Pester Lloyd, September 1869 (Jahrgang 16, nr. 202-226)

1869-09-11 / nr. 210

Pest-10.September. Vor etwa drei Monaten richteten wir an die Staats­­wärmer­ jenseits der Leitha die ernste,aber wohlgemeinte Mah­­nung,endlich einmal in den ihrer Leitung anvertrauten Län­­dern den inneren Frie­den herzustellen,damit die Monarchie im Falle einer Krisis nicht abermals in die peinliche age, get­rathe, nicht über die volle Kraft ihrer Völker verfügen zu können, weil ein Theil derselben durch innere 3wistigkeiten lahmgelegt wäre. Die heftigsten Angriffe von Seite der Wiener Presse waren damals die Antwort auf jene Mah­­nung; man sagte und, das ginge eben noch ab, da­ sich „Graf Anpräffg" auch moch in die Inneren Angelgenheiten der anderen­­ Reichshälfte mische ud wir würden besser daran tun, zunächst vor der eigenen Thive zu chen. Diese schroffe Abweisung war von unserer Seite nicht verdient worden; es lag uns völlig fern, uns in fremde Angelegenheiten zu mischen; nicht bie Teifeite Andeutung hatten wir und darüber erlaubt, in welcher Weise jenseits der Leitha Ordnung ge­­macht werden solle; wir hatten mir betont, pok überhaupt Ordnung gemacht werden müsse und beriefen uns dabei auf die Solidaritä­t­ der Interessen z­wischen den beiden Hälften der Monarchie. Subeffen­ ließen wir und die Sache gesagt sein und kamen auf den Gegenstand nicht weiter zurück. Nach der gemeinsam­en Abstimmung der Delegationen wurde der Zon, welchen die Wiener Blätter — ein Blatt ersten Ranges, die „N. Sr. Breffe", obenan — gegen uns anschlugen, noch berber und eg wurde ziemlich offen Herausgesagt, daß man dem Wortbestande der Delegationen, sowie des Ausgleichs ‚chon 1867 Überhaupt nach den gemachten Erfahrungen seine Wichtigkeit mehr beilege und sich nicht sonderlich darüber gyű men würde, wenn der ganze Handel wieder rückgängig gemacht und allenfalls selbst auf die Personal-Union gegriffen würde. Auch diese Ex­pektorationen ließen wir uneriwidert, denn es war uns Kar, daß dieselben nur der Ausflug eines wohlbegreifli­­hen Unmuthes Über die ‚Majorisirung” der deutsch-österreichi­­schen Delegation seien und wir waren fest überzeugt, daß diese momentane Aufwallung gar bald wieder ruhigeren An­schauungen Blab machen würde. 8 freut uns, daß wir und in dieser Voraussicht nicht getäuscht haben, und gerade die „N. Br. P­refse" war es­, welche vor einigen Tagen wieder auf die Solidarität der In­teressen zwischen den Liberalen wies: und jenseits der Leitha hinwies und daran erinnerte, daß die Aufrechthaltung des Ausgleiches für Ungarn nicht minder wichtig sei, als für die andere Hälfte des Reiches — aber fü­r diese Doch auch ! Gegen manche Argumente, mit denen das genannte Wiener Blatt seine Behauptungen unterfrügt, ließen sich sehr triftige Einwendungen erheben.­ntschieden unrichtig ist es, wenn die nt. fr. Pfeffer meint, alle Nechte, oder wie sie e nennt u Borrechte, deren sich die Ungarn innerhalb des österreichischen Staatsorganismus erfreuen, beruhten auf dem Ausgleiche, uf dem durch biesen eingebirgerten Dualismus;" werde der letere bedroht, dann seien sofort auch alle durch ihn errun­­­genen Bortheile in Frage gestellt; herrsche drüben der Absolu­­tismus, so habe auch die ungarische Verfassung am längsten gelebt, wie vag ja die Ungarn während der fünfziger Jahre sattsam erfahren hätten... .... Bon solchen Erfahrungen st­ind nichts bekannt, die Geschichte der fünfziger Jahre be­­weiset gerade das Gegentheil. Ext nachdem Ungarn nieder­geworfen und desfen Verfassung winiassend zeitweilig vernichtet war, mischte sich der Absolutismus im ganzen Reiche mit altem Behagen breit und während bei ung eine Neihe blutiger Schlachten geschlagen, und schließlich noch eine zweite Große Macht zu Hilfe gerufen werden mußte, hatte es nur eines Leberstriches bedurft, um in den deutsch­österreichischen Ländern der kaum noch geborenen Verfassung wieder den Garaus zu machen. Die Rechte Ungarns wurzeln nicht in dem Au­s gleiche, sondern in der ungarischen­Berfassung, welche für einige Zeit gewaltsam unterdrückt werden konnte, aber für uns nie aufgehört hatte, zu Recht zu bestehen. “8 kann der „MR. fr. Presse" nicht unbekannt sein — die biegz bezüglichen Dokumente legen ja vor — daß Ungarn, ehe es sie­ überhaupt auf einen Ausgleich, auf eine Regelung der ge­­meinsamen Angelegenheiten einließ, zwei unerfügliche Bedin­­gungen stellte, zuerst daß die ungarische