Pester Lloyd, Mai 1867 (Jahrgang 14, nr. 103-128)

1867-05-30 / nr. 128

Das Prännumerationsbureau des „PESTER LLOYD". Wir ersuchen unsere geehrten Post-Pränum­eranten,deren Präknumeration mit Ende Mai abläuft,ihr Aboimementiezeitiger erneuern zu wollen, indem sonst wenn Die Pränumerationen spät einlaufen, leicht ohne unser Berseehulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Pränumerationspreise sind mit Postveksomlaag-Siebenmonatlich13fl«-sechsmvtmtcichllflq dreimonatlichZsioZCDkksszwekmonatlich4si.,monatlichYflsk Mit separater Versendling des Abendblattespchonat 30kr.mehr. Pest,29.Mai. Dchebaktet­r des»P.Napl(')«und Fran­z Pulßky wertet­,erstere ein Nr.123 seines Blattes,und letzterer in Nr.72 des»1848«,verständlich genug die Frage auf,ob ich auf den an mich gerichteten und auch in den Zeitungen mitgetheilten offenen Brief-Ludwig Kossuth’s an­tworten un­d meine Ansicht über den Inhalt desselben umständlich ausspre­­chen werde. Auf diese Frage antworte ich einfach und mit voller Achtung, daß ich dies nicht zu thun beabsichtige. Wenn der erwähnte Brief ein freundschaftliches Privat­­schreiben wäre, wenn Kossuth mir zu dem Zwede geschrieben hätte, um mit der Auseinanderlegung seiner Ansichten und Gründe auch mich von der Stichhaltigkeit derselben und von der Unwichtigkeit meiner eigenen Meinung zu Überzeugen, und mich durch das Tadeln meines Verfahrens von der Politik ab­­zubringen. Die ich bisher befolgt habe , so würden Achtung und das Andenken unserer einstigen Freundschaft mich veranlas­­sen , detaillirt auf seine Zeilen zu antworten, und seinen Bes­chuldigungen gegenüber das Verfahren zu rechtfertigen, welches er verurtheilt. Denn der freundschaftliche Tadel verdient selbst dann Beachtung, wenn er bitter und unbegründet ist. Allein Kosjuth’s Brief an mich ist sein Privatschreiben, er selbst nennt denselben einen „offenen Brief“. Kosjuth m wollte nicht mir schreiben, sondern gegen mich, und als er mir seinen Brief mittelst der Bolt zufchierte, sandte er denselben gleichzei­­tig auch dei "Magyar Ujság" zur Veröffentlichung. Ich tant also diesen Brief blos als einen Zeitungsarti­­kel betrachten , mit welchen Kossuth als mit einer Anklage­­schrift vor dem Publikum gegen mich und gegen mein bisheri­­ges Verfahren auftritt, damit auch er­ das Gewicht seines Na­­mens und seiner Vergangenheit zum Behufe meiner Verurthei­­lung in die Wagschale werfe. Dieser­ Anklageschrift gegenüber mich und mein Verhal­ten zu rechtfertigen erachte ich nicht für noth­wendig. Mein poz­­itisches Verfahren Liegt offen da. Meine Grundlage, meine Ansichter und jeder meiner Vorschläge sind dem Bublikum be­ Kant, denn aufrichtig und ohne Rückhalt Habe ich sie ausein­­andergeseßt , dort, wo ich vermöge meiner Stellung als Ab­­geordn­eter das Recht und die Pflicht zu sprechen hatte. Ach habe die zu Hecht bestehenden Gefeß gegen das­ einseitige Borz gehen der absolutistischen Gewalt vertheidigt, und als wir dar­­über zu berathen hatten, ob es im Antexeffe unseres Bater- Landes noth­wendig sei, irgend­einen Punkt der bisherigen Ge­feße im ordentlichen Wege der Geietgebung abzuändern um — falls dies nothiwendig — welche Modifikation die zived‘­­mäßigste wäre, ja habe auch ich meine Ueberzeugung und die Gründe derselben ausgesproc­hen. — Ich habe meine individurelle Meinung auseinandergefeßt, daß ich in unserer Lage von fried­­lichen Ausgleich für heilsamer Halte, als eine Politik, die, mit unsicheren Versprechungen zum Warten , zu weiterem Leb­en uns verweifend , unser künftiges Schicksal nur von zufälligen Ereignissen, etwa von der Revolution und dem­ Zusammensturz der Monarchie, von ausländischer Hilfe, wobei sicherlich nicht auf unser uteresse die Hauptri­csicht genommen würde, von einem neuen und fremden Bindhiffe, dessen Form, Zweck und Nuten noch nicht genannt sind,­­ abhängig machen wollte. 