Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1868 (Jahrgang 15, nr. 26-50)

1868-02-14 / nr. 37

Abendblatt des Pester |­ma­nina teilag, 14. feber. Nr. 37. (ie einzelne Nummer Toftet 4­­ r. 3. 3.) Lloyd. Def, 1868, « « Originaldepeschen des Pester Lloyd. Wien, 14. Feber. Original-Depesche des „Pester Lloyd“). Im Handelsministerium werden Berathungen wegen Aufstellung einer einheitlichen Telegraphengebühr von vierzig Kreuzer für den Umfang der ganzen Monarchie gepfleget. Demnächst wird ein Zusagartikel zum österreichisch­­französischen Auslieferungsvertrage vereinbart werden. Die flüchtigen Verbrecher werden bis zum Eintreffen des förmlichen Auslieferungsbegehrens in probisorische Haft genommen. Nom, 12. Feber. Das „Giornale di Roma” zeigt an, daß der preußische Gesandte v. Arnim als Ver­treter des norddeutschen Bundes beim heiligen Stuhle affrebitirt wurde. Wien, 14. Feber, 10 Uhr 40 Minuten. Barbörte Kreditaktien 186.60, Nordbahn —, Staatsbahn 253.10, 1860er Rose 82.20, 1864er Lore 80.30, MNapoleond­or 9.40­%, Steuer­ freieg —, Yombarren 168%, ungarische Kreditaktien — matt. Triest, 13. Sebr. Getreidemarkt Banater Meizen 116/114prog. 955, Friauler Mais 550, Banater Gerste 325——530,« Banater und bosnischer Hafer 64pfdg.Somit IM conto. Rohrschach,13.Feber.Durch anhaltend starke Zufuh­­ren Vorräthe sehr bedeutend,Geschäft ruhig,Preise ziemlich be­­hauptet,Primasorten 381--4—38·X4 bezahlt. Frankfurt,13.Feber.Abendkurse.Kredit- Partien189,Staatsbahn 255.­-s,Amerikaner per Ultimo 7511-s, Neuesteuerstreie—.——,1860erLose­—.—,1864erLose­.—, Nationalanlehen—.—. Köbl,­3.Feder.Getreidemarkt Weizen unverändert Loko9.20,pexMärzs.15,per Mai919.Roggenloko«8.15,8.14, 817.Oelfertloko11s710,118Xx0,per Frühjahrsspiritus lokoIZW Hamburg, 13. Feber. Termingetreide fest. Weizen, Iofo 177, per Feber­:März 177, per Frühjahr 177, Roggen, Toto 141, per Feber: März­ 140, per Frühjahr 139, Hafer fest, Der Sofo 22%,, per Feber-März 2234, per Frühjahr 23%, behauptet. Paris, 13. Feber. Mehblmarkft. Schluß per Fe­ber Fr. 92—75, per März April Fr. 91.75, 4 Monate vom März; 90.50, 4 Monate vom Mai 89. —r— P Prehburg, 13. Feber. Soeben. wird mir wieder ‚ein Vorfall gemeldet, der Leider geeignet ist, die Gemüther der hiesigen Bevölk­erung neuerdings aufzuregen. Am 11. d. M.Abends sollte nämlich ein Militär: Urlauber, Namens Böhm, der in „einem Gasthause arg exzedirte, von einer zu Hilfe gerufenen ‚Rpatrouille der­ hiesigen Stadtmache arretirt werden ; der Exze­­dent sträubte sich jedoch dagegen, lärmte und folrte, daß er ein Militär:Urlauber sei und als solcher nur einer­ Militär: Barrouille gehorchen werde, was natürlich die Stadtwache nicht beachten konnte und daher bemüht war, ihn­ troß seiner Wei­­gerung auf’s Stadthaus zu bringen. Inzwischen war in Folge des Hilferufens und Geschreies an eine Militär-Patrouille von der in der Nähe befindlichen Hauptwache abgesandt worden, welche versuchte, den bereits durch die Stadtwache arretirten Erzedenten dieser wieder abzunehmen und der Hauptwache zu überliefern. Diesem Vorhaben wid­m­este sich die Stadtwache energisch, da der Mann erstens fon­arretirt war, als die Mi­­litärassistenz erschien, und da er zweiten als Militär-Erlauber der Zivil-Surispiktion unterstand. Dem Streite glaubte nun der die Militär-P­atrouille kommandirende Korporal doch ein ener­­gisches Mittel ein schnelles Ende machen zu wollen, nachdem er nach dreimaligem „Halt !”rufen „Feuer !" “ gebot, worauf die Militärmannschaft ihre Gewehre abzufeuern versuchte, was jedoch glücklicher Weise nur einem der Soldaten gelang, indem den Uebrigen die Gewehre verjagten. Ein Schuß frachte und die Kugel taufte einem der Stadtgardisten am Ohre vorbei! Da dieser Vorfall sich mitten in der Stadt und nach dazu in früher