Pester Lloyd - Abendblatt, November 1867 (Jahrgang 14, nr. 251-275)

1867-11-25 / nr. 270

. Ueber das Vorgehen,das der Reichskanzler in der K­onsordatsfrage zu beobachten gedenkt,finden wir im,,Magyarorszåg'«folgende Andeutungen: Wenn wir gut unterrichtet sind—sagt das genannte Blatt—so befinden sich Graf Thun und Konsorten in einer Täuschung bezüglich der Absichten der Regierung.Baron Beust wollte das Zustandekommen des Ausgleiches nicht bis zurs Aus­­tragung der Religionsfragen hinausschieben,denn diese könnte vielleicht etwas lange auf sich warten lassen.Die Regierung will nämlich,wenn möglich,die Modifikation des Konkordats in Uebeteinflimmxcsg mitder Kurie vornehmen.Baron Beust ist entschlossen,im Oberhause energisch aufzutreten für die Schul­­und Ehegesege;allein die Art dieses Auftretens müßte sichm­­tütlich nach jener Antwort richten,die der heilige Stuhl auf die Wünsche des Grafen Crivelli,des neuen östereichischen Gesand­­ten,ertheilen wird.Ein anderer wäre der einzuschlagende Weg, wenn der heilige Stuhl zur Revision des Konkordates geneigt ist,und ein anderer,wenn das Kardinalkollegium wieder mit einem entschiedenen,nonpossumus««antworten sollte.Bezüglich dessen muß Baron Beust volltändig im Karen sein, bevor er im Namen der Regierung eine Erklärung abgibt und darin fußt man auf den Grund, warum Ge. Erzellenz; im Unters baufe über diese Angelegenheiten nichts gesprochen , so oft er an dazu herausgefordert wurde. 63 handelt sich demnach nicht darum, ob das Konkordat modifizier werden wird oder nicht; nicht, ob das geschehen wird, was die Majorität des Unterhau­­ses oder das, was Thun und seine Partei will, sondern darum, ob die Wünsche des Abgeordnetenhauses in Webereinstimmung mit der Ruh­e, oder ohne, vielleicht gar gegen die Kurie erfült erben. Für die italienischen Verwundeten sind bei der Medailion de3 , Hon" 3000 Francs eingegangen. 36. fat hat diesen Betrag in Begleitung folgenden Schreibens an Garibaldi geschicht: Herr General! Auf dem Wege der Breije haben wir an die ungarische Nation einen Aufruf erseffen wegen Unterstü­­tungsbeiträgen für die Verwundeten des italienischen Freiheitskrie­­ges. Die bisher gesammelte Summe, 3000 Francs, beeile ich mich, Ihnen zu dem bezeichneten Zmede zu überbeiden. Aus dem beigelegten Verzeichnisse können Sie ersehen, daß die Summe nicht duch die leichten Spenden einzelner Wohlhabenden, son­­dern in Wirklichkeit aus des Volkes schweren Pfennigen zusam­­mengebracht werde, deren jeden ein Gegen für die Verwundeten der italienischen Freiheitshelden begleitet.­­ Der Gott der Freiheit hat befehloffen, das­runden die am eindringlichsten sprechenden Lippen seien, die seine Lehre ver­­künden ; ihre Stimme verstehen am­ besten die gesinnungsver­­wandten Nationen. Die Sympathie der ungarischen Nation für die italienische war auch damals groß, als sie die Siegesz ipur ihrer Bestrebungen verfolgen konnte; aber am größten ist sie fest, da das Blutopfer eines ruhmvollen, aber niedergetre­­tenen Kampfes zur Menschheit aufschreit. Empfangen Sie, Herr General, den gesammelten Betrag als Zeichen unseres Danfes für die Vergangenheit, in welcher die edle italienische Nation uns so viel Theilnahme gezeigt, und als Anspruch jener Hoff­­nung, daß die Zukunft bringen wird den Sieg der Freiheit und des Heilgeistes, der der gemeinsame Sieg aller Völker it. Gott erhalte Sie lange­ Pelt, 23. November 1867. Moru 36 Fai m. p., Redakteur des „Hon”. Im „Hon“ birgt