Verfassung, als die einzige Quelle all’ unserer echte, in ihrem ganzen Umfange wieder hergestellt werden müsse,­ dann aber auch, daß zugleich in den Ländern jenseits der Aitha ein wahrhaft konstitutionelles Regierungsspiten Plaß greife. Nicht wir haben also die Wie­­derherstellung unserer Berfassung den Bem­ühungen der Libe­­ralen jenseits der Leitha zu verdanken, sondern umgekehrt : wir haben die Herstellung verfassungsmäßiger Zustände in der ande­ren Hälfte der Monarchie iategorifchy gefordert, ehe wir auf einen Ausgleich übe­haupt eingingen und da m­an Diesen Aus­­gleich nicht nur haben wollte, sondern, wenn nicht die Monarchie in Trü­mmer gehen sollte, auch haben mußte, tr diese Bedingung acceptirt und erfüllr­t worden. Schon die pronviogische Folge der Ereignisse, die stu­fenweise Entwiclung der verfassungsmäßigen Zustände haben und brüchen bezweifet, mag die Sache so und nicht anders war, in der Geschichte der metsten Habt, hunderte und lange vor 1849 wiederholt vorgenommen, daß unsere Berfaffung von Wien aus ernstlich angegriffen, ja dort übergehend geradezu in Frage gestellt wurde. Golden Atten­­taten haben wir uns mit aller Kraft, deren unsere Nation fähig war, widerlegt und haben auch jedesmal, nach kürzerem oder längerem, mehr oder minder blutigem Kampfe unser Ziel erreicht, während jenseits der Leitha nach wie vor der Absolu­­tismus ungeschwächt fortbestand und und von dorther in dem Kampfe für unsere Konstitution auch nicht die mindeste Hilfe geleistet wurde. Das sind Historische Wahrheiten, die kaum s­con irgend­emnanden ernstlich angefochten werden künnen. Wenn wir heute neuerdings daran erinnern, so sol damit übrigens nur gesagt sein, daß wir im schlimmsten Falle auch wir uns selbt Man ned genug Wären, um jeden Angriff auf unsere Beh­affung auch in Zukunft abzuschlagen oder wenigstens Dagegen zu sümpfen, soweit unsere Kraft eben seicht. Nicht im Entfernte­­sten wollen wir jedoch in Abrede fielen, daß uns der Kampf wesentlich erlei­tert wird, wenn in dieser Beziehung eine iie­sige Solidarität zwischen den beiden Hälften der Monarchie besteht, wenn diese sich in der Aufrechthaltung und, wnn es sein muß, in der­ Vertheidigung ihrer Verfassung gegenseitig unterfragen. Um dieser Selibarität willen haben wir manches Opfer an unserer Selbstständigkeit gebracht, indem wir den Ausgleich acceptirren, welcher somit für Ungarn nicht, wie die „St. Sr. Br." sagt, Vorrechte schuf, sondern im Gegentheil manche früher bestandenen Vorrechte als Opfer verlangte. € 8 könnte uns nur aufrichtig freuen, wenn der Ausgleich euch in der anderen Hälfte der Meonarchie in diesem Sinne hfeßt wide, wenn man uns nicht immer und immer wieder lediglich die Ziffer jener materiellen Lasten vor Augen hielte, welche die Erbländer zu­ tragen haben, sondern auch jener moralischen Vortheile eingedent wäre, welche diesen Ländern durch den Ausgleich zu Theil wurden, jener Garantien, welche auch ihre Verfassung in diesem Ausgleiche findet, wer nur unter denselben Bedingungen fortbe­stehen kann, unter welchen er abgeschlof­­fen wurde und der auch für uns in dem Augenblice hinfäl­­lig würde, als in dem andern Theile wieder der Berunch einer Reaktion gemacht werden wollte. Vieleicht interessirt er die „N. fr. Vreffe”, bei dieser Gelegenheit von einer Thatsache Kenntniß zu erhalten, die ihr möglicherweise noch nicht bekannt ist, deren Richtigkeit wir aber verbin­gen künnen. ALS das genannte Blatt, in seinem Unm­ü­he über das Resultat der jüngsten gemeinsamen Abstim­­mung der Delegationen, über das Delegationsinstitut und den Ausgleich überhaupt so rücsichtslos den Stab brach, fanden seine Worte gerade in jenen Sreifen Wien’s den lebhaftesten Widerhall, welche von jeher die erbittertesten Gegner des Kon­­stitutionalismus überhaupt beherbergten und es verbreitete sich dort bis hoch hinauf die Anfipt, rak «8 in der That einer Erwägung werth sei, ob nicht auch dieses legte Band zwischen den beiden Staatsgebieten der österreichisch-ungarischen M­onar­­chie gelodert und allenfalls auch bis zur Personalunion zurüc­­gegangen werden sollte. Die „N. fr. Presse" Tennt eben so gut wie wir die eigentlichen, wenn auch für den Augen­­blik vorsichtig verhüllten Tendenzen dieser Kreise und so wie für ung. kann es auch für sie seinen Augenblick zweifelhaft sein, wo man dort eigentlich hinauswolle, wenn man heute den kaum geschaffenen Ausgleich neuerdings in Frage