Abendstunde ereignete, so hätte leicht ein ganz unbetheiligter Ballant von dieser Kugel getroffen und getöbtet werden können. Er soll auch bereits in der gestern Abends statt­­gefundenen Sigung des hiesigen Magistrates dies Ereignis aufs Lebhafteste besprochen und die Anzeige hievon dem hohen Königl. ungar. Ministerium erstattet worden sein. Nebenbei sei noch bemerkt, daß die Stadtwac­he unbeirrt um die Einmischung von Seite des Militärs die Arretirung des Ereeventen aufrechthielt und selben auf’s Stadthaus brachte, woselbst er die wohlverdiente Strafe empfing. PBest, 14. geber. , Hazant" von dem Reichs­ tagsabgeoroneten Alerander Nikolics einer Kritik unterzo­­gen, die nicht sehr zu Gunsten der veröffentlichten diplomatischen Aftensuüde ausfällt, und hatten wir bisher bezüglich des Noth­­buces nur günstige Besprechungen zu reproduziren, es interessant sein, auf das gegnerische Urtheil zu hören . Kikolich glaubt, die Volität des Freiherrn v. Beust sei­­ nur aus dem Grunde reservirt, weil seine Bersuche, eine Allianz­­politik zu beginnen, an der Zurückhaltung der andern Mächte Schiffbruch litten; hab die Initiative­ des Freiherrn v. Beust nirgends Aufmunterung gefunden, sei ganz natürlich; denn die Großmagtstellung lasse ich nicht verreh­ren, und Oesterreich­er in der That arg herabgefommen. Daß dem so ist, daran seien nit die verlorenen Schlachten, nicht die verlorenen Provinzen­­ huld,­­ sondern Verarmung und Unzufriedenheit, die überall im Staate Blut gegriffen. Sole hoffnungslose Zustände lassen sich aber nicht im Handummenden besser machen. — Wenn da­­her Freiherr v. Beust in Wirklichkeit­ das Aufblühen der Mon­­archie wünscht, woran Verfasser übrigens nicht zweifle, so müsse er mit seinen Initiationsversuchen aufhören, und vor Allem das Verlangen unterdrücken, Oesterreichh den verlorenen Einfluß auf Deutschland zurückzuverschaffen. 8 Daß die Bolität des Freiherrn v. Beust wirklich auf eine Aktion abziele, bemüht sie Verfasser aus den Aftenstüden 13, 46, 47 und 48 nachzuweisen. In dem Briefwechsel mit Winpffen und Trautmannsdorff spreche aus jeder Zeile die Bitterkeit darüber, daß Desterreich seit dem Prager Frieden seinen ganzen Einfluß auf die deutschen Angelegenheiten verloren. Ueber die Annäherung Preußens und Sachsens an Desterreich in Folge der Französischen­­Rüstungen künne Freiherr v. Beust kaum seine Freude verbergen, und wenn er derselben noch nicht unerhofen Anspruch gibt, so geschehe es nur, weil die Versprechungen dies­r Mächte äußert dunkel gehalten seien, weil sie überhaupt mit seinen bestimmten Anerbietungen hervortreten. Daß der Minister de3 Auswärtigen in der That den Einfluß Oesterreichs auf Deutschland zurückgewinnen wolle, gehe auch aus den Erklärunge­n hervor, die er vor den Delegationen bezüglich der weiteren­­­.K­lafjung der Kleinen deutschen Gesanstschaften abgegeben. Berlaster hofft zum Schluße, die ungarische Delegation werde dem Freiherrn v. Beust sehr eindringliche Vorstellungen machen, dab sie eine, solche Bolitit entschieden mißbillige, und dab die Verhinderung der Einigung Deutschlands nicht im Interne Ungarns liege. C) Wien, 13. Feder. Herr v. Hofstetten, Miteigenthümer und Mitredakteur der in Berlin erscheinenden Zeitung „der Soziale Demokrat“ hält sich, wie ich Ihnen bereits telegraphisch mittheilte, seit­ einigen Tagen in Wien auf. In Folge einer im „Wiener Tagblatt” erschienenen Notiz, daß er Heimlichkeiten pflege, lah sich, wie man mir mittheilt, Here H. bewogen, eine öffentl­iche Erklärung abzugeben, in welcher er auf’s Entschiedenste in Abreve stellt ,incognito" in Wien zu sein. Mir ist diese Er= Hörung noch nicht zu Gesicht gekommen; nur so viel wurde mie erzählt, daß Hrr v. Hofstetten zum Beweife seines Dementis die Thatsahe aufführt, er hätte si in