94 habe auseinandergefeit, daß der Ausgleichsmodus , ten auch ich vorschlage, unsere Konstitutionelle Freiheit nicht gefähr­­det und für unser Vaterland in vieler Hinsicht von Borz theil if. Diese meine Neben, die sich nicht an Leidenschaften, son­­dern an die besonnene­ Erwägung richteten, sind öffentlich ge­halten worden. Sie finden sich dort im Diarium des Reichs­­tages und sind­ seiner Zeit auch in den Spalten der Blätter mitgetheilt worden. "Diese meine even enthalten auch meine Rechtfertigung vor dem Lande. Außer diesen noch meine Recht­­fertigung zu suchen, oder Anklage mit Anklage zu erwidern und mit Denen, die den von der Reichstagsmajorität­ angenomme­­nen Ausgleichsvorschlag fü­r identisch mit dem Federpatent und den an den 1861er Reichstag gerichteten königlichen Reskripten halten oder wenigstens ausgeben, mich in eine Zeitungspolemik einzulassen : das halte ich weder für nothwen­dig, noch für an­gemessen. Zur Vertheidigung der Skidhataggmajorität das Wort zu ergreifen, das wäre eine Erk­ü­ndigung gegen jene waceren Männer, die diese Menjorität bilden. Sebder von ihnen ver­­antwortet vor Gott, vor seinen Gewissen und — wenn es sein muß — vor dem Lande, was er aus Ueberzeugung ge­than hat. Wen weder das Machtgebot der Gewalt, noch unehrliche Interessen, noch Eitelkeit und die Jagd nach der Popularität des Augenblicks Leiten, sondern der das Wohl des Vaterlandes sucht, und seiner eigenen U­eberzeugung folgt, der trägt leicht die Last der Verantwortlichkeit. Für meine eigene Meinung, für mein eigenes Votum stehe auch ich ein. — Wagt es je­­mand, zu behaupten, daß ich barnak gestrebt, meine Meinung Anderen aufzubringen, sei es durch Täuschung und loben­de Versprechungen, sei es auch Vorwürfe Habe ich irgendwer aufgefordert , daß er zur Partei stehe, der ich angehöre.? Wollte ich wen immer daran verhindern, seiner eigenen Weber­­zeugung zu folgen ? Habe ich von Jemand Wort und Hand f­lag darauf­ verlangt ,­­ daß er mit uns Halte, und sich nicht von uns trenne ?. Habe ich je die vieler Oaten üblichen, von mir aber niemals gebilligten M­ittel der Parteiwerbung­ in Anwendung gebracht ? War ich nicht einer von Denjenigen, welche selbst die Pression­­ der Parteidisziplin, bei wesentlichen Gegenständen und im prinzipiellen Fragen nicht­ gebilligt haben ? — Wenn sie bei alledem die Meinung der Mehrheit und meine Meinung begegnet haben, so ist. Die ‚einfache Erklärung teffen nur die, daß meine Ueberzeugung auch die ihrige geme­­sen. Die Majorität­ ist, also auf: meine Rechtfertigung nicht angewiesen. Aus diesen Gründen will ich mich nicht darauf einlassen, den Brief Ludwig Kossuth’S auf dem Wege der Zeitungen zu widerlegen, Franz Deut Zur inneren Lage. eft , 29. Mai. „Das Leben, wie die Freiheit ist vor Unruhe, die Nähe fern mit der Slaverei wie mit bem­ Zod.” Nie hatten wir während der kurzen Zeit unserer wiederge­wonnenen Frei­heit so viel Gelegenheit, uns von der Wahrheit dieser Bemer­­fung zu überzeugen, als in den leitverflossenen Tagen. Als ob es nicht genug wäre an den­ panflavistischen Manifestatio­­nen, welche die Vorboten, einer nahen Gefahr, ein ernster Mahnruf an alle freien Völker Europa’s sind, auf ihre Si­­cherheit bedacht zur sein, nicht genug am dem bis zum Neußer­­sten getriebenen Widerstand Kroatiens, nicht genug am den Anfeindungen, welche das Ausgleichswert, deutlicher gesprochen, unsere Autonomie und Unabhängigkeit, in Wien noch immer erfährt, mußte noch eine Manifestation erfolgen, die­ als ein Angriff von einem