stellen möchte. Man weiß es dort nur zu gut, daß solange es noch irgend eine organische Verbindung zwischen­ Ungarn und der ans­deren Hälfte des Neid­es gibt, die Reaktion weder da, noch dort festen Fuß fassen könne ; daß, so unabhängig von­einander auch die inneren Angelegenheiten beider Theile geordnet werden mögen, eine gewisse Homogeneität, eine gewisse Hebereinstim­­mung der Grundprinzipien dem doch nicht zu vermeiden sei; daß, solange Ungarn ein liberales, parlamentarisches Regime besigt, aug in Wien der Abfolutismus mit oder ohne Feigen­­blatt unm­öglich sei. Im dem Augenplide, als der Ausgleich wieder rückgängig gemacht würde, entfiele natürlich auch die von uns erwähnte Borbedingung desselben; und wenn man eg­an im Moment nicht wagen wü­rde, Ungarn gegenüber zu einem Angriffe auf die Beh­affung zu waryen, so könnte man doch vielleicht am andern Ufer der Leitha es neuerdings mit einem solchen Experiment versuchen. Ob dasselbe gelingen würde oder nicht, ist freilich eine andere Trage. Allein soviel zt gewiß, da mit dem Wegfalle des Ausgleichs­ und der Herstellung der nahten Personalunion Ungarn nicht mehr das Recht hätte, zu Gunsten der andern Hälfte irgend­eine Forde­­rung zu erheben und für die Aufrechterhaltung verfassungs­­mäßiger Zustände in der ganzen Monarchie einzutreten. Die Reaktion würde dann wohl den Versuc­h machen, nachdem sie vorderhand nicht das ganze Terrain, welches sie doch vor wenigen Jahren innehatte, zurücerobern fand, we­­nigsieng von einem heile desselben Befit zu ergreifen ; und wenn wir auch darauf vertrauen, daß an der Festigkeit des Monarchen schließlich jeder solche Versuch scheitern wirde, so wird ung Die „MN. fr. Presse" doch wohl zugeben müssen, daß [chon der Berfuc selber unter den gegebenen Umständen Niemandem, dem alt die Geheiben des Reiches gelegen ist, w­ünschenswerth erscheinen könnte. CE liegt also wohl auf der Hand, daß aus dem — nicht von un­s gewahrten — Ziwifle zwischen den Kibrialen dieg- und jenseits der Leitha nur ein Dritter Nußen ziehen könnte, bdefsen Geschäfte zu besorgen wir doch wahrlich sein Unt­reffe haben , gegen den wir vielmehr solidarisch den Kampf aufnehmen müßten, wenn dieser gemeinsame Gegner ich aus seiner gebeten Stellung wieder einmal hervortragen sollte. Die Lage der österreichisc­h ungarischen Monarchie it heute nach seiner Seite hin eine besonders glänzende, und es ist eben nicht sehiwer, die Schattenseiten hervorzusuchen, sie echt auffallend in den Vordergrund zu stellen, und dann alles Unangenehme der gegenwärtigen Situation dem Ausgleiche in die Schuhe zu schieben. Es wird si dann imm­er eine gehal­­tenlose Menge finden, welche derlei Dinge, wenn sie ihr nur recht oft wiederholt werden, fie blanke Wahrheit nimmt, und man kann auf diese Weise den Ausgleich jedenfalls sehr unpopulär machen. Allein solch eine Taktik wäre schlimm, wenn sie von Erfolg begleitet würde, d. h. wenn sie den Sturz des­­ Bestehenden nach sich zöge, weil ja der Sieg nur unseren gemeinsamen Feinden zu Gute füme, — noch schlim­mer aber erscheint sie, wenn man faute de mieux schließlich bed den Fortbestand der vorhandenen Institutionen w­änschen muß, die man zuvor nach Kräften zu bisfrebitiven bes­müht war. TC] Marod-Vafarkely, 5. September. Am 8. b. M. wird der Militär-Kommandant in Siebenbürgen, Feldmarsall,Lieutenant Baron Nodich, aus Hermannstadt hier eintreffen, um die während des Marsches bis zum N­othenthurmpaß auszuführenden Manövere der zunpen aus der hiesigen Garnison und Konkurrenz, ferner der aus der CHE und dem U­dvarhelyer Stuhle, dann aus den Schähburger, Meinath­er Stühlen und deren Konkurrenz kommenden Truppen per­­sönlich zu überwagen. Das Kommando über die Garnison unserer Stadt und Umgebung wird Generalmajor Anzenberger, jenes über die Truppen aus Ef und Udvarhely Generalmajor Klaudgen, end­lt) das Kommando über die von Kronstadt und Konkurrenz über Foparas marschirenden Truppen Kavallerie-Brigade-General Giquire fation führen. Das in Klausenburg stationirte Infanterie-Regi­­ment Steihere v. Rovid wird an diesen Diandvern feinen Antheil_nebs men, weil dasselbe seine diesjährigen Hebungen bereits im Bruder Lager durchgemacht hat. = x » ».» Zum hiesigen israelitischen Bezirks-Präses ist vom»königlich un­­garischen­ Kultusminister,auf Grund der sanktionirten Bestimmung des Israeliten­-F­ongresses,Herr Samuel Horovitz ernannt worde. Derselbe ist ein