einem ver­ersten Hotels unter dem Namen vdl. Hofstetten einlogirt,­ demnach könne von „Heimligkeiten“ nicht die Nede sein. Es liegt mir nit ob das genannte Blatt zu rechtfertigen, aber, da auch in meinem Telex­gramme von dem Inkognito des Herrn S Hofstetten Notiz ges nommen war, muß ich wohl zur eigenen Fechtfertigung ausz führen, wieso die Nachricht von diesem Inkognito entstanden ist. Dab Herr v. Hofstetten ich im Hotel mit dem ihm eigenthüml­ichen Familiennamen ( ins Fremdenbuch) eingetragen hat, darf man ihm mehr aufs Wort glauben, doc it es nicht Sever= mann Sage die Fremdenliste zu studiren und es kommt daher mehr darauf an, unter welchen Namen Herr v. Hofstetten sich den Mit­­gliedern­ des Arbeiterbildungsvereines Te v. des Hufschusles vors­­tellte. Und dieser Mtame war nicht sein wirklicher. Herr v. Hofstetten regte sich mit den hervorragenden Wortführern des Aussehuffes als Herr Braunfel­s in Verbindung und wurde von diesen im Blez narausschuffe an als Braunfels eingeführt. Dort lte er aller­­dings sein Inlognito fallen und stellte sich als Herr von Hof­stetten vor, aber erst dann, als es ihm darum zu thun war, sein Brojekt, das im Ausschusse den gemünschten Anklang nit fand, zu poufliten Was nun dieses Projekt selbst anbelangt, so wird mir verläßlic darüber Folgendes mitgetheilt: Herr v. Hofstetten beabsichtigte, der den, hiesigen Arbeiter-Bildungs­­verein eine sozial-vempfratische Zeitung nech vom Muster des Berliner „Sozial-Demokrats“ zu entriven. Dieser Plan stieß jedoch, wie gesagt, auf Widerstand. Die Mitglieder des Aus­­schusses wendeten ganz mit Recht ein, das sie ein so pretäres Unternehmen mit den Beiträgen ihrer Kameraden nit wagen dürfen, ohne sich dem Vorwurf gewissenloser Vergeudung frem­­der Gelder auszufegen. Vorderhand hätten sie seine Ursache, ein eigenes Organ für ihre Publikation zu suchen, da die hiesigen Journale (insbesondere die sogenannten Volksblätter) ihnen uns entgeltlich alle erdenkliche Unterftügung angedeihen Laser. Wolle jedoch Herr Hofstetten ein solches Organ hier grünsen, so möge er es mit eigenen Mitteln und auf eigene laut thun. So steht die Sache fest. Ob der allgemeine Arbeitertag, welcher für den näch­sten Sonn­­tag in Roth’s Vteitschule neben der Votivkirche einberufen i­ und vor welchen Herr v. Hofstetten einen „sozial­politischen Vortrag” zu halten gewennt, derartig ausfallen wird, daß Herr v. Hofstetten sich ermuthigt sehen werde, das Waani­ zu thun, bleibe dahingestellt, E P, €. Das Mordbuch wird im so dürfte 3llemeiren eines Gendarmen.*) Anman von Ponson du Terrail. Hierauf nahm ich ihm die Zügel aus der Hand, hielt das Pferd an, bemächtigte mich des Sades mit den Depeschen and sprang aus dem Wagen. Ganz in der Nähe befand sich ein Wald, ich­ vertiefte mich in denselben, während ich das Pferd ruhig seinen Weg im einen Trabe weiter machen ließ. Der Gad war wohl zu leicht, um fünfzehn Tausend grants enthalten zu können, aber ich dachte, daß die Summe vielleicht in Banknoten und nut in Gold darin enthalten sei. Als ich im dichten Walde war, nahm ich ein Messer, um von Sad aufzufliirgen, da er aus Leder, und mit einem An­­hängerschloß versehen war. XXIX, Der MB € illeidabe fuhr fort: Sch ichliste also den Sad auf, aber­ zu meinem großen Erstaunen hatte ich gut zwischen ven Depeschen in allen Eden der Tale fuhen, er war sein Geld darin. IH hatte ein Messer zur Hand, suchte also eine Tanne auf, und machte mir aus einem harzigen Zweige versellen eine Fade. Der Wind hatte sich gelegt, auch zu regnen hatte es aufgehört, und ich war im vichtesten Walde. Ih schlug mir Stahl und Stein Feuer, zündete ruhig meine Fadel an, um deutlich zu sehen. Ah hatte immer tod die Hoffnung, daß sich die fünfzehn­­tausend dranís in Bankbilleten in einem Umfclage finden