Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1868 (Jahrgang 15, nr. 1-25)

1868-01-13 / nr. 9

Abendblatt des Pester zu Montag, 13. Jänner. . Nr.9. (Die einzelne Aunummer Toftet 4 Tr. b. WS.) Lloyd. Are­a Eu EEE Def. 1868, Tel. Depeschen des „Pester Lloyd“. Wien, 13. Jänner 10 Uhr 50 Minuten. Borbörse. Kreditaktien 185.10, Morobahn­­, Staatsbahn 241.80 1860er, Rofe 83.20, 1864er £ofe 76.60, Napoleonsbor 9.62%, Steuer: freies—, ungarische Kreditaftien —, Galizier 198.30, Lombar­­den 163, Bünffivhner —, Franz:Joseph 149.25, unbelebt, zierl­­ich fest. anffurt, 11. Jänner. benoturfe. Kredit­ aftien .181.75, Staatsbahn 237.62, Neues steuerfreies Ansehen —, Amerikaner 76716, 1860er Lose —. Abfas berdräntz. sg. Die Einberufung der Delegationen. Die „Wiener­ Zeitung” veröffentlicht an der Spite ihres amtlichen Theiles folgende, auf die Einberufung der Delegationen Bezug nehmende allerhöchste Handschreiben : u. Lieber Freiherr v. Beust! Auf Grund des XII. ungari­­schen­ Gefeartikel 3 1867 und des­ Gefetes vom 21. Dezember 1867 für die im Reicherathe vertretenen Königreiche und Län­­der habe Sch­mit den in Mbichrift beiliegenden Hauptschreiben die Delegationen nach Wien, und zwar über Ihren Antrag auf den 19. Jänner 1868 .einzuberufen, befunden und beauftrage Sie we­­gen .Cinbrigung der betreffenden Vorlagen das Erforderliche zu veranlassen. . Wien, am 11. Jänner 1868. Franz Josephm.p. 2 Lieber Graf Andrásfvy! Madjbem der­ ungarische Reichstag. auf Grund­ des 12. Gefegartikels 1867 die Wahlen in die Delegation­ bereits vollzogen hat und nachdem auch vom Reichsrat Ehe für die übrigen Länder Meiner Monarchie die ent­­sprechenden Wahlen bereits vorgenommen wurden, so finde ich ich bestimmt, ‚die­ Delegationen zum Beginne ihrer verfassungs­­mäßigen Thätigkeit­ in Bezug auf die ihrem Wirkungsfreije vor­­behalten gemeinsam­en Angelegenheiten auf den 19. Jänner 1868 nach Wien einzuberufen. "da gegenwärtig der Reichstag nicht versammelt ist, bes auftrage Ich Sie wegen Berufung der gewählten Delegations« mans das Entspreende zu veranlassen, indem Ich glei: Einbringung der verfassungsmäßigen Vorlagen anweise, Wien, am 11. Jänner 1868. dranz jeseph m. p. zei Inn Daran Ministerien für gemeinsame Angelegenheiten zur“ ... Lieber Fürst Auersperg! Nachdem beide Häuser­ des Reichsrathes auf Grund des Gesetes vom 21. Dezember 1867 die Wahlen in die Delegation bereits vollzogen haben, und nach­­tent’auch von ungarischen Reichstage­n die entsprechenden Wahlen bereit vorgenommen wurden, so finde, ich bestimmt,­­ vie Delegationen zum Beginne ihrer verfassungsmäßigen Thätigkeit in Bezug auf die ihrem Wirkungöfreife vorbei fert" gemein­­samen Artgelegenheiten auf den 19. Jänner 1868, nach Wien‘ a gegenwärtig der Reichsrath nicht versammelt it, b zar A 00­1 nit Dei er tenge Ich & wegen der Berufung , der gern­ng­­ionsm­itglieder das Entsprechende zu veranlassen, indem gleicheitig Dein’ Ministerium für gemeinsame Angele zur Einbringung den­ berfassungsm­äßigen Vorlagen­­ anmweife. P. ©. Kol. Ti­fa legt in der gestern erschienenen ersten Nummer des „Hazant”, Organs des Tinten Zentrums, seine Unsichten über die Parteikrise dar. Der Berfasser gibt zunörderst die zumeist schon bekannten Gründe an, warum die iite an der Delegation theilnimmt. Die Rechte wollte davon nit abkommen, auch Mitglieder der Linken in die Delegation zu wählen, und die Linke mußte sich fügen, da sie diejenigen ihrer Mitglieder, die gemählt worden wären, nit in das Dilemma bringen mochte, sich entweder von der Partei loszusagen, oder ihr Mandat niederzulegen. Zu legterem seien die Abgeordneten, die an der Delegation­ theilzunehmen sich weigern, durch die V Bestimmung des XI. G.