berühmten Sohne des Vaterlandes auf Desk und die Reichstagsmajorität um­so schmerzlicher berührt, weil die Achtung, dessen fs unser Vaterland erfreut, das An­sehen, das unsere V Bestrebungen in Europa genießen, dadurch unmöglich erhöht werden kann. Selbst die Vergangenheit wird von einer Nation heilig gehalten und in Griechenland wurde Derjenige bestraft, der an traurige Ereignisse, an das Miß­­geshhd früherer Züge erinnerte, um tote viel Heiliger muß uns die Gegenwart sein, wo wir durch jeden unbewachten An­griff uns zum Berbünteten unserer Feinde machen und unsere eigensten­ Acittereffen seiner Heftigkeit, müssen ? dem zuverlässig, Ichwersten des D­orfes uns eine von wir nicht die schädigen. Der werben, bewahrt Pflicht, Anklage innerhalb der Grenzen zu nicht Verrath Prinzipien und ihre Haltung, aber verkündigt Euch nicht gegen Garantie unserer Rechte suchen, bei Parteienkampf Grundlagen, auf denen welche selbst in die Opposition, selbst wenn sie vor leiden­schaftlichen Ausbrüchen nicht zurück­brecit ; sie sollen und bit­­ten nicht unterdrückt wenn­ das politische Leben des Landes vor Stagnation werden sol. Aber um so mehr ist es Jevermann’s durch den Patriotismus gezogen werden. It dent z­wischen den GErtve­­men der pehichwarzen Neastion und des rothleuchternen Ra­­bitalismus das Terrain breit genug für die öffentliche Diskussion, daß wir vom „Selbstmorde der Nation" sprechen und Andeutungen über zipien, welche die Gewalt nah an dem Vaterland rissiren ihre wollt, macht von mets einen weitgehenden Gebrauch, die heilige Wahrheit. Wo ist Ungarn, wenn es nicht im Reichstage ist, welches Untheil ü­­ber die wenn die legitimen Beschlü­sfe Preisgebung verselben kürfen? Zerftd­­die Gesammtheit unseres nationalen Lebens beruht, hüten wir uns hinüber zu taumeln in das Gebiet allgemeiner Begriffe und vager Prin­­Will für deutet und formt und die dem Schwächern nie einen Schuß gewähren. Die Bestrebungen des Jahres 1848 haben auch heute ihre Geltung nicht verloren; das zeigt wohl am besten Ungarn selbst, wo die 1848er Geiege wieder zur vollen Anerkennung gelangt, wo die damals ins Leben gerufenen parlamentarische­n Regierungs­­form wieder zur Wahrheit geworden. Aber die Mittel, die freiheitlichen Bestrebungen zum Ziele zu führen, sind nicht mehr dieselben ; sie haben anderen Pla gemacht, bei denen größere Sicherheit mit weniger Kosten und Gefahr verbunden Fortschritte ist. Das Jahr 1848 war die Zeit des jugendlichen Aufschwungs der Na­­tionen. In ihrer Begeisterung für das Sdeale glaubten die Völker jede Schwierigkeit beherrschen, jeden Widerstand beseitigen zu können. Die Ursache aller Leiden und jeder Unzufriedenheit wurde in ven schlechten Gefegen und von noch schlechteren Regierungen gesucht. Die Völker aber träumten von der Rundkehr des goldenen Zeit­­alters, wo die geeinigten Nationen die Gefühle der Brüderlichkeit mit­einander austauschten. Die Gegenwart ist mäßiger und nüch­­terner, aber auch­ weiter geworben. Wir Lieben die Erinnerungen an das wundervolle Epos des Jahres 1848, aber in der Erkennt­­niß der natürlichen Bedingungen des staatlichen Lebens haben wir unterdessen nicht unbedeutende gemacht. Man hat früher die Schwächung jeder Negierungsautorität für einen Fort­­fchritt in der Freiheit und die systematische Opposition für eine Pflicht der V­olfsvertretung betrachtet. Die Gegenwart sucht zwei schein­­bar entgegengeretzte Tendenzen, als ein fetter Prozekt. Wir brauchen diese Parallele nicht weiter fortzufegen ; man weiß, welche Gegenfäte wir schließlich andeuten wollen. Die mit dem gereiften Geiste unserer Zeit in Einklang stehende Ausgleichspolitik darf nicht, wie es in dem ‚„‚Mahnrufe aus dem