Diomfins Deffeffy gegen seinen Freund und ehemaligen Waffengefährt­en Mariaffy eine Zanze für Görgey. Máriafffy hat nämlich in einem Artikel den „Hon" nachzuweisen gesucht, hab an dem unglücklichen Aus­ Gange der Schlacht von Debresin Görgey’s Kathegorischer, wie Mariaffy sagt, ironischer Befehl an General Nagy, „den Feind zu f“lagen, wo er ihn finde”, Schuld trug. Darauf antwortet nun Mariaffy nach Anführung mehrerer strategischer Details unter Anderen Folgendes : „Seht, da fast jeder denkende Soldat darüber im Klaren it — sagt Deflefiy — daß die traurige Katastrophe von Bild­ 803 rein Berrath war, sondern aus der unverhältnismäßigen Mebermacht des Feindes hervorgegangen und die Folge des von Dembinäty bei Temesvár begangenen Fehlers war, ers&eint mir die Anklage gegen Görgey als ungerecht. pi Man mußte lange über die Katastrophe von Bilago s­cchweigen, damit das Wolf unter den Leiden, die es zu erdulden hatte, nicht das­­ Selbstvertrauen verliere ; denn unter seinen Sor­­gen um die Zukunft wäre v­ielleicht die Kraft des Wolfes gebro­ Sen, wenn man die Ursache seines Falles dor Unfähigkeit zum Widerstande zuget­rieben hätte. Sehr aber, da die Nation einer besseren Zukunft entgegensehe, sei es Pflicht eines jeden Patrioten, die Wahrheit zu erfoligen und die Fakten zu erklären." Hiernach richtet Deflefsy an seinen Freund die Fragen: Wenn nach Beendigung des nationalen Krieges nut jene Schredsnähereihaft Plad gegriffen hätte — würde man Sdray es dann zum Bornwurfe gemacht haben, daß er dem Baterlande den Trieben wieder gab ? Der wenn Görgey in einer blutigen Entsteivungss­ladt das Heer hätte vernichten lassen — mürde man nunmehr nit vie lebhaftesten Sympathien für ihn liegen ? Und endlig konnte Görgey oder sonst jemand ahnen, daß die österreichische Negierung eine Politik der Leidenschaft auf Kosten der besseren Einsicht befolgen würde ? Mi — Sagt Deileffy zum Schluffe — verbinden mit Görgey weder Banden der Berwandh­aft noch der Freundhaft ; aber das Interesse der Wahrheit erfordert, daß man die Thatfa:­ken unparteilsch und besonnen untersage. Seien wir freng, aber seien wir auch gerecht. Wir, die wir seine Zeitgenossen sind, können bios Daten zur künftigen Geschichtsschreibung liefern ; der unparteiischeste und gerechteste Richter Görgey’s wird erst in Zukunft die Geschichte sein. gemeinsamen Angelegenheiten wird durch ein gemeinsames ver­­antwortliches Ministerium besorgt , welchem jedooch nicht ges­­tattet it, ne­b­st ven gemeinsamen Angelegenheiten a­n. die beson­derem Regierungsgeschäfte eine ő der beiden Reiche­­theile zu führen“. Aus dieser unzweideutigen Gefeßesstelle geht fonnend­ar hervor , daß die Reichsminister Herr v. Beust, Bede und Sohn von dem Zeitpunkte angefangen, als das Deser­gationsgeleß fanktioniet it, nicht befugt sind, ihre Thätigkeit als westleithanische Minister fortzufegen. Kraft jenes Gefeges hören sie in diesem Momente auf, Minister der im Reichsrathe vertre­­tenen Königreiche und Länder zu sein, werden aus ihren bezüg­­lichen Funktionen getiflermaßen erproprüllt. Das diesseitige Kabinet bestünde dann nur aus Taaffe und Hye, die Borte­­feuilles des Ministerpräsidiums, der Finanzen, des Handels, der Landesvertheidigung wären ganz von selbst erledigt, blieben sozusagen in der Luft schwebend. Darüber kann da der Reichs­­rath, sobald er jenes Gefeg acceptirte, keine Sekunde im Zweifel gewesen sein. Wie reimt sich jedoch mit diesem Sachverhalt die Gemüthsruhe, mit der