerden zu geben und deren berechtigten Forde­­rungen Nehnung zu tragen. So hat sich dein Herr v. Beust bereit gezeigt, ohne die Negierung ihres Einflusses auf das Un­­terrichtswesen zu entäußern, an den Hochschulen Galiziens die pol­nische Sprache als Unterrichtssprache einzuführen, unter der Bedin­gung jedoch, daß für die Hauptfächer die Parität gewahrt und diese auch in ruthenischer Sprache boch­t würden. Auch Die zweite Forderung wurde in der Form, in der sie gestellt war, nicht erfüllt. Insofern jedoch, als sie sich Ieninich von dem Wunsche eingegeben darstellte, von nationalen Eigenthümlichkeiten und Verhältnissen eine entsprechende Berücksichtigung am Sinne der Zentralregierung zu­ verschaffen, glaubte Baron Benft viesem Begehren hinreichend entsprechen zu können, wenn er sich ge­neigt erklärte, das Referat über alle Galizien berührenden An­­gelegenheiten in den einzelnen Ministerien den Händen von Sanderü­ndern anzuvertrauen. Beide Konzesionen befriedigten jedoch, obwohl weiter gehend, als dies vom Grafen Belcredi in Aussicht gestellt war, die Volen nicht und förderten nur jenes Bündniß, das, wie es scheint, zwischen den slavischen und den feudalen und Eeritalen Parteiführern zu Stande gekommen ist, und als wessen nächsster Erfolg sich die mehr oder weniger ver­­tappte Weigerung, den Reichsrath zu bekceiden, ergeben dürfte, welche von Seite der Regierung mit Auflösung der betreffene­n Landtage erwidert werden wird. R. Wien, 25. Feber. In den letten Tagen wurden von hier aus Gerüchte verbreitet, denen zufolge die Stellung des Sreiheren v. Beust erschüttert sein sol. Diese Gerüchte sind ten­­denziösen Ursprungs, und wenn die böhmischen Hoctories sich dadurch veranlaßt sehen, im Prager Landtage eine die Inten­­tionen der Regierung durchkreuzende Haltung zu beobachten, so dürften sie wohl schon binnen Kurzem die Erfahrung machen, daß sie sich einer schweren Täuschung hingegeben haben. 63 muß Konstatirt werden , daß­ sich Herr v. Beust nach wie vor des vollen Vertrauens Str. Majestät des Kaisers erfreut und daß das von ihm entworfene Programm in allen seinen Buit­­ten die allerhöchste Zustimmung erlangt hat. Die Opposition, wie sie von dem nationalen Lager in Prag ausgeht, wird hier in den entscheidendsten Kreisen als ganz­ und gar unberechtigt angesehen, zumal die Regierung entschlossen ist, die Grenzen der Autonomie möglichst weit zu ziehen und allen in dieser Hinsicht vorgebrachten Beihmwerden, insoweit sie berechtigt sind, gründlich abzuhelfen. Ebenso fest­it sie aber auch entschlossen, an dem Dualismus, als der historischen Grundlage der Monarchie, fest­­zuhalten. Föderalistische Bestrebungen haben nicht die geringsten Chancen ; der Pluralismus ist ein für allemal verurtheilt. Spolitische Nundfchen, 26. Feber. Sämmtliche Ber­­liner Blätter sind Sonntag Nachmittags in einer Extraausgabe erschienen, um den Wortlaut der Thronrede, mit welcher das norddeutsche Parlament eröffnet wurde, möglichst bald unter das Publik­um zu bringen. Denselben entnehmen wir die folgenden Einzelnheiten : Die Verlesung der Thronrede wurde an drei Stellen von dem Beifall der V­ersammlung unterbrochen.­ Als der RB der Sehnsucht des deutschen Volkes und der Bestrebung oft Gegenwart gedachte, die Größe seiner Vergangenheit wilder i . Wien, 25. Feber. Fast gleichzeitig mit der ge­­stern erwähnten französischen ist, dem Bernehmen nach, auch­ eine englische Zirkulardepesche ergangen, und zwar soll dieselbe in Bezug auf die Methode der Lösung der orienta­­lischen Frage im Wesentlichen die Gesichtspunkte des französi­schen Kabinett sich aneignen, d. h. zunäcst die spezielle candio­­tte und serbische Frage geordnet mwissen wollen. Nebstdem aber sol sie bereits die materiellen Bedingungen der Verständigung ins Auge fallen und während sie in Betreff Serbiens das Maß der dort zu machenden Zugeständnisse ganz dem Grmessen der Pforte anheimstellt, in Bezug auf Cantia ganz ansprüchlic jede Kombination ausschließen, welche die Abtrennung der Insel von dem unmittelbaren Zusammenhange mit dem ottomanischen Acid zur Grundlage hätte.

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