Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1867 (Jahrgang 14, nr. 100-125)

1867-05-24 / nr. 120

Freitag, 24. Alt. Nr. 120. (Die einzelne Nummer Toftet A fr. b. Z.) H, Wien, 23. Mai. Heute Mittag fand am Schmer­­zenglager ihrer Tt. Hoheit der Erzherzogin Mathilde, welche gestern Abend duch Entzünden ihrer Kleider fich schwere Brandmunden zuzog, eine ärztliche Konsultation statt. Man kam zu dem Schluß, daß sich erst innerhalb der nährten Tage mit einiger Sicherheit ein Urtheil über den Grad ver Beweinlichkeit und der Lebensge­­fährlichkeit der Verlegung werde abgeben lassen. Der Hof st in —die­ äußerste Bestürzung verfeßt Sollte eine schlsame Wendung der Krankheit eintreten — was übrigens die behandelnden Aerzte abzuwenden hoffen — so würde selbstverständlich die Krönungs­feier verschoben werden müssen. — Die P­arteigruppirung unter den Abgeordneten entwickelt si etwas langsam. Bis jett hat sie nur die Fusion zwischen den Autonomisten und der polnischen Srak­ion vorgegen. Herr v. Kaiserfeld scheint denn doch jene Re­ferne und Zurückhaltung, welche er in den Texten Mocen fand, gegeben, auf seine Thätigkeit als Abgeordneter im Hause nicht übertragen zu wollen Die nie verösterreigische und die böhmisch- mährische Fraktion der DeutschLiberalen geben ihre Berathungen eifrig fort, um womöglich heute noch zur Aufstellung eines ge­­meinsamen Programms zu gelangen. Mit Rücksicht auf viele Vorgänge i­ denn auch die Zahl der fünfzehn Mitglieder der Adreßsommission von heute auf morgen verschoben worden. Tel. Deperdhen des „Defter Lloyd“, Wien, 24. Mai. Original(depelde) Ein Telegramm der „Preffe” aus Saffy berichtet über un­­ausgeregte zahlreiche Verhaftungen und Aus­weifungen ; die Stadt sei in höchster Aufregung; Gerüchte über Ausbruch, eines Aufstandes. Die fremden Unterthanen richteten an die K­onsuln Petitionen um Schuß. Die „N. Fr. Br." mel­det nach der gestrigen „Köln. Zig.”, daß das Ministerium des Renfern in Paris die N­evision des Vertrages von 1856 nicht als un­wahrscheinlich bezeichnet­ habe. Paris, 24. Mai. (8.­B.) Offizielle Blätter und unabhängige Journale besprechen die österreichiische Thronrede mit besonderem Wohlwollen. „SFrance« sagt : Man erkenne in der einen Aufforderung des Kaisers die Eingebung der Ausdauer, welche ein charakteristischer Zug des habsburgischen Hauses ist und eine thätige und ent­­schiedene P­olitik, welche Beust inaugurirte. „2a Breffe" räth dem Reichsrathe die Annahme des Abkommens mit Ungarn an. Eifersüchteleien zwischen den Nationalitäten sollen verschwinden, ein geeinigtes Oesterreich werde den alten Einfluß, das alte Ansehen mieder gewinnen. „Eten­­daro" Sagt : Elliot gehe an die Stelle Long nach Konstantinopel. Die „Patrie” sagt : Die Vertragsun­­terz­eichnung Seiten? Italiens it noch nicht eingelangt, daher die fette Konferenzfigung in London verschoben ; „zu Pfeffe" sagt in Bezug auf die Nachricht, daß die preu­­ßische Befagung von Luxemburg nach Nastatt gehe: Frank­reich künne nicht dulden, daß Preußen hart an der Grenze auf fremden Gebiete Truppen installire. London, 24. Mai. (8.­B.) Die Blätter bespre­­chen äußerst wohlwollend die Thronrede des Kaisers von Doesterreich. Zwei Nazifikationen sind noch ausständig. Wien, 24. Mai. (R.