Exil' geschieht, lediglich nach dem Maßstabe der 1848er Anschauungen be­r­ die ausgebreitete bie Prinzipien und gesicherte Bolfsfreiheit und die energische Zen­­tralgewalt oder, wenn matt will, die Demokratie und Monarchie politisch zu verbinden und um den Anspruch eines bekannten Staatsrechtslehrers anzuwenden, wie z­wei Arme eines Hebels zur Bewegung des öffentlichen Lebens zu benu­gen. Früher legte man größeren Werth auf als auf die Insti­­tutionen, während man die eigentlich im Staatsleben wirkenden Kräfte gar nicht beachtete. Jetzt weiß man, daß Gefege und For­men nur dann von praktischer Bedeutung sind, wenn der lebendige Inhalt nicht fehlt, wenn neben der Freiheit die Bedingungen materieller Wohlfahrt und die Mittel geistigen Fortschritts gege­ben sind. Der Rabitalism­us des Jahres 1848 war einseitig, er sah sein Dogma als das alleinseligmachende an und für ihn gab es, da er jeden Kompromiß im Vorhinein perhorreszirte, nur den Kampf als Mittel des Sieges ; unsere Zeit übt Toleranz in poli­­tischen Dingen, nicht zu vermitteln und ist der Ansicht, daß ein magerer Vergleich noch immer besser ist, theilt werden. Die Namen, die jenes Jahr zum Nahme emport getragen, [eben fort in der Geschichte, aber die Welt ist seitdem nicht t­ll gestanden und Niemand hat das Recht, ihre lebendige Entwickelung zu leugnen. Dant den Anstrengungen Deafs nimmt unser Vaterland fest Theil an der Entwicklung der übrigen europäischen Völker, während eine unbegründete und system­atische Opposition und schließlich doch nur den Vorwurf zugiehen wü­rde, daß wir nichts gelernt und nichts vergessen haben. Ein Zwischenfall, wer Angesichts der bevorstehenden Krö­­nung doppelt unerw­ünscht erscheinen muß, war die Auflösung des Frontischen Landtags. Wenn der Brief Kossuth’s Dest für die Differenzen mit Kroatien verantwortlich macht, so wird dieser Vorwurf wohl am besten durch die Regierungen des kroatischen Landtags selbst widerlegt. Es wurde in Agram stets wiederholt, da das Jahr 1848 jedes Band zwischen Ungarn und Kroatien zerrissen habe. Es braucht nicht gesagt zur wer­­den, daß ein solcher Ausspruch eine Verlegung des bestehenden Rechtes ist; aber er beweist jedenfalls, daß die kroatische Frage nicht ein Kind der jüngsten M­eriode ist. Die ungarische Mer­sierung der Gegenwart, die Trägerin der Ausgleichspolitik war vielmehr mit der größten Mäßigung bemüht, dem kroat­­ischen Standpunkte alle nur im­mer mit dem Nechte, vereinba­­ren Konzessionen zu machen. Das weiße Blatt, das für Kroa­­tien leer gelassen worden war, sollte mit Garantien der Selbst­­ständigkeit Kroatiens ausgefüllt werden. Die Majorität des Agramer Landtags hat die billigsten Unterbietungen durch die exorbitantesten Forderungen beantwortet. Nach der Intention des Kroatischen Landtags­ sollte der Krönungsaft zugleich zu einem Trennungsart zwischen Ungarn und Kroatien werben. Der ungarische Reichstag sollte aussprechen, daß außer der gemeinsamen Krönung seine staatsrechtliche Verbindung ziwis­­chen beiden Ländern bestehe. Kroatien verlangte die Parität mit Ungarn, die Anerkennung des bekannten Artikels 42. Die Preisgebung Tiume's. Niemand, Der die Rechte Ungarns Hoch­­achtet, wird behaupten wollen, daß auf dieser Basis noch eine Bortregung der Unterhandlungen möglich war. Das Königliche Reskript, durch welches der Frontische Landtag aufgelöst wird, fällt in milden Worten das schärfste Axtheil über das une­r­­lärlice Verhalten dieser Körperschaft. Kroatien hat sich geweigert, an­ der Krönung des Königs Theil zu nehmen, obwohl man ale Mittel versucht hatte, ihm den Zus­tritt zu­­ erleichtern. "«. Unerklärlich neit­en wir die kroatische Politik,weil es uns widerstrebt,das Motinu