Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1868 (Jahrgang 15, nr. 1-25)

1868-01-02 / nr. 1

That Erfolg und Sieg zu erringen,in welchem Falle nach kon­­stitutionellen Begriffen sie an die Regierung gelangen würden. Von ihrem zu erlassenden Programm würde es dann abhängen, ob wir ihnen gegenüber Regierungspartei oder Oppo: sein werden ? 90 für meinen Theil gestehe, die mittlere dieser Grenzag­ Yitäten bis zur Stunde für die wahrscheinlichheste zu halten.“ Sition 5 Zillerhöchsste Handschreiben. Se. Tf. f. apostolische Majestät "haben nachstehende Aller­­höchste Handschreiben allergnädigst zu erlassen geruht: Lieber Fürst Auersperg! Präsidenten Meines Ministerrathes die im Reichsrathe ver­­tretenen Königreiche und Venlder. Wien, am 30. Dezember 1867. Franz Joseph Kmp. Lieber Graf Taaffe! Indem Ich Sie von der Leitung des Ministeriums des Innern hiermit enthebe, ernenne zum Stellvertreter Meines Ministerpräsidenten und beauftrage Sie in dieser Eigenschaft zugleich die Agenden des Ja für Landesvertheinigung und öffentliche Sicherheit zu führen. In Anerkennung der ausgezeichneten Sie in ersterwähnter Eigenschaft für Sie zum Ich Sie Verdienste, ‚welche geleistet haben, verleihe 34 Ahnen das Großkreuz meines Leopold-Ordens. Wien, am 30. Dezember 1867. Stanz Sofephmp. Lieber Edler v. Biener! 3h ernenne Sie zu Meinem Handelsminister. Wien, am 30. Dezember 1867. Stanz Yofephm.p. Lieber Nitter v. Hasner! 39 ernenne Sie zu Meinem Minister für Kultus und Unterricht. Wien, am 30. Dezember 1867. Franz Josephm.p. Lieber Graf Alfred Botoci­ Ic .ernenne Sie zu Mei­­nem Aderbauminister. Wien, am 30. Dezember 1767. Franz­ Josephm.p. Lieber Doktor Gigkra­ 3 ernenne Sie zu Meinem . Minister des Innern. Wien, am 30. Dezember 1867. Franz Josephbm.p. Lieber Professor Herbst! Ich ernenne Sie zu Meinem Justizminister. Wien, am 30. Dezember 1867. Stanz Sofephm.p. Lieber Doktor Brestl! 39 ernenne Sie zu Deinem Finanzminister. Mien, am 30. Dezember 1867. Franz Josephm. p. Lieber Dottor Berger! ch ernenne Sie zu Meinem Minister. Mien, am 30. Dezember 1867. Stanz; Sofepyhbm p. Lieber Fürst Auersperg! Durch Ihre heute erfolgte Ernennung zum Ministerpräsidenten für die im Reichsrathe ver­­tretenen Königreiche und Länder wird es Ihnen unmöglich, die Funktionen eines Präsidenten des Herrenhauses des Reichrathes weiter fortzuführen. “. Indem Ich Sie daher von der erwähnten Stelle hiermit enthebe, spreche Ich Ihnen zugleich Meine volle Anerkennung für die ausgezeichneten Dienste aus, welche Sie während der ganzen Zeitvauer dieses Ihres Amtes geleistet haben. Wien, am 30. Dezember 1867. Stanzdosephbm.p. Lieber Doktor Gistra! Nachdem Durch die Publika­­tion der neuen Staatsgrundgefege Ihre Funktionen als von Mir ernannter Präsident des A­bgeordnetenhauses des Reichsrathes ihr Ende erreicht haben, so nehme Ich diesen Anlaß wahr, um der von Ihnen in dieser Stellung geleis­­teten Dienste Meinen Orden der eisernen tarfrei zu verleihen. Wien, am 22. Dezember 1867. Stranzdofephmp. Lieber Minister Freiherr v. Bede­ Ih verleihe Ihnen in Würdigung der vorzüglichen Dienste, welche Sie als Lei­­ter der Ministerien der Finanzen und des Handels geleistet ha­­ben, Meinen Orden der eisernen Krone erster Klasse. Wien, am 30. Dezember 1867. Franz Josephbm.p. Lieber Ritter von Hye! Indem Ich Sie auf Ihr An­suchen von dem Posten eines Justizministers und die Leitung des Ministeriums für Kultus und Unterrict, hiermit in Gnaden enthebe und Mir ihre Wiederverwendung für demnächst vorher halte, verleihe an Ihnen in Anerkennung der von Ahnen gelei­­steten ausgezeichneten Dienste Meinen Orden der eisernen Krone erster K­lasse. Wien, am 30. Dezember 1867. Franz Josephb­mp. = Wien, 1. Zänner. Das amtliche Blatt hat das Neu­­jahrsangebinde für die westleithanischen Länder gebracht. Fürst Carlos Huersperg wurde