-B.) 10 Uhr 50 Minuten. Bar­börse. Kreditastien 181.10, Staatsbahn 221.20, 1860er Lore 88.20, 1864er Zofe 79.50, Napoleonzv’or 10.161, steuerfreies Ansehen —, Siebenbürger 139.75. Still, fester. — Wie bekannt, sind unter den neun Abtheilungen des Unterhauses lediglich in der neunten die Anschauungen der Linken bezüglich der Gelegentwürfe des Ministeriums durchge­drungen. Das Separatvrium dieser Abtheilung liegt uns nun im Wortlaute vor, und theilen wir dasselbe im Morgenblatte mit. Der Kön­­ung. Minister für Agrikultur, Handel und In­­dustrie hat eine aus den Vertretern der Handels- und Ge­werbeklammern des Landes zusammengefehte Konfe­­renz einberufen, welche am dritten Tage der Krönung­sfeierlichkei­­ten in der Landeshauptstadt darüber berathen sol, wie die Insti­­tution der Handels- und Gewerbekammern in den Rahmen der neu eingetretenen Regierungsverhältnisse einzufügen wäre. Bei vier­ter Konferenz werden die Handelskammern dur je ein Mitglied der Han­dels- und der Gewerbesektion und der den Sekretär vertreten sein. 1. Hoheit die­s dadurch, « Einem uns zugegangenen Telegramme zufolge ist Daniel Török in Karlsburg mit allen gegen eine Stimme zum Deputirten gewählt,worden.Wie wir fern er auf telegraphischem Wege erfahren,wurde gestern in Raab Emerich Kozma zum Bürgermeister gewählt.Im Hunyader Komitate wurde Graf Koloman Läzocr zum Abgeordneten gewählt.­­ N­Ueber das Befinden der Erzherzogin Mathilde, deren Unfall in allen Kreisen Wiens die lebhafteste Theilnahme MEETBEERIEN, wurde gestern das­ nachstehende Bulletin ausge­­geben : möbre t, Hoheit die rau Erzherzogin Mathilde hat zuvar sehr wenig geschlafen, aber­ doch eine ziemlich gute Nacht gehabt. Die Schmerzen sind mäßig. Kein Fieber. — Prof. Pitka. Dr. Schmerling.“ Die „Abendp.” ist in­ der Lage, über den Unglückstal fol­gende Einzelheiten zu berichten : E0%hie­lt. Hoheit begab sich um 50 Uhr Nachmittags nach dem Diner in ihre Appartements und aus mit Gr. befand. Boden liegenden Streifhölzchens begann es Ihre in Ihr Zimmer gebracht, sprach dort vom­ Fenster welcher sich im Hofe Entzünden" eines am brennen, entstehende, Hige empfand, Tief Höchsttvieselbe in einen ziemlich fgivialen Korridor. Obschon eine der Hofdamen und ein Kammerfräulein die brennenden Stoffe zu entfernen und den unglücklichen auf der­ Frau Grzherzogin zu hemmen suchten, konnte man doc erst später. Herr des Bran­­des werben, war auch im Moment die ärztliche Hilfe bereit. Weder das Befinden der hohen Kranten werden täglich Berichte gegeben werden. Erzherzog Joseph und Gemahlin werden, wie tot, den Sommer auf ihrer Herrschaft Ab­zug zu bringen. tát ; Gerichtsräthe : Albert Vetyko und Johann Predanecyy ; Buchhalter : Sigismund Szeltenreich ; Physikus : Dr. : Emil Dillnberger, Stadtraflier Karl Betyko, Kaffakontrolor I­ohann Belansky und Grundbuchsführer Gustav Svebla blieben in ihren bisherigen­­ Nemtern. — Abends hat die Bürgerschaft dem Res­­taurationspräses, dem Obernespan Anton v. Radvansky, sowie a­m­ neugewählten ersten Beamten eine solenne Fadelserenade gebracht. 1. Hoheit Erzherzog Friedrich, . Höchít wahrscheinlich durch das das Kleid zu , Hon­ berich: J. Neusohl, 21. Mai. Die königli­freie Bergstadt Neusohl hat die Beamtenrestauration heute vorgenommen und nachfolgende Wahlen vollzogen : Bürgermeister : Karl Szige­th­y; Stadtrichter :­ Kasimir Bacht­er; Oberfiskal : Dr. Otto Eifert; Obernotär : Anton Wladar; Vizenotär : Adolph Komáry ; Stadthauptmann und politischer Magistratsrath : Mel­ander Raner ; z­weiter politischer Magistratsrath : Andreas Spi­­eI Wien, 23. Mai. Nach­ den Zeitungsmeldungen zu urtheilen, würden die Ratifikationen des Londoner Konferenzwer­­tes bereits in London eingegangen sein und zum sofortigen Aus­­tausch bereit liegen. Die österreichische Ratifikation, das glaube ich bestimmt zu wissen, wird frühestens erst Ende der Mode ab: En Nicht freilich, daß fachliche Hindernisse vorhanden wären, ändern er­st die Zögerung einzig und allein dadurch veranlagt, daß die erforderlichen acht Gremplare nicht früher mit der übli­chen kalligraphischen Vollendung fertig gebracht werden können, denn wenn der Vertrag al nur kurz ist, so­ll die einleitende Aufzählung der Bevollmächtigten mit ihren sämmtlichen Titeln und Orden vejto länger.