acceptiren,welches einige ganz außerhalb des Streites stehende Blätter des Auslandes ausge­­sprochen hab.Man will von einer panslavistischen Agitation wissen,die sich auch über Kroatien­ ausgebreitet habe.Wir wiederholen,daß wir die Opposition in Agram nicht von die­­sem Gesichtspunkte aus beurtheilen wollen;aber leugnen läßt es sich nicht,daß der Panflavismus mehr ist,als ein Ge­­spenst,dass eine schattenhafte Existenz nur der Phantasie er­­regter Gemüther zu verdanken hätte.Man kennt die,Schlag­­wörter,welche eben jetzt in Petersburg ausgegeben werden; mit Besorgniß muß man eine Agitation­ betrachten,die,über den Osten und Westen sich ausdehnend,kein anderes Bestreben hat,als das Hundertmillionenreich zu gründen­.Fürwahr, mehr alsjebhnteinigkeit in jenen Ländern Noth,welche von der Vorsehung als schützende Vorhut hingestellt sind­ gegen Panslavismus und russische Despotie Und das Schaffen mit Wirken des Reichstags bürgt uns dafür,daß Ungarn der Freiheit und seinem welthistori­­schen Berufe erhalten bleibert wird.Die Schatten,welche über den politischen Horizont unseres Vaterlandes streiften,verlieren an Bereutung, sobald mar des großen Wertes"gedenkt, an den der Reichstag die fette Hand anlegt. ever vittere Einpruch entschwindet den Gemüther, menn sie sich erinnern, daß nur wenige Tage uns von dem heißersehnten Augenblie der Krö­­nung des Königs trennen. Wie Baumeister, Maurer und Zimm­erleute überall bemüht sind, um die äußere Szenerie des großen nationalen­ Festes wü­rdig vorzubereiten, so ist der Reichstag mit allen Kräften thätig, um die legten Steine in den Bau zu fügen, der die Zukunft der Nation befehligen soll. Nicht in Mederstürzung wird das Imauguralviplom geschaffen ; die Gelegentwürfe, die ihm zu Grunde liegen, sind zur Entwick­­lung gelangt, unter einer ausgedehnten Diskussion, unter tief einschneidenden Debatten. Sorgfältig wurde das pro und contra i Nennt wenn jede wir Partei Die toi, que je my die bei­de SYrrthümer anlagen, wo feiner Kritik und feiner bleiben, ihrem viel Namen, ihr labelt Majorität des Parlaments endlich wollen wir geschwommen Briefe vom Marsfelde. XIV. Die Ungarn auf der Weltausstellung 4. (Ein Spätling auf der Weltausstellung — Die Dampfsracht „Hableány”“ — Ein Argonautenzug — Poesie der Flußfahrten — Ein Besuch am Bord der Yacht des Grafen Széchenyi — Allerlei ungarische Maschi­­nen — Der Glockengießer von Belt.­ Paris, 25. Mai. Es ist eine alte Geschichte, daß Leute, die im Theater, im Konzertsaal, in Salons später zu­sam­­men pflegen, als es üblich ist, entweder sich interessant machen wollen oder, was freilich weit seltener ist, wirklich interessant sind. Mit den Aussteb­en des großen Weltpalastes auf den Champs de Mars verhält es sich gerade so. Es kommen noch immer fest, sieben Wochen nach der offiziellen Eröffnung der Salons, Spätlinge an, die theils wirklich interessant sind, theils es nur zu fein vorgeben. Zu den wirklich interessanten Spätlingen der­ Weltausstellung ist einer ihrer Landsleute gestoßen. Der Mann konnte unmöglich früher kommen, als er gefommen, denn er hatte sie einen originellen Weg vorgezeichnet, den bis heute noch sein Sterbli­er benüzt, um von Pest nach Paris zu gelan­­gen. Sie merken, ich rede vom Grafen Edmund Széchenyi. Der Graf kann von sich sagen, daß er eine Weltausstellungsfahrt gemacht, wie keiner von den 40.000 Ausstellern des Marsfeldes. 94 möchte seine Fahrt einen modernen Argonautenzug nennen. Diejenigen, deren Eafsiihes Herz bei meinem Bergleid etwa er­­beben sollte, bitte ich, Docdy zu bedenfen, daß Die Sache nit gar so ernst und blutig gemeint sei. ES gab seinen wüthenden Jason auf der schmuden ungarischen Macht „Hableäuy“, sondern ein junger, feiner Weltmann stand an der Sorge jener merkwürdigen Expedition, die hier heute im Munde aller Gelehrten des Was­­ser-Sports ist. Und vor Allem war auch seine Medien auf dem Schiffe, weil überhaupt sein Femininum auf demselben mit­­genommen wurde. 