zum P­räsidenten des Ministerrathes, für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder er­­nannt, während bei den Minister-Ernennungen jeder Beiras fehlt und es nur einfach heißt: 39 ernenne Sie zu meinem Minister. Hier muß die richtige Beschränkung einerseits in dem Kopf der Hand schreiben, nämlich in jenem an den cisleithanischen Ministerrathe-Präsidenten gerichteten, an der Spiße stehenden Handschreiben, andererseit in dem bei den drei gemeinsamen Ministern gebrauchten Ausdruck „Neichsminister” gesucht werden Das Gefeh wegen Forterhebung der Steuern für das erste Quar­­tal 1868 erscheint bereits von dem neuen Ministerium gegen:­gezeichnet. Mit dem Bollzuge dieses Gefeges wird „der Finanz­­minister der im Neichgrathe vertretenen Länder“ betraut. Hier ist also­ der­ allgemeinen Bezeichnung bereits die Beschränkung bei­­gefügt und so wird es die Praxis bei jedem einzelnen Gesebe halten, so daß selbst ver faisfindigste Deuter der ungarischen Un­­abhängigkeit bei Ihnen an dieser Ministerernennung ohne nähere Unterscheidung seinen Anstoß nehmen dürfte. Feine Beobachter der Griesablegung der neuen Minister wollen wahrgenommen haben, daß die Temperatur bei, oder viel­­leicht richtiger unmittelbar nach dieser Zeremonie von großer pol­­itischer Bedeutung ziemlich kühl gewesen sein soll, ohne daß etwa die Schuld dem Ofenheizer beizumessen wäre. Es ist aller­­dings ein ungewohntes Ding um diese Demokratisizung der Re­­gierung eines traditionell fo uk­onservativen Staates wie Dester­­reich und es ist begreiflich, daß sich auch ein bürgerlich) wohl­ ventender Monarch) in einer Doktorenminister-Umgebung nicht sogleich ganz heimisch finden mag. "Die Konversation Sr. Ma­­jestät mit den neuen Ministern beschränkte sich auf wenige Be­merkungen gegenüber jedem derselben und wenn Börne irgendwo dem Händebruce eines Königs besondere Wirkungen zuschreibt so wurden die neuen Minister nicht in die Lage verlegt, solche Wirkungen an sich zu erproben. Unter den neuen Ministern findet sich an ein Mu b Minister. Dieser ist Niemand anderer als der Cole v. Ble­ner. Bekanntlich war das legte Schmerzensfind der Handels­­minister, für wen er­eeine geeignete parlamentarische Kandida­­tur vorfinden wollte. Plener, den man das Ministerium anbot, lehnte entschieden ab, und meine biesfällige Nachricht war vola fon­men richtig zu einer Zeit, wo man schon allgemein P­lener al Handelsminister bezeichnete. Nachdem aber Noth an Mann war, wurde der Reichstanzler aufmerksam gemacht, daß Herr v. Plener bei seiner im Juli 1865 stattgefundenen Enthebung , Ruhestand“ verfeht worden ist und Se. Majes tät fi seine „weis­tere Verwendung im Staatevienste” ansprüchli­ch vorbehalten“. Nachdem nun Her v. Plener den vollen Ministergehalt von 8000 fl. als Benson genießt und si dabei sehr gesund und wohl befindet, so wachte ihm der Reichskanzler begreiflich, daß er doch nicht so ganz­ von seinem Belieben abhänge, dem Rufe Sr. Majestät des Kaisers, der ihn nun weiter im Staatsdienste verwen­­den wolle, als Beante Folge zu leisten oder mit. Das wirkte und Herr v. Plener sie sich als visponibler Beamter erweichen, das Portefeuille des Handelsministers und eine Personalzulage von 8000 fl. anzumelmen, nachdem er sich als parlamentarischer Parteimann (als welcher er bei seiner Partei in hoher Werth­­chäßung steht) dessen entschieden geweigert hatte. So wurde er ein halbbureaufratifoer und halbparlamentarischer Minister, vor seinem in dieser Reichsrathsfession lange ausgesponnenen Zentralismus, welcher ihn Anfangs in einigen Fragen zu einen Partner Szene 3 macht, bringt er für Ungarn doch die Eine Empfehlung mit, daß e als Kollege Schmerlingd mit demselben in möglichst h­le­chem Einvernehmen stand, so daß seine heutigen Parteigenossen und damaligen riisigen Opponenten Herbst, Schindler u. s. w., zu