in Abgeordnetenkreisen von der Rar­binersbildung als von etwas gesprochen wird, womit es ob gute Wege hat? est handelt es sich ja gar nir mehr darum, ob und warum Herr von Beust die neuerliche Aufforderung um die Wortführer der Majorität, ergeben läßt, ins Ministerium einzutreten ; jet ist es ja am dies­er Majorität, die Initiative zu ergreifen und dem Reichskanzler die Männer zu präsentiren, welche sie zu diesem Amte geeignet erachtet. Will man si benn fieber von den Ereignissen übersafchen lassen, um eines schönen Morgens aufzuwachen und zu bemerken, daß der Blat am Steuerruder leer oder gar von einem en befeßt it? Da spricht man immer von Mangel an Vertrauen, von Borfidjt und bergleichen,, während man thatsächlich fi­body mit der weitgehendsten Vertrauenzseligkeit Herrn von Beust hingibt, dem man jemuse­ , er werde im rechten Augenblich die­ ger­eignetsten Persönlickeiten aus der Erde hervorzaubern können, die denm auch sofort sich­als vortreffliche Exekutivorgane bewäh­­ren werden. Glücklicherweise ist der Reichätanzler parlamentaris f eher gesinnt, als das Parlament. ber . Die ungarische Dampfschifffahrts­­gesellschaft hat mit dem heutigen Tage die Fahrten ihrer Personendampfer eingestellt. A Wien, 24. November. Man muß er geradezu der außergewöhnlichen Erregung der Gemüther zu Gute halten, wofern man einen halb­wegs plausiblen Grund dafür finden will, daß die Frage des parlamentarischen Ministeriums heute noch so behandelt wird, als ob es noch eines besorderen Ent­­schlusses dazu bedürfte, um die Notwendigkeit der Kreirung eines solchen Ministeriums auszusprechen. Wie die Dinge heute stehen, ist diese Nothwendigkeit nicht mehr von subjektiven­­ Momenten bedingt , sie ist schlechthin eine juristiige. Das Ab­­geordnetenh­aus und die Kommission des S Herrenhauses haben das Delegationsgefes angenommen. Dieses Gefeg enthält nun 8.5 eine Bestimmung, die, analog dem Gefehartikel 27 vom Jahre 1867, ansprüchlich besagt : „Die Verwaltung H, Wien, 24. November. Die Andeutungen, welche der Telegraph aus Konstantinopel in Betreff einer M­ar niiter £frisis gegeben hat, waren nicht ganz unbegründet. Arabesa hatte die Reformpartei schon den Sieg mit Hilfe einer Palastintrigue, an welcher sogar die Sultanin Balide theilnahm, errungen, und bereits hatte ih­muad Bafıha genöthigt gesehen, den Sultan um seine Entlassung zu­ bitten. Aber wer die Einfluß, welchen auf den Sultan dessen erster Kämmerer Ranf Balda ausübt, bewährte sich auch recht. Denn derselbe, ein treuer Anhänger Fuad’s, vermochte den Padishah dahin zu bez jtimmen, daß er die Entlassung Zuad’s nicht gewährte. Z­war wurde Fhiprish­ Pascha — zur Zeit des Todes von Medjid Großvezie und einer der hervorragendsten türk­ischen Staatsmän­­ner, welcher sich der Reformpartei angetroffen hat — eingela­­den, einem Ministerionteil beizumahnen, aber die Sache hatte seine weiteren Folgen. Aali P­ascha, welcher mit juad ver­stürzt wäre, wurde ermächtigt, sein Razifikationswerk in Kandia fortzuseßen. . . KZ Wien, 24. November. Der Pai­stclub ist, wie Sie bereit? willen, eine beschlossene Sache , rund die Liste der neuen Grnennungen, welche auch einzelne Männer aus den kom­­merziellen und industriellen Kreisen in sich begreift, im Minister­­rath festgestellt worden. Heute wurde darüber Vortrag an Ge. Majestät erstattet, und wird also die Publikation der Ernennun­­gen, welche übrigen 25 und jedenfalls mehr als 20 Namen um­­fassen sollen, ohne Zweifel ungeräumt erfolgen. Positiv befindet sic der Bürgermeister von Wien, Dr.