Anhän­ger der gemäßigten orthodoxen Pasteg.Diese Ernennung scheint einigen M­­­itgliedern der hiesigen israelitis­­hen Kul­­tusgemeinde 111g)t·rechtzu sein,denn sie that esi sich zusamm­en,grün­­­deten eine fortschrittliche Gemeinde und ließen sich eine­­ eigenen Pre­­diger ko­m­ten.Ohne zs kksjken oder fäh­ die Zweitheilung der ohnehin nicht zahlreichen Gemeinde Etwas sagen zu wolle wolle mir dennoch gestattet sein,das Faktum zu erwähnen,dass der Hauptgrü­nder der fortschrittlichen Gemeinde, welcher eben wegen seiner Wohlhabenheit er­­wartet hätte,dass er und nicht ein Anderer zum Bezirks-Präses ernannt werde,des Schreibens und Lesens unkundig ist.Mag der Ge­­danke,eine fortschrittliche Gemeinde zu gründen anerkennenswerth sei, so ist das Motiv dafür dennoch egoistisch.Uebrigeins hat der Prediger der neuen Gemeinde bereits gekündigt,weil ih­m,der an mehreren Uni­­versitäten studirte,ein Gemeindemitglied die Aufforderung zugehen ließ,die Predigten,bevor sie gehalten würden,einer Präventiv- Zensur unterziehen zu lassen. Der Ausschuß des Maroser Stuhles hat in seine­­ jüngsten Ver­­sammlung beschlossen, an den Justizminister Balthasar Horvath, aus ne der bekannten Affaire Szányi, eine­n Vertrauens-Nopresse zu richten. Die Csöpataler Bade-Direktion hat als Beitrag zum Bem-Denk­­mal dem hiesigen Magistrate 10 fl. eingefenet. Ueberbies ist e8 ja pszt RESZET Zur Tagesgeschichte. Beit, 10. September. Der Kaiser Napoleon war gestern noch nicht in Bari, die Börse war in Folge dessen mehr als flau. 63 scheint dennoch, daß die offi­­ziellen Nachrichten über das Wohlbefinden des französisc­hen Kaisers, daß er eine gute Nacht gehabt, in St. Cloud promenirre, einem Minister, rathe präsidirte, nur sehr wenig verfangen haben. Die Stimmung i­ in Maris fortwährend eine überaus düstere, selbst die höheren Gesellschafts­­greife sind davon affizirt. In einem Bari­er Berigte der "U. A. 3." vom G. b. M. lesen wir darüber Folgendes: „Der heutige Tag verdient besonders hervorgehoben zu werden, meil zum erstenmal Hi übertriebene Beängstigungen auch der reihen und a Gefellspaftstreife, die mit der Suekulaten nichts gemein haben, bemächtigten, und man in jenen reisen anfing, einen Theil des Vermögens zu realisiren, wie in den schlimmsten Tagen. Die Bank­ war nämlich auch in den Senat gedrungen, wo m­an dem Dr. Nelaton ferner ein Königreich für ein unmistretes Mort angeboten hätte, und das dummfe Schweigen des Dr. Nelaton mehr zu jagen fehlen, als er zu verfärmeigen hatte. Daß der Haiser sich am Samstag und Sonntag minder wohl befand, das Konnte man denn doch an von Dr. Nelaton erfahren, mußten in St. Cloud alle Schloßnac: Gestern, am Sonntag, bann, daß der Kaiser einen schlimmen Tag hatte. Die Genesung besteht darin, daß die Schmerzen abnehmen. 68 handelt sich also blos no darum, wieder zu Kräften zu kommen. Darauf rechnen mit einer hin­­gebungsvollen Zuversicht Alle, welche bei dem Ereignisse zunächst und am meisten zu verlieren haben und am besten informirt sein können. Aber die Verspätung in der Genesung arakterisirt sich vorzüglich da­­durch, daß mit den Schmerzen keineswegs auch die Schwäche abnimmt. Die Kaiserin war zu jedem Opfer bereit, um si mit dem Kaiser auf den Boulevards sehen zu lassen. Die Minister schlossen sich ihr an ; der Kaiser zeigte sich ungeduldig ob des langen Hausarrestes. Die Yetzte, deren Zahl si auf neun belief, wollten es nicht auf sich neh­­­­men, aus einer solchen Schaustellung politisches Kapital zu machen und der Kaiser selbst führte sich zu Schwach­, um auf seiner Staatsval­ant zu bestehen. Unsere eigenen, vom 7. o. DM. vatirten Bariser Briefe, wie all die Telegramm­e melden nicht, daß sich die Stimmung im Geringsten gebessert hätte. Die Franzosen werten sich eben daran gewöhnen müs­sen, von unter Napoleon fortan als einen schwachen gestehlichen Mann zu betrachten, der noch lange athmen, tom der weder reiten, no fahren und felglich seinen siriegesfürsten spielen kann. Dem­ Uebergange vom persönlichen zum parlamentarischen Spiteme kann dieser Zustand nur förderlich werden, wenn es gelingt, ein Kabinet zu finden, das ein organisches Ganze bildet, klar weiß, was es will und was es, den gegebenen Verhältnissen gegenüber muß, das den Muth hat­­tem. Senate rammt seinem herrschsüchtigen Präsidenten Nouher die Spibe zu bieten, die reaktionäre Hofpartei im Zügel zu halten und der überstürzenden Demokratie, wie