8 ging auch nicht um das „goldene DVließ“ — auch das zu erlangen ist heute nicht mehr so gefahrvoll — sondern um die „goldene Medaille." Aber seine großen Mühen und Strapazen Fortete dieser Zug Des Grafen Széchenyi und auch gefahrlos war er durchaus nicht. ES war ein origineller Gedanke, sich eine kleine Dampfyacht in der ungarischen Donau­­stadt bauen zu lassen und mit ihr in buntem Kreuz und Quer eine große Faußfahrt nach dem stolzen Paris zu machen. Es liegt sogar etwas in dem Gedanken, was sonst Sportsmännern zu Land und zu Wasser sehr fern Liegt, nämlich — Poesie Im einer Zeit, wie die unsere , die sich den Kopf darüber zerbricht, wie man, Weltmeere überbrüden kann , mußte der alte poetische Nim­­bug eine­ Wasserfahrt und gar einer einfachen Flußfahrt , die ung als Kinder noch das geistige Auge erquidte, an Glanz frei­lich, einbüfen. Aber ‚laßt sie nur das Veto Neptun’s immerhin weiter schmälern, die Poesie des Wassers drehen sie doch nicht ! Und die Poesie des Wassers haben die Männer des „Habb­ing“ gekostet, Die da Lustig die Donau, den Main, den Rhein heraus­ Seine und Paris erreicht haben. Am 18. Mat langten sie an der Jena-Brücke an und von dem Tage an kann die Yacht, die die ungarische Trikolore aufgehißt, nicht genug der Leute faffen, die sie, die Fühnausharrende Flußfahrerin des Grafen Szechenyi, zu besuchen kommen. Ein Schiff mit ungarischer Fahne am Pont de Jena — e8 ist gewiß das erste Mal, daß sold ein Fahrzeug hier zu sehen ! Die Franzosen schauen auch ganz erstaunt Drein und die Herren Shinefen, Yapanefen, Stamefen, Tunefen und wie die­­ anderen häßlihen „Nejen“ ale heißen mögen, sind für, einige, Zeit, in den Augen der Ausstellngsbesucher von der­ „Hableány“ gründ­­lich) verdrängt worden. Von der in dem Zeitalter der „fürzesten Wege“ wirklich mundersamen Fahrt des Grafen Széchenyi ward hier Schon früher, gesprochen, aber man glaubte nicht recht, daß das Ziel durchgefeßt würde. Haben ja gewiegte Wafsersports­­männer in Frankfurt a. M., als sie den Heinen Flußfahrer sa­­hen, fest behauptet, Paris werde von ihm nicht erreicht werden. Nun, wie andere Gelehrte, fa­h­ren sich auch Wafsersports-Ge­­lehrte, und der Heine Flußfahrer ist groß alledem­ in Paris ange­­nommen und Dies ohne den geringsten Schaden zu erleiden. Die Mitglieder des Pariser Negatiaklubs schüttelten gehörig den Kopf über die Ausdauer und Kraft der Führung, die der „Hableäng“ zu Theil geworben. Und dabei haben sie exit über die Ausdeh­­nung des Flußterrains, das die Yacht des Grafen Széchenyi durchschnitten. Dank dem mittelmäßigen Borrath an Geographie, den sie als Franzosen besitzen, nicht­ die rechten Begriffe. Aber die Herren merfen doch wenigstens so viel, daß es eine originelle Weltausstellungsfahrt war, Die die „Hebleäny“­ gemacht hat. Als ihr gewissenhafter Berichterstatter mußte auch ich einen kurzen Besuch am Bord der Yacht „Hableäny“ abstatten. Ich fand ein elegantes, fast zierlic gebautes und boch so solides Fahrzeug, dessen Konstruktion dem Wetter Schiffsbauer,­ der es geliefert, große Ehre macht. Die Yacht ist 20 M. lang und 2 M. 33 M. breit, ihre Tiefe beträgt ungefähr 56 Centimeter und ihre Maschine hat­ 6 Pferdekraft. Von außen genommen, gleicht Die Yacht jenen reizenden schwimmenden venetianischen Pavillons, deren ih­­re Schöne zur Zeit der Königsfeste Ende vorigen Hah­res auf dem Canal grande gesehen. Geshmadvol­ft auch die innere Dekoration der Yacht