­A vom Jahre 1867 gezwwungen, wornach sein Mitglied der­ Delegation zurückreten darf, wenn es für den Rückeitt seine Gründe aufbringen kann, die von der Delegation acceptirt werden. Run sei es aber kei­­neswegs wünschenswerth, daß die Nechte mit leichter Mühe eine Anzahl von Abgeordneten der Linken zum Austritt aus dem Hause nöthigen solle. Ferner müsse man erwägen, daß das Berfehlte einer Ansitution viel­ eher zu Tage trete, wenn­­ nicht nur solche Männer an ihr tbeilnehmen, die eine Vorliebe für dieselbe hegen. Die Aufgabe der Liniken sei, dahin zu streben, daß­ das»­jenige, mas sie für das Baterland als gefährlich erkennt, nicht zum Gefeß werde, wenn es aber zum Gefehe geworben, darauf zu achten, daß ji daraus je weniger Nachtheile für das Bater­­land ergeben, und endlich mit allen Mitteln dahin zu streben, daß die schlechten und schäßlichen Gefehe abgeändert werden. Die erste Aufgabe habe Berfaffer , und haben sämiilche Mitglieder der Linken ehrlich erfüllt, und nun sei die Zeit genommen, um auch der zweiten Pflicht zu genügen. Auch Berfaffer und Alle, die mit ihm gleichen Sinnes, könne das sagen, was die , Hon": Partei von sich gesagt: „Wir bleiben, die wir waren, die­ An­­hänger der­­ Wiederherstellung der vollständigen, staatlichen Unab­­hängigkeit Ungarns und die ausgesprochenen Gegner’ aller, die­­sem. Grundprinzipe entgegengefesten Momenten. Es müsse.. es dabei entschieden zurückweisen, als ob die Linie ihrem Programm unfreu geworden! Es bestehe demnach der Untersied zwischen der Linken und’ der, „Hon”s Partei bios darin, dag erstere, über­­zeugt sei,, mit der­ bloßen Megation, nichts ausrichten zu können, daß sie in die, Delegation gehe, um­ auch dort den Kam­pf fort­­zufegen, was Bechtere nicht will, ob es aber richtig war, de:­halb: Schritte zu­­ thun, die die Spaltung der, einem Ziele zu: ‚fliebenden Partei hervorgerufen, darüber möge das Publikum ‚entscheiden. .­­ » . DUBetfasser widerlegten die Ansicht,­als ob die Linie die Solidarität bezüglich der­ Delegationen übernommen, als ob eine Just-Inzwische­nkunde Recht in stattgefu­nden hätte,und spricht inlkhtz die HWs u5,daß die ausgeschie­­dene Fraktion sich slnsesi­chts der wichtigen Alngelegenheiten,die im Reichotage.iur­ Mdlurglme,feste-ernst mWrMpereMW·d·— Gnerisondexbakeaz ·­ ast zu den Artikeln aus anderen deber , die im „Hon“ über das ungarische Eisenbahnansehen ex­­i&ienen , bildet 3ólais heutiger Artikel im selben Blatte über dieselbe Frage. 3ólai erklärt vor Allem offenherzig, daß die Eisenbahn­­frage niemals Parteifrage gewesen, demnach die Opposition keinen Grund habe, über das Scheitern der Anleihe zu jubeln. Der Finanzminister v. Lönyayp möge deshalb auch nicht zurücktreten, sondern fest exit wehr zeigen, welches Finanzgenie er sei, den bisher eingeschlagenen Weg verlassen und das Ansehen doch zu Stande bringen , denn Eisenbahnen müsse Ungarn haben. Jar Sande selbst sei das Ansehen so günstig aufgenommen worden, daß wahrscheinlic­hier die Hälfte sofort gezeichnet werden dürfte. Zum Ausbau aber seien drei Jahre angerecht und bis­ dahin würde vielleicht eine ungarische