­­ Anders lautenden Mittheilungen gegenüber glaube ich ver­­sichern zu dürfen, daß die Reise nicht blos des Kaisers, son­dern an der Kaiserin nach Baris in bestimmte Aussicht genommen ist. Weder den Zeitpunkt allerdings hat eine nähere Verfügung noch nicht getroffen werden können. Dem Bernehmen nach sind in den lebten Tagen zwischen Berlin und Baris Erklärungen ausgetauscht, welche die zwischen den beiden Regierungen bestehenden Beziehungen in bez­eichnender Weise illustriren. Es hatte das Berliner Kabinet in Kari seine Bereitwilligkeit zu erkennen­ gegeben, trug dem die Londoner Konferenz von­ der Festlegung eines Termines ad quam für die Räumung Luzembburgs abgesehen, mit Stanfreich einen solchen Termin bindend zu vereinbaren. Die Antwort lautete, wie, und versichert wird, daß­ das französische Kabinet in die bona fides, mit melcher preußen den übernommenen­ Verpflich­­tungen nachkommen werde, ein so vollständiges Vertrauen gebe, dab­ei nicht das Bedürfniß fühle, durch irgendwelche­­­ Vereinba­­rungen noch weitere Bürgschaften für deren treue Erfüllung zu gewinnen. D Baris, 21. Mai. Zwischen Desterreich und Preußen scheint in jüngster Zeit eine Annäherung stattge­­funden zu haben. Durch die von Oesterreich angeregte Revision­­ des Vertrages von 1856 wurden dem ZTllilerienkabinett einige­­ Verlegenheiten bereitet denn bei den intimen Beziehungen, die fest zwischen Frankreich und England bestehen , wird man sich hier wohl hüten, das Militiaren dieses Staates in irgend­einer Meile zu veranlassen, andererseits ist man aber nicht unempfind­­lich für die günstig vermittelnde Haltung , die Rußland in der Quremburger Frage beobachtet hat, ebenso wie man sich durch den in Aussicht stehenden Besuch des Kaisers Alexander höhlig geschmeichelt fühlt. CS wurde daher dem Tuilerienkabinett für die von Oesterreich beantragte Revision­ des Pariser Vertrages eine Situation bereitet, die nicht der Schwierigkeiten entbehrt. Der von dem Bevollmächtigten des Königs von Holland bei der Londoner Konferenz vorgebrachte Wunsch bezüglich eines Ausscheidend des Großherzogth­ums Luxemburg aus Kent' Zollvereine wurde von der Konferenz deshalb zurück­ge­wiesen , weil dieselbe sich nicht ermächtigt glaubte , bestehende Staatsverträge aufzulösen, und nach dem Dafürhalten Lord Stanley’s jede Prinzipiendiskussion­ vermieden willen mollte. In einem eigenen Protokoll wurde aber dem Begehren des Königs von Holland insofern entsprochen, daß man übereinsam, obgleich der zwischen Preußen und Holland bestehende Vertrag noch vier Jahre fortzulaufen hat , doch im Laufe dieses Jahres eine spezielle Kommission zusammentreten zu lassen , die sich mit der Prüfung des zwischen Preußen und Holland bestehenden Vertrages zu befassen haben wird. Als­­ Vereinigungspunkt die­­ser Kommission wurde Haag bestimmt , und sämmtliche bei der Konferenz vertretenen Mächte sollen hierzu Delegirte entfernen. Aus dem Reichsrathe. An der gestrigen Sittung des­ Abgeord­netenhau­se­s brachte Mühlfeld bezüglich der Befesttigung Wiens eine von ihm und 62 Genossen unterfertigte Interpellation ein, in welcher folgende Fragen gestellt werden : x. Welchen. Zmed verfolgt die kaiserliche Regierung mit den beschlossenen und zum Theil schon in Ausführung begriffenen Befestigungsbauten um die E. E. Reichshaupt­ und Residenzstadt Wien ? 