­­Zelinka, unter den Ernannten. In dem serbischstüärlichen Konflikt wir fortgefegt unnüger Weise viel Staub aufgewirbelt. Zuerst wollte man von einem nach Konstantinopel gerichteten und einen casus belli in sich begreifenden serbischen Ultimatum melden können. Ich bezeichnete Ahnen die Meldung als falsih. Tags darauf wußten dieselben Duellen von einer in Belgrad daufend abge­lehnten englischen und einer dort acceptirten ruflischen Vermitt­­lung zu berichten: ich durfte diese Meldung für eben so falsih erfären. Öst­entlich heißt es , abermals aus derselben Duelle, Fuad Basha habe über den Konflikt ein Erpose an die Mächte gelangen lassen : ich kann bestimmt versichern, daß auch diese Meldung der Begründung entbehrt, oder vielmehr der K­aiserin. In dem geflrigen Ministerrathe "hat der Marquis von Moustier das zweite erfläs­sende Rundschreiben in Bezug auf die Konferenz vorgelegt, dessen Realität man fälsschlich in Zweifel gezogen hat. 63 ist vielleicht schon heute abgegangen. — Man spricht noch immer davon, dab der Marshal Mac­ Mahon aus Afrika zurückberufen und mit einem großen, ganz außergewöhnlichen Kommando werde bes­traft werden. »Gestern Abend waren höchst eigenthümliche Ge­­suchte in­ der Stadt verbreitet,welche allerdings unrichtig, aber um so bezeichnender für die augenblickliche Stimmung und die öffentliche Meinung siut. € 3 hieß, die Opposition habe in Marle den gefeggebenden Körper verlassen . Andere erzählten, in yon sei eine Revolution ausgebrochen u. s.w. Leber sieht, die Gemüther sind auf wichtige Ereignisse vorbereitet, das Vertrauen auf die Haltbarkeit des Kaiserreiches ist erschüttert. — Die An­­gelegenheit des Montmartre: Eichhof i it heute in der fehsten Kammer des Zuchtpolizeigerichtes zur Verhandlung gekommen. Ale darin Verwidelten sind veurtheilt worden , darunter Herr N­ob­inet in contumaciam zu drei Monaten, die­ Herren Heurse und Laurent zu je einem Monat Gefängnis und Herr Desmazeau zu 14 Tagen Gefängnis und 16 Francz Geldstrafe. Des­ Legteren ganzes Vergehen bestand darin: „Vive Garibaldi" gerufen zu haben. St. Paris, 21. November. Wir vernehmen aus guter Quelle, daß der bisherigen Erwartung zuwider der Papst soeben die Einladung zur Konferenz­ angenommen hat. Damit­ ist aller­­dings eine De Schwierigkeit , die sich bisher dem Zustande­kommen derselben entgegenstellte, weggeräumt worden. Nabek gesichert ist sie dadurch noch Heineswers, denn man wird sich erinnern, daß England und Preußen nicht nur den Zutritt der meist betheiligten Mächte zu der Konferenz , son­dern auch die vorläufige Einwilligung jener in die von der legieren zu fassen­­den Beichlüsse als unerläßliche Vorbedingungen zur Beleidung der Konferenz ihrerseits verlangt haben. Dan glaubt hier den Grafen Bismarc der Konferenz persönlich recht getragen, und hält überhaupt dafür, daß dieser Staatsmann der franzör­eischen Allianz günstiger gesinnt sei als König Wilhelm selbst. Dan weiß hier , daß der preußische Bremser seit einiger Zeit von seiner Vorliebe für Rußland ziemlich gründlich zurückge­­kommen ist. Sollte die Konferenz nun zu Stande k­ommen, so wird auch Frankreich manches Opfer bringen, um den europäischen Frieden zu erhalten ; scheitert es aber in der Be­­mühung nach der Konferenz, dann müssen wir uns auf baldige Bezwh­lungen mit dem Anstande gefaßt machen. — Die Mis­­sion des Generals Lamarmora ist im Ganzen als miclungen