zu nennen : Weiß mit Gold. Der Salon mag ein ganz angenehmer Aufenthalt für die Herren der „Habidang“ während der 42 Tage gewesen sein. Das Musizie­ren, Lesen, Speisen, Spielen und Nachmittagsschlummern konnte da ganz bequem geübt werden. Die Herren der " Habléany" haben sich vor Langeweile und schlechtem Wetter (von legterem sollen sie genügend genosfen haben) gehörig hermetisch­­ geschü­tt und ich kann ihrem Bequemlichkeitssinn nur gratuliren. Erster Befehlshaber der Yacht war der Herr Graf Edmund Széchenyi, zweiter Herr Follmann, Mitglie eines Pester Auberflubs.­ Beide, loben die Ausbauer und den Eifer ihrer kleinen Schiffemannschaft ; diese lobt wieder ihren Herrn und Kommandanten und das ganze Bett lobt sich eigentlich selbst und wurde auch von der Yarh der maritimen Ausstellungsgegen­­stände gründlich gelobt.­­ Auf ihrer Radfahrt wird­ die Yacht­ des Blagge befestigt tragen Fünnen. Die englischen und amerikanischen ‚urord sind die größten Bewunderer des Kleinen gräflichen Dampf­­boten, das ber guten Käufer genug schon in den wenigen Tagen seines­ Hierseins gefunden hätte, wenn es ü­berhaupt fünflicg wäre. Graf Széchenyi wird die preisgefrönte Macht nach Ablauf der Ausstellungszeit­ wieder der heimathlichen Donau zuführen. Die Yacht ist hier auf dem­ prosaischen Einmusterungswege in die Gruppe VI, Klasfe 66 (Maschinen) eingestellt worden. und hat die Nummer 17. — — — — Die Gruppe VI. (Maschinenabtheilung) ist auch der Sam­­melplag anderer wichtiger ungarischer Industriellen geworden. So zeichnen sich beispielsweise in Klasfe 48 dieser Gruppe, welche die „Materialien land- und forstwirthschaftlichen Betriebes“ vereini­­gen, die Herren Farfas, Gleviczfi, Dubic, Polgár und Bidats vornehmlich aus. Die Pflüge von Varkas und Bidats haben große Anerkennung gefunden, eine Anerkennung, die in vielen gemachten Anläufen und Bestel­­lungen ihren besten Anspruch gefunden. Die Bezeichnung „vendu“ tragen sämmtliche hier ausgestellten Pflüge der beiden genannten Industriellen ; Herrn Farkas’ Aderpflüge haben sogar Amerikaner zu Käufern gefunden. Die ungarischen Agrikulturmaschinen stehen bei den Sandmirtben im besten Rufe. Er­probte Kenner rühmen die Ingeniösität und praktische Gediegenheit dieser Arbeiten. — Maderspach (Haczafel) und Szabó (Pet) stellen W­ei­­zenfchälmaschinen rühmlicher Konstruktion aus. " Eigenthümliche­nöradtwagen" bringt die Pester Walzmühlgesellsschaft. Die Maz­schinenfabrik von A. Ganz in Ofen nahm auch Gelegenheit, sie nach verschiedenen Richtungen hin bemerkbar zu machen. Aber die ganze VI. Gruppe hat einigermaßen Schaden fur die man­­cherlei angemeldeten, aber ausgebliebenen, Artikel ungarischer M­a­­schinenarbeiter erlitten. Man sieht so viele im Katalog, die nicht da sind ! Unter den Wagnerarbeiten dieser Gruppe intereffirt ein von Professor Ho­amar (in Pest) ausgestellter elektro-magnetisch beweglicher, vierfisiger Wagen, dient seine gewöhnliche Straße ein Hinderniß bieten sol. Zum Wagen gehört die Peitiche. Anton Szepessy in Debereczin hat dafür gesorgt, daß auch ungarische Peitichen Hier nicht fehlen, Hege und Reitpeitichen , ungerische „Karibus" aus Weder und Pfauenfevern u. b. m. — Eisenbahn- Materiale hat nur die grafik Andräaffnide­fabrik (in Wien) ausgestell. — Gerenphan (Pet) zeigt in der Park­­abtheilung ein kolossales flachverarbeitetes Stück ungarischen Marmors. Die Eisengießerei von Ignaz SkLlidh (Pest) hat eine reichhaltige Ausstellung seiner gemeinnügigen Gitter, Röhren, Ab­­schlüsse veranstaltet,­­die jenen häuslichen und Straßeninstitu­­ten dienen, die nicht der Nase dienen. Der Katalog sagt ung, daß die Schlich’sche Fabrik eine reichhaltige Thätigkeit nach dieser unterirdischen Seite des öffentlichen und häuslichen Lebens hin entwickelt und daß sie Wien, Pest und Ofen mit ihren Derarti­­gen Gittern versorgt. Da wir zum Glauben nicht die Nase brauchen, glauben wir sie um so Lieber. Einen Schritt zurück, und wir sind bei der Gruppe V., welche „Erzeugnisse ver Urproz­eution, roh und in vertriebener Verarbeitung“ aneinanderreiht. Den ungarischen Ausstellern auf diesem Gebiete habe ich, Ihnen : Graf Georg Andprá­ffy, aus beffen zu nennen vor Allen Eisenwerk zu Dörnö mannigfache Erzeugnisse als : Herdplatten, Eisenbahngutßräder, Noheisenfunde u. s. w. vorliegen. Der Döre­nöer Eisenhochofen hat in den vierzig Jahren seines Bestehens bei den einschlägigen Industriellen fi) längst einen feststehenden guten Ruf gemacht und von verschiedenen Ausstelluugen her zie­­ren das Eisenwerk des Grafen Anpräffi­ bereits Medaillen. Eines eben solchen guten, wenn auch jüngeren Nlnfes ges­nießt die Marienth­aler Schieferge­werfschaft (Direktor Eugen Bontour)., Die Schieferbergbauten der erst 1859 gegründeten Gesellsshaft haben heute bereits eine Ausdehnung von 3000 Di­adratflaster und Tiefern Schieferprodukte von zwanziger­ Yeit Dimensionen. Das Etablissement erzeugt täglich 8000 bis 10.000 Stück Tafeln, welche als Schreib-, Neben- und Zeichentafeln in alle österreichischen und viele, fremde öffent­­liche und Privatschulen wandern. Die Fabrik hält 5 große Dampf- und 60 Hilfsmaschinen und 300 Menschen in Thätig­­keit. Sie stellt Tafeln aller Sorten aus, von der gemeinen, holz­­umrahmten Neb­entafel, die uns die schöne Zeit des Modirend und des „3 von 2 geht nicht, Borg’ ich mir eins aus“ ins Gedächt­­niß zurückruft, bis zu Der nettgebundenen „Schreibtafel“, vom der Ihhon Prinz Hamlet in aufgeregtem Zustand einmal gesprochen, ohne sie aus Marienthal bezogen zu haben. Nun Sie mir, Liebe Leser, auch gefügig auf so sterilen Stellen meines heutigen Brie­­fes gefolgt sind, sollen Sie zum Dank dafür unter Glodengeläute nach Hause geführt werden. Wellen Gloden geläutet werden sollen ? Werfen anders, als die Gloden Ihres Landemam­mes, des Oloden­­gießers von Pest , die Gloden des Herrn Yoseph Pozdedh? Wenn man’s im Ausstellungspalaste mit einemm­al so recht bumz bimmeln hört, so kann man fumören, der Glofengießer von, Veit hat seine­ metallenen Better Kinder alle auf einmal Losgelassen. Und sie bumschimmeln so vet freudig und wohlgemuth, die Kin­­der Des Herren Pozdeh, und läuten den guten Ruf der Pester Öloden in Frankreich ein. Was will das fest sagen, daß am Auferstehungstage angeblich, die Öloden von Nom an Die verschie­­denen Glätten der christlichen Welt eilen, wenn Pozdech’8 Gloden sich den Weg von Pest nach Nanch gebahnt haben ?. Und Nanch hat wirklich, Gloden von Heren Bozdech für seine Notredamelicche gekauft. Die Gloder sind nach Nanch gefahren, aber Here Bozz bed­ ift nach Nancy­­ gegangen! Das ist furios ! Gewiß , aber es ist nicht Die einzige uriosität, nicht die einzige „Wunderthat“, die man hier von Herrn Pozdek erzählt. Ex lebt mit­­ 11% Frank täglich in Paris, was auch fast ans Märchen streift. Und­ warum er so lebt? Fragen Sie ihn und er sagt im schlechten Deutsch „Werd’ ich zu Haus Badhändel offen, aber Franzosen fliegen, sein Geld von mir zu sehen!" Und der Mann weiß feine Silbe französisch, und hat doch feine Gloden bis nach Nancy getragen — ist das nicht auch fast wunderbar ?“ Dafür is aber auch Herr Pogdek auf österreichischem Grund und oben der Weltausstellung eben so berühmt, wie seine Gloden. ·M­ichael Klapp. fanden und‘ nach einer Gabit von 42 Tagen die , Grafen G Széchenyi . zweifelsohne. die goldene M­ievaille auf ihrer s­­

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