der Präfektenwirt­schaft Einhalt zu gebieten. Aber wird ein solches Kabinet zu Stande zu bringen sein ? Die Mitglieder des jetigen Ministeriums befiken weder die Ber­­ähigung, noch das moralische Ansehen dazu, selbst die liberalen El­e­­mente nicht , denn Magnes Liberalismus ist zu neu und zu spekulativ, während Chaffeloup-Saubat für einen wohlmeinenden, gelehrten, doch gar schwanfenden, schmadhen und gutmüthigen Herrn gilt, auf den wenig Verlaß sei. Seine legte Nede im Senate zumal wurde von allen Seiten als „wicht Fi­ne Fleisch", als „Zuderwaller-Bolitit”, als „faplider Optimismus“ und dergleichen bezeichnet. Frankreich, so­­wohl das politische wie das industrielle, wird nicht eher zu Ruhe und­­­ertrauen gelangen, als bis ein solches wirklich homogenes starkes parlamentarisches Kabinet die Zügel führt. In den preußischen Hofkreisen scheint man es dem Grafen Rig­­mard sehr übel zu nehmen, daß er nicht zur Begrüßung des Königs nach Stettin gekommen ist. Man findet dies um fo auffallender, als der Bundeskanzler ganz gewiß erwartet wurde, da V­arzin nur in sei­­ner Entfernung von Stettin gelegen und der Gesundheitszustand des Grafen notorisch fein schlechter ist, im Gegentheile sich bedeutend ge­­bessert hat. Man kann daher nicht umhin, das Lernbleiben Bismarc’s als eine feine Demonstration aufzufassen, deren Grund vielleicht die Nichtfortießung des österreichisch-preußischen Depeschenwechsels, die — nach der Haltung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” zu Schließen — gegen den Willen Bismard’s beschlossen worden ist. D­ffiziöse Kor­­­­responventen in Berlin spiegeln das Erstaunen der Hofkreise über die Abwesenheit Bismarc’s von Stettin wider und nehmen seinen An­­stand, diesem Ausbleiben des Bundeskanzlers politische Momente un­­terzuschieben. Was nun die Nichtfortlegung des Schriftenwechsels betrifft, so liegen uns über die Einstellung mehrere Kundgebungen vor. Zuerst beschäftigt sich unser eigener Berliner Korrespondent mit der Sache " und dann schreibt auch der gewöhnlich gut unterrichtete Berliner Kor­­respondent vor "U. A. 3." Folgendes über diesen Gegenstand : „Die österreichische, vom Herrn v. Münd auf unserem aus­­wärtigen Amte mi­dlid ertheilte Mandäußerung war ver Form nach eine durchaus freundscaftlie, hält aber in der Sade selbst streng an dem abweh­enden Standpunkt fest, welchen wir aus den veröffent­­licten Aftenstüden des Grafen Beust rennen. Thatsächlich besteht also wer Eib zwischen­­Breußen und Oesterrei) in seiner alten Tiefe und Breite fort, und ich glaube kaum, daß die schneidige Zurückhaltung, zu der man sich hier dem Wiener Hof gegenüber entschlossen hat, dazu beitragen wird, auch nur das­­ äußerlich geglättete Verhältniß lange vor neuen sträufelungen zu bewahren.” In Berlin mehren sich übrigens die Anzeichen, wonach die ber­vorstehende legte auch die bedeutungsvollste Session der laufenden Legis­­laturperiode des preußischen Landtages werden möchte. In allen Minis­­terialrelforts ist man gegenwärtig mit Fertigstellung von Vorlagen bes­chäftigt, zu dem bereits Bekannten darüber tritt von bestorientirter Seite die Mittheilung hinzu, daß es in der Absicht Liege, in der bevor­­stehenden Session endlich auch den Entwurf eines Miinisterberantwort­lichkeite-Gefeges vorzulegen, mit dem Hinzufügen, daß man diesen Plan schwerlic aufgeben werde. Ferner sollen die meisten der in voriger Session unerledigten Entwürfe wieder eingebracht werden, nur in Bezug auf die Hypothesengefäße scheint in dieser Hinsicht ein Entfehlun noch nicht festzustehen. Das landwirtsschaftliche Nefort wird eine ganze Reihe von Entwürfen einbringen, dahin gehören die über die Waldge­­nossensgaften, über die Schonzeit des Wildes­­. Endlich will man willen, daß für die nächte Reichstagssession auch in der Nayongeseh:­gebung die verheißenen Schritte zur gefeglichen Regelung v dieser hoch­wichtigen Frage vorbereitet würden. + Berlin, 8. September. Der Mischluß des formellen De­­­vyeshenmechfels zwischen Wien und Berlin it auch dem hiesigen österreichischen Geschäftsträger Baron Münch von seiner Ne­­gierung notifizirt und derselbe beauftragt worden, in entgegenkommen­­der Weise die legten Eröffnungen des preubkischen Gesandten in Wien zu beantworten. Die Formalität ist in den jüngsten Tagen erfolgt, ohne daß die Situation haben und drüben eine Aenderung erfahren. Parlamentarische Mitglieder der national-liberalen