zu betrachten. Der General hatte den Auftrag, die Festlegung eines bestimmten Zeitraums für den Nachzug der französischen Truppen aus dem Kirchenstaate zu bewirken, aber er hat dies nicht erlangen können, da der Kaiser erst die Gesinnung des italienischen Parlaments fennen will, ehe er seine Soldaten das römische Gebiet verlassen beißt. Der Prinz Napoleon ist über diese Hartnädigkeit seines kaiserlichen Retters höcht aufgebracht, und es wird diesem Umstande zugeschrieben, wenn er der Er­­öffnung der Kammern nicht beimohnte. In der geistigen Gisung des gefesgebten­den Körpers sind die Kandidaten der Mejorität zu Sekretären gewählt worden. CS wurde hierauf von Seiten der Regierung das abgeänderte Armee-Reorganisationgs ®ejeg eingebracht, das dem Gefege von 1832 viel ähnlicher ist, als das Reorganisa­­tionsgefeg vom vorigen Jahre. Die Opposition und der Zierz- Parti forderten die Einlegung einer n­euen Kommission zur Be tathung dieses Gefeges, aber die Majorität verwies dasselbe an die alte Armee-Kommission.­­ Heute Früh hat der neue Minister des Innern, Binard, den Redakteur des „Figaro”, Herrn v. Villemefiant, zu sich bes­tufen, und hat ihm angezeigt, dab man von nun an W wieder sehr streng gegen die Journale sein werde. 63 geschehe dies, fügte der Minister hinzu, auf besonderen Befehl des Kaisers Politische Handschau, 25. November. Aus Paris wird abermals eine Broschüre angekündigt, die unter dem Ti­­tel : „Was habt Ihr aus Frankreich gemacht 2” in Genf erscheis nen sol. Aus dem Titel ist ersichtlich, daß dieselbe eine Ergän­­zung zu dem berühmten Briefe sein sol, von der Herzog von Aumale am 15. April 1861 an den Kaiser Napoleon ge­richtet hat. So viel ist gewiß, daß diese Auffrischung einer alten Slugschrift ungemein mit der Situation harmonirt. Wenn heute die Orleans ihre Anlagen gegen den Napoleonismus schleu­­dern, so können sie überzeugt sein, ein aufmerksameres Public­­um zu finden, als es vor sechs Jahren der Fall war. Unsere heutige Pariser Korrespondenz gibt eine sehr dü­­stere Schilderung von der inneren Lage Frankreichs. Der Kai­ser, vor dem­ einst Europa zitierte, klammert sich an die Kon­­ferenz über die römische Frage als an den legten Ret­­tungshalfen ; ja die Konferenz sol sogar die Bedingung für die Erhaltung des Friedens sein. Dennoch möchten wir nicht behaupten, daß das Zustandekommen der Konferenz gesichert sei. Die Zustimmung des Bapites zur Konferenz sol zwar gesichert sein, aber gänzlich unglaublich kringt er, daß die Mächte Rom zum Konferenzort wählen sollten. Was übrigens den Beitritt des Papstes zur Konferenz betrifft, so finden wir darüber in einer römischen Korrespondenz­ den folgenden Kommentar : „Die römische Kurie steht der Einladung zur europäis­chen Konferenz mit der entschiedenen Haltung gegenüber, sich einem Schiedsspruche der weltlichen Richter auf Yelkiben nicht zu unterwerfen. Die französische Thronrede sagt, das Frankreich den Mächten vorgeschlagen habe, die Beziehungen Italiens mit dem heiligen Stuhle in einer Konferenz zu regeln, also festzu­­stelen und über diese Beziehungen zu entscheiden. Diese Auffas­­sung der Erklärung in der Thronrede fand­ bei der Kurie zunächst Eingang und rief trob der französischen Hilfe den Miiverspruch gegen einen Plan hervor, welcher es nicht auf die Stärkung der päpstlichen weltlichen Macht, sondern auf die Unterwerfung der­selben unter den Schiedsspruch der profanen Regierungen ab­­gesehen­ zu haben schien. Der