wür­­den. 24 öffnete alle Briefe, einen nach dem andern. — 63 waren ebensowenig Banknoten an Gold da­­ch war darum betrogen, und hatte einen Mord umt­sonft begangen. Da überfie, mich mit einem Male eine groß Angst, ich entfloh, und lies den Sad und die zerstreuten Depeschen, mitten auf dem Wald­­wege liegen. Kein Men hatte mir in das Kabriolet des Kour­irs einsteigen gesehen, der Ort, wo ich das­ Pistol abgeschaffen hatte war einsam, überdies hatte das Geräusch des rollenden Magens den Knall des Schuffes abgeschwächt. « Ihhn verlegte das A­lles und sagte mir,daß ich nichts zu befürchten habez ich kehrte also ruhig nach Hause zurück und legte mich,als ob nichts vorgefallen wäre,zu Bett. Aber mit einem Male bei Tagesanbruch wurde an die Thür gepocht. —Wer ist das tiefisch.­­ —Der Feldhüter­ antwortete draußen eine Stimme. Die Angst übersiel­ sich neue­rdings.Ich stand auf, und überlegend,ob ich auch öffnen sollte,steckte ich den Kopf zum Fenster hinaus. Es war richtig der Feldhüter von Laneuville,jenes­ Ge­­minde,zu welcher mein sö ausgehört. «—Was wollt ihr,Vater Jacques?fra4rte ich. —Ich siet bevor Durft,erwiderte er,und Du könntest mir wohl zu trinken geben. . Diese Antwort beruhigte mich und ich machte auf. Er trat ganz ruhig ein,aber anstatt seinem­ Karabi­­ner inn einen Winkel zu stellen,behielt er ihn zwischen sei­­nen Knieen. —Mache mir Feuer an,Jean,sagte er,denn ich habe sehr Talt. Wir wollen dann einen Schlud trinken und ein bisschen plaudern. — Ihr seid heute ehr früh auf, sagte ich. Seid Ihr etwa hinter Wilpvieben her? Er sah mich von der Seite an. — Dann, sagte er, wäre ich ja hier am rechten Blake. — Ah! er wiederte ich­leibthin, Ahr wißt sehr gut, daß, seitdem ich sechs Monate im Gefängnisse war, ich nie wieder ein Gewehr oder eine Schlinge berühre. — Du treibst also eine andere Jagd... — 9 nein, ich gewinne mein Leben auf ehrliche Meise, Ich gehe von Zeit zu Zeit in Taglohn arbeiten. — Und ermordejt den Courier, der Depeichen führt, nicht wahr? sagte er in festem Tone. ‘ch erblaßte und stieß einen Schrei aus. Aber wer Feldhüter flug bereits mit e­inem Karabiner auf mich an, und ig betrachtete mit blöten Bliden mein Ge­­mehr, welches über dem Kamine aufgehängt war. 34) war dermaßen überrascht, daß ich nur die Worte tammelte : — Er wollt scherzen, Vater Jacques ! — Nicht da, mein Junge, ich treibe mit meiner Pflicht seinen Scherz, Tagte er, und der Beweis davon ist, dab ich Die tie ganz neuen hübschen Hantschellen, welche mir die Gendarmen mitgegeben haben, anlegen werde. Ich bin, wie Du siehst, baumstark, fuhr Jean Lapin fort, und Vater Jacques ist alt. Aber er hatte seinen Karabiner in der Hand und sagte: — Der Ortsrichter hat mir Vollmacht gegeben, mich auf jede mögliche Weise Deiner zu bemächtigen. Iodt oder lebendig, — man mit Dich bi­ommen! Wenn Du, Dir nicht Hands­chellen anlegen läßt, 10 schieße ich Dich nieder. Er war der Stärkere, ich ließ e3 also unter fortwährenden Betheuerungen meiner Unschule über mich ergehen. — 63 wird Dir schwer gelingen Deine Unschuld zu bes­teifen, sagte er­ dann die Thür öffnend fügte er hinzu: Machen wir un jeßt fort, denn wir haben ein schönes Schüd Meges von hier nach Laneuville zu machen. 90 war in einer Schlinge gefangen, wie eine Drossel. Der Feldhüther Tik mich vor sich einherschreiten. — &ist wahr, sagte er im Gehen, daß die Gendarmen es nit gewagt haben Dich zu arretiren, aber ich, ich bin Einer aus der alten Schule, und habe es übernommen. Du siehst, daß ich es no mit Jedem aufnehmen tun. — 30 glaube, vik­hr einen Schlud zu viel gemacht habt, sagte ich, denn ich weiß nicht, was Ihr von mir wollt... ab bin ein ehrlicher Mann — Wildfhüte — das ist tooh. ; *) Sortiehung aus Nr. 36

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