2. Wie hoch be­läuft sich nach dem Voranschlage die Summe der Kosten. der be­absichtigten Befestigungsbauten und wie viel haben die bisher ausgeführten Bauten bereits gefoftet? 3. Woher wurden die Auslagen der bisherigen Befestigungsbauten bestritten, und woher sollen jene der noch auszuführenden Bauten bestritten werden? Wien, 23. Mai 1867. — Der Leiter des Finanzministeriums Bede er­ H­ört, in einer der nästen Sitzungen einverständlich mit dem Kriegsministerium diese Interpellation zu beantworten. Außer: Der, 1867, dem überreichte Kuranda die auf denselben Gegenstand bezügliche Retition der Stadt Wien. Zur Beriefung gelangt hierauf der Dringlichkeitsantrag des Abgeordneten Bratobevera und Genossen , die Thronveve Seiner Majestät in einer Aoresse zu­ beantworten, zur­ Berathung hierfür einen Nusschuß von 15 Mitgliedern aus dem ganzen Hause zu wählen. Das Haus anerkennt ohne Des hatte einstimmig die Dringlichkeit dieses Antrages und nimmt Aba. Pratobevera das Wort zu dessen Begründung. Meine Herren! — sagt Redner unter Anderem — wohl nie ist eine größere, schwerste Aufgabe an Volksvertreter heraus getreten, als die, vor welcher wir­ken. Wohl nie wurde Leicht ein größeres Maß von Mäßigung, Selbstverleugnung, Aufopfe­­rung und Versöhnlichkeit gefordert, ‚als welches man von ung jet fordern muß, nachdem die vergangenen Jahre einen 30ier spalt und eine, ich möchte jagen,­­künstlich genährte Erbitterung hervorgerufen­ haben, die der­ ‚vormärzlichen Zeit fremd war. Meine Herren! Ach und viele Gesinnungsgenossen suhen das Geheimniß der Lösung in dem ‚Streben, ein gleiches Maß be­­rechtigter politischer und bürgerlicher Freiheiten aller Völker Oester­­reichs (Bravo) zur Geltung zu bringen, ich suche es in dem Stre­­ben der vereinigten Völker, unter dem Palladium des gemein­­samen Herrschers nach der Ausgleichung zu streben, welche dem Besonderen und dem Allgemeinen gerecht wird. Laien Sie uns allen nationalen und k­onfessionellen Hader begraben: (Lebhaftes Bravo links), laffen Sie und daran geben, die Schranken, die dieser aufgerichtet hat, zu beseitigen (Bravo), laffen ‚Sie und dafür ringen, meine Herren, daß, nachdem die Schmerzliche Scheie­rung der Länder diesseits und jenseits der Leitha als eine voll­zogene Thatsache vor uns steht, das stolze Bolt der Ungarn, mei­nigstens an unserem einmüthigen, festen Zusammenbhalten erkenne, daß wir sein Recht ehren, aber auch an unserem fest und unver­­brüchlich halten wollen ! (Lautes Bravo.) Meine Herren !­­ glaube, ein ehrliches Streben in die­ser Beziehung kann an jenseits der Leitha Eingang finden und der von Gr. Majestät so oft und neuestens in der Thronreve festgehaltene unverrüdbare Standpunkt, ein konstitutionelles Les­ben in Oesterreich zu begründen, wird an sie, sowie uns, da­ bin führen, daß endlich die höchssten,­­uns doch nich gemeinsam gebliebenen Angelegenheiten in konstitutioneller Meise der Ver­handlung unterzogen werden sollen. (Bravo.) So möchte Sie nur an ein polnisches Sprichwort erin­­nern, von dem ich unlängst laz und­ das in der Mederregung — mas vielleicht die geehrten Herren jener Seite berichtigen wer­den — ungefähr so lauten soll : „Die Schlange hat Eva wähic verführt, Eva hat Adam böhmisch überführt, der Herr schalt je deutsh und darauf stieß der Engel sie ungarisch aus dem Bara­dies." (Heiterkeit rechts, Bravo links.) Nun, meine Herren, a diesem Sprichwort it, wie so häufig in Demjenigen, was aus dem Munde des Volkes hervorgeht , eine vielfältige, deutungs­­fähige Wahrheit gelegen. Alle Sprachen dieses Neid­es trage Schuld an den Mißständen, in