Gedanke, daß es­möglich sei, die Kurie zur Nachgiebigkeit durch Debatten oder Besschlüsse der Kon­­ferenz zu bestimmen, ist nicht nur für den römischen Stuhl un­­faßbar, sondern es gibt in Rom auch sehr mächtige Kongrega­­tionen, welche der Ueberzeugung sind, daß das Baptithum seinen größeren Feind habe, als den fremden, auswärtigen Schub, weil die Macht des Leidenden, des vertriebenen, des gefangenen Pap­­stes unvergleichlich stärker sein würde, als seine von fremden Heeren beihtigte Morde. Am 8. Juni 1862 haben sich in Rom bei Gelegenheit der­­ Heiligsprechung der j japanischen Märtyrer 21 Kardinäle, 4 P­atriarchen, 53 Erzbischöfe und 187 Bischöfe in einer Ergebenheits­ Novesse für die Nothiwendigkeit der unwelt­­lichen Herrschaft des­ Papstes ausgesprochen. Wird die Kurie diese Erklärung vergessen? Der Spilabus (Katalog) der 80 na­­mentlich aufgefilteten Irrlehren handelt in einem der zehn Kapitel über die weltliche Gewalt des Papstes. An die Nachgiebigkeit der Kurie ist also nicht zu denken , falls die Konferenz eine Bes­chränkung der weltlichen Macht des Papstes fordern würde. Sollte ein päpstlicher Nuntius wirklich auf der projektivten Kon­­ferenz erscheinen,, so würde dies nur im der Absicht geschehen, Zeitgeiß daselbst für die Heiligkeit und Unverleglichkeit der päpstlichen Würde abzulegen. Es ist nöthig, auf diese Situation hinzugweisen , weil in italienischen Zeitungen die Annahme her­vortritt , daß eine Befhidung der Konferenz durch den heiligen Vater stattfinden werde. Das kann aber doch gewiß nicht im Sinne einer Nachgiebigkeit gegen die Konferenz aufgefaßt werden, sobald viele im französischen Sinne eine entsceidende Stimme haben sol. Anders erscheint das Sacverhältniß, wenn die Konferenz nur zum Zweck einer Berathung, einer Erörterung, also einer Debatte sich versammeln würde Hier wäre auch für den päpstlichen Bevollmächtigten eine Stätte der M Wirksamkeit. Er würde die päpstlichen Rechte vertreten und die Berathungen würden also kein Resultat haben. In diesem Sinne dürfte die Nachricht, daßs der Bapst die Konferenz befliden würde, auf­­zulaffen sein.” Baiern hat der , Sürdeutíchex Presse” zufolge si bei der Beantwortung des französischen Einladungsshreibens Diplo­­matis& aus der Affaire zu ziehen gesucht. Die bairische Regie­rung it für die Einladung dankbar und erklärt sich bereit, der­selben Folge zu leisten. Da die Aufgabe der Konferenz ein Wert des Friedens sein sol, so geht die Regierung von der Bosaus­­legung aus, daß sowohl der heilige Stuhl wie die italienische Regierung gleichfalls Theil nehmen werden. Die „Süddeutsche Bresse” nüpft hieran folgende Erläuterung : „Man sieht, Baiern stellt für seine Bebeilligung keine Bedingung, aber es gibt eine D Vorauslesung zu erkennen, deren pralhtiger Sinn in einer Meinung über das Ger­lingen der Absicht begründet ist und die Bedeutung eines dringenden Wunde hat. Wir glauben, was mit dieser Hal­tung Baiern die ihm vorgezeichnete Linie richtig beobachtet hat. Niemand wird von der französischen Regierung eine Parteinahme für eine der Form nach revolutionäre Lösung der römischen Stage eriwartet haben . Niemand aber wird bestreiten können, bab die Anfauungen, von welchen diese Regierung in der Behandlung der Sache ausgeht, aufgeklärt sind, und einem erhabenen Standpunkt angehören, und daß die Sprache eine offene und nach allen Seiten hin rücksichtenolle if. Die fran­­zösicge Regierung hätte eine Tötung durch den stetigen, "went

Next