Partei haben Zuschriften ihrer neugewählten Gesinnungsgenossen in Baden erhalten, worin angedeutet wird, daß unter den Auspizien der Negierung ein entschlossener Schritt in der Anschlußfrage unternommen werden soll und Seitens der preußischen Regierung eine gesicherte Aufnahme finden dürfte. Daran müssen wir nach unseren Informationen zweifeln. Der König hat sich erst kürzlich in entschiei­denster Weise gegen jene Initiative in der deutschen Sprache, ausge­­sprochen und die Freunde Bi5mard’s schildern seine Stimmung als sehr resignirt. Dan bringt damit auch sein Wegbleiben von den Stettiner Festlichkeiten für den König und den Kronprinzen in Zus­a RLERKEREDT­ES nennen : Bester Briefe. | Die megett Fravenuniform — Unsere Trau­benfresser — LZöpdtlibe Trauben — Die unge­gen Naturiorier an atume­s Seel­önt lihbes. — Cine abderitische Fisidgeschichte­n Bomschönen Rheinstrom. L. H­­ i. Ein großer Theil der hiesigen Damen schmollt mit unserem Herrgott des schönen Septembers wegen, welches sie verhin­­dert, ihre neuen Negenmäntel oder, wie ich eine Dame jagen hörte, „Wetterpropheten” anzuziehen Warum M Wetterpropheten? Die Dame versteht nicht englisch und halt waterproof für gleichbedeutend mit Wetz­­erprophet. Die neuen Negenmäntel der Damen werden diesen Herbst vor= aussichtli eine ganz allgemeine Uniform des sehönen Geschlechts wer­­den. Eine unförmliche Uniform­ das! Die Haremsfrauen müssen so ausgesehen haben, wenn man sie in einen Sad band, um sie in den Bosporus zu werfen. Wenn ich diese an den Hanpgelenzen mittelst eines Gummusbändchens zusammengezogenen Yermel ansehe, fallen mir die ähnlichen Normel der Se­irmäntel auf den Anatomieen ein. Und die Kapuze, welche die Schulterblätter schmüct, hat etwas Mönchsch, Könniiches, Ubrykhaftes, Bermauerungssüchtigs an sich. Mit einem Gürtel um die Taille geht die Geschichte allenfalls noch­ noch an, man ahnt mn wenigstens, daß in dem Sad­do etwas Körperartiges, Leibhaf­­tiges stehen mag, während ohne Gürtel das weibliche Schönheitsideal sich in der Gestalt eines oben abgestumpften Segels von dunkler Farbe darstellt, ohne die mindeste Spur einer organischen Gliederung, ohne Brust und ohne Rüden, ohne Taille und ohne Schultern, ohne Hüften und ohne alle sonstigen unentbehrligen Einrichtungsstücke der meib­­lichen Leiblichkeit. Die Frauen haben es ja von jeher verstanden, sich durch „Verschönerung“ zu verunstalten. Da es aber zum Glück nicht regnen will, hängen die Negen­­mäntel im Kasten und die Damen müssen die heißersehnte Kegelform noch ein Weilchen schmierzlic entbehren. Der September scheint die Schulden an Sonnenlicht und Wärme bezahlen zu wollen, welche seine Vorgänger bei uns heuer kontrahirt haben, die Epoche der Trauben­ furen iit da und ein Heines Meran­it an jener Straßenede aufgeschla­­gen. Die Traubenliebhaber sind in ihrem Elemente. 39 tenne enra= girte Traubennarren, die täglich mehrere Halbe Heurigen in Trauben­­form vertilgen und eine Neife nach Fontainebleau nicht scheuen wür­­den, um die bloß dort heimische berühmte Sorte der „chasselas“ zu verrotten. Diese Leute leben und verfehlingen ihre Trauben vermutb­­lich in der festen Meberzeugung, daß diese Obstgattung ganz unsdäulich, ja sogar sehr gesund sei. Und doch sind Leute an Trauben gestorben. 34 kannte einst ein junges Mädchen, welches plößlich und anscheinend ohne alle Ursache an einer heftigen Unterleibsentziedung starb. Die Sektion ergab als Todesursache eine sogenannte Periiyphlitis — möge der Leser das Wort nie aussprechen lernen — verursacht durch einen einzigen Traubentern, welcher im Wurmfortfage des Darmes stehen ge­­blieben war und dort eine Entzündung hervorgerufen hatte. Bekannt­ sic­st der größte antike Traubenesfer Sophoiles ebenfalls an einem Traubenfern gestorben, der ihm in die „unrechte Kehle“ gerieth und nut mehr entfernt werden konnte. Acs Führe diese Schauerlichen Traubengef gihten nicht etwa darum an, um den Wetter jungen Mädchen und Eophotreffen das angenehme Traubenessen zu erleiden, aber es ist nicht zu verwundern, wenn die Phantasie so pathologische Au­­ren annimmt, da sie doch mit nichts als ärztlichen und naturforscherischen Berichten aus Fiume gefüttert wird. Fünfehnhundert ungarische „Gelehrte" — man hat’s, man kann’s thun — forchen augenblicisch in Fiume Natur, oder nehmen die ihnen gebotenen städtischen Festeffen in ärztliche Behandlung. Wenn der­nührte monatliche