Nationalbank entstehen und den Rest gerne beheben. Zudem lägen in den Gemeindefasien noch fest sehr viele f. a. freiwillige Nationalanleihenpapiere ; der Minister möge gestatten , daß diese verkauft und das Geld in Eisenbahn­­anleihepapieren angelegt werde ; er möge sich nur getroff an den Patriotismus des Landes wenden und er werde finden, daß seine Partei ihn hier im Stiche läßt — denn „sein Feind im Spiel”. = Anknüpfend an die Nachricht, daß der Berfasser von „Oesterreich und sein Heer” vor ein Kriegsgericht gestellt werden, sol, protestiert „Honved” heftig gegen die „militärische In­­quisition”. In der A­rmee — sagt , Honvéd" — vie­l Willkühr, die Inquisition, die Sinsterniß , im Staate die Gleichheit und Freiheit — it es möglich, daß dies so bleibe? Und wenn es so bleibt, wer wird in einer solchen Armee dienen wollen ? Was für 408 wartet auf den Gemeinen, wenn man den Oblisten wegen militärischer Schriften vor ein Kriegsgericht stellt? Die Parteien in Desterreich haben si versöhnt , jede breitete einem Schleier über die Vergangenheit, die Männer der verschiedensten Systeme reiten ich freundschaftlich die Hände, blos der Soldat ist­ außerhalb des unwechselseitigen Ausgleiches und der daraus fließenden Sarmonie geblieben. Selbst pensionirt befindet­ sich der­ Soldat zwischen den Krallen einer finsteren Macht, und­ mwehe ihm, wenn er die Mängel der Armee aufheckt und Reformen empfiehlt. Und dann will man — heißt,es in dem Artikel weiter —, daß die Mütter ihre Söhne zu freien Männern erziehen, hab die Lehrer ihren Zöglingen die Liebe zur Freiheit und zum Vaterlande einflößen! Wozu? Damit der Süngling in seinem 20. Jahre zwischen die Krallen einer finsteren, mittelalterlichen Macht gewathe, die­ in dem für’s Vaterland glühenden, die­ Freiheit anbetenden Jingling die Glastizität des Geistes vernichte , die seinen Geist tö­tet und seinen Leib zur Maschine macht. Entweder seien wir alle Sklaven oder Alle frei; aber in einem Staate kann nicht gleichzeitig Preßfreiheit und spanische Inquisition bereichen. D. Nyiregybäse, 3. Jänner. 63 wäre do aut, wenn man und bezüglich des ungarischen Eisenbahnansehens eine offic | Bien, amt 11. Jänner­ 1868.— „.nöranz Josenhm.p. | új­ t . Lu] e u: 16 Men einesigendarmm ·"-«­ ·Roi­b­in vo­n Fonson du Terrail. «« (Fortsedvng­) Wintereestand den Sinn dieser Worttraber nik­ nur kurzes­t,denn der Wildschütze fu­hr fort: —­Und Du hast DeinmBater zum Tode verurtheilt. —-Oh!rief Niklas,der zu zittern anfing.­­ —Ja,wi­ederholte Martin,indem Du den Gendarmen gerettet hast,’hat Din­­ich wei­ iirtyeilt. —Dichk — Ja mich ! — Aber der Gendarm­ wird nichts verrathen. — Du glaubst das ? — Er hat er mir versprochen. — Man wohl, dann hat er gelogen, das ist Alles ! "2­0 nein, fuhr das Kind fort, Michel Legrain it ein zalider Mann... . — Ab, ab! — Und was er verspricht, das hält er auch. 5.7 Auf mein Wort ! spottete Martin der Aal mit dem Ausdruce ihredlier Fronie, dieser Bursche hier ist mit der Be­­wunderung für die Gendarmen geboren ! es ist dob Schade, ihn auf so gutem Wege aufzuhalten. Und er fuhr fort, seinen Sohn in der Richtung des Felsens mit vem Teufelslohe mit si fortzuziehen. — Über wo gehen wir verm­ein, Vater ? wiederholte Mid­as, der nicht umhin konnte, ein wahres Entgegen zu em­­pfinden. — Wir wollen auf den Anstand gehen. — Wer man geht ja nicht am hellen Tage­­ auf den Anstand ? —Dam­it irrst Du Dich eben.Vorwärts­! Man gelangte auf die Spitze des Felsens auf einem schmalen Fußsteige,"swelcher"«in Zickzack auf der Seite desselben fch bin ich längelte. Auf­ der äußersten Spige angelangt, Hatte man eine Fläche von ungefähr einem Morgen Landes vor sich. Der­ Abgrund be­­fand sich in­ der Mitte desselben.