derselben Zeit, wo sie den Salon Schmerlings mit Ostentation mieden, in seinen Soireen ebenso demonstrativ erschienen. Man schrieb seine damalige schiefe Stellung zu Schmerling seinen ausgleichsfreundlichen Gesinnun­­gen zu. Nach seiner statt zentralistischen Haltung in dieser Reichsrathefession, welche erst in der Frage des finanziellen Aus­­gleichs sich wendete, dü­fte diese Auffassung nicht ganz richtig sein. Das Wahre an dr Sade dürfte sein, daß beide Minister sich gegenseitig für den schlechten Fortgang ihrer Ressortpolitik verantwortlich machten. e. Wien, 1. Jänner. Nachdem die Minister beeidet war j­te begaben sie sich unter dem Vortritte des Fürsten Auersperg zu dem Reichskanzler. Fürst Auersperg hielt eine Ansprache an den Baron Beust, wider er die Erfolge dieses Jahres rez fumirte und die Verdienste des Reichskanzlers menie mit der innern bleiben werde daß er äußere Politik zurückzuziehen tedente, die um dieselbe ber= vorhob. Dieser lehnte dann so ab, betonte das Entgegenkommen, das er überall gefunden und bemerkt, sich jet auf die wo an der Ministerpräsident ein Bureau hat und dort hielt Graf Taaffe an den Fürsten Mersperg eine Anrede , in welcher er der Freude der Versammelten Yusdrud gab, daß ein so edler Furt sich an die Sorge der Geschäfte gestellt. Der Fürst erklärte die Sahne der Berfaffung hoch halten zu Montag machen die Ministe dem Erzherzoge ihre Auf­­wartung. "In der Cour beim Fürten Hohenlohe wurden sie von den Hofchargen außerordentlich zuwid­mend behandelt, wie sie denn überall bestens empfangen weben. 68 macht einen merk­würdigen Cinorud unter so viele Uniformen die schwarzen Frad3 der neuen bürgerlichen Minister — darunter zwei ohne Orden — Brettel und Berger u sehen. Die Herren speisen heute bei dem Fürsten Hohenlohe. — Dr. Gisfta behält sein Stelle als Brünner Gemeindeansicht bei, Dr. Berger hat die Anwaltschaft der Kreditanstalt an Dr. Stöger übertragen. A Wien, 1. Janutar. Die Blätter wollen heute an­kündigen können, daß der Kriegsminister nur das Ausnahmen­­treten der Delegationen erwarte, um genselben den miederaufge­­nommenen Plan ver Befestigung der Reichshauptstadt Wien zu Jh ernenne Ber Shnen in Anerkennung Krone zweiter Klasse ( s fich) die Minister­in wollen. Er in das Hold ermahnt Dann des were jedoch und müsse. stets E38 soll stets Einer für ille und nen einstehen. Bestand haben, in steter Har­­Nun begaben Einigkeit. für Die Kraft und Ministeriums des Innern, die Vesammelten zur die Alle Regierung en nude mee e ee e enem m nm ni ma Die ärgsten Wilddiebe ergaben sich einer nach dem andern und bald blieb eine Heine Anzahl von ihnen übrig. Zur Zeit als diese Geschichte beginnt, gab es noch einige, die sich gegen jede Autorität auflehnten, und unter viesen war Mar­­tin, genannt „der Aal”, der verwegendste und amverbesserlichste und jener, der obgleich Splagnate von Geburt, durch die Hef­­tigkeit und Wildheit seiner Natur einer andern Race anzu­­gehören schien. Woher fam’ihm dieser sonderbare Spitname ? Martin bewohnte mit seiner Frau und seinen fünf Kin­­dern eine armselige Lehmhütte, die, anstatt eines Daches mit­­ Tannenzweigen gedeckt war, mitten im Walde gelegen, am­ Ufer eines Teiches, den man “la mare aux ragats” nannte. In diesem Teiche, aus welchem sich im Herbste pertilen­­zialische Dünste erhoben, gab es sehr viele Nase, und durch lange Zeit hatte der Wilpfhase Martin seiner eigentlicen Industrie die eines Fischer hinzugefügt, und man kam end­le dahin, ihn den Namen jenes Fisches, den er zuerst fing, beizulegen. Martin war ein Mann von seiner Gestalt, aber kraftig, vierschrötig und energisch. Von dunkler Hautfarbe wie ein Maure, besaß er mit feinem schwarzen Auge und feinen scharfen Zähnen, die weiß waren wie die eines Naubthieres, unter feinen Lumpen eine wilde Schönheit. Sein Haus, ein Stübchen Ader, einige Geräthschaften und das Eeträgniß feiner Wild­hüserei in Wald und Wasser war Alles, was er besaß. Er hatte sich mit zwanzig Jahren­ mit einer Frau ver­­heirathet, die älter war als er selbst, und die mit der Zeit blind geworden war.­­ Marti besaß fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter. Die Toter war das älteste Kind.­­ Mit zwölf Jahren war sie vor Muthes nach dem Bal gegangen, um si daselbst, wo die Bächter wohlhabender sind, als Gänsehüterin zu verdingen. Die vier Junge waren im Hause geblieben und führten daselbst das Leben ihres Vaters, das heißt sie wildfgügten im Wald und Wasser, und gingen des Sonntags mit ihm nach Salbrit, i woselbst sie in den Kneipen tranten und rauften. Je zwei und zwei von ihnen waren Zwillinge. Martinet und Mathieu zählten beim Beginne dieser Er­­zählung sechzehn Jahre, Jacque und Niklas vierzehn. Der festere blieb häufig zu Hause, pflegte die blinde Mutter und fochte die Suppe. Er war von sanfterer Gemüths­­art als sein Bruder und pflegte häufig zu Jager : — Würden wir nicht besser daran thbun, wenn wir ans statt im Walde bherumzustreichen, unseren Heinen Acer bebauen und Tags­über nach dem Bal in Arbeit gingen ? Auf solche Bemerkungen »pflegten dann die Brüder mit Schimpfworten und der Vater mit einem Fußstoße zu antworten. Martin der Aal pflegte sogar manchmal lächelnd zu sagen . — Denn ich den Jungen nit hätte zur Welt form­en sehen, so würde ich glauben, es sei der Sohn eines Seldhüters oder eines Gendarmen. — Wohl ist er dein Kind, pflegte dann die blinde Frau zu sagen, nur besißt er mehr Klugheit und Nec­lichkeitssinn als du und ihr Alle. Eines Abends im November, als der Streit über diesen Punkt w wieder entbrannte, griff Martin nach seinem Gewehre und sagte zu seinen Söhnen : — In der vergangenen Nacht hat es gefihneit ; ich mnweilt von einer Hirschkuh und ihren Zungen, diesen wollen wir bis zu ihren” Lagerplage nachspüren. 65 ist schon lange leer, paß wir seinen Schuß auf Hoh­mwild abgefeuert haben. — Bad auf Dann! rief die blinde Frau, du hast in viesem Sommer schon zwei Prozesse auf dem Hals gehabt, und weißt, daß der Feldhüther einst dir gedroht hat, daß wenn man dich noch einmal ‚ertappt, du in’s Gefängnis wandern mußt. — Was weiter ! antwortete de Wildfehnse, dir bleiben dann die Kinder, während die Negierung für meinen Unterhalt sorgen muß. Kommt Jungens ! — 39 gehe nicht mit, sagte Niklas. — Du wirst­­ gehen, Lump ! rief Martin, der Aal, indem er den Kolben seines Gewehres gegen fetten Sohn erhob, missst du anfangen, das Handwerk deiner Famile zu verleugnen 2. Dabei stieß er den Jungen auf sohe Weise zur Ihre hinaus und zwang ihn vor ihm herzugehen. Der Schnee bedeckte den Boden und es war, wie man zu jagen pflegt, eine Wolfskälte. Der Himmel war­ ar und ver Mond schien mit vollem Glanze. — Wir werden heute wie am hellen Tage zielen können, sagte Martin ver Aat, indem er ver Erste in einen kleinen Fuß­­steg einbog, wer in den Wald lief, er allein hatte, so schien es wenigfteis, ein Gewehr mit sich ;'es war eine Starke, zweiläufige Büchse, Mathieu und Mortinet, die beiden Aosetten, trugen unter ihrer Blouse irgend etwas verborgen. 63 war jenes Haffische, in drei Theile zerlegbare Jagdgewehr, welches heute­ fast gänzlich verschwunden ist,­­dessen sich aber die Wilvdhtigen lange Zeit hindurch bedienten. Jacques und Niklas, die beiden Jungen, widmeten ich der Spezialität des Schlingenlegens, der Ertete namentlich er=­tellirte in der Kunst, einen Baumzweig auf ein Wege eines Rehbodes verhängnißvoll umzubiegen. Was Nil anbelangt, so gefiel ihm dieses Geschäft wenig, doch verstand er es nichtsdesto­­weniger Hasen und Kaninchen , an ihrem Trinkgabe Schlingen zu legen, und jene Kunstoollen Nee zu verfertigen, in denen sich Schnepfen so dummer Weife zu fangen pflegen. (Fortlegung folgt.) | | .

Next