Sanitätsausweis des Vetter ftädtischen Physikats einen ausnehmend geringen Krankenstche zu verzeichnen haben wird — toran ich nicht im m­indesten zweifle — so wird er dies wahrschein­­lich dem sonstant segenen Wetter zuschreiben, aber mit Unrecht, denn es ist die nothb­endige Folge der Ab­wesenheit so vieler Aerzte. Ich bin nur neugierig, wie den Herren Nerzten der Wolf von Quarnero, von den romantischen Gestaden ihrer... Lancirg betrachtet, gefallen hat. Denn Lavoirs müsen bei der Fahrt von Triest nach Fiume in Hülle und Fülle in Anwendung gekommen sein. Wie manche Lanpratte von einem Doktor diverser Grade ist da auf schwankendem Verded, von fehnöder Geekrankheit ergriffen, stundenlang der festen­­ Meinung gewesen, die heurige Wanderversammlung der ungarischen Aerzte und Naturforscher werde nicht nur von Baron Vechey, sondern auch den heiligen Ulrich in persona präfigixt und finde auch nit in der Hauptstadt des ungariscen Küstenlandes, sondern in der Sapitale 0.8 preußischen Schlesiens statt. Um so wunderbarer mußte es nach­her erscheinen, daß man den ganzen Tag nach Breslau fuhr und schließli­­ch in Fiume anlangte. Einer der Sektionen der Fiumaner Versammlung könnte ich eine groteske medizinische, resp. thierärztliche Frage vorlegen, welche vor einigen Tagen in meiner Gegenwart aufgeworfen wurde. Ich ging nämlich an der Donau spazieren und blieb stehen, um einem mnwnderen Fischersmann bei seiner ichthyologisgen Arbeit zuzusehen. Wie nun der Mann fein Ne herauszog, hatte er unter einer Menge junger Brut auch einen schönen großen Karpfen darin. Er warf das Kleine Bolt wieder in3 M Waffer und ergriff den Karpfen regt unsanft an den Kiemen. Wie er scheint, verträgt das ein solcher Fi nicht ganz gut, denn der Gefangene entschlüpfte mit einem mächtigen saut de carpe seiner Faust und fiel auf das Ufer. Im diesem Momente stürzte sich ein mit hängender Zunge des Weges rennender Hund auf den Wild­ und biß ihn. Der Fischer verjagte den Köter und hob den gebisfenen Fi wieder auf. Da trieb mich der Schalf, vom Fischer einen Floh in’3 Ohr zu fegen und ich frug ihn, ob er den gild­ trogbem verkaufen Er bejahte es. , Ja", sagte ich, mie­hts denn aber, wenn der Hund zufällig wüthern war und nun der Fisch auch wasser­ fehen wird ? Er sah mich verblüfft an, denn das wäre ihm sein lebelang nit eingefallen, daß auch ein Fisch mafleriheu werden könnte 34 bewies es ihm indeß haarklein und machte ihn darauf aufmerksam, welche gesundheitsgefährliche Folgen der Verlauf eines m­afleriheuen öildes haben könnte. Gilihe Neugierige, die herbeigekommen waren, pflichteten mir vollkommen bei und schließlic erschien sogar ein Konstabler, welcher, vom Thatbestand unterrichtet und die Plausibilität meiner Diuth­­maßung einsehend, sofort gebot, wer gebisfene Fisch müsse ins Thier­­spital zur Beobachtung abgegeben werden. Der Fischer wußte nun vollends nicht, woran er war. Ein unwafferscheuer Fidh, das it ja etwas ganz Undenkbares! Gr wollte also von F­itch nicht herausgeben. Man stellt längere Zeit hin und her, endlich wurde der Sonftadler böse und sagte: „Gut, wir künnen ja gleich sehen, ob er Wwafferfcheu ist oder nicht“, worauf er den Fisch nahm und ins Wasser warf. Da der Fisch nicht entregt aufs Land zurückprang, sondern munter untertauchte und verschwand, war er nun klärlich bewiesen, daß von Wasserscheu seine Spur gewesen war, der Fischer also den Fi verlaufen dürfe Damit ging der Konstabler von vannen und der Fischer konnte nun unter der geräuschvollen Heiterkeit der Umstehenden wieder nach dem Fische suchen, um ihn zu verkaufen. Hoffen wir, daß er ihn nicht finden wird, denn wie, wenn die Wuth bei dem Fische erst nach längerer Zeit ausbricht, — vielleicht gar erst, nachdem er schon ... gegessen ist? Welches Mal:­heur könnte daraus entstehen ! — — Die Ausflügler, Touristen, Badereisenden, Bergnügungszügler ıc. fangen an, in die Stadt wieder einzuladen, ausgenommen natürlich diejenigen, die nach Süden gehen, und das m­ilde Herbstwetter ab­­warten. Da Sprach ich gestern einen hiesigen Professor, wen ich seit sechs Moden nicht gesehen, weil er sechs Wochen lang am Rhein Steine ges­topft hat, nämlich mit dem geologischen Hammer. Er ist sein Ungar und da begrüßte er nui nach seiner Nachkehr mit den begeisterten Worten: „Extra Hungariam non est vita.