­­ Einmal auf dem Fußsteige, wäre es Niflas, dessen Ingst immer wuchs, unmöglich , gewesen unzulehren, denn sein Vater sepritt, hinter ihm ler, und der Weg­ war nicht so breit, daß zwei Personen auf demselben neben einander hätten gehen Fünnen. Webrigend that, von Zeit zu Zeit, wenn das Kind langsamer zu geben anfing, der­ Geroehr­olben das feinige. Sobald die Beiden auf der Höhe des Wlateru angekom­­­men waren, öffnete Martin seine Jagdtasche und nahm aus der­­selben einen Strich. Einen Strich von der Dide des Kleinen Fingers, den er immer bei sich hatte, und der ihm schon manchmal dazu gedient hatte, um einen Rehbod auf seinen Schultern heim zu tragen. Er steclte sein Gewehr in das Tragband und fagte hierauf zu dem­ Rinde : — Reihe mir Deine Hände. — Aber... Vater... . was wollt Ihr thun ? Martin antwortete nicht , aber er hob seinen Sohn mit den Armen empor, warf ihn mit Rohbeit zu Boden und band ihm die Hände. — Ein Sohn, wer­ seinen Vater verräth, beuimmte er, verdient Dein 4008 ! Das Kind errieth halb und halb, daß der Vater sich von ihm befreien wolle. — Mater, jammerte er, während wer Wildfhüse ihn band, habt Mitleid mit mir. — Ich habe sein Mitleid mit einem Sohne, der seinen Vater verräth ! — Erbarmen ! Erbarmen ! wiederholte das Kind. . — Da Du ein so guter Christ bist, sagte Höhnich wer Wildfhüs, so verrichte Dein Gebet, wenn Du mußt sterben. Das Eind stieß einen Schrei des Untiegens aus. — Das Satanzloch ist vorsichtiger als Du, sagte Mar­­tin, dies bewahrt, was man ihm anvertraut . . . Und er lud das Kind, welches sich vergeblich wehrte, auf seine Schultern und eilte mit dem Helden gegen den Abgrund hin. — So versichte doch Dein Gebet! wiederholte er mit einer duch Trunkenheit gedämpften Stimme, denn er hatte mehr als die Hälfte des in der Slasche enthaltenen Branntweins getrunken. An der Deffnung angekommen, blieb er gleichwohl stehen und legte das Kind auf den Boven. — Vater ! guter Vater ! flehte Niklas, verzeihe mir! . — Niemals! ermiderte wer Wildflüte... Du würdest mich wieder verrathen ... Aber ich will Dich nicht leiden lasz­­en... Wenn ich Did­ lebendig in den Abgrund hinabwerfe, wer weiß, auf welche Weise Du da unten sterben würdest .... Ich ziehe es daher vor, Did doch einen Schuß erst zu tödten und dann hinabzumerfen. Und Martin trat, sein Gewehr im Arne, langsam einige Schritte zurück, als wenn es sich darumm gehandelt hätte, einen Hafen in seinem Lager zu erlegen. To seiner Fesseln, denn der Wildfchüse hatte ihm Arme und Beine gebunden, war es Niklas­body gelungen, si auf die nie zu erheben. Das Kind sah ein, daß der Moment ein ernster sei, und daß es sterben müsse. — Moien, ame Mutter ! . . stammelte es. Martin legte die Wange an sein Gewehr und sein Finger berührte den Hahn. — Hoien, Marinette ! lispelte das Kind weiter. Bei diesem Namen, der an das Ohr des Vaters wie es Racheton schlug,­ durchsuchte es Martin, wie von einer elektris­­chen Bewegung getroffen , das Gewehr entglitt seiner Hand und fiel vor ihm auf den Boden nieder. (Zertießung folgt.) | - . 1

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