welchen wir uns befinden. Wir aber gehen daran und wollen daran gehen , sie zu beseitigen ; wir wollen weder v­er­führen, noch über führen, weder schel­­ten, no verstoßen ; wir mollen ehrlich und einmüthig verfugher­, die Neutatoung zu vollbringen,, und ich glaube, es könnte und sollte gelingen wenn wir dahin kommen, daß wir Alle, ohne separatistische Hintergedanken, einst unser „Hoch“ oder „Slava“, „glwio“, „Elfen“ oder " Bivat" dem Gesammtstaate Oesterreich und dem Kaiser des Gesammtstaates aus aufrichtigem Herzen bringen. (Bravo.) Mit vielen Gesinnungen, meine Herzen, trete ich an die schmere Aufgabe , die uns angeben it und deren wasche Förde­­rung unsere heiligste Pflicht ist. (Lautes Bravo.) Bei der Michtigkeit des Gegenstandes bittet Abgeordneter Pratobevera, die Wahl baldmöglichst vornehmen zu wollen und fest Profivent , nachdem die über den Antrag selbst eingeleitete Abstimmung die einstimmige Annahme desselben ausgewiesen hat, die Wahl ver 15 alten des Notesausschusses auf die Tagesordnung der nächsten Situng. Hierauf wurde die Gißung um 12 Uhr 50 Minuten geschlossen. Im Herrenhause beantragt Kardinal Rausher, die Thronrede Sr. Majestät durch eine ehrfurchtsvolle Aoresse zu beantworten, zur Abfassung des Entwurfes einen Ausschub von 15 Mitgliedern zu wählen, von der Drucklegung des Antrages Umgang zu nehmen und zu gestatten, daß derselbe, wiewohl er nicht auf der Tagesordnung steht , schon heute begründet werde. Nachdem das b. Haus sich Für die Dringlichkeit ausgesprochen, ergreift der Kardinal das Wort und sagt unter Anderem: Wir haben seit vem Schluffe unserer dritten Seifion unsere Mederzeui­gungen nicht geändert. Wir sind, wie damals, bereit, für Alles einzustehen, was vor Erhaltung des Thrones, des Neid­es, der Getelldhatt frommt und Segen bringt; und wir dürfen Nieman­­den darüber in Zweifel lassen. Das Herrenhaus‘ sei und bleibe der­ feste Punkt inmitten der auf: und niedermogenden Strömung. Dies ist feine Aufgabe, dies it feine Ehre, dies ist die Bürge fchaft seiner Zukunft. Allein die Thatsachen müten wir hinnehz­men, wie wir sie finden, und die Klugheit gebietet, auf das Unz mögliche zu verzichten, um das Mögliche zu erreichen. — Mid erfolgter Vornahme der Wahl der Norek­ommission erfolgt der Schluß der Sikung um 3 Uhr. Politische Nundihan, 24. Mai. Die Berliner Blät­­ter sind angefüllt mit Enthüllungen über die „Umtriebe in Hannover“. Der telegraphisch signalisirte Artikel der , Brow.z Korr.”, der seinem Tone und Inhalte nach eine fürmliche Anz­eagearte bildet, liegt nun im Wortlaute vor : Unsere Regierung — schreibt das genannte Blatt — hatte Kenntniß davon erhalten, daß aus der­ Umgebung des vormaligen Königs von Hannover in Hiebing (bei Wien) ein Abgesandter mit wichtigen Schriftftüden sich nach Hannover begebe; auf der Durcreise desselben durch Frankfurt ist es gelungen, sich des Send­lings und der sorgfältig verborgenen Brieffgaften zu versichern, aus melchen unzweifelhaft hervorging, daß unter den verblendeten Anhän­­gern­ des Königs Landesverrätherische Pläne verfolgt werden. König Georg hatte auf den anscheinend drohenden Krieg zwischen Frankreich und Deutschland gerechnet, um gestüßt auf die frem­­den Waffen Aufruhr und Bürgerkrieg in Hannover zu entzünden und die Welfische Herrschaft wieder aufzurichten. Eine hannover? The Legion sollte sich in Holland sammeln, um beim Ausbru­che des Krieges in Hannover einzubrechen und die "Feinde Preuße in der Provinz zum Aufstande zu ermuthigen. Cine An, eifriger Anhänger des Königs vom früheren Hofadel und aus

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