“ Er hatte den Kopf noch ganz voll mit frischen, kaum „vernarbten” Einpfüden, überall gaufel­­ten ihm die rotkleinenen Bärdeder und Berlepsche hallszink­end vor Augen, magere Engländerinen mit propfzieherartigen Schmachtloden, biedere vdeutische Hausknechte mit trinigeb­durftigen Händen, lumpige Homburger Oulvenfüße und noble Baden-Badener Fünffrancs-Mini­­mal­fabe sind noch immer seine allnächtlichen Träume. „übt einmal ein anständiges Kaffeehaus in der ganzen Ge­­gend !" seufzt er, der langjährige Stammgast und quasi Eingeborene vieler hiesiger Kaffeehäuser. In Bonn suchte er das nobelste auf, wel­ es den stolzen Namen „Cafe Royal“ führt. Er trat in eine kleine Stube, in welcher auf einer Estrade eine französische Kaffierin fa. „Mein Fräulein,” trug er, „wo ist denn der Eingang in’s Kaffee­­haus “" — „Mein Herr," entgegnete sie: „Sie befinden sich im Cafe selbst." Drei oder vier niedrige Tischc­en bilden das Mobiliar des Cafe Royal und an den Tischen filten Bonner Stuviosi mit 7­affen vor si). Einem von ihnen wird eine Kanne mit sogenannten Kaffee ge­­reicht, er scheikt seine Taffe voll und reiht dann die Kanne weiter, bis sie die ganze Runde gemacht hat. Das ist die Bedienung. Der Pro­­fessor verlangte dann Zeitungen. Da brachte man ihm zwei große dide Bände; der eine enthielt mehrere Monate „Gartenlaube”, „Ueber Land und Meer”, „Slufteirte Melt“, „Omnibus”, „Bazar“ 2c., Alles zusam­­mengehettet ; "der andere ebenfalls eine ganze Gruppe verschiedenster Frage, ob es denn da seine politischen Zeitungen gebe, antwortete man: „Nein, das wird hier nicht gelesen." Auch die Trinkgelver am Rhein haben ihm viel bittere Schmer­­zen verursacht. So kam er z. B. einmal von ich weiß nicht m­ehr wel­­cher, malerischen Nam­e herabgestiegen und ging auf die Stadt Kaisers­­lautern zu, die sich unterhalb jener Burgtrümmer den Rhein entlang strebt. Da gesellte sie ein Herr zu ihm und begann gar viel zu schwasen von den Weinbergen ringsum und vom alten Vater Rhein und der schönen Hussicht und den Nittern, so da oben gehauft haben­­ mögen ac. 2c. Plössic erschallte, als man schon nahe am Flusse war, unten ein Glockensignal, das Zeichen, daß die Fähre, die ans andere Ufer hinüberfährt, abfahren wolle. Rasch sagte der Professor seinem " Begleiter Adien und wollte zum Fluß hinab, wohin zwei Mädchen führten, eines rechts und eines lints. Um aber ja nicht irre zu gehen, trug er den gesprächigen Herrn exit, ob er nach rechts oder nach Tinte zu gehen habe. „Hören Sie mal, da geh’n Sie lints," gab dieser an " Antwort und der Professor stürzte mit kurzem Dank davon. Er hatte aber seinen Begleiter schlecht tar­rt, denn dieser stürzte ihm plößlich wie ausgewechselt nach, ergriff ihn mit der Rechten am Nadzipfel, hielt mit der Linien den Hut hin und sagte in balichem Tome: „Hören Sie mal, mit wer Auskunft hab’ ich mir doc­­hoffentlich etwas ver­­dient ." Der Professor, wie eilig er es auch hatte, um die Fähre nicht zu verpaffen, konnte sie eines Lächelns doch nicht enthalten, nahm einen Silbergroschen aus der Tasche, ließ ihn in den Hut fallen und sagte: „Hier mein Lieber, Sie haben dieses Honorar revlich verdient.” Dann exit ließ jener seinen Zipfel 108. „Dir Wilden sind doch hessere Denen,“ nicht wahr ? " merve. Spanien und Die Spanier. Bon Gustav Nafch.*­ IV „Das Herz nordischer Völker ist eine Pumpe”, sagt ein geistvol­ler spanischer Schriftsteller, „das spanische Herz it ein Springbrunnen.” Niemals habe ich in so treffender Weise die Individualität und den Charakter des Spaniers gezeichnet gefunden, als mit diesen wenigen Worten : „das spanische Herz ist ein Springbrunnen !" Die Liebe, der Haß, die tühne waghalsige Nitterlichkeit , die Ausdauer , die Tapferkeit, die Entfehloffenheit, die Aufopferungsfähigkeit des Spaniers . Alice das wird mit diesen Worten gesehildert. Unter allen europäischen Böl­­fern, welche ich gesehen habe, ist sein Bolt so großer Thaten fähig, wie das spanische. Unter einer dreihundertjährigen repravirenden Herrschaft von Priestern und Despoten, wie Spanien sie erlebt hat, wäre das Herz jedes anderen Beltes gestorben das spanische Herz sprudelt noch heute, wie vor drei Jahrhunderten. Die Depravation, welche diese drei Jahrhunderte hindurch in Spanien mit allen Mitteln vom Königthum und von der Linquisition in Szene gefeht wurde, hat nur die, mit dem Königthume und der Inquisition eng verbundenen Seife bepras­